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urbanLab Magazin 2021 - Transformation

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die Notwendigkeit von inklusiven öffentlichen<br />

Räumen und die verbesserte<br />

Steuerungsfähigkeit der Kommunen<br />

über deren Nutzung. Das Standardbeispiel<br />

für eine weder ökologisch noch<br />

sozial verträgliche Fehlentwicklung in<br />

unseren Städten ist immer noch die<br />

Übernutzung von Straßenflächen für<br />

parkende Autos.<br />

Das im Mittelalter bekannte Allmende-Problem<br />

aus der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung hat sich im Automobilzeitalter<br />

in neuer Form in unseren<br />

Städten etabliert. Die Allmende, die<br />

gemeinsam nutzbaren Weideflächen<br />

der Dorfgemeinschaft, bedarf einer auf<br />

kollektiven Vereinbarungen beruhenden,<br />

sozial gerechten und ökologisch<br />

sinnvollen Nutzung. Wird sie durch exzessiven<br />

Gebrauch Einzelner übernutzt,<br />

werden damit alle geschädigt. Übertragen<br />

auf die Straßenflächen heißt dies,<br />

dass das weithin geduldete und gesellschaftlich<br />

akzeptierte dauerhafte Parken<br />

auf öffentlichen Verkehrsflächen<br />

eine Aneignung von Gemeingebrauchsflächen<br />

für ein Privatinteresse darstellt.<br />

Dabei besteht die besondere „Tragik“<br />

der Allmende, dass alle Instrumente für<br />

eine Steuerung bereit stehen. Es fehlt<br />

bisher nur an der Bereitschaft und dem<br />

Mut, die Interessen des Gemeinwohls<br />

gegen jahrzehntelang geförderte und<br />

geduldete Fehlnutzungen durchzusetzen.<br />

Mit den Diskussionen über die<br />

Notwendigkeit einer Verkehrswende<br />

beginnt ein Nachdenken, ob dies in Zukunft<br />

so bleiben kann.<br />

Letztlich geht es um eine gesamtgesellschaftliche<br />

sozial-ökologische <strong>Transformation</strong>.<br />

Die nachhaltige Entwicklung<br />

unserer Städte sind Seismographen für<br />

die Notwendigkeit und Gradmesser für<br />

das Gelingen oder Scheitern dieser großen<br />

Anstrengung, bei der der Zustand<br />

und die Nutzung Öffentlicher Räume<br />

im Mittelpunkt stehen. Im Öffentliche<br />

Raum werden Demokratie und Gesellschaft<br />

erlebt, gelernt und gelebt. Öffentliche<br />

Räume sind die Räume, über<br />

die alle Menschen Zugang zu öffentlichen<br />

Gütern haben. Darum müssen wir<br />

uns um öffentliche Räume kümmern<br />

(HBS 2019). -<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Bartetzky, Prof. Dr. Arnold (2019): Wohnzimmer für die Gesellschaft, Politische Bedeutung und<br />

Gestaltungsprinzipien des städtischen Raums, boell.brief ÖFFENTLICHE RÄUME#3, https://www.boell.<br />

de/de/wohnzimmer-fuer-die-gesellschaft (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

BBSR - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (<strong>2021</strong>), https://www.bbsr.bund.<br />

de/BBSR/DE/forschung/aufrufe/aktuelle-meldungen/anpassung-urbaner-raeume-an-klimawandel.html<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

BMI - Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (2017): Weißbuch Stadtgrün,<br />

https://www.gruen-in-der-stadt.de/ (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DIfU - Deutsches Institut für Urbanistik (2017): Was ist eigentlich doppelte Innenentwicklung?,<br />

https://difu.de/nachrichten/was-ist-eigentlich-doppelte-innenentwicklung (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

HBS - Heinrich Böll Stiftung (2019): Öffentliche Räume - Das Projekt, https://www.boell.de/de/<br />

spaces (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

MBWSV - Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr (2014):<br />

Urbanes Grün – Konzepte und Instrumente Leitfaden für Planerinnen und Planer, http://www.bgmr.de/<br />

system/publications/files/000/000/019/original/NRW_Urbanes_Grün.pdf?1522936216 (letzter Zugriff:<br />

11.07.<strong>2021</strong>)<br />

NSP (2020): Nationale Stadtentwicklungspolitik - Neue Leipzig-Charta, https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Initiative/Leipzig-Charta/leipzig-charta_node.html<br />

(letzter Zugriff<br />

11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DESTATIS - Statistisches Bundesamt (<strong>2021</strong>), vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/<strong>2021</strong>/04/PD21_209_412.html<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DGS - Stiftung Die grüne Stadt (o.J.): Grüne Städte - Städte zum Leben, https://www.die-gruene-stadt.de/dgs-gruenestaedtestaedtezumleben.pdfx?forced=true<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

Foto Alaunplatz Dresden: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0a/Alaunplatz_<br />

Dresden_2013.jpg/1600px-Alaunplatz_Dresden_2013.jpg upload 2013<br />

Ulrich Burmeister<br />

ist Sozialwissenschaftler und war bis Juni 2019<br />

Gruppenleiter in der Abteilung Stadtentwicklung<br />

und Denkmalpflege des Städtebauministeriums<br />

NRW. Ulrich Burmeister ist Mitglied im Landesvorstand<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung NRW. Er arbeitet<br />

heute in verschiedenen baukulturellen Initiativen<br />

und ist Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung der<br />

Stadt Bielefeld.<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

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