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Titelthema - Gigaliner<br />
zu ersetzen, was als „Materialsubstitution“ bezeichnet wird. Zusätzlich<br />
kann auch die Fügetechnik, also die Art, wie metallische und<br />
Kunststoffmaterialien im Zug verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Zug leichter<br />
machen. Durch <strong>de</strong>n „Konzeptleichtbau“, <strong>de</strong>r Konstruktionen um jene<br />
Teile und Bereiche bereinigt, die nicht zur Stabilität beitragen, wird<br />
sowohl in <strong>de</strong>r Fügetechnik <strong>de</strong>s Wagenkastens als auch bei <strong>de</strong>r Gesamtkonstruktion<br />
Gewicht eingespart. Selbst im Rohbau sind Strukturen<br />
möglich, die das Gewicht <strong>de</strong>r Züge min<strong>de</strong>rn, ohne dass sie an<br />
Sicherheit verlieren. Ebenso sind alle weiteren Zugkomponenten wie<br />
Anbauteile, Türen o<strong>de</strong>r Innenausstattung auf Einsparpotenziale zu<br />
überprüfen. Natürlich muss die Sicherheit bei Unfällen stets Vorrang<br />
haben. Neue Möglichkeiten eröffnen hier etwa Verbundmaterialien,<br />
die ein Metallgitter in einem Kunststoffelement einbetten. Es ist zu<br />
beachten, dass das Gewicht „die Züge im Gleis hält“, also Seitenwindstabilität<br />
und Fahrsicherheit gewährleistet bleiben.<br />
Emissionsminimierung bei Dieselmotoren<br />
Auch in <strong>de</strong>n nächsten 20 bis 30 Jahren wer<strong>de</strong>n Fahrzeuge mit konventionellen<br />
Dieselmotoren eine Rolle spielen. Diese Fahrzeuge sind<br />
auf <strong>de</strong>r Schiene die größten Abgasemittenten. In diesem Innovationsfeld<br />
muss untersucht wer<strong>de</strong>n, welche technologischen Maßnahmen<br />
Abgase und CO2-Ausstoß reduzieren können. Im Fokus stehen<br />
<strong>de</strong>r Motor, die Kraftstoffaufbereitung und die Abgasbehandlung.<br />
verbesserung Umwelteffekte<br />
Einsatz alternativer Kraftstoffe<br />
Die Verbrennungsmotoren <strong>de</strong>r Bahnen wer<strong>de</strong>n allein mit Diesel betrieben.<br />
In einem ersten Schritt sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, ob auch regenerativ<br />
gewonnene Kraftstoffe wie Biodiesel o<strong>de</strong>r Biogas verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n können. Entsprechen<strong>de</strong> Aggregate mit geringerer Leistung<br />
wer<strong>de</strong>n bereits heute in Kraftfahrzeugen eingesetzt. Weitergehen<strong>de</strong><br />
Modifikationen verlangt <strong>de</strong>r Einsatz von Bioethanol. Auch diese Technik<br />
ist für kleinere Motoren bereits im Einsatz. Entsprechen<strong>de</strong> Tanks<br />
sind für alle diese Treibstoffe verfügbar. Eine weitere Option ist die<br />
Nutzung von Wasserstoff, <strong>de</strong>r sehr effizient aus erneuerbaren Energien<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n kann. Unterschiedliche Speichersysteme existieren<br />
bereits, diverse Fahrzeuge, zum Beispiel Stadtbusse, befin<strong>de</strong>n<br />
sich weltweit im Testeinsatz. Der Einsatz im Bahnbetrieb muss allerdings<br />
noch gezielt untersucht wer<strong>de</strong>n und verlangt entsprechen<strong>de</strong><br />
Systemanpassungen.<br />
Oberleitungsloser Elektroantrieb<br />
Die DB AG wickelt etwa 90 Prozent <strong>de</strong>s Schienenverkehrs in Deutschland<br />
elektrisch ab. Nur 60 Prozent aller Strecken sind elektrifiziert.<br />
Fahren dieselbetriebene Züge eine Strecke, die sowohl über nichtelektrifizierte<br />
als auch elektrifizierte Abschnitte führt, müssen entwe<strong>de</strong>r<br />
die Loks ausgetauscht wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die Züge einen Teil <strong>de</strong>r<br />
Strecke dieselbetrieben unter Fahrdraht fahren. Wünschenswert ist<br />
ein emissionsfreier Schienenverkehr jedoch auch auf nicht-elektrifizierten<br />
Strecken o<strong>de</strong>r Streckenabschnitten. Erstes Ziel sollte sein, auf<br />
relativ kurzen Streckenabschnitten ohne Oberleitung elektrische<br />
Triebfahrzeuge einzusetzen. Diese könnten ihren Strom aus Batterien,<br />
Doppelschichtkon<strong>de</strong>nsatoren, Schwungmassenspeichern o<strong>de</strong>r aus<br />
einer Kombination dieser Technologien beziehen. Ansätze hierfür<br />
existieren bereits. Speichertechnologien und Fahrzeuge müssen weiter<br />
erforscht und erprobt wer<strong>de</strong>n. Eigens konzipierte Fahrzeuge mit<br />
großem elektrischen Speicher – gewissermassen „Energie-Ten<strong>de</strong>r“<br />
– könnten zum Beispiel dort, wo keine Oberleitung vorhan<strong>de</strong>n ist,<br />
22 DAS BEHÖRDENMAGAZIN April/2012<br />
zusätzlich zum Triebfahrzeug eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Für längere nichtelektrifizierte<br />
Streckenabschnitte bieten sich zu<strong>de</strong>m Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellen an. In Bussen wer<strong>de</strong>n sie bereits heute erfolgreich<br />
getestet, für <strong>de</strong>n Einsatz in Bahnen muss diese Technologie aber noch<br />
weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Schließlich können Solarzellen auf <strong>de</strong>n Dächern<br />
geeigneter Fahrzeuge Fahrgastinformationssysteme o<strong>de</strong>r Lüfter<br />
mit Energie versorgen.<br />
Aktive Lärmreduktion<br />
Um die Geräuschemissionen von Schienenfahrzeugen zu senken,<br />
müssen Maßnahmen an <strong>de</strong>r Strecke und am Fahrzeug aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Glatte Fahrflächen auf Schiene und Rad sind<br />
eine zentrale Voraussetzung für alle an<strong>de</strong>ren technischen Maßnahmen.<br />
Weitere Lärmreduktionen können erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn Fahrweg,<br />
Rä<strong>de</strong>r und Fahrzeuge mit Schalldämpfern versehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Schallschutzwän<strong>de</strong> können weiter optimiert wer<strong>de</strong>n, ebenso wie Klimaanlagen,<br />
Lüfter o<strong>de</strong>r Nebenantriebe in Triebfahrzeugen. Bei steigen<strong>de</strong>n<br />
Geschwindigkeiten gewinnt <strong>de</strong>r aeroakustische Lärm an<br />
Be<strong>de</strong>utung, jener Lärm, <strong>de</strong>n das Äußere <strong>de</strong>s Fahrzeugs im Fahrtwind<br />
erzeugt. Hierbei gilt es vor allem, das Fahrzeug möglichst glatt zu<br />
bauen, also sämtliche Strukturen zu reduzieren o<strong>de</strong>r akustisch optimiert<br />
zu gestalten. In diesem Bereich besteht noch ein erheblicher<br />
Forschungsbedarf, um die Grundlagen zu verstehen und daraus Gestaltungsrichtlinien<br />
abzuleiten. Eine eigene Herangehensweise verlangen<br />
Güterwagen. Neben <strong>de</strong>n lauftechnischen Fragestellungen sind<br />
bei ihnen auch Aufbaustruktur und Ladung zu betrachten.<br />
Steuerung und Betrieb<br />
Informations-und Telekommunikationslösungen<br />
Die Informations-und Kommunikationstechnologie (IKT) wie auch die<br />
Softwareentwicklung haben in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren enorme Fortschritte<br />
gemacht. Beflügelt durch einen breiten Massenmarkt ist anzunehmen,<br />
dass dieser Trend auch weiter anhält. So sind heute<br />
zahlreiche Funktionen und Anwendungen schneller und kostengünstiger<br />
zu realisieren. Auch <strong>de</strong>r Bahnsektor profitiert von <strong>de</strong>n rasanten<br />
Entwicklungen. Die meisten Züge in <strong>de</strong>n Bahnhöfen und auf vielen<br />
Strecken sind bereits über öffentliche Mobilfunknetze o<strong>de</strong>r W-LAN<br />
erreichbar. In zehn Jahren dürfte sich die Bandbreite verzehnfacht<br />
haben, die Lücken in <strong>de</strong>n öffentlichen Netzen sind geschlossen. Dann<br />
kann sich <strong>de</strong>r Bahnbetrieb stärker solcher Netze bedienen, etwa um<br />
Assistenzsysteme mit aktuellen Daten zu versorgen. Nicht möglich<br />
ist dies jedoch bei Komponenten, die für die Sicherheit im Betrieb<br />
sorgen.<br />
Migrationskonzepte ETCS/ERTMS<br />
Technologie und Komponenten <strong>de</strong>s vereinheitlichten Europäischen<br />
Zugsicherungssystems „European Train Control System“ (ETCS) sind<br />
bereits verfügbar und auch im Einsatz. Neue Funktionen wer<strong>de</strong>n hinzukommen.<br />
Die flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Einführung <strong>de</strong>r Technologie muss<br />
daher Aktualisierungen erlauben. Um einen reibungslosen Betrieb in<br />
<strong>de</strong>r Migrationsphase zu gewährleisten, müssen jedoch auch ältere<br />
Fahrzeuge in das ETCS eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. In diesem Innovationsfeld<br />
sollen Lösungen für diese Umstellung entwickelt wer<strong>de</strong>n. Das<br />
Europäische Eisenbahnverkehrsmanagementsystem „European Rail<br />
Traffic Management System“ (ERTMS) benötigt weitere Komponenten<br />
für die betriebliche Optimierung von Zugläufen durch mehrere<br />
Län<strong>de</strong>r. Die Einführung <strong>de</strong>s Trassenmanagementsystems „European<br />
Train Management Layer“ (ETML) soll Zugfahrten über Grenzen hin-