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urbanLab Magazin 2021 - Transformation

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Dabei geht es einerseits um die Ausweitung<br />

der Siedlungs- und Verkehrsflächen,<br />

andererseits um unterschiedliche<br />

Vorstellungen über Art und Weise der<br />

baulichen Nutzung. Aber auch Konflikte<br />

im Bereich der Freiraumnutzung zwischen<br />

Naturschutz, Landwirtschaft und<br />

Freizeit innerhalb und außerhalb besiedelter<br />

Räume nehmen zu.<br />

Die Innenverdichtung ist zumindest<br />

in den Großstädten ein zunehmend<br />

propagiertes und genutztes Mittel, die<br />

mangelnde Flächenverfügbarkeit an<br />

der Peripherie zu kompensieren. Innen-<br />

vor Außenentwicklung ist hier in<br />

den letzten Jahren zum prägenden Leitbild<br />

geworden. Die (Wieder-)Nutzung<br />

von Brachflächen und die Konversion<br />

von ehemals industriell und militärisch<br />

genutzten Flächen spielen deshalb zu<br />

recht eine überragende Stellung in der<br />

aktuellen Stadtentwicklungsdiskussion.<br />

Die Neunutzung solcher Flächen bietet<br />

die Chance, dringend benötigte Baugrundstücke<br />

– insbesondere für den<br />

Wohnungsbau – relativ zügig und konfliktarm<br />

zu generieren.<br />

Wo Brachflächen nicht im ausreichenden<br />

Maß zur Verfügung stehen, treffen<br />

die gegensätzlichen Interessen häufig<br />

genug ungebremst aufeinander. Also<br />

beispielsweise bei der Verdichtung von<br />

bestehenden Wohngebieten, bei der<br />

Inanspruchnahme von Grünflächen,<br />

Erholungsräumen und klimatischen<br />

Ausgleichsräumen für bauliche Entwicklungen.<br />

Wenn in diesen komplexen<br />

Fällen ein für alle Seiten akzeptabler Interessenausgleich<br />

nicht gefunden wird,<br />

führt dies nicht selten zu Entwicklungsblockaden.<br />

Die Konflikte zwischen baulicher<br />

Nutzung, notwendigen Grün- und<br />

Ausgleichsflächen und Arten- und Naturschutz<br />

haben sich zunehmend vom<br />

Rand in die Kernbereiche unserer Städte<br />

verlagert.<br />

Die Doppelte Innenentwicklung ist der<br />

Versuch, diesen Zielkonflikt begrifflich<br />

zu fassen und von einer Entwicklungsblockade<br />

zu einem produktiven Miteinander<br />

zu kommen. Doppelte Innenentwicklung<br />

heißt, die Entwicklung der<br />

Städte in ihrem Bestand nicht nur im<br />

Sinne einer baulichen Verdichtung zu<br />

betreiben, sondern den Blick zugleich<br />

auch auf die Erhaltung, Weiterentwicklung<br />

und Qualifizierung des urbanen<br />

Grüns zu richten. Beides muss als Einheit<br />

konzeptionell zusammengeführt<br />

werden (vgl. DIfU 2017).<br />

Für die planenden Büros, Verwaltungseinheiten<br />

und die kommunalpolitischen<br />

Akteure gleicht dies häufig einem unlösbaren<br />

Spagat. Die Flächennutzungsplanung<br />

und verbindliche Bauleitplanung<br />

mit Festsetzungen in Bebauungsplänen<br />

werden ergänzt durch Konzepte zur<br />

Freiraumentwicklung, Biotopverbund<br />

und Klimaschutz und münden im besten<br />

Fall in integrierte Stadt(teil)Entwicklungskonzepte.<br />

Am Ende ist aber das<br />

politische Stehvermögen der kommunal-politischen<br />

Akteure und die Einsicht<br />

der Eigentümer und Investoren gefragt,<br />

diese gut gemeinten Regeln für eine<br />

nachhaltige Entwicklung auch durchzusetzen.<br />

Hilfreich wäre es, die städtebauliche und<br />

naturschutzfachliche Bewertung der<br />

Flächenpotenziale nicht nur einzelfallbezogen<br />

vorzunehmen, sondern gesamtstädtische<br />

Betrachtungen und<br />

standardisierte Verfahren einzusetzen.<br />

Dies würde auch Anwohnerinitiativen<br />

und Naturschutzverbände zwingen,<br />

sich stärker auf Gemeinwohlargumentationen<br />

einzulassen und gesamtgesellschaftliche<br />

Abwägungen in ihre<br />

Ulrich Burmeister (2)<br />

Schottervorgarten in Bielefeld - Konflikt zwischen<br />

baulicher Nutzung und Artenschutz<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

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