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Fachmagazin R&M CONNECTIONS no. 60
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Glasfaser auf dem Vormarsch gegenüber dem angestammten Richtfunk<br />
050.7004 050.7005<br />
Small-Cell-Antenne<br />
Netzwerkinfrastrukturen. Das ist eine grosse<br />
Herausforderung und zugleich ein Lernprozess<br />
für alle Beteiligten. Business-Planer<br />
und Techniker gleichermassen waren es<br />
bisher gewohnt, zwischen Glasfaser für<br />
Festnetz- und für Mobilfunkanwendungen zu<br />
unterscheiden und solche Kapazitäten und<br />
Kosten separat zu planen.<br />
Hinzu kommt, dass Rechen- und Speicherkapazitäten<br />
im zukünftigen Verlauf des<br />
5G-Service-Ausbaus an den Rand der Netze<br />
verlagert werden müssen (Edge Computing).<br />
In den sog. «Edge»-Rechenzentren stellen die<br />
Anbieter künftig insbesondere die speziell für<br />
zeitkritische und datensensible Dienste und<br />
Anwendungen (Mission Critical Services)<br />
notwendigen Rechenleistungen und Softwareapplikationen<br />
bereit. Nur so können die<br />
Übertragungszeiten für sensible Daten auf<br />
der Strecke zwischen Rechenzentrum und<br />
den Teilnehmern minimiert werden.<br />
050.7003<br />
Neue Ansätze auf dem Markt<br />
Der von 5G hervorgerufene Paradigmenwechsel<br />
führt zu neuen Ansätzen bei Netzdesign,<br />
Netzplanung und Infrastrukturlösungen.<br />
Neue Arten von Dienste-Anbietern und<br />
Varianten von Geschäftsmodellen werden<br />
gefragt sein, um den Wandel zu meistern und<br />
die Nachfrage zu bedienen.<br />
Grosse Unternehmen werden beispielsweise<br />
private 5G-Netzwerke für ihre<br />
firmenspezifischen Kommunikations- und<br />
Prozessbedürfnisse aufbauen und sich hierfür<br />
eigene Übertragungsbandbreiten, d.h. 5G-<br />
Frequenzen, sichern. In einigen europäischen<br />
Ländern ist dies bereits Realität und erste<br />
sogenannte Wireless-5G-Enterprise- oder<br />
-Campus-Netze sind in Testbetrieb. Erste<br />
komplexe Interoperabilitätstests zwischen<br />
den verschiedenen Systemlieferanten und<br />
dem jeweiligen industriellen Endkunden und<br />
seinen spezifischen IoT-5G-Anwendungen<br />
werden durchgeführt. Mit 5G lässt sich hier<br />
eine ganz neue Welt von Applikationen und<br />
individuell designten Lösungen im Enterprise-<br />
Bereich realisieren.<br />
Klassische Mobilfunknetzbetreiber, die ihre<br />
Infrastruktur und ihre Antennenstandorte<br />
nun nach und nach mit 5G-Technologie aufrüsten,<br />
müssen u.a. bestehende und viele<br />
zusätzliche, neue Antennenstandorte mit<br />
Glasfasernetzen verbinden. Aufgrund zeitlicher<br />
und kapazitätsseitiger Engpässe werden<br />
das in Zukunft nicht mehr ausschliesslich<br />
eigene optische Lichtwellenleiternetze sein.<br />
Zunehmend nutzen die Betreiber dafür<br />
die Kapazitäten von bestehenden Glasfasernetzen.<br />
Sie bauen auf Betreiber in den<br />
Bereichen Festnetz, FTTH, CATV sowie auf<br />
private Data-Center-Verbindungen oder<br />
sogar Glasfasernetze der Bahn oder lokaler<br />
und regionaler Stadtwerke.<br />
Neue Marktteilnehmer werden ihre 5G-<br />
Chancen entdecken, LWL-Kapazitäten<br />
ausbauen und anschliessend an andere,<br />
z.B. Mobilfunknetzbetreiber vermieten. Sie<br />
werden zu sogenannten «Neutral Hosts». Die<br />
Tower Companies (Eigentümer und operative<br />
Betreiber von Mobilfunk- oder Richtfunkmasten)<br />
sind bereits im Geschäft mit den Mobilfunkanbietern.<br />
Sie werden mit dem weiteren<br />
Voranschreiten des 5G-Ausbaus ebenfalls<br />
neue und zusätzliche Aufgaben übernehmen<br />
und Geschäftsmodelle entwickeln.<br />
Auf zwei Modelle gehen wir hier detaillierter<br />
ein.<br />
Modell «Neutral Host»<br />
Eines der neu entstandenen und speziell in<br />
den USA und in UK bereits verbreiteten Konzepte<br />
ist der Neutral Host. Dieser betreibt ein<br />
Kommunikationsnetz mit eigenen optischen<br />
Core-, Edge- und Remote-Access-Infrastrukturen.<br />
Die Mobilfunknetzbetreiber mieten auf<br />
bestimmten Strecken optische Netzkapazität<br />
oder gleich komplette Dienstleistungen von<br />
diesen Serviceanbietern. So sparen sie Investitionen<br />
in Infrastruktur und Systemhardware<br />
sowie Personal und Kosten für Betrieb und<br />
Wartung. Sie gewinnen dadurch Zeit und<br />
Budget für die Entwicklung und Vermarktung<br />
neuer End-to-End-Applikationen, die<br />
Bereitstellung von neuen Softwarepaketen<br />
und Medieninhalten. Mobilfunkbetreiber<br />
wollen sich stark auf die Markterschliessung<br />
für neue 5G-Applikationen, insbesondere<br />
im lukrativen professionellen Kundenumfeld<br />
(5G-Wireless-Enterprise), und auf die mediale<br />
und direkte Interaktion mit ihren Endkunden<br />
fokussieren.<br />
Dieses Konzept hinterfragt letztlich den<br />
traditionellen Netzbau und -betrieb durch<br />
die Telekombetreiber. Stattdessen baut, be-<br />
04|2021–<strong>60</strong> <strong>CONNECTIONS</strong> | 5