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urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

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elevant, da es bereits bei vielen bestehenden Projekten,<br />

Gruppen und Kursen beliebt ist. Um ein Konkurrenzdenken<br />

zwischen existierenden starken Strukturen<br />

und dem Projekt zu verhindern, wird in Altena auf<br />

den Aufbau eines Vereins verzichtet.<br />

Auch in Nieheim hat die Einbindung des Ehrenamts<br />

in den Umbau, trotz großen Engagements in der Bevölkerung<br />

nicht in erhofftem Maße funktioniert. Neue<br />

Ehrenamtliche Helfer*innen konnten hier durch die<br />

Kooperation mit der Hochschule gewonnen werden.<br />

Eine wichtige übergreifende Erkenntnis ist, falls wichtige<br />

bauliche oder soziale Aufgaben nicht von Ehrenamtlichen<br />

übernommen werden, müssten Hauptamtliche<br />

mit entsprechenden fachlichen Hintergründen<br />

im Projekt eingestellt werden, die die Geflüchteten<br />

konkret beraten können.<br />

Berichterstattung in der Presse<br />

Die Berichterstattung ist ein wichtiger Faktor um Akzeptanz<br />

für das Projekt in der Stadtgesellschaft zu<br />

fördern. Eine frühe Einbindung ist hier förderlich.<br />

In Altena gab es einen klaren Unterschied zwischen<br />

(über-)regionaler und Lokalpresse, da die überregionalen<br />

Beiträge vor allem durch Preise und allgemeine<br />

Berichte über die Integrationsarbeit in Altena<br />

geprägt waren und daher entsprechend positiver<br />

ausfielen als die persönlich geprägte Berichterstattung<br />

der Lokalreporter.<br />

In Nieheim ist die Lokal- sowie Fachpresse vor allem<br />

an der Zusammenarbeit von Geflüchteten und Studierenden<br />

sowie am Potenzial des Zuzugs für den<br />

ländlichen Raum interessiert. Die Reaktionen waren,<br />

außer in den sozialen Medien, insgesamt positiv. Aufmerksamkeit<br />

erhielt Nieheim auch durch das Projekt<br />

„making heimat“ auf der internationalen Architekturausstellung<br />

in Venedig.<br />

Wahrnehmung durch die Stadtgesellschaft<br />

Im Verlaufe des Projektes wurde deutlich, dass die<br />

Projektarbeit und vor allem der Einsatz von Fördergeldern<br />

zur Errichtung von Infrastrukturen für Geflüchtete<br />

ein brisantes Thema ist. In Altena sowie in<br />

Nieheim überwogen zu Anfang Skepsis, Vorurteile<br />

und Kritik vor allem aus der direkten Nachbarschaft.<br />

Das Bild hat sich in Nieheim mittlerweile zu Unterstützung<br />

und Interesse gewandelt, doch das Engagement<br />

durch Nieheimer*innen ist immer noch gering.<br />

Die Einladung an die Nachbarschaft auf die Baustelle<br />

oder zu einer Informationsveranstaltung zu Projektbeginn<br />

zu kommen hat sich positiv auf die Wahrnehmung<br />

der Bürger*innen ausgewirkt. Die Einsehbarkeit<br />

des Projektes trägt positiv zur Kommunikation<br />

nach außen bei und weckt besonders bei Gästen der<br />

Stadt Interesse.<br />

In Altena besteht insgesamt wenig Interesse am Projekt.<br />

Mittlerweile wird vor allem hinterfragt, warum<br />

das Haus angeblich kaum genutzt werde. Dabei gibt<br />

es derzeit viele Nutzungsanfragen von Vereinen und<br />

Gruppen. Um Vorurteile einzudämmen sollten Stadtgesellschaft<br />

und Presse von Beginn an umfassend über<br />

das Projekt informiert und daran beteiligt werden.<br />

Rolle der Technischen Hochschule OWL<br />

Die Studierenden haben zum Teil körperliche Arbeiten<br />

übernommen und waren eine Unterstützung und<br />

eine Art „geistige Hypothek“ neben der Muskelhypothek.<br />

Von Seiten der Studierenden wurden die<br />

Themen „baukulturelle Bedeutung von Leerstand in<br />

ländlichen Räumen“, „Fluchtzuwanderung als Chance<br />

für Wachstum und Arbeitsmarktentwicklung“, Bestandsanalysen,<br />

Innenraumgestaltung, Evaluation<br />

aber auch Entwürfe und Konzepte in verschiedenen<br />

Phasen des Projektes durch Seminare und Wahlpflichtfächer<br />

behandelt.<br />

Engere Beziehungen zwischen Studierenden und Geflüchteten<br />

sind auf Grund der weiten Distanzen und<br />

fehlender Kontinuität nicht entstanden, im Gegensatz<br />

zu Freundschaften zwischen den Geflüchteten.<br />

Alles in allem summieren sich die "Muskel- und geistige<br />

Hypothek" auf über 6.500 Stunden.<br />

Etablierung langfristiger Nutzungsstrukturen<br />

Die Nutzung der Gebäude nach Fertigstellung der<br />

Baumaßnahmen ist ein wichtiges Thema, das frühzeitig<br />

mitgedacht werden sollte. Auch der weitere<br />

Betrieb und die Verwaltung ist noch unklar. Bis das<br />

Haus in Nieheim nach 10 Jahren wieder ins Eigentum<br />

der Erbengemeinschaft übergeht, gibt es Überlegungen<br />

aus dem Verein heraus einen Hausmeister mit<br />

der Verwaltung zu betrauen. In Altena wurden auch<br />

städtische Nutzungen, wie das Touristeninformationsbüro<br />

und eine Sprechstunde des Integrationsbüros<br />

im Haus untergebracht.<br />

Die Funktion als Begegnungsort unterschiedlicher<br />

Bevölkerungsgruppen ist in Altena noch nicht gegeben.<br />

Es gestaltet sich schwierig Formate für Alt-Bürger<br />

und Neu-Bürger gleichermaßen zu finden und der<br />

Mangel an freiwilligen Verantwortlichen erschwert<br />

den Betrieb als offenen Raum. Aufgrund der starken<br />

Vereinskultur in Nieheim kann hier eine sinnvolle Nutzung<br />

voraussichtlich gut organisiert werden.<br />

Die Studierenden der Hochschule OWL haben sich mit<br />

der Frage der zukünftigen Nutzung in Nieheim nach<br />

Fertigstellung beschäftigt. Vor allem die Werkstatt<br />

erregt viel Interesse, daher ist eine Nutzung als Textilwerkstatt<br />

und Kleiderkammer denkbar und vor allem<br />

Angebote für Frauen und Mädchen nicht unwahrscheinlich.<br />

Die erfolgte Evaluation beider Pilotprojekte bietet die<br />

Möglichkeit Erfahrungen an zukünftige Projekte ähnlicher<br />

Art zu kommunizieren und auch konkrete Hinweise<br />

bezüglich der handwerklichen Umsetzung und<br />

Möglichkeiten zur Weiternutzung der vorhandenen<br />

Geräte zusammenzustellen.<br />

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