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urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

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wissen“), das Zusammenstellen gemeindebezogener<br />

Daten (etwa durch Zugriff auf das Kommunalprofil bei<br />

IT-NRW oder die Ratsinformationssysteme der Städte<br />

und Kreise) sowie die sekundäranalytische Auswertung<br />

lokaler Statusberichte, Dokumente und Zeitungsartikel.<br />

Auf dieser Grundlage sollten die kontextuellen Bedingungen<br />

und spezifischen Herausforderungen bei<br />

der Aufgabe der Integration von Geflüchteten in der<br />

jeweiligen Gemeinde skizziert und analysiert werden.<br />

Um eine wirklichkeitsfremde Außenperspektive zu vermeiden,<br />

schloss sich als zweite Phase die eigene empirische<br />

Feldforschung an. Nach einer Begehung und<br />

Ortserkundung mit Fotodokumentation sowie ersten<br />

informellen Kontakten sollten leitfadengestützte<br />

qualitative Interviews („face-to-face“) als Einzel- oder<br />

Gruppengespräche im Sinne einer „verstehenden“ empirischen<br />

Methode durchgeführt werden (vgl. Gläser/<br />

Laudel 2010, 4f.).<br />

Triangulation<br />

Die nach der ersten Analysephase zu erstellende<br />

SWOT-Analyse zu den „Stärken“, „Schwächen“, „Chancen“<br />

und „Risiken“ bei der wohnörtlichen Integration<br />

von Geflüchteten in der untersuchten Gemeinde trägt<br />

dem in der integrierten Quartiersentwicklung inzwischen<br />

verbreiteten Paradigmenwechsel von der bloßen<br />

Problem- und Defizitorientierung hin zu einer Ressourcenorientierung<br />

Rechnung. Die Adressat*innen<br />

von Interventionen werden hier in ihrem jeweiligen<br />

sozialräumlichen Setting nicht primär als mit Leistungen<br />

zu versorgende Klient*innen betrachtet, sondern<br />

insbesondere als Träger*innen von Ressourcen und<br />

Begabungen, die es im Sinne von Potenzialen zu mobilisieren<br />

oder als identifizierte Stärken noch weiter<br />

auszubauen gilt.<br />

33<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Expert*innengespräche<br />

Interviewt werden sollten Expert*innen mit unterschiedlicher<br />

Nähe bzw. Distanz zum jeweils untersuchten<br />

Handlungsfeld: Geflüchtete bzw. Zugewanderte,<br />

Nachbar*innen, Schlüsselpersonen (z.B.<br />

Kioskbetreiber*innen), professionelle institutionelle<br />

Stakeholder (z.B. Sozialberater*innen, Quartiersmanager*innen).<br />

Es ging also nicht nur um die Wahrnehmungen<br />

und Interpretationen von Funktionseliten aus<br />

Verwaltung, Politik und professionellen Helfer*innen,<br />

sondern nicht zuletzt auch um jene von Laien (u.a.<br />

Freiwillige, Betroffene) mit Insiderwissen aus erster<br />

Hand. Auf der Basis von mindestens drei qualitativen<br />

Interviews sollte eine Perspektiven-Triangulation erfolgen,<br />

um im Sinne eines „Cross-checking“ verschiedene<br />

Beobachtungsstandpunkte herauszuarbeiten und vergleichend<br />

zu erörtern. In der prozessorientierten und<br />

prozessoffenen Untersuchungsstrategie konnten zugleich<br />

vorangegangene Recherche- und Analyseergebnisse<br />

(u.a. Interviews) nachfolgend diskret hinterfragt,<br />

intersubjektiv gedeutet und rückgekoppelt werden.<br />

Viele Studierende zeigten sich interessiert, die Anstrengungen<br />

zur Integration von Geflüchteten in ihrem<br />

eigenen Heimatort zu untersuchen. Handlungsleitend<br />

waren dabei nicht nur Motivation und Neugier<br />

sondern es wurden vor allem auch forschungspragmatische<br />

Überlegungen angestellt. Neben der ressourcensparsamen<br />

Kopplung der Recherchearbeit<br />

mit einem gleichzeitigen Heimatbesuch, versprachen<br />

sich die Studierenden vor allem Vorteile bei der Identifizierung<br />

und Akquise von Interviewpartner*innen.<br />

So schwärmten viele zunächst in ihre Heimatorte aus<br />

– und zwar nicht nur in der Region OWL sondern gerade<br />

auch in entferntere Gemeinden. Dort suchten sie<br />

etwa mit Hilfe von Verwandten oder Freunden, die sich<br />

bei der Entstehung einer Willkommenskultur vor Ort<br />

bereits engagierten, den Zugang zu relevanten lokalen<br />

Stakeholdern. Insgesamt ist festzustellen, dass das Interesse<br />

und die Offenheit für diese Semesteraufgabe<br />

bei den Studierenden jeweils beeindruckend groß waren.<br />

Tatsächlich bildet sich die gestiegene Diversität in<br />

unserer Einwanderungsgesellschaft immer mehr auch<br />

in den Reihen der Studierenden an der TH OWL ab, so<br />

dass es stellenweise auch zu einer Beschäftigung mit<br />

der eigenen Migrationsgeschichte kam.<br />

Die Herausforderungen der globalen<br />

Migrationsdynamik<br />

Seit Ende der 1950er Jahre sind in der Regel mehr Menschen<br />

nach Deutschland ein- als ausgewandert. Der<br />

Blick in die Statistik zeigt aber auch, dass die Wanderungssalden<br />

sehr stark fluktuieren. Verschiedentlich<br />

war die Wanderungsbilanz sogar negativ, zuletzt im Jahr<br />

2007. Allerdings hat die Abwanderung bzw. Remigrati-

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