urbanLab Magazin 2021 - Transformation
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Aktuell ist zum einen die „wahrgenommene Hürde“ zur Technologie<br />
zu groß und zum anderen sind die Erwartungen in der Praxis zu<br />
stark von Sci-Fi Filmen geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es aktuell eine große<br />
Bereitschaft neue Technologien zu nutzen, um historisch gewachsene Probleme<br />
neu anzugehen. Oft stehen die überzogenen Erwartungen an die Technologie aber<br />
leider dem Erfolg im Weg.<br />
früh und eng in die Entwicklung eingebunden<br />
werden. Nur so können die<br />
Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen verstanden<br />
und die Mehrwerte von Automatisierung<br />
und Teilautomatisierung<br />
aufgezeigt werden. Zweitens muss auch<br />
die Nutzung von KI-Lösungen auf die<br />
Bedürfnisse der Nutzer ausgelegt sein.<br />
Hierbei stehen für uns insbesondere<br />
Lösungen im Fokus, bei denen eine<br />
künstliche Intelligenz komplementäre<br />
Fähigkeiten einbringt und daher eng<br />
mit Mitarbeiter:innen zusammenarbeitet.<br />
Unerlässlich ist hierfür, dass Empfehlungen<br />
transparent, verständlich<br />
und fair sind. Nur so kann eine solche<br />
Zusammenarbeit funktionieren. Aktuell<br />
gibt es aber noch keine „pauschalen<br />
Antworten“ darauf, was Transparenz<br />
konkret bedeutet, wie sichergestellt<br />
werden kann, dass Mitarbeiter:innen<br />
KI-Lösungen nicht blind vertrauen, und<br />
wie der verantwortungsvolle Umgang<br />
mit KI-Lösungen langfristig aussehen<br />
wird. In diesen Bereichen gibt es noch<br />
großen Forschungsbedarf, der über die<br />
technischen Fähigkeiten der KI-Lösungen<br />
hinausgeht.<br />
AH: Einer meiner persönlichen Kritikpunkte<br />
am bisherigen Verlauf der Digitalisierung<br />
ist, dass neue Innovationen<br />
zum größten Teil produkt- und absatzorientiert<br />
gedacht werden. Selbstverständlich<br />
benötigt jede unerprobte<br />
Entwicklungsarbeit irgendeine Form<br />
des „Return-On-Invest“. Aber durch die<br />
enorme Geschwindigkeit und stetig steigende<br />
Komplexität der technologischen<br />
Entwicklung sind eigentlich nur noch<br />
Expert:innen in der Lage deren Auswir-<br />
kungen abzuschätzen und eine fundierte<br />
Kritikfähigkeit zu entwickeln. Mit welchen<br />
Konzepten, Regelungen oder Beteiligungsformaten<br />
könnte nach Deiner<br />
Ansicht die große Menge gesellschaftlicher<br />
Endnutzer im Umgang mit der „digitalen<br />
Unübersichtlichkeit“ unterstützt<br />
werden?<br />
MV: „Digitale Unübersichtlichkeit“ beschreibt<br />
das Problem sehr gut. Aktuell<br />
ist zum einen die „wahrgenommene<br />
Hürde“ zur Technologie zu groß und<br />
zum anderen sind die Erwartungen in<br />
der Praxis zu stark von Sci-Fi Filmen<br />
geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es<br />
aktuell eine große Bereitschaft neue<br />
Technologien zu nutzen, um historisch<br />
gewachsene Probleme neu anzugehen.<br />
Oft stehen die überzogenen Erwartungen<br />
an die Technologie aber leider dem<br />
Erfolg im Weg. Ein wichtiger Teil unserer<br />
Arbeit ist es daher gemeinsam mit<br />
Industriepartnern zu erarbeiten, wozu<br />
künstliche Intelligenz sinnvoll genutzt<br />
werden kann und wo die verfügbaren<br />
Daten ausreichen. In den letzten Jahren<br />
ist die Technologie dank Firmen wie<br />
IBM, Google oder Amazon so günstig<br />
und leicht zugänglich wie noch nie. Aktuell<br />
fehlt es aber noch an hochwertigen<br />
Schulungs- und Qualifizierungsangeboten,<br />
die gezielt auf die Bedürfnisse<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
zugeschnitten sind. In dem Forschungsprojekt<br />
„Data Literacy“ vermitteln wir<br />
Unternehmen anhand von konkreten<br />
Anwendungsbeispielen die Mehrwerte<br />
der Technologie und zeigen ihnen, wie<br />
man ihre individuellen Problemstellungen<br />
angehen sollte.<br />
112 DATA DRIVEN DESIGN