Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Wege zum Welterbe - Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Burgen<br />
Im Mündungsgebiet der <strong>Unstrut</strong> in die <strong>Saale</strong><br />
konzentrierten sich seit der Zeit um 1000 mehrere<br />
Herrschaftsträger: zunächst die Ekkehardiner<br />
um Klein-Jena, Naumburg <strong>und</strong> Eckartsburg.<br />
Aus dieser Frühzeit sind keine Baureste von<br />
Burgen überkommen. Auch starb diese Familie<br />
früh aus.<br />
Freyburg, Schloss Neuenburg,<br />
Doppelkapelle, Obergeschoss<br />
Die als Pfalzgrafen von Sachsen im Auftrag des<br />
Königs tätigen Besitzer der Burg Goseck <strong>an</strong> der<br />
<strong>Saale</strong> lassen sich seit etwa 1000 nachweisen.<br />
Ihre Burg gaben sie 1041 auf, um dort ein Benediktinerkloster<br />
einrichten zu können. Von der<br />
Burg ist fast gar nichts bek<strong>an</strong>nt. Wohin die Familie<br />
nach der Klostergründung zog, ist nicht<br />
überliefert: In Zscheiplitz nutzte sie offensichtlich<br />
einen (Wirtschafts-?) Hof. Nach dem Mord<br />
<strong>an</strong> Pfalzgraf Friedrich III. im Jahre 1085 heiratete<br />
dessen Witwe den im Thüringischen <strong>an</strong>sässigen<br />
Grafen Ludwig (den Springer). Unmittelbar darauf<br />
beg<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit dem Bau einer „neuen<br />
Burg” über dem späteren Freyburg.<br />
Burgenl<strong>an</strong>dschaft<br />
Im Gebiet zwischen Goseck im Osten, Bad<br />
Kösen im Westen, Naumburg <strong>und</strong> Freyburg konzentrierten<br />
<strong>und</strong> etablierten sich nunmehr zwei<br />
Herrschaftsträger: die Bischöfe von Naumburg<br />
<strong>und</strong> die (späteren) L<strong>an</strong>dgrafen von Thüringen.<br />
Beide selbst bzw. ihre Ministerialen errichteten<br />
Burgen, die eine hohe Qualität aufwiesen.<br />
Die Neuenburg wurde zugleich in<br />
enorm großen Dimensionen <strong>und</strong><br />
mit hohem baulichen <strong>und</strong> architektonischen<br />
Aufw<strong>an</strong>d errichtet. Davon<br />
künden ein gewaltiger Bergfried von<br />
über 17 m Durchmesser, zwei Achtecktürme,<br />
mehrere steinerne Wohnbauten<br />
<strong>und</strong> eine Kapelle (alles um<br />
1100 bzw. frühes 12. Jahrh<strong>und</strong>ert).<br />
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
forcierten die (nunmehrigen)<br />
L<strong>an</strong>dgrafen von Thüringen<br />
den Ausbau der Burg. Sie ließen ihr<br />
im Osten eine riesige Vorburg mit<br />
zwei Bergfrieden hinzufügen <strong>und</strong><br />
modernisierten die Kernburg mit<br />
einem neuen Palas <strong>und</strong> einer auf<br />
der älteren Saalkirche errichteten<br />
Doppelkapelle, die „<strong>zum</strong> Besten <strong>und</strong><br />
Bezeichnendsten, was uns von der<br />
höfi schen Kunst der Hohenstaufenzeit<br />
geblieben ist“,<br />
gehört (Georg Dehio).<br />
Hier haben Ludwig<br />
IV. <strong>und</strong> seine später<br />
heilig gesprochene<br />
Gemahlin Elisabeth<br />
unstrittig <strong>an</strong> Messen<br />
teilgenommen.<br />
In den Jahren, für<br />
die auch Aufenthalte<br />
des Paares<br />
auf der Burg urk<strong>und</strong>lich<br />
bezeugt<br />
sind, entst<strong>an</strong>d der<br />
Burgenl<strong>an</strong>dschaft<br />
spätrom<strong>an</strong>ische Wohnturm – offensichtlich zur<br />
Benutzung für die L<strong>an</strong>dgrafenfamilie.<br />
Bereits seit 1121 besaßen die späteren L<strong>an</strong>dgrafen<br />
die Eckartsburg, die sie im letzten Drittel<br />
des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>an</strong> der heutigen Stelle<br />
völlig neu errichten ließen. Davon künden heute<br />
insbesondere Ringmauern, Palas <strong>und</strong> Bergfried.<br />
Im Umkreis des Bischofssitzes <strong>und</strong> zur Sicherung<br />
des weltlichen bischöfl ichen Herrschaftsgebietes<br />
entst<strong>an</strong>den seit dem mittleren 12.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert die Schönburg östlich <strong>und</strong> die<br />
Rudelsburg westlich Naumburgs. Beide Burgen<br />
waren mit Ministerialen besetzt. Ihre überkommenen<br />
Bauten zeugen von der qualitätsvollen<br />
Architektur solcher Ministerialensitze.<br />
Mit Bischof Udo I. waren die herrschaftlichen<br />
Bestrebungen <strong>an</strong> <strong>Saale</strong> <strong>und</strong> <strong>Unstrut</strong> durch familiäre<br />
B<strong>an</strong>de gebündelt: Udo war ein Sohn<br />
Ludwigs des Springers. Die konkreten Auswirkungen<br />
dieser gemeinsamen Herkunft auf Politik<br />
<strong>und</strong> kulturelle Entwicklungen sind bisher<br />
kaum untersucht worden. So ist bisher nur sehr<br />
ph<strong>an</strong>tasievoll spekuliert worden, weshalb die<br />
L<strong>an</strong>dgrafen nur wenige h<strong>und</strong>ert Meter westlich<br />
der bischöfl ichen Rudelsburg mit Burg <strong>Saale</strong>ck<br />
eine eigene Befestigung errichten ließen.<br />
Das Baugeschehen seit der zweiten Hälfte<br />
des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts ist insbesondere durch<br />
die außerordentlich stark dominierenden<br />
niederrheinischen Bau- <strong>und</strong> Zierformen charakterisiert.<br />
Damit setzten die L<strong>an</strong>dgrafen<br />
eine Bautradition fort, die sie schon auf der<br />
Wartburg seit etwa 1155 verfolgt hatten <strong>und</strong><br />
die ebenso in der (l<strong>an</strong>dgräfl ichen) Freyburger<br />
Stadtkirche zur Anwendung kam. Außerdem<br />
lässt sich der niederrheinische Einfl uss auch<br />
in den bischöfl ichen Burgen Rudelsburg <strong>und</strong><br />
Schönburg, am Naumburger Dom selbst<br />
<strong>und</strong> in der Naumburger Ägidienkurie nachweisen<br />
– quasi herrschaftsübergreifend <strong>und</strong><br />
stilprägend.<br />
Seite 30 Seite 31<br />
Rudelsburg<br />
Schönburg, Bergfried <strong>und</strong> Kamin<br />
Rudelsburg