Alkohol - Highländer Albmagazin

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Highländer 8 titelthema Alkohol- & Drogenkampf auf der Alb Einer geht noch, einer geht noch rein Alkohol und Drogen waren für Jürgen F. niemals ein Problem gewesen. "Alkis haben mich immer angewidert, weil sie runtergekommen aussahen und unangenehme Mitmenschen waren" erinnert er sich. Doch auch für ihn gehörte eines Tages zum Bier nach Feierabend der Schnaps in der Frühstückspause. Dann passiert´s Laichingen - Jürgen F. hat es gar nicht bemerkt. Leicht und nahtlos wurde aus seinem regelmäßigen Alkoholgebrauch ein Alkoholmissbrauch. Was war schon schlimm an dem Bier nach Feierabend ? Was sollte gefährlich sein an den zwei oder drei Asbach-Cola unter Freunden ? Alle tranken, die Stimmung war bestens, das hatte ja wohl nichts mit irgendwelchen Abhängigkeiten zu tun. Obwohl er sich darüber bewusst war, dass sein Alkoholspiegel mehrmals wöchentlich seinen Führerschein gefährden würde, fuhr er nach diesen Abenden trotzdem mit dem Auto nach Hause. Jedes Mal. Nie war etwas passiert. Nur an einem Abend, da war sein Schlüssel weg. Jürgen F. gab die Suche danach auf und machte sich zu Fuß auf den Heimweg … Unfall Aufgewacht ist er im Krankenhaus. An seinem Bett standen die Eltern, die in den frühen Morgenstunden von der Polizei alarmiert worden waren. Jürgen F. hatte sich auf dem Heimweg bei Minusgraden auf den Fußweg gelegt, weil er so müde war. "Glück gehabt" sagte der Arzt beim ersten Mal. "Wenn Sie so weiter machen, geht das schlecht aus, Sie müssen etwas tun", riet man ihm in der Notaufnahme beim vierten Mal. Auf Reaktionen von Freunden und Eltern ging er nicht ein, als Alkoholiker bezeichnete er sich noch längst nicht. Nur sein Kontostand machte ihm allmählich zu schaffen. Therapie "Wir lassen dich nicht fallen, wenn du endlich aufhörst und dich deiner Abhängigkeit stellst" sagte sein Chef irgendwann einmal. Jürgen F. entschied sich für eine Therapie. "Es war die Hölle", sagt er heute nach dem vierten Anlauf und ständigen Rückfällen. Seit zwei Jahren ist er nun endlich trocken. 15 Jahre lang hatte er massive Alkoholprobleme gehabt. Seine Familie begleitet ihn, fühlt sich aber noch immer wie auf einem Pulverfass. "Nur alleine schafft man es, aus der Sucht zu kommen. Aber ganz alleine schafft man es nicht", sagt Rainer Breuninger, Geschäftsführer der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe des Landesverbandes Württemberg. Aber was heißt das ? "Der Weg zum Erkennen, dass man etwas tun muss, ist ein langer. Oftmals müssen die Betroffenen tief sinken und ganz von alleine darauf kommen, dass sie so nicht mehr weiter machen können", weiß Breun-inger und kennt viele Sorgen, Nöte und Qualen der Angehörigen. Stress für die Familie "Wenn es Zuhause Alkoholprobleme gibt, haben besonders die Kinder enormen Stress. Das geht los bei Konzentrationsproblemen in der Schule bis zur Angst vor Beleidigungen und Schlägen, wenn die Eltern wieder getrunken haben. Sie fühlen sich überfordert, wollen weglaufen, halten die gespannte Atmosphäre nicht mehr aus und erleben Ferien und Familienleben als einzige Strapaze." Nicht anders ergeht es Partnern, Verwandten oder Freunden von Menschen, die Alkoholprobleme haben. Hilfe vom Freundeskreis Seit 50 Jahren erhalten Abhängige und deren Angehörige von den Freundeskreisen für Suchtkrankenhilfe Unterstützung auf dem Weg in ein suchtmittelfreies Leben. "Selbsthilfe ist zwar kein Therapieangebot, aber thera- peutisch höchst wirksam", sagt Breuninger, der immer wieder gerne auf die niedrige Rückfallquote all der Betroffenen hinweist, die sich in einer der Freundeskreisgruppen gegenseitig Halt geben. 80 Prozent der Betroffenen, die nach einer Therapie die Selbsthilfegruppen besuchen, finden zu einer stabilen abstinenten Lebensgestaltung und zu neuem Sinn und Lebensfreude. Die Überwindung der Sucht ist eine prägende Erfahrung mit hohen Erwartungen und manchen Ängsten an ein zukünftig suchtmittelfreies Leben. Dieser Schritt wird häufig begleitet von Anpassungsdruck und Rückschlägen, die es immer wieder aufzuarbeiten gilt. Gefühle Alkohol ist eine Droge, die eine Veränderung des Gefühlslebens mit sich bringt. Gerade deswegen wird sie oft missbraucht, um Gefühle zu kaschieren oder zu unterdrücken und Hemmschwellen abzubauen. "Je regelmäßiger und mehr man trinkt, umso größer ist das Risiko. Deswegen sollte man sich selbst gut beobachten, wie Körper und Seele bei Alkoholkonsum reagieren. Wer darüber nachdenklich wird, sollte das Gespräch in einer Selbsthilfegruppe oder Suchtberatungsstelle suchen", rät Rainer Breuninger. Hilfe in Laichingen Seit 50 Jahren engagieren sich mittlerweile 125 Freundeskreise mit 700 ehrenamtlichen Mitarbeitern in 300 Gesprächsgruppen um derzeit über 3500 Mitglieder und Gruppenteilnehmer. Im Verbund der Suchtkrankenhilfe übernehmen die Freundeskreise die wichtige Aufgabe der Nachsorge für suchtkranke Menschen und sichern so die Behandlungserfolge von Suchtberatungsstellen und Fachkliniken. In diesem Jahr finden zum runden Geburtstag viele Informationsveranstaltungen und eine große Jubiläumsfeier statt. Die Geschäftsstelle der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe,Landesverbandes Württemberg e.V. hat ihren Sitz in Laichingen. Treffen der Laichinger Freundeskreisgruppen finden statt am Dienstag und Donnerstag um 19.30 Uhr im Ev. Gemeindehaus in der Gartenstrasse. Jeder Interessierte oder Hilfesuchende ist herzlich willkommen. Geschäftsführer Rainer Breuninger mit seinen Mitarbeiterinnen Maia Schlenk, Beate Gast und Ute Kehm.
Kleiner Erfahrungsbericht aus dem Jugendhaus Feldstetten: "Im Feldstetter Jugendhaus hatten wir für das Sommerferienprogramm nachmittags eine Jugendparty veranstaltet. Alle waren sich einig, dass kein Alkohol ausgeschenkt wird. Abends kam eine aufgebrachte Mutter und beschimpfte Vorstand und Jugendliche heftig, weil ihre Tochter betrunken sei und wir wären schuld daran. Es stellte sich heraus, dass die Jugendlichen den Alkohol von zu Hause mitgebracht hatten. Nachdem sie aus dem Jugendhaus verwiesen worden waren, betranken sich die Teenies im Freien auf dem Dorfplatz." Leider geben zu viele Eltern die Verantwortung ab. Der Zugriff zu Alkohol wird im trauten Heim sogar dramatisch erleichtert! Die Schuld liegt aber immer an den anderen. Weitere Hinweise findet man unter www.freundeskreise-sucht-wuerttemberg.de Geschäftsstelle, Hindenburgstrasse 19 a, Telefon 07333-3778. Spendenkonto 103 000 bei der Sparkasse Laichingen. & Zahlen Fakten Jede Menge!!! Lange Schlange Würden sich alle Alkoholiker in Deutschland die Hände reichen und eine Menschenschlange bilden, so wäre sie 2.500.000 Meter lang, das sind 2.500 Kilometer. Die Menschenkette würde also von Lissabon bis Budapest reichen bzw. von Göteborg bis Tunis. Geht man von 11 Millionen Deutschen aus, die noch nicht Alkoholiker sind, aber bereits ernsthafte Alkohol Problem haben wäre die Schlange 17187,5 km lang. Na dann Prost!!! Babys gefährdet "Schätzungsweise jedes 350. Neugeborene kommt in der Bundesrepublik mit einer unheilbaren Krankheit zur Welt - der Alkohol-Embryopathie (AE): zu klein und zu leicht, mit Fehlbildungen im Gesicht und Störungen im Gehirn. Bei etwa 30.000 jungen Menschen hierzulande ist die Chance auf ein normales Leben schon im Mutterleib ertränkt worden." Jugend ist schneller Alarmierend ist die Aussage des Essener Biologen Dr. Axel Leibstein: 'Beginnt der Alkoholmissbrauch mit 25 Jahren, braucht er durchschnittlich 10 bis 12 Jahre, ehe es zu einer Abhängigkeit kommt. Beginnt der Missbrauch dagegen schon mit 15 Jahren, dauert der Übergang in eine Abhängigkeit im Mittel nur fünf bis sechs Monate.' (Eltern, 7/97)" titelthema Highländer 9
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