13.04.2021 Aufrufe

urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall, Verena von Ohlen<br />

Potenziale und Herausforderungen in Nieheim<br />

Stadtforschung<br />

Die Studierenden des Bachelorstudiengangs Stadtplanung haben sich im Modul<br />

Stadtforschung mit der Stadtstruktur Nieheims beschäftigt.<br />

Anlass<br />

Die ausgesuchte Kleinstadt Nieheim sieht sich seit einem<br />

längeren Zeitraum mit einem Bevölkerungsrückgang<br />

konfrontiert, der neben der demografischen Entwicklung<br />

auch durch Wanderungsverluste begründet<br />

ist. Belastbare Prognosen zeigen auf, dass sich diese<br />

Entwicklung auch in der Zukunft fortsetzen wird,<br />

wenn die Stadt nicht aktiv entgegensteuert.<br />

Im Zentrum der stadtplanerischen Bemühungen der<br />

letzten Jahre steht die Stabilisierung der historischen<br />

Ortskerne. Die Städte möchten daher Neubürger in<br />

ihrer Mitte begrüßen und sie in ihr vielfältiges gesellschaftliches<br />

Leben einbinden. Periphere Gebiete und<br />

Kleinstädte sind seit Jahren stärker vom demografischen<br />

Wandel betroffen als Mittelstädte, somit können<br />

die vielen (jungen) Flüchtlinge eine Chance für<br />

die peripheren Lagen und Kleinstädte darstellen. Einerseits<br />

um Menschen zu helfen und ihnen eine neue<br />

Lebensperspektive zu geben und andererseits sie als<br />

Neubürger zu gewinnen, um so auf die mit dem demografischen<br />

Wandel verbundenen Probleme angemessen<br />

und erfolgreich zu reagieren.<br />

Voraussetzung für die Ausschöpfung der Potentiale,<br />

die von den Flüchtlingen ausgehen, ist deren dauerhafte<br />

Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft.<br />

Hierfür sind tragfähige, durchdachte und passgenaue<br />

Konzepte erforderlich, die die Teilhabechancen der<br />

Flüchtlinge fördern.<br />

Ein besonderer Gewinn für die Städte würde darin<br />

bestehen, leerstehende, stadtbildprägende Gebäude<br />

zu erhalten und im Zuge der Integration von Flüchtlingen<br />

mit neuen Nutzungen belegen zu können. Für ein<br />

solches Pilotprojekt, „Heimatwerker“, hat die Stadt<br />

Nieheim erst kürzlich in Kooperation mit der Hochschule<br />

OWL und der Landesinitiative StadtBauKultur<br />

NRW eine Förderung zugesagt bekommen, was u.a.<br />

Anlass für diese Übungsaufgabe ist.<br />

Die Flüchtlinge und die Attraktivität Nieheims ist Anlass<br />

der Übungsaufgabe. Welche Voraussetzungen<br />

müssen geschaffen werden, um Flüchtlinge dauerhaft<br />

als Dorfbewohner zu gewinnen?<br />

Das Leben im ländlichen Raum hat trotz der strukturellen<br />

Probleme und Veränderungsprozesse viele<br />

Vorzüge gegenüber der Stadt, beispielsweise<br />

aufgrund seiner engen Sozialstruktur und gesunden<br />

Lebensbedingungen für den Einzelnen und für die<br />

Erhaltungsfunktion der Daseinsvorsorge. Ländliche<br />

Kommunen müssen die Stärke der Attraktivitätsund<br />

Qualitätskriterien sichtbar werden lassen. Einige<br />

Kommunen haben das Potential das von den Flüchtlingen<br />

ausgeht bereits erkannt, wie Nieheim mit dem<br />

Projekt Heimatwerker. Doch ist Nieheim als Bleibe für<br />

die Flüchtlinge attraktiv? Wie viel ist von der „notwendigen“<br />

Infrastruktur vorhanden?<br />

Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabe im Modul Stadtforschung diente dazu,<br />

die Stadtstruktur Nieheims zu analysieren. In der<br />

ersten Übung ging es zunächst um das Dechiffrieren<br />

und Verstehen der Nieheimer Stadtstrukturen<br />

und -angebote. Gearbeitet wurde mit intuitiver<br />

Wahrnehmung vor Ort, aber auch mit einer analytischen<br />

Beschreibung des städtischen Angebots in<br />

Form von Karten und Diagrammen, in denen durch<br />

bewusstes Weglassen von Details bzw. durch eine<br />

vereinfachte, interpretierende oder überzeichnende<br />

Darstellung die wesentlichen Strukturen sichtbar<br />

gemacht wurden. Der Fokus lag dabei auf der<br />

Beschaffenheit und den Angeboten der Stadt für<br />

die Einwohner und besonders für die Flüchtlinge.<br />

Im 2. Übungsteil ging es um ein Konzept zur Weiterentwicklung<br />

der Stadt Nieheim. Wie kann man mit<br />

den im 1. Übungsteil gefundenen Potentialen und<br />

Mängeln umgehen? Offensichtlich ist die Stadt bei<br />

den Einheimischen und den Flüchtlingen nicht als<br />

dauerhafte Bleibeperspektive angesehen, welches<br />

durch die Schrumpfung signalisiert wird.<br />

Aufgabe im zweiten Übungsteil war es, alle recherchierten<br />

Defizite mit einem Nutzungs-Programm zur<br />

Attraktivitätssteigerung als Bleibeperspektive für<br />

die Flüchtlinge zu entwickeln. Die Flüchtlinge sind<br />

zunächst noch temporäre und später erhoffte dauerhafte<br />

Einwohner der Altstadt. Es geht um die Darstellung<br />

und Bewertung dieses Szenarios und der<br />

möglichen Auswirkungen auf das Stadtbild. Hierbei<br />

spielt das Potential der Region als Ganzes, also auch<br />

die Landschaft drum herum und benachbarte Städte<br />

eine große Rolle.<br />

15<br />

KONZEPTIONELLE PHASE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!