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urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

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KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Wanderungssalden in Deutschland - (https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Wanderung_Deutschland_Ausland.html | 30.09.2019)<br />

on aus Deutschland niemals jene Aufmerksamkeit erhalten,<br />

die der Zuwanderung zuteilgeworden ist, auch<br />

wenn diese in der Dimension zum Teil erhebliche Ausmaße<br />

angenommen hat (vgl. Alscher/Kreienbrink 2014).<br />

Nach 2007 setzte vor allem in Folge der EU-Erweiterungen<br />

eine verstärkte Migration aus den von der<br />

Finanz- und Schuldenkrise besonders betroffenen<br />

Länder im Süden Europas ein. Zudem erfolgte nun<br />

ein vermehrter Zuzug aus den EU-2-Erweiterungsländern<br />

Bulgarien und Rumänien. Letzterer bezog sich<br />

zunächst allerdings vornehmlich auf großstädtische<br />

Ankunftsorte. Gerade in Bezug auf die EU-Binnenmigration<br />

ist zudem ein hohes Maß an Pendelmigration<br />

zu beobachten. Trotz der erheblichen medialen<br />

Aufmerksamkeit für die Fluchtmigration kommt<br />

der weit überwiegende Teil der Zuwanderung nach<br />

Deutschland aus EU-Ländern.<br />

Die nach Deutschland Zugewanderten stammten<br />

zu keinem Zeitpunkt aus homogenen Gruppen.<br />

Insofern ist festzustellen, dass „die Herkunft (…) nur<br />

eine Dimension unter vielen im multidimensionalen<br />

Gefüge sozialer Praxis in der deutschen Einwanderungsgesellschaft“<br />

markiert (Geiling 2012, S. 13). Dennoch<br />

konnte bei den Arbeitsmigrant*innen der 60er<br />

und 70er Jahre in gewissem Maße noch von (sozialer)<br />

„Unterschichtung“ gesprochen werden. Bei den heutigen<br />

Migrationsdynamiken im Zuge der Globalisierung<br />

kann davon allerdings kaum die Rede sein. In der Tat<br />

sind es im Kontext der Fluchtmigration vor allem die<br />

ressourcenstärkeren Individuen und Gruppen, die aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen die Gefahren der<br />

Flucht auf sich nehmen. Sie weisen bei verschiedenen<br />

regionalen Herkunftsgruppen nicht selten sogar ein<br />

durchschnittlich höheres Bildungsniveau auf als in der<br />

Aufnahmegesellschaft anzutreffen.<br />

Trotz der gegebenen Vielfalt kann es durch die asylrechtlichen<br />

Verteilungs- und Unterbringungsstrukturen<br />

in den aufnehmenden Gemeinden zeitweise zu einer<br />

Homogenisierung nach Herkunft, Familienstatus, Geschlecht<br />

oder Alter kommen. Bei größeren Unterkünften<br />

in der Phase der Orientierung und Klärung der Bleibeperspektive<br />

werden hier Vorteile gesehen, Konflikten<br />

entlang nationaler oder ethnisch-kultureller Identitäten<br />

entgegenzuwirken und die oftmals traumatischen<br />

Fluchterfahrungen durch Unterstützung aus der eigenen<br />

Community besser bewältigen zu können. Dies<br />

verweist auf die Notwendigkeit, in den untersuchten<br />

Gemeinden nicht nur die lokalspezifischen Quantitäten<br />

in den Blick zu nehmen, sondern auch die sich verteilungsbedingt<br />

ergebende konkrete Zusammensetzung<br />

der Zugewanderten (Geschlecht, Altersgruppen, Familienstatus<br />

etc.). Die über 20 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund<br />

machen inzwischen etwa ein Viertel<br />

der bundesdeutschen Bevölkerung aus.<br />

Wegen der sehr unterschiedlichen räumlichen<br />

Verteilung von Zugewanderten ist die migrationsbedingte<br />

Diversität allerdings in städtischen<br />

Regionen alltäglicher als in ländlichen Gebieten.<br />

Etwa 50 Prozent von ihnen leben in Großstädten und<br />

hier oftmals in bestimmten „Ankunftsstadtteilen“<br />

(vgl. Saunders 2011). Die Vielfalt ist zudem in Westdeutschland<br />

deutlich stärker ausgeprägt als in den<br />

ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) (Cars-

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