2021/05 |Unternehmen #77 | Ausgabe Mai 2021 | NIE LÖSCHEN! Verknüpft mit Archiv
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unternehmen [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten <strong>Ausgabe</strong> 77 | <strong>Mai</strong> <strong>2021</strong> | 3,00 €<br />
Alleine<br />
geht es nicht<br />
Friedrich Werdich gehört zu den 20 größten<br />
deutschen Schuhhändlern. Viel Zeit und Kraft<br />
steckt er in die Initiative „Handel steht zusammen“.<br />
BESSER ARBEITEN<br />
Wie Betriebe die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter fördern können – und<br />
deren Effizienz.<br />
Seite 24<br />
GUT VERPACKT<br />
Wie regionale Unternehmen <strong>mit</strong><br />
nachhaltigen Lösungen die<br />
Plastikflut eindämmen.<br />
Seite 50<br />
UMFRAGE<br />
Sechs Führungskräfte verraten,<br />
wie sie trotz Corona den Grill-<br />
Sommer genießen.<br />
Seite 54
Deutschland zählt<br />
auf den Mittelstand.<br />
Der Mittelstand<br />
kann auf uns<br />
zählen.<br />
Denn die Sparkasse und ihre Verbundpartner<br />
bieten Ihnen das gesamte<br />
Spektrum an Finanzdienstleistungen<br />
und maßgeschneiderten Lösungen.<br />
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unternehmen [!] EDITORIAL/INHALT 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die Zahl der Umfragen hat inflationäre Ausmaße<br />
angenommen. Häufig stellen diese nur Momentaufnahmen<br />
dar. Daher darf man viele Ergebnisse<br />
nicht überbewerten. Dass jedoch sechs Monate<br />
vor der Bundestagswahl vier von fünf Familienunternehmern<br />
unzufrieden <strong>mit</strong> der Wirtschaftspolitik<br />
der Großen Koaltion sind, sollte Politikern<br />
von Union und SPD zu denken geben. Vor lauter<br />
Corona-Rettungspolitik blieben viele wichtige<br />
Themen außen vor. Hohe Steuern, Sozialabgaben<br />
und Strompreise werden zum Bremsklotz. Die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit leidet. Bei der<br />
Corona-Politik reihen sich Fehleinschätzungen<br />
und Pannen aneinander. „Der innerstädtische<br />
Fachhandel ist in seiner Existenz bedroht“, warnt<br />
Schuhhändler Friedrich Werdich im Titelinterview<br />
(Seite 12). Die Pandemie trifft auch die Heidenheimer<br />
Opernfestspiele (Seite 8) <strong>mit</strong> Wucht<br />
und erfordert verstärkte Weiterbildung (Seite 34).<br />
Trotz Corona gibt’s aber auch schöne Wirtschaftsseiten,<br />
wie unsere Geschichten übers Golfen (Seite<br />
28), den Rollrasenhersteller Kerler (Seite 38)<br />
und unsere Grill-Umfrage (Seite 54) zeigen. Ich<br />
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
8 Im Ausnahmezustand<br />
Die Opernfestspiele Heidenheim vor dem<br />
zweiten Pandemie-Sommer<br />
28 Gute Gründe fürs Golfen<br />
Warum der Sport so viele<br />
Menschen fasziniert<br />
50 Wieder die Plastikflut<br />
Unternehmen testen Alternativen zur<br />
allgegenwärtigen Verpackung<br />
TITELTHEMA<br />
12 Alleine geht es nicht<br />
Schuhhändler Friedrich Werdich<br />
im Gespräch<br />
VERANTWORTEN<br />
24 Arbeit ins rechte Licht rücken<br />
Wie Unternehmen <strong>mit</strong> guten Büros<br />
die Gesundheit der Mitarbeiter fördern<br />
34 Heute an morgen denken<br />
Warum es so wichtig ist, Mitarbeiter<br />
in der Krise weiterzubilden<br />
MACHEN<br />
38 Warten, bis Gras über die Sache<br />
wächst Rollrasenproduzent Kerler trotzt<br />
der internationalen Konkurrenz<br />
40 Per Klick zum Hofladen<br />
In der Krise gründet Jochen Braasch<br />
ein Portal für Lebens<strong>mit</strong>telerzeuger<br />
42 Smartes Marketing<br />
Die Hochschule Neu-Ulm ermöglicht<br />
auch kleinen Unternehmen<br />
Zugang zu Künstlicher Intelligenz<br />
48 Ein besonderes Gespür für Trends<br />
Der Logistiker Seifert produziert jetzt auch<br />
Schuhsohlen<br />
FINANZIEREN<br />
44 Finanzieren auf flexible Art<br />
Mehr Liquidität durch Leasing<br />
LEBEN<br />
54 Sommer-Feeling am Grill<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
74 Impressum<br />
54<br />
28<br />
24<br />
48<br />
50
4<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Die volle Ladung Fahrspaß?<br />
Bieten Ihnen die vollelektrischen Sportwagen<br />
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unternehmen [!] RESSORT 5<br />
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dass kompromissloses Sportwagen-Feeling und nachhaltiges Umweltmanagement<br />
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sorgt jetzt auch das vierte Mitglied der Taycan Familie für Hochspannung:<br />
der neue Taycan Cross Turismo.<br />
Unsere Ansprüche an neue Sportwagen-Generationen sind hoch. Zum<br />
einen müssen Verbrauch und Emissionen reduziert werden, zum anderen<br />
sollen die Kunden auch weiterhin in den Genuss des unvergleichlichen<br />
Porsche Fahrgefühls kommen.<br />
Die Highlights des Taycan Turbo S Cross Turismo:<br />
• bis zu 460 kW (625 PS) Leistung<br />
• bis zu 500 kW (680 PS) Overboost-Leistung bei Launch Control<br />
• 850 Nm maximales Drehmoment bei Launch Control<br />
• in 3,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h bei Launch Control<br />
• Höchstgeschwindigkeit 250 km/h<br />
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Der neue Taycan Cross Turismo vereint diese Eigenschaften auf perfekte<br />
Weise. Hinter seinem Steuer kann man dem Drang nach Freiheit ungezügelt<br />
nachgeben. Wie seine vollelektrischen Modellbrüder ist auch er ein<br />
faszinierender Sportwagen, der pure Emotion verkörpert. Und der seinem<br />
Fahrer die volle Ladung Fahrspaß garantiert – ganz ohne CO₂-Emissionen.<br />
Auch beim Exterieur setzt er auf selbstbewusste Statements: Die<br />
charakterstarken Akzente des Offroad Design Pakets und das prägnante<br />
Heck im Cross Turismo Design ermöglichen einen größeren Kofferraum<br />
und mehr Kopffreiheit im Fond.<br />
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in den folgenden vier Modellvarianten bestellbar:<br />
• Taycan Turbo S Cross Turismo<br />
• Taycan Turbo Cross Turismo<br />
• Taycan 4S Cross Turismo<br />
• Taycan 4 Cross Turismo<br />
Taycan 4 Cross Turismo · Stromverbrauch (in kWh/100 km):<br />
kombiniert 28,1; CO₂-Emissionen (in g/km): kombiniert 0;<br />
Taycan 4S Cross Turismo · Stromverbrauch (in kWh/100 km):<br />
kombiniert 28,1; CO₂-Emissionen (in g/km): kombiniert 0;<br />
Taycan Turbo Cross Turismo · Stromverbrauch (in kWh/100 km):<br />
kombiniert 28,7; CO₂-Emissionen (in g/km): kombiniert 0;<br />
Taycan Turbo S Cross Turismo · Stromverbrauch (in kWh/100 km):<br />
kombiniert 29,4; CO₂-Emissionen (in g/km): kombiniert 0;<br />
Stand: 03/<strong>2021</strong>
6<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Impfstoff <strong>mit</strong> Verzögerung<br />
Pandemie Der russische Konzern R-Pharm plant, am Standort in Illertissen die Impfstoffe<br />
Sputnik V und Astrazeneca herzustellen. Doch es gibt Starschwierigkeiten.<br />
Pharmaindustrie Der russische<br />
Pharmakonzern R-Pharm<br />
will im Sommer in Illertissen<br />
<strong>mit</strong> der Produktion des in Moskau<br />
entwickelten Corona-Impfstoffs<br />
Sputnik V beginnen. „Wir<br />
unternehmen alle Anstrengungen,<br />
da<strong>mit</strong> es im Sommer losgehen<br />
kann“, sagte zuletzt<br />
R-Pharm-Manager Alexander<br />
Bykow. In Illertissen könnten<br />
monatlich Millionen Dosen produziert<br />
werden. „Wir haben die<br />
Ausrüstung schon dort und die<br />
Kader“, sagte Bykow.<br />
Die ursprünglichen Zeitpläne<br />
des Pharmaunternehmens<br />
konnten nicht gehalten werden.<br />
Baurechtliche und immissionsschutzrechtliche<br />
Fragen mussten<br />
zunächst noch geklärt werden,<br />
auch die Herstellungserlaubnis<br />
von Seiten der Regierung<br />
von Oberbayern stand<br />
zuletzt noch aus.<br />
Die Produktion in Illertissen<br />
im Landkreis Neu-Ulm werde<br />
„<strong>mit</strong>telfristig“ anlaufen, erklärte<br />
ein Manager, der namentlich<br />
nicht genannt werden will.<br />
Wann das genau sein wird, ist<br />
jedoch offen. Aber der Corona-Impfstoff<br />
werde „kein One-<br />
Hit-Wonder“. Denn auch wenn<br />
Deutschland und Europa im<br />
Laufe des Jahres durchgeimpft<br />
sein werden, „wird Nachfrage in<br />
Ländern bestehen, die derzeit<br />
nicht so im Fokus stehen, etwa<br />
in Lateinamerika oder Afrika“.<br />
Und das umso mehr, da Sputnik<br />
V „relativ kostengünstig ist und<br />
eine stabile Lieferkette hat.<br />
Selbst wenn Corona-Impfstoff<br />
made in Illertissen „nicht vor<br />
der ersten Jahreshälfte 2022 verfügbar<br />
sein sollte – und wir werden<br />
garantiert schneller sein! –,<br />
wird der Sudan bis dahin nicht<br />
durchgeimpft sein“, erläutert<br />
der Manager.<br />
Letztlich gehe es vor allem<br />
um den Export, auch im Fall des<br />
Impfstoffs von Astrazeneca.<br />
Sputnik V wurde vom Gamaleja-Forschungszentrum<br />
für Epidemiologie<br />
und Mikrobiologie<br />
in Moskau entwickel und inzwischen<br />
in mehr als 50 Ländern<br />
zugelassen. [!]<br />
jkl<br />
Am Standort in Illertissen soll künftig der Impfstoff Sputnik V<br />
produziert werden. Foto: picture alliance/dpa/Sputnik/Iliya Pitalev<br />
Klaus Cierocki übernimmt bei Zwick Roell<br />
Industrie Wechsel an der Firmenspitze<br />
des <strong>mit</strong>telständischen<br />
Prüfmaschinenherstellers<br />
Zwick Roell: Jan Stefan Roell<br />
(66) hat im April im Zuge eines<br />
Generationswechsels das Unternehmen<br />
an den familienfremden<br />
Manager Klaus Cierocki<br />
(54) übergeben, der zuvor beim<br />
Autozulieferer Schaeffler tätig<br />
war. Mehr als 1000 Mitarbeiter<br />
im Werk in Ulm-Einsingen bekommen<br />
da<strong>mit</strong> einen neuen<br />
Chef. Der bisherige zieht sich<br />
aber nicht komplett aus dem<br />
Unternehmen zurück. Roell<br />
wechselt in den Aufsichtsrat.<br />
Der Umbruch kommt Roell zufolge<br />
für die Mitarbeiter nicht<br />
Jan Stefan Roell (links) hat die Geschäftsführung an Klaus Cierocki<br />
übergeben. <br />
Foto: Matthias Kessler<br />
überraschend, aber zum richtigen<br />
Zeitpunkt. „Wir haben eine<br />
gute Führungsmannschaft aufgebaut<br />
und sehen eine Wachstumsphase<br />
vor uns. Dazu brauchen<br />
wir neue Impulse.“ Der<br />
neue Chef habe bereits alle nationalen<br />
und internationalen<br />
Einheiten virtuell kennengelernt.<br />
Zwick Roell verzeichnete<br />
<strong>2021</strong> einen Umsatz von 223 Millionen<br />
Euro nach 236 Millionen<br />
im Vorjahr. „Wir sind nach wie<br />
vor profitabel, <strong>mit</strong> einer Nettorendite<br />
von etwa neun Prozent“,<br />
so Roell. Vor Corona habe das<br />
Umsatzziel 400 Millionen Euro<br />
in 2025 gelautet. Das müsse nun<br />
aber angepasst werden. [!] jkl
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 7<br />
Ein Coup nach dem anderen bei Teamviewer<br />
Werbevertrag Das Göppinger<br />
Software-Unternehmen Teamviewer<br />
wird nicht nur neuer<br />
Hauptsponsor des englischen<br />
Fußball-Erstligisten Manchester<br />
United, sondern kooperiert<br />
auch in der Formel 1. Die Partnerschaft<br />
<strong>mit</strong> dem Fußballklub<br />
ist auf fünf Jahre angelegt. Der<br />
Vertragspreis wird von der britischen<br />
Zeitung „The Guardian“<br />
auf 275 Millionen Euro geschätzt.<br />
Durch das Engagement<br />
soll die internationale Bekanntheit<br />
von Teamviewer gesteigert<br />
werden und dazu beitragen, das<br />
Göppinger IT-Unternehmen als<br />
globale Marke zu etablieren.<br />
Das Sponsoring soll das<br />
Wachstum der Billings – die<br />
Rechnungsstellungen für die<br />
kommenden zwölf Monate –<br />
auch über 2023 hinaus unterstützen<br />
und bei großen Unternehmenskunden<br />
für Teamviewer<br />
weiteres Wachstum generieren.<br />
Im laufenden Jahr sollen die<br />
Billings auf 585 bis 6<strong>05</strong> Millionen<br />
Euro zulegen.<br />
Wegen der steigenden Marketingausgaben<br />
wird bei Teamviewer<br />
eine bereinigte Gewinnmarge<br />
vor Zinsen, Steuern und<br />
Abschreibungen von 49 bis 51<br />
Prozent der Rechnungsstellungen<br />
erwartet. Bisher waren 57<br />
Prozent in Aussicht. Teamviewer<br />
sponsert künftig auch für fünf<br />
Jahre den Formel-1-Rennstall<br />
und das Formel-E-Motorsportteam<br />
von Mercedes, ebenso die<br />
Handballbundesligisten von<br />
Frisch Auf Göppingen für zwei<br />
Jahre. 2019 machte Teamviewer<br />
390,2 Millionen Euro Umsatz.<br />
Knapp die Hälfte der 1300 Mitarbeiter<br />
sind am Standort Göppingen<br />
beschäftigt.[!] rai<br />
Der Schriftzug des Göppinger Unternehmens Teamviewer ist auch<br />
in der Formel 1 zu sehen. <br />
Foto: Stephen Reuss/© Daimler AG<br />
Strassacker<br />
neue IHK-Chefin<br />
Göppingen Edith Strassacker ist<br />
neues Mitglied des 21-köpfigen<br />
Präsidiums der Industrie- und<br />
Handelskammer (IHK) in der<br />
Region Stuttgart. Die Süßener<br />
Unternehmerin vertritt dort als<br />
neu gewählte Präsidentin der<br />
IHK Göppingen ihre Bezirkskammer.<br />
Stellvertreter im Regionalpräsidium<br />
ist Sven <strong>Mai</strong>er<br />
aus Bad Boll. Der Geschäftsführer<br />
der „Traumfabrik“<br />
ist auch<br />
Edith<br />
Strassacker<br />
ist Präsidentin<br />
der IHK Göppingen.<br />
Edith Strassackers<br />
Vize in<br />
der Bezirkskammer<br />
Göppingen,<br />
zusammen <strong>mit</strong><br />
Wackler-Prokuristin<br />
Gabi<br />
Schwarz.<br />
Strassacker, geschäftsführende<br />
Gesellschafterin<br />
der gleichnamigen Kunstgießerei<br />
aus Süßen, tritt die Nachfolge<br />
des Göppinger Bankiers<br />
Wolf Martin an. Martin hatte 16<br />
Jahre die Geschicke der Bezirkskammer<br />
geleitet [!]<br />
rai<br />
Deinhard und<br />
Börsig gehen<br />
IHK Ulm Es gibt Unruhe in der<br />
Führungsetage der IHK Ulm.<br />
Mit Verwaltungschef Max-Martin<br />
Deinhard und seinem Stellvertreter<br />
und Kämmerer Ralf<br />
Börsig (55) verlassen gleich zwei<br />
Führungskräfte das Haus der<br />
Wirtschaft. Beide scheiden erst<br />
zum Jahresende aus, aber bisher<br />
gibt es keine Nachfolger. Um die<br />
Handlungsfähigkeit durchgängig<br />
zu garantieren, hat das Präsidium<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
unter Vorsitz von<br />
Präsident Jan Stefan Roell daher<br />
auf die Schnelle den Leiter des<br />
Geschäftsbereichs Innovation,<br />
Existenzgründung und Internationales,<br />
Jonas Pürckhauer, zum<br />
zweiten stellvertretenden Geschäftsführer<br />
bestellt. Er habe<br />
sich, so Roell, vor allem in der<br />
Corona-Krise bewährt.<br />
Während Deinhard bereits<br />
nach nur zwei Jahren zur IHK<br />
für Ostfriesland und Papenburg<br />
nach Emden wechselt, war Börsig<br />
28 Jahre im Haus und betreute<br />
zuletzt die Ressorts Finanzen,<br />
Recht und Personal. [!] kö<br />
Stillstand bei Schuler<br />
Personalabbau Die Salacher<br />
Emag-Gruppe plant den betriebsbedingten<br />
Abbau von 125<br />
der bislang 998 Stellen am<br />
Standort Salach. 30 älteren Beschäftigten<br />
werden Aufhebungsverträge<br />
angeboten. Die<br />
Geschäftsführung des Maschinenbauers<br />
begründet den<br />
Schritt <strong>mit</strong> dem, auch Corona-bedingten,<br />
Einbruch 2020.<br />
Kräfte müssten gebündelt und<br />
Kosten gesenkt werden. Die<br />
Zulieferer Der Göppinger Pressenbauer<br />
Schuler verzeichnete<br />
2020 ein Minus von 20 Prozent<br />
beim Auftragseingang. Das Geschäft<br />
sei laut Vorstandschef<br />
Domenico Iacovelli weitgehend<br />
zum Stillstand gekommen. 10 bis<br />
15 Prozent der Belegschaft des<br />
Automobilzulieferers sind derzeit<br />
in Kurzarbeit. Dank Kosteneinsparungen<br />
durch Restrukturierungsprozesse<br />
und Neueinführungen<br />
sieht Iacovelli gute<br />
Chancen, im laufenden Jahr wieder<br />
schwarze Zahlen schreiben<br />
zu können. 2022 werde die endgültige<br />
Wende hin zum Wachstum<br />
kommen. Ein wichtige Rolle<br />
soll dabei das Geschäft <strong>mit</strong><br />
Elektromobilität spielen. Schuler<br />
beschäftigt in Göppingen<br />
900 seiner weltweit 5100 Mitarbeiter.<br />
Ein weiterer Stellenabbau<br />
ist nicht geplant.[!]<br />
rai<br />
Emag streicht Jobs<br />
Hälfte seiner Maschinen stellt<br />
das Maschinenbauunternehmen<br />
im chinesischen Jintan her. Der<br />
Handelskonflikt zwischen den<br />
USA und China traf Emag daher<br />
hart. Die Gruppe hatte 2018<br />
noch einen Umsatz von 673 Millionen<br />
erzielt. 17 Prozent mehr<br />
als 2020. Das Maschinenbauunternehmen<br />
gehört zur Hälfte Familie<br />
Heßbrüggen, die anderen<br />
50 Prozent hält die chinesische<br />
Familie Pan. [!]<br />
rai
Volle Ränge wie hier bei der Premiere von Turandot sind bei den Opernfestspielen eigentlich die Regel. Foto: Oliver Vogel/Stadt Heidenheim<br />
Im Ausnahmezustand<br />
Kultur Die Opernfestspiele Heidenheim spielen längst in der ersten Liga. Der zweite<br />
Pandemie-Sommer stellt aber auch Intendant Marcus Bosch vor neue Herausforderungen.<br />
Seit 2009 ist Marcus<br />
Bosch Intendant der<br />
Opernfestspiele Heidenheim.<br />
Seine Devise:<br />
„Die Idee muss eins werden <strong>mit</strong><br />
der Person, sonst funktioniert es<br />
nicht.“ Sie beschreibt seine Motivation,<br />
sich neben der künstlerischen<br />
Leitung der Festspiele<br />
bei der Sponsorensuche zu<br />
engagieren, die Festspiele <strong>mit</strong><br />
immer neuen bürgernahen Formaten<br />
kreativ zu ergänzen und<br />
dabei den hohen künstlerischen<br />
Anspruch nicht aus den Augen<br />
zu verlieren.<br />
Sein Ziel, Heidenheim in der<br />
ersten Liga internationaler Festspieldestinationen<br />
zu positionieren<br />
hat er längst erreicht. International<br />
spielen die Opernfestspiele<br />
der schwäbischen<br />
Provinz längst in der Champions<br />
League. Bosch begeistert die<br />
Menschen in der Region und<br />
weit darüber hinaus. Aber auch<br />
Bürger, Stadtverwaltung und<br />
Sponsoren identifizieren sich<br />
<strong>mit</strong> „ihren“ Festspielen.<br />
Publikumszahl verdoppelt<br />
Mit einem überragenden Chor<br />
aus Tschechien, den Stuttgarter<br />
Philharmonikern und einem Ensemble,<br />
das Bosch unter den<br />
besten Solisten auswählt, verdoppelten<br />
sich die Publikumszahlen,<br />
das Budget stieg von<br />
700 000 Euro auf heute 2,4 Millionen<br />
Euro. Die 2011 gegründete<br />
Cappella Aquileia steht als besonderes<br />
Orchester für das<br />
künstlerische Renommee der<br />
Opernfestspiele Heidenheim.<br />
Als Flaggschiff und Markenbotschafter<br />
der „OH!“ tourt<br />
Marcus Bosch <strong>mit</strong> der Cappella<br />
Es ist ein<br />
Ritt auf der<br />
Rasierklinge. Noch<br />
muss ich nicht<br />
komplett absagen.<br />
Marcus Bosch<br />
Opernfestspiele Heidenheim<br />
Aquileia durch Europa, streamt<br />
Livekonzerte auf dem renommierten<br />
Musikportal Idagio und<br />
etablierte eine Reihe <strong>mit</strong> frühen<br />
Verdi-Opern als Alleinstellungsmerkmal<br />
der jährlich stattfindenden<br />
Festspiele.<br />
Bosch ist trotz seines ausgeprägt<br />
emotionalen Umgangs <strong>mit</strong><br />
der Musik ein Handwerker und<br />
auch ein Pragmatiker <strong>mit</strong> einer<br />
langjährigen Erfahrung als Mitorganisator<br />
von Festivals und<br />
für einige Jahre als Leiter der<br />
Festspiele im schweizerischen<br />
Haldenstein. „In der Schweiz<br />
habe ich privates Engagement<br />
kennen und schätzen gelernt<br />
und viele Erfahrungen <strong>mit</strong>genommen,<br />
die ich auch in Heidenheim<br />
umsetzen kann“, sagt<br />
Bosch von sich selbst.<br />
Inzwischen finden unter dem<br />
prägnanten Label „OH!“ auch<br />
ganzjährig hochkarätige Kon-
unternehmen [!] SPEZIAL 9<br />
Im vergangenen Jahr blieb der Rittersaal im Schloss Hellenstein Pandemie bedingt leer. Intendant Marcus Bosch hofft in diesem Sommer<br />
wieder auf Vorführungen vor Publikum.<br />
Foto: Marc Hörger<br />
zerte statt und während des<br />
zweimonatigen Festivalsommers<br />
gibt es für jeden der vier<br />
Spielorte – den Rittersaal von<br />
Schloss Hellenstein, das Festspielhaus,<br />
das Opernzelt und<br />
den Brenzpark – eigene Produktionen.<br />
Mit OH im Park, Klassik<br />
unter Sternen für wenig Eintritt,<br />
Klappstuhlkonzerten an unterschiedlichen<br />
Spielorten, etlichen<br />
Extras und der Idee <strong>mit</strong><br />
Gastspielen renommierter Orchester<br />
bei den Freiluft-Opern-Aufführungen<br />
den<br />
Reiz zu erhöhen, startet Bosch<br />
in die kommende Saison.<br />
Probenbeginn im <strong>Mai</strong><br />
Und <strong>mit</strong> der Zuversicht „das<br />
Mögliche möglich zu machen<br />
solange es geht“ trotzt er der<br />
Unsicherheit in der Pandemie.<br />
Die diesjährige Festspielsaison<br />
steht passenderweise unter dem<br />
Titel „Ausnahmezustand“.<br />
Bosch plant den Probenbeginn<br />
Ende <strong>Mai</strong>. „Es ist ein Ritt auf der<br />
Rasierklinge, aber ich bin noch<br />
nicht gezwungen hier komplett<br />
abzusagen.“<br />
Die zahlreichen populären<br />
Veranstaltungsformate folgen<br />
einem klaren Konzept, <strong>mit</strong> dem<br />
das Unternehmen Opernfestspiele<br />
die weichen Standortfaktoren<br />
stärken und so nicht zuletzt<br />
Sponsoren behalten, und<br />
neue gewinnen will. Mit dem<br />
zunehmenden Angebot hochkarätiger<br />
Konzerte werden Kosten<br />
quersubventioniert. Gleichzeitig<br />
positioniert Marcus Bosch<br />
seine Heimatstadt <strong>mit</strong> mehr als<br />
nur einem Alleinstellungsmerkmal<br />
ganz oben im Kalender von<br />
Festivalliebhabern.<br />
Das hat Strahlkraft und steigert<br />
die Attraktivität der Stadt<br />
und der Region. Das Publikum<br />
setzt sich zu jeweils einem Drittel<br />
aus überregionalem Publikum,<br />
internationalen Gästen sowie<br />
Besuchern aus dem Landkreis<br />
zusammen. Wer mehrere<br />
Tage bucht, kann neben der<br />
Open-Air-Oper im Schloss weitere<br />
Angebote aus dem Spielplan<br />
wahrnehmen und sich sein<br />
persönliches Paket zusammenstellen.<br />
Das Festival hat eine Eigenfinanzierungsquote<br />
von über<br />
60 Prozent aus Einnahmen und<br />
Sponsorengeldern. Dazu gründete<br />
Bosch den Gönnerclub <strong>mit</strong><br />
inzwischen 100 privaten Förderern.<br />
Hinzu kommen der Förderverein<br />
55 Aquileias und ein<br />
Kuratorium aus engagierten Un-
10<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Beeindruckende Entwicklung<br />
FOTOS: OLIVER VOGEL/STADT HEIDENHEIM<br />
Die Besucher bekommen imposante Bühnenbilder geboten.<br />
Noch unter dem Namen<br />
Schloss-Serenaden begannen<br />
1964 die heutigen Opernfestspiele<br />
in Heidenheim. 1977 erfolgte<br />
die erste Opernaufführung<br />
im Rittersaal von Schloss<br />
Hellenstein. Die offizielle Firmierung<br />
als Opernfestspiele<br />
Heidenheim fand dann im Jahr<br />
1988 statt.<br />
Das Festspiel-Budget beträgt<br />
inzwischen jährlich rund<br />
ternehmern, dem noch bis Ende Juli<br />
amtierenden Oberbürgermeister<br />
und einem früheren Geschäftsführer<br />
der Industrie- und Handelskammer.<br />
Dem Kuratorium gehören etwa<br />
Unternehmen wie Hartmann, Voith<br />
und Zeiss an. Vorsitzende ist Britta<br />
Fünfstück, Geschäftsführerin bei der<br />
Hartmann Gruppe und leidenschaftliche<br />
Liebhaberin klassischer Musik.<br />
„Ein Highlight der Stadt“<br />
Nicht nur persönlich freut sich Fünfstück<br />
sich, im Kuratorium die Pläne<br />
für die Zukunft der Festspiele unterstützen<br />
zu können. „Als Heidenheimer<br />
Unternehmen sind wir stolz,<br />
dass <strong>mit</strong> der großartigen Qualität<br />
der Heidenheimer Opernfestspiele<br />
2,5 Millionen Euro. Über<br />
60 Prozent der Summe werden<br />
eigenfinanziert – eine einzigartige<br />
Quote. Insgesamt<br />
kümmern sich acht feste Mitarbeiter<br />
um die Organisation.<br />
Vor der Corona-Pandemie fanden<br />
pro Festpielzeit knapp<br />
20 000 Besucherinnen und<br />
Besucher zu den zahlreichen<br />
Aufführungen, an denen über<br />
die Saison bis zu 250 Personen<br />
<strong>mit</strong>wirkten.<br />
Zur Person<br />
Marcus Bosch Der<br />
künstlerische Leiter<br />
der Opernfestspiele<br />
fungiert als Chefdirigent<br />
der Norddeutschen<br />
Philharmonie<br />
Rostock und ist<br />
Vorsitzender der<br />
deutschen GMD-<br />
Konferenz.<br />
Gewöhnlich finden die großen<br />
Opern-Aufführungen im<br />
Rittersaal statt. Die Verdi-Reihe<br />
dagegen im Festspielhaus<br />
– <strong>mit</strong> CD-Mitschnitt und<br />
Übertragung im Deutschlandradio<br />
Kultur. Die Kinderoper<br />
wird im Zelt am Brenzpark<br />
aufgeführt. Im Sommer ist für<br />
zwei Monate Festspielzeit in<br />
Heidenheim. Im Juli finden<br />
dann die beiden großen<br />
Opernpremieren statt.<br />
und dem besonderen Ambiente des<br />
Open Airs im Schloss, ein Highlight<br />
der Stadt weit über die Stadt- und<br />
Landesgrenze Aufmerksamkeit erfährt.“<br />
Das Unternehmen Hartmann<br />
unterstützt die Opernfestspiele seit<br />
Jahren. „Kultursponsoring und speziell<br />
die Opernfestspiele sind fester<br />
Bestandteil des gesellschaftlichen<br />
Engagements des Unternehmens<br />
und nicht zuletzt auch ein wesentlicher<br />
Standortfaktor“, sagt Fünfstück.<br />
Das Unternehmen OH! ist eine<br />
hundertprozentige Tochter der<br />
Stadt, und <strong>mit</strong> Bernhard Ilg, seit 21<br />
Jahren Oberbürgermeister der Stadt,<br />
hatte Marcus Bosch einen verlässlichen<br />
Partner an seiner Seite. Ilg erkannte<br />
den Imagegewinn durch die<br />
Opernfestspiele, die Motivation und<br />
das kreative Potential und stattete<br />
das Projekt <strong>mit</strong> einem großzügigen<br />
Etat und personellen Ressourcen<br />
aus. Nur das Marketing übernimmt<br />
eine professionelle Agentur.<br />
Im Gegensatz zu der Zeit vor<br />
Bosch, finanzieren sich die Opernfestspiele<br />
seit zehn Jahren zu je einem<br />
weiteren Drittel über Sponsoren<br />
und den Ticketverkauf. „Es gab<br />
Überlegungen die Festspiele in eine<br />
GmbH oder AG auszulagern“, blickt<br />
Ilg zurück. „Aber da es primär ein<br />
saisonales Thema ist, macht es mehr<br />
Sinn, die vorhandenen Ressourcen<br />
der gesamten Stadtverwaltung zu<br />
nutzen.“<br />
Fällt das Festival<br />
aus, müssen wir<br />
Alternativen<br />
auf gewohnt hohem<br />
Niveau bieten.<br />
Bernhard Ilg<br />
Oberbürgermeister Heidenheim<br />
Im vergangenen Jahr fanden die<br />
Opernfestspiele aufgrund der Pandemie<br />
nicht statt. Ein Ausfallhonorar<br />
für alle Mitwirkenden und Vertragspartner<br />
in Höhe von 25 Prozent<br />
zahlte die Stadt trotzdem. Die Sponsoren<br />
blieben bei der Stange. „Sollte<br />
das Festival in diesem Jahr erneut<br />
ausfallen, müssten wir jedoch Alternativen<br />
auf dem gewohnt hohen Niveau<br />
bieten. Das Gerüst der Opernfestspiele<br />
muss bleiben, denn Kultur<br />
und Wirtschaft gehörten noch<br />
nie so eng zusammen“, sagt Ilg.<br />
Das sehen auch die Sponsoren<br />
aus der Wirtschaft so, die von einem<br />
Zweiklang aus Sport und Kultur profitieren,<br />
der nicht besser sein könnte.<br />
Der FC Heidenheim spielt in der<br />
Zweiten Bundesliga und der Baseballclub<br />
in der Bundesliga. Das Ostalb<br />
Highlanders Footballteam bietet<br />
Sport abseits des <strong>Mai</strong>nstreams und<br />
die Heidenheimer Fechter sind <strong>mit</strong><br />
einigen Mitgliedern im Bundeskader<br />
vertreten. Zusammen <strong>mit</strong> dem<br />
exzellenten Ruf der Festspiele ein<br />
signifikanter Wirtschaftsfaktor und<br />
ein Plus im Wettbewerb um Fachkräfte<br />
und Touristen. [!] <br />
<br />
Sigrid Balke
11
Führt das 126 Jahre alte Familienunternehmen in<br />
vierter Generation: Friedrich Werdich.
unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />
„Kleine Betriebe<br />
stehen vor der Pleite“<br />
Werdich Der modische Fachhandel droht wegen der Lockdowns auf der Strecke zu bleiben,<br />
sagt Familienunternehmer Friedrich Werdich. Er gehört zu den 20 größten Schuhhändlern<br />
Deutschlands. Im Ton moderat, in der Sache klar schildert er die Lage der Branche, falsche<br />
Weichenstellungen der Politik und warum Handel für Innenstädte so wichtig ist.<br />
Lassen Sie uns Corona für einen Moment vergessen.<br />
Mit welcher Stimmung startet ein Schuhhändler die<br />
beginnende Frühjahrs- und Sommersaison?<br />
Friedrich Werdich: Bei Mode und Schuhen geht es<br />
darum, Lebensfreude auszudrücken und sich den<br />
Jahreszeiten gerecht zu kleiden. Nach einem tristen,<br />
farblosen Winter freut sich jeder Schuhhändler<br />
auf die bunten Farben und die Leichtigkeit, die<br />
der Frühling <strong>mit</strong>bringt.<br />
Wie ist Ihre Gefühlslage aktuell?<br />
Ich durchlebe ein Wechselbad der Gefühle. Ich<br />
freue mich über alles, was wir für unsere Kunden<br />
tun dürfen und bin dafür dankbar.<br />
Aber die Rahmenbedingungen machen<br />
uns zu schaffen, ähnlich vermutlich<br />
wie meinen Großeltern<br />
nach dem Krieg. Anders als damals<br />
haben wir den Vorteil, dass die Infrastruktur<br />
auch nach Corona bestehen<br />
bleiben wird. Wir können<br />
also nahtlos anknüpfen. Trotzdem<br />
hat der Handel vierzehn schwere<br />
Monate hinter sich, die Spuren<br />
hinterlassen haben.<br />
Was erwarten Sie für die nächsten Monate?<br />
Ich hoffe sehr, dass die Impfkampagne nun Fahrt<br />
aufnimmt, sodass wir uns zumindest im zweiten<br />
Halbjahr wieder über „normalere“ Zustände freuen<br />
dürfen.<br />
Wie verkraftet der stationäre Schuhhandel die Situation?<br />
Die monatelangen Schließungen sind für den Handel<br />
eine betriebswirtschaftliche Katastrophe. Der<br />
gesamte modische Einzelhandel ist ausgezehrt.<br />
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?<br />
Der Einzelhandel hat ein großes Problem: Er hat<br />
keine Lobby. Spätestens Corona hat uns gezeigt,<br />
dass wir zusammenstehen müssen, auch <strong>mit</strong> der<br />
Gastronomie. Das eine funktioniert ohne das andere<br />
nicht.<br />
Ein Großteil der<br />
Bevölkerung<br />
sieht nicht, wie<br />
dramatisch die<br />
Lage ist.<br />
Wie sehr belastet Corona den innerstädtischen<br />
Handel finanziell?<br />
Von 100 Euro Umsatz bleiben in „normalen“ Jahren<br />
am Ende zwischen zwei und vier Prozent übrig.<br />
Von dieser Marge müssen wir aber nicht nur leben,<br />
sondern auch sämtliche Zukunftsinvestitionen<br />
stemmen. Das ist ein sehr schmaler Grat.<br />
Wie sieht es bei Ihnen im Unternehmen aus?<br />
Wir gehören <strong>mit</strong> 38 Filialen bundesweit zu den 20<br />
größten Schuhhändlern. Rund ein Viertel der genutzten<br />
Immobilien sind in Besitz der Vertriebsgesellschaft<br />
oder eines Gesellschafters. Bei den restlichen<br />
Filialen drückt uns die Miete<br />
ordentlich. Schon im ersten<br />
Lockdown sind wir auf unsere<br />
Vermieter zugegangen. Allerdings<br />
ist die Bereitschaft nicht sehr ausgeprägt,<br />
den Händlern entgegenzukommen.<br />
Wobei man eines<br />
nicht vergessen darf: Manchen Immobilienbesitzern<br />
sind durch Finanzierungspläne<br />
die Hände gebunden.<br />
Wird die Lage des Fachhandels falsch eingeschätzt?<br />
Ich glaube, ein Großteil der Bevölkerung kann nicht<br />
einschätzen, wie dramatisch die Lage ist. Vergangenes<br />
Jahr haben die Bundesminister Altmaier und<br />
Scholz gesagt: Die Bazooka ist geladen. Das hat in<br />
der Bevölkerung den Eindruck ver<strong>mit</strong>telt, dass der<br />
Fachhandel gut unterstützt wird. Dass aber die Novemberhilfen<br />
erst im März – und selbst dann äußerst<br />
schleppend – ausgezahlt werden, ist eine Zumutung.<br />
Besonders kleine Betriebe stehen vor der<br />
Pleite. Das macht mich wütend.<br />
Wie stark haben Sie von Kurzarbeit Gebrauch gemacht?<br />
Von unseren 500 Mitarbeitern waren rund 480 in<br />
Kurzarbeit. Manche Verwaltungsbereiche haben wir<br />
aufrechterhalten müssen. Beispielsweise kaufen wir<br />
die Ware rund sechs Monate bevor sie in unseren<br />
Regalen steht. Was unsere Mitarbeiter/innen in den<br />
Zur Person<br />
Friedrich Werdich<br />
ist nach eigener Beschreibung<br />
ein Techie,<br />
der das neue iPhone<br />
braucht und die neueste<br />
Technik. Die einstündige<br />
Fahrt vom<br />
Büro in Dornstadt in<br />
sein Leutkircher Zuhause<br />
legt er <strong>mit</strong> einem<br />
Tesla Model 3 zurück.<br />
Werdich (48, ledig)<br />
ist in Kempten<br />
aufgewachsen. Dort<br />
studierte er auch Betriebswirtschaft.<br />
Entgegen<br />
der ursprünglichen<br />
Planung stieg er<br />
1998 doch ins Familienunternehmen<br />
ein,<br />
zunächst rund neun<br />
Monate als Fachberater<br />
in den Filialen.<br />
Nach und nach übernahm<br />
er weitere Aufgaben<br />
von seinem Vater<br />
und zwei Großcousins.<br />
Heute führt er<br />
das Unternehmen gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> dem familienfremden<br />
Geschäfstführer<br />
Jörg<br />
Riemer. Zum Ausgleich<br />
treibt Werdich<br />
viel Sport, unter anderem<br />
Laufen, Radeln,<br />
Schwimmen und<br />
Stand-up-Paddling.
14<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Familienunternehmer<br />
Friedrich Werdich kritisiert<br />
den Schlingerkurs der<br />
Politik, der die Unsicherheit<br />
vergrößert: „Nichts ist<br />
planbar!“<br />
geschlossenen Filialen angeht, sind wir dankbar für<br />
das Instrument der Kurzarbeit. Hätte der Staat uns<br />
das nicht so unkompliziert an die Hand gegeben,<br />
hätten wir viele Mitarbeiter freistellen müssen.<br />
Wie viele Mitarbeiter sind aktuell noch in Kurzarbeit?<br />
Infolge der coronabedingten Zwangsschließung leider<br />
noch ein großer Teil. Trotz der Möglichkeit von<br />
„Click & Meet“ haben wir in manchen Städten, in<br />
denen die Kundenfrequenz noch niedrig ist, Kernzeiten<br />
eingeführt. Das bedeutet für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter an diesen Standorten immer<br />
noch Kurzarbeit. Das ist für viele eine sehr<br />
schwierige Situation. Viele Kolleginnen und Kollegen<br />
arbeiten seit vielen Jahren bei uns, haben unheimlich<br />
viel Know-how und stehen loyal zu uns,<br />
auch in der Krise.<br />
Wie groß ist Ihr Verständnis für die Politiker?<br />
Auch die arbeiten an der Belastungsgrenze. Wir<br />
alle beschäftigen uns seit mehr als einem Jahr <strong>mit</strong><br />
der Pandemie in schärfster Form. Doch es herrscht<br />
große Unsicherheit. Das ist das Schlimmste, was<br />
dem Markt und den Marktteilnehmern passieren<br />
kann. Nichts ist planbar. Daraus entsteht eine Situation,<br />
in der Verbraucher sich zurückhalten und<br />
Unternehmen Investitionen zurückstellen. Dieser<br />
Effekt wird leider durch den Schlingerkurs der Politik<br />
verstärkt.<br />
Wie könnte ein Ausweg aussehen?<br />
Ich würde mir wünschen, dass sich die Politik auf<br />
ein Konzept verständigt, das meinetwegen auch<br />
strikt durchdekliniert wird. Schließlich müssen wir<br />
die Pandemie gemeinsam überwinden. Da<strong>mit</strong> wäre<br />
allen geholfen. Die Bürger brauchen ein Ziel, auf<br />
das sie hinarbeiten können – und der Fachhandel<br />
eine Basis, um verlässlich zu planen.<br />
Findet der stationäre Einzelhandel auf Länder- und<br />
Bundesebene das nötige Gehör?<br />
Der Anteil des Einzelhandels am Bruttosozialprodukt<br />
ist vergleichsweise gering. Das bekommt man<br />
in Corona-Zeiten deutlich zu spüren. Wenn die<br />
deutsche Autoindustrie ein Problem hat, findet sie<br />
sofort an der obersten Spitze Gehör. Wir haben <strong>mit</strong><br />
dem Branchenverband und dem Handelsverband<br />
in Baden-Württemberg sehr gute Vertretungen in<br />
Berlin.<br />
Aber?<br />
Man muss wissen, dass der HDE auch den Lebens<strong>mit</strong>telhandel<br />
vertritt. Der hat tolle Monate hinter<br />
sich, weil in der Pandemie mehr Zuhause gekocht<br />
wird. Das gönnen wir auch allen Marktteilnehmern.<br />
Mittlerweile ist auch Amazon Mitglied. Der HDE<br />
muss daher ein großes Spektrum abdecken. Deshalb<br />
ist es wichtig, dass sich der stationäre modische<br />
Fachhandel organisiert, Interessen bündelt und<br />
an geeigneter Stelle auch kommuniziert.<br />
War das der Grund, die Initiative „Handel steht zusammen“<br />
zu gründen?<br />
Die entstand vor allem aus einer Ohnmacht heraus.<br />
Nach dem ersten Lockdown März 2020 hatten wir<br />
glücklicherweise einen Sommer, der ein Stück weit<br />
von Leichtigkeit geprägt war. Der zweite Lockdown<br />
in Herbst und Winter war für uns Händler psychologisch<br />
ein weiterer Schlag. Still zu halten und<br />
nichts zu tun, war für mich keine Option. Ich will<br />
im Rahmen meiner Möglichkeiten alles dafür tun,<br />
da<strong>mit</strong> unser Unternehmen und unsere Branche gut<br />
durch die Pandemie kommen. Damals bin ich an<br />
meinem Wohnort in die Bürgerfragestunde des<br />
Landtagsabgeordneten Raimund Haser und habe<br />
ihm eine Stunde lang die Situation des Fachhandels<br />
geschildert – ohne große Erwartungen zu hegen.<br />
Wie ging das weiter?<br />
Kurze Zeit später hat Herr Haser ein Gespräch <strong>mit</strong><br />
der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin<br />
Dr. Hoffmeister-Kraut ermöglicht. In der Vorbereitung<br />
haben wir uns überlegt, welche Unternehmen<br />
in der Region typisch für einen guten, bestenfalls<br />
familiengeführten Fachhandel stehen. Dazu<br />
gehört die Mode Reischmann aus Ravensburg <strong>mit</strong><br />
1000 Mitarbeitern, unser Unternehmen <strong>mit</strong> 500 Mitarbeitern,<br />
die Parfümerie Bittel <strong>mit</strong> 200 Angestellten<br />
aus Ravensburg, aber auch der Leder- und Spiel-
unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />
warenhändler Benjamin Rupp aus Wangen, der Modeeinzelhändler<br />
Michelberger & Binder aus Bad<br />
Wurzach und das Modehaus Kolesch aus Biberach.<br />
Also das gesamte Spektrum des Fachandels.<br />
Ja, vom ganz Kleinen bis zum Großen. Vor dem Gespräch<br />
<strong>mit</strong> Frau Hoffmeister-Kraut kannten wir<br />
Händler uns nicht persönlich. Wir haben im Voraus<br />
einen gemeinsamen Fragenkatalog abgestimmt.<br />
Der Termin war sehr konstruktiv. In der Folge wollten<br />
wir das Thema auch auf Bundesebene heben.<br />
Dort konnten wir wiederholt <strong>mit</strong> Herrn Bareiß,<br />
Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, und<br />
Herrn Fabig vom Finanzministerium sprechen. Die<br />
Sorgen des Handels hier vorzutragen war und ist<br />
wichtig, weil die Politiker naturgemäß viel zu weit<br />
weg sind von der Materie.<br />
Wie kam es zur großen Resonanz auf die Initiative?<br />
Anfänglich haben wir nur um Unterstützung der<br />
örtlichen Händler gebeten. Um Weihnachten herum<br />
– das war wieder eine Phase der Ohnmacht –<br />
haben wir die Homepage handelstehtzusammen.de<br />
aufgebaut. Bis heute haben wir 17 000 Unterstützer,<br />
rund die Hälfte davon sind Unternehmen. „Handel<br />
steht zusammen“ spricht <strong>mit</strong>tlerweile für Firmen<br />
<strong>mit</strong> insgesamt deutlich mehr als 100 000 Mitarbeitern.<br />
Das gibt uns in den Gesprächen <strong>mit</strong> der Politik<br />
einen größeren Stellenwert.<br />
Wo lagen bisher Ihre Schwerpunkte?<br />
Zunächst einmal haben wir eine klare Programmatik<br />
aufgestellt. Dabei geht es in erster Linie um die<br />
Hilfen für Unternehmen, die in vielen Fällen nicht<br />
ankamen. Vor allem ist aber auch die Ausgestaltung<br />
in vielen Fällen ungenügend und ungerecht.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ein Unternehmer betreibt<br />
einen Laden in seiner eigenen Immobilie. Jeden<br />
Tag steht er vor Kunden, zahlt sich selbst aber<br />
keinen Unternehmerlohn aus, sondern lebt vom Gewinn.<br />
Dieser darf sich in Bezug auf die Corona-Hilfen<br />
kein Gehalt ansetzen, weil er es ja bisher auch<br />
nicht getan hat Dieser fleißige Unternehmer durfte<br />
sich in den ersten Entwürfen der Hilfe kein Gehalt<br />
ansetzen. Aktuell besteht wenigstens die Chance,<br />
dass der Unternehmerlohn knapp bis zu der der<br />
gesetzlichen Pfändungsfreigrenze in Höhe von 1180<br />
Euro angesetzt werden kann. Viel zu wenig aber<br />
wenigstens eine Anerkennung seiner Leistung.<br />
Welcher Ansatz wäre besser?<br />
Die Regeln<br />
für Corona-<br />
Hilfen sind<br />
ungerecht und<br />
ungenügend.<br />
making<br />
places<br />
reflecting<br />
you<br />
usm.com
16<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
„Die zwangsgeschlossenen<br />
Betriebe müssen für die<br />
erlittenen Schäden<br />
entschädigt werden“, sagt<br />
Friedrich Werdich,<br />
Mitbegründer der Initiative<br />
„Handel steht zusammen“.<br />
Grundsätzlich wollen wir natürlich alle für uns<br />
selbst sorgen können. Da die Situation aber ist, wie<br />
sie ist, sollten wir nicht von Hilfen, sondern von<br />
Entschädigungen sprechen. Der Unterschied ist<br />
enorm. Hilfen orientieren sich an Reglementierungen<br />
auf europäischer Basis und diese gleichen die<br />
erlittenen Schäden keinesfalls aus. Entschädigungen<br />
befänden sich in einem anderen Rahmen. Die<br />
geschlossenen Betriebe müssen für die erlittenen<br />
Schäden infolge der Zwangsschließung entschädigt<br />
werden.<br />
Gehören geschlossene Läden und Innenstädte <strong>mit</strong><br />
deutlich weniger Passanten zu den dauerhaften<br />
Kollateralschäden der Pandemie?<br />
Das ist eindeutig so. Dabei ist es empirisch nachweisbar,<br />
dass der Einzelhandel bei den Infektionsketten<br />
keine wesentliche Rolle spielt. Man sieht das<br />
auch daran, dass keiner unserer Mitarbeiter sich in<br />
den Filialen angesteckt hat. Ähnlich sieht es bei unseren<br />
Netzwerkpartnern aus. Die meisten Infektionen<br />
passieren im privaten Umfeld. Das spricht dafür,<br />
dass die Hygienekonzepte wie Desinfektion,<br />
Einlassbeschränkungen, Masken und Plexiglaswände<br />
gut funktionieren. Aussagekräftiger aber als unsere<br />
Erfahrungen sind die Evaluationen der Berufsgenossenschaft<br />
sowie der Krankenkassen.<br />
Wie sind deren Ergebnisse?<br />
Diese ergeben, dass die Ansteckungsraten im Einzelhandel<br />
unterproportional sind. Im Übrigen stuft<br />
auch das RKI die Ansteckungsgefahr im Einzelhandel<br />
als sehr gering ein.<br />
Was bedeutet das?<br />
Viele Händler können eine solche<br />
Krise zeitlich nur sehr begrenzt<br />
aushalten. Wir haben der Politik<br />
daher die Entschädigung nach<br />
dem Rohertragsverfahren vorgeschlagen.<br />
Das wäre gerecht, unbürokratisch<br />
und so<strong>mit</strong> schnell umsetzbar.<br />
Leider ist dieses am Finanzministerium<br />
gescheitert. Eines unserer Kernthemen<br />
bleibt deshalb, Druck zu erzeugen, dass die<br />
versprochenen Hilfen wenigstens ankommen.<br />
Auch das RKI<br />
stuft die Gefahr<br />
von Ansteckungen<br />
im Handel als<br />
gering ein.<br />
Gibt es dafür einen weiteren Beleg?<br />
Ja, täglich finden im deutschen<br />
Einzelhandel rund 50 Millionen<br />
Kundenkontakte statt. 80 Prozent<br />
davon im Lebens<strong>mit</strong>telhandel und<br />
Drogerien. Nun wissen wir alle,<br />
dass Lebens<strong>mit</strong>telmärkte in den<br />
vergangenen zwölf Monaten eher<br />
stärker als weniger frequentiert waren. Sie blieben<br />
durchgehend offen. Ich verstehe, dass die Politik<br />
ein Mahnmal für die Bevölkerung braucht, aber<br />
wenn das der Fachhandel sein soll, dann muss dieser<br />
Schaden auch von der Gesellschaft getragen<br />
werden. Das passiert derzeit leider nicht in einem<br />
ausreichenden, fairen Maß.<br />
Verändert Corona die Art des Schuhkaufs?<br />
Ja und nein. Die Onlineriesen waren ja schon vorher<br />
da. Natürlich gibt es einen kurzfristigen Effekt.<br />
Kunden haben ja trotz Corona einen Bedarf. Aber<br />
nehmen Sie das Beispiel Kinderschuhe. Ein gutes<br />
Beispiel um aufzuzeigen, wie bedeutsam es ist, dass
unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />
Schuhe richtig passen müssen. Die erforderliche<br />
Kundenberatung kann nur der Fachhandel gewährleisten.<br />
Was im Übrigen allgemein für den Schuhkauf<br />
anzumerken ist.<br />
Was läuft da anders?<br />
Bei ihren Kindern achten die Menschen darauf, dass<br />
die Schuhe gut passen. Das ist im Übrigen auch für<br />
Erwachsenenfüße wichtig, aber bleiben wir bei den<br />
Kleinen. Wir freuen uns darüber, dass im Lockdown<br />
viele unserer Kunden treu geblieben sind und in<br />
unserem Onlineshop gekauft haben. Für die Zeit<br />
nach Corona gibt es verschiedene Annahmen. Die<br />
meisten gehen davon aus, dass neun von zehn Kunden<br />
nach der Pandemie wieder in den stationären<br />
Fachhandel zurückkommen.<br />
Was machen Corona und die Zwangsschließungen<br />
dauerhaft <strong>mit</strong> den Innenstädten?<br />
Wir sehen Handel in Zukunft als vernetztes Modell.<br />
Es wird uns weiterhin stationär geben, <strong>mit</strong> guten<br />
Konzepten, einem Erlebnis für Kunden und persönlicher<br />
Beratung. Daneben muss aber auch unsere<br />
digitale Kompetenz steigen.<br />
Was meinen Sie da<strong>mit</strong>?<br />
Es geht zum einen um die Sichtbarkeit im Internet,<br />
zum anderen um die dahinterliegende Logistik. In<br />
erster Linie geht es bei beiden Kanälen darum, den<br />
Wunsch des Kunden zu erfüllen. Das kann zum Beispiel<br />
auch durch ein erweitertes Warenregal passieren.<br />
Der Kunde bekommt die Ware dann direkt<br />
vom Zentrallager oder sogar vom Hersteller zuge-<br />
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18<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Wurzeln im Allgäu und Filialen von Lörrach bis München<br />
Friedrich Werdich führt das Schuhhaus in vierter Generation. Ohne Schuhe-Pflege geht er morgens nicht aus dem Haus.<br />
Mit 38 Filialen und einem Onlineshop gehört<br />
das Familienunternehmen Werdich zu<br />
den 20 größten deutschen Schuhhändlern.<br />
Die Filialen reichen von Lörrach bis München<br />
und von Leonberg über Göppingen und Ulm<br />
bis Lindau. Firmensitz des Unternehmens ist<br />
Dornstadt (Alb-Donau-Kreis). Mit 500 Mitarbeitern<br />
erwirtschaftet das Unternehmen<br />
einen Jahresumsatz in <strong>mit</strong>tlerer zweistelliger<br />
Millionenhöhe, der allerdings im Coronajahr<br />
2020 um 25 Prozent schrumpfte.<br />
Die Wurzeln reichen ins Jahr 1895 zurück.<br />
Damals gründete Johann Baptist Werdich<br />
<strong>mit</strong> seiner Frau Wilhelmine das Einzelhandels-Unternehmen<br />
Werdich. 1937 eröffnete<br />
Johann Werdich die erste Filiale in Ulm. Das<br />
Stammhaus in Wangen war bis zum Jahr<br />
2000 auch die Firmenzentrale, die seither in<br />
Dornstadt ist. Die Immobilien von einem<br />
Viertel der Schuhgeschäfte befinden sich in<br />
der Hand des Unternehmens oder eines der<br />
drei Gesellschafterstämme. Zur Firmenphilosophie<br />
gehört unter anderem, dass Filialleiter<br />
als Unternehmer agieren sollen, die<br />
selbstständig Mitarbeiter einstellen und<br />
entwickeln.<br />
Der<br />
Fachhandel<br />
erhöht die<br />
Qualität der<br />
Innenstädte.<br />
schickt. Am Ende des Tages muss es dem Fachhandel<br />
gelingen, den Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis<br />
zu bieten und durch beste Logistik möglichst<br />
alle Warenwünsche erfüllen zu können.<br />
Was ist <strong>mit</strong> dem stationären Handel in der City?<br />
Die kulturellen Wurzeln unserer gesellschaftlichen<br />
Entwicklung gehen auf die Marktplätze der Städte<br />
zurück. Es wäre schlimm, dieses Kulturgut aufzugeben.<br />
Ich bezweifle stark, dass Innenstädte funktionieren,<br />
wenn sie nur noch aus Gastronomie und<br />
Wohnen bestehen. Dort, wo es so ist, sinkt die<br />
Wohnattraktivität erheblich.<br />
Wie groß ist Ihre Sorge um die Arbeitsplätze?<br />
Die innerstädtischen Arbeitsplätze von den bundesweit<br />
3,1 Millionen Beschäftigten im Einzelhandel<br />
spielen eine große Rolle. Wenn diese wegfallen<br />
würden, wäre das furchtbar. Wir bieten auch Jobs,<br />
die Quereinsteiger schnell übernehmen können. Ein<br />
großer Teil der Beschäftigten nutzt Teilzeitmodelle.<br />
Ich glaube nicht, dass sich diese Arbeitsplätze<br />
1:1 in der Industrie oder anderen Branchen schaffen<br />
lassen.<br />
Was brennt Ihnen beim Kulturgut Innenstadt am<br />
meisten auf der Seele?<br />
Die Investitionsfähigkeit. Wir errichten Immobilien,<br />
halten diese durch unsere Mietzahlungen in<br />
Stand und entwickeln sie. Der Fachhandel erhöht<br />
die Qualität der Innenstädte. Es muss in der Innenstadt<br />
eine Wertschöpfung stattfinden, um das Kulturgut<br />
pflegen zu können. Um die Innenstädte attraktiv<br />
zu halten, braucht es außerdem Infrastruktur<br />
in Form von bezahlbaren Parkplätzen und öffentlicher<br />
Verkehrsanbindung, welche die<br />
Erreichbarkeit zu jeder Zeit sichern. Auch dafür<br />
braucht es Investitionen.<br />
Die Ordersaison für den Sommer ist vorbei: Wie lassen<br />
sich für rund 40 Filialen Schuhe unter maximaler<br />
Unsicherheit bestellen?<br />
Gute Frage! Wir sprechen immer von Spiegelsaisons,<br />
denn wir kaufen beispielsweise direkt nach<br />
dem Ende der Herbst/Wintersaison im Januar bereits<br />
wieder neue Ware für die „Spiegelsaison“<br />
Herbst Winter des neuen Jahres. Dazu müssen wir<br />
einschätzen, wie sich die Konsumstimmung bis dahin<br />
entwickelt, aber auch wie zum Beispiel das Wetter<br />
sein wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die<br />
Mode selbst. Die kann sich innerhalb eines halben<br />
Jahres auch noch einmal verändern. Bei Schuhen<br />
rechnen wir <strong>mit</strong> sechs Monaten Bestellvorlauf. Das<br />
hängt einerseits <strong>mit</strong> der Produktion an sich zusammen,<br />
aber auch <strong>mit</strong> den Materialien. Leder etwa ist<br />
ein Naturprodukt und braucht eine gewisse Zeit
unternehmen [!] TITELTHEMA 19<br />
zum Gerben. Dieses Jahr haben wir zusätzlich das<br />
Problem, dass wir die nicht verkauften Bestände<br />
aus dem vergangenen Frühjahr berücksichtigen<br />
müssen.<br />
Was machen Sie <strong>mit</strong> der ganzen Ware aus der Vorsaison,<br />
von wie vielen Tausend Paar Schuhen sprechen<br />
wir?<br />
Ich kann keine genaue Zahl nennen. Es sind deutlich<br />
mehr als sonst. Wir haben glücklicherweise<br />
zwei große Lagerflächen, die sind zwar voll – aber<br />
noch funktioniert es. Umso wichtiger ist es für uns,<br />
dass wir online weiter verkaufen und einen Ausblick<br />
auf geregelte Verhältnisse bekommen. Diese<br />
Ware kommt irgendwann auf den Markt.<br />
Graut Ihnen vor dieser Zeit und den fast unausweichlich<br />
erscheinenden Preisaktionen?<br />
Ich glaube nicht, dass man dem ausweichen kann.<br />
Insbesondere im Modegeschäft. Wieder ein Beispiel<br />
für die schlechte Ausgestaltung der Überbrückungshilfe<br />
III. Im Mode-Handel können Händler Saisonware,<br />
die diese belastet, angeben. Und zwar <strong>mit</strong> der<br />
Differenz aus Einkaufskosten und dem vermuteten<br />
Abgabepreis.<br />
Was ist die Folge?<br />
Händler, die zu wenig Lagerkapazität haben, werden<br />
die Ware sogar zum Einkaufspreis oder darunter<br />
verkaufen, einfach um Flächen freizubekommen:<br />
entweder ins Ausland oder an sogenannte Aufkäufer.<br />
Diese bieten die Ware nach dem Lockdown weit<br />
unterhalb des eigentlichen Wertes an und werden<br />
so zur Konkurrenz des Händlers, der sie im Voraus<br />
verkauft hat. Das setzt sehr ungünstige Mechanismen<br />
in Gang. Die Preisspirale dreht sich nach unten,<br />
die Margen sinken weiter.<br />
Wie wichtig sind eigentlich Schuhe für den ersten<br />
Eindruck?<br />
Sehr wichtig. Schuhe sagen viel über den Charakter<br />
eines Menschen aus, über sein Qualitätsbewusstsein<br />
und die praktizierte Pflege. Ich persönlich zelebriere<br />
ein schönes Ritual, indem ich jeden Tag,<br />
bevor ich das Haus verlasse meine Schuhe pflege,<br />
so bleiben sie jahrelang schön.<br />
Wie schnell schauen Sie Ihrem gegenüber auf die<br />
Schuhe?<br />
Sofort, das kann ich auch im Privatleben nicht ausschalten.<br />
Tatsächlich liebe ich es in der Stadt Menschen<br />
zu beobachten und zu sehen, in welchen<br />
Schuhen sie durchs Leben gehen. Das Qualitätsbewusstsein<br />
ist sehr unterschiedlich. Manche legen<br />
großen Wert auf ihre Fußbekleidung, andere wenig.<br />
Für die meisten sind Schuhe nur ein Accessoire,<br />
Händler <strong>mit</strong> Lager-Problemen<br />
werden Ware billig<br />
abgeben und dafür einen<br />
Ausgleich vom Staat<br />
erhalten. „Das setzt<br />
ungünstige Mechanismen<br />
in Gang“, betont Friedrich<br />
Werdich.
20<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Im Gespräch am Firmensitz<br />
in Dornstadt: Schuhhändler<br />
Friedrich Werdich<br />
und Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter Unternehmen[!].<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen<br />
[!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Matthias Kessler<br />
wie ein Gürtel. Das ist aber eigentlich die falsche<br />
Herangehensweise.<br />
Warum?<br />
Ein guter Schuh ist Lebensqualität. Sie sind den<br />
ganzen Tag da<strong>mit</strong> unterwegs. Schlechtes oder falsches<br />
Schuhwerk kann viel kaputt machen, vor allem<br />
bei Kindern aber auch bei Erwachsenen. Es<br />
wirkt sich zum Beispiel direkt auf die Bein- und Rückenmuskulatur<br />
aus.<br />
,Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure<br />
Schuh‘: Welche weit verbreiteten,<br />
aber falschen Schuhmythen gibt<br />
es?<br />
Ich kenne wenige. Eines fällt mir<br />
aber immer wieder auf: Eltern neigen<br />
manchmal dazu, Kinderschuhe<br />
zwei Größen zu groß zu kaufen.<br />
Eine Größe ist okay, denn die Kleinen<br />
brauchen Platz zum Abrollen<br />
der Zehen. Ich verstehe auch die Verhaltensweise:<br />
Eltern haben ja manchmal das Gefühl, dass sie alle<br />
acht Wochen Schuhe kaufen müssen, weil die Füße<br />
ihrer Kinder so schnell wachsen. Trotzdem ist es<br />
immens wichtig, keine viel zu großen Schuhe anzuziehen.<br />
Ansonsten sind Fehlstellungen programmiert.<br />
Ein guter<br />
Schuh besteht<br />
aus 120 bis 180<br />
Teilen und wird von<br />
Hand gefertigt.<br />
Wie viele Schuhe haben Sie Zuhause im Schuhschrank?<br />
Vielleicht 50 Paar. Meine Lieblingsschuhe trage ich<br />
mehrere Jahre. Es gibt Studien darüber, wer wie<br />
viele Schuhe kauft. Frauen liegen bei vier bis sechs<br />
Paar pro Jahr. Herren nur bei einem bis zwei Paaren.<br />
Momentan sind ja Sneakers im Trend. Sneaker<br />
der großen Sportmarken bestehen in der Regel aus<br />
einer simplen aufgeschäumten Sohle <strong>mit</strong> einem<br />
Synthetik-Oberteil. Das ist schnell und einfach produziert<br />
und lässt sich teilweise<br />
automatisieren.<br />
Und bei einem guten Schuh?<br />
Ein guter Schuh besteht aus 120<br />
bis 180 Einzelteilen, die liebevoll<br />
von Menschen in handwerklicher<br />
Arbeit gefertigt wurden. Das ist<br />
Qualität, die richtig gepflegt lange<br />
hält. Ich schätze Schuhwerk,<br />
gefertigt in handwerklicher<br />
Schuhmacherqualität, gerne auch noch <strong>mit</strong> einer<br />
klassischen Ledersohle. Ledersohlen sind härter im<br />
Auftritt, dafür aber atmungsaktiv und aus natürlichem<br />
Material. Außerdem bin ich ein Freund von<br />
spitzen Leisten und Schuhformen und generell von<br />
auffälligen Schuhen. Das hängt wohl <strong>mit</strong> meinem<br />
Beruf zusammen.
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
21<br />
Die Digitalisierung aktiv <strong>mit</strong>gestalten<br />
Der neue B.A.-Studiengang Digitales Management<br />
und Technologien an der HNU bietet<br />
Fachkräften, aus einem kaufmännischen oder<br />
auch IT-orientierten Umfeld, die Möglichkeit<br />
sich auf eine Führungsposition im Bereich<br />
Digitalisierung vorzubereiten und sich betriebswirtschaftlich<br />
weiterzubilden. Hier ein<br />
Gespräch <strong>mit</strong> Studiengangleiter Herr Professor<br />
Dr. Daniel Schallmo, warum dies eine spannende<br />
Chance für Arbeitskräfte und für die<br />
Unternehmen bedeutet:<br />
Herr Professor Dr. Schallmo, welche Vorteile<br />
bietet der B.A.-Studiengang Digitales Management<br />
und Technologien aus Ihrer Sicht?<br />
Der B.A. Digitales Management und Technologien<br />
bietet drei wesentliche Vorteile:<br />
Erstens werden die Studierenden bezüglich<br />
eines topaktuellen Themas im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> der Digitalisierung qualifiziert – dies<br />
ist sowohl für die Studierenden als auch für die<br />
Unternehmen, in denen sie beschäftigt sind,<br />
sehr interessant. Zweitens wurde der Studiengang<br />
so konzipiert, dass er für Berufstätige <strong>mit</strong><br />
einem qualifizierenden Abschluss neben dem<br />
Beruf studierbar ist, d.h. die Veranstaltungen<br />
finden meist freitags und samstags statt. Die<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung von Lerninhalten und der Austausch<br />
der Studierenden erfolgt in diesem<br />
Studiengang verstärkt online und virtuell. Die<br />
Präsenzzeit an der Hochschule Neu-Ulm beträgt<br />
pro Semester nur ca. acht Tage. Drittens<br />
wird neben fachlichen Inhalten auch die praktische<br />
Anwendung in Form von Fallstudien,<br />
Gruppenarbeiten und Tools berücksichtigt;<br />
ferner bietet der Studiengang die Möglichkeit<br />
einer Vernetzung der Studierenden untereinander<br />
und eine Exkursion ins Ausland.<br />
Weshalb ist das Thema der Digitalisierung für<br />
Berufstätige und Unternehmen so wichtig?<br />
Die Digitalisierung betrifft alle Bereiche der<br />
Professor Dr. Daniel Schallmo, Studiengangleiter<br />
B.A. Digitales Management und Technologien und<br />
Professor für Digitale Transformation und<br />
Entrepreneurship an der HNU<br />
Foto: HNU<br />
Gesellschaft, insbesondere Unternehmen.<br />
Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung neue<br />
Vernetzungschancen und ermöglicht die Zusammenarbeit<br />
zwischen verschiedenen Akteuren,<br />
die beispielsweise Daten austauschen und<br />
so Prozesse initiieren. Die Digitalisierung umfasst<br />
dabei mehrere Aspekte, beispielsweise<br />
die Messung der digitalen Reife, der digitalen<br />
Strategie, der digitalen Transformation und der<br />
digitalen Implementierung. Für Unternehmen<br />
ist es wichtig, sich <strong>mit</strong> dem Thema professionell<br />
auseinanderzusetzen, um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben. Das Konzept unseres Studiengangs<br />
sieht vor, neben der fachlichen Qualifikation die<br />
praktische Anwendung und den Transfer in die<br />
Unternehmenspraxis zu ermöglichen. Dies ist<br />
ein Vorteil für alle Beteiligten: die Studierenden<br />
arbeiten an realen und relevanten Projekten<br />
und die Unternehmen erhalten wertvolle Impulse<br />
für die Digitale Transformation.<br />
In welchem Berufsfeld kann man nach dem<br />
erfolgreichen Abschluss des Studiengangs<br />
tätig werden und was ist das Spannende<br />
daran?<br />
Üblicherweise kann man eine Führungsposition<br />
als Digital Manager, Digital Professional,<br />
Business Developer oder Digital Consultant<br />
übernehmen. Diese Berufsfelder stellen eine<br />
Schnittstelle zwischen der Unternehmensleitung<br />
und einzelnen Abteilungen dar. Die<br />
bisherige Ausbildung und Tätigkeit kommt<br />
den Absolventinnen und Absolventen dabei<br />
zugute, da sie über eine relevante Praxiserfahrung<br />
verfügen. Besonders spannend ist<br />
dabei die Möglichkeit, den digitalen Wandel<br />
aktiv <strong>mit</strong>zugestalten und so<strong>mit</strong> den immer<br />
stärker werdenden wirtschaftlichen Erfordernissen<br />
und dem dynamischen Veränderungsprozess<br />
gerecht zu werden.<br />
Staatlich anerkannte Fachberufe<br />
B.A. Digitales Management und<br />
Technologien:<br />
· Informatikkaufmann/-frau<br />
· Fachinformatiker/in<br />
· Systeminformatiker/in<br />
· Industriekaufmann/-frau<br />
· Kaufmann/-frau für Büromanagement<br />
Interessante Weiterbildungsangebote<br />
an der HNU:<br />
· MBA Digital Leadership und<br />
IT-Management<br />
· Zertifikatskurs Data Science<br />
· Zertifikatskurs Wirtschaftsmediation<br />
· Alle Infos: www.hnu.de/zfw<br />
Zentrum für Weiterbildung der HNU<br />
Hochschule Neu-Ulm<br />
Wileystraße 1<br />
D-89231 Neu-Ulm<br />
+49(0)731-9762-2525<br />
www.hnu.de/zfw
22<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Corona-Prämie<br />
für Beschäftigte<br />
Sonderzahlung Der Zeppelin<br />
Konzern zahlt seinen Beschäftigten<br />
<strong>mit</strong> dem <strong>Mai</strong>-Gehalt eine<br />
Corona-Prämie aus, für Vollzeitkräfte<br />
beläuft sie sich in<br />
Deutschland auf 600 Euro. Auszubildende<br />
erhalten 200 Euro.<br />
Es sollen alle der weltweit rund<br />
10 000 Mitarbeiter eine Sonderzahlung<br />
erhalten. Der Konzern<br />
<strong>mit</strong> Sitz in Friedrichshafen erwirtschaftete<br />
2020 einen Umsatz<br />
von 3,3 Milliarden Euro.<br />
Neuer Leiter für<br />
KI-Institut<br />
Nachfolge Professor Dr. Markus<br />
Schneider ist neuer Leiter<br />
des Instituts für Künstliche Intelligenz<br />
der Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />
(RWU).<br />
Er übernimmt das Amt von<br />
Wolfgang Ertel, der dem Institut<br />
seit seiner Gründung vorstand.<br />
Schneider promovierte<br />
an der Universität Ulm in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> der RWU, war als<br />
Softwareentwickler bei Bosch SI<br />
und als Algorithmiker bei der<br />
ifm Snytron GmbH tätig.<br />
Glasverpackung<br />
ist im Trend<br />
Hersteller In allen für die Verallia<br />
Deutschland AG geografisch<br />
relevanten Märkten hat die<br />
Pandemie Auswirkungen auf die<br />
Nachfrage. Der Glashersteller<br />
aus Bad Wurzach erkennt aber<br />
weiterhin den langfristigen<br />
Trend, der bei Verbrauchern zur<br />
zunehmenden Beliebtheit von<br />
Glasverpackungen führt. 2020<br />
lag der Umsatz bei rund 555 Millionen<br />
Euro.<br />
Waldner<br />
strukturiert neu<br />
Boehringer Ingelheim steckte 3,7 Milliarden Euro in die Forschung.<br />
Boehringer investiert wie nie zuvor<br />
Geschäftsführung Die Unternehmensgruppe<br />
Waldner aus<br />
Wangen im Allgäu strukturiert<br />
die Geschäftsführung teils neu.<br />
Jochen Früh, Geschäftsführer<br />
der Waldner Holding und Finanzchef<br />
Stephan Schaale werden<br />
zusätzlich die Geschäftsführung<br />
der Waldner Laboreinrichtungen<br />
übernehmen. Neu ins<br />
Unternehmen kommt Markus<br />
Bieg als technischer Gesamtleiter<br />
und Prokurist. Insgesamt beschäftigt<br />
die in den Bereichen<br />
Forschung, Bildung, Pharmazie<br />
und Industrie tätige Unternehmensgruppe<br />
weltweit rund 1400<br />
Mitarbeiter. Der Umsatz liegt<br />
bei 250 Millionen Euro.<br />
Käufer für<br />
Illerplastic<br />
Insolvenz Das Elchinger Unternehmen<br />
Gugelfuß hat den insolventen<br />
Fensterbauer Illerplastic<br />
aus Illertissen gekauft. 125 Stellen<br />
konnten da<strong>mit</strong> gerettet werden,<br />
fast 100 weitere Arbeitsplätze<br />
gehen verloren. Das Geschäftsfeld<br />
Glas- und Metallbau<br />
wird ganz abgewickelt. Illerplastic<br />
hatte nach mehreren verlustreichen<br />
Jahren Anfang <strong>2021</strong><br />
Insolvenz beantragt. Gugelfuß<br />
beschäftigte <strong>mit</strong> einem Umsatz<br />
von rund 45 Millionen Euro bislang<br />
rund 300 Mitarbeiter.<br />
DHL baut neues<br />
Paketzentrum<br />
Logistik Die Deutsche<br />
Post-Tochter DHL baut in<br />
Neu-Ulm für 17 Millionen Euro<br />
ein rund 3500 Quadratmeter<br />
großes Paketzentrum. Der<br />
neue Standort für Express-<br />
Versand wird über direkte<br />
Be- und Entlademöglichkeiten<br />
für 72 Zustellfahrzeuge<br />
gleichzeitig und eine moderne<br />
Foto: Boehringer Ingelheim<br />
Boehringer Ingelheim hat innerhalb eines Jahres so<br />
viel in Forschung und Entwicklung investiert wie<br />
noch nie in der 136-jährigen Geschichte des biopharmazeutischen<br />
Unternehmens: 3,7 Milliarden Euro –<br />
sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem wurden<br />
die Bemühungen zur Erforschung möglicher Therapien<br />
im Zusammenhang <strong>mit</strong> Covid-19 forciert. 2020 erwirtschaftete<br />
Boehringer Ingelheim <strong>mit</strong> seinen<br />
52 000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 19,57 Milliarden<br />
Euro. Der Standort Biberach ist das weltweit<br />
größte Forschungs- und Entwicklungszentrum des<br />
Unternehmens.<br />
Sortieranlage für 3000 Paketen<br />
pro Stunde verfügen. Im<br />
Frühjahr 2022 soll das neue<br />
Gebäude in Betrieb gehen.<br />
Vetter jetzt<br />
viermal in Asien<br />
Pharmazulieferer Nach Singapur,<br />
Japan und Südkorea, eröffnet<br />
die Vetter Pharma-Fertigung<br />
aus Ravensburg eine vierte Repräsentanz<br />
in der Asien-Pazifik-Region<br />
– und zwar in Shanghai.<br />
China gilt als der zweitgrößte<br />
Medikamentenmarkt. Die Leitung<br />
übernimmt Jason Zhong.<br />
Vetter ist ein Spezialist in der<br />
Fertigung von aseptisch vorgefüllten<br />
Injektionssystemen, beschäftigt<br />
mehr als 5000 Mitarbeiter<br />
und machte 2019 einen<br />
Umsatz von 669 Millionen Euro.
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
23<br />
Zöllner GmbH „der Hygienespezialist“<br />
Wenn es sauber und hygienisch rein sein<br />
soll, haben wir die passenden Produkte<br />
und Lösungen für Ihre Ansprüche. Unsere<br />
vielfältigen Serviceleistungen durch unser<br />
qualifiziertes Personal runden ein breites<br />
Angebotsspektrum <strong>mit</strong> Produkten führender<br />
Hersteller ab.<br />
Luftreiniger OSP1<br />
Von der Natur inspiriert. Unsere Atmosphäre<br />
hat einen selbstreinigenden Prozess, bei<br />
dem durch die UV-Strahlung der Sonne<br />
Hydroxyl-Radikale erzeugt werden. Diese<br />
Hydroxyl-Radikale entfernen toxische Substanzen<br />
wie Benzol oder Methan aus der Atmosphäre.<br />
Dieser Prozess läuft seit vielen<br />
Jahrtausenden in der Troposphäre unseres<br />
Planeten ab.<br />
Der OSP1 Luftreiniger behandelt die Raumluft<br />
nach demselben Prinzip. Die erzeugten Radikale<br />
vernichten im Inneren der Reaktionskammer<br />
nahezu alle organischen Bestandteile<br />
wie Bakterien, Viren, Pilzsporen, Löse<strong>mit</strong>telreste,<br />
usw.<br />
Die Vorteile des OSP1:<br />
Silver Guard textile – die innovative Hygienelösung<br />
für den täglichen Bedarf und die<br />
ultimative Hygiene-Visitenkarte für jeden Kellner,<br />
Restaurantfachkraft.<br />
Silver Guard textile<br />
Silberhandschuhe<br />
Silberputztücher<br />
Aufbewahrungsbeutel<br />
Das Material ist vom IZSVe zertifiziert (ISO<br />
18184:2019). Coronaviren sowie sämtliche<br />
Mikroorganismen werden innerhalb von nur<br />
wenigen Sekunden nach Kontakt inaktiviert.<br />
Die Stoffe bestehen aus metallisiertem Polyamid,<br />
<strong>mit</strong> einem Gehalt von 20% reinem Silber.<br />
Diese Textilien enthalten kein Nanosilber<br />
und sind ausgezeichnet <strong>mit</strong> Ökotex Standard<br />
100 in Klasse 1 und so<strong>mit</strong> qualifiziert für längeren<br />
Kontakt auf Babyhaut.<br />
Diese hochwertigen silberhaltigen Textilien<br />
eignen sich ganz speziell für Hotel – u. Gastronomiebereiche,<br />
Juweliere, Golfclubs, sowie<br />
alle hygienerelevanten Anwendungen. Besonders<br />
interessant sind die Silberhandschuhe,<br />
die sich bereits in einigen Ländern fest etabliert<br />
haben, speziell als Schutzhandschuh<br />
bei Einkaufswagen etc. Die Textilien sind<br />
waschbar.<br />
Unser Sortiment beinhaltet verschiedene<br />
weitere Lösungen, um professionelle Hygiene<br />
sicherstellen zu können. Gerne beraten<br />
wir Sie zu diesen und weiteren Produkten<br />
und helfen Ihnen die richtige Auswahl zu<br />
treffen.<br />
Mehrfachwirkung: Kombination aus<br />
UV-C+Hydroxyl-Radikalen<br />
Wirksam auch bei UV-resistenten Bakterien<br />
und Viren<br />
Bakterienhemmende Beschichtung<br />
Wirksam gegen Pilze und Pollen<br />
Geruchsreduktion<br />
Geringe Umwälzung für effizientere Reinigung<br />
(80m³/h), keine Zugluft –<br />
Keine Einstellungen nötig – selbstregulierend<br />
Höhere Wirksamkeit bei gleicher elektrischer<br />
Leistung (90W nominal). Ungefährer<br />
jährlicher Energieverbrauch: ˜780 kWh<br />
(24/7) ˜190 kWh (8h/Tag)<br />
Keine laufenden Kosten außer Strom und<br />
AddPure<br />
Kein Filter, kein Filterwechsel<br />
Schnelltank-System für AddPure<br />
Betrieb <strong>mit</strong> einer Tankfüllung: 3-4 Wochen<br />
(24/7) – 2-3 Monate (8h/Tag)<br />
Typische Haltbarkeit des<br />
UV-C-Leucht<strong>mit</strong>tels 9000h<br />
Keine Anreicherung von Keimen im Gerät<br />
Keine Emission schädlicher Stoffe<br />
Keine giftigen Rückstände, AddPure-Flasche<br />
recyclebar<br />
Zöllner GmbH<br />
Im Feldle 14-16<br />
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Tel: 07340 / 96 798-63<br />
Fax: 07340 / 967 98-66<br />
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Licht rücken<br />
Büro Alnatura macht es, Brainpool auch: Die Zahl<br />
der Unternehmen wächst, bei denen die<br />
Raumgestaltung einen neuen Arbeitsstil und die<br />
Gesundheit der Mitarbeiter fördern soll.<br />
Die Alnatura Arbeitswelt in<br />
Darmstadt ist ein beeindruckendes<br />
Gebäude. In die<br />
komplett aus Lehm gefertigte<br />
Fassade sind Heizspiralen eingearbeitet,<br />
die bei Bedarf über eine<br />
geothermische Wärmepumpe gespeist<br />
werden. Auf dem Dach befindet<br />
sich eine über 480 Quadratmeter<br />
große Photovoltaikanlage. Das<br />
klimaneutrale Bauwerk, das Platz für<br />
500 Mitarbeiter bietet, ermöglicht<br />
Tageslichtnutzung in allen Stockwerken<br />
durch großzügige Raumhöhe<br />
und lichtoptimierte Gebäudegeometrie<br />
<strong>mit</strong> einem offenen Dachfirst.<br />
„Uns ging es ja nicht nur allein<br />
um einen neuen physischen Standort,<br />
sondern wir wollten <strong>mit</strong> dieser<br />
Umgebung auch die Grundlage für<br />
neue Arbeitsweisen ermöglichen.“<br />
So erklärt die Markenverantwortliche<br />
des Bio-Großhändlers, Tina<br />
Wir wollten <strong>mit</strong><br />
dieser Um gebung<br />
die Grundlage für<br />
neue Arbeitsweisen<br />
ermöglichen.<br />
Tina Schneyer<br />
Alnatura-Markenverantwortliche<br />
Schneyer, den Ursprung des Konzepts.<br />
„Alles hier ist auf Dialog ausgelegt.“<br />
Rückzugsmöglichkeiten fürs<br />
ungestörte Arbeiten gibt es aber<br />
auch, <strong>mit</strong> Sesseln, die über hohe Außenwände<br />
verfügen, wo Telefonate<br />
geführt oder kleinere Besprechungen<br />
abgehalten werden können.<br />
„Wir haben hier keine festzugeordneten<br />
Schreibtische, nur feste<br />
Bereiche“, erklärt Schneyer. Das soll<br />
Auch dank eines offenen Dachfirsts ist am Alnatura-Firmensitz Tageslichtnutzung<br />
in allen Stockwerken möglich. <br />
Fotos: Lars Gruber
unternehmen [!] VERANTWORTEN 25<br />
Während der Arbeit ist ein Blick ins Grüne möglich.<br />
auch Kreativität und Flexibilität<br />
fördern, wenn es um Lösungen<br />
im Job geht. Zur Anlage gehören<br />
unter anderem ein vegetarisches<br />
Restaurant, Pachtgärten für die<br />
Belegschaft sowie ein Waldorf-Kindergarten.<br />
Schneyer<br />
sieht die Besonderheit im „Citizen-Office-Konzept“<br />
– nach dem<br />
ein Arbeitsort wie ein kleines<br />
Dorf konzipiert ist – <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Zonen für unterschiedliche<br />
Tätigkeiten. Dafür<br />
wurde das Darmstädter Unternehmen<br />
2020 von der Bundesregierung<br />
<strong>mit</strong> dem Deutschen<br />
Nachhaltigkeitspreis Architektur<br />
ausgezeichnet.<br />
Starre Tische ausrangiert<br />
Aber nicht nur die Bio-Branche<br />
legt verstärkt Wert auf ein nachhaltiges<br />
und gesundes Arbeitsumfeld.<br />
Das Personal des Medienunternehmens<br />
Banijay<br />
Deutschland etwa hat die Möglichkeit<br />
geschaffen, kostenlos<br />
bis zu achtmal die Woche an Online<br />
Yoga-Kursen teilzunehmen,<br />
um sich so fit zu halten. Und<br />
beim TV-Produzenten Brainpool<br />
wurden 150 höhenverstellbare<br />
Tische für alle Mitarbeiter<br />
angeschafft.<br />
Da<strong>mit</strong> liegt das Kölner Unternehmen<br />
im Trend wie das Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
der Architektenkammer<br />
Baden-Württemberg<br />
René Pier bestätigt. „Es gibt eine<br />
klare Tendenz hin zu motorisch<br />
verstellbaren Tischen, wenn es<br />
um die Gestaltung eines gesunden<br />
Arbeitsplatzes geht. Es gibt<br />
praktisch kein Unternehmen<br />
mehr, das starre Tische erwirbt.“<br />
Da<strong>mit</strong> sollen Beweglichkeit<br />
und Agilität gefördert werden.<br />
Starres Sitzen sei ungesund,<br />
ebenso ständig zu stehen,<br />
ein Wechsel dagegen ideal.<br />
Der Stuttgarter Innenarchitekt<br />
verweist auf die Corona-Pandemie.<br />
„Das hat ein Thema<br />
wie Gesundheit von einem<br />
privaten in den öffentlichen Bereich<br />
gerückt.“ Mit der Zunahme<br />
von Homeoffice müssten Bürolandschaften<br />
zudem mehr <strong>mit</strong><br />
den Bedingungen Zuhause <strong>mit</strong>halten<br />
können.<br />
„Vor allem jüngere Menschen<br />
haben ein erhöhtes Bewusstsein“,<br />
sagt Pier. „Angesichts des<br />
Fachkräftemangels spielen zudem<br />
die Zusatzangebote rund<br />
um einen nachhaltigen und gesunden<br />
Arbeitsplatz eine immer<br />
größere Rolle.“ Dennoch ist das<br />
Bewusstsein für Gesundheit am<br />
Arbeitsplatz dem Geschäftsführer<br />
des Instituts für Baubiologie<br />
und Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim,<br />
Winfried Schneider,<br />
zufolge immer noch zu wenig<br />
beleuchtet – auf Arbeitnehmerund<br />
Arbeitgeberseite. „Bei unseren<br />
Untersuchungen stoßen<br />
wir oft auf Mängel.“ Gesundheitsschädliche<br />
Emissionen aus<br />
Möbeln, Bodenbeläge, die Lö-<br />
EINFACH<br />
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26<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Schlüsselfaktoren Gesundheit und Wohlbefinden<br />
Frischluftzufuhr in Büroräumen steigert die laut der Havard Universität die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten.<br />
FOTOS: © NOR GAL/© TANAWAT TECHAPANIT/© ANDREY_POPOV/© UKRAINE/ALLE SHUTTERSTOCK.COM<br />
Eine Umfrage zur Arbeitsplatzgestaltung<br />
des weltweit agierenden Unternehmens im<br />
Bereich Workplace Experience und Facility<br />
Management ISS kam zu einer klaren Antwort:<br />
Entscheidend ist in Betrieben ein starker<br />
Fokus auf die Gesundheit und das Wohlbefinden.<br />
Die Befragten waren sich sicher,<br />
dass die Förderung dieser beiden Bereiche<br />
am Arbeitsplatz dazu beiträgt, die Rentabilität<br />
des Unternehmens durch eine gesteigerte<br />
Produktivität zu verbessern.<br />
Dazu passen die Erkenntnisse des Harvard<br />
Center für Gesundheit: Eine überdurchschnittliche<br />
Belüftung von Büroräumen <strong>mit</strong><br />
natürlicher Luft von außen, verbessert dem<br />
Institut der US-amerikanischen Privatuniversität<br />
zufolge die kognitiven Fähigkeiten<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch<br />
die Reduzierung der Schadstoffe um bis zu<br />
40 Prozent.<br />
sungs<strong>mit</strong>tel abgeben, oder Klimaanlagen,<br />
die Schimmelpilze an die<br />
Raumluft abgeben. Dabei könne<br />
man häufig <strong>mit</strong> einfachen Maßnahmen<br />
für Verbesserungen sorgen.<br />
Vor einigen Jahren seien etwa an<br />
einem neuen Standort eines Unternehmens<br />
im nordrhein-westfälischen<br />
Velbert im ersten Jahr vermehrt<br />
Klagen aus der Belegschaft<br />
über Nackenverspannungen, Kopfschmerz,<br />
Übelkeit, Atemreiz,<br />
Schwindel gekommen, berichtet der<br />
Architekt. Die Krankmeldungen seien<br />
auf ein bisher nicht gekanntes<br />
Maß angestiegen.<br />
Die Menschen<br />
wollen gesehen,<br />
gehört und<br />
wahrgenommen<br />
werden.<br />
Michael Lück<br />
Unternehmensberater<br />
Experten schaffen Abhilfe<br />
Messungen belegten dann in dem<br />
Gebäude starke elektrische und magnetische<br />
Felder. Die Ursache:<br />
Kunststoffschreibtische, Stahlrohrstühle,<br />
Synthetikteppiche und<br />
dampfdichte Vinylschaumtapeten.<br />
Hinzu kamen ungeerdete elektrische<br />
Geräte, Kabel, die die Tische<br />
derart unter Spannung setzten, dass<br />
die Mitarbeiter bei Berührungen bis<br />
zu 40 Volt Spannung aufbauten. An<br />
den Arbeitsplätzen kam es zu bis zu<br />
2500 Nanotesla magnetischer Flussdichte.<br />
Nachdem Experten Abhilfe<br />
geschafften hatten, sank die Zahl der<br />
Krankmeldungen um etwa 40 Prozent.<br />
Zwischen 1994 und 2000 beschäftigte<br />
sich die Pro-Klima-A-Studie<br />
<strong>mit</strong> dem „Sick Building Syndrom“ in<br />
Deutschland. Das Fazit dieser und<br />
anderer Studien zeigt: Persönliche<br />
Faktoren, die Tätigkeit und die Benutzerfreundlichkeit<br />
des Arbeitsplatzes<br />
sind genauso entscheidend<br />
für das Auftreten des Sick-Building-Syndroms<br />
wie die Einflüsse des<br />
Bürogebäudes. „Die Zufriedenheit<br />
am Arbeitsplatz ist stark davon abhängig,<br />
wie sehr der Einzelne individuell<br />
auf seinen Arbeitsplatz einwirken<br />
kann – über Sonnenschutz,<br />
Beleuchtung, Temperatureinstellung<br />
oder Luftzufuhr“, stützt Schneider<br />
das Ergebnis der Studie.<br />
Der Kölner Unternehmensberater<br />
Michael Lück hat die Beobachtung<br />
gemacht, dass es nicht ausreicht,<br />
nur auf die physische Umgebung<br />
zu achten. „Die Menschen wollen<br />
gesehen, gehört, wahrgenommen<br />
werden“, ist Lück überzeugt. „Wenn<br />
die Führungskräfte dafür kein Gespür<br />
haben, dann nützen auch die<br />
schönsten Möbel nichts.“ Über<br />
Hardware könne man solche Softskills<br />
nicht ver<strong>mit</strong>teln, dazu gehöre<br />
eine entsprechende Unternehmenskultur.<br />
„Wenn Arbeitgeber schon darüber<br />
nachdenken, wie sie ihren Mitarbeitern<br />
ein optimales Arbeitsumfeld<br />
bieten, werden sie in den meisten<br />
Fällen auch eine entsprechende<br />
Firmenkultur verwirklichen wollen“,<br />
sagt Lück. Und der Geschäftsführer<br />
des Instituts für Baubiologie<br />
ergänzt: „Allein wenn Arbeitnehmer<br />
den Eindruck erhalten, dass der Arbeitgeber<br />
sich um ihr Wohlergehen<br />
kümmert und dafür investiert, erhöht<br />
sich die Zufriedenheit am Arbeitsplatz.“<br />
[!] Wilfried Urbe<br />
Zur Person<br />
Winfried Schneider<br />
Der Architekt<br />
übernahm 2010 die<br />
Geschäftsführung<br />
des Instituts für<br />
Baubiologie und<br />
Nachhaltigkeit IBN.<br />
Er setzt sich für eine<br />
nachhaltige Bauweise<br />
ein.
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
27<br />
Geben Sie Viren keine Chance!<br />
Aerosolforscher sind sich darüber einig,<br />
dass sich das Corona Virus vor allem über<br />
die Luft und so<strong>mit</strong> fast ausnahmslos in geschlossenen<br />
Räumen überträgt. Dr. Peter<br />
Kulitz ist Geschäftsführer der ESTA Apparatebau<br />
in Senden. Neben Absaug- und<br />
Filteranlagen für die Industrie und das<br />
Handwerk zählen auch mobile Luftreiniger<br />
für den öffentlichen und gewerblichen Bereich<br />
zum Produktsortiment. Im Gespräch<br />
erklärt der Unternehmer, warum eine gute<br />
Luftqualität an Arbeitsplätzen und in Innenbereichen<br />
heute und in Zukunft eine<br />
wichtige Rolle spielt.<br />
Herr Dr. Kulitz, viele Mitarbeiter sind im<br />
Home-Office, die praktizierten „Notbremsen“<br />
ermöglichten es bisher nur wenigen<br />
Unternehmen, ihre Verkaufsflächen zu öffnen.<br />
Könnten Luftreiniger hier Abhilfe<br />
schaffen?<br />
Ein klares „Ja“. Die Gesellschaft für Aerosolforschung<br />
(GAef) hatte Mitte April an die<br />
Bundesregierung eindringlich appelliert,<br />
dass der Schutz in Innenräumen verstärkt<br />
werden müsse, unter anderem durch den<br />
Einsatz von Raumluftreinigern. Dies betrifft<br />
nicht nur Schulen, Büros und Altenheime,<br />
sondern praktisch alle Einrichtungen <strong>mit</strong> Publikumsverkehr.<br />
Es gilt, gezielt die Maßnahmen<br />
zu ergreifen, welche die Infektionsgefahren<br />
am wirkungsvollsten reduzieren.<br />
Während einige Bundesländer bereits die<br />
Anschaffung von Luftreinigern für Schulen<br />
subventioniert haben, wird die Wirtschaft im<br />
Hinblick auf den Schutz gegen Viren und<br />
Bakterien weitestgehend sich selbst überlassen,<br />
wiewohl staatliche Förderung eine<br />
ausgezeichnete Präventivmaßnahme wäre<br />
und viele Einbußen für die Betriebe und Folgekosten<br />
für den Staat vermeiden würde.<br />
Manche Betriebe, wie zum Beispiel Restaurants,<br />
haben bereits in Luftreiniger investiert<br />
und sind trotzdem im Lockdown. Ist das betriebswirtschaftlich<br />
nicht ein schlechter Return<br />
on Investment?<br />
In der Gastronomie, im Einzelhandel und Kultursektor<br />
ist das leider der Fall. Selbst bei<br />
Vorhandensein schlüssiger Schutzkonzepte,<br />
wie Maskenpflicht, Schnelltests, Luftreinigern,<br />
Plexiglasscheiben und Quadratmeterbeschränkungen,<br />
haben sie jenseits des<br />
5-Stufenplans bislang wenig Öffnungsperspektiven.<br />
Hier muss die Politik dringend liefern,<br />
anstatt im pauschalen und undifferenzierten<br />
Dauerlockdown zu erstarren. Und<br />
dazu gehört es, Risikogruppen maximal zu<br />
schützen und andererseits diejenigen Unternehmen<br />
und Betriebe wieder arbeiten zu lassen,<br />
die in umfassende Schutzkonzepte investieren.<br />
Warum investieren dennoch mehr und mehr<br />
Unternehmen in die mobilen Virenfilter?<br />
Wir haben viele Kunden aus der freien Wirtschaft,<br />
die sich trotz Home-Office-Gebots,<br />
Luftreiniger für ihre Großraumbüros, Konferenzräume<br />
und Verkaufsflächen angeschafft<br />
haben. Für sie hat es allerhöchste Priorität,<br />
infektionssichere Innenbereiche für<br />
ihre Mitarbeiter und Kunden zu ermöglichen.<br />
Auch im Interesse ungestörter Betriebsabläufe<br />
leisten sie ihren Beitrag zum Gesundheitsschutz<br />
und ver<strong>mit</strong>teln Sicherheit.<br />
Was geschieht <strong>mit</strong> den Luftreinigern, wenn<br />
wir alle geimpft sind?<br />
Sie bleiben wirksam, denn reine Luft ist ein<br />
Grundbedürfnis von uns Menschen. Die Corona-Pandemie<br />
lehrt uns jeden Tag aufs<br />
Neue, wie wichtig eine gute Lufthygiene in Innenbereichen<br />
ist, wenn man sich die bisheri-<br />
„Reine Luft ist ein Grundbedürfnis“ sagt Dr. Peter<br />
Kulitz.<br />
gen Gruppen- und Clusterinfektionen anschaut.<br />
Eine aerosolhaltige Luft wirksam zu<br />
filtern und das in Kombination <strong>mit</strong> Stoßlüften,<br />
bleibt trotz Impffortschritt gerade auch<br />
im Hinblick auf hochinfektiöse Mutationen<br />
das genau richtige Mittel im Kampf gegen Viren.<br />
Hinzu kommt, dass die Mobilreiniger<br />
auch für Grippe- und Erkältungserreger bestens<br />
geeignet sind, was den betrieblichen<br />
Krankenstand nachhaltig reduzieren kann.<br />
Auch Allergiker profitieren von der pollenund<br />
feinstaubärmeren Luft. Luftreiniger sind<br />
mehr als ein „Nice-to-have“, sie bieten einen<br />
dauerhaften Zusatznutzen.<br />
www.virbox.de<br />
Stand des Interviews: 20.04.<strong>2021</strong><br />
Die VirBox ergänzt den Infektionsschutz wirkungsvoll in Büros und Konferenzräumen.<br />
Fotos:ESTA<br />
ESTA Apparatebau GmbH & Co. KG<br />
Gotenstraße 2-6<br />
D-89250 Senden<br />
Tel +49 (0)7307 804-0<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@esta.com<br />
Internet: www.esta.com
28<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
MONTAGE: © SINGJAISTOCKER/© KLETR/© PHAIAPIROM/©KASARP STUDIO/© GREY_AND; ALLE SHUTTERSTOCK.COM<br />
Gute Gründe,<br />
um Golf zu<br />
spielen<br />
Die Ausrüstung beisammen?<br />
Auf dem Golfplatz warten<br />
Konzentration und<br />
Entspannung, Enttäuschung<br />
und Glücksgefühle.<br />
Freizeit Bewegung an der frischen Luft, Koordination und<br />
Konzentration: Zwei Experten erklären, warum der Sport so viele<br />
Menschen fasziniert und wie er sich verändert hat.<br />
Die Sonne senkt sich auf die<br />
hellgrüne Wiese. Zwei<br />
Schwäne strampeln sich<br />
aus dem kleinen See in die<br />
Luft, der Wind lässt die Baumkronen<br />
sanft schaukeln. Natur, soweit<br />
das Auge reicht, nur ein paar Strommasten<br />
stören die Idylle. Selbst<br />
wenn es meist beschnittenes Gras<br />
auf einem Golfplatz ist: Gerade noch<br />
am Schreibtisch sitzen und dann<br />
<strong>mit</strong>ten im Grünen zu stehen, ist eine<br />
der schönsten Seiten dieses Sports.<br />
Die nächste Spiel-Gruppe ist weit<br />
entfernt, kein Verkehr ist zu hören.<br />
Für den Blick aufs Handy fehlt die<br />
Zeit. Denn Golf ist ein bewegungsintensiver<br />
Sport. Zwischen sieben<br />
und zehn Kilometer sind<br />
18-Loch-Plätze lang. Und nach der<br />
Golf-Etikette müssen sie zügig bespielt<br />
werden. Das Spiel selbst kann<br />
sogar meditativ sein, die Gedanken<br />
haben Ausgang. Manche Golfer gehen<br />
auf den Platz, wenn sie etwas<br />
umtreibt – und kommen <strong>mit</strong> einer<br />
Lösung zurück.<br />
Vom Teenager bis zum Rentner<br />
Luis Meyer aus Neu-Ulm ist der Faszination<br />
des Sports früh erlegen. Er<br />
war elf Jahre alt, als er in einem<br />
Familienurlaub spontan den<br />
Umgang <strong>mit</strong> dem Schläger<br />
und dem maximal 45,93<br />
Gramm schweren BalI ausprobierte.<br />
Der Grund: Zu dem<br />
Hotel gehörte ein Golfplatz. Dank<br />
Erfahrung im Feldhockey sei ihm<br />
die Koordination von Ball und<br />
Schläger nicht schwer gefallen.<br />
„Es macht Spaß, wenn man den<br />
Ball fliegen sieht, und lässt einen<br />
nicht mehr los – ich wollte<br />
weiterspielen“, erzählt<br />
der heute 24-jährige Golftrainer.<br />
Schnell entwickelte<br />
sich daraus<br />
eine Leidenschaft.<br />
Meyer absolvierte<br />
eine Ausbildung zum<br />
Fully Qualified PGA<br />
Golf professional und arbeitet<br />
seit knapp drei Jahren<br />
– wie er sagt – „in seinem<br />
Traum beruf“: Er trainiert Golfschüler<br />
– vom Teenager bis zum<br />
Rentner.<br />
Auf dem Golfplatz wird aber<br />
nicht nur Golf gespielt. Das war<br />
schon immer so. Wenn Golfer nicht<br />
gerade eine Solorunde absolvieren,<br />
laufen sie gemeinsam über den Platz<br />
und unterhalten sich. Kein Netz wie
unternehmen [!] SPEZIAL 29<br />
FOTO: © 2015 OLIMPIK/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Gedanklich abschalten in der Natur: Golf ist ein bewegungsintensiver Sport.<br />
beim Tennis trennt die Spielenden.<br />
Kein Ballmangel wie beim<br />
Fußball lässt die Beteiligten<br />
wild hinter dem Spielgerät herrennen.<br />
Und keine Leistungsunterschiede<br />
trennen die Sportler<br />
räumlich wie beim Marathon.<br />
„Angeregte Gespräche“<br />
Beim Golf gibt es stattdessen<br />
trotz des Gebots, zügig zu spielen,<br />
immer wieder Möglichkeiten<br />
zum angeregten Gespräch:<br />
Wenn die vorausspielende<br />
Gruppe (Flight) etwas länger<br />
braucht, ein Mitspieler Mühe<br />
hat, den Ball final ins Loch zu<br />
bringen (Put) oder man zu Fuß<br />
oder im Golfwagen (Cart) die<br />
nächste Bahn ansteuert. Dann<br />
wird gerne auch übers Business<br />
geredet – so lautet zumindest<br />
das Klischee.<br />
Manche Golfspieler, so heißt<br />
es, sollen sogar vor allem aus<br />
geschäftlichen Gründen den<br />
Schläger schwingen. „Das war<br />
vielleicht früher so”, betont<br />
Thomas Lander. Der Golf-Experte<br />
und Referee-Ausbilder<br />
spielt seit 18 Jahren Golf. „Heute<br />
sind Gespräche wie ,Meine<br />
Firma macht übrigens...’ nicht<br />
mehr üblich.”<br />
Die Sportart ermöglicht allerdings,<br />
potenzielle Mitarbeiter<br />
oder Geschäftspartner besser<br />
kennenzulernen. Eine<br />
18-Loch-Runde kann sich viereinhalb<br />
Stunden oder länger<br />
hinziehen – genug Zeit, sich ein<br />
Bild über den möglichen künftigen<br />
Personalchef oder die potenziellen<br />
Kooperationspartner<br />
zu machen. Die Frage „Könnten<br />
Sie mich viereinhalb Stunden in<br />
Eine 18-Loch-<br />
Runde kann<br />
sich viereinhalb<br />
Stunden oder<br />
länger hinziehen.<br />
meinem Büro besuchen?”, würde<br />
dagegen vermutlich öfters<br />
verneint werden.<br />
Das Wirtschaftsmagazin „Capital“<br />
hat vor über zehn Jahren<br />
einmal nachgefragt und festgestellt:<br />
Fast zwei Drittel aller Unternehmen<br />
in Deutschland nutzen<br />
Sport zur „Eröffnung neuer<br />
Geschäftsbeziehungen“. Darunter<br />
waren freilich auch Einladungen<br />
ins Fußballstadion. Sieben<br />
von zehn Führungspositionen<br />
in deutschen Unternehmen<br />
sollen damals <strong>mit</strong> golfspielenden<br />
Mitarbeitern besetzt gewesen<br />
sein.<br />
Doch Business-Golf ist nicht<br />
immer erwünscht. Partner, die<br />
am vierten Loch schon alle vermeintlichen<br />
Vorteile ihres Unternehmens<br />
aufgezählt haben<br />
und „zufällig“ Investoren benö-
30 Anzeige RESSORT unternehmen [!]<br />
IIdyllisch liegt der New Golf Club im Neu-Ulmer Steinhäule. Die Donau fließt direkt daneben, so kann man in un<strong>mit</strong>telbarer Stadtnähe entspannte Zeit im<br />
Grünen verbringen – ob zum schnellen Golf unter der Woche oder für länger am Wochenende<br />
Fotos: S. Müller, New Golf Club<br />
Urlaub dahoam<br />
Eine kleine Auszeit im Grünen gefällig? Der<br />
9-Loch- Platz des New Golf Club in Neu-Ulm<br />
bietet Spielspaß für Jung und Alt, drinnen<br />
und draußen. Auch Events für Teams werden<br />
angeboten.<br />
Wer stadtnah und in lockerer Atmosphäre<br />
Golf spielen möchte, der ist auf der Driving<br />
Range und dem Platz des New Golf Club in<br />
Neu-Ulm<br />
genau<br />
richtig. Hier sind<br />
alle willkommen,<br />
denn der Platz<br />
bietet<br />
beste<br />
Bedingungen:<br />
Nicht nur für<br />
Anfänger, sondern auch fortgeschrittene Golfer<br />
fühlen sich hier schnell heimisch. Und <strong>mit</strong><br />
den flexiblen Tarifmodellen gehören Argumente<br />
wie „zu wenig Geld“ oder „keine Zeit“<br />
der Vergangenheit an. „Wir bieten Golf für alle,<br />
gerade jungen Menschen soll die finanzielle<br />
Hürde genommen werden, um in den Sport<br />
einzutreten“, meinen die Trainer Luis Meyer<br />
und Mark Philipp Lindner. Auch Golfanfänger<br />
sind herzlich willkommen. Die Driving Range<br />
kann auch ohne Mitgliedschaft genutzt<br />
werden. Zudem steht das kompetente Trainerteam<br />
zur Verfügung und bietet vielfältige<br />
Aktivitäten an, wie zum Beispiel Schnupperkurse,<br />
Platzreifekurse, aber auch<br />
Eignungstests und Regelabende. Der<br />
Schwer punkt der Trainertätigkeit liegt neben<br />
der Ver<strong>mit</strong>tlung von golfspezifischem Wissen<br />
auf dem Spaß am Spiel.<br />
Ein Teambuilding-Event bleibt<br />
lange in guter Erinnerung<br />
Aus dem Golfspiel lässt sich auch hervorragend<br />
ein Teambuilding-Event machen, auch<br />
in Coronazeiten. Denn man übt zwar für sich<br />
allein – und kann so die Abstände gut einhalten<br />
–, trotzdem entsteht in den kleinen<br />
Gruppen von 4 bis 8 Spielern ein Gemeinschaftsgefühl.<br />
Es ist wie eine gemeinsame<br />
Auszeit, ein Kennenlernen fernab von der Berufswelt,<br />
das bringt Mitarbeiter näher zusammen.<br />
Es fördert die Kommunikation<br />
ebenso wie die Kooperation. Beim Spiel motiviert<br />
man sich gegenseitig, man hat Spaß<br />
und Spannung. „Los geht es bei uns am frühen<br />
Morgen <strong>mit</strong> einer Tasse Starbucks-Kaffee.<br />
Danach gehen wir gemeinsam raus. Die<br />
ersten Tage finden auf der Übungsanlage<br />
statt, um die Basics kennenzulernen“, so Luis<br />
Meyer. „Wir erklären die Regeln und zeigen<br />
worauf es ankommt“, ergänzt Mark Philipp<br />
Lindner. „Wir machen mehrere Einheiten auf<br />
der Range, und dann geht es auf den Platz.<br />
So bekommt man ein Gefühl für den Ball.“<br />
Diese Events sind Veranstaltungen, die allen<br />
Beteiligten Spaß machen und lange positiv in<br />
Erinnerung bleiben. „Das sieht man auch hier
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
31<br />
„Ein Teambuilding-Event<br />
schweißt die Mitarbeiter<br />
zusammen.“<br />
in Neu-Ulm: Viele die vor Jahren den Kurs gemeinsam<br />
gemacht haben, sieht man heute<br />
noch zusammen spielen.“<br />
Golf-Lounge: die schönsten Golfplätze<br />
der Welt – fast wie PlayStation 6<br />
Der Platz bietet beste Bedingungen für alle<br />
Spielstärken. Auch im Winter oder bei schlechtem<br />
Wetter kann man im neuen Golfgebäude<br />
sein Golfspiel praktizieren und verbessern.<br />
Die Möglichkeit, an einem von sechs Golfsimulatoren<br />
auf den schönsten Plätzen der Welt<br />
zu spielen und dabei die Daten der Schwunganalyse<br />
zu nutzen, verbindet den Spaß <strong>mit</strong> zusätzlichen<br />
Trainingseffekten. Dabei kann man<br />
am Simulator virtuell auf Reisen gehen, ob bei<br />
strahlender Sonne in Pebble Beach in Kalifornien,<br />
auf dem Valderrama Course in Spanien<br />
oder auf dem altehrwürdigen Old Course in St.<br />
Andrews/Schottland. Der Golfer sucht sich<br />
seinen Lieblingsplatz aus, den Rest macht der<br />
Computer in hochauflösender Qualität, quasi<br />
die „Next Generation“ von PlayStation oder<br />
X-Box. Als Trainer steht neben Luis Meyer und<br />
Mark Philipp Lindner auch Urgestein Willi Hofmann<br />
zur Verfügung. Hofmann ist seit 1959<br />
Trainer und gründete die erste Golfakademie<br />
in Deutschland. Den Tipps und Analysen des<br />
Dietenheimers vertrauen auch Sportstars<br />
und Schauspieler, die für einige Trainerstunden<br />
von überall her anreisen.<br />
New Golf Club<br />
Gründungsjahr des Clubs: 2014<br />
Mitglieder: aktuell 1040<br />
Platz: 9 Löcher, Par 36<br />
Greenfee: 9-Loch, 20-40 Euro<br />
Greenfee: 18-Loch, 40-80 Euro<br />
Benutzung der Driving Range: kostenlos<br />
New Golf Lounge<br />
3 TrackMan Simulatoren und<br />
FullSwing Simulatoren<br />
Kontakt:<br />
New Golf Club/Lounge<br />
Kammer-Krummen-Straße 100<br />
89233 Neu-Ulm<br />
Tel: 0731 - 70 53 33 15<br />
New Golf Club<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@newgolfclub.de<br />
Website: www.newgolfclub.de<br />
Training New Golf Club & Lounge<br />
Trainer:<br />
Willi Hofmann<br />
Mark Philipp Lindner<br />
Luis Meyer<br />
Preise:<br />
25min 25€, 55min 50€
32<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Mehr als 651 000 Sportler und 720 Anlagen<br />
bedauere das schon etwas”. Gleichzeitig,<br />
so Lander, werde die Sprache<br />
auf dem Golfplatz <strong>mit</strong>unter rauer.<br />
Zudem werde das Regelwerk oft<br />
nicht beherrscht und nicht beachtet”,<br />
beklagt Golf-Experte Lander.<br />
Regel-Abende von Clubs gebe es immer<br />
seltener. „Was in Privatspielen<br />
am Nach<strong>mit</strong>tag noch hinnehmbar<br />
ist, hat in Turnieren nichts zu suchen,<br />
übliche Verstöße werden aber<br />
auch in Wettbewerbe hineingetragen.”<br />
Verstöße<br />
werden seltener<br />
sanktioniert. Die<br />
Etikette gibt es<br />
nicht mehr.<br />
Golfen gewinnt an Beliebtheit. Der Frauenanteil ist auf 34 Prozent gestiegen.<br />
tigen oder sich als Kooperationspartner<br />
aufdrängen, sind genauso<br />
verpönt wie laute geschäftliche Gespräche,<br />
permanentes Handy-Klingeln<br />
oder Business-Fachgespräche,<br />
die andere Mitspieler ausschließen.<br />
Wie im sonstigen Leben gilt es,<br />
herauszufinden, ob der Gesprächspartner<br />
an einem Gespräch über<br />
Probleme bei den Ausfuhren in<br />
Nicht-EU-Staaten interessiert ist<br />
oder ob er einfach nur Golf spielen<br />
und von der Arbeit abschalten will.<br />
Doch längst nicht alle Golfspieler<br />
machen sich solche Gedanken.<br />
Golf gilt zwar als Gentleman-Sportart,<br />
die sich durch Ehrlichkeit, Integrität<br />
und Höflichkeit auszeichnet.<br />
Die Anzahl der Golfspieler<br />
in Deutschland hat sich in den<br />
vergangenen zehn Jahren stetig<br />
erhöht – auf zuletzt mehr<br />
als 651 000. Davon sind vier<br />
Fünftel 41 Jahre und älter. In<br />
dieser Altersgruppe stehen<br />
322 000 Männer rund 198 000<br />
Frauen gegenüber. Zahlenmäßig<br />
die größte Altersgruppe<br />
bilden die Ü-61-Jährigen<br />
(275 000)<br />
Gleichzeitig spielen nach<br />
den Angaben des Deutschen<br />
Golf-Verbands aber auch<br />
42 000 Kinder und Jugendliche<br />
Golf. Die Größe der 720<br />
Zur Person<br />
Thomas Lander<br />
spielt seit 1993 Golf.<br />
Er ist Referee-Beauftragter<br />
des Hamburger<br />
Golf-Verbands,<br />
bildet Referees und<br />
Clubspielleiter aus.<br />
Fragen zu Regeln<br />
beantwortet er unter<br />
rules@lgvhh.de<br />
Golf-Anlagen zwischen Flensburg<br />
und Friedrichshafen variiert<br />
erheblich. Das Spektrum<br />
reicht vom Übungsgelände bis<br />
hin zu Anlagen <strong>mit</strong> mehreren<br />
Plätzen. In Baden-Württemberg<br />
gibt es 87 Golfplätze: 20<br />
<strong>mit</strong> 9 Löchern, 50 <strong>mit</strong> 18 Löchern<br />
und 17 <strong>mit</strong> 27 Löchern.<br />
© WAVEBREAKMEDIA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Etikette verbietet laute derbe<br />
Flüche, das Werfen des Schlägers,<br />
das laute Sprechen während des Puttens<br />
und vieles mehr. In vielen Clubs<br />
sind noch heute Jeans, Jogginghosen,<br />
Spaghettiträger für Frauen und verkehrt<br />
herum aufgesetzte Baseball<br />
Caps verboten.<br />
Doch die Zahl der Spielerinnen<br />
und Spieler, die die strenge Golf-Etikette<br />
akzeptieren, sinkt. „Verstöße<br />
werden seltener sanktioniert“, weiß<br />
Lander. „Die Etikette gibt es nicht<br />
mehr, sondern es gibt Regeln, die<br />
Fehlverhalten bestrafen”, sagt der<br />
Experte. Auf Golfplätzen interessiere<br />
es kaum jemanden mehr, wenn<br />
Jeans-Hosen getragen werden, „ich<br />
Thomas Lander<br />
Landessportwart in Hamburg<br />
Das Schummeln ist dabei ein großes<br />
Thema. Eine Umfrage in den<br />
USA unter den Trägern der Golftaschen<br />
(Caddies) im Profigolf ergab<br />
einmal, dass ein Drittel der Caddies<br />
Spieler beim Manipulieren beobachtet<br />
hat. Das liegt wohl nicht nur an<br />
der Fülle der Möglichkeiten, sich<br />
Vorteile zu verschaffen und am üblichen<br />
Fehlen von Schiedsrichtern.<br />
Ein verschlagener Ball ist im hohen<br />
Gras schnell verbotenerweise ersetzt.<br />
Von Mark Twains Erkenntnis dagegen<br />
halten immer weniger Spieler<br />
etwas: „Es ist besser, Ehrungen<br />
zu verdienen und nicht geehrt zu<br />
sein, als geehrt zu sein und es nicht<br />
zu verdienen.“ Der ehemalige<br />
US-Präsident Donald Trump geht<br />
als hemmungsloser Schwindler in<br />
die Geschichte ein und ist ein denkbar<br />
schlechtes Vorbild.<br />
Prinzipiell sind golfspielende Manager<br />
nach Datenlage die besseren<br />
Chefs. Dabei müssen sich Manager<br />
<strong>mit</strong> einem nicht so hohen Spielniveau<br />
nicht grämen: Bei einem Vergleich<br />
von Golf-Handicaps amerikanischer<br />
Vorstandsvorsitzender <strong>mit</strong><br />
der Börsenperformance der jeweiligen<br />
Unternehmen hat sich herausgestellt,<br />
dass ein niedrigeres Handicap<br />
immer auch <strong>mit</strong> einer besseren<br />
Performance des jeweiligen Unternehmens<br />
verbunden war. Der kürzeste<br />
Golf-Witz heißt ja: „Ich kann<br />
es!” [!]<br />
<br />
Thomas Veitinger
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
33<br />
Warum Golf spielen?<br />
Häufig wird man von Nichtgolfern gefragt, was<br />
an diesem Sport so faszinierend sein soll. Eugen<br />
Schlegel, Vizepräsident und Sponsoren-/Marketingbeauftragter<br />
des Golfclubs Donau-Riss,<br />
nennt einige der schönsten Vorteile des Golfspiels.<br />
1. Golf ist ein Sport für jedes Alter<br />
Viele Sportarten sind nicht unbedingt geeignet,<br />
sie noch im fortgeschrittenen Alter zu beginnen.<br />
Beim Golf ist das etwas ganz anderes. Man wird<br />
den Ball natürlich nicht mehr so weit schlagen<br />
wie ein Jugendlicher, aber durch das sogenannte<br />
Handicap-System, in dem die Spielstärken<br />
berücksichtigt werden, können alle Alters- und<br />
Spielstärkeklassen zusammenspielen. Der große<br />
Vorteil: Beim Golf spielt man nicht gegeneinander,<br />
sondern gegen den Platz.<br />
2. Golf ist kommunikativ<br />
Kaum eine andere Sportart ist so kommunikativ<br />
wie Golf. Spielt man auf fremden Plätzen, wird<br />
man in einem Flight unbekannten Personen zugeteilt.<br />
Aus solchen zufälligen Begegnungen haben<br />
sich oft schon Freundschaften entwickelt.<br />
Kommt man alleine auf den Golfplatz, findet sich<br />
schnell jemand, <strong>mit</strong> dem man zusammen auf die<br />
Runde gehen kann.<br />
Eugen Schlegel vom Golfclub Donau-Riss.<br />
3. Golf ist ein Sport in der Natur<br />
Ein beeindruckendes Alpenpanorama, eine frische<br />
Prise Meer? Alles kein Problem, das gibt es<br />
auf den über 800 Golfplätzen in Deutschland<br />
oder auf den vielen tausend Plätzen weltweit.<br />
4. Golf ist Wohltat für Körper und Seele<br />
Welcher Golfer hat nicht schon oft gesagt: Diese<br />
Runde heute war eine gute Ablenkung von den<br />
sonstigen Belastungen des Lebens, sie hat mich<br />
entspannt und Erholung gegeben? Der gesunde<br />
Mix aus mehreren Faktoren macht dies aus. Golf<br />
Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
fördert die Beweglichkeit, Kraft, vor allem Koordination,<br />
Konzentration und nicht zuletzt auch<br />
Ausdauer.<br />
Alle die nicht wissen, ob Golf das Richtige für<br />
sie ist, können den Golfsport im Golfclub<br />
Donau-Riss kennenlernen. Eugen Schlegel, Vizepräsident<br />
und Sponsoren-/Marketingbeauftragter<br />
des Golfclub Donau-Riss: „Bei uns gibt es<br />
Schnupperkurse, die Golflehrer bringen den<br />
Golfsport näher und weisen in die verschiedenen<br />
Abschlagtechniken ein. Der nächste Step ist<br />
dann der Einsteigerkurs. Dieser dauert zwei Tage<br />
und endet <strong>mit</strong> der Platzreife. Als besonderes<br />
Schmankerl kann ich unseren Kurzplatz empfehlen.<br />
Das ist eine 4-Loch-Anlage, diese kann in<br />
einem Jahresabo oder tageweise zu günstigen<br />
Konditionen gebucht werden. Für Betriebe sind<br />
Schnupperkurse und Kurzplatz-Tickets eine optimale<br />
Gelegenheit, um für Mitarbeiter und Kunden<br />
eine besondere Veranstaltung zu bieten.“<br />
Kontakt und Info<br />
Golfclub Donau-Riss e. V. Ehingen-Rißtissen<br />
Herrschaftslüssen 1<br />
89584 Ehingen-Rißtissen<br />
Telefon: 0 73 92 / 7 00 69 95<br />
<strong>Mai</strong>l: info@golfclub-donau-riss.de
34<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Heute an morgen denken<br />
Weiterbildung Viele Betriebe streichen in der Corona-Krise Lehrgänge. Das Beispiel der<br />
Firma Hilscher aus Dornstadt zeigt, warum das nicht sinnvoll ist. Ein Erfahrungsbericht..<br />
Kurzarbeit war im vergangenen<br />
Jahr aufgrund<br />
der Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie<br />
auch für den Werkzeugbauer<br />
Max Hilscher aus Dornstadt<br />
unausweichlich. „Nicht in einem<br />
übertriebenen Maße“, sagt Geschäftsführerin<br />
Maria Hilscher<br />
rückblickend. Aber die rund<br />
60 Mitarbeiter des Mittelständlers<br />
im Alb-Donau-Kreis waren<br />
zeitweise bis zu 15 Prozent in<br />
Kurzarbeit. „Als Zulieferer im<br />
Automotivebereich haben wir<br />
die Folgen der Corona-Pandemie<br />
deutlich zu spüren bekommen“,<br />
sagt Hilscher. Um die Zukunft<br />
des Unternehmens zu sichern,<br />
musste Hilscher neue<br />
Unternehmensfelder in den<br />
Blick nehmen und den Kundenstamm<br />
erweitern.<br />
„Wir haben dann eine Anfrage<br />
aus dem Eisenbahnbereich<br />
bekommen“, berichtet Hilscher.<br />
Um den Auftrag annehmen zu<br />
können, fehlte dem Unternehmen<br />
jedoch eine spezielle<br />
Schweißer-Qualifizierung. „Diese<br />
Zertifizierung wurde vom<br />
Kunden gefordert. Ansonsten<br />
hätten wir den Auftrag nicht bekommen“,<br />
sagt Hilscher.<br />
Lohnkosten teils erstattet<br />
Von der Möglichkeit der Weiterbildung<br />
trotz Kurzarbeit<br />
wusste die Geschäftsführerin<br />
bereits. „Die Arbeitsagentur informiert<br />
uns regelmäßig über<br />
Angebote.“ Also stellte das Unternehmen<br />
einen Antrag zur finanziellen<br />
Unterstützung bei<br />
der Agentur. Die umfasste jeweils<br />
60 Prozent der Lohnkosten<br />
für die Zeit der Fortbildung<br />
und der Schulungskosten. „Allein<br />
der Zuschuss für die Qualifizierung<br />
an der Schweißtechnischen<br />
Lehranstalt in Ulm belief<br />
sich auf 1500 Euro.“<br />
Der Stimmung im Unternehmen<br />
habe dieser Schritt gut getan.<br />
„Es ging in die richtige Richtung<br />
und hat uns den Auftrag gesichert.“<br />
Die Sorge, die Hilscher<br />
im Hinblick auf die Weiterbildung<br />
umtrieb, galt vor allem der<br />
Gesundheit des Schweißers und<br />
Besonders im Bereich<br />
Digitalisierung, die in der<br />
Pandemie weiter Fahrt<br />
aufgenommen hat, gibt<br />
es Weiterbildungsbedarf<br />
in den Betrieben.<br />
FOTO: © PETERSCHREIBER.MEDIA/SHUTTERSTOCK.COM
unternehmen [!] VERANTWORTEN 35<br />
ihrer anderen Mitarbeiter. Während<br />
des Lehrgangs sei die Corona-Gefährdung<br />
im Betrieb<br />
und für den Mitarbeiter natürlich<br />
höher gewesen. „Es gab ja<br />
mehr Kontaktpersonen.“ Auch<br />
weil der Mitarbeiter während<br />
der dreiwöchigen Schulung im<br />
vergangenen Dezember auch ab<br />
und zu in den Betrieb kommen<br />
musste. Inzwischen sei die Situation<br />
eine andere. Im Betrieb<br />
werden alle Mitarbeiter regelmäßig<br />
getestet. „Diese Sicherheit<br />
hatten wir Ende des vergangenen<br />
Jahres noch nicht.“<br />
Dass sich das Unternehmen<br />
auch aufgrund der Fortbildung<br />
ein weiteres Themenfeld erschließen<br />
konnte, sieht Hilscher<br />
als Chance. Bislang sei ihr Unternehmen<br />
ganz gut durch die<br />
Krise gekommen. „Wir wursteln<br />
uns ganz gut durch. Aber es bedeutet<br />
etwas, einen Laden durch<br />
diese Krise zu führen.“<br />
Die Krise als Chance zu sehen<br />
und gerade dann die Qualifizierung<br />
von Mitarbeitern voranzutreiben,<br />
haben in der Pandemie<br />
nicht alle Betriebe gemacht.<br />
Viel mehr hat bundesweit<br />
ein Großteil der <strong>mit</strong>telständischen<br />
Firmen Weiterbildungsangebote<br />
in der Corona-Krise<br />
zusammengestrichen. Laut einer<br />
Studie der staatlichen Förderbank<br />
KfW lag die Weiterqualifizierung<br />
bei der Hälfte aller<br />
Mittelständler, das waren rund<br />
1,89 Millionen Unternehmen, im<br />
vergangenen Jahr auf Eis.<br />
Nicht alles geht digital<br />
„Vielen Unternehmen mangelt<br />
es an Geld, Zeit und Planungssicherheit“,<br />
erklärt KfW-Chefvolkswirtin<br />
Fritzi Köhler-Geib<br />
die derzeitige Situation. Hinzu<br />
komme, dass nicht alle Fortbildungsinhalte<br />
als digitale Angebote<br />
angeboten werden können.<br />
Arbeit am Objekt: Fortbildungen im handwerklichen Bereich lassen<br />
sich nur in Präszenz-Veranstaltungen in Werkstätten absolvieren.<br />
FOTO: AXEL WEISS/HILSCHER<br />
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Weiterbildung in Krisenzeiten –<br />
wichtiger denn je.<br />
Die pandemiebedingte Disruption hat alles<br />
verändert. Die VUCA-Welt ist nicht mehr länger<br />
ein Theorem, sondern Realität. Konsequenterweise<br />
hat die VWA reagiert und ihr<br />
Bildungsangebot an neue Bedarfe angepasst.<br />
Der Arbeitsmarkt benötigt Fachkräfte, die über<br />
fundiertes Fachwissen verfügen, gleichzeitig<br />
ganzheitlich denken und innovationsfähig sind.<br />
Deshalb steht für die VWA, neben der Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
von richtungsweisendem Wissen, immer<br />
auch das Aneignen von übertragbaren Kompetenzen<br />
und eine direkte Praxisanwendung im<br />
Vordergrund.<br />
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36<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Zertifiziert und allgemein gefragt<br />
Weiterbildung im Wohnzimmer anstatt im Schulungsraum, auch das ist Pandemie-Alltag.<br />
Die Fördermöglichkeiten<br />
der Arbeitsagentur für Qualifizierungen,<br />
die während Kurzarbeit<br />
beginnen, wurden zum<br />
Januar <strong>2021</strong> erweitert. Betriebe<br />
können bis Mitte 2023 für<br />
Beschäftigte, die in Kurzarbeit<br />
sind und sich gleichzeitig qualifizieren,<br />
zusätzlich zum Kurzarbeitergeld<br />
die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge<br />
erstattet<br />
bekommen. Wird für<br />
Arbeitsausfälle Kurzarbeitergeld<br />
gezahlt, kann dafür aber<br />
nicht auch noch ein Zuschuss<br />
zum Arbeitsentgelt gewährt<br />
werden.<br />
Um für die Weiterbildung<br />
von der Agentur für Arbeit Zuschüsse<br />
zu erhalten, müssen<br />
die Unternehmen drei Punkte<br />
beachten. „Die Qualifizierungsmaßnahme<br />
muss in der<br />
Regel mindestens 120 Stunden<br />
umfassen“, erläutert Mathias<br />
Auch, Vorsitzender Geschäftsführer<br />
der Agentur für Arbeit<br />
Ulm. Die Maßnahme sowie der<br />
Träger müssen nach der Akkreditierungs-<br />
und Zulassungsverordnung<br />
Arbeitsförderung<br />
zertifiziert sein. „Und<br />
die Beschäftigten müssen<br />
durch die Weiterbildung überwiegend<br />
Kenntnisse oder Fähigkeiten<br />
erwerben, die auf<br />
dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
gefragt sind.“<br />
FOTO: © MT-R/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Vielen Betrieben<br />
mangelt es in<br />
der Krise an Geld,<br />
Zeit und<br />
Planungssicherheit.<br />
Fritzi Köhler-Geib<br />
KfW-Chefvolkswirtin<br />
Zudem braucht es dafür die nötige<br />
Infrastruktur am Arbeitsplatz. Von<br />
den Unternehmen, die auf Kurzarbeit<br />
angewiesen waren, bildete<br />
knapp jedes fünfte seine Mitarbeiter<br />
weiter, wie eine Auswertung des<br />
Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung<br />
(Kofa) zeigt. Dabei gab es<br />
demzufolge kaum Unterschiede<br />
zwischen kleinen, <strong>mit</strong>telständischen<br />
oder großen Unternehmen, fasst Susanne<br />
Seyda vom Institut der deutschen<br />
Wirtschaft zusammen.<br />
Das sei durchaus überraschend.<br />
Denn vor der Krise sei das Weiterbildungsangebot<br />
stark von der Unternehmensgröße<br />
abhängig gewesen.<br />
So haben laut Seyda vor der Krise<br />
nahezu alle großen Unternehmen<br />
ihren Beschäftigten Weiterbildung<br />
angeboten. Bei kleinen Unternehmen<br />
lag die Quote bei rund 87 Prozent.<br />
Dafür investierten diese <strong>mit</strong><br />
1384 Euro pro Mitarbeiter laut der<br />
Kofa-Erhebung 2019 rund 200 Euro<br />
mehr als große Unternehmen.<br />
Einen Grund für das gewachsene<br />
Engagement der kleinen und <strong>mit</strong>tleren<br />
Unternehmen sieht Seyda im
unternehmen [!] VERANTWORTEN 37<br />
spürbar werdenden Fachkräftemangel.<br />
Daher seien Betriebe teils auch<br />
in der Krise bereit, zu investieren,<br />
um die Beschäftigten zu halten. „Zudem<br />
erkennen kleine Unternehmen<br />
zunehmend auch personalpolitische<br />
Motive für Weiterbildung“, erklärt<br />
Seyda. Den größten Bedarf sehen die<br />
Unternehmen selbst vorrangig im<br />
Bereich Digitalisierung. Knapp die<br />
Hälfte der Mittelständler hatte in<br />
diesem Bereich zu Beginn des Jahres<br />
laut der KfW-Umfrage einen erheblichen<br />
Bedarf.<br />
Die langfristigen Entwicklungen<br />
auch in Pandemiezeiten nicht aus<br />
dem Blick zu verlieren, ist Mathias<br />
Auch zufolge der richtige Ansatz.<br />
„Auch wenn die Pandemie derzeit<br />
alles dominiert, so sind Themen wie<br />
demografischer Wandel, Fachkräftemangel<br />
und Transformationsprozesse<br />
in der Wirtschaft allenfalls in<br />
den Hintergrund gerückt“, sagt der<br />
Chef der Agentur für Arbeit Ulm.<br />
Verschwunden seien sie jedoch<br />
Wer nicht<br />
abgehängt<br />
werden will, sollte an<br />
die Zeit nach der<br />
Pandemie denken.<br />
Mathias Auch<br />
Chef der Agentur für Arbeit Ulm<br />
nicht. „Im Gegenteil: Digitalisierung<br />
und Strukturwandel haben durch die<br />
Pandemie eher noch an Fahrt gewonnen.“<br />
Das sei auch im Tagesgeschäft<br />
spürbar. Seit Jahresbeginn ziehe der<br />
Fachkräftebedarf insbesondere im<br />
Verarbeitenden Gewerbe wieder an.<br />
„Kurzum: Wer nicht abgehängt werden<br />
will, sollte schon heute an die<br />
Zeit nach der Pandemie denken.“ Es<br />
könne sich lohnen trotz der fraglos<br />
schwierigen Rahmenbedingungen<br />
gerade jetzt in Weiterbildung zu investieren,<br />
ist Auch überzeugt.<br />
Unterstützung gerade für Betriebe,<br />
die ihre Mitarbeiter aufgrund<br />
von Auftragseinbrüchen in Kurzarbeit<br />
schicken müssen, gibt es von<br />
Seiten der Agentur für Arbeit. „Es<br />
waren einige Formulare auszufüllen,<br />
um den Antrag bei der Agentur einreichen<br />
zu können.“ Die Unternehmerin<br />
Maria Hilscher ist aber überzeugt:<br />
„Der Aufwand hat sich gelohnt.“<br />
[!] <br />
Julia Kling<br />
Zur Person<br />
Mathias Auch Der<br />
Wirtschafts- und<br />
Geschichtswissenschaftler<br />
ist seit 2017<br />
Chef der Agentur für<br />
Arbeit Ulm. Davor<br />
war er in der Agentur<br />
Nagold-Pforzheim<br />
stellvertretender<br />
Vorsitzender.<br />
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Kurzarbeit an einer Weiterbildung teilnehmen, wurden erweitert und<br />
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FOTO: © VIRRAGE IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Nachfrage nach Rollrasen steigt stetig. Die Familie Kerler aus Amtzell ist einer von bundesweit rund 80 Produzenten.<br />
FOTO: © ANTPKR/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Warten, bis Gras über<br />
die Sache wächst<br />
Kerler Anbau und Ernte von Rollrasen bergen einige<br />
Herausforderungen. Am westlichen Tor zum Allgäu trotzt ein<br />
Familienunternehmen der Konkurrenz aus dem Ausland.<br />
Bleibt der<br />
Rasen zu lange<br />
auf dem Feld,<br />
wird die Ernte<br />
unmöglich.<br />
Dominik Kerler<br />
Unternehmer<br />
Ruhige, gleichmäßige<br />
Kreise und schön langsam<br />
in die Ecken – so<br />
wird richtig Rasen gemäht.<br />
Gar nicht so einfach,<br />
wenn links und rechts jeweils<br />
drei Meter Mähwerk am Rasentraktor<br />
hängen. Nein, hier geht<br />
es nicht um die Durchschnitts-Wiese<br />
rund ums Eigenheim,<br />
sondern um Rollrasen.<br />
40 Hektar, um genau zu sein.<br />
Familie Kerler aus Amtzell<br />
bei Wangen im Allgäu baut<br />
großflächig Rollrasen an – und<br />
das birgt einige Herausforderungen.<br />
„Nach der Aussaat dauert<br />
es 14 bis 18 Monate bis die<br />
Wurzeln fest sind und der Rasen<br />
geerntet werden kann“, erklärt<br />
Dominik Kerler. Wie heißt<br />
es so schön? Das Gras wächst<br />
eben nicht schneller, wenn man<br />
daran zieht. Für die Kerlers bedeutet<br />
das: Von 40 Hektar kann<br />
aktuell immer nur die Hälfte abgeerntet<br />
werden.<br />
Hauptsaison ist von April an<br />
– dann geht’s rund. „Organisation<br />
ist das A und O in unserem<br />
Betrieb“, erklärt Kerler. Denn:<br />
Innerhalb von 24 Stunden nach<br />
der Ernte muss der Rasen verarbeitet<br />
werden. Im Sommer<br />
muss er bis zur Abholung oder<br />
Auslieferung dringend im Schatten<br />
stehen – eine längere Lagerung<br />
ist unmöglich. Wird zu viel<br />
geerntet, geht ein Teil kaputt.<br />
Wird zu wenig geerntet, kann<br />
nicht geliefert werden. Bleibt<br />
der Rasen zu lange auf dem Feld,<br />
kann sich das Wurzelwerk zu<br />
sehr verdichten und eine Ernte<br />
unmöglich machen. „Die Kunst<br />
ist, immer genug Material zu haben,<br />
dass wir alle Kunden bedienen<br />
können,“ sagt Dominik Kerler.<br />
Er ist nach seinem Vater<br />
Markus, Großvater Benedikt<br />
und Ur-Großvater Karl die vierte<br />
Unternehmer-Generation.<br />
Schnelligkeit bedeutet logistischen<br />
Aufwand. Manche Betriebe<br />
liefern den Rasen daher<br />
selbst aus. Für weitere Strecken<br />
oder größere Aufträge arbeitet<br />
Familie Kerler <strong>mit</strong> drei Speditionen<br />
zusammen. Auch eine Abholung<br />
direkt vor Ort ist möglich.<br />
Dominik Kerler könnte sich<br />
für die Zukunft einen zusätzlichen<br />
Online-Shop gut vorstellen.<br />
Die Kunden kommen aus einem<br />
Radius von bis zu 200 Kilometern<br />
– auch aus der Schweiz<br />
und Vorarlberg – was in Coro-
unternehmen [!] MACHEN 39<br />
na-Zeiten nicht einfach ist. „Die<br />
Grenzschließungen haben wir<br />
deutlich gespürt“, sagt Kerler.<br />
1999 gab es die ersten Anbauversuche<br />
von seinem Vater Markus.<br />
Er hatte Rollrasen in Italien gesehen<br />
und war sofort an der Sache<br />
interessiert. Zu dieser Zeit<br />
war der Betrieb eine Landwirtschaft<br />
<strong>mit</strong> Schweinemast und<br />
Milchkühen. Heute konzentriert<br />
sich alles auf Rollrasen. Über die<br />
Jahre ist der Maschinenpark<br />
kontinuierlich angewachsen.<br />
„Das Rollrasen-Geschäft ist<br />
am Anfang sehr kapitalintensiv“,<br />
erklärt Kerler. Abgesehen<br />
von der Technik seien die Vorleistungen<br />
auf dem Feld hoch:<br />
Saatgut, Dünger, Mäher, Ernte –<br />
und das alles bevor auch nur ein<br />
Quadratmeter Gras verkauft<br />
wurde. Wenn man großes Pech<br />
hat, hält der Rasen am Ende<br />
nicht zusammen und kann nicht<br />
verwendet werden.<br />
Nichts für Langschläfer<br />
Mehr als 300 000 Euro hat allein<br />
die Ernte-Maschine gekostet.<br />
„Fiele sie während der<br />
Hochsaison aus, wäre das der<br />
Super-Gau“, sagt Kerler. Daher<br />
hat die Familie in eine zweite,<br />
kleinere Ersatz-Maschine investiert.<br />
Zudem wird dafür gesorgt,<br />
dass immer viele Ersatzteile<br />
auf Lager sind. Weltweit<br />
gibt es nur eine Handvoll Hersteller,<br />
die diese spezielle Art<br />
der Traktoren anbieten.<br />
Wer Rollrasen verkaufen<br />
will, darf kein Langschläfer<br />
sein: Im Hochsommer geht es<br />
um 4 oder 5 Uhr morgens aufs<br />
Feld. Außer der Familie inklusive<br />
dem 81-jährigen Großvater,<br />
gibt es einen Teilzeit-Mitarbeiter<br />
und mehrere Mini-Jobber.<br />
Für Kunden im Direktverkauf<br />
kostet der Quadratmeter zwi-<br />
Führt das Familienunternnehmen<br />
in der vierten Generation:<br />
Dominik Kerler.<br />
FIRMENFOTO<br />
Im Schnitt 30 Hektar Anbaufläche<br />
Spezielle Traktoren und Erntemaschinen machen den<br />
Rollrasen-Anbau anfangs kapitalintensiv.<br />
Der Deutsche Rollrasen<br />
Verband e.V. hat derzeit 47<br />
Mitglieder. Schätzungsweise<br />
25 bis 30 weitere Produzenten<br />
gibt es in Deutschland.<br />
In Baden-Württemberg sind es<br />
ca. sieben. Im Schnitt bewirtschaften<br />
diese rund 30 Hektar.<br />
Bei Pfeiffer Fertigrasen aus<br />
Willich in Nordrhein-Westfalen<br />
sind es über 250 Hektar. Den<br />
Verband gibt es seit 2004.<br />
„Die Nachfrage ist wesentlich<br />
größer als das, was in Deutschland<br />
produziert wird“, sagt<br />
Verbandsreferent Prof. Martin<br />
Bocksch. Europaweit sind<br />
Großbritannien und die<br />
Niederlande die Hauptproduzenten.<br />
FOTOS: FIRMENFOTO KERLER<br />
Die Nachfrage<br />
war in den<br />
letzten drei Jahren<br />
hoch, aber die<br />
Witterung schwierig.<br />
Martin Bocksch<br />
Deutscher Rollrasen Verband<br />
schen vier und zehn Euro. Die<br />
Rollen sind 40 Zentimeter auf<br />
2,5 Meter groß. 52 Stück passen<br />
auf eine Palette.<br />
„In den vergangenen drei<br />
Jahren war die Nachfrage nach<br />
Rollrasen sehr gut, aber die<br />
Witterung schwierig“, erklärt<br />
Prof. Martin Bocksch vom<br />
Deutschen Rollrasen Verband.<br />
„Es gibt immer mehr Probleme<br />
bei der Aussaat. Ohne zusätzliche<br />
Bewässerung geht es an vielen<br />
Standorten nicht mehr. Rasen<br />
mag eigentlich keine Extreme.<br />
Ganzjährig zwölf bis 15<br />
Grad und viel Regen, da fühlt<br />
er sich wohl.“Mit der Lage ihres<br />
Betriebs im Alpenvorland haben<br />
die Kerlers einen Standortvorteil:<br />
Sie können auf künstliche<br />
Bewässerung verzichten.<br />
Der heimische Rasen, so Kerler,<br />
sei an die Klima-Bedingungen<br />
gewöhnt, bei Konkurrenz-Ware<br />
aus den Niederlanden<br />
könne es Probleme geben.<br />
In Deutschland könne man ohnehin<br />
nur <strong>mit</strong> hochwertigen<br />
Gräsern arbeiten, „Kunststoffnetze<br />
sind hier nicht erlaubt“,<br />
sagt Rasen-Experte Bocksch. In<br />
den Niederlanden werden sie<br />
teilweise nach der Aussaat ausgelegt.<br />
„Sie verbleiben im Boden<br />
und halten die Grassoden<br />
so zusammen.“<br />
Den Sommer über wird es<br />
den Kerlers nicht langweilig.<br />
Sie ernten und mähen den Rasen<br />
täglich. Die ruhenden Felder<br />
müssen nur zwei Mal in der<br />
Woche gemäht werden. Spezielle<br />
Reifen schonen den Rasen.<br />
Und wenn doch mal nicht<br />
gründlich gemäht wurde oder<br />
etwas kaputt geht? Dann heißt<br />
es abwarten – bis Gras über die<br />
Sache gewachsen ist. [!]<br />
<br />
Julia Rizzolo
40<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Egal ob Rettich oder Delikatesse:<br />
Die Plattform Gustoregio<br />
listet die Kontaktdaten von<br />
zahlreichen Lebens<strong>mit</strong>telerzeugern<br />
in ganz Baden-Württemberg.<br />
FOTO:GUSTOREGIO<br />
Per Klick zum Hofladen<br />
Gustoregio In jeder Krise steckt auch eine Chance. Jochen Braasch nimmt diesen Spruch<br />
wörtlich. In<strong>mit</strong>ten der Pandemie gründet er ein Online-Portal für Lebens<strong>mit</strong>telerzeuger und<br />
Gastronomen. Da<strong>mit</strong> hilft er nicht nur sich, sondern auch einer gebeutelten Branche.<br />
Frühjahr im Jahr 2020: Das<br />
Coronavirus ist längst in<br />
Deutschland angekommen.<br />
Der erste bundesweite<br />
Lockdown steht vor der<br />
Tür. Und von einem Tag auf den<br />
anderen müssen neben Frisören<br />
und Fitnessstudios auch Einzelhändler,<br />
Restaurants und Cafés<br />
ihre Türen schließen. Für viele<br />
ein Schock – zunächst auch für<br />
Jochen Braasch. Der 61-Jährige<br />
betreibt damals Stadt- und Mittagstischportale<br />
in Kirchheim<br />
und Göppingen.<br />
„Mit der Schließung der Gastronomie<br />
ist mir ein großer Teil<br />
meiner Kunden und Einnahmen<br />
weggebrochen“, erinnert er sich<br />
ein Jahr später. Gleichzeitig fiel<br />
dem Marketingexperten auf,<br />
dass viele Gastronomen und Lebens<strong>mit</strong>telerzeuger<br />
der Region<br />
im Internet gar nicht oder<br />
schlecht auffindbar waren. „Die<br />
neu eingerichteten Liefer- und<br />
Abholangebote sind dadurch oft<br />
untergegangen.“<br />
Das muss sich ändern, befand<br />
Braasch und entwarf gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> Programmierer Jörg Meyer<br />
ein Online-Portal, auf dem Anlaufstellen<br />
für Lebens<strong>mit</strong>tel in<br />
ganz Baden-Württemberg<br />
schnell und einfach auffindbar<br />
sein sollten – und zwar von<br />
Hofläden über Wochenmärkte<br />
bis hin zu Restaurants. Und so<br />
kam es, dass Braasch im <strong>Mai</strong><br />
2020, <strong>mit</strong>ten in einer weltweiten<br />
Krise, das Unternehmen<br />
Gustoregio gründete. In das<br />
Projekt investierte er rund<br />
70 000 Euro.<br />
Angst hatte<br />
ich nicht. Im<br />
Gegenteil, ich<br />
habe mich auf den<br />
Neuanfang gefreut.<br />
Jochen Braasch<br />
Gustoregio-Gründer<br />
Auf die Frage, ob ihm die Situation<br />
keine Angst gemacht<br />
habe, antwortet der Kirchheimer<br />
<strong>mit</strong> einem Achselzucken.<br />
„Im Gegenteil, ich habe mich auf<br />
den Neuanfang gefreut“, sagt er<br />
rückblickend. Schließlich sei<br />
das bei ihm bisher immer geglückt.<br />
Und wahrlich, im<br />
„Sich-neu-erfinden“ ist Braasch<br />
geübt.<br />
Vom Feld in die Agentur<br />
Nach dem Abitur ergriff er zunächst<br />
den Beruf des Landwirts,<br />
nach etwa zehn Jahren – <strong>mit</strong> 28<br />
– schulte er dann zum Kommunikationselektroniker<br />
um und<br />
zog kurze Zeit später der Liebe<br />
wegen nach Hamburg. Dort<br />
gründete der Hobbyfotograf<br />
2002 seine erste eigene Agentur.
unternehmen [!] MACHEN 41<br />
Sein Angebot: Weg vom klassischen<br />
Printanzeigen-Verkauf,<br />
hin zum Werbeplatz im Internet.<br />
Als es Braasch 2009 zurück<br />
in die Heimat zieht, baut er das<br />
digitale Stadtportal Kirchheimer.info<br />
auf und ruft sogenannte<br />
Mittagstischportale für Kirchheim,<br />
Göppingen und weitere<br />
Städte ins Leben. Dort können<br />
sich Bürgerinnen und Bürger informieren,<br />
welche Bäckereien,<br />
Restaurants oder Cafés spezielle<br />
Angebote fürs Mittagessen<br />
bereithalten.<br />
Komplett neues Terrain betrat<br />
der Kommunikator <strong>mit</strong> Gustoregio<br />
also nicht. „Gastronomen<br />
gehören schon lange zu<br />
meiner Kundschaft. Neu hinzu<br />
kamen Erzeuger und Einzelhändler“,<br />
erklärt Braasch, der<br />
selbst am liebsten auf dem Wochenmarkt<br />
einkauft. Diesen bietet<br />
das Internet-Portal, das bereits<br />
seit September vergangenen<br />
Jahres online steht, eine zunächst<br />
kostenfreie Plattform,<br />
auf welcher Händler, Erzeuger<br />
oder Restaurants sich und ihre<br />
Angebote präsentieren können.<br />
Händler oder Restaurants,<br />
die darüber hinausgehende<br />
Leistungen wie etwa einen ausführlichen<br />
Beschreibungstext zu<br />
ihrem Unternehmen oder auch<br />
Fotos einfügen wollen, können<br />
ein kostenpflichtiges Premiumabo<br />
abschließen. Dadurch erscheint<br />
der Betrieb in der Suche<br />
dann auch unter den ersten Einträgen.<br />
Außerdem bietet<br />
Braasch das Erstellen einer professionellen<br />
Website oder eines<br />
eigenen Onlineshops an.<br />
Seit September 2020 online<br />
Für die eigentliche Zielgruppe<br />
des Portals, die Endverbraucher,<br />
sprich die Konsumenten, ist die<br />
Nutzung kostenfrei. Inzwischen<br />
sind bereits rund 80 Prozent aller<br />
Hofläden und Wochenmärkte<br />
in Baden-Württemberg<br />
Braasch zufolge in dem Portal<br />
auffindbar. Die einzelnen Datensätze,<br />
die der Unternehmer zu<br />
großen Teilen persönlich anlegt,<br />
sind untereinander verknüpft.<br />
Ruft ein Nutzer beispielsweise<br />
den Wochenmarkt Ulm auf,<br />
so sieht er neben Veranstaltungsort<br />
und Öffnungszeiten<br />
Wie<br />
komplex die<br />
Programmierung<br />
des Portals ist, habe<br />
ich unterschätzt.<br />
Große Auswahl<br />
Gustoregio Ziel des Online-Portals<br />
ist es, dass sich<br />
Besucherinnen und Besucher<br />
über Anbieter regionaler<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel aus ganz<br />
Baden-Württemberg und<br />
deren Angebote informieren<br />
können. Dazu zählen<br />
unter anderem Bäckereien,<br />
Metzgereien, Bioläden,<br />
Feinkostläden, Brennereien,<br />
Hofläden und Wochenmärkte<br />
sowie Gastronomiebetriebe<br />
jeder Art. Weitere<br />
Informationen unter<br />
www.gustoregio.de.<br />
Gusto Regio-Gründer<br />
Jochen Braasch.<br />
FOTO: GUSTOREGIO<br />
auch die teilnehmenden Marktbeschicker.<br />
Von deren Detailseite<br />
kann er sich wiederum auf<br />
das Mittagstisch-Angebot weiterleiten<br />
lassen und andersherum.<br />
Das Konzept kommt an. Aktuell<br />
verzeichnet die Internetseite<br />
bereits fünfstellige Besucherzahlen<br />
pro Monat. Bis September<br />
sollen weitere Funktionen<br />
wie etwa eine<br />
standortbasierte Umkreissuche<br />
und Filteroptionen hinzukommen.<br />
Auch ein Genuss-Kalender<br />
für kulinarische Feste und<br />
Events hat Braasch bereits in<br />
Planung. Insgesamt hat der<br />
Gründer für sein neuestes Projekt<br />
weit mehr Entwicklungszeit<br />
benötigt, als er anfangs dafür<br />
einkalkulierte. „Wie komplex<br />
die Programmierung eines solch<br />
umfangreichen Portals ist, habe<br />
ich ehrlich gesagt unterschätzt“,<br />
gibt der Gründer zu. Ursprünglich<br />
sollte Gustoregio bereits<br />
zum Start im vergangenen<br />
Herbst <strong>mit</strong> allen Funktionen<br />
ausgestattet sein.<br />
Pläne für eigenes TV-Format<br />
Die Verzögerung machte sich<br />
auch finanziell bemerkbar. Ohne<br />
kurzfristig verfügbare Corona-Hilfen<br />
für Selbstständige sowie<br />
Unterstützung aus dem familiären<br />
Umfeld, wäre Gusto<br />
Regio womöglich schon vor<br />
dem offiziellen Startschuss die<br />
Puste ausgegangen.<br />
Inzwischen schaut der 61-Jährige,<br />
der selbst großen Wert auf<br />
frische regionale Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
legt, aber optimistisch in die Zukunft<br />
und hat große Ziele: „Meine<br />
Vision ist es, Gustoregio zu<br />
einer bundesweiten Marke aufzubauen“,<br />
sagt er selbstbewusst.<br />
Denkbar seien dann auch auf die<br />
jeweiligen Regionen zugeschnittene<br />
Printprodukte oder gar ein<br />
TV-Format.<br />
„Zunächst aber genügt es mir,<br />
wenn ich einen Teil dazu beitragen<br />
kann, dass qualitativ hochwertige<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel wieder<br />
mehr wertgeschätzt werden“,<br />
sagt Braasch. Wichtig ist ihm zudem,<br />
dass auch diejenigen, die<br />
die Lebens<strong>mit</strong>tel für die Konsumenten<br />
erzeugen, vertreiben<br />
und verarbeiten, Wertschätzung<br />
erfahren. [!] Ronja Gysin
42<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Wilke Hammerschmidt, Andrea Kimpflinger und Andreas Bayer (von li.) wollen, dass auch kleine Unternehmen von Big Data profitieren.<br />
Smartes Marketing<br />
Technologiezentrum Mit einem neuen Angebot eröffnet die Hochschule Neu-Ulm auch<br />
kleineren und <strong>mit</strong>tleren Unternehmen Zugang zu Künstlicher Intelligenz und zur<br />
Auswertung von Big Data.<br />
Zuhause in den Wohnzimmern<br />
und im Alltag<br />
der Verbraucher hat<br />
sich Künstliche Intelligenz<br />
(KI) vielerorts schon breit<br />
gemacht. Vom Sprachassistenten<br />
auf dem Smartphone oder<br />
in der Wohnung bis hin zu Produktempfehlungen<br />
im Online-Shop.<br />
„In Unternehmen<br />
aber werden KI-Lösungen noch<br />
sehr zögerlich eingesetzt“, hat<br />
Bitkom-Präsident Achim Berg<br />
festgestellt. Über KI wird zwar<br />
viel geschrieben und gesprochen,<br />
doch nur vier Prozent der<br />
Firmen nutzen beispielsweise<br />
die Hilfe von KI für personalisierte<br />
Werbung, nur drei Prozent<br />
für das Beantworten von<br />
Kundenanfragen und ebensoviele<br />
für Buchungen von Kunden.<br />
Kein Wunder, dass Bitkom-Chef<br />
Berg an die Unternehmen<br />
appelliert, sich <strong>mit</strong> KI<br />
auseinanderzusetzen. Das sei<br />
eine „Querschnitts- und Zukunftstechnologie,<br />
die sich für<br />
Anwendungen in praktisch allen<br />
Unternehmensbereichen“<br />
eigne. Das sehen auch Andrea<br />
Kimpflinger, Wilke Hammerschmidt,<br />
und Andreas Bayer von<br />
der Hochschule Neu-Ulm<br />
(HNU) so.<br />
Mit dem neu gegründeten<br />
Technologietransferzentrum<br />
(TTZ) wollen sie kleinere und<br />
<strong>mit</strong>tlere Unternehmen dabei unterstützen,<br />
die Technologie zu<br />
nutzen. Bisher häuften vor allem<br />
Big Player wie Amazon und<br />
Google Datenberge an, um sie<br />
systematisch auszuwerten, sagt<br />
Mit Big Data<br />
kann der<br />
Mittelstand seine<br />
Geschäftsmodelle<br />
optimieren.<br />
Wilke Hammerschmidt<br />
Professor Hochschule Neu-Ulm<br />
Wilke<br />
Hammerschmidt,<br />
HNU-Professor und<br />
wissenschaftlicher Leiter des<br />
TZZ: „KI ist eine Schlüsseltechnologie<br />
des 21. Jahrhunderts“.<br />
Noch steht das in Günzburg<br />
eingerichtete Zentrum am Anfang.<br />
Anschubfinanziert vom<br />
Bayerischen Wissenschaftsministerium<br />
soll es Erkenntnisse<br />
aus der Forschung ins reale<br />
Wirtschaftsleben transferieren.<br />
Hammerschmidt sagt: „Big Data<br />
und Künstliche Intelligenz eröffnen<br />
dem deutschen Mittelstand<br />
die Möglichkeit bestehende Geschäftsmodelle<br />
zu optimieren,<br />
zu ergänzen und neue zu entwickeln.“<br />
Voraussetzung sind so<br />
programmierte Computer, dass<br />
diese von (riesigen) Datenmengen<br />
lernen können. Zu den An-
unternehmen [!] MACHEN 43<br />
Kooperation <strong>mit</strong> Unternehmen<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
wendungsfeldern von KI zählt<br />
der Bereich des Marketing, also<br />
die Verkaufsförderung. Sie erlaube<br />
beispielsweise die Vorhersage<br />
von Kundenabwanderungen<br />
oder eine gezieltere Kundenansprache.<br />
Labels für Kunden vergeben<br />
Eine der Folgen von KI kennt jeder,<br />
der online Waren und Dinestleistungen<br />
bestellt: So können<br />
sich beispielsweise die Preise<br />
für ein Flug-Ticket permanent<br />
verändern. „Das kann auf viele<br />
weitere Wirtschaftsbereiche<br />
übertragen werden“, sagt Andreas<br />
Bayer, kaufmännischer<br />
Leiter des TZZ. Betreiber großer<br />
Websites werteten automatisiert<br />
die Seiten der Konkurrenz<br />
aus. Das erlaube, die eigenen<br />
Preise flexibel an die Nachfrage<br />
anzupassen. Amazon halte<br />
auf diese Weise die Mitbewerber<br />
„klein“.<br />
Wenn Versicherungsunternehmen<br />
große Datenmengen im<br />
Internet auswerten, gewinnen<br />
sie Einsichten fürs eigene Marketing.<br />
Etwa in welchen Situationen<br />
Menschen Bedürfnisse für<br />
Versicherungen entwickeln und<br />
wie sie das kommunizieren. Mit<br />
Hilfe von KI lassen sich nach<br />
seinen Worten Warnsignale erkennen,<br />
wenn Kunden kurz<br />
davor stehen, abzuwandern.<br />
In einem solchen Fall sind es<br />
Kundendaten <strong>mit</strong> hunderten<br />
Merkmalen, die einem Analysemodell<br />
zugrunde gelegt werden.<br />
„Man nimmt einen Teil der Daten<br />
und vergibt Labels – Bestandskunde,<br />
Ex-Kunde, keine<br />
Interaktion in einem bestimmten<br />
Zeitraum.“ Diese Daten würden<br />
anschließend einem Machine-Learning-Algorithmus<br />
übergeben.<br />
Dieser, so Bayer, finde bei<br />
den abgewanderten Kunden<br />
Muster, welche man dann auf<br />
andere Kunden anwenden könne.<br />
Das Unternehmen kann<br />
dann gezielte Maßnahmen zur<br />
Kundenbindung ergreifen.<br />
Das Marketing habe es zugleich<br />
<strong>mit</strong> immer heterogeneren<br />
Zielgruppen zu tun. Daher sei<br />
eine möglichst personalisierte<br />
und genaue Ansprache wichtig,<br />
zum Beispiel <strong>mit</strong> individueller<br />
Werbung, erläutert TTZ-Co-Leiterin<br />
Andrea Kimpflinger. Die<br />
HNU-Professorin ist Expertin<br />
für Unternehmenskommunikation.<br />
Möglich sei dies ebenfalls<br />
<strong>mit</strong> Hilfe von Algorithmen. Aus<br />
dem Datenmaterial würden Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede<br />
identifiziert, die es erlauben,<br />
Kunden in Gruppen zu unterteilen.<br />
In der Folge könnten Kunden<br />
entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit<br />
und Interessen<br />
angesprochen werden, bei<br />
Bedarf auch automatisiert.<br />
Drei Faktoren haben laut<br />
Bayer diese Entwicklung beschleunigt:<br />
Die Hardware sei<br />
schneller und günstiger geworden.<br />
Dadurch seien komplexe<br />
Berechnungen möglich geworden.<br />
Es seien gewaltige Datenmengen<br />
entstanden, die die Basis<br />
für die Berechnungen sind.<br />
Hinzu kämen die Fortschritte<br />
bei den Algorithmen und Machine-Learning-Tools.<br />
Ein Teil<br />
der Daten<br />
ist in den<br />
Unternehmen<br />
bereits vorhanden.<br />
Andreas Bayer<br />
Kaufmännischer Leiter des TTZ<br />
Ein Teil der Daten sei in den<br />
Unternehmen bereits vorhanden.<br />
Häufig werden diese laut<br />
Bayer weiter angereichert: Social<br />
Media, Website-Analysedaten,<br />
Open Data bildeten üppige<br />
Quellen. Erst allmählich würden<br />
die Potenziale auch von kleineren<br />
Unternehmen erkannt und<br />
in Machine-Learning-Modellen<br />
eingesetzt.<br />
Dies betreffe nicht nur den<br />
Online-Handel, der per Algorithmus<br />
beispielsweise Empfehlungen<br />
an die Besteller generiert.<br />
Auch im B2B-Geschäft<br />
habe ein Unternehmen, das datengestützte<br />
Verfahren und Entscheidungen<br />
einsetzt, Vorteile:<br />
„Insofern sollten sich alle Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> dem Thema beschäftigen,<br />
um keine Wettbewerbsnachteile<br />
zu haben“, lautet<br />
seine Empfehlung.[!]<br />
<br />
Thomas Vogel<br />
Die TTZ-Verantwortlichen bieten Seminare, Wolkshops und<br />
Auftragsforschung für Unternehmen an.<br />
Das Technologietransferzentrum<br />
Big Data und KI im<br />
Marketing (TTZ) der Hochschule<br />
Neu-Ulm hat im November<br />
2020 seine Arbeit aufgenommen.<br />
Seine Geschäftsstelle<br />
ist in Günzburg, die<br />
Stadt übernimmt dafür die<br />
Miet- und Betriebskosten. 4,3<br />
Mio. Euro schießt das Bayerische<br />
Staatsministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst zu.<br />
Die Finanzierung ist so bis<br />
Ende 2023 gesichert – <strong>mit</strong> der<br />
Aussicht auf weitere finanzielle<br />
Unterstützung.<br />
Auftrag des TTZ ist es, Wissen<br />
über KI und Big Data Firmen<br />
verfügbar zu machen. Infos unter<br />
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44<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
In der Krise heißt es:<br />
<strong>Ausgabe</strong>n senken und<br />
Liquidität schonen.<br />
Finanzieren auf flexible Art<br />
Liquidität In unsicheren Zeiten gilt es, das Betriebskapital zu optimieren. Leasing<br />
kombiniert <strong>mit</strong> gutem Controlling spielt hier seine Stärken aus: Tipps aus der Praxis.<br />
Die Corona-Pandemie<br />
hat Alfons Bromkamp<br />
eine Sonderkonjunktur<br />
beschert. Der geschäftsführende<br />
Inhaber des<br />
Servicedienstleisters Triple S<br />
Manufaktur hat in Bochum,<br />
nicht weit weg vom Stammsitz,<br />
vor Kurzem einen zweiten<br />
Standort <strong>mit</strong> 150 hochmodernen,<br />
voll vernetzten Arbeitsplätzen<br />
aufgebaut. Zur Finanzierung des<br />
Projektes hat der Firmeneigentümer<br />
mehrere Partner <strong>mit</strong> ins<br />
Boot genommen – unter anderem<br />
die NRW.Bank und seine<br />
Hausbank.<br />
Leasing<br />
eröffnet<br />
Spielräume, um<br />
schneller Chancen<br />
zu realisieren.<br />
Matthias von Daacke<br />
Blanco-Group<br />
Die gesamte technische Infrastruktur<br />
hat Bromkamp jedoch<br />
geleast. „Unser Leasingpartner,<br />
<strong>mit</strong> dem wir bereits seit Jahren<br />
zusammenarbeiten, ist sehr flexibel<br />
auf unsere Finanzierungsbedürfnisse<br />
eingegangen und<br />
hat unseren neuen Business-Case<br />
besser begriffen als<br />
die Banken“, erzählt der Unternehmer.<br />
Für Matthias von Daacke,<br />
Managing Director und Head of<br />
Global Controlling bei der Blanco<br />
Group, einem Hersteller von<br />
Großkücheneinrichtungen und<br />
Klinikmöbeln aus Obererdingen,<br />
hat Leasing seine unbestrittenen<br />
Stärken: „Bonität des Leasingnehmers<br />
vorausgesetzt,<br />
kann es finanzielle Spielräume<br />
eröffnen, um insbesondere bei<br />
skalierbaren Geschäftsmodellen<br />
schneller Chancen zu realisieren.“<br />
Seit die deutsche Wirtschaft<br />
nach dem harten Lockdown im<br />
vergangenen Frühjahr langsam<br />
wieder Fuß fasst, erlebt Leasing<br />
einen Aufschwung. Ein Beleg<br />
dafür: Zu Jahresbeginn ist der<br />
Ifo-Geschäftsklimaindex für die<br />
Leasing-Branche entgegen dem<br />
Trend des Gesamtindex gestie-
unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
45<br />
Was tun wenn es finanziell klemmt?<br />
Zur Person<br />
Claudia Conen ist seit<br />
2020 Hauptgeschäftsführerin<br />
des Bundesverband<br />
deutscher Leasing-Unternehmen.<br />
Zuvor war sie in<br />
leitenden Funktionen beim<br />
Bundesverband Öffentlicher<br />
Banken und in der KfW<br />
Bankengruppe tätig.<br />
gen. Zudem schaut die Branche<br />
zuversichtlich auf die kommenden<br />
Monate.<br />
Nutzungsabhängige Raten<br />
Investitionsgüter- und Leasingkonjunktur<br />
sind in Deutschland<br />
eng <strong>mit</strong>einander verknüpft. Fast<br />
55 Prozent aller außenfinanzierten<br />
Investitionen haben die Unternehmen<br />
im Jahr 2020 per<br />
Leasing realisiert. „Leasing<br />
nimmt da<strong>mit</strong> eine Spitzenposition<br />
als Alternative zum klassischen<br />
Bankkredit ein“, sagt<br />
Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin<br />
des Bundesverband<br />
deutscher Leasing-Unternehmen<br />
(BDL). Sie sieht für das<br />
Wiederanlaufen der Wirtschaft<br />
die Leasing-Branche als essentiell<br />
an. „Viele Unternehmen zögern<br />
derzeit bei ihren Investitionsplänen<br />
wegen der Unsicherheit<br />
über die Konjunkturentwicklung,<br />
aber auch aufgrund<br />
Wenn ihr Leasingvertrag keine Stundung zulässt, müssen klamme Firmen an die Reserven.<br />
Viele Firmen haben in der Pandemie<br />
<strong>mit</strong> Umsatzrückgängen<br />
zu kämpfen. Was ist, wenn die<br />
Liquidität nicht reicht, um die<br />
monatliche Leasingrate zu zahlen?<br />
Der Leasingverband hatte<br />
der Regierung im vergangenen<br />
Jahr dafür ein garantieabgesichertes<br />
Stundungsmodell vorgeschlagen,<br />
da<strong>mit</strong> die Leasingbranche<br />
ihre Kunden schnell<br />
und unkompliziert unterstützen<br />
von Liquiditätsengpässen und<br />
Schulden durch Hilfskredite.“<br />
Für Firmen, die in dieser Situation<br />
dennoch investieren<br />
wollen, stellt Leasing eine gute<br />
Lösung dar, weil es die Möglichkeit<br />
bietet, liquiditätsschonend<br />
zu investieren. „Nach dem ‚Payas-you-earn‘-Prinzip<br />
lassen sich<br />
die Leasing-Raten aus den erwirtschafteten<br />
Erträgen des Investitionsobjekts<br />
bestreiten“,<br />
erläutert Conen. Die Branche<br />
bietet zudem seit einigen Jahren<br />
nutzungsabhängige Leasingkonzepte<br />
wie „Pay-per-Use“ an. Da-<br />
kann. Der Punkt dabei: Leasing-Gesellschaften<br />
benötigen<br />
eine Absicherung der Stundungen,<br />
da sie den Leasinggegenstand<br />
selbst bei einem Kreditinstitut<br />
fristenkongruent refinanzieren.<br />
Die Politik ist den Forderungen<br />
nicht nachgekommen. „Daher<br />
hängt es vom Vertrag und der individuellen<br />
Kundenbeziehung ab,<br />
Viele Betriebe<br />
zö gern wegen<br />
der Un si ch erheit<br />
derzeit bei ihren<br />
Investitions plänen.<br />
Claudia Conen<br />
BDL-Hauptgeschäftsführerin<br />
ob eine Leasing-Gesellschaft<br />
Stundungen anbietet oder anbieten<br />
kann“, sagt BDL-Hauptgeschäftsführerin<br />
Claudia Conen.<br />
Soweit möglich können betroffene<br />
Firmen alternativ die Sonderprogramme<br />
der staatlichen Förderbank<br />
KfW oder die Corona-Hilfsprogramme<br />
nutzen, um<br />
Leasing-Raten zu bedienen.<br />
bei wird die Rate in Abhängigkeit<br />
von der Nutzung etwa einer<br />
Maschine berechnet – ein Mehrwert<br />
gerade in unsicheren Zeiten.<br />
Und <strong>mit</strong> Sale-and-lease-back-Transaktionen<br />
lassen<br />
sich stille Reserven in Anlagen,<br />
Maschinen oder Immobilien aktivieren<br />
– was Unternehmen<br />
derzeit verstärkt nutzen, um für<br />
zusätzliche Liquidität zu sorgen.<br />
„Liquiditätssicherung ist das<br />
oberste Ziel“, betont Controler-Experte<br />
von Daacke. „Liquiditätssteuerung<br />
hat einen sehr<br />
großen Stellenwert, da die Li-
46<br />
RESSORT FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
unternehmen [!]<br />
quidität den Handlungsspielraum<br />
bestimmt. Das reicht vom<br />
Stresstest bei radikal sinkenden<br />
Umsätzen bis zur Finanzierung<br />
von Zukunftsprojekten.“<br />
Nachholbedarf bei IT<br />
Die Corona-Pandemie hat zudem<br />
gezeigt, wie wichtig es ist,<br />
flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen<br />
zu reagieren.<br />
„Leasing bietet eine gute Möglichkeit,<br />
zu planbaren monatlichen<br />
Kosten nicht nur aktuelle<br />
Geräte einzusetzen, sondern<br />
auch additive Services – etwa<br />
Wartung oder Instandhaltung –<br />
in Anspruch zu nehmen“, sagt<br />
Sven Matthiesen, Regional-Manager<br />
für Süddeutschland beim<br />
Technologiedienstleister<br />
CHG-Meridian in Weingarten.<br />
Auch wenn Leasinggegenstand<br />
Nummer eins unangefochten<br />
immer noch das Kfz ist<br />
– IT-Ausrüstungen holen auf.<br />
„Beim IT-Leasing haben viele<br />
Unternehmen ihre Leasing-Verträge<br />
eher verlängert als in neue<br />
Hardware zu investieren. Hier<br />
sehen wir einen Nachholbedarf<br />
auf die Branche zukommen,<br />
denn die Pandemie hat die Lücken<br />
bei der Digitalisierung<br />
sichtbar gemacht“, prognostiziert<br />
BDL-Geschäftsführerin<br />
Conen. Für sie gibt es im IT-Bereich<br />
wegen der hohen Effektivität<br />
kaum Alternativen zum<br />
Leasing. „Alles andere ist wenig<br />
effektiv und führt häufig zur<br />
Überalterung der Ausstattung.<br />
Dies geht dann einher <strong>mit</strong> Mängeln<br />
in der IT-Sicherheit.“<br />
Die Lackmann Fleisch- und<br />
Feinkostfabrik im südbadischen<br />
Bühl zum Beispiel hat nach dem<br />
Lockdown im Jahr 2020 einen<br />
Webshop für den Online-Verkauf<br />
ihre hochwertigen Fleischprodukte<br />
an B2B-Kunden aufgebaut.<br />
Investitionskosten: In Krisenzeiten ist eine gute Zusammenarbeit von Firmenchefs <strong>mit</strong> Controllern<br />
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FINANZIEREN<br />
47<br />
wichtig, auch wenn es darum geht, den Umsatz wieder nach oben zu bringen.<br />
100 000 Euro, die Lackmann per<br />
Leasing gestemmt hat. „Uns war<br />
vorher nicht klar, dass auch Software<br />
über Leasing finanziert<br />
werden kann“, sagt Andreas<br />
Kempel, kaufmännischer Leiter<br />
beim Feinkostproduzenten.<br />
„Viele Hausbanken und andere<br />
Finanzpartner tun sich <strong>mit</strong><br />
der Finanzierung von Software<br />
schwer. Denn die Investition ist<br />
<strong>mit</strong> einem reinen Blick auf die<br />
Besicherung nur schwer auf die<br />
Beine zu stellen. Unser Leasingpartner<br />
hat neben der Werthaltigkeit<br />
der Anschaffung auch die<br />
unternehmerischen Aussichten<br />
der Investition in den Blick genommen.“<br />
Apropos: unternehmerische<br />
Aussichten. Solange viele Betriebe<br />
wegen der andauernden<br />
Pandemie weiter auf Sicht fahren,<br />
ist ein systematisches, umfassendes<br />
Controlling fast schon<br />
eine Art Lebensversicherung.<br />
„Controller sind in der aktuellen<br />
Situation noch mehr gefordert,<br />
in Szenarien zu denken<br />
und maßnahmen-orientiert zu<br />
operieren“, beschreibt von Daacke<br />
einen sinnvollen Ansatz.<br />
Sparring <strong>mit</strong> Controllern<br />
Dabei sieht er Controller für das<br />
obere Management als die Sparringspartner<br />
schlechthin an.<br />
„Risiken sind vor dem Hintergrund<br />
der sich durch die Pandemie<br />
ändernden Marktbedingungen<br />
neu zu bewerten. Das kann<br />
bis zur Konzeption neuer Geschäftsmodelle<br />
gehen aber auch<br />
einen Ausstieg aus bestehenden<br />
Geschäftsfeldern bedeuten“,<br />
sagt von Daacke. „Die gemeinsame<br />
Entwicklung von Zukunfts-Szenarien<br />
und deren<br />
nicht nur finanzielle Bewertung<br />
durch die Controller sollte die<br />
Basis für Entscheidungen bilden.“<br />
[!] <br />
Thomas Luther<br />
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Investitionen richtig finanzieren<br />
Bei der Finanzierung von Investitionen ist ein<br />
guter Durchblick im „Finanzdschungel“ unabdingbar:<br />
Hausbank, Großbank, Landesbank<br />
oder doch Privatbank? Oder ist es am<br />
Ende besser, das Eigenkapital zu schonen<br />
und eine Leasinggesellschaft anzusprechen?<br />
Wenn ja, welche? Stehen staatliche<br />
Förder<strong>mit</strong>tel für das Vorhaben bereit?<br />
Viele Unternehmen resignieren und versteifen<br />
sich <strong>mit</strong> der Zeit auf immer denselben Finanzpartner<br />
– weil es einfach und bequem ist. Das<br />
stellt Martin Eckert, Inhaber und Geschäftsführer<br />
der Eckert Corporate Finance GmbH, immer<br />
häufiger fest. Der Finanzökonom unterstützt<br />
Unternehmen bei der richtigen Finanzierung<br />
ihrer Vorhaben und macht sie „bankable“.<br />
Martin Eckert ist Inhaber und Geschäftsführer der<br />
Eckert Corporate Finance GmbH. Foto: Eckert<br />
Herr Eckert, nach dem Motto „Never change<br />
a running system“: Was ist denn daran verkehrt,<br />
bei Investitionen immer denselben<br />
Weg zu gehen?<br />
Wie in der privaten Vermögensallokation ist<br />
auch bei Unternehmen die Diversifikation im<br />
Finanzmix ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das<br />
Marktumfeld hat sich durch die Corona-Pandemie<br />
für viele Unternehmen grundlegend verändert.<br />
Bei der Finanzierung von Investitionen<br />
stehen sie häufig vor neuen Herausforderungen.<br />
Die restriktivere Kreditvergabe von Banken<br />
und anderen Finanzierern, zunehmende<br />
staatliche Regulierung sowie aufsichtsrechtliche<br />
Anforderungen erschweren die Rahmenbedingungen.<br />
Was sollten Unternehmen bei der Auswahl<br />
des richtigen Finanzierungspartners für ihre<br />
Investition beachten?<br />
Jeder Finanzpartner hat Stärken und Schwächen.<br />
Die Ratingsysteme der Banken sind unterschiedlich<br />
ausgelegt. Manche konzentrieren<br />
sich mehr auf die typischen GuV-<br />
Themen, sind also Ebit-getrieben, andere sind<br />
eher auf die klassischen Bilanzkennzahlen fokussiert.<br />
Hinzu kommen unterschiedliche<br />
„Soft fact“-Fragen, die es professionell zu<br />
beantworten gilt. Die Kommunikation im Finanzierungsprozess<br />
ist daher elementar, birgt<br />
aber gleichzeitig für Unternehmen ein hohes<br />
Fehlerrisiko, denn die Unterlagen müssen<br />
„bankable“ sein und die Gespräche auf Augenhöhe<br />
geführt werden. Darin liegt unsere<br />
Stärke, hier setzen wir an.<br />
Woher können Sie so gut „bänkisch“?<br />
Ich war 25 Jahre in leitenden Funktionen bei<br />
Groß- und Privatbanken tätig, zuletzt als Finanzvorstand<br />
einer Leasinggesellschaft. Dadurch<br />
bin ich in der Branche sehr gut vernetzt<br />
und weiß, wie Banken ticken. Andererseits<br />
stehe ich durch meine Tätigkeit im permanenten<br />
Dialog <strong>mit</strong> Unternehmern und ihren Bedürfnissen.<br />
Mein Antrieb und meine große<br />
Kompetenz bestehen darin, beide zusammenzuführen<br />
und Investitionen dadurch<br />
nachhaltigen Erfolg zu verleihen.<br />
www.eckert-cf.de
48<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Ein besonderes<br />
Gespür für Trends<br />
Wenn der Vater <strong>mit</strong><br />
dem Sohne: Beiratschef<br />
Harald Seifert und<br />
Digitalchef Julian<br />
Seifert.<br />
Seifert-Gruppe Erfolgreiche Firmen erfinden sich stetig neu.<br />
Warum der Ulmer Logistiker nicht nur Dienstleister für die<br />
Autoindustrie ist, sondern nun auch Schuhsohlen herstellt.<br />
FOTO: FIRMENFOTO<br />
Die Frage nach den Corona-Auswirkungen<br />
ist<br />
unvermeidlich. Die<br />
Pandemie hat die derzeit<br />
noch im Ulmer Donautal<br />
ansässigen Unternehmensgruppe<br />
Seifert Logistics (SLG) im<br />
vergangenen Jahr 4,7 Prozent<br />
ihres Umsatzes gekostet. Dieser<br />
sank um rund zehn Millionen<br />
Euro auf 200 Millionen Euro.<br />
Das ist etwas weniger als die<br />
Umsatz null,<br />
die Kosten<br />
liefen weiter.<br />
Wir haben in der<br />
Firma jeden Stein<br />
umgedreht.<br />
Harald Seifert<br />
Beiratsvorsitzender<br />
sechs Prozent Minus, welche die<br />
Bundesvereinigung Logistik für<br />
die gesamte Branche er<strong>mit</strong>telt<br />
hat. Harald Seifert kommentiert<br />
die Delle auf seine typische Art:<br />
„Wenn die Krise vorbei ist, stehen<br />
wir gestärkt bereit und können<br />
durchstarten.“<br />
Seifert hat schon so manche<br />
Krise erlebt. Am Ende stand sein<br />
Unternehmen tatsächlich immer<br />
besser da als vorher. Bei seinem<br />
Einstieg 1976 ins väterliche<br />
Fuhrunternehmen hatte die Firma<br />
fünf Mitarbeiter, heute sind<br />
es in der Gruppe rund 2000.<br />
2019 zog er sich aus dem operativen<br />
Geschäft zurück. „Vorsitzender<br />
des Beirats“ steht jetzt<br />
auf seiner Visitenkarte. An seinem<br />
Status als Vollblutunternehmer<br />
hat das nichts geändert.<br />
„Durchstarten“. Mit diesem<br />
Stichwort ist er schon beim
unternehmen [!] MACHEN 49<br />
nächsten Thema angelangt. Seifert<br />
verlegt den Hauptsitz vom<br />
Ulmer Donautal an die A8 in die<br />
Nähe des Containerbahnhofs im<br />
Norden der Stadt. Mit Kosten<br />
im <strong>mit</strong>tleren zweistelligen Millionenbereich<br />
sei dies die höchste<br />
Investition in der Firmengeschichte.<br />
Drohnen fliegen<br />
automa tisch<br />
durch die Lager<br />
und helfen bei der<br />
Inventur.<br />
Julian Seifert<br />
Digital-Chef der SLG<br />
FOTO: MIKE KÖNIG<br />
Eine Mitarbeiterin legt <strong>mit</strong> Terminal und Ringscanner fest, in welcher Reihenfolge Teile montiert werden.<br />
Von der Corona-Krise spricht<br />
Seifert bereits in der Vergangenheitsform.<br />
Im Lockdown vor einem<br />
Jahr mussten von heute auf<br />
morgen Werke schließen, in denen<br />
die SLG als Dienstleister tätig<br />
ist. „Umsatz null, während<br />
die Kosten zunächst weiter liefen.“<br />
Totaler Krisenmodus,<br />
Dreiviertel der Belegschaft in<br />
Kurzarbeit. „Wir haben im Unternehmen<br />
jeden Stein umgedreht“,<br />
sagt Seifert. Am Jahresende<br />
sei doch noch ein solides<br />
Ergebnis herausgekommen.<br />
Externe Geschäftsführer<br />
Seine offizielle Rolle ist die des<br />
Mitglieds im beratenden Beirat,<br />
ansonsten widmet er sich Sonderprojekten<br />
wie dem kürzlich<br />
gestarteten Neubau im Ulmer<br />
Norden. Noch so ein Meilenstein,<br />
oder wie Seifert sagt: „Ein<br />
alter Traum“ – und ein Schritt,<br />
das Unternehmen weiterzuentwickeln.<br />
An mehr als 40 Standorten<br />
ist die Gruppe heute präsent,<br />
großteils in der südlichen<br />
Hälfte Deutschlands und in Polen.<br />
An ihrer Spitze stehen jetzt<br />
externe Geschäftsführer. Axel<br />
Frey verantwortet das operative<br />
Geschäft, Marcel Vogelmann<br />
die Finanzen.<br />
Allein zwischen 2016 und<br />
2019 hat sich die Mitarbeiterzahl<br />
verdoppelt, die Umsätze überschritten<br />
die 200-Millionen-Euro-Schwelle.<br />
„Viele Dinge, die<br />
wir angepackt haben, sind gelungen“,<br />
sagt Harry Seifert. Das<br />
Unternehmen sei aus eigener<br />
Kraft gewachsen.<br />
Einer der Erfolgsbausteine<br />
ist, dass sich die SLG zum<br />
Dienstleister für die Autoindustrie<br />
entwickelt hat. In den 1980er<br />
Jahren begann der heute 65-Jährige<br />
da<strong>mit</strong>, über das Transportgeschäft<br />
hinaus margenstärkere<br />
Geschäftsfelder rund um die<br />
Kontraktlogistik zu erschließen.<br />
Mittlerweile erzielt die Gruppe<br />
da<strong>mit</strong> mehr als die Hälfte seines<br />
Umsatzes, Tendenz steigend.<br />
Seifert ist ein eng <strong>mit</strong> seinen<br />
Kunden verzahnter Dienstleister.<br />
Daher spielt die Nähe zur<br />
Autobahn eine wichtige Rolle.<br />
Die Nachbarschaft des Container-Bahnhofs<br />
habe für den Um-<br />
zug des Firmensitzes dagegen<br />
keinen Ausschlag gegeben. In<br />
seinem Amt als Ulmer IHK-Vizepräsident<br />
betont er, wie immens<br />
wichtig der Terminal für<br />
die regionale Wirtschaft ist.<br />
Die enge Kundenbindung<br />
rührt daher, dass Seifert Kunden<br />
aufzeigt, wie sie ihre Abläufe<br />
verbessern. In der Folge schnürt<br />
er Dienstleistungspakete, die<br />
von Logistik über Qualitätskontrolle<br />
und Montagearbeiten bis<br />
hin zur Lieferung nach<br />
dem „just-in-sequence“-Prinzip<br />
Unter den Top-100-Logistikern<br />
Ein Seifert-Mitarbeiterin kontrolliert die Oberflächen von<br />
Heckstoßfängern nach den Vorgaben der Kunden.<br />
Die Seifert-Logistik-Gruppe<br />
gehört laut Fraunhofer-Institut<br />
zu den Top 100 Logistikunternehmen<br />
in Deutschland. Gegründet<br />
wurde sie 1947 von<br />
Harald Seiferts Vater Franz in<br />
Ehingen-Berg. Harald Seifert<br />
stieg 1976 in den Betrieb ein,<br />
1983 übernahm der gelernte<br />
Speditionskaufmann die Geschäftsleitung<br />
und baute das<br />
Unternehmen seither zum<br />
umfassenden Logistik-Dienstleister<br />
aus.<br />
Julian Seifert (30) absolvierte<br />
in Hongkong und Sydney<br />
einen Masterstudiengang in<br />
Internationalem Management.<br />
Anschließend war der Betriebswirt<br />
in diversen Beratungsfirmen<br />
tätig, bevor er<br />
2020 nach Ulm zurückkehrte<br />
und im Unternehmen einstieg.<br />
FOTO: MIKE KÖNIG<br />
direkt ans Produktionsband reichen.<br />
Die Kunden kommen aus den<br />
Branchen Auto, Chemie, Baustoffe,<br />
Pharma, Papier und Konsumgüter.<br />
Die breite Aufstellung<br />
hilft, Schwankungen in einzelnen<br />
Bereichen auszugleichen.<br />
Mehr Tempo im Digitalen<br />
Mit Sohn Julian Seifert arbeitet<br />
die dritte Generation im Unternehmen.<br />
Er ist nach internationalem<br />
Studium und ersten Berufserfahrungen<br />
2020 ins Unternehmen<br />
eingetreten und verantwortet<br />
die Digitalisierung. Sie<br />
soll die Grundlage für den<br />
nächsten Wachstumsschub bilden.<br />
„So helfen Drohnen, die<br />
voll automatisch durch die Regalgebirge<br />
fliegen, beispielsweise<br />
bei der Inventur“, sagt Julian<br />
Seifert. Als Geschäftsbereichsleiter<br />
Spedition und Digitalisierung<br />
ist es seine Aufgabe,<br />
die Anwendung neuer digitaler<br />
Lösungen voranzutreiben. Auch<br />
ein Robotik-Projekt befinde sich<br />
in der Erprobungsphase.<br />
Dazu sucht Seifert Start-ups,<br />
die der Gruppe strategisch helfen<br />
können. Auf seine Initiative<br />
hat das Unternehmen vor zwei<br />
Jahren einen 3-D-Drucker angeschafft.<br />
Seinem Vater huscht bei<br />
diesem Stichwort ein Lächeln<br />
übers Gesicht: „Wenn mir damals<br />
jemand erzählt hätte, dass<br />
wir mal was <strong>mit</strong> orthopädischen<br />
Sohlen zu tun haben…“. Das<br />
3-D-Drucker-Projekt war der<br />
Einstieg in die Produktion – von<br />
Ersatzteilen und von Schuhsohlen.<br />
Und da<strong>mit</strong> ein weiterer Meilenstein<br />
in der steten Veränderung.<br />
[!] <br />
Thomas Vogel
50<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
FOTO: © CHAIYAPRUEK YOUPRASERT/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Flaschen über Flaschen: Anstatt recycelt zu werden, landen viele<br />
Plastikverpackungen im Meer. Alternativen schonen nicht nur die<br />
Rohstoffe, sondern auch die Umwelt.<br />
Wider die Plastikflut<br />
Verpackung Sie garantieren einen sicheren Transport und umhüllen Produkte in<br />
werbewirksamem Design. Die Umwelt jedoch ächzt unter der täglichen Menge an Plastik in<br />
unseren Supermärkten und Baufachzentren. Doch es gibt Lösungen.<br />
Sie sind da, reihen sich<br />
rechts und links von<br />
uns in den Regalen,<br />
formieren sich vor Kassen<br />
kunstvoll sortiert zu Stapeln<br />
oder liegen in Tiefkühlfächern<br />
bereit. Verpackungen sind aus<br />
unseren Läden, Super- und Baumärkten<br />
einfach nicht wegzudenken.<br />
Doch stehen sie nicht<br />
auch für einen gigantischen<br />
Müllberg? Die Antwort: Ja,<br />
schon. Doch der Widerstand der<br />
Endverbraucher wächst.<br />
„Die Problematik des Plastikmülls<br />
und die da<strong>mit</strong> einhergehende<br />
Umweltverschmutzung<br />
auch in den Weltmeeren ist im<br />
Bewusstsein der Bürgerinnen<br />
und Bürger angekommen“, sagt<br />
Martin Müller. Der Vorsitzende<br />
des Ulmer Initiativkreis nachhaltige<br />
Wirtschaftsentwicklung<br />
(UNW) erkennt einen klaren<br />
Trend: „Geschäfte, die unverpackte<br />
Waren anbieten, werden<br />
immer beliebter.“<br />
Doch ganz so einfach ist es<br />
nicht. Denn Verpackungen erfüllen<br />
durchaus ihren Zweck,<br />
bieten den Waren Schutz, halten<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel knackig und<br />
frisch und dienen zudem den<br />
Herstellern als Markenzeichen,<br />
die Lust auf mehr machen sollen.<br />
Müller, der das Institut für<br />
nachhaltige Unternehmensführung<br />
an der Universität Ulm leitet,<br />
freut sich darüber, dass sich<br />
bereits viele Unternehmen vorbildlich<br />
um grüne Verpackungen<br />
bemühen. „Andere Betriebe<br />
schlummern diesbezüglich<br />
jedoch leider noch im Tiefschlaf.“<br />
Der Wissenschaftler<br />
sieht hier noch deutlich Luft<br />
nach oben.“ Apropos Luft. Zuviel<br />
Sauerstoffzufuhr kann sich<br />
durchaus negativ auf Waren auswirken.<br />
Das weiß man bei der<br />
im Donautal ansässigen Seeberger<br />
GmbH nur zu gut.<br />
Gewicht von sechs Elefanten<br />
Der europäische Marktführer<br />
bei der Herstellung von Trockenfrüchten<br />
und Nüssen verschickt<br />
pro Jahr an die 110 Millionen<br />
Produkte in die weite<br />
Welt und achtet eigenen Angaben<br />
zufolge dabei akribisch auf<br />
eine nachhaltige Verpackung.<br />
Das Problem: Ganz ohne Kunst-
unternehmen [!] SPEZIAL 51<br />
stoff funktioniert das nicht.<br />
Noch nicht. Denn die Verpackungen<br />
dienen in erster Linie<br />
dem Zweck, den Inhalt vor Oxidation<br />
zu schützen. So werden<br />
Nüsse über Monate hinweg<br />
nicht ranzig und Früchte nicht<br />
braun.<br />
„Reine Papierverpackungen<br />
sind für uns leider keine Option,<br />
da sie keinerlei Schutz vor<br />
Luftfeuchtigkeit bieten“, sagt<br />
Joachim Mann. Doch es gebe andere<br />
Wege, die Umwelt zu<br />
schützen. Seit 2019 setzt Seeberger<br />
bei seinen Tüten auf wiederverwertbares<br />
Material. So konnten<br />
im vergangenen Jahr laut<br />
dem Ulmer Unternehmen rund<br />
90 Prozent der Produkte im<br />
Flachbeutel auf eine recyclebare<br />
Monoverbundfolie umgestellt<br />
werden.<br />
Der Sekundärrohstoff kann in<br />
Form von Rezyklaten wieder zu<br />
neuen Kunststoffprodukten weiterverarbeitet<br />
werden: „Da<strong>mit</strong><br />
verfolgen wir den Ansatz der<br />
durchgängigen Kreislaufwirtschaft“,<br />
erklärt der Leiter der<br />
Unternehmenskommunikation,<br />
der zudem auf eine deutliche<br />
Reduzierung des Materialeinsatzes<br />
hinweist: „In den vergangenen<br />
zwei Jahren konnten wir<br />
über 37 Tonnen Kunststoffe einsparen.<br />
Das entspricht ungefähr<br />
dem Gewicht von sechs ausgewachsenen<br />
afrikanischen Elefanten.“<br />
Verpackungen<br />
rein aus Papier<br />
bieten keinerlei<br />
Schutz vor<br />
Luftfeuchtigkeit.<br />
Joachim Mann<br />
Seeberger-Sprecher<br />
Fleisch im Schlauch<br />
70 Prozent weniger Plastik,<br />
komplett recycelbare Materialien:<br />
Auch Feneberg aus dem Allgäu<br />
setzt auf nachhaltige Verpackungen<br />
von frischen Produkten.<br />
Als erster deutscher Lebens<strong>mit</strong>teleinzelhändler<br />
hat die<br />
süddeutsche Supermarktkette<br />
die Produktion komplett umgestellt<br />
und bietet seine Hackfleischprodukte<br />
in den knapp<br />
80 Filialen nicht mehr in der bisher<br />
üblichen MAP-Schale, sondern<br />
ausschließlich in einem<br />
rückstandslos recycelbaren<br />
Schlauchbeutel an. Verpackung<br />
auf, Fleisch raus und die Folie<br />
kann ungewaschen in den gelben<br />
Sack wandern.<br />
Ein großer Schritt für das Unternehmen,<br />
denn die Feneberg-Metzgerei<br />
in Kempten verarbeitet<br />
pro Woche insgesamt<br />
20 Tonnen Hackfleisch für die<br />
Selbstbedienungstheken. Dazu<br />
zählen zum Beispiel Burgerpatties<br />
oder Cevapcici.<br />
Die Schlauchbeutel sind bis<br />
zu zehnmal dünner als konventionelle<br />
Schalen – und deutlich<br />
leichter. Dadurch spart Feneberg<br />
bis zu 80 Prozent Plastik<br />
pro Verpackungseinheit ein und<br />
bringt so auf das Jahr umgerechnet<br />
35,7 Tonnen weniger Kunststoff<br />
in Umlauf. Durch diese Materialersparnis<br />
und den reduzierten<br />
Einsatz von Lkw-Transporten<br />
lässt sich so auch der
52<br />
RESSORT SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Zwischen Werbung, Hygiene und Nachhaltigkeit<br />
Zur Person<br />
Martin Müller Der<br />
habilitierte Wissenschaftler,<br />
leitet seit<br />
2015 das Institut für<br />
nachhaltige Unternehmensführung<br />
an<br />
der Universität Ulm<br />
und engagiert sich<br />
bereits seit über<br />
zehn Jahren im UNW.<br />
FOTO: © FRA TTA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Notwendig oder überflüssig? Der Verzicht auf Plastik ist nicht in allen Bereichen so einfach zu realisieren.<br />
Die Verpackungsindustrie befindet<br />
sich in einem großen Spannungsfeld.<br />
Davon ist der Vorsitzende<br />
des Ulmer Initiativkreis nachhaltige<br />
Wirtschaftsentwicklung Martin Müller<br />
überzeugt. Denn Verpackungen<br />
erfüllen Werbefunktionen und sind<br />
<strong>mit</strong> wertvollen Verbraucherinformationen<br />
versehen. Zudem müssen sie<br />
gesetzliche Hygieneanforderungen<br />
erfüllen und gewähren einen sicheren<br />
Transport etwa von Lebens<strong>mit</strong>teln.<br />
„Wer durch minderwertige Verpackungen<br />
kaputte oder verdorbene<br />
Waren und da<strong>mit</strong> zusätzlichen Müll<br />
verursacht, handelt alles andere als<br />
nachhaltig“, gibt der UNW-Chef zu<br />
bedenken.<br />
CO2-Ausstoß deutlich minimieren.<br />
Das geringere Verpackungsvolumen<br />
senkt darüber hinaus<br />
auch den Stromverbrauch für<br />
die Lagerung, Herstellung und<br />
die Kühlung der Produkte.<br />
100 Prozent recycelt<br />
Zurück im Donautal. Nicht weit<br />
von Seeberger entfernt treibt<br />
auch die Uzin Utz Group seit<br />
Jahren nachhaltige Verpackungslösungen<br />
voran. So hat<br />
der Spezialist für die Entwicklung<br />
und Herstellung von Produkten<br />
und Maschinen für die<br />
Bodenverlegung Kanister aus<br />
komplett recyceltem Kunststoffmaterial<br />
entwickelt. Die für die<br />
am Standort Ulm produzierten<br />
PU- und Dispersionsgrundierungen<br />
Kanister bestehen zu<br />
100 Prozent aus recyceltem<br />
Post-Consumer-Rezyklat, sogenanntem<br />
PCR-HDPE. Dieser<br />
Abfall wird gesammelt, gereinigt,<br />
sortiert und zu Granulat<br />
verarbeitet.<br />
Auch für Kim Cheng ist die<br />
Verwendung von Rezyklaten ein<br />
zentrales Thema. „Speziell beim<br />
Kunststoff können wir Kreisläufe<br />
nur schließen, wenn das Material<br />
nicht nur eingesammelt,<br />
sondern auch für neue Verpackungen<br />
Verwendung findet“,<br />
Weniger Verpackungsfolie: Der<br />
neue Seeberger-Flachbeutel für<br />
Walnuss-Kerne.<br />
erklärt die Geschäftsführerin<br />
des Deutschen Verpackungsinstituts<br />
(DVI): „Doch erst wenn<br />
es einen funktionierenden<br />
Markt gibt, kann sich der Kreis<br />
schließen.“<br />
Eines ist für die DVI-Chefin<br />
schon jetzt klar: „Die Verpackungswirtschaft<br />
und ihre Produkte<br />
sind systemrelevant.“ Hygiene,<br />
Gesundheit und Versorgungssicherheit<br />
der Bevölkerung<br />
haben auch zu Zeiten der<br />
Corona-Pandemie oberste Priorität.<br />
Und immer mehr Unternehmen<br />
zeigen, dass dies auch<br />
für die Umwelt gilt.[!] <br />
<br />
Stefan Loeffler
Anzeige 53<br />
Verladung einer Luftfracht, transportsicher verpackt direkt vom Firmengelände ins Flugzeug.<br />
Einmal um die Welt bitte,<br />
aber nachhaltig!<br />
Fotos: Allgaier<br />
Neu-Ulm. Die allgaier GmbH setzt in Sachen<br />
Transportverpackung seit jeher auf Holz und<br />
das aus guten Gründen. Aber warum ist das so,<br />
wenn doch andere Werkstoffe so viel moderner<br />
erscheinen? Bei Holz ist jedes Stück einzigartig<br />
und doch überall auf der Welt gleich. Das<br />
bringt viele Vorteile, denn Holz wird sowohl in<br />
Europa, als auch in Asien und auf allen anderen<br />
Kontinenten irgendwann wieder zu Erde, von<br />
ganz allein. Und wegen ihrer positiven CO 2<br />
-Bilanz<br />
gelten Holzpack<strong>mit</strong>tel aus ökologischer<br />
Sicht überhaupt als wahre Klimawunder. Manche<br />
unserer Verpackungen kommen zurück<br />
und werden wiederverwendet, andere bekommen<br />
sogar ein zweites Leben, z.B. als Tiny House<br />
oder Gartenmöbel.<br />
Optimale Verpackung an den Kunden<br />
angepasst<br />
Für den Kunden jedoch, geht es bei der Verpackung<br />
eher um Technik und um Kosten. Auch<br />
in diesen Punkten hat sich der Werkstoff Holz<br />
seit jeher behaupten können. Oft sind es besonders<br />
empfindliche, tonnenschwere oder<br />
meterlange Produkte, die sicher transportiert<br />
werden sollen. Hierfür konstruiert, kalkuliert<br />
und fertigt die allgaier GmbH jeweils die optimale<br />
Verpackung, angepasst an die Anforderungen<br />
des Kunden. Dabei lassen sich besonders<br />
leichte Verschläge für die Luftfracht genauso<br />
realisieren wie salzwasserfeste und<br />
korrosionsbeständige Kisten für den Schiffstransport.<br />
Transportgüter für die Luftfracht<br />
werden noch auf dem Firmengelände luftfrachtsicher<br />
gemacht und können dadurch direkt<br />
ins Flugzeug geliefert werden. Gleichermaßen<br />
werden Schiffscontainer vollständig<br />
transportfertig beladen, verplombt und <strong>mit</strong><br />
Überwachungstechnik versehen, zum Hafen<br />
gebracht. Dank eigener LKW-Flotte und jahrzehntelanger<br />
Transporterfahrung weiß man<br />
im Hause Allgaier worauf es beim Verpacken<br />
wirklich ankommt und auch wo man für den<br />
Kunden kostenintelligent Einsparungen vornehmen<br />
kann. Durch die Wiederinbetriebnahme<br />
des Güterbahnhofs auf dem Firmengelände<br />
wurde erst kürzlich das Portfolio an Transportmöglichkeiten<br />
komplettiert. Viele gute<br />
Gründe für die allgaier GmbH auch weiterhin<br />
<strong>mit</strong> Holz zu arbeiten und vielseitige Verpackungslösungen<br />
anzubieten, die nicht nur<br />
funktionieren, sondern auch nachhaltig sind.<br />
Die allgaier GmbH <strong>mit</strong> Hauptsitz in Neu-Ulm<br />
ist ein führender Anbieter vielfältiger logistischer<br />
Dienstleistungen aus den Bereichen<br />
Transport, Logistik, Verpackung und Industriemontage.<br />
Aktuell sind 650 Mitarbeiter an<br />
insgesamt 5 Standorten in Deutschland und<br />
Polen beschäftigt.<br />
Der Wirtschaftsstandort Ulm/Neu- Ulm ist für<br />
die allgaier GmbH von großer Bedeutung und<br />
durch persönliche Verbindung geprägt. Daher<br />
fördert allgaier die Region <strong>mit</strong> zahlreichen<br />
Ausbildungsplätzen, gezielter Mitarbeiterentwicklung<br />
und sozialen Projekten.<br />
allgaier GmbH<br />
Max-Eyth-Str. 20<br />
89231 Neu-Ulm<br />
Renate Reinhardt, Marketing<br />
Tel. 0731. 9 74 40.530<br />
renate.reinhardt@allgaier.com<br />
www.allgaier.com
54 RESSORT unternehmen [!] RESSORT<br />
unternehmen [!]<br />
Sommer-Feeling<br />
am Grill<br />
Umfrage Entspannte, zeitlose Abende, plaudern, genießen: Sechs Führungskräfte haben<br />
Stefan Loeffler ihre Erlebnisse erzählt und was bei Ihnen auf den Rost kommt.<br />
1) Was ist Ihre schönste Erinnerung an<br />
eine Grillparty?<br />
2) Wie sieht die Corona-Grillsaison<br />
<strong>2021</strong> bei Ihnen aus?<br />
3) Gas oder Holzkohle?<br />
4) Was legen Sie gerne auf den Rost?<br />
5) Was bekommen Vegetarier bei<br />
Ihnen serviert – „nur“ Salat?<br />
6) Mit was stoßen Sie <strong>mit</strong> Ihren Grillgästen<br />
an, wenn Corona vorbei ist?<br />
FOTO: © SWEET MARSHMALLOW/SHUTTERSTOCK.COM
unternehmen [!] LEBEN 55<br />
Gewerbeimmobilie<br />
Bernd Mack Der Geschäftsführer<br />
des Sendener Autohauses<br />
Mack und Vizepräsident der IHK<br />
Regionalversammlung Neu-Ulm,<br />
lädt gerne auch spontan zu<br />
Grillpartys ein.<br />
Bei jedem Grillen herrscht<br />
1 Geselligkeit, Zeitlosigkeit und<br />
Entspanntheit. Daher erinnere<br />
ich mich an viele schöne Erlebnisse.<br />
Wie in jedem Jahr.<br />
2 Spontan.<br />
Holzkohle. Finde ich von<br />
3 der Atmosphäre gemütlicher.<br />
4 Würstchen.<br />
Nürnberger oder Rote.<br />
5Gemüse<br />
jeder Art.<br />
6Mit einem<br />
kühlen Bier.<br />
Eva Noller, seit <strong>Mai</strong> Baubürgermeisterin<br />
der Stadt Göppingen,<br />
backt als Zugabe zum vegetarischen<br />
Grillgut gerne eine<br />
Knoblauch-Tarte.<br />
1Im Corona-Jahr 2020 war<br />
zwar keine Grillparty möglich,<br />
aber <strong>mit</strong> Grillen und Essen<br />
im Garten haben meine Familie<br />
und ich im letzten Jahr ein paar<br />
wunderschöne lauschige Sommerabende<br />
<strong>mit</strong> wenigen Freundinnen<br />
und Freunden unter freiem<br />
Himmel verbracht.<br />
Vermutlich ähnlich – wir warten<br />
mal die Entwicklung und<br />
2<br />
die Corona-Verordnungen ab.<br />
3Holzkohle,<br />
ganz traditionell.<br />
4Grillkäse und Halloumi, Gemüse<br />
und Saitenwürstchen.<br />
5Wir sind Vegetarier. Auf jeden<br />
Fall Salat: Blattsalate,<br />
Kartoffelsalat, ich liebe auch<br />
herzhaften Nudelsalat. Ab und<br />
zu backe ich auch zur Ergänzung<br />
eine Knoblauch-Tarte.<br />
6Am liebsten <strong>mit</strong> einem feinen<br />
kühlen Rosé-Wein vom<br />
Kusterer.<br />
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56<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
1Witzige und schöne Erinnerungen<br />
habe ich viele. Voll<br />
Wehmut denke ich an die fröhliche<br />
ausgelassene Stimmung<br />
bei Bier und Grillwürsten.<br />
2Sie scheint ähnlich zu starten<br />
wie im Frühjahr 2020.<br />
Durch die fehlende Möglichkeit<br />
in Biergärten zu gehen, haben<br />
wir auf der Terrasse schon den<br />
Durchlaufkühler für frisches<br />
Fassbier und den Grill aufgebaut<br />
und hoffen sehnsüchtig auf<br />
schönes Wetter.<br />
Nichts davon. Wir sind ganz<br />
3 faule Griller und haben uns<br />
einen schönen Elektrogrill für<br />
die Terrasse angeschafft.<br />
Hans-Dieter Hilsenbeck Der<br />
Geschäftsführer des Lammbräus<br />
in Gruibingen, macht<br />
einen Bogen um vegetarische<br />
Würstchen.<br />
4Fleisch und Würste in allen<br />
Ausführungen vom örtlichen<br />
Metzger.<br />
Natürlich viel Salat. Aber<br />
5 wir haben auch Grillkäse bei<br />
uns im Haus. Um vegetarische<br />
Wurst und Fleisch mache ich einen<br />
Bogen.<br />
6Natürlich <strong>mit</strong> einem frischen<br />
Gruibinger<br />
1Auf einem Privatgrundstück<br />
eines Bekannten haben wir auf<br />
einer eigens erstellten Feuerstelle<br />
große Lagerfeuer bis tief in die<br />
Nacht gemacht. Die Glut war die<br />
Grundlage für den selbstgebauten<br />
Grill. Es gab Schweinesteaks,<br />
Würstchen und reichlich Bier<br />
<strong>mit</strong> guter Rockmusik.<br />
Es gibt das Grillen auf der<br />
2 Gartenterrasse und das auf<br />
der Wiese <strong>mit</strong> meinem Bruder,<br />
der sich einen Holzofen gebaut<br />
hat, auf dem man auch Pizza machen<br />
kann.<br />
Für Zuhause schwöre ich auf<br />
3 meinen exklusiven BBQ-<br />
Gasgrill <strong>mit</strong> drei Brennzonen.<br />
Oliver Heer Als gelerntem Koch<br />
gehen Oliver Heer, Geschäftsführer<br />
der NIC Systemhaus<br />
GmbH in Göppingen, die Ideen<br />
am Grill nie aus.<br />
Mir macht einfach die Abwechslung<br />
Spaß und ich<br />
4<br />
probiere gerne Neues aus. Sei es<br />
Kurz-Gebratenes oder Slow<br />
Cooking. Absoluter Favorit ist<br />
bei mir ein gutes Rinderfiletsteak.<br />
Auch ich probiere gerne mal<br />
5 Vegetarisches. Vom veganen<br />
Burger über Grillkäse zu Gemüse.<br />
Als gelernter Koch gehen mir<br />
die Ideen nie aus.<br />
6Zum Grillen gehört für mich<br />
immer auch ein schönes kaltes<br />
Bier einer lokalen Brauerei.<br />
An heißen Abenden darf es zur<br />
Abrundung auch ein Gin Tonic<br />
sein.<br />
1Im Jahr 1999, während meiner<br />
Post-Doc Zeit in New York,<br />
war ich bei einer Grillparty in<br />
Queens eingeladen. Damals waren<br />
die riesigen Gasgrills hier<br />
noch nicht so populär und haben<br />
mich schwer beeindruckt.<br />
An das wunderbare Ambiente<br />
<strong>mit</strong> Garten und Pool und die Offenheit<br />
der Amerikaner erinnere<br />
ich mich immer noch gerne.<br />
Als Mitbringsel hatte ich extra<br />
Mon Chéri aus Deutschland<br />
schicken lassen – die sind leider<br />
beim Transport ausgelaufen.<br />
Wir haben die Grillsaison an<br />
2 Ostern eröffnet – Corona-konform<br />
<strong>mit</strong> nur einem Gast.<br />
Julia Kipper-Albertini Die<br />
Geschäftsleiterin der Transferagentur<br />
InnoSÜD, hat die<br />
Grillsaison an Ostern eröffnet –<br />
Corona-konform <strong>mit</strong> nur einem<br />
Gast.<br />
3 Holzkohle!<br />
Lamm, Schweinebauch<br />
4 und Grillkäse.<br />
Ein leckerer Klassiker für<br />
5 Vegetarier und Fleischesser:<br />
Kartoffelsalat nach dem Rezept<br />
meiner Schwiegermutter aus<br />
dem Ruhrgebiet.<br />
Cyriakus, ein alkoholfreies<br />
6 Bier aus der Gegend und die<br />
Klassiker Sekt, Bier und Wein –<br />
gerne aus regionaler Produktion.<br />
Bilder von Geselligkeit, Genuss<br />
und Sommer entstehen<br />
1<br />
in meinem Kopf, wenn ich daran<br />
denke. Im Kreise der Familie<br />
oder <strong>mit</strong> Freunden hat das immer<br />
was. Als „Herr des Grills“ –<br />
sonst will das ja keiner machen<br />
– freue ich mich, wenn es meinen<br />
Gästen schmeckt und die<br />
Würstchen nicht verbrennen.<br />
Wenn ich ehrlich bin, hat die<br />
2 Grillsaison bei uns längst begonnen.<br />
Allerdings etwas anders<br />
als sonst, nicht in Shorts und<br />
Sommerkleid, sondern im April<br />
im Wintermantel und <strong>mit</strong> Glühwein<br />
und natürlich unter Einhaltung<br />
geltender AHA-Regeln.<br />
Erwin Settele Der Geschäftsführer<br />
der Settele GmbH & Co.<br />
KG aus Neu-Ulm hat die<br />
Grillsaison <strong>mit</strong> Glühwein<br />
eröffnet.<br />
Wir setzen auf Gas, denn<br />
3 wenn der Hunger kommt,<br />
muss es schnell gehen. Die<br />
Nachbarn danken es uns.<br />
Da gibt’s zwei Sachen: Steak<br />
4 und Dorade.<br />
Ich bin ja kein Unmensch.<br />
5 Ich könnte Ihnen jetzt von<br />
unseren neuesten vegetarischen<br />
Produkten vorschwärmen. Am<br />
besten selbst probieren.<br />
Zum Grillen darf ein eiskaltes<br />
Radler nicht fehlen. Das<br />
6<br />
kann durch ein gutes Glas Rotwein<br />
wunderbar ergänzt werden.<br />
FOTOS: WEIN: © MARIYANA M/SHUTTERSTOCK.COM; BIER: © R.CLASSEN/SHUTTERSTOCK.COM
unternehmen [!] RESSORT 57<br />
Dranbleiben<br />
Das kommunikative Komplettpaket<br />
für die Coronazeit.<br />
Es gibt nichts Besseres als das persönliche Gespräch! Leider ist dies in<br />
der Coronazeit nur eingeschränkt möglich. Egal ob Patientenveranstaltung,<br />
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58<br />
NAMEN 6 NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Straßenanalyse<br />
per Linienbus<br />
Forschung Eine Messbox, ein<br />
Smartphone und ein Linienbus<br />
– das sind die Zutaten für eine<br />
Analyse von Straßenzuständen.<br />
Zumindest laut dem Forschungsprojekt<br />
ERST der Hochschule<br />
Kempten, das in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> der Monalysis GmbH,<br />
der Haslach Bus GmbH und der<br />
Stadt Kempten läuft. Die Forschenden<br />
haben in zwei Linienbussen<br />
je eine Messbox und ein<br />
Smartphone installiert, die Beschleunigungsdaten<br />
erfassen<br />
und so Rückschlüsse auf die<br />
Straßenbeschaffenheit zulassen.<br />
Glückt das Vorhaben, werden<br />
die Ergebnisse durch kartenbasierte<br />
Dienste abrufbar sein.<br />
Nachhaltige<br />
Landwirtschaft<br />
Projekt Die Zeppelin Universität<br />
(ZU) übernimmt die wissenschaftliche<br />
Begleitung der Initiative<br />
Farm-Food-Climate Challenge.<br />
Dahinter steckt ein Projekt,<br />
das mehr als 100 Initiativen<br />
verbindet, die sich für nachhaltigere<br />
Lösungen in der Agrarund<br />
Ernährungsindustrie einsetzen.<br />
Forschungsgegenstand<br />
ist, wie Beziehungen, Kooperationen<br />
und Innovationsprozesse<br />
einen Beitrag zur Transformation<br />
des europäischen Agrarund<br />
Ernährungssektors leisten<br />
können.<br />
Bis in den<br />
Nanobereich<br />
Technologie Ein neues Rasterelektronenmikroskop<br />
der Firma<br />
Carl Zeiss ermöglicht es an der<br />
Technischen Hochschule Ulm<br />
nun, Oberflächen und Materialien<br />
bis in den Nanometerbereich<br />
zu betrachten. Materialeigenschaften<br />
können so besser<br />
erforscht werden. „Dass sich die<br />
Technische Hochschule Ulm für<br />
Zeiss als Technologiepartner<br />
entschieden hat, bestätigt die<br />
Leistungsfähigkeit unserer innovativen<br />
Technologien. Gerade<br />
im Bereich der technischen<br />
Sauberkeit kommt es auf wissenschaftlich<br />
fundierte aber<br />
Ein Forschungsteam möchte die Digitalisierung in Pferdeställen<br />
vorantreiben.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Künstliche Intelligenz<br />
im Pferdestall<br />
Können digitale Systeme das Tierwohl in Pferdebetrieben erhöhen?<br />
Das untersucht ein Forschungsteam der Hochschule für Wirtschaft und<br />
Umwelt Nürtingen-Geislingen in Kooperation <strong>mit</strong> der Universität Hohenheim.<br />
Unter anderem soll der Einsatz von Kamerasystemen im Stall<br />
getestet werden. Mithilfe künstlicher Intelligenz könnten diese das Verhalten<br />
der Tiere erlernen und im Fall von Abweichungen Alarm geben.<br />
Auch Roboter als Ausmisthilfen und digital gesteuerte Fütterungsanlagen<br />
werden im Rahmen des Projekts analysiert.<br />
auch praxisorientierte Mikroskopie-Anwendungen<br />
an“, sagt<br />
Robert Zarnetta von Zeiss.<br />
Mangelhaftes<br />
Angebot<br />
Energie Windparks, Stromnetz-Ausbau,<br />
Gebäudesanierungen:<br />
Die Transformation der<br />
Energiesysteme in Deutschland<br />
erfordert hohe Investitionen.<br />
Trotzdem ist das Angebot von<br />
Hausbanken zur Finanzierung<br />
der Energiewende mangelhaft,<br />
wie das Ergebnis eines Studienprojekts<br />
der Hochschule für<br />
Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />
(HfWU) ergab.<br />
Nur etwa fünf Prozent der Hausbanken<br />
bieten ihren Kunden<br />
maßgeschneiderte Angebote,<br />
um in die deutsche Energiewende<br />
zu investieren.<br />
Gewerbepark<br />
abgelehnt<br />
Bürgerentscheid Donzdorfer<br />
Wähler haben in einem Bürgerentscheid<br />
am 28. Februar <strong>mit</strong><br />
67,3 Prozent gegen das Projekt<br />
Gewerbepark Lautertal gestimmt.<br />
Die Wahlbeteiligung lag<br />
bei 60,4 Prozent – das für die<br />
Gültigkeit notwendige Quorum<br />
wurde erreicht. Da<strong>mit</strong> wurde<br />
das von den Kommunen Donzdorf,<br />
Süßen, Gingen und Lauterstein<br />
geplante Vorhaben gestoppt.<br />
Das Interkommunale<br />
Gewerbegebiet wäre auf 28<br />
Hektar Fläche, ausschließlich<br />
auf Donzdorfer Gemarkung gelegen,<br />
entstanden. Etliche Firmen<br />
hatten ihr Interesse an Flächen<br />
angemeldet gehabt, unter<br />
anderem ein Werk für Brennstoffzellenherstellung.<br />
WMF baut 50<br />
Stellen ab<br />
Kaffeemaschinen Die WMF<br />
Group baut 50 Stellen der Sparte<br />
professionelle Kaffeemaschinen<br />
am Standort Geislingen ab.<br />
Es handelt sich überwiegend um<br />
Arbeitsplätze in der Verwaltung,<br />
die über ein Freiwilligenprogramm<br />
und eine Rentenbrücke<br />
bis Sommer abgebaut werden<br />
sollen. Die Stellenreduktion begründet<br />
das Unternehmen <strong>mit</strong><br />
der schwierigen Lage aufgrund<br />
der Pandemie: Die Kundengruppe<br />
in der Gastronomie leide<br />
enorm unter der derzeitigen Situation.<br />
Eine Betriebsvereinbarung<br />
schließt betriebsbedingte<br />
Kündigungen für alle WMF-Mitarbeiter<br />
am Standort Geislingen<br />
bis Ende 2024 aus. Die WMF<br />
Group ist seit 2016 eine Tochter<br />
des französischen Groupe<br />
SEB-Konzerns.<br />
Plus für die<br />
Kreissparkasse<br />
Bilanz Das Geschäftsjahr 2020<br />
hat die Kreissparkasse Göppingen<br />
<strong>mit</strong> einer Bilanzsumme in<br />
Höhe von 6,26 Milliarden Euro<br />
abgeschlossen. Das bedeutet einen<br />
Anstieg von rund 200 Millionen<br />
Euro, was einem Plus von<br />
3,4 Prozent entspricht. Der Zinsüberschuss<br />
lag bei 91,9 Millionen<br />
Euro und da<strong>mit</strong> 7,6 Millionen<br />
hinter dem Vorjahreswert.<br />
Das operative Ergebnis vor Bewertung<br />
sank von 2019 auf 2020<br />
um 4,6 Prozent auf 39,8 Millionen.<br />
Die Kundeneinlagen nahmen<br />
dagegen um 10,9 Prozent<br />
zu. Ende 2020 beschäftigte die<br />
KSK 10<strong>05</strong> Mitarbeiter, 70 weniger<br />
als vor einem Jahr. [!]
+15<br />
EXTRA-<br />
SEITEN<br />
spezial<br />
Wirtschaft in der<br />
Region Ehingen<br />
Unternehmen und Dienstleister<br />
aus Ehingen und Umgebung stellen sich vor.<br />
ZAHLREICHE BAUSTEINE<br />
Ehingen hat sich als<br />
Nachhaltige Stadt auf<br />
den Weg gemacht.<br />
Seite 66
Ehingens Oberbürgermeister Alexander Baumann sieht eine starke Entwicklung, die die Stadt in den vergangenen Jahren genommen hat.<br />
Positiver Blick nach vorn<br />
Große Kreisstadt Ehingen Das Mittelzentrum im Herzen des Alb-Donau-Kreises will sich<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> den umliegenden Gemeinden entwickeln.<br />
Stolz blickt Oberbürgermeister<br />
Alexander<br />
Baumann auf die Entwicklung<br />
der Stadt<br />
Ehingen, vor allem in den vergangenen<br />
mehr als 20 Jahren,<br />
die er selbst an entscheidenden<br />
Stellen <strong>mit</strong>begleitet und -geprägt<br />
hat. „Damals haben wir<br />
noch die Basis-Infrastruktur<br />
aufgebaut, beispielsweise in der<br />
Abwasserbeseitigung die<br />
Kläranlage, alles unter Hinblick<br />
auf die finanziellen Engpässe<br />
der Stadt.“ Ehingen hatte in diesen<br />
Jahren noch Mittel aus dem<br />
Ausgleichsstock bekommen.<br />
Mittlerweile ist die Große Kreisstadt<br />
finanziell gut aufgestellt,<br />
dank der Wirtschaftskraft der<br />
Stadt. „Am 17. Dezember 2013<br />
haben wir die letzte Rate eines<br />
Darlehens zurück gezahlt, seither<br />
sind wir schuldenfrei“, sagt<br />
Baumann.<br />
Mobilkrane und Kirchtürme<br />
prägen die Silhouette<br />
Maßgeblichen Anteil an der<br />
Wirtschaftskraft hat natürlich<br />
das Unternehmen Liebherr, deren<br />
Produkte wie die Kirchtürme<br />
in der Innenstadt die Skyline<br />
Ehingens prägen. Denn weithin<br />
sichtbar recken sich auch die<br />
langen Arme der Mobilkrane<br />
über dem Firmengelände in die<br />
Höhe. Liebherr ist <strong>mit</strong> rund<br />
3600 Arbeitnehmern der größte<br />
Arbeitgeber in Ehingen und<br />
über die Stadt hinaus einer der<br />
wesentlichen Arbeitgeber in der<br />
Region. Dazu profitieren zahlreiche<br />
Dienstleister und Zulieferer<br />
<strong>mit</strong> ihren Arbeitsplätzen<br />
von dem Standort Ehingen des<br />
Unternehmens, das seine Spezialkrane<br />
in alle Welt liefert.<br />
Darüber hinaus weist die Stadt<br />
einen breiten Mittelstand auf.<br />
Darunter sind durchaus Firmen,<br />
die als „Hidden Champions“ in<br />
ihrer Sparte gelten.<br />
Baumann freut es, was aus der<br />
Konzernzentrale des ehemaligen<br />
Drogeriemarktkette Schlecker<br />
entstanden ist. Der Business-Park<br />
Ehingen Donau (BED)<br />
ist ein Erfolgsrezept, hat den<br />
Leerstand dort überwunden und<br />
<strong>mit</strong> Auslastungen bis 93 Prozent<br />
geglänzt. Der BED <strong>mit</strong> seiner<br />
ausgezeichneten Internetanbindung<br />
und Innovation-Lab ist<br />
auch ein Zentrum für Startups<br />
und Co-Working-Spaces geworden<br />
(siehe eigener Bericht).<br />
Baumann: „Wir wollten es mög-
unternehmen [!] SPEZIAL 61<br />
lich machen, dass sich Startups<br />
hier wohlfühlen.“<br />
Es ist eine der Kernaufgaben der<br />
Kommune, dass sie für Erweiterungen<br />
und Neuansiedlungen<br />
Gewerbegebiete ausweist und<br />
erschließt. Beispielsweise in<br />
jüngerer Zeit hat das Ehingen im<br />
Industriegebiet Berg für das Reparaturzentrum<br />
Liebherrs <strong>mit</strong><br />
mehreren Hektar getan. Baumann<br />
betont, dass zur Wirtschaftskraft<br />
in Ehingen sich eine<br />
aus „meiner Sicht sehr gut ausgeprägte<br />
Infrastruktur“ gesellt.<br />
„Wir sind beispielsweise Standort<br />
von allen Schularten, die es<br />
nach dem Schulgesetz gibt.“ In<br />
normalen Zeiten besuchen täglich<br />
rund 7000 Schüler die verschiedenen<br />
Bildungseinrichtungen.<br />
Das Ehinger Krankenhaus<br />
ist der größte<br />
der drei Klinikstandorte<br />
im<br />
Alb-Donau-<br />
Kreis, hinzu<br />
kommen Pflege-Einrichtungen<br />
verschiedener<br />
Träger.<br />
Im Einzelhandel<br />
bieten sich<br />
Wir sind<br />
Standort von<br />
allen Schularten,<br />
die es nach dem<br />
Schulgesetz gibt.<br />
Alexander Baumann<br />
Oberbürgermeister<br />
den Kunden<br />
große Märkte in verschiedenen<br />
Branchen genauso wie kleine<br />
Geschäfte in der attraktiven Innenstadt.<br />
Einen Naherholungswert für die<br />
Bürger und Magnet für Touristen<br />
stellt die laut Oberbürgermeister<br />
„herrliche Landschaft“<br />
dar, in der die Kernstadt <strong>mit</strong><br />
ihren zahlreichen Teilorten eingebettet<br />
liegt. 178 Quadratkilometer<br />
umfasst die Fläche der<br />
Stadt <strong>mit</strong> knapp 27 000 Einwohnern,<br />
sie ist da<strong>mit</strong> die größte<br />
Große Kreisstadt in Baden-<br />
Württemberg. Abwechslungsreich<br />
zeigt sie sich <strong>mit</strong> ihren<br />
Ebenen im Donautal und den<br />
Hügeln der Schwäbischen Alb,<br />
die im Raum Ehingen zu einem<br />
großen Teil als Biosphärengebiet<br />
ausgewiesen ist. „Sechs unserer<br />
17 Teilorte liegen in einem<br />
besonderen Bereich unter dem<br />
Gesichtspunkt Natur und<br />
Mensch im Zusammenspiel“,<br />
weiß Baumann. Die Situation sei<br />
dort anders als in Naturparks,<br />
die dünn besiedelt sind.<br />
Man habe in den vergangenen<br />
Jahren verstärkt in den Tourismus<br />
investiert, den Trend auch<br />
in der Verwaltung frühzeitig<br />
aufgegriffen. Man sei Mitglied in<br />
zahlreichen touristischen Vereinigungen<br />
und Verbänden. So<br />
gibt es seit Juli vergangenen Jahres<br />
die Alb-Card, <strong>mit</strong> der Gäste<br />
kostenlos Bus und Bahn fahren<br />
können sowie zu 125 Sehenswürdigkeiten<br />
und touristischen Ziele<br />
kostenfreien Zutritt haben. In<br />
Ehingen sind mehrere Hotels<br />
Parner der Alb-Card, man kann<br />
beispielsweise ins Freibad, in<br />
die städtische Galerie oder ins<br />
Museum, sofern es die Pandemie<br />
dann wieder zulässt. Man<br />
schaue auch auf Zertifizierungen,<br />
wie nun auch der Donauradweg,<br />
der dieses Siegel erhalten<br />
hat. Baumann nennt als weitere<br />
Beispiele<br />
den Besinnungsweg<br />
oder<br />
den Burgfelsenpfad.<br />
„Wenn solche<br />
Themenwege<br />
vom Deutschen<br />
Wanderverein<br />
aufgegriffen<br />
werden<br />
und republikweit<br />
vermarktet werden“, zeige<br />
sich das am Interesse der Erholungssuchenden.<br />
Sichtbares Beispiel<br />
dafür ist schon der Wohnmobilstellplatz,<br />
der in der Regel<br />
immer gut belegt ist.<br />
Im Zusammenspiel <strong>mit</strong> Nachbarn<br />
und Kreis profitieren<br />
Über den Begriff „Bierkulturstadt“<br />
lächele zwar mancher,<br />
aber er führe zu einer anderen,<br />
höheren Wahrnehmung, wenn<br />
man eine Affinität zur Brautradition<br />
und Geselligkeit habe.<br />
Um den Ansprüchen gerecht zu<br />
werden, gelte es neben der Vermarktung<br />
auch die Rad- und<br />
Wanderwege zu pflegen. Da<br />
komme auch das Zusammenspiel<br />
<strong>mit</strong> Nachbargemeinden<br />
und Alb-Donau-Kreis hinzu, zu<br />
denen man sehr gute Verbindungen<br />
pflege. „Vieles kann man<br />
erfolgreich nur gemeinsam erreichen.<br />
Wir haben keine Berührungsängste<br />
und profitieren gegenseitig<br />
davon.“ Auch Gäste<br />
würden sich nicht an Gemarkungsgrenzen<br />
orientieren. Des-<br />
Bauplätze heißbegehrt: Im Wohngebiet Rosengarten wird der fünfte<br />
Bauabschnitt derzeit erschlossen.<br />
Foto: Werner Gallbronner
62<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Vom Finanz- zum Oberbürgermeister<br />
Oberbürgermeister Alexander Baumann.<br />
Zur Person Seit 26 Jahren ist<br />
Oberbürgermeister Alexander<br />
Baumann (CDU) in Ehingen tätig,<br />
hat die Entwicklung der<br />
Stadt weg von den finanziellen<br />
Nöten in den 1990er Jahren hin<br />
zur zukunftsorientierten Großen<br />
Kreisstadt begleitet und<br />
<strong>mit</strong>bestimmt. 1995 als Finanzbürgermeister<br />
in den Dienst<br />
der Stadt eingetreten, wurde<br />
er 2010 zum Oberbürgermeister<br />
gewählt und 2018 im Amt<br />
bestätigt.<br />
Foto: Stadt Ehingen<br />
Gemeinsam gestalten Er<br />
mache den Job in der Summe<br />
wirklich gerne, sagt der<br />
58-Jährige. Er biete die Möglichkeit,<br />
„direkt etwas zu tun,<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> dem Gemeinderat<br />
zu gestalten und auch<br />
un<strong>mit</strong>telbar die Resonanz zu<br />
bekommen, die sich daraus ergibt.<br />
Er sei nicht „menschenscheu“<br />
und gehe gerne auf<br />
Leute zu, meint er. Genauso<br />
freut er sich, wenn sich die<br />
Bürger an ihn wenden.<br />
halb habe man auch kreisweit<br />
Radwege einheitlich ausgeschildert,<br />
schließlich ärgere es Radtouristen,<br />
wenn sie ständig nach<br />
anderen Hinweisen schauen<br />
müssten.<br />
Breitbandausbau bindet viele<br />
Investitionen<br />
Um die Stadt in die Zukunft zu<br />
führen, setzen die Verantwortlichen<br />
unter anderem auf den<br />
Breitbandausbau, was schon allein<br />
aufgrund der flächenmäßigen<br />
Größe hohe Investitionen<br />
und auch Arbeitskraft bindet.<br />
„Schaiblishausen und andere<br />
kleinere Orte wollten die großen<br />
Konzerne niemals anschließen“,<br />
meint Baumann. „Gleichwohl<br />
leben dort auch Menschen.<br />
Über Komm.Pakt.Net sind wir<br />
in der Lage,<br />
Wir planen in<br />
diesem Jahr<br />
120 Bauplätze im<br />
Ro sen garten zu<br />
verkaufen.<br />
auch diese<br />
Orte anzubinden.“<br />
Über die<br />
selbständige<br />
Kommunalanstalt,<br />
der acht<br />
Landkreise angehören,<br />
wurde<br />
in Ehingen<br />
nun vergangenes<br />
Jahr das<br />
Backbone-Netz fertig gestellt,<br />
130 Kilometer Leerrohre wurden<br />
verlegt, <strong>mit</strong> Kosten von 11,2<br />
Millionen Euro. Die Hälfte<br />
davon <strong>mit</strong> staatlichen Mitteln<br />
gefördert. Aktuell werden als<br />
nächster Schritt 67 Kilometer<br />
Glasfaser verlegt <strong>mit</strong> Kosten von<br />
25 Millionen Euro. „Zum Glück<br />
wurden dafür die Fördersätze<br />
erhöht“, sagt der Oberbürgermeister.<br />
Nur zwei Millionen<br />
davon muss Ehingen tragen,<br />
doch auch die Ausschreibung<br />
der einzelnen Pakete und die<br />
Abwicklung beschäftigt die Verwaltung<br />
sehr. Zum Glück seien<br />
alle Schulen schon vor der Pandemie<br />
am schnellen Netz gewesen<br />
und <strong>mit</strong> der entsprechenden<br />
Hardware ausgestattet.<br />
Für die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie will die Stadt immer<br />
bessere Voraussetzungen<br />
schaffen. So setzt sie seit Jahren<br />
Schwerpunkte bei der Kinderbetreuung.<br />
Mittlerweile gibt es<br />
ein eigenes Dezernat, für Schule,<br />
Bildung und Betreuung, das<br />
von Bürgermeister Sebastian<br />
Alexander Baumann<br />
Oberbürgermeister<br />
Wolf geleitet wird. „Vor zehn<br />
Jahren hatten wir rund 70 Erzieherinnen<br />
und Erzieher, heute<br />
sind es 150“, sagt Oberbürgermeister<br />
Baumann. Vor allem der<br />
Bereich der Kleinkindbetreuung<br />
werde weiter wachsen, momentan<br />
investiert die Stadt in vier<br />
Neu- und Ausbauten. Die Betreuung<br />
vom Kleinkind bis zum<br />
Grundschüler ist von morgens<br />
bis 17 Uhr schon durchgängig<br />
möglich.<br />
Die Nachfrage nach Bauplätzen<br />
ist ungebrochen hoch, die Zahl<br />
der Einwohner wächst entgegen<br />
der Prognose des statistischen<br />
Landesamts von 2012, unter anderem<br />
auch über Geschosswohnungsbau<br />
kämen jährlich rund<br />
200 Wohneinheiten dazu. Vor<br />
zehn Jahren wurden pro Baugenehmigung<br />
im<br />
Schnitt 1,5<br />
Wohneinheiten<br />
bewilligt,<br />
heute sind es<br />
3,1 Wohneinheiten.<br />
Seit<br />
2015 wurden<br />
217 Bauplätze<br />
verkauft, dazu<br />
kommen private<br />
Wohnbauvorhaben.<br />
„Wir planen in diesem<br />
Jahr 120 Bauplätze im Gebiet<br />
Rosengarten zu verkaufen“,<br />
erläutert der OB. Trotzdem gebe<br />
es eine Warteliste <strong>mit</strong> mehreren<br />
hundert Interessenten.<br />
Lebenswert mache Ehingen zum<br />
einen die vielfältige Kulturlandschaft,<br />
aber auch das starke gesellschaftliche<br />
Engagement der<br />
Bürger. Es gibt mehr als 200 Vereine<br />
<strong>mit</strong> über 24 000 Mitgliedern,<br />
allein acht Musikvereine.<br />
In der sozialen Agenda kann<br />
man sich projektbezogen ehrenamtlich<br />
engagieren., wie im Tafelladen,<br />
dem Reparaturcafé<br />
oder in der Stadtteilarbeit und<br />
Flüchtlingshilfe. So gibt die<br />
Stadt auch einen Ehrenamts-Rucksack<br />
an Firmen, den<br />
die an ihre Ruheständler weitergeben<br />
können. Er enthält kleine<br />
Aufmerksamkeiten, aber auch<br />
Infos, wo man sich ehrenamtlich<br />
engagieren kann. Baumann:<br />
„Dieses Engagement macht für<br />
mich den Wert einer Gesellschaft<br />
aus“ [!]<br />
<br />
Werner Gallbronner
Das Maximum<br />
auf acht Achsen.<br />
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Zahlen, Daten<br />
& Fakten<br />
Ehingen Eine prosperierende Region:<br />
Die Einwohner- und die Beschäftigtenzahl<br />
steigt kontinuierlich.<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Quelle: Einwohnermeldeamt<br />
Kernstadt Teilorte<br />
20<strong>05</strong><br />
2010<br />
2020<br />
15.794 9.637<br />
15.547<br />
17. 383<br />
9.523<br />
25.431<br />
25.070<br />
9.579 26.962<br />
3,2%<br />
Arbeitslosenquote<br />
im Jahr 2019<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />
7776<br />
Einpendler<br />
in die Gemeinde<br />
Quelle: Statistisches Landesamt BW<br />
0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000<br />
4,0%<br />
SWP GRAFIK EVA MARIA BITTNER; QUELLE: EINWOHNERMELDEAMT<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Quelle: Statistisches Landesamt BW<br />
20<strong>05</strong><br />
2010<br />
2020<br />
10.538<br />
12.027<br />
12.173<br />
0 3000 6000 9000 12000 15000<br />
SWP GRAFIK EVA MARIA BITTNER; QUELLE: STATISTISCHES LANDESAMT BW<br />
Arbeitslosenquote im<br />
Jahr 2020<br />
Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />
6823<br />
Auspendler<br />
aus der Gemeinde<br />
Quelle: Statistisches Landesamt BW<br />
FOTO: EMMENLAUER SWP-GRAFIK: EVA MARIA BITTNER
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ist Ehingen bei<br />
dem Thema „Nachhaltige<br />
Stadt“, gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> der Hochschule Biberach als<br />
wissenschaftlicher Begleiterin<br />
und den Unternehmen OEW,<br />
Ehinger Energie, Erdgas Südwest<br />
und der EnBW. „Wir hatten<br />
da schon in den vergangenen<br />
zehn Jahren viele Dinge auf<br />
dem Schirm“, sagt Oberbürgermeister<br />
Alexander Baumann.<br />
Das fange schon bei Themen an<br />
wie beispielsweise „wie gestalte<br />
ich eine Schaufensterbeleuchtung<br />
Energie-effizient“. Und<br />
geht da<strong>mit</strong> weiter, den Wasserdruck<br />
in den städtischen Leitungen<br />
über Photovoltaik zu erhöhen,<br />
wenn der Strom für die<br />
Pumpe durch Solarzellen erzeugt<br />
wird. In der Tiefgarage<br />
Tränkberg wurde der Energieverbrauch<br />
durch technische Optimierung<br />
um 50 Protzent gesenkt.<br />
Es sind kleine, aber auch<br />
größere Bausteine, die das gesamte<br />
Projekt immer weiter voranbringen.<br />
Global denken, lokal<br />
Handeln – <strong>mit</strong> diesem Grundsatz<br />
hat sich Ehingen im Jahr<br />
2012 auf den Weg in die nachhaltige<br />
Energiewelt gemacht.<br />
Hoher Anteil an regenerativer<br />
Energie<br />
So wurden <strong>mit</strong>tlerweile alle öffentlichen<br />
Gebäude der Stadt,<br />
die sich dafür eignen, <strong>mit</strong> Photovoltaik-Anlagen<br />
ausgestattet.<br />
Der erzeugte Strom wird dabei<br />
auch selbst genutzt, nicht nur als<br />
Ökostrom ins Netz eingespeist.<br />
Mit der Installation von insgesamt<br />
19 Photovoltaikanlagen auf<br />
kommunalen Liegenschaften<br />
hat die Stadt im Jahr 2020 über<br />
764 000 Kilowattstunden Strom<br />
produziert.<br />
Insgesamt werden in Stadt und<br />
Teilorten schon weit mehr als<br />
die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs<br />
regenerativ erzeugt.<br />
So haben im Jahr 2018 Photovoltaik-,<br />
Wasserkraft- und Biomasse-Anlagen<br />
fast 165 000 Megawattstunden<br />
eingespeist. „Das<br />
ist für ein Mittelzentrum wie<br />
Ehingen, das auch wichtiger<br />
Wirtschaftsstandort <strong>mit</strong> zahlreichen<br />
Industrie- und Gewerbetrieben<br />
ist, ein beachtlicher<br />
Wert“, freut sich Oberbürgermeister<br />
Alexander Baumann.<br />
Umstellung der<br />
Straßenbeleuchtung<br />
Dazu nutzt die Kommune Möglichkeiten,<br />
Strom zu sparen: So<br />
wurden vergangenes Jahr 346<br />
Lichtpunkte der Straßenbeleuchtung<br />
im Stadtgebiet Ehingen<br />
und dem Teilort Unterwilzingen<br />
auf LED-Technik umgerüstet.<br />
Auf knapp zwölf Kilometern<br />
Straßenlänge werden unter<br />
Volllast zukünftig nur noch 26<br />
Prozent der bisherigen Energiemenge<br />
benötigt – was jährlich<br />
113 464 Kilowattstunden Strom<br />
spart. Insgesamt sind <strong>mit</strong>tlerweile<br />
gut ein Drittel der Straßenbeleuchtung<br />
der Stadt umgerüstet.<br />
Durch zusätzliche Sanierungen<br />
von Ampelanlagen<br />
im Stadtgebiet – da kann der<br />
Energieverbrauch sogar um bis<br />
zu 93 Prozent gesenkt werden –<br />
werden rund 31 000 weitere Kilowattstunden<br />
Strom jährlich<br />
eingespart. Durch den Einsatz<br />
von LED-Lampen in Ampeln<br />
und Straßenleuchten will Ehingen<br />
den CO2-Ausstoß in den<br />
nächsten 20 Jahren um weitere
unternehmen [!] SPEZIAL 67<br />
10 895 Tonnen senken.<br />
Die Energieunternehmen<br />
kümmern sich darum, die<br />
Stromnetze leistungsfähiger zu<br />
machen. Wie hatte Jürgen Müller<br />
von der Netze BW – einer<br />
Tochter der EnBW – bei einer<br />
Veranstaltung gesagt: „Die Energiewende<br />
findet im Verteilnetz<br />
statt.“ Dezentral erzeugter<br />
Strom <strong>mit</strong> den einhergehenden<br />
Schwankungen im Stromfluss<br />
stellt die Netze vor Herausforderungen,<br />
für die sie ursprünglich<br />
nicht ausgelegt waren. Im<br />
Die Energiewende<br />
findet<br />
im Verteilnetz statt<br />
Jürgen Müller<br />
Netze BW<br />
Raum Ehingen hat die Netze BW<br />
allein in den vergangenen vier<br />
Jahren über sechs Millionen<br />
Euro in ihr 350 Kilometer langes<br />
Stromnetz investiert. Dabei<br />
wurde die Gelegenheit genutzt,<br />
Freileitungen gegen Erdkabel<br />
auszutauschen. Die sind bei<br />
Wetterereignissen weniger störanfällig.<br />
Das Netz der Firma hat<br />
auf der Mittelspannungsebene<br />
(20 000 Volt) bereits einen Erdkabelanteil<br />
von 65 Prozent.<br />
Auch die Ehinger Energie betreibt<br />
ein rund 350 Kilometer<br />
langes Verteilnetz, sie hat in der<br />
gleichen Zeit cirka 2,2 Millionen<br />
Euro investiert. Da<strong>mit</strong> liegt dort<br />
der erdverkabelte Anteil bereits<br />
jetzt bei mehr als 80 Prozent.<br />
Die Herausforderung im städtischen<br />
Bereich des Netzes bedingen<br />
intelligente kleinräumigere<br />
Lösungsansätze. So werden Erdkabel<br />
in Verbindung <strong>mit</strong> der<br />
Glasfaserkabelverlegung für den<br />
Breitbandausbau verlegt. In<br />
Neubaugebieten werden Flächen<br />
für den Ausbau <strong>mit</strong> später<br />
benötigten Trafostationen vorgehalten.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten<br />
wurden im Netzgebiet<br />
der Ehinger Energie hunderte<br />
PV-Anlagen in Betrieb genommen,<br />
allein im Jahr 2019 verzeichnete<br />
das Unternehmen einen<br />
Zubau von 2,5 Megawatt.<br />
Dieser Trend wird anhalten,<br />
denn ab 2022 gilt für jeden verpflichtend,<br />
dass bei einem Neubau<br />
eines Nichtwohngebäudes<br />
eine Photovoltaikanlage installiert<br />
werden muss.<br />
Aktiv <strong>mit</strong> dabei war die Stadt bei<br />
der vom Gemeindetag initiierten<br />
landesweiten Klimaschutzaktion<br />
„1000 Bäume für 1000<br />
Kommunen“. In tausend Städten<br />
und Gemeinden Baden-Württembergs<br />
sollten in den vergangenen<br />
beiden Jahren jeweils tausend<br />
Bäume gepflanzt werden.<br />
Ehingen hat zum einen rund 320<br />
neue Stadtbäume, darunter<br />
Obstbäume und Donau-<br />
Schwarzpappeln, gepflanzt. In<br />
dem <strong>mit</strong> 1700 Hektar riesigen<br />
Gebiet des Ehinger Forstreviers<br />
kamen viele tausend Pflanzungen<br />
dazu, darunter Stieleichen,<br />
Fichten, Douglasien und Spitzahorne.<br />
Die Kommune nutzt aber<br />
auch die Erträge aus dem Wald,<br />
hat <strong>mit</strong> einer Holzhackschnitzel-Heizung<br />
beim Gymnasium<br />
ein innerstädtisches Nahwärmenetz<br />
aufgebaut. Allein dieses<br />
spare jährlich rund 178 000 Liter<br />
Heizöl und 528 Tonnen CO2<br />
ein.<br />
Blühstreifen und<br />
Citystaubsauger<br />
Es sind aber wie oben erwähnt<br />
nicht nur die großen Bausteine<br />
<strong>mit</strong> hohen Investitionen, die zur<br />
Umstellung auf erneuerbare<br />
Energien, Reduziuerung des<br />
Energieverbrauchs und zur Sauberhaltung<br />
der Luft beitragen.<br />
Die Maßnahmen gehen hin bis<br />
zu Blühstreifen an den Straßen<br />
oder auch seit kurzer Zeit dem<br />
Angebot von E-Carsharing. Zwei<br />
Elektro-Autos stehen seit kurzem<br />
an der OEW-Ladesäule in<br />
der Gymnasiumstraße, die einfach<br />
per App gebucht werden<br />
können. Zwei E-Roller sollen<br />
demnächst dazu kommen.<br />
Auch die Stadt selbst stellt ihren<br />
Fuhrpark immer mehr auf elektrisch<br />
betriebene Fahrzeuge um.<br />
Eine der jüngeren Erwerbungen<br />
dort ist der Citystaubsauger, der<br />
elektrisch und sehr leise effizient<br />
den Schmutz von den Straßen<br />
holt. Wobei es nattürlich<br />
noch viel besser wäre, wenn der<br />
von Bürgern und Gästen erst gar<br />
nicht auf die Straße gelangen<br />
würde. [!] Werner Gallbronner<br />
Alle öffentlichen Gebäude, die sich dafür eignen, sind <strong>mit</strong> Photovoltaik-Anlagen<br />
ausgestattet.<br />
Foto: Stadt Ehingen<br />
Gemeinsam stark für<br />
unsere Region!<br />
Morgen<br />
kann kommen.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
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wir unseren Kunden den<br />
kompletten Service rund um<br />
ihre Finanzen.
68<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Viel Platz für Innovationen<br />
Business Park Ehingen Am Standort der ehemaligen Schlecker-Konzernzentrale bieten<br />
sich für Startups beste Bedingungen. Und nicht nur für diese.<br />
Eindrucksvoll, „was aus<br />
der ehemaligen Schlecker-Konzernzentrale<br />
erwachsen ist“, sagt<br />
Ehingens Oberbürgermeister<br />
Alexander Baumann. Nach der<br />
Insolvenz der früheren Drogeriemarkt-Kette<br />
2012 und dem<br />
dortigen jahrelangen Leerstand<br />
hat die Stadt als Mehrheitseigner<br />
<strong>mit</strong> Partnern 2014 die Business<br />
Park Gesellschaft gegründet<br />
und die Immobilie im Juni<br />
2015 gekauft. „Das war ein Wagnis,<br />
das wir eingegangen sind“,<br />
meint Baumann. Doch die Stadt<br />
wollte den Erhalt der Gebäude<br />
sichern und dort <strong>mit</strong>gestalten.<br />
Fünf Jahre später steht eine Erfolgsgeschichte.<br />
Rund 90 Prozent<br />
der Flächen sind vermietet,<br />
einzig im Bereich der Konferenzen<br />
ist die Nachfrage seit Beginn<br />
der Pandemie nachvollziehbar<br />
zurück gegangen.<br />
Büroraum für Gründer und<br />
gestandene Unternehmer<br />
Interessenten können dort ein<br />
kleines individuelles Einzimmer-Büro<br />
<strong>mit</strong> 23 Quadratmetern<br />
– dennoch in repräsentativen<br />
Geschäftsräumen – genauso<br />
mieten wie einen ganzen Flügel<br />
<strong>mit</strong> 600 Quadratmetern. Die<br />
dort vorhandene ausgezeichnete<br />
Glasfaseranbindung sorgt für<br />
eine problemlose Verbindung<br />
ins weltweite Datennetz. Es gibt<br />
Co-Working Spaces, wo man<br />
sich kurzzeitig Büroraum mieten<br />
kann, tage-, wochen- oder<br />
monatsweise. Unternehmensgründer<br />
finden auf einer eigenen<br />
Etage bezugsfertige Büros,<br />
wo sie für eine Anlaufzeit keine<br />
oder nur eine geringe Miete bezahlen<br />
müssen. Der Oberbürgermeister:<br />
„Wir wollen, dass<br />
sich Startups hier wohlfühlen.“<br />
Schließlich müssen es nicht immer<br />
die Metropolregionen<br />
Stuttgart oder München sein,<br />
auch dazwischen gibt es interessante<br />
Orte, ein Unternehmen<br />
BED: Der Business Park bietet Platz für Startups, Konferenzen oder<br />
auch für Home-Office <strong>mit</strong> guter Internetverbindung. Foto: gal<br />
Infos zum Business Park<br />
Flexibel aufgestellt Junge<br />
Unternehmen, klassische Unternehmen,<br />
Unternehmen im<br />
Health-Care-Bereich, Bildungseinrichtungen,<br />
Ämter, Schulen,<br />
Hochschulen und Seminaranbieter,<br />
alle können ihren individuellen<br />
Platz in den Räumen<br />
des Businesspark Ehingen Donau<br />
finden.<br />
Geschäftsführung Die Geschäftsführung<br />
der Business<br />
Park Ehingen Donau GmbH ist<br />
geteilt. Geschäftsführer sind<br />
Bettina Gihr seitens der Kommune<br />
als Mehrheitseignerin<br />
und Professor Michael Gaßner.<br />
Unterstützt werden sie von<br />
Florian Schraepler als Projektleiter.<br />
aufzubauen, wo sie <strong>mit</strong> offenen<br />
Armen empfangen werden.<br />
Denn die Region von Ulm bis<br />
Biberach hat sich als Ziel gesetzt,<br />
sich <strong>mit</strong>telfristig unter den<br />
wettbewerbs- und innovationsfreudigsten<br />
Räumen Europas zu<br />
positionieren.<br />
So gibt es auch ein Innovation-Lab,<br />
das Unternehmen, Organisationen<br />
und Fortbildungsgruppen<br />
beispielsweise für einen<br />
Kreativworkshop ein inspirierendes<br />
Arbeitsumfeld bieten<br />
will, <strong>mit</strong> flexibler Möblierung<br />
Wir dürfen<br />
über<br />
Digitalisierung<br />
nicht nur<br />
reden<br />
Alexander Baumann<br />
Oberbürgermeister<br />
und verschiedenem Kreativmaterial,<br />
das dort zur Verfügung<br />
gestellt wird.<br />
2019 hat sich die Stadt darum bemüht,<br />
Digitalisierungszentrum<br />
zu werden, von denen zehn in<br />
Baden-Württemberg gefördert<br />
werden. Eines davon ist die Digitalisierungsregion<br />
Ulm/<br />
Alb-Donau/Biberach <strong>mit</strong> der<br />
Zentrale in Ulm und einer Außenstelle<br />
in Ehingen, die ebenfalls<br />
im Business Park zu finden<br />
ist. „Wir dürfen über Digitalisierung<br />
nicht nur reden, sondern<br />
müssen auch schauen, dass die<br />
für kleine Handwerksbetriebe<br />
gelingt“, erläutert Baumann,<br />
dass das Digitalisierungszentrum<br />
Partner vor allem für kleine<br />
und <strong>mit</strong>telständische Unternehmen<br />
sein will bei der Erstellung<br />
von individuellen Konzepten<br />
und bei allen Fragen auf dem<br />
Weg zur digitalen Transformation<br />
[!] Werner Gallbronner
Anzeige 69<br />
Regional liegt im Trend<br />
Die Ehinger Energie ist der regionale Energieversorger<br />
für Ehingen und die Umgebung. An ihrem<br />
Firmensitz im Herzen Ehingens direkt an der<br />
Schmiech erzeugt sie seit über 120 Jahren nachhaltig<br />
Strom aus Wasserkraft. Um die Energiewende<br />
jetzt gemeinsam <strong>mit</strong> den Kunden aktiv zu<br />
gestalten, baut die Ehinger Energie den Bereich<br />
der erneuerbaren Energien weiter aus: Mit innovativen<br />
Photovoltaiklösungen, ergänzenden<br />
Speichersystemen und effizienten E-Ladestationen<br />
wird die Region fit für die Zukunft gemacht.<br />
Das Netz der Ehinger Energie liefert dazu eine<br />
stabile Infrastruktur, die <strong>mit</strong>tels intelligenter<br />
Netzsteuerung zu jeder Zeit eine hohe Versorgungssicherheit<br />
gewährleistet. Regionalität ist<br />
dem Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Deshalb<br />
engagiert sich die Ehinger Energie bei zahlreichen<br />
Projekten in der Region. So können Interessenten<br />
beispielsweise zu Blüten-Botschaftern<br />
werden: Beim Abschluss eines Tarifs für den<br />
Ehinger Strom Natur bekommen Kunden aktuell<br />
20 Quadratmeter Blühfläche in Ehingen geschenkt,<br />
um Bienen und anderen Tieren wertvolle<br />
Lebensräume zu bieten. Zusätzlich unterstützt<br />
die Ehinger Energie regionale Vereine und<br />
soziale Projekte, um einen Beitrag zur nachhaltigen<br />
Entwicklung der Umgebung zu leisten. Bei<br />
der Versorgung der Region steht das Persönliche<br />
zu jeder Zeit im Vordergrund. Deshalb werden<br />
Kundennähe und die persönliche Beratung<br />
bei der Ehinger Energie großgeschrieben. So<br />
können die Kunden direkt vom umfangreichen<br />
Fachwissen profitieren und gemeinsam individuelle<br />
Lösungen gefunden werden.<br />
In vielen Bereichen des Lebens wird längst auf<br />
Regionalität geachtet – warum nicht auch bei<br />
der Wahl des Strom- und Gasversorgers? Ehinger<br />
Energie – weil’s nahe liegt.<br />
EHINGER ENERGIE<br />
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Groggentalgasse 5<br />
89584 Ehingen<br />
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Ein starker Mittelstand<br />
Gewerbegebiete Das Mittelzentrum Ehingen und seine Nachbargemeinden werden<br />
getragen von innovativen Firmen. Ein Streifzug durch Gewerbegebiete.<br />
Zahlreiche Gewerbegebiete, wie in Munderkingen, befinden sich direkt an der Bundesstraße.<br />
FOTO: WERNER GALLBRONNER<br />
Es sind zum einen Global<br />
Player, allen voran die<br />
Firma Liebherr, denen<br />
die Region Ehingen ihre<br />
Wirtschaftskraft verdankt. Es<br />
sind aber auch die vielen <strong>mit</strong>telständischen<br />
Betriebe, die dazu<br />
beitragen. Darunter sind zahlreiche<br />
Firmen, die sich innovativ<br />
zeigen und den typisch<br />
schwäbischen (Er)findergeist an<br />
den Tag legen und da<strong>mit</strong> erfolgreich<br />
sind. Attraktiv sind die<br />
Standorte durch die gute Verkehrsanbindung<br />
über mehrere<br />
Bundesstraßen unter anderem<br />
an das Oberzentrum Ulm und<br />
die Autobahnen. Ein Streifzug<br />
durch Gewerbegebiete in Ehingen<br />
und die Gemeinden in der<br />
Nachbarschaft.<br />
Im Gewerbegebiet im Ehinger<br />
Norden findet sich die Firma<br />
Tries, die sich als Hersteller von<br />
Hydraulikelementen und Sondermaschinen<br />
international positioniert<br />
hat. Unweit von Tries<br />
sitzt die stetig expandierende<br />
Firma Kamo, die Systeme für<br />
Frischwarmwasser und Heizung<br />
verbaut, unter anderem im<br />
Grand Tower in Frankfurt,<br />
Deutschlands höchstem Wohnhochhaus.<br />
Im Ehinger Teilort Mundingen<br />
<strong>mit</strong> seinen wenigen hundert Einwohnern<br />
hat sich die Firma<br />
Mundal Fenster- und Fassadentechnik<br />
einen Namen gemacht<br />
<strong>mit</strong> Aufträgen für den Deutschen<br />
Reichstag in Berlin oder<br />
das Geldmuseum der Deutschen<br />
Bundesbank in Frankfurt. Sie beschäftigt<br />
125 Mitarbeiter auf<br />
6500 Quadratmetern Produktionsfläche.<br />
Lackierzentrum und<br />
Leberkäs-Drive-In<br />
Öpfingen hat nördlich der Bundesstraße<br />
311 schrittweise das<br />
Industrie- und Gewerbegebiet<br />
Burren ausgewiesen. Das ist<br />
nach verhaltener Nachfrage zu<br />
Beginn <strong>mit</strong>tlerweile sehr ge-
unternehmen [!] SPEZIAL 71<br />
Wichtigster Arbeitgeber expandiert<br />
fragt, neben Neuansiedlungen<br />
auch für Produktionserweiterungen<br />
und -auslagerungen aus<br />
dem Ort. Für Pendler und andere<br />
Verkehrsteilnehmer am augenscheinlichsten<br />
sind von der<br />
Straße aus zwei Firmen: Das Lackierzentrum<br />
Ott, das für den<br />
großen Kranhersteller in der<br />
Nachbarstadt tätig ist und der<br />
Leberkäs-Drive-In der örtlichen<br />
Metzgerei Weinbuch, die neben<br />
Bistro und Showroom ihre komplette<br />
Produktion dorthin verlagert<br />
und gläsern macht.<br />
In Rottenacker hat die Speditionsfirma<br />
Stöhr Logistik ihren<br />
Sitz, die eine Vorreiterrolle unter<br />
den Fuhrunternehmen in<br />
Hinsicht auf Klimaschutz einnehmen<br />
will. Zum einen setzt<br />
sie bei Neuanschaffungen auf<br />
Lkw, die <strong>mit</strong> Gas statt Diesel betrieben<br />
werden und auf Lang-<br />
Lkw. Zum anderen erzeugt sie<br />
einen guten Teil des in der Firma<br />
benötigten Stroms selbst<br />
über PV-Anlagen.<br />
Im Donauwinkel haben sich<br />
gleich zwölf Gemeinden zusammengeschlossen<br />
und bieten<br />
Platz im Interkommunalen Gewerbegebiet,<br />
direkt an der Bundesstraße<br />
311 bei Munderkingen.<br />
Ziel ist insgesamt zu reduzieren,<br />
wenn nicht jede Gemeinde ein<br />
Gewerbegebiet ausweist. Dabei<br />
sind Munderkingen, Emeringen,<br />
Emerkingen, Grundsheim, Hausen<br />
am Bussen, Lauterach, Oberstadion,<br />
Unterstadion, Rechtenstein,<br />
Obermarchtal, Untermarchtal<br />
und Unterwachingen.<br />
Munderkingens Bürgermeister<br />
Michael Lohner hat als Verbandsvorsitzender<br />
auch die Vermarktung<br />
des Gewerbegebietes<br />
übernommen. Es will vor allem<br />
Klein- und Mittelbetrieben in<br />
vielerlei Hinsicht eine gute Basis<br />
zur Entwicklung bieten [!]<br />
Werner Gallbronner<br />
Große Projekte Für raumgreifende<br />
Projekte stellt die Stadt<br />
Ehingen immer wieder Flächen<br />
in Gewerbe- und Industriegebieten<br />
zur Verfügung. So entsteht<br />
beispielsweise im Industriegebiet<br />
Berg derzeit auf einer<br />
Fläche von fünf Hektar ein<br />
neues Reparaturzentrum der<br />
Firma Liebherr, westlich des<br />
bestehenden Logistikzentrums.<br />
Nach Fertigstellung sollen<br />
dort künftig rund 100 Mitarbeiter<br />
Service- und Reparaturarbeiten<br />
für den ganzen<br />
süddeutschen Raum erledigen.<br />
Fassadenbau &<br />
Spenglerarbeiten<br />
■ Metallfassaden<br />
■ Sonderfassaden<br />
■ Dach & Wand<br />
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72<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Ein Getränk <strong>mit</strong> Kultur<br />
Bierkulturstadt Es ist ein Markenname, der Touristen aus nah und fern in die Stadt an der<br />
Donau lockt. Die glänzt wieder <strong>mit</strong> fünf Brauereien.<br />
Natürlich dreht sich in<br />
der Bierkulturstadt<br />
Ehingen nicht alles<br />
ums Bier, kulturell hat<br />
die große Kreisstadt weit mehr<br />
zu bieten. Doch es ist ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
das die Stadt<br />
als Tourismusregion gekonnt<br />
vermarktet und das Zugkraft besitzt.<br />
„Uns war das Wort ‚Kultur’<br />
wichtig in dem Kontext“,<br />
sagt Michael Miller, Betreiber<br />
des Bierkulturhotels in der Innenstadt<br />
und <strong>mit</strong> dem Schwanen<br />
Besitzer einer der <strong>mit</strong>tlerweile<br />
wieder fünf Brauereien<br />
der Stadt. Schließlich gehe es<br />
bei der Bierkulturstadt um die<br />
Wertigkeit, um die Geschichte<br />
und um das Genießen.<br />
Beliebt bei den Touristen ist der<br />
14 Kilometer lange Bierwanderweg.<br />
Eigens für den gibt es seit<br />
einigen Jahren einen Wanderrucksack,<br />
den Bierkultur-Rucksack,<br />
den die teilnehmenden<br />
Gaststätten gegen Pfand verleihen<br />
und natürlich <strong>mit</strong> Flüssigem<br />
für unterwegs befüllen. Standardmäßig<br />
<strong>mit</strong> einem Sechser-Träger,<br />
wobei auch mehr<br />
reinpasst; gerne <strong>mit</strong> Flaschenbier<br />
für die Rast, aber natürlich<br />
auch <strong>mit</strong> antialkoholischen Getränken,<br />
je nach Wunsch.<br />
„Letzten Sommer, im zweiten<br />
Jahr, als er bekannter war, wurde<br />
er sehr gut angenommen“,<br />
berichtet Miller. Zeitweise habe<br />
man am Wochenende kurzfristig<br />
Rucksäcke von der Berg<br />
Brauerei – in der Regel das Ziel<br />
der von Ehingen aus startenden<br />
Wanderer – zurück holen müssen,<br />
um die Wünsche befriedigen<br />
zu können. Nun hofft Miller<br />
spätestens an Pfingsten auf<br />
Öffnungen auch im Gastrobereich,<br />
denn ohne diese würden<br />
dieses Jahr auch die Touristen<br />
nicht zum Wandern kommen.<br />
Die Idee zum Bierkulturstadt-Rucksack<br />
<strong>mit</strong> seiner traditionellen<br />
Aufmachung sei entstanden,<br />
da nicht alle Gastrobetriebe<br />
entlang des Bierwegs<br />
ständig offen haben könnten.<br />
Wichtig sei auch der Umweltaspekt,<br />
um den Wanderweg sauber<br />
zu halten.<br />
Immer wieder warten die Brauereien<br />
<strong>mit</strong> Neuheiten auf: So<br />
bringt der Schwanen – sonst auf<br />
Fassbier konzentriert – neben<br />
Bei der<br />
Bierkulturstadt<br />
geht’s um Wer tigkeit,<br />
Ge schichte<br />
und Genießen.<br />
Michael Miller<br />
Brauer<br />
dem Zwickel diese Saison ein<br />
zweites Flaschenbier heraus<br />
und bietet unter anderem Bierseminare<br />
an. Der Adler, der seine<br />
Brautradition erst vor kurzem<br />
wieder aufleben hat lassen<br />
durch das Fassweizenbier „Goldener<br />
Adler“, bietet Bierverkostung<br />
<strong>mit</strong> Bierbotschafter an. Die<br />
Berg Brauerei hat ein klimaneutral<br />
verpacktes Fünf-Liter-Partyfässle<br />
auf den Markt gebracht,<br />
die Berg-Bier-Radtour wurde<br />
vom ADFC <strong>mit</strong> vier Sternen prämiert.<br />
Info Berg Brauerei, Brauhaus<br />
Schwanen, Adler Brauerei, Rössle<br />
und Schwert sind die fünf Brauereien<br />
der Stadt, die <strong>mit</strong> dieser<br />
Dichte an Herstellern des Gerstensafts<br />
durchaus <strong>mit</strong> den fränkischen<br />
Hochburgen wetteifern<br />
kann. Sie stellen 53 verschiedene<br />
Biere her. Wer in die Geschichte<br />
der Ehinger Brautradition – erstmals<br />
im Jahr 1384 erwähnt und<br />
der zahlenmäßigen Hochphase<br />
von 21 Braustätten um 1890 – einsteigen<br />
will, dem sei der Audio-Bierrundgang<br />
empfohlen. [!]<br />
<br />
Werner Gallbronner<br />
Michael Miller auf<br />
dem Bierkistensofa<br />
<strong>mit</strong> Bierkultur-<br />
Rucksack.
Anzeige 73<br />
Wohn- und Arbeitsräume zum<br />
Wohlfühlen<br />
Thielemann erweitert sein Serviceangebot<br />
Wer schon einmal seine eigenen vier Wände gestaltet<br />
hat, weiß, wie komplex und kompliziert<br />
das ist: Bodenbelag, Wand- und Deckengestaltung,<br />
Gardinen, Sonnenschutz, Möbel, Licht und<br />
Dekoration – alles sollte harmonieren, da<strong>mit</strong><br />
man sich rundum wohlfühlt. Für Experten wie<br />
Christa und Andreas Thielemann sowie ihrem<br />
Team gehört es zum Arbeitsalltag, Wohnräume<br />
zu planen und neu zu gestalten. Farben, Formen,<br />
Materialien, Haptik und Raumakustik haben sie<br />
dabei immer fest im Blick.<br />
Um die Wohnträume ihrer Kunden zu realisieren,<br />
bietet der Raumausstatter aus Ehingen seit drei<br />
Jahren das sogenannte Homedesign an. „Uns<br />
ist es wichtig, dass wir die Innenraumplanung,<br />
egal ob für ein ganzes Haus oder nur für einen<br />
Raum, zusammen <strong>mit</strong> unseren Kunden durchführen.<br />
Wobei wir sehr darauf achten, dass ihre<br />
Bedürfnisse und ihr Geschmack berücksichtigt<br />
werden“, betont Christa Thielemann, Geschäftsführerin<br />
von Thielemann. Einen großen Teil der<br />
Leistungen übernimmt Thielemann selber. Falls<br />
zusätzlich Handwerker benötigt werden, kümmert<br />
sich das Unternehmen um die Koordination.<br />
„So entlasten wir unsere Kunden“, betont<br />
Andreas Thielemann. Ein weiterer Vorteil ist,<br />
dass das Raumausstattungsgeschäft schon lange<br />
<strong>mit</strong> zuverlässigen Fachbetrieben zusammenarbeitet,<br />
wodurch sich Kommunikationswege<br />
und Ausführungszeiten deutlich verkürzen.<br />
Auch Unternehmen steht Thielemann <strong>mit</strong> Planung<br />
und Baubegleitung zur Seite. Denn um<br />
Fachkräfte zu halten, spielt es im Gewerbe eine<br />
immer wichtigere Rolle, dass sich Mitarbeiter in<br />
ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Dafür bedarf<br />
es eines stimmigen Gesamtkonzeptes und einer<br />
professionellen Abwicklung, was dem Auftraggeber<br />
in der Regel nicht teurer kommt, da doppelte<br />
Arbeiten oder sogar Änderungsrückbauten<br />
vermieden werden.<br />
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89584 Ehingen<br />
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Märklin-Chef<br />
rückt auf<br />
Spielwaren Märklin-Chef Florian<br />
Sieber hat am 1. <strong>Mai</strong> seinen<br />
Vater Michael Sieber an der<br />
Spitze des größten<br />
deutschen<br />
Spielzeugherstellers<br />
Samba-Dickie<br />
(rund<br />
700 Millionen<br />
Euro Umsatz)<br />
Florian<br />
Sieber bleibt<br />
weiter an der<br />
Spitze von<br />
Märklin.<br />
abgelöst. Der<br />
34-Jährige bleibt<br />
aber auch weiterhin<br />
an der<br />
Spitze des Göppinger<br />
Modelleisenbahnproduzenten,<br />
wo ihm<br />
wie bisher der technische Geschäftsführer<br />
Wolfrad Bächle<br />
zur Seite steht. Der Spielzeugkonzern<br />
aus Fürth hatte Märklin<br />
2013 aus der Insolvenz heraus<br />
übernommen.<br />
Fachkräfte von<br />
morgen finden<br />
Auch die Sparte Erdbewegung hat im Jahr 2020 deutlich an Umsatz verloren. Liebherr beschäftigt an<br />
den Standorten zwischen Ehingen, Lindenberg und Lindau 16 330 Mitarbeiter.<br />
Foto: Liebherr<br />
Liebherr blickt optimistisch auf <strong>2021</strong><br />
Trotz einem deutlichen Rückgang bei Umsatz und<br />
Gewinn, blicken die Verantwortlichen der Liebherr International<br />
AG dank vielversprechenden Auftragseingängen<br />
optimistisch in die Zukunft. Die Firmengruppe<br />
erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von<br />
10,34 Milliarden Euro. Ein Rückgang um 1,4 Milliarden<br />
Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das Ergebnis lag bei 7<br />
Millionen Euro. 2019 waren es noch 429 Millionen<br />
Euro gewesen. Die Zahl der Beschäftigten blieb stabil.<br />
Von den weltweit 47 925 Mitarbeitern sind 3500<br />
am Standort in Ehingen tätig, knapp 3300 in Biberach<br />
und rund 2000 in Ochsenhausen.<br />
Bildungsmesse Im kommenden<br />
Jahr findet vom 17. bis 19. Februar<br />
die elfte Ulmer Bildungsmesse<br />
statt. Unternehmen können<br />
sich dort im direkten Austausch<br />
<strong>mit</strong> Schülerinnen und<br />
Schülern präsentieren und so<br />
Nachwuchskräfte für den eigenen<br />
Betrieb gewinnen. Die Möglichkeit<br />
zum persönlichen Gespräch<br />
Noch bis zum 30. Juni<br />
<strong>2021</strong> können sich interessierte<br />
Unternehmen als Aussteller online<br />
unter www.bildungsmesse-ulm.de<br />
anmelden.<br />
Österreicher<br />
übernimmt<br />
Mahler Die „Welt des Wohnens“<br />
(WDW) an der Neu-Ulmer Borsigstraße<br />
hat einen neuen Eigentümer.<br />
Der österreichische Unternehmer<br />
Klemens Hallmann<br />
hat <strong>mit</strong> seiner Holding die<br />
Mehrheit am Fachmarktzentrum<br />
von Mahler übernommen.<br />
Aktuell seien in der Immobilie<br />
rund 30 Mieter vertreten. Dazu<br />
zählen etwa Edeka, Opti Wohnwelt<br />
und Modepark Röther. Was<br />
Hallmann bezahlt hat, wurde<br />
nicht <strong>mit</strong>geteilt.<br />
Bund kauft sich<br />
bei Hensoldt ein<br />
Rüstungsindustrie Der Bund<br />
hat aus sicherheitspolitischen<br />
Gründen eine Sperrminorität<br />
von 25,1 Prozent am Rüstungshersteller<br />
Hensoldt gekauft. Die<br />
ehemalige Airbus-Radarsparte<br />
ist im September 2020 an die<br />
Börse gebracht worden. Mit der<br />
Sperrminorität will die Regierung<br />
den Zugriff „unfreundlicher<br />
Mächte“ auf Schlüsseltechnologien<br />
für den militärischen<br />
Einsatz zu verhindern. Die Firma<br />
<strong>mit</strong> Stammsitz in Taufkirchen<br />
beschäftigt 4000 ihrer<br />
weltweit 5500 Mitarbeiter in<br />
Deutschland.<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
Julia Kling<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Astrid Müllerleile (Bild)<br />
Fotos Matthias Kessler (Titel +<br />
Titelinterview), Marc Hörger, Volkmar<br />
Könneke Werkfotos, PR, <strong>Archiv</strong><br />
Druck<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4<br />
89155 Erbach<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-<strong>Mai</strong>l c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
unternehmen.vertrieb@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter:<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 17.07.<strong>2021</strong><br />
Die Themen<br />
Guter Rat lohnt sich: Klare<br />
Regeln und Verträge für die<br />
Gesellschafterfamilie<br />
„Digitaler Zwilling“ – Was<br />
bringt das digitale Abbild eines<br />
Unternehmens?<br />
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