30WIRTSCHAFT+MARKTZUKUNFT GESTALTENZUKUNFT GESTALTEN – MUT ZUM VORSPRUNGDIE WIRTSCHAFTOSTDEUTSCHLANDSBRAUCHT EINEZUKUNFTSSTRATEGIEEMPFEHLUNGEN DES OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFTSFORUMSOWFZUKUNFT 2021Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum 2021 will ein Zeichen setzen,gestärkt mit Mut und neuen Ideen aus der Krise zu kommen. Der Optimismusund das Selbstbewusstsein des Formats sind ungebrochen, aberdie Erfahrungen der Vergangenheit bei den Themen Digitalisierung,Energiewende und mehr geben Anlass, nachdrücklicher zu werden.W+M – FRÜHJAHR/SOMMER 2021
MUT ZUM VORSPRUNG WIRTSCHAFT+MARKT 31DEUTSCHLAND BEFINDET SICH IN EINEMUMBRUCH – DAS IST DIE CHANCE FÜROSTDEUTSCHLANDDDeutschland befindet sich in einem Umbruch – wirtschaftlich,gesellschaftlich und politisch. Die Digitalisierung umfasst immermehr gesellschaftliche Bereiche und stellt die Unternehmen vorHerausforderungen, kann aber, vernünftig genutzt, zu enormen Produktivitäts-und Effizienzsteigerungen führen. Die Bekämpfung desKlimawandels, das wohl wichtigste Zukunftsthema jeder künftigenBundesregierung, erzwingt zwar eine Anpassung der Produktionstechnologienwie auch der Produktionsstrukturen am StandortDeutschland, bietet aber gerade ostdeutschen Unternehmen auchneue Chancen. Die zur Bewältigung der aus demographischenGründen erforderlichen Zuwanderung ausländischer Arbeitskräftemag zwar integrationspolitisch schwierig sein, kann aber auch einenBeitrag zur Überwindung verkrusteter Strukturen leisten. Aus Sichtdes Ostdeutschen Wirtschaftsforums OWFZukunft ist es notwendig,die kommenden Jahre dafür zu nutzen, Deutschland fit für dieZukunft zu machen. Für Ostdeutschland gilt dies nicht weniger alsfür Deutschland insgesamt. Ein „Weiter so“ oder ein Beharren aufliebgewonnenen Routinen wird es nicht geben können.Die anstehende Transformation aller Teile des wirtschaftlichen,politischen und gesellschaftlichen Lebens wird häufig noch nicht inall ihren Facetten gesehen. Sie dürfte in ihren Wirkungen vergleichbarsein mit den Umbrüchen, die sich in Ostdeutschland nach 1990ergeben haben – mit dem Unterschied aber, dass dieses Mal dasganze Land, wenn nicht die ganze Welt betroffen ist. Hilfen wie nachder Vereinigung kann Ostdeutschland deswegen nicht erwarten.Aber gerade die umfassende Dimension der Transformationsaufgabegibt auch Anlass zu der Erwartung, dass Ostdeutschland die sichbietenden Chancen besser wahrnehmen kann als andere Regionenin Deutschland und anderswo: Zum einen kann man hierzulande vonder „Transformationskompetenz“ profitieren, die die Menschen inden ostdeutschen Ländern in der Vergangenheit erworben habenund die auch bei den heute in Verantwortung stehenden Akteurenaufgrund ihrer Sozialisation stärker ausgeprägt ist als anderswo,zum anderen werden allerorten neue Strukturen entstehen (müssen),die nicht notwendigerweise an bestehenden „Pfadabhängigkeiten“anknüpfen müssen. In vielen Bereichen ist ein Neuanfangerforderlich, insbesondere in der Wirtschaft, und dabei zählt wenig,was in der Vergangenheit erreicht wurde. Dies ist eine Chance fürOstdeutschland. Den „Mut zum Vorsprung“ müssen die Menschen inden ostdeutschen Ländern, die heimische Wirtschaft und insbesondereauch die Politik aber auch mitbringen. Das Ostdeutsche Wirtschaftsforumwirbt daher ausdrücklich für einen Neuanfang in derPolitik, der sich nicht an der Wahrung des Überkommenen ausrichtet,sondern die offensive und proaktive Gestaltung von Wirtschaft undGesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Die anstehenden Wahlenzum Deutschen Bundestag, aber auch zu den Landtagen in Mecklenburg-Vorpommern,Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie demBerliner Abgeordnetenhaus bieten unabhängig von ihrem Ausgangdie Chance für einen solchen Neuanfang.JETZT DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR DIEWIRTSCHAFTLICHE ZUKUNFT OSTDEUTSCH-LANDS SCHAFFEN – EMPFEHLUNGEN ANPOLITIK UND WIRTSCHAFTDas Ostdeutsche Wirtschaftsforum sieht es nicht als seine Aufgabe an,eine vollständige Blaupause für die künftige Wirtschafts- und Strukturpolitikzu entwerfen. Vielmehr muss es darum gehen, jetzt die Voraussetzungendafür zu schaffen, dass die Wirtschaft in den ostdeutschenLändern sich in Zukunft gut entwickeln kann. Im Folgenden werden deshalbnur einige wenige Anknüpfungspunkte genannt, an denen sich diePolitik des Bundes und auch der Länder, aber auch die Wirtschaft künftigausrichten sollte. Grundgedanke dabei ist: Nicht Nachteilsausgleich,nicht „Nachbau West“ ist das Gebot der Stunde, sondern Besinnung aufdie eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, denn nur daraus kann etwasNeues entstehen, das Ostdeutschland – so unsere feste Überzeugung– in eine bessere Zukunft führen kann.Wo es um gemeinsame Interessen geht, sollten die ostdeutschen Länderan einem Strang ziehen. Kooperatives Verhalten statt Widerstreitder Interessen ist einer der wesentlichen Ansatzpunkte dafür, sich alsGanzes gut für die Zukunft aufstellen zu können.W+M – FRÜHJAHR/SOMMER 2021