Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Mobilität</strong> der Zukunft<br />
Ein E-Fuhrpark ist eine gute Visitenkarte<br />
Die Firmenflotten vieler Unternehmen werden immer grüner - nicht nur außen, sondern auch unter der Motorhaube. Von Jürgen Hoffmann<br />
Die Stuttgarter Baufirma Wolff<br />
& Müller nutzt die E-Autos ihres<br />
Fuhrparks vor allem auf Kurzstrecken<br />
in der Stadt, der Logistikdienstleister<br />
Dachser beliefert<br />
seine Stuttgarter Kunden mit einem<br />
E-Lastenrad und dem „Stromer“<br />
eActros von Mercedes und<br />
bei den Stadtwerken Ulm/Neu-<br />
Ulm (SWU) sind sogar mehr als<br />
60 Dienstfahrzeuge mit Elektromotor<br />
im Einsatz und ähnlich viele<br />
mit Erdgasantrieb.<br />
„Wir stellen in diesem Jahr elf<br />
weitere Hybrid-Busse in Dienst.“<br />
Bernd Jünke, Sprecher der SWU,<br />
freut sich: „Dann haben wir den<br />
Buspark fast zur Hälfte auf umweltfreundliche<br />
Fahrzeuge umgestellt.“<br />
Im Pkw-Bereich sei man<br />
mit dem Elektroantrieb „rundum<br />
zufrieden“, im Nutzfahrzeugbereich<br />
stecke die Nutzung alternativer<br />
Antriebe allerdings trotz<br />
einiger Fortschritte noch in den<br />
Kinderschuhen: „Wir hoffen, dass<br />
die Hersteller bald effizientere<br />
Modelle mit genügend Reichweite<br />
anbieten.“<br />
Auch Stephan Schlüter, Kaufmännischer<br />
Leiter bei Remko,<br />
Hersteller von Klima- und Wärmetechnik,<br />
hat gute Erfahrungen<br />
mit elektrifizierten Pkw gemacht:<br />
Als Firmenwagen hat er einen<br />
Tesla Modell 3, mehrere Mitarbeiter<br />
fahren seit zwei Jahren<br />
emissionsfrei mit vier vom Unternehmen<br />
gesponserten E-Autos<br />
zur Arbeit. Auf dem Betriebsgelände<br />
stehen drei Ladesäulen.<br />
„Der Versuch war so erfolgreich,<br />
dass wir in diesem Jahr im Fuhrpark<br />
acht Verbrenner-Fahrzeuge<br />
gegen Plug-in-Hybrid-Autos für<br />
den Außendienst austauschen“,<br />
Auf dem Betriebsgelände<br />
von Remko<br />
stehen Ladesäulen<br />
für die E-Fahrzeuge.<br />
<br />
Foto: Remko<br />
erklärt Schlüter. Ge least werden<br />
VW Passat und Ford Kuga. Der<br />
Umstieg rechnet sich: Die Besteuerung<br />
des geldwerten Vorteils für<br />
den Mitarbeiter ist günstig – bis<br />
zu einem Brutto-Listenpreis von<br />
60 000 Euro nur 0,25 Prozent –<br />
und die Leasingraten durch den<br />
Umweltbonus vergleichbar mit<br />
den bisherigen Raten. Der Bonus<br />
gilt bei Kauf, Finanzierung und<br />
Leasing, beantragen muss ihn der<br />
Fahrzeugbetreiber. Für Schlüter<br />
ein weiterer Vorteil eines elektrifizierten<br />
Fuhrparks: „Die Rückkaufwerte<br />
von E-Fahrzeugen sind<br />
mittlerweile oft höher als die von<br />
Verbrennern. “<br />
Apropos Förderung: Weil der<br />
Wandel zu einem Verkehr mit<br />
E-Autos politisch gewollt ist, hat<br />
die Bundesregierung die Umweltprämie<br />
verlängert, die ursprünglich<br />
bis Ende <strong>2021</strong> begrenzt war.<br />
Der Kauf eines Elektroautos mit<br />
einem Nettolistenpreis unter<br />
40 000 Euro beispielsweise wird<br />
mit bis zu 9570 Euro gefördert –<br />
inklusive<br />
dem<br />
Mehrwertsteuervorteil<br />
für<br />
Privatkunden.<br />
Für teurere<br />
E-Autos gibt<br />
es vom Staat weniger.<br />
Die Anschaffung<br />
eines Plug-in-Hybriden<br />
wird in zwei Stufen mit bis<br />
zu 7110 Euro inklusive Mehrwertsteuervorteil<br />
unterstützt.<br />
Das ist nicht unumstritten. Die<br />
Grünen-Finanzpolitikerin Lisa<br />
Paus etwa bezeichnet diese Förderung<br />
als „industriepolitischer<br />
Irrsinn“. Sie meint, nur komplett<br />
emissionsfreie Autos sollten in<br />
den Genuss steuerlichen Erleichterung<br />
kommen. Weil ein Plugin-Hybrid<br />
nur dann einen signifikanten<br />
Anteil zur CO2-Reduktion<br />
beitragen kann, wenn er mit<br />
sauberem Strom möglichst viel<br />
elektrisch gefahren wird, tritt der<br />
ADAC dafür ein, die Förderhöhe<br />
für Dienstwagen an den elektrischen<br />
Fahranteil zu koppeln. Studien<br />
deuteten darauf hin, dass<br />
bei gewerblich<br />
genutzten<br />
© IVECTOR/<br />
SHUTTERSTOCK.COM<br />
Modellen der elektrische Fahranteil<br />
sehr gering sei. Der ADAC<br />
empfiehlt, den Anteil von einem<br />
Prüfer auslesen zu lassen und<br />
die Bescheinigung als Basis für<br />
die Gewährung des vollen steuerlichen<br />
Vorteils im Folgejahr zu<br />
nutzen.<br />
E-<strong>Mobilität</strong> ist<br />
ein wichtiger<br />
Hebel zur Senkung<br />
von Treibhaus-<br />
Emissionen<br />
Dr. Jörn Großmann<br />
Indu-Vorstand Nachhaltigkeit<br />
Die neuen Hybrid-Dienstwagen<br />
bei Remko dürfen die Außendienstmitarbeiter<br />
steuern.<br />
Ein umweltfreundliches Auto<br />
bringt beim Kunden meist zusätzliche<br />
Sympathien. E-<strong>Mobilität</strong><br />
ist eine gute Visitenkarte.<br />
Im nächsten Jahr will<br />
die Klima- und Wärmetechnik-Firma<br />
vollelektrifizierte<br />
Fahrzeuge in den Fuhrpark<br />
aufnehmen, die in Regionen<br />
mit einem engen Netz von<br />
Ladestationen eingesetzt werden<br />
sollen. Bei der Entscheidung<br />
zur Fuhrparkumstellung<br />
wird Remko von ihrer „Mutter“<br />
unterstützt, der Mittelstands-Holding<br />
Indus. Die sieht nachhaltige<br />
<strong>Mobilität</strong> „als wichtigen Hebel<br />
zur Senkung von Treibhausemissionen“,<br />
so Dr. Jörn Großmann,<br />
verantwortlicher Indus-Vorstand<br />
für den Bereich Nachhaltigkeit.