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EM 2020 2021<br />
// DEUTSCHLANDSGEGNER UNGARN<br />
#22<br />
UNGARN<br />
GEGNER-CHECK<br />
Über Péter brauchen<br />
wir gar nicht zu reden“,<br />
sagte Ungarns<br />
Nationaltrainer Marco<br />
Rossi zuletzt. „Er macht einen<br />
überragenden Job.“ Mit den<br />
lobenden Worten ist Péter Gulácsi<br />
gemeint. Er ist die Nummer<br />
eins im Tor von Deutschlands<br />
letztem Gruppengegner<br />
bei der Europameisterschaft.<br />
Gulácsi ist der Star in einer<br />
Mannschaft, die ohne die großen<br />
Namen, wie sie die Franzosen<br />
oder Portugiesen in ihren<br />
Reihen haben, auskommt. Ausgerechnet<br />
Gulácsi machte aber<br />
das Rennen um die EM-Teilnahme<br />
der Ungarn spannend.<br />
Im entscheidenden Play-off-<br />
Spiel gegen Island patzte der<br />
Torwart, ermöglichte den Skandinaviern<br />
so die Führung, die<br />
die Ungarn erst durch zwei<br />
Treffer in den Schlussminuten<br />
noch zu einem 2:1-Sieg und damit<br />
der EM-Teilnahme drehen<br />
konnten.<br />
„Wir haben es uns verdient.<br />
Das wird ein großartiges Ereignis“,<br />
sagte Gulácsi nach dem<br />
packenden K.-o.-Duell. Für den<br />
Torhüter von RB Leipzig wird es<br />
das erste Turnier als Nummer<br />
eins zwischen den Pfosten. Bei<br />
der EM 2016 war der 31-Jährige<br />
hinter Ungarn-Legende Gábor<br />
Király noch zweite Wahl.<br />
Für das jetzige Turnier hat sich<br />
Gulácsi den Stammplatz im Tor<br />
des Außenseiters in der Gruppe<br />
aber mehr als verdient. Mit<br />
seinem Klub, RB Leipzig, kassierte<br />
der Ungar mit 32 Gegentoren<br />
in der abgelaufenen Bundesliga-Saison<br />
die wenigsten<br />
aller Teams. Gulácsi hielt seinen<br />
Kasten dabei in 15 Spielen<br />
komplett sauber, kassierte keinen<br />
Gegentreffer.<br />
Der Ungar gehört ohne Zweifel<br />
zu den herausragenden Torhütern<br />
der Bundesliga. Deshalb<br />
hatte ihn auch Borussia Dortmund<br />
für die kommende Saison<br />
auf dem Radar. Der Vertrag von<br />
Gulácsi hatte eine Ausstiegsklausel,<br />
die es ihm ermöglicht<br />
hätte, Leipzig nach der Spielzeit<br />
zu verlassen. Doch der Nationaltorwart<br />
verlängerte vorzeitig bei<br />
Um ihn gibt es keineDiskussionen: PéterGulácsi istUngarns Rückhalt.<br />
164<br />
Bundesliga-Spiele<br />
hat<br />
Gulácsi für<br />
RB Leipzig<br />
absolviert und<br />
damit mehr als<br />
jeder andere<br />
Spieler der<br />
Sachsen<br />
bisher.<br />
Foto:IMAGO/Newspix<br />
PREMIERE MIT<br />
31 JAHREN<br />
Es warein langer Wegfür PéterGulácsi bis in die europäische Spitze. Jetztwill<br />
der erfahrene Torhüter vonRBLeipzig mit Ungarn bei der EM überraschen.<br />
RB, bleibt jetzt bis 2025 –ohne<br />
Klausel. Nachdem die Leipziger<br />
schon früh die erneute Champions-League-Qualifikation<br />
geschafft<br />
hatten, durfte Gulácsi<br />
seine Saison sogar vorzeitig beenden<br />
und vor dem 34. Spieltag<br />
abreisen, um vor der Europameisterschaft<br />
noch einige Tage<br />
mit der Familie zu verbringen.<br />
Zudem wollte er eine Kapselverletzung<br />
am Finger auskurieren.<br />
Die EM wird für den 31-Jährigen<br />
das Highlight. Gulácsi<br />
wurde in Budapest geboren,<br />
und genau dort spielt Ungarn<br />
seine ersten beiden Vorrundenbegegnungen<br />
gegen Titelverteidiger<br />
Portugal und<br />
Weltmeister Frankreich –<br />
wahrscheinlich sogar vor vollen<br />
Rängen inder Puskás Aréna.<br />
Aber der Weg für Gulácsi<br />
zu so einem Megaevent im eigenen<br />
Land war holprig und<br />
alles andere als vorauszusehen.<br />
Im Nachwuchs des MTK<br />
Budapest, wo erseine Karriere<br />
im Jahr 2003 begann, wurden<br />
zwar schnell andere Klubs auf<br />
das Talent aufmerksam. 2007<br />
wurde der Ungar vom FC Liverpool<br />
verpflichtet, doch in<br />
der Premier League durfte er<br />
für die „Reds“ nie auflaufen,<br />
musste sich stattdessen über<br />
die Jahre in der zweiten und<br />
dritten englischen Liga bei<br />
Teams wie Hereford United,<br />
Tranmere Rovers und Hull City<br />
Spielpraxis holen.<br />
2013 wechselte Gulácsi dann<br />
nach Österreich zu Red Bull<br />
Salzburg, wo er endlich den<br />
Durchbruch schaffte. 2014 und<br />
2015 konnte er sich mit dem<br />
Klub jeweils das Double aus<br />
Meisterschaft und Pokal sichern.<br />
Im Sommer 2015 schloss<br />
er sich schließlich dem damals<br />
noch zweitklassigen Leipzig an<br />
– zunächst als Nummer zwei.<br />
Der Schweizer Fabio Coltori<br />
war damals gesetzt zwischen<br />
den Pfosten bei RB. Inzwischen<br />
hat Gulácsi mehr als 200<br />
Pflichtspiele für die Sachsen<br />
bestritten.<br />
Sein Debüt für die Ungarn<br />
feierte der Keeper am 22. Mai<br />
2014 beim 2:2 gegen Dänemark,<br />
seit 2016 ist er die feste<br />
Nummer eins und wurde in<br />
seinem Heimatland 2018 und<br />
2019 als Fußballer des Jahres<br />
ausgezeichnet. Läuft die EM<br />
gut, stehen die Chancen nicht<br />
schlecht, dass er das auch 2021<br />
wieder wird.