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urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

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Theresa Hellings<br />

Schuhe ausziehen<br />

Von den Gesten eines Raumes<br />

Bevor man sich mit dem „Schuhe ausziehen“<br />

beschäftigt, stellt sich wohl als erstes die Frage:<br />

Weshalb ziehen wir eigentlich Schuhe an?<br />

Schuhe berühren weite Felder. So können sie als<br />

Schutzfunktion dienen, ebenso wie als Modefunktion<br />

oder als Hinweis auf den gesellschaftlichen Status.<br />

Sie können eine politische Richtung äußern oder<br />

auch von der Kultur beeinflusst sein.<br />

Das Schuhe eine wichtige Rolle für uns Menschen<br />

spielen, zeigen auch die zahlreichen Sprichwörter,<br />

die rund um den Schuh entstanden sind. „Wo<br />

drückt der Schuh?“, „Auf eigenen Füßen stehen“,<br />

„Jemandem die Schuld in die Schuhe schieben“ - der<br />

Schuh ist mehr als nur Schutz für unsere Füße.<br />

Manchmal ist es aber besser seine Schuhe<br />

auszuziehen! Wenn man sich seine Schuhe auszieht,<br />

kann man sich besser begegnen. Man kann sich<br />

zusammensetzen und dabei den Schutz genauso<br />

fallen lassen, wie den gesellschaftlichen Status.<br />

Sich vertrauen, auf einer Ebene begegnen und<br />

austauschen. Vielleicht versteht man danach den<br />

Schuh des anderen auch besser.<br />

Sich die Schuhe auszuziehen beinhaltet auch ein<br />

ganz bestimmtes Gefühl. Es ist befreiend, meistens<br />

ist es verbunden mit dem Gefühl des Feierabends:<br />

nach Hause kommen, entspannen, vertrauen, man<br />

spürt den Boden unter sich, man kommt an. Ist man<br />

zu Besuch und befreit seine Füße, ist das auch ein<br />

Zeichen, dass man beabsichtigt länger zu bleiben.<br />

Neben dem Gefühl hat das Schuhe ausziehen auch<br />

Einfluss auf unsere Handlungen. Man bewegt sich<br />

anders, man sitzt anders - zum Bespiel auf dem<br />

Boden oder mit einem hochgezogenen Bein auf dem<br />

Stuhl.<br />

Der Ausgangspunkt meines Entwurfs ist die<br />

Feststellung, dass der Raum am besten ohne<br />

Schuhe betreten werden soll, um eine Behaglichkeit<br />

zu schaffen, wie man sie von Zuhause kennt. Wie<br />

gibt man aber den Hinweis, dass man seine Schuhe<br />

ausziehen soll, ohne ein Schild aufzuhängen<br />

„Betreten mit Schuhen verboten!“?<br />

Meine Aufgabe war es also die richtigen Bedingungen<br />

zu bieten um Bedürfnisse, die beim Ausziehen der<br />

Schuhe aufkommen, zu beantworten. Die Schwelle<br />

zum Raum wurde mit einem Schaffell versehen. Ein<br />

Schaffell ist etwas gemütliches, weiches, feines, das<br />

man nicht mit Straßenschuhen betritt und außerdem<br />

gerne an seinen Füßen spüren möchte. Ein erster<br />

Hinweis also, dass man seine Schuhe ausziehen<br />

sollte.<br />

Ich habe im Rahmen meines Entwurfs das<br />

Bedürfnis zum Schuhe ausziehen unterstrichen,<br />

eine Sitzgelegenheiten hierfür entworfen und eine<br />

Möglichkeit zum Verstauen der Schuhe geschaffen.<br />

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NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Modell<br />

Skizzen<br />

Modell

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