Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Adel<br />
Die ständisch geprägte Gesellschaft des Mittelalters<br />
wurde in allen Facetten<br />
des weltlichen <strong>und</strong> geistlichen<br />
Lebens von einer privilegierten,<br />
eng unterein<strong>an</strong>der vernetzten,<br />
hierarchisch gegliederten<br />
<strong>und</strong> weitgehend nach<br />
unten abgeschlossenen Führungsschicht<br />
von Personenverbänden<br />
dominiert, die<br />
zusammenfassend mit dem<br />
Begriff „Adel“ bezeichnet<br />
wird. In seinen Ursprüngen<br />
bis in vorschriftliche<br />
Zeiten zurückgehend,<br />
zeichnet sich der Adel<br />
vor allem durch den<br />
Besitz von Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Boden, seinen entsprechend<br />
R<strong>an</strong>g <strong>und</strong> Funktion<br />
bestimmten Anteil <strong>an</strong> Gerichtsbarkeit<br />
<strong>und</strong> Herrschaft<br />
über Abhängige sowie durch<br />
das Vorrecht des Waffentragens<br />
<strong>und</strong> einer weitgehend<br />
ihm allein vorbehaltenen, herausgehobenen<br />
Kleidung <strong>und</strong><br />
Lebensführung aus. Weithin<br />
sichtbarer Ausdruck seiner gesellschaftlichen<br />
Sonderstellung<br />
im Hochmittelalter sind die in<br />
Form von wehrtüchtigen Anlagen<br />
errichteten Burg<strong>an</strong>lagen<br />
bzw. Wehrtürme, ebenso aber<br />
die meisten Dom-, Stifts- <strong>und</strong><br />
Kloster<strong>an</strong>lagen, deren geistliche<br />
Bewohner vielfach Angehörige<br />
des Adels waren. R<strong>an</strong>g <strong>und</strong><br />
Ansehen einer Adelsfamilie hing<br />
im Hochmittelalter entscheidend<br />
vom Grad der Nähe <strong>zum</strong> König, der Erl<strong>an</strong>gung<br />
geistlicher <strong>und</strong> weltlicher Lehen <strong>und</strong> der damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Gerichtsbarkeiten, Einkünfte <strong>und</strong><br />
Adelsgesellschaft<br />
Herrschaftsrechte ab, wobei die Durchsetzung<br />
der Vererbung <strong>an</strong> eigene Familien<strong>an</strong>gehörige<br />
<strong>und</strong> die Abwehr der Ansprüche konkurrierender<br />
Familien über die Stetigkeit des einmal<br />
errungenen St<strong>an</strong>des entschied.<br />
Neben dem älteren, persönlich<br />
freien „Uradel“, erl<strong>an</strong>gten im<br />
Verlauf des 11. <strong>und</strong> 12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
die Ministerialen,<br />
also die Gruppe der im Dienst<br />
von geistlichen <strong>und</strong> weltlichen<br />
Gewalten eingesetzten,<br />
persönlich aber unfreien<br />
Herrschaftsträger, Zug<strong>an</strong>g<br />
zur exklusiven Adelsschicht.<br />
Unterein<strong>an</strong>der stetig konkurrierend,<br />
ist dem Adel des<br />
Hochmittelalters insgesamt<br />
als einer sich als Elitenverb<strong>an</strong>d<br />
verstehende Schicht<br />
das Bestreben gemeinsam,<br />
höchstmögliche Vorsorge<br />
für das dauerhafte Gebetsgedenken<br />
<strong>und</strong> das eigene<br />
familiäre Seelenheil zu betreiben.<br />
Diese Sorge führt<br />
zu zahlreichen Kloster- <strong>und</strong><br />
Stiftsgründungen, zur Übertragung<br />
umfassender Besitztümer<br />
<strong>und</strong> Liegenschaften <strong>an</strong> geistliche<br />
Institutionen, was im Gegenzug<br />
eine repräsentativen<br />
Gestaltung von Grabstätten<br />
<strong>und</strong> eine ausgeprägte Stiftermemoria<br />
durch die begünstigten<br />
geistlichen Institutionen hervorrief.<br />
Die Stifterst<strong>an</strong>dbilder im Westchor<br />
des Naumburger Domes sind das<br />
unübertroffene Monument dieser<br />
Anschauung.<br />
Aufgr<strong>und</strong> seiner besonderen strategischen<br />
Lage zwischen deutschen <strong>und</strong> slawischen Sied-<br />
Naumburger Dom, Stifterfi gur, Graf Dietmar<br />
Adelsgesellschaft<br />
lungsgebieten <strong>und</strong> der hier <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>derstoßenden<br />
verschiedenen Diözes<strong>an</strong>-<br />
<strong>und</strong> Herrschaftsgrenzen ist das<br />
L<strong>an</strong>d <strong>an</strong> <strong>Saale</strong> <strong>und</strong> <strong>Unstrut</strong> in besonderer<br />
Weise von der hochmittelalterlichen<br />
Adelsherrschaft <strong>und</strong> -kultur geprägt.<br />
Als Symbol des im Verlauf des<br />
Hochmittelalters stark schwindenden<br />
königlichen Einfl usses <strong>an</strong> <strong>Saale</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Unstrut</strong> ist die Königspfalz Memleben<br />
hervorzuheben. Das hier am Sterbeort<br />
von König Heinrich I. <strong>und</strong> Kaiser<br />
Otto dem Großen gegründete Benediktinerkloster<br />
wurde nach seiner<br />
Unterstellung unter die osthessische<br />
Reichsabtei Hersfeld Ziel regionaler<br />
Gewalten, wobei es den Grafen von<br />
Buch gel<strong>an</strong>g, die einträgliche Klostervogtei<br />
als wichtigste Herrschaftsgr<strong>und</strong>lage<br />
über einige Generationen<br />
in ihrer Verfügungsgewalt zu bewahren.<br />
Mit Erzbischof Christi<strong>an</strong> I. von<br />
Mainz (1165 - 1183) konnte diese<br />
Familie immerhin einen der höchsten<br />
Würdenträger des Reichs stellen.<br />
Die am Zusammenfl uss von <strong>Saale</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Unstrut</strong> reich begüterte Familie<br />
der Ekkehardiner err<strong>an</strong>g mit ihren<br />
Spitzenvertretern Eckehard I., Eckehard<br />
II. <strong>und</strong> Herm<strong>an</strong>n die vom König<br />
verliehene Markgrafschaft Meißen<br />
<strong>und</strong> stieg damit zu einem der mächtigsten<br />
Herrschaftsträger im Reich<br />
auf. Mit den Klöstern St. Georg <strong>und</strong><br />
St. Moritz in Naumburg gründeten<br />
sie zwei geistliche Institutionen, die<br />
wesentliche Impulse für die Entwicklung<br />
der Region setzten.<br />
Die von Herm<strong>an</strong>n <strong>und</strong> Ekkehard II.<br />
maßgeblich betriebene, letztlich im<br />
Einkl<strong>an</strong>g mit König Konrad II. erfolgte<br />
Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz<br />
Seite 26 Seite 27<br />
Grabplatte, L<strong>an</strong>dgraf Ludwig IV. Original in der Georgenkirche zu Eisenach (Kopie auf der Neuenburg in Freyburg)