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urbanLab Magazin 2021 - Transformation

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da nicht glücklich. Also das Landleben<br />

ist aus meiner Sicht ein Auslaufmodell.<br />

Würde ich nicht mehr reproduzieren.<br />

KA: Aber für viele Menschen bedeutet<br />

Stadt auch Stress.<br />

architektonischer Sicht beides möglichst dicht zusammenzubringen,<br />

irgendwie miteinander zu verzahnen?<br />

LM: Wenn es kein Land, also keine kleine<br />

Dörfer mehr geben würde – rein theoretisch<br />

– muss sich eben auch die Stadt<br />

verändern. Es müsste in der Stadt viel<br />

mehr Raum geben für Möglichkeiten,<br />

denn Stadt ist definitiv auch Stress. Es<br />

ist wissenschaftlich bewiesen, dass die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass man an einem<br />

Herzinfarkt stirbt in einer Stadt natürlich<br />

viel größer ist, oder von einem Motorrad<br />

überfahren zu werden.<br />

Es gibt ein paar architektonische Ideen,<br />

die man verfolgen könnte. Ich bin ja einer<br />

von denen, der überlegt wie man es<br />

umsetzen kann, dass man zum Beispiel<br />

mitten in der Stadt ist, aber es trotzdem<br />

ruhig und grün. Eine der Ideen ist zu sagen,<br />

man plant die Gärten und die Parks<br />

nicht neben die Wohnsiedlung, sondern<br />

einfach auf deren Dächern, z.B. auf dem<br />

Dach des Rewe oder von Ikea.<br />

Kontemplation nenne ich das. Es gibt<br />

immer zwei Kräfte, die Menschen brauchen<br />

für das Leben. Wir haben schon<br />

über das Leben gesprochen, dass das<br />

Leben überall stattfindet. Und zum Leben<br />

gehört Inspiration. So etwas wie<br />

Freunde treffen, Kultur und Kunst, Lernen,<br />

Bildung und so weiter. Inspiration<br />

braucht man und Kontemplation. Also<br />

mal zur Ruhe kommen, den Blick schweifen<br />

lassen, in einer Hängematte liegen,<br />

„<br />

spazieren gehen, einatmen, ausatmen.<br />

Beides braucht der Mensch. Und die<br />

Frage ist: Gibt es irgendeine Möglichkeit,<br />

aus städtebaulicher und architektoni-<br />

Inspiration und Kontemplation, beides<br />

braucht der Mensch. Und die Frage ist:<br />

Gibt es irgendeine Möglichkeit, aus städtebaulicher und<br />

scher Sicht diese beiden Dinge möglichst<br />

dicht zusammenzubringen, irgendwie<br />

miteinander zu verzahnen? Das ist eigentlich<br />

die Herausforderung. Und da<br />

habe ich so ein paar Thesen und ein paar<br />

Ideen entwickelt.<br />

KA: Wie sieht denn eine Idee aus?<br />

LM: Wenn du auf Stadtkarten guckst<br />

von oben, dann sieht man immer das<br />

Gleiche. Alles ist von einander getrennt.<br />

Der Park, der Teich, Industrie. Ich würde<br />

sagen, die Möglichkeiten in solch einer<br />

Stadt sind eingeschränkt. Also machen<br />

wir Blöcke. Ich nenne es Circular Blocks.<br />

In der Mitte hast du eine Halle, in der ebenerdig<br />

Industrie ist, auf dem Dach ist ein<br />

Teich und grüne Wälder und außen rum<br />

sind einfache Wohngebäude oder Büros,<br />

also alles was Fenster braucht. Das war<br />

es schon. Dann muss man gucken, ob<br />

man die auch miteinander verbindet. Im<br />

Moment ist alles immer von einander getrennt.<br />

Ein Circular Block für den Stadtrand<br />

oder für Dörfer ist 60 Meter mal 70<br />

Meter groß. Für die Stadt etwa 120 Meter<br />

mal 200 Meter.<br />

Ich würde zum Wohnen keine Einfamilienhäuser<br />

vorschlagen, sondern den sogenannten<br />

Salzburger Block. Da sind die<br />

Häuser angedockt an dem Kapuzinerberg<br />

und sind nur zu einer Seite offen.<br />

In der Mitte des Blocks ist alles Erde, ein<br />

kleiner Hügel, etwa 10 Meter hoch mit<br />

einem Wasserspeicher in der Mitte. Die<br />

Wohnungen sind aber nur zweigeschossig,<br />

also wirklich niedrig. Und oben auf<br />

dem Dach, da können Einfamilienhäuser<br />

stehen oder Tiny Houses. Also wer unbedingt<br />

in einem Einfamilienhaus leben<br />

will kann das machen. Man soll aber zusammen<br />

in einem Block wohnen, sodass<br />

man näher zusammen ist. Du brauchst<br />

einfach eine bestimmte Dichte an Menschen.<br />

Also nach meinen Berechnungen<br />

brauchst du mindestens 15.000 Menschen<br />

pro Quadratkilometer, damit ein<br />

Arzt sich ansiedelt oder eine Kita sich<br />

lohnt und nicht nur zwei Kinder betreut.<br />

Und wenn du alles in der Nähe hast,<br />

Krankenhaus, Schule und so weiter,<br />

dann muss man nicht mit dem Auto fahren,<br />

dann kann man überall hin laufen.<br />

98 HUMAN CENTERED DESIGN

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