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nacHgefragt<br />

k unStStoff<br />

engpass<br />

Containermangel, Hurricans und Force Majeure<br />

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die internationalen Rohstoffmärkte<br />

bzw. die Rohstoff-Versorgung aus. Davon sind anscheinend auch technische<br />

Thermoplaste nicht ausgenommen, was zu engpässen für die Produzenten<br />

und teils massiven Preissteigerungen führt. Der ÖBM hat bei Franz grabner,<br />

geschäftsführer Pipelife Austria, und Wolfgang lux, geschäftsführer Poloplast,<br />

nachgefragt.<br />

ÖBM: Wie sieht die Situation für die<br />

Hersteller von Kunststoff-Rohren aus?<br />

Grabner: Bereits im letzten Quartal<br />

2020 sind die Preise für die Rohstoffe<br />

(PVC, PE und PP) massiv gestiegen.<br />

Dieser Trend setzt sich bisher auch im<br />

Jahr <strong>2021</strong> ungebremst fort. Zugleich ist<br />

die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Rohstoffe so gering,<br />

dass ein Hersteller zu jedem Preis<br />

kaufen muss, wenn er die Warenverfügbarkeit<br />

gewährleisten will. Rohstoffe<br />

werden von den Produzenten <strong>der</strong>zeit –<br />

je nach Verfügbarkeit – an die Verarbeiter<br />

zugeteilt. Diese Entwicklung hat sich<br />

im April mit schlechterer Verfügbarkeit<br />

und einem drastischen Preissprung weiter<br />

verschärft.<br />

Die gute Baukonjunktur sorgt <strong>der</strong>zeit<br />

für eine starke Nachfrage nach Bauprodukten<br />

und somit auch nach Kunststoff-<br />

Rohrsystemen.<br />

Lux: Wir befinden uns in einer absoluten<br />

Extremsituation. Die Bedarfszahlen<br />

im Markt sind in den letzten<br />

vier Wochen explosionsartig gestiegen,<br />

gleichzeitig ist die Verfügbarkeit <strong>der</strong><br />

Rohstoffe zurückgegangen.<br />

An welchen Rohstoffen mangelt es<br />

konkret? Was sind die eigentlichen<br />

Hintergründe? Zunehmen<strong>der</strong> Verbrauch<br />

in <strong>der</strong> Verpackungsindustrie?<br />

Logistische Probleme bei <strong>der</strong> Lieferung<br />

etc?<br />

Grabner: Die Verknappung und die<br />

Preissteigerungen betreffen alle gängigen<br />

Werkstoffe, die bei <strong>der</strong> Kunststoffrohrproduktion<br />

zum Einsatz kommen – also<br />

Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylen<br />

(PE) und Polypropylen (PP).<br />

Die Gründe für die Verknappung sind<br />

vielfältig. Zunächst einmal wurden im<br />

Zuge <strong>der</strong> Pandemie 2020 die Produktionskapazitäten<br />

und Lagerbestände <strong>der</strong><br />

Rohstoffproduzenten und ihrer Vorlieferanten<br />

– also die komplette Fertigungskette<br />

– heruntergefahren. Im letzten<br />

Quartal 2020 waren die Lagerstände dadurch<br />

sehr gering. Im Jahr <strong>2021</strong> ist die<br />

Nachfrage nach Kunststoffen aus allen<br />

Branchen wesentlich rascher angestiegen,<br />

als erwartet. Dies trifft insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Asien und die USA zu. Diese saugen<br />

Rohstoffe quasi vom europäischen<br />

Markt ab, für die Hersteller ist dies infolge<br />

höherer Preise attraktiv.<br />

Gleichzeitig gibt es im heurigen Jahr<br />

eine beträchtliche Anzahl von technischen<br />

Anlagenausfällen (Force Majeure),<br />

was zu einem dramatischen Engpass<br />

führt. Darüber hinaus werden im<br />

Moment Anlagen zur Herstellung von<br />

Ausgangsmaterialien – wie zum Beispiel<br />

Ethylen – gewartet. Wenn die Ausgangsmaterialien<br />

nicht verfügbar sind, dann<br />

können daraus auch keine Kunststoffe<br />

wie Polyethylen erzeugt werden. Dieser<br />

Zeitpunkt für Wartungsarbeiten ist aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Verarbeiter völlig unverständlich,<br />

aber offensichtlich bereits seit langem<br />

geplant und daher unaufschiebbar.<br />

Lux: In <strong>der</strong> Kunststoffbranche betrifft<br />

die Verknappung sehr viele Rohstofftypen.<br />

Für Poloplast sind es konkret die<br />

Werkstoffe Polypropylen und PVC, welche<br />

wir bereits seit Jahresbeginn nicht<br />

mehr in <strong>der</strong> von uns benötigten Menge<br />

von unseren Lieferanten beziehen können.<br />

Dazu kommen nicht vorhersehbar<br />

gewesene Force Majeure Fälle bei den<br />

Herstellern <strong>der</strong> Rohstoffe, die extrem<br />

starke Hurricane Saison in den USA<br />

gefolgt von einer Kältewelle zu Beginn<br />

des 1. Quartals 21. Verstärkt wurde dies<br />

noch durch den Containermangel für<br />

den internationalen Warenfluss.<br />

Wie wirkt sich das auf die Verfügbarkeit<br />

und die Preise von Kunststoffrohren<br />

aus?<br />

Grabner: Durch die im Vorjahr noch<br />

aufgebauten Lagerbestände sind wir mit<br />

einer sehr guten Warenverfügbarkeit ins<br />

Jahr gestartet. Damit konnten wir unseren<br />

Handelspartnern auch Lagereindeckungen<br />

im Februar vor <strong>der</strong> ersten<br />

unterjährigen Preiserhöhung im März<br />

ermöglichen.<br />

Die eklatanten Preissteigerungen aus<br />

dem ersten Quartal mussten wir ab<br />

1. März in unsere Verkaufspreise einrechnen.<br />

Die weitere Rohstoffpreisentð<br />

10 | 4 . <strong>2021</strong>

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