15.06.2021 Aufrufe

WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen

WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen

WOLL Magazin 2020.4 Winter I Warstein, Möhnesee, Rüthen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Winter</strong> 2020<br />

12<br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Ausgabe für<br />

<strong>Warstein</strong>,<br />

<strong>Möhnesee</strong> und<br />

<strong>Rüthen</strong><br />

Sauerland<br />

<strong>Möhnesee</strong>-Günne im Portrait<br />

Sportlich: Twirling in Sichtigvor<br />

<strong>Rüthen</strong>er Töpferstube<br />

www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de<br />

<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von


Glückliche<br />

Friseure machen<br />

glückliche<br />

Kunden<br />

Salon in <strong>Rüthen</strong><br />

Mittlere Straße 35, 59602 <strong>Rüthen</strong><br />

02952 419<br />

salon-ruethen.busch-coiffeure.de<br />

Haarstudio in <strong>Warstein</strong><br />

Grimmestraße 1, 59581 <strong>Warstein</strong><br />

02902 2341<br />

hairstudio-warstein.busch-coiffeure.de<br />

Haarstudio in <strong>Rüthen</strong><br />

Mittlere Straße 2, 59602 <strong>Rüthen</strong><br />

02952 755<br />

haarstudio-ruethen.busch-coiffeure.de<br />

Bräker in Sichtigvor<br />

Hammerbergstraße 8, 59581 <strong>Warstein</strong><br />

02925 800900<br />

braeker-sichtigvor.busch-coiffeure.de


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Günne ist ein kleiner Ort, den aber fast jeder kennt. Ja klar, mit dem <strong>Möhnesee</strong><br />

und der imposanten Sperrmauer zieht das Dorf Besucher an. Auch wir waren<br />

dort und haben unter anderem an Häusern, Gartenzäunen oder an Straßeneingängen<br />

Schilder entdeckt, die auf Schützenkönigspaare und die Zeit ihrer Regentschaft<br />

hinweisen - auch mit einem Schuss Humor.<br />

Unter die Lupe genommen haben wir <strong>Warstein</strong>, und zwar das alte <strong>Warstein</strong>, das<br />

sich anders als vergleichbare Städte entwickelt hat. Der historische Teil bildet in<br />

<strong>Warstein</strong>, eines der ältesten Siedlungsgebiete im Sauerland, nicht den Kern wie<br />

das in anderen Kommunen der Region der Fall ist.<br />

Gefreut haben wir uns über die Bekanntschaft mit der 84-jährigen Künstlerin<br />

Christa Middendorf aus <strong>Rüthen</strong>, die eine Töpferstube betreibt und malt. Früher<br />

gab die kinderliebe Frau Grundschülern kostenlos Nachhilfe. Und wer sich traut,<br />

bei ihr an der Tür ihres Fachwerkhauses zu klingeln, bekommt heute noch ein<br />

Stück Mäusespeck oder ein Kaubonbon.<br />

Paul Senske<br />

Chefredakteur<br />

In unseren Themenschwerpunkt beschäftigen wir uns mit Strom. Das Sauerland<br />

unter Strom mit rund 100 Stromanbietern. Dabei geht es nicht nur um die Bekanntschaft<br />

mit Weidezäunen. Wir zeigen die Geschichte des Stroms auf und<br />

beantworten die Fragen, wo der Strom herkommt und wie er transportiert wird.<br />

Wir beleuchten auch den Stand der Energiewende in der Region. Dabei stellen<br />

wir fest, dass der Weg der propagierten Energiewende noch weit ist.<br />

Bei der Lektüre dieser <strong>Winter</strong>ausgabe wünschen wir Ihnen viel Spaß.<br />

Paul Senske<br />

Kontakt:<br />

www.woll-magazin.de<br />

redaktion-wmr@woll-magazin.de<br />

facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Warstein</strong><br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 3


<strong>Warstein</strong><br />

<strong>Möhnesee</strong><br />

07 Superfood für alle <strong>Warstein</strong>er<br />

14 Der Geopark Suttrop<br />

18 Die Erich-Dassel-Straße in <strong>Warstein</strong><br />

52 Planilux: Die Sprache der Kunden<br />

in ein Produkt umsetzen<br />

59 Volksbank Hellweg: Wir gehen neue Wege<br />

60 Das alte <strong>Warstein</strong><br />

64 Therese Bergenthal<br />

120 Twirling in Sichtigvor<br />

135 Haus Teiplaß<br />

140 Der Nagelpfad<br />

Schwerpunkt „Das Sauerland<br />

unter Strom“ ab Seite 19<br />

Aus dem Sauerland<br />

08 Perspektive: Staumauer <strong>Möhnesee</strong><br />

12 Das Soest ABC<br />

56 Ortsporträt Günne<br />

131 Dorfladen Völlinghausen<br />

138 Von <strong>Möhnesee</strong> nach Feuerland<br />

143 Der Künstler Horst Rellecke<br />

<strong>Rüthen</strong><br />

10 Die Künstlerin Christa Middendorf<br />

12 Das Kreis Soest ABC<br />

19 Orts-Netzbau <strong>Rüthen</strong><br />

80 <strong>Rüthen</strong>er Hachtor<br />

66 Cantuccini<br />

67 Die Kochbruderschaft Marmite<br />

70 Big Six: Gemeinsam geht mehr –<br />

In Brilon geht mehr<br />

73 Die Veramed-Klinik<br />

76 Fotoserie Tore und Türen<br />

82 LH Security Sicherheit ist immer aktuell<br />

83 Eisblumen<br />

84 „Doktormutter“ Gertrud Siebers aus Madfeld<br />

86 Woll-Verlag<br />

88 Woll Online-Shop:<br />

Geschenkideen aus dem Sauerland<br />

89 Das bewegte Leben des Freiherrn von Wendt<br />

93 Tauchen am Sorpesee<br />

96 Die Schlacht bei Bredelar<br />

98 Der Mensch dahinter: Meinof Niemand<br />

102 Der Buiterling<br />

103 Woll im Duden<br />

104 Ein Neheimer ist der Erfinder der Maus<br />

108 Pia und der Borberg<br />

110 imsauerland <strong>WOLL</strong><br />

112 Der RC Racer Hochsauerland<br />

115 Gedicht: Ein <strong>Winter</strong>tag<br />

116 Ortsporträt Stormbruch<br />

124 Robert geht wandern<br />

128 Gipfelstürmer aus dem Sauerland<br />

134 Grünkohl<br />

146 Impressum<br />

4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Musste gucken: Lustige Esel<br />

Quelle: https://youtu.be/8Oq3PEiQuGA<br />

Wenn ein Esel (bei Pferden ist<br />

das ebenso) einen anderen trifft,<br />

bläst er ihm manchmal sanft in<br />

die Nase. Das ist ein Zeichen<br />

von Zuneigung, Vergleichbar<br />

mit einem Kuss.<br />

Dass Esel stur sind, ist ja<br />

allgemein bekannt. Meist sind<br />

es aber sehr sanftmütige und<br />

duldsame Wesen. Und durchaus<br />

auch recht intelligent, wie unser<br />

Video zeigt.<br />

Kerzenlicht<br />

Die Zeit der Kerzen<br />

ist wieder da. Wenn es<br />

draußen kalt und ungemütlich<br />

ist, sorgen sie<br />

mit ihrem Licht für eine<br />

gemütliche Atmosphäre.<br />

Das hellste Licht besitzen die nach Honig duftenden Bienenwachskerzen.<br />

Ihr Lichtspektrum kommt dem der Sonne am nächsten. Eben natürliches<br />

und daher gesundes Licht. Kerzenlicht strahlt in warmen, rötlichen Tönen.<br />

Es erinnert an ein Lagerfeuer, steht für Entspannung und Ruhe und<br />

lässt das Schlafhormon Melatonin ausschütten. Anders als das bläuliche<br />

Licht vom Fernseher, Handy oder von Lampen mit kaltem Licht, das dem<br />

Körper signalisiert aktiv zu sein.<br />

Sleigh bells ring, are<br />

you listening?<br />

In the lane, snow is<br />

glistening.<br />

Dean Martins Lied vom “<strong>Winter</strong><br />

Wonderland” lässt uns jedes Jahr<br />

aufs Neue von weißer Weihnacht<br />

träumen. Doch weiße Weihnach ten<br />

werden immer seltener. Zumindest<br />

ist das ist unsere subjektive<br />

Wahrnehmung. Wetteraufzeichnungen<br />

von vor 120 Jahren belegen<br />

allerdings, dass man schon damals<br />

„über die zunehmend milden<br />

Dezember erstaunt war“.<br />

Manchmal können Statistiken allerdings<br />

auch Mut machen. Während<br />

die Wahrscheinlichkeit für weiße<br />

Weihnachten in Deutschland bei<br />

rund 12,5 % liegt, beträgt sie in den<br />

Mittelgebirgen (zu denen das Sauerland<br />

gehört) 30 bis 50 %. Und<br />

das ist doch gar nicht so schlecht,<br />

woll? Hoffen wir also weiter auf<br />

den Schnee, der die Welt ganz still<br />

werden lässt …<br />

Unterm<br />

Mistelzweig<br />

Die Mistel wohl der einzige Schmarotzer,<br />

den man mag. Sie trägt unterschiedliche<br />

Stoffe in sich, die in<br />

der Heilmedizin zum Einsatz kommen. In welcher Konzentration ist u. a.<br />

davon abhängig, auf welchem Baum sie gewachsen ist. Schon Germanen<br />

und Kelten war die Mistel heilig. Auch der Arzt Hippokrates, der vor über<br />

2300 Jahren auf Kos in Griechenland lebte, setzte sie als Heilpflanze ein.<br />

Im England des 18. Jahrhunderts nannte man die Früchte des Mis telzweiges<br />

„Kuss-Kugeln“. Und damit verbunden war der Brauch, dass man einen<br />

Kuss unterm Mis telzweig nicht ablehnen durfte. Die Anzahl der Beeren<br />

bestimmte dabei auch die Anzahl der Küsse.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 5


UNTERSTÜTZE<br />

DEN LOKALEN<br />

EINZELHANDEL!<br />

Entdecke jetzt neue Möglichkeiten<br />

um bei jedem Einkauf Bonuspunkte<br />

zu sammeln, bares Geld zu sparen<br />

und den lokalen Einzelhandel auf<br />

diese Weise zu unterstützen! Mit der<br />

warsteincard bleibt das Geld in der<br />

Stadt <strong>Warstein</strong>!<br />

Sponsoren:<br />

Sparkasse Lippstadt<br />

Volksbank Hellweg eG<br />

<strong>Warstein</strong>er Brauerei<br />

<strong>Warstein</strong>er Verbundgesellschaft mbH<br />

Du erhälst deine persönliche Karte gegen<br />

eine Schutzgebühr von 2.- Euro bei allen teilnehmenden<br />

Partnern.<br />

Infos unter www.warsteincard.de<br />

Die<br />

Nr. 1<br />

in <strong>Warstein</strong><br />

6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Die „Aktion gegen Lebensmittelverschwendung“ hat viele Vorteile<br />

Kostenloses Superfood für alle <strong>Warstein</strong>er<br />

Christel Zidi<br />

S. Droste<br />

„I<br />

ch werde sehr häufig von Bürgerinnen<br />

und Bürgern angesprochen, die<br />

sich darauf freuen, die Früchte von<br />

den städtischen Obstbäumen zu ernten und<br />

weiterzuverwerten. Die Bürgerschaft ist sehr<br />

naturverbunden, deshalb ist es hier für viele eine<br />

Selbstverständlichkeit, die gegebenen Ressourcen<br />

zu nutzen“, berichtet uns Bürgermeister Thomas<br />

Schöne.<br />

Bis zu 50 Jahre alt sind die Obstbäume, die von der<br />

Stadtverwaltung an Feld- und Wegrändern gepflanzt<br />

wurden. Meist sind es Äpfel und Birnen. Völlig<br />

naturbelassen und chemisch unbehandelt. Und zudem<br />

noch kostenlos. Denn das Obst von städtischen<br />

Bäumen in der Stadt <strong>Warstein</strong> soll nicht einfach<br />

ungenutzt verrotten, sondern darf von allen Bürgern<br />

geerntet werden. Was sie daraus machen, bleibt ihrer<br />

Fantasie überlassen: Marmelade, Mus, Obstkompott,<br />

als kleiner Snack oder als Dekoration an den Weihnachtsbaum.<br />

Dass allein Äpfel sehr gesund sind, ist ja allgemein<br />

bekannt. Weniger, dass sie echtes „Superfood“ sind.<br />

Der gute alte Apfel mit seinen vielen Nährstoffen<br />

kann mit exotischen Lebensmitteln wie Goji-Beeren,<br />

Chia-Samen, Papaya und Açai-Beeren durchaus mithalten.<br />

Ganz besonders solche Äpfel, die nicht über<br />

lange Strecken transportiert wurden.<br />

In Arnsberg gibt es ein ähnliches Projekt. Dort<br />

kennzeichnen Bürger ihre privaten Obstbäume,<br />

die sie nicht selbst abernten mit Bändern. Bürgermeister<br />

Schöne schlägt auch vor, dass seine Bürger<br />

solche Bäume beispielsweise mit einem breiten, roten<br />

Band kennzeichnen. Und wer noch Platz im Vorratsschrank<br />

hat: Auf der<br />

Internetseite mundraub.<br />

org finden sich noch<br />

mehr Stellen –<br />

auch im <strong>WOLL</strong>-<br />

Gebiet - an denen<br />

kostenlos Superfood<br />

geerntet<br />

werden kann. ■<br />

Bürgermeister Thomas Schöne<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 7


8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Perspektive<br />

Die <strong>Möhnesee</strong>-Staumauer bei Günne.<br />

Matthias Koprek<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 9


Mausespeck für<br />

Mutige und Neugierige<br />

Christa Middendorf, die menschenliebe<br />

Künstlerin aus <strong>Rüthen</strong><br />

Monika Loerchner<br />

S. Droste<br />

Zielstrebig, wenn es um Projekte geht<br />

Die 14-jährige Christa aus Magdeburg war in der 7c, als sie einen<br />

Malwettbewerb zum Thema “1. Mai” gewann. Der Schulleiter bat<br />

sie, das Motiv noch einmal stark vergrößert zu malen, um damit<br />

eine ganze Schulwand zu schmücken – nur woher so eine große<br />

Leinwand nehmen?<br />

„Wir lebten in der Bahnhofstraße, unweit des Hochhauses, in<br />

dem die Zeitung ‚Volksstimme‘ saß“, erzählt Christa Middendorf,<br />

„Von draußen konnte man die großen Rotationswalzen sehen, auf<br />

die dann gedruckt wurde. Unzählige Meter Papier. Also ging ich<br />

schnurstracks hinein, sprach einen Mitarbeiter an – und durfte mir<br />

ein 10 Meter langes Stück Papier mitnehmen.“ 10 Meter Leinwand<br />

für die Wand im Klassenzimmer.<br />

Liebe zur Technik und Flucht in den Westen<br />

Ihr Leben verlief nicht ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte.<br />

Technikinteressiert war Christa schon als Kindergartenkind: „Es<br />

gab da diese Ausstellung der Magdeburger Halbkugeln von Otto<br />

von Guericke.“ Die Entstehung und Idee eines Vakuums fasziniert<br />

sie seit diesem Tag. „Am liebsten hätte ich Physik studiert“, bekennt<br />

die Künstlerin. Stattdessen absolvierte sie eine Lehre als Friseurin.<br />

1954 dann floh sie mit einer Freundin in den Westen. „Dort hätte<br />

ich wohl studieren können. Da ich aber kein politischer Flüchtling<br />

war, bekam ich als Unterstützung nur 40 Mark. Also hieß es:<br />

arbeiten!“<br />

Die Töpferstube<br />

Ein Jahr verbrachte sie in der Schweiz, wo sie Kinder betreute und<br />

im Haushalt half. Danach kehrte sie als verheiratete Frau mit ihrem<br />

Mann zurück nach Deutschland, in <strong>Rüthen</strong> ließ sich das Paar nieder.<br />

Vier Jahre nachdem sie ihre Töpferstube eröffnete hatte, bezogen<br />

sie 1984 das Haus gegenüber der Grundschule, die Töpferstube<br />

10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


zog gleich mit. Demnächst will die Künstlerin ihre Werke mit<br />

Hilfe eines Bekannten auch über das Internet verkaufen.<br />

Das Töpfern hatte sie von ihrer Tochter Judith gelernt, die<br />

eine Ausbildung zur Töpferin absolviert hatte. Die brachte es<br />

dann auch ihrer Mutter bei. Christa Middendorf fertigt heute<br />

sogar Werke aus dem schwer zu verarbeitenden <strong>Rüthen</strong>er Ton<br />

an. „Dafür habe ich ein spezielles Waschverfahren entwickelt.“<br />

Das kleine Fachwerkhaus, in dem sie lebt, zieht Blicke auf<br />

sich. Nicht aufgrund seiner Makellosigkeit, sondern wegen<br />

seiner Originalität. Viele Menschen, besonders viele Kinder<br />

gehen täglich diesen Weg. Keinen Blick auf das Haus zu werfen,<br />

ist fast nicht möglich. Manchmal bleiben die Menschen<br />

auch stehen und werfen einen Blick durch die Fenster, denn<br />

dort sitzt Christa Middendorf und macht das, was ihr seit<br />

Kindesbeinen an besondere Freude bereitet hat: Sie malt. „Am<br />

liebsten in der Küche; da habe ich Nordlicht“.<br />

Und immer wieder Bilder<br />

Wer Christas Töpferstube betritt, sieht sich von zahlreichen<br />

Blumengemälden in kräftigen Farben umgeben. Die fünffache<br />

Mutter malt, was sie sieht und wie sie es sieht. „Ich mag es<br />

nicht, einfach etwas abzumalen.“ Oft malt sie Bilder, die an<br />

ganz besondere Menschen gehen. „Ich bekam zum Beispiel<br />

neulich eine Anfrage nach zwei gelben Bildern.“ Andere Motive<br />

gehen an Menschen, denen sie damit ihren Dank ausdrücken<br />

möchte. Oder an trauernde Menschen, denen sie damit<br />

Mut machen und wieder ein Stück Lebensfreude schenken<br />

möchte.<br />

Freude bereiten<br />

Lebensfreude ist überhaupt das, was die Künstlerin ausmacht.<br />

„Ich will“ lautet ihr Lebensmotto. Und das, was die Künstlerin<br />

besonders „will“, ist anderen Menschen eine Freude zu bereiten.<br />

Lange Zeit gab sie Grundschulkindern kostenlos Nachhilfe.<br />

Und wer sich traut zu klingeln, bekommt auch heute<br />

noch ein Stück Mausespeck oder die bekannten Kaubonbons.<br />

Die 84-jährige Christa Middendorf arbeitet noch immer gern<br />

und viel. „Wenn ich mal da oben ankomme, möchte ich nicht<br />

sagen müssen, ich hätte nur zugesehen.“ Auch ihre Kunst soll<br />

zum Handeln und Nachdenken anregen. Doch nicht auf bedrückende,<br />

sondern auf die ihr eigene leichte und positive Art<br />

möchte sie „die Freiheit zeigen, das Ungezwungene.“ ■<br />

Die Töpferstube besteht seit 40 Jahren.<br />

www.meinfliegengitter.de<br />

• Spannrahmen für Fenster<br />

• Dreh- und Pendeltür<br />

• Rollos für Fenster und Türen<br />

• Schiebetür<br />

• Plissee<br />

• Lichtschachtabdeckung<br />

Der nächste<br />

Sommer kommt bestimmt...<br />

die Insekten übrigens auch!<br />

Produktion:<br />

Lütke Haar 13<br />

59602 <strong>Rüthen</strong><br />

Büro:<br />

Im Krummen Hagen 32<br />

59602 <strong>Rüthen</strong><br />

Mobil: 0170 20 47 995<br />

Tel.: 02952 47 900 47 | Fax: 02952 47 900 83<br />

Mail: info@meinfliegengitter.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 11


Mein „Kreis-Soest-ABC“<br />

<strong>WOLL</strong> hat Landrätin Eva Irrgang gebeten für die <strong>Winter</strong>ausgabe des <strong>WOLL</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong>s ein Sauerland-ABC zu erstellen. Aus verständlichen Gründen hat die<br />

Landrätin natürlich daraus ein “Kreis-Soest-ABC” gemacht. 2007 wurde Eva<br />

Irrgang erstmalig zur Landrätin des Kreises Soest gewählt. In diesem Jahr erfolgte<br />

mit 56,81 Prozent der Stimmen eine erneute Bestätigung für die Amtsinhaberin<br />

bis 2025.<br />

Eva Irrgang<br />

– Landrätin des Kreises Soest<br />

Ausflüge in die 14 Städte und Gemeinden<br />

des Kreises Soest lohnen<br />

immer. Nicht nur wegen der vielen<br />

Sehenswürdigkeiten, sondern auch<br />

wegen vieler attraktiver Feste und Feiern.<br />

Nicht nur Lokalpatrioten hoffen,<br />

dass im nächsten Jahr viele Gäste wieder<br />

unbeschwert feiern können.<br />

Bier fällt einem ein, wenn man an<br />

<strong>Warstein</strong> denkt. Das ist richtig, weil<br />

eine Weltmarke dort zu Hause ist.<br />

Wissenswert und wichtig ist aber<br />

auch, dass die Stadt mit etwa 5.000<br />

Hektar Wald der drittgrößte Waldbesitzer<br />

in Deutschland ist. Das ist<br />

in Zeiten von Klimawandel, Trockenheit<br />

und Borkenkäfer mit vielen<br />

Sorgen verbunden. <strong>Warstein</strong> wurde<br />

zur PEFC-Waldhauptstadt 2020 und<br />

2021 gekürt.<br />

Christliches Leben prägt den Kreis<br />

Soest, die schönen Kirchen in den<br />

Städten und Gemeinden sind weithin<br />

sichtbar und legen Zeugnis davon<br />

ab. Wallfahrer pilgern zum Werler<br />

Gnadenbild oder zum Ida-Schrein in<br />

Herzfeld und bitten um Schutz, Hilfe<br />

und Trost.<br />

Die <strong>Warstein</strong>er Internationale Montgolfiade<br />

ist ein besonderes Highlight.<br />

Jedes Jahr im Sommer treffen sich<br />

23 12 - <strong>WOLL</strong><br />

<strong>Winter</strong> 2020<br />

Ballonpiloten, ihre Crews und Fans<br />

der bunten Luftgefährte bei Deutschlands<br />

größtem Ballonfestival.<br />

Entdeckungen im Reich der Sinne<br />

ermöglichen bekannte Künstler, die<br />

unsere Heimat hervorgebracht hat.<br />

Namen wie Hugo Kükelhaus oder<br />

Hans Kaiser sind wohlbekannt.<br />

Fantastische Aussichten gewähren im<br />

Kreis Soest der Lörmecke-Turm, der<br />

<strong>Möhnesee</strong>-Turm. Die beiden Türme<br />

bieten an der Sauerland-Waldroute<br />

die Möglichkeit, den Blick über<br />

Baumwipfel schweifen zu lassen. Die<br />

Stahlkonstruktion Skywalk Möhnetal<br />

ragt 30 Meter weit über den Liethsteilhang<br />

hinaus und erschließt einen<br />

einzigartigen Panoramablick über das<br />

Möhnetal bis in den Arnsberger Wald<br />

und auf dem Rückweg in die Ackerlandschaft<br />

der Soester Börde.<br />

Grünsandstein, heute auch als Anröchter<br />

Stein bezeichnet, ist ein prägendes<br />

Baumaterial im Kreis Soest.<br />

Er ziert Kirchen und Gebäude oder<br />

bildet Mauern, die Parks und Gärten<br />

umschließen. In der Dombauhütte<br />

der Soester Wiesenkirche, in der Restaurierungsarbeiten<br />

mit diesem Naturstein<br />

ausgeführt werden, existiert<br />

ein Grünsandstein-Museum.<br />

Hexen gibt es nicht nur im Märchen.<br />

Unschuldigen Frauen, aber auch<br />

Männern und Kindern, wurde in der<br />

frühen Neuzeit vorgeworfen, mit dem<br />

Teufel im Bunde zu sein und „Hexerei“<br />

oder „Zauberei“ zu betreiben.<br />

Der Hexenturm als besonderes Wahrzeichen<br />

der Stadt <strong>Rüthen</strong> steht für<br />

dieses dunkle Kapitel der Geschichte.<br />

Ideal sei die Konzeption für den neuen<br />

Kreis Soest, das befand die Landespolitik,<br />

als das neue Gebilde 1975<br />

zusammengeschmiedet und aus der<br />

Taufe gehoben wurde. Als Landrätin<br />

werde ich da nicht widersprechen,<br />

würde es aber anders ausdrücken: Wir<br />

leben in einem der schönsten Kreise.<br />

Jagd ist kein Freizeitvergnügen, sondern<br />

ein Beitrag zum Naturschutz.<br />

Eine wichtige Aufgabe übernehmen<br />

die Jäger derzeit auch bei der Tierseuchenvorbeugung.<br />

Denn angesichts<br />

der vordringenden Afrikanischen<br />

Schweinepest ist es wichtig, die Wildschwein-Population<br />

zu reduzieren.<br />

Köhlerei ist ein uraltes Handwerk. In<br />

<strong>Warstein</strong>-Hirschberg veranstaltet der<br />

SGV regelmäßig Köhlerwochen, die<br />

diesen alten Beruf greifbar machen.<br />

Ein schöner Brauch, ein tolles Engagement!<br />

Leben im Kreis Soest, dazu gehört<br />

Geselligkeit in allen Facetten. Sie findet<br />

sich in allen Orten. Eine<br />

ganze Schützenfest-Saison<br />

musste aber leider ausfallen.<br />

Wir alle wollen bald wieder<br />

A C B


die Gelegenheit haben, den Vogel abzuschießen,<br />

oder uns zumindest zum<br />

Zuschauen und Mitfiebern unter der<br />

Vogelstange einfinden.<br />

<strong>Möhnesee</strong> ist eine schöne Gemeinde<br />

und mit seinen 14 Ortsteilen ein touristisches<br />

Zentrum des Kreises Soest,<br />

auch weil der <strong>Möhnesee</strong> als Namensgeber<br />

bundesweit bekannt ist. Er ist<br />

ein Paradies für Wasservögel und ein<br />

beliebtes Ausflugsziel. Wer segeln,<br />

surfen, angeln, tauchen, baden, aber<br />

auch wandern oder radeln möchte,<br />

kommt am „Westfälischen Meer“, wie<br />

der flächengrößte Stausee in Nordrhein-Westfalen<br />

oft genannt wird, voll<br />

auf seine Kosten.<br />

Naturschutzgebiete: Im Kreis Soest<br />

gibt es derzeit über 90 ausgewiesene<br />

Naturschutzgebiete auf einer Fläche<br />

von 15.000 Hektar. Dies entspricht<br />

etwa 11 Prozent der Fläche des Kreises.<br />

Die Gebiete bieten zahlreichen<br />

Tier- und Pflanzenarten Rückzugsund<br />

Lebensraum und bewahren „naturraumtypische<br />

Landschaftsstrukturen“.<br />

Ohne Karneval müssen auch die<br />

Hochburgen im Kreis Soest im kommenden<br />

Jahr auskommen. Dazu gehören<br />

<strong>Warstein</strong>, <strong>Rüthen</strong> und <strong>Möhnesee</strong>.<br />

In <strong>Warstein</strong> beispielsweise finden<br />

normalerweise sogar zwei Rosenmontagsumzüge<br />

statt, und zwar in der<br />

Kernstadt einschließlich Suttrop sowie<br />

in Belecke.<br />

Partnerschaft: Der Kreis Soest pflegt<br />

über Grenzen hinweg einen Austausch<br />

mit dem Landkreis Strzelce Opolskie<br />

(Groß Strehlitz) in Polen. 2021 ist es<br />

runde 20 Jahre her, dass die Verbindung<br />

offiziell besiegelt wurde.<br />

Quellen entspringen in allen Städten,<br />

die am Hellweg liegen. Wasser<br />

ist ein Symbol des Lebens. Die Bibel<br />

nennt das Wasser sogar den Ursprung<br />

des Lebens. Der Kreis Soest ist also<br />

wirklich<br />

„lebenswert“.<br />

<strong>Rüthen</strong> hat<br />

trotz seiner relativ<br />

geringen<br />

Einwohnerzahl<br />

von gut<br />

10.000 Einwohnern<br />

das<br />

Recht, sich<br />

Stadt zu nennen.<br />

Denn<br />

das <strong>Rüthen</strong>er<br />

Stadtrecht,<br />

ehemals von<br />

Soest übernommen, diente anderen<br />

Städten als Vorbild für deren Rechtsordnung.<br />

Ein Stadtbummel in <strong>Rüthen</strong><br />

lohnt aber nicht nur wegen dieses historischen<br />

Privilegs.<br />

Salz war im Mittelalter eines der<br />

wichtigsten Handelsgüter der Orte<br />

am Hellweg. Das Baden in der Sole<br />

schloss sich an. Heute setzen die Bäder<br />

Sassendorf, Waldliesborn und Westernkotten,<br />

die weit über die Grenzen<br />

des Kreises Soest hinaus bekannt sind,<br />

auf erfolgreiche Reha-Maßnahmen<br />

und moderne Wellness-Angebote.<br />

Türme prägen die Silhouetten von<br />

Städten und Dörfern, sind aber auch<br />

bestimmende Landmarken einer Region.<br />

Die beste Aussicht in die Soester<br />

Börde und die Wälder des Sauerlands<br />

bietet der Bismarckturm, der auf der<br />

Haar zwischen Soest und dem <strong>Möhnesee</strong><br />

steht.<br />

Unternehmerisches Engagement ist<br />

der Garant für die prosperierende<br />

Wirtschaft im Kreis Soest. Die Wirtschaftsförderung<br />

Kreis Soest tut erfolgreich<br />

alles dafür, um unsere leistungsfähigen<br />

Firmen zu unterstützen.<br />

Vielfalt ist ein Synonym für das Soester<br />

Kreisgebiet. Im Norden finden<br />

sich die Lippe-Niederung und das beginnende<br />

Münsterland. Die Hellwegbörden<br />

mit fruchtbaren Ackerflächen<br />

prägen die Mitte. Den Übergang ins<br />

Sauerland markiert der Haarstrang.<br />

Südlich der Möhne dehnen sich die<br />

Höhen des Naturparks Arnsberger<br />

Wald aus, der zu den größten zusammenhängenden<br />

Waldgebieten<br />

Deutschlands gehört.<br />

Windräder finden sich auf dem<br />

Haarstrang aber auch in anderen Teilen<br />

des Kreises Soest zuhauf. Sie sind<br />

ein wichtiger Beitrag zur Energiewende<br />

und damit zum Klimaschutz. Entscheidend<br />

ist es, bei der Errichtung<br />

neuer Anlagen und beim Repowering<br />

die Menschen mitzunehmen und zu<br />

beteiligen.<br />

X steht in der Mathematik für eine<br />

Unbekannte. Durch vorausschauende<br />

Politik möchte ich alles dafür tun,<br />

dass die Weichenstellungen im Kreis<br />

Soest nicht in eine unbekannte Richtung<br />

vorgenommen werden.<br />

Yachten auf dem <strong>Möhnesee</strong> sind ein<br />

schöner Anblick, bei dem mir immer<br />

folgender Herbert-Grönemeyer-Liedtext<br />

einfällt: „Weg mit dem fixen Problem,<br />

ich will mehr Schiffsverkehr.“<br />

Zuckerrüben haben über Jahrhunderte<br />

die Kulturlandschaft im Kreis Soest<br />

geprägt und standen sinnbildlich für<br />

den Erfolg der Landwirte rund um die<br />

Soester Börde.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 24 2020 - <strong>WOLL</strong> - 13


380 Millionen Jahre Erdgeschichte<br />

und das Handwerk des Kalkbrennens<br />

Geopark Suttrop<br />

Monika Loerchner<br />

S. Droste<br />

W<br />

er sich für alte, wirklich alte Steine interessiert, ist im Geopark Suttrop genau richtig. Der jüngste Stein ist<br />

gerade mal 50 Millionen Jahre alt. Heiß geht es gleich nebenan zu. Dort steht ein originalgetreu nachgebauter<br />

Kalkofen, der zu regelmäßig in Betrieb gesetzt wird.<br />

Ortsheimatpfleger Bernhard Meyer<br />

Der Geo-Steinkreis<br />

„Alles begann mit dem Diamantenpfad“, erzählt der Suttroper<br />

Ortsheimatpfleger Bernhard Meyer. Dort kann man<br />

Gesteinsarten aus der Umgebung ansehen und anfassen.<br />

Der „jüngste“ Stein ist der Hornstein mit circa 50 Million<br />

Jahren, die ältesten Arten sind 380 Millionen Jahre alt.<br />

Passend dazu geben Schautafeln Informationen über die<br />

heimatliche Geologie. Benannt wurde der Pfad nach den<br />

weltweit berühmten „Suttroper Diamanten“, hexagonalen<br />

(sechseckigen) Quarzkristallen, die von der Natur geformt<br />

wurden und hier einfach aus dem Boden kommen.<br />

2017 legte der Heimatverein den Geo-Steinkreis an. Im<br />

äußeren Ring führen 36 Informationstafeln die Besucher<br />

durch 380 Millionen Jahre Erdgeschichte. Innen befinden<br />

sich Glasvitrinen, in denen rund 300 Mineralien ausgestellt<br />

werden. Außerdem gibt es 300 Meter vom Gelände


entfernt eine Aussichtsplattform an der Steilkante eines<br />

aktiven Steinbruchs. Im Ausstellungs- und Tagungsraum<br />

befinden sich ebenfalls Exponate und Informationsmaterial.<br />

Der Kalkofen<br />

Herzstück der Anlage aber ist der Kalkofen. Die Idee zu<br />

dem originalgetreuen Nachbau entstand 2005, der erste<br />

Probebrand fand 2008 statt. Rund 11.000 Stunden<br />

ehrenamtliche Arbeit und die Unterstützung zahlreicher<br />

heimischer Firmen sowie der NRW-Stiftung waren nötig,<br />

um dieses Projekt umzusetzen. „Um 1900 gab es im Umkreis<br />

drei Kalköfen, einen davon in meiner Nachbarschaft“,<br />

erzählt Bernhard Meyer. „Wir wollten zeigen, wie unsere<br />

Großväter aus Stein nützlichen Kalk getrennt haben.“<br />

Der Kalkofen misst unten etwa ein Meter mal ein Meter<br />

und wird nach oben hin breiter, sodass die obere Öffnung<br />

um die 3,5 Quadratmeter groß ist. Dieser Trichter hat ein<br />

Fassungsvermögen von sieben Kubikmetern.<br />

Kalksteinein<br />

wichtiger<br />

Rohstoff<br />

für viele<br />

EINSATZGEBIETE!<br />

instagram.com/<br />

westkalk<br />

:: Kalksteinsande und Edelsplitte für den Beton- und Straßenbau<br />

:: Kalksteinmehle für die Mörtel-, Glas- und Futtermittelindustrie, Landwirtschaft und Kraftwerke<br />

:: Rohkalksteine für die Zementindustrie<br />

Familienunternehmen mit Verantwortung<br />

Vereinigte <strong>Warstein</strong>er Kalksteinindustrie GmbH & Co.KG<br />

Kreisstraße 50 • 59581 <strong>Warstein</strong> • Tel.02902-97850-0 • <strong>WOLL</strong> Fax 02902-97850-88<br />

<strong>Winter</strong> 2020 - 15<br />

www.westkalk.de


Der Trichter des<br />

nachgebauten Kalkofens<br />

„Kalkbrennen ist dreckig, staubig und gefährlich.“<br />

„Zunächst wird kalkhaltiger Stein gebrochen, maximal<br />

zehn Zentimeter cm groß“, erklärt Bernhard Meyer. Unten<br />

im Ofen wird dann ein Tisch aufgebaut, auf den Holz<br />

geschichtet und dann entzündet wird. Darüber werden<br />

kalkhaltiger Stein und Koks* im Wechsel bis oben hin<br />

aufgeschichtet. Zwei Kammern zu beiden Seiten sorgen<br />

für Luftzufuhr. „Als Kinder sind wir als Mutprobe immer<br />

oben über den Kalkofen drüber gelaufen“, erzählt Bernhard<br />

Meyer und schmunzelt. „Der Betreiber hat zwar gut<br />

aufgepasst, aber ab und zu haben wir es geschafft.“ Rückblickend<br />

ein extrem gefährliches Unterfangen: „Der Stapel<br />

im Trichter hätte ja jederzeit nachgeben können.“<br />

Kalkbrennen, wie es unsere Großväter taten<br />

Ist der Ofen erst einmal an, werden schnell Temperaturen<br />

von 1.000 - 1.300 Grad Celsius erreicht. Die gilt es<br />

mindestens 24 Stunden zu halten. In der Regel führt der<br />

Heimatverein Suttrop mit den „Jungen Kalkbrennern“ das<br />

Spektakel einmal im Jahr Interessierten vor. Der Ertrag<br />

eines Brennvorgangs kann sich übrigens sehen lassen: Das<br />

Verhältnis zwischen Stein und gewonnenem Kalk beträgt<br />

3:1. Der so gewonnene Kalk wird auch heute noch vielfältig<br />

eingesetzt, etwa in der Stahl-, Kunststoff-, Glas- oder<br />

Bauindustrie oder zur Düngung.<br />

Ausflugsziel unter freiem Himmel<br />

Die Anlage des Heimatvereins Suttrop ist eine Erfolgsgeschichte:<br />

Das zunächst vom Heimatverein angepachtete<br />

Gelände konnte mit Hilfe von Unternehmen und der<br />

NRW-Stiftung 2020 gekauft werden. 700 bis 1.000 Besucher<br />

aus Deutschland und der ganzen Welt melden sich<br />

jedes Jahr zu den Führungen an.<br />

Derzeit finden keine Führungen statt, jedoch steht das<br />

Gelände mit seinen Exponaten den Besuchern offen.<br />

Neben dem Kalkofen befindet sich eine selbst zu bedienende<br />

Videoanlage, über die Besucher sich unter anderem<br />

den ersten Probebrand anschauen können. Die Mediathek<br />

enthält außerdem einen Film über die nicht öffentlich<br />

zugängliche Liethhöhle.<br />

*Koks ist ein Brennstoff, der aus Kohle gewonnen wird.<br />

Er ist poröser als diese und stark kohlenstoffhaltig. Beim<br />

Verbrennen von Koks fällt im Vergleich zur Kohle weniger<br />

Rauch, Ruß und Schwefel an. ■<br />

16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


..<br />

GL CK<br />

HUFEISEN BRINGEN<br />

Christel Zidi<br />

Auf jeden Fall dann, wenn sie auch von einem Pferd<br />

getragen wurden und sieben Löcher haben.<br />

Warum ist eigentlich dieser früher so ganz normale Gebrauchsgegenstand<br />

zum Symbol für Glück geworden?<br />

Nun, einmal, weil Hufeisen aus Eisen gefertigt werden<br />

– und dieses Material galt früher zauberabwehrend.<br />

Und den Handwerkern, die Hufeisen herstellten, den<br />

Schmieden, traute man schon immer überirdische<br />

Kräfte zu. Einer, der so hartes Material wie Eisen formen<br />

kann …<br />

Auch der eigentliche Träger des Hufeisens, das Pferd,<br />

zählt zu den magischen Tieren. Pferden sagte man eine<br />

Verbindung zur jenseitigen Welt nach. Klar, wie sonst,<br />

sollte Wotan, der höchste Gott der Germanen, denn<br />

sonst auf der „Wilden Jagd“ unterwegs gewesen sein? ■<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo. - Fr. 09:00 Uhr - 18:00 Uhr<br />

Sa. 09:00 Uhr - 14:00 Uhr<br />

< EU-Neuwagen bis zu 30% unter UVP<br />

< Jahres- und Gebrauchtwagen<br />

< Lagerfahrzeuge & Wunschbestellungen<br />

< Markenunabhängige Beratung<br />

< Inzahlungnahme von Gebrauchtwagen<br />

Budde Automobile GmbH<br />

Industriepark Belecke (Nord)<br />

Friedrich-Harkort-Str. 5<br />

59581 <strong>Warstein</strong>-Belecke<br />

Telefon: 0 29 02 / 97 80-0<br />

info@budde-automobile.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 17<br />

www.budde-automobile.de


Wer war das eigentlich… Erich Dassel?<br />

Viele <strong>Warstein</strong>er Straßen wurden nach verdienten<br />

Bürgern benannt<br />

Britta Melgert<br />

Haus Dassel<br />

Ü<br />

berall in <strong>Warstein</strong> und Umgebung sind Straßen<br />

nach früheren Bürgern benannt. Doch wer waren<br />

diese Menschen? <strong>WOLL</strong> hat mal recherchiert…<br />

Erich Dassel wurde 1892 in Allagen als Sohn des Unternehmers<br />

Georg Anton Dassel und dessen Ehefrau Maria<br />

Karoline geboren. Er wuchs zunächst in Allagen auf, wurde<br />

aber in späteren Schuljahren in weiter entfernte Schulen<br />

gegeben. Nach dem Erreichen der Oberprimarreife kam<br />

er in die Heimat zurück, um im väterlichen Marmor- und<br />

Granit-Werk eine Kaufmannslehre zu absolvieren.<br />

In Allagen und Carrara zuhause<br />

Die Metropole der Marmorgewinnung war seinerzeit Carrara.<br />

Und so verbrachte Erich Dassel anschließend einige<br />

Jahre in der dortigen Betriebsabteilung des Unternehmens.<br />

Es folgte die Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg und<br />

anschließend wieder die Aufgaben im Familienunternehmen,<br />

das während des Krieges stark gelitten hatte und nun<br />

mühsam wieder aufgebaut werden musste. Der Vater war<br />

1943 verstorben und so leiteten Erich und seine Brüder das<br />

Werk. Man spricht davon, dass bereits 1947 wieder 250<br />

Arbeitsplätze geschaffen worden waren.<br />

Familientradition, Heimatliebe und<br />

politische Verantwortung<br />

Doch nicht nur die unternehmerische Nachfolge trat Erich<br />

Dassel an; er engagierte sich, wie bereits sein Vater, für<br />

den Sauerländischen Gebirgsverein. Zudem bemühte er<br />

sich von 1945 bis zu seinem Tod im Jahr 1956 als Bürgermeister<br />

um die Geschicke seines Dorfes.<br />

388 verkehrsberuhigte Meter: Die Erich-Dassel-Straße<br />

Zu Ehren von Erich Dassel wurde in Allagen eine Straße<br />

nach ihm benannt. Die 388 Meter lange Wohnstraße, in<br />

der sich auch die Feuerwache befindet, liegt ruhig in einer<br />

30er-Zone, ganz in der Nähe des Friedhofes, auf dem er<br />

einst bestattet wurde. ■<br />

18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Leben im Sauerland<br />

<strong>WOLL</strong><br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Verlags-Spezial<br />

Das Sauerland<br />

unter Strom<br />

<strong>WOLL</strong> – mit Herz und Hand von<br />

Das Sauerland unter Strom Seite 20<br />

Hasse chehört…? Seite 23<br />

Die Geschichte des Stroms im Sauerland Seite 24<br />

Strom zum Nulltarif? Seite 26<br />

Strom aus der Kraft des Wassers Seite 28<br />

Der Weg des Stroms Seite 30<br />

Kinder und die Elektrizität Seite 31<br />

Der Turbinenflüsterer Seite 32<br />

Pee Power Seite 35<br />

Energisch für Erneuerbares Seite 36<br />

E-Mobilität für Handwerker Seite 38<br />

E-Mobilität Infrastruktur Seite 39<br />

Strom im Haushalt Seite 40<br />

Liebe, eine Art Elektrizität Seite 42<br />

Grundversorger im Sauerland Seite 43<br />

Unternehmensportrait: CAB e-design Seite 44<br />

Im Westen was Neues Seite 46<br />

F.Lux Schülerlabor Seite 47<br />

Der Mensch unter Strom Seite 48<br />

Blitzableiter versus Donnerkeil Seite 50<br />

...und weitere hochspannende Themen ab Seite 51<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 19


Das Sauerland unter Strom<br />

Starke und stromintensive Industrieregion:<br />

Plädoyer für regionale Wertschöpfung<br />

Paul Senske<br />

Iris Böning<br />

Strom ist ein faszinierender Energieträger. Ein Leben<br />

ohne Strom ist kaum vorstellbar. Seit der Liberalisierung<br />

des Energiemarktes, der damit verbundenen<br />

Privatisierung sowie der beschlossenen Energiewende hat<br />

der Strommarkt eine starke Dynamik entwickelt, die auch<br />

im Sauerland festzustellen ist. Bis zu 100 Stromanbieter<br />

liefern vor Ort die Energie. Als starke Industrieregion<br />

ist die heimische Region besonders stromintensiv. Im<br />

Gegensatz zum Bundestrend ist der Anteil des Stroms aus<br />

erneuerbaren Energien in der Region mit unter 15 Prozent<br />

gering. Unabhängig vom Strommix plädieren lokale<br />

Akteure für „eine dezentrale Versorgung mit großer Wertschöpfung<br />

für die Region als zukunftsweisenden Weg“.<br />

Davon sind jedenfalls Christoph Rosenau und Siegfried Müller<br />

fest überzeugt. Sie sind die beiden Geschäftsführer der HochsauerlandEnergie<br />

GmbH, dem Energieversorgungs-Unternehmen<br />

der Städte Meschede und Olsberg sowie der Gemeinde<br />

Bestwig. Gesellschafter sind die HochsauerlandWasser GmbH<br />

und die Stadtwerke Lippstadt GmbH. Derzeit versorgt die<br />

HochsauerlandEnergie rund 17.200 „Abnahmestellen“ mit<br />

Strom und 6.500 mit Gas. Gleichzeitig ist das Unternehmen<br />

alleinige Gesellschafterin der Hochsauerland-Netze GmbH &<br />

Co. KG, die ihrerseits Eigentümerin der Strom- und Gasnetze<br />

in Bestwig, Meschede und Olsberg ist und diese gegen<br />

Zahlung einer Pacht von der Westnetz GmbH, einer Tochtergesellschaft<br />

von Westenergy AG, betreiben lässt. „Strom ist ein<br />

Grundbedürfnis für die Menschen, die dezentrale Versorgung<br />

ist der Weg der Zukunft“, sagt Müller, der technische Geschäftsführer<br />

der beiden Gesellschaften. „Die lokalen Stromanbieter<br />

bringen die Wertschöpfung ins Sauerland, weil durch<br />

günstige Preise das Geld bei den Kunden, also in der Region,<br />

bleibt. Zudem profitieren die Kommunen von Steuern und<br />

Abgaben, die wir entrichten.“ Rosenau, der kaufmännische Geschäftsführer,<br />

sieht die Kundennähe als weiteres Kriterium an:<br />

„Der persönliche Kundenkontakt ist ein Pfund.“<br />

Darauf setzen auch die Stadtwerke Arnsberg und Brilon. In<br />

<strong>Warstein</strong> liefert unter anderen die <strong>Warstein</strong>er Verbundgesellschaft<br />

als lokales Unternehmen die Energie. Im Kreis Olpe ist<br />

die Bigge Energie GmbH & Co. KG der regionale Player. In<br />

den Gemeinden Diemelsee und Willingen spielt die Energie<br />

Waldeck-Frankenberg GmbH die dominierende Rolle.<br />

20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Fördern und Fordern!<br />

Nach diesem Motto bilden wir aus.<br />

Was bedeutet das?<br />

• Unterstützung und Hilfsbereitschaft<br />

Alle Mitarbeiter setzen sich für unsere Azubis<br />

ein und stehen mit Rat und Tat zur Seite.<br />

• Teamwork<br />

Alle Auszubildenden arbeiten gemeinsam an<br />

Projekten und tauschen sich in regelmäßigen<br />

Meetings untereinander aus.<br />

• Förderung der Persönlichkeit<br />

Die persönliche Weiterentwicklung unserer<br />

Azubis ist uns wichtig.<br />

• Abwechslungs- und umfangreich<br />

Unsere Auszubildenden durchlaufen auch<br />

ausbildungsfremde Abteilungen und erhalten<br />

einen Überblick des ganzen Unternehmens.<br />

Strommarkt ein kompliziertes Gebilde<br />

Der Strommarkt ist nach der Liberalisierung und teilweisen Rekommunalisierung<br />

ein nicht nur rechtlich kompliziertes Gebilde. Auf der einen Seite werben die<br />

Stromanbieter um Marktanteile. Auf der anderen Seite stehen die Eigentümer der<br />

Stromnetze. Es gibt Eigentümer, die die Netze selbst betreiben und Eigentümer, die<br />

das Netz an Betreiber verpachten. Der Verteilnetzbetreiber (DSO: „Distribution<br />

System Operator“) ist in seinem Gebiet für den Anschluss der Abnahmestellen an<br />

das Strom- und Gasnetz, für Instanthaltung und den sicheren Betreib zuständig.<br />

Alle 20 Jahre werden die Strom- und Gaskonzessionen neu vergeben. Alle drei<br />

Jahre legt die Bundesnetzagentur fest, welcher Stromanbieter für die Grund- und<br />

Ersatzversorgung zuständig ist. Grundversorger ist das Unternehmen, das im Netzgebiet<br />

vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom beliefert. „Jeder Haushaltskunde<br />

hat einen Anspruch auf diese Grundversorgung“, erklärt Siegfried Müller.<br />

Rund 100 Stromanbieter im Sauerland<br />

Der Blick auf den heimischen Strommarkt zeigt eine große Vielfalt. Seit der Liberalisierung<br />

vor 22 Jahren können Kunden den Stromanbieter wechseln. In Deutschland<br />

gibt es rund 900 entsprechende Unternehmen. Im Sauerland und der Region<br />

haben bis zu 100 Stromanbieter im jeweiligen Netzgebiet Kundenverträge. Willin<br />

Ab August 2021 bilden wir in einem<br />

neuen Ausbildungsberuf aus:<br />

Fachkraft für Lagerlogistik<br />

(m/w/d)<br />

Als Fachkraft für Lagerlogistik lernst du<br />

unsere Lager- und Versandbereiche mit<br />

moderner Lagerhaltung bis ins Detail<br />

kennen und entwickelst dich zum<br />

modernen Waren- und Logistikexperten.<br />

Du hast andere Interessen?<br />

Folgende Ausbildungsberufe bieten wir Dir:<br />

Elektroniker für Geräte und<br />

Systeme (m/w/d)<br />

Auch als Duales Studium bei der<br />

FH Soest<br />

Technischer Produktdesigner<br />

(m/w/d)<br />

Industriekaufmann (m/w/d)<br />

Auch als Duales Studium<br />

Weitere Informationen auf<br />

www.inotec-licht.de/karriere<br />

Ausbildung <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> bei 2020 INOTEC - 21<br />

Mit Sicherheit der richtige Weg!


gen (49) und Diemelsee (63) liegen unter dem Schnitt. Für die<br />

Grundversorgung sorgt in den meisten Gebieten E.ON: Im<br />

HSK sind es elf Kommunen, nur Bestwig (HochsauerlandEnergie)<br />

hat derzeit einen anderen Grundversorger. E.ON ist auch<br />

in der Gemeinden Ense, <strong>Möhnesee</strong> und <strong>Rüthen</strong> momentan der<br />

Grundversorger. In <strong>Warstein</strong> weist die <strong>Warstein</strong>er Verbundgesellschaft<br />

die meisten Kunden auf. In Olpe und Attendorn ist<br />

es die Bigge Energie, in Diemelsee und Willingen die Energie<br />

Waldeck-Frankenberg.<br />

Wo kaufen die Energieversorger den Strom ein? Eine Möglichkeit<br />

ist der Bezug über die Strombörsen, der größte Teil wird<br />

zwischen den Marktteilnehmern abgewickelt. Die HochsauerlandEnergie<br />

kauft den Strom „Over The Counter“: „Dieser sogenannte<br />

OTC-Handel erfolgt außerbörslich“, erklärt Siegfried<br />

Müller. „Wir kaufen bei vier bis fünf Stromhändlern.“ Einer<br />

der Händler ist die Repower AG, ein Energieversorgungsunternehmen<br />

mit Hauptsitz in der Schweiz. Von Repower erhält die<br />

HochsauerlandEnergie den „grünen Strom“, der mit dem „OK-<br />

Power-Label“ ausgezeichnet ist. Die Stadtwerke Brilon setzen<br />

vor allem auf Strom aus Norwegen. Die Bigge Energie verweist<br />

auf die „Kraft der Bigge“.<br />

meisten Windräder in der Region, im HSK sind es 144 und im<br />

Kreis Olpe 21.<br />

Der Blick in die Zukunft: „Wir setzen auf den dezentralen<br />

Weg“, betont Christoph Rosenau. „Es war ein wichtiger Schritt,<br />

ein Stück Daseinsvorsorge wieder in die kommunale Hand zu<br />

geben. Wir sind auf dem richtigen Weg. Unser Kundenstamm<br />

weist eine gesunde Basis auf, wir haben kaum Fluktuation und<br />

ein seit Jahren stetiges Wachstum an Kundschaft.“ Siegfried<br />

Müller formuliert ein ehrgeiziges Ziel: „Die Verteilernetze, die<br />

wir in Meschede, Bestwig und Olsberg verpachtet haben, müssen<br />

auch hier betrieben werden. Wir wollen auch der Grundversorger<br />

für Strom in allen drei Kommunen werden.“ ■<br />

Ausbau der Windkraft stagniert<br />

Was die Produktion von Ökostrom vor Ort betrifft, so hinken<br />

das Land NRW und die heimische Region dem Bundestrend<br />

deutlich hinterher. Nur 16,2 Prozent des Stromverbrauchs<br />

wurden 2019 in NRW durch erneuerbare Energien gedeckt.<br />

Für das Sauerland und Südwestfalen dürften das deutlich unter<br />

15 Prozent sein. Ein Grund ist die Stagnation beim Ausbau der<br />

Windkraft. Mit 290 Anlagen drehen sich im Kreis Soest die<br />

Christoph Rosenau und Siegfried Müller<br />

22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Hasse chehört…?<br />

Anke Kemper<br />

ma, Fine, wat is denn mit deinem Otto los,<br />

den kricht man jar nich mehr zu Jesicht.“<br />

„Sach<br />

„Jau, der is in seinem Bastelkeller am Fuckeln.<br />

Weißte, der macht doch jetzt auf Strom.“<br />

„Wie dat denn?“<br />

„Na, mit seinem Fahrrad, über diesen Dynamo und so<br />

nen Jedöns. Weißich auch nich, wie er dat meint, abba<br />

da sparen wa dann wenichstens den Strom für de janzen<br />

Cheräte im Haus.“<br />

„Haste Töne. Und dat lohnt sich?“<br />

„Dat hoffe ich, Lisbeth. Wir hatten nach der letzten Stromrechnung<br />

ma so jedacht, dat muss doch auch anders chehen,<br />

woll? Jetzt hat er für sein Fahrrad so nen Jestell jebaut<br />

und dann musser halt reichlich strampeln, um Spannung<br />

zu erzeujen.“<br />

„Ja biste jescheit? Für Spannung kannste abba auch anders<br />

sorjen. Sachma, wie viel Strom erzeucht man denn überhaupt<br />

mit so nem Drahtesel?“<br />

„Bei acht Stunden im Sattel chibt dat so unjefähr 400<br />

Watt. Da ham wa schon ma morjens de Kaffeemaschine<br />

am Laufen.“ „Donnerlittchen! Und wenn de mittags<br />

kochen willst?“ „Chet nich, chibt Rohkost. Is auch viel<br />

jesünder. Und am Wochenende chehen wa dann aus.“<br />

„Ach, und dat is umsonst? Hömma Fine, da chibt es<br />

doch auch andere Möchlichkeiten. Wie wäre es denn mit<br />

Solarenerjie? Da musste nix für tun, dat erledigt de Sonne<br />

von janz alleine.“<br />

„Is doch <strong>Winter</strong>, dat können wa uns ma für nächstes Frühjahr<br />

überlejen.“<br />

„So lange hält dat der Otto doch nich durch! Odda chest<br />

de auch aufn Sattel sitzen und strampeln?“<br />

„Dat schafft der Otto schon. Männlicher Ehrjeiz, weißte<br />

doch.“<br />

„Und wenn ich dich jetzt mit weiblichem Ehrjeiz zu<br />

mir aufn leckeren warmen Kakao mit frisch geschlajener<br />

Sahne und ner Waffel mit heißen Kirschen einlade, dann<br />

kommste sicha cherne mit.“<br />

„Da kannste einen drauf lassen, woll?“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 23


Leitungsbautrupp <strong>Rüthen</strong><br />

Die Geschichte des Stroms im Sauerland<br />

Christel Zidi<br />

Historisches Konzernarchiv RWE<br />

Mit der industriellen Revolution wurde Elektrizität<br />

nicht mehr nur von Wissenschaftlern<br />

erforscht, sondern auch im Alltag genutzt. Die<br />

ersten Sauerländer, die das elektrische Licht nutzten, waren<br />

die Niedermarsberger. Bereits 1893 nutzte die dortige<br />

Stadtberger Hütte mit Dampfkraft angetriebene Elektromotoren.<br />

Im westlichen Sauerland wiederum waren es die<br />

Neheimer, die als Erste „elektrifiziert“ wurden.<br />

Bevor in Privathaushalten der elektrische Strom genutzt werden<br />

konnte, waren es zunächst Fabrikanlagen, die davon profitierten.<br />

Das erste E-Werk im Sauerland wurde 1893 in Niedermarsberg<br />

gebaut, 1896 zog Neheim nach. Die beiden Werke<br />

erzeugten den Strom mittels Dampfkraft. Später nutzte man<br />

vielfach die Kraft des Wassers, und zwar von den Bächen und<br />

Flüssen Alme, Diemel, Henne, Neger, Röhr, Ruhr, Stockumer<br />

Bach und auch Lenne und Salwey.<br />

Westfalens geschaffen worden. Der rasche Prozess - von der<br />

Stromnutzung nur weniger Konsumenten bis hin zur öffentlichen<br />

Versorgung für viele Verbraucher - zeigte durchschlagenden<br />

Erfolg. Schon bald war Elektrizität keine teure Angelegenheit<br />

mehr, sondern eine alltägliche Selbstverständlichkeit.<br />

Im Handwerk und im Kleingewerbe wurden Elektromotoren<br />

schon früh als „bester Geselle“ angesehen, die Industrie inter-<br />

Accumulatorenfabrik Hoppecke, Kreis Brilon, 1958<br />

In den ländlichen Regionen des Sauerlandes vollzog sich die<br />

Elektrifizierung nur langsam und vereinzelt. Erst am Vorabend<br />

des ersten Weltkriegs waren die technischen, wirtschaftlichen<br />

und politischen Grundlagen für die extensive Elektrifizierung<br />

24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />

Elektrische Dreschmaschine, Soest, 1954


Wasserkraftwerk Steinhelle, Francis-Turbinen, 1929<br />

Trafotransport in Neheim, Anfang 1920er Jahre<br />

Die ersten E-Werke im Sauerland<br />

1893 Niedermarsberg<br />

1896 Neheim<br />

1899 Sundern-Stockum<br />

1902 Arnsberg /<br />

Bestwig / Herdringen<br />

1903 Gleidorf / Sundern<br />

1904 Meschede<br />

essierte sich schnell für mehr als nur die elektrische Beleuchtung.<br />

Der Bereich der Kleineisenindustrie zählte bald zu den<br />

wichtigsten Stromverbrauchern.<br />

Elektrisches Licht gab es zunächst nur in betuchten Privathaushalten.<br />

Nur langsam kam der Strom auch bei den ärmeren<br />

Menschen an: Während nach und nach der Strompreis gesenkt<br />

wurde, stieg der Preis für das traditionelle und immer knapper<br />

werdende Petroleum.<br />

Mit dem Einzug der Elektrifizierung wurde die Stadt Arnsberg<br />

mehr und mehr zum wichtigen Wirtschaftsstandort. Neheim-<br />

Hüsten entwickelte sich bald zur „Stadt der Leuchten“ und<br />

auch die übrigen Städte und Gemeinden des Sauerlandes, allen<br />

voran Brilon als wichtiger Standort für die Herstellung von<br />

Batterien, zogen nach. ■<br />

1905 Alme / Brilon<br />

Oberkirchen / <strong>Warstein</strong><br />

1906 Belecke /<br />

Meschede / Westheim<br />

1907 Eslohe<br />

1908 Hirschberg /<br />

Hoppecke<br />

1909 Freienohl<br />

1910 <strong>Winter</strong>berg<br />

1911 Fredeburg<br />

1912 Bredelar /<br />

Finnentrop<br />

SONNE TANKEN!<br />

Photovoltaik und Ladetechnik vom Fachmann<br />

www.solaranlagen-hsk.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 25


Anzeige<br />

STROM<br />

Ja, kostenloser Meerhofer<br />

Strom für Meerhofer Bürger<br />

ZUM NULLTARIF?<br />

Petra Kleine<br />

sabrinity<br />

Kein Atomkraftwerk, keine unsaubere<br />

Kohleverbrennung, sondern Windräder,<br />

die umweltfreundlichen Strom<br />

erzeugen, prägen das Bild von Meerhof,<br />

einer Gemeinde am Rande des Sintfeldes.<br />

Zusammen mit den angrenzenden Gebieten<br />

von Bad Wünnenberg und Lichtenau<br />

steht hier eines der größten zusammenhängenden<br />

Windkraftgebiete Deutschlands.<br />

Rund 130 MegaWatt Strom sollen<br />

zukünftig von den beiden Meerhofer<br />

Windparks produziert werden, soviel<br />

wie von einem kleinen Atomkraftwerk.<br />

Aber der Meerhofer Strom ist<br />

„sauber“, wie es so schön heißt. Er<br />

stammt aus regenerativen Energien<br />

und steht somit nicht nur heutigen,<br />

sondern auch zukünftigen Generationen<br />

zur Verfügung. Neuerdings<br />

ist er für interessierte Meerhofer<br />

sogar umsonst. Die Betreiber-<br />

gesellschaften des Windparks Meerhof übernehmen für<br />

mindestens fünf Jahre den reinen Strompreis, sodass lediglich<br />

die Steuern, Umlagen, Abgaben und Netzkosten vom<br />

Kunden getragen werden müssen. Das Angebot gilt bis<br />

5.000 kWh pro Haushalt und Jahr, bei Mehrgenerationenhäusern<br />

sogar bis 7.000 kWh.<br />

Mit dieser Aktion möchten die Betreiber von zwei Meerhofer<br />

Windparks (Windpark Heubusch mit den Geschäftsführern<br />

Christoph Luis und Josef Dreps, sowie<br />

Windpark Grüner Weg Meerhof mit Geschäftsführer<br />

Michael Flocke), dass sich die Anwohner noch mehr mit<br />

dem Projekt identifizieren. Zusammen mit dem Vermarkter<br />

Westfalen Wind Strom ist das nun gelungen. Schon<br />

über 300 Haushalte haben sich für „eigenen Strom aus<br />

frischem Meerhofer Wind“ entschieden.<br />

(K)eine windige Erfolgsgeschichte<br />

Die Grundstimmung im Ort ist durchweg positiv. Von<br />

den 84 Anteilseignern, der Eigentümergemeinschaft,<br />

kommen fast alle aus Meerhof. Ortsansässige Vereine<br />

werden seit Jahren von den Grundeigentümern und Betreibern<br />

der Anlagen unterstützt.<br />

Christoph Luis, Petra Kleine (<strong>WOLL</strong>), Michael Flocke, Josef Dreps (vlnr)<br />

26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


In Meerhof blickt man bereits auf<br />

eine lange Erfolgsgeschichte zurück:<br />

Mitte der 90er Jahre wurden die ersten<br />

kleineren Anlagen, damals noch<br />

mit Gittermasten, in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft in Lichtenau errichtet.<br />

Zur Jahrtausendwende wurde dann<br />

der Windpark Meerhof in Betrieb<br />

genommen. Zu jener Zeit war er der<br />

größte Europas. „Sogar der damalige<br />

Umweltminister Jürgen Trittin kam<br />

zur feierlichen Einweihung,“ erinnert<br />

sich Michael Flocke. Die Stadt<br />

Marsberg hatte frühzeitig Windvorrangzonen<br />

ausgewiesen, auf denen<br />

Windräder errichtet werden durften.<br />

So konnte Windkraft sinnvoll<br />

gebündelt werden und es herrschte<br />

Planungssicherheit. 2017 wurde der<br />

Flächennutzungsplan überarbeitet<br />

und das Gebiet vergrößert.<br />

Mit Wind-Energie<br />

in die Zukunft<br />

Zunächst kamen fremde Investoren,<br />

die aber nach der Inbetriebnahme<br />

weit weg waren. Es gab weder Ansprechpartner<br />

vor Ort noch Unterstützung<br />

für die Region. So sind die<br />

Landwirte selbst aktiv geworden. „Ich<br />

bin da einfach so reingerutscht,“ erzählt<br />

Christoph Luis. „Wir waren uns<br />

als Grundeigentümer einig, dass Einheimische<br />

das selber regeln können.<br />

Als Landwirte wussten wir doch am<br />

besten, was vor Ort zählt. Wir wollten<br />

keinen Streit untereinander und<br />

das hat auch geklappt. Wir waren uns<br />

einig, dass die Wertschöpfung hier<br />

vor Ort stattfinden sollte. Michael<br />

Flocke ist ein gutes Beispiel. Er war<br />

von Anfang an dabei und hat vor Ort<br />

Pionierarbeit geleistet. Inzwischen<br />

sind alle Firmen mit Sitz in Marsberg<br />

gemeldet und die Gewerbesteuern<br />

bleiben in der Kommune.“<br />

Josef Dreps ergänzt: „Unser Wohlstand<br />

braucht auch in Zukunft Energie,<br />

erneuerbare Energie. Duschen,<br />

baden, fernsehen, das alles geht nicht<br />

ohne Strom. Ältere Anlagen werden<br />

nach und nach rückgebaut und<br />

durch neue, leistungsstärkere und<br />

vor allem energieeffizientere ersetzt.<br />

Rund 150 Millionen Euro sollen bis<br />

2022 in dieses Projekt der Energie<br />

von morgen fließen. Durch dieses<br />

sogenannte Repowering wird der<br />

Stromertrag im Gebiet verdreifacht.<br />

Jedes einzelne Windkraftwerk kann<br />

circa 2000 Haushalte mit sauberem<br />

Strom versorgen.“<br />

Weitere Information erhalten Sie<br />

unter 0170 / 794 27 39 ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 27


Strom aus der Kraft des Wassers<br />

Die Stauseen des Sauerlandes und das Pumpspeicherwerk Rönkhausen<br />

Christel Zidi<br />

Mark-E/Carsten Engel<br />

K<br />

aum noch eine Mühle<br />

klappert „am rauschenden<br />

Bach …“. Turbinen haben<br />

die Arbeit der Mühlenräder übernommen.<br />

Geblieben ist das Grundprinzip<br />

bei der Nutzung der Wasserkraft:<br />

Umwandlung der Wasserenergie<br />

(Strömung) sowie der potenziellen<br />

Energie - also der Höhendifferenz an<br />

Aufstauungen - in nutzbare Energie.<br />

Generatoren wandeln die Kraft des<br />

Wassers in Strom um. Und das gleich<br />

an mehreren Stauseen im Sauerland.<br />

Während das erste Wasserkraftwerk<br />

1880 in England (Northumberland)<br />

in Betrieb ging, wurden im Sauerland<br />

erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

die ersten Stauseen gebaut. Sie dienen<br />

einerseits als Wasserreservoir, andererseits<br />

zur Gewinnung von Strom. So hat der<br />

Diemelsee eine jährliche Stromleistung<br />

von 2,5 Gigawattstunden, der Hennesee<br />

5,8, der Sorpesee 7,4, der <strong>Möhnesee</strong> 15<br />

und der Biggesee 22 Gigawattstunden.<br />

Das Speichern der Energie<br />

Schwieriger als die Erzeugung von Strom<br />

ist das Speichern elektrischer Energie.<br />

Dazu dienen sogenannte Pumpspeicherkraftwerke<br />

(PSW). Das PSW besteht aus<br />

zwei Wasserbecken aus unterschiedlichen<br />

Höhen. Gespeichert wird die Energie<br />

im oberen Becken. Die Stromerzeugung<br />

erfolgt durch das Ablassen des Wassers<br />

in das untere Becken. Das Wasser treibt<br />

dabei Turbinen an, die den elektrischen<br />

Strom produzieren. Die potenzielle Energie<br />

aus dem höher gelegenen Speicherbecken<br />

kann ganz nach Bedarf abgerufen<br />

werden. Und das sogar in Sekundenschnelle.<br />

Das Ausgleichswerk<br />

PSW haben die vorrangige Aufgabe,<br />

Schwankungen in der Energieversor-<br />

28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


gung, wie sie z. B. bei erneuerbaren Energien<br />

immer wieder vorkommen können,<br />

auszugleichen. Bei geringer Nachfrage<br />

nehmen diese Werke ein Überangebot<br />

von elektrischer Energie im Stromnetz<br />

auf, in Spitzenverbrauchszeiten wird die<br />

Energie dann wieder ins Netz gegeben.<br />

Das geht jedoch nicht ohne Verluste. In<br />

Pumpen, Turbinen und Wasserleitungen<br />

geht so einiges der gespeicherten Energie<br />

verloren. Genauer gesagt beläuft sich der<br />

Verlust bei modernen Anlagen auf 15 bis<br />

25 %. Vergleicht man diese Verluste mit<br />

denen anderer Speicherarten sind diese<br />

zwar recht hoch, dafür sind die Investitionskosten<br />

und die Kosten pro gespeicherter<br />

Kilowattstunde geringer. PSW<br />

werden auch immer häufiger eingesetzt,<br />

um Einspeisungen aus der Windkraft<br />

aufzunehmen.<br />

Ein energiegeladener<br />

Touristenmagnet<br />

In der Gemeinde Finnentrop liegt das<br />

Rönkhauser Pumpspeicherwerk, eines<br />

der beiden Pumpspeicherwerke in NRW<br />

(das andere befindet sich in Herdecke).<br />

Es verfügt über eine installierte Leistung<br />

von 140 Megawattstunden, die sich<br />

gleichmäßig auf zwei Turbinen aufteilen.<br />

Diese Turbinen befinden sich – ebenso<br />

wie die beiden Motoren - im unterirdischen,<br />

kreiszylinderförmigen Krafthaus,<br />

das am Ende des Druckstollens liegt.<br />

Das Oberbecken hat eine Speicherkapazität<br />

von 735 Megawattstunden und<br />

kann Innerhalb von fünf Stunden befüllt<br />

oder geleert werden.<br />

Das Oberbecken des Rönkhauser<br />

Speicherwerkes auf dem Dahlberg (570<br />

Meter ü.NN) hat sich zu einem touristischen<br />

Magnet entwickelt. Sehenswert<br />

ist aber auch die Glingetalsperre, das<br />

Unterbecken des Speicherwerkes, das<br />

270 Meter tiefer im Tal liegt. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 29


Der Weg des Stroms<br />

Paul Senske<br />

Der Transport des Stroms von den Kraftwerken in die Haushalte ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung.<br />

Er erfolgt über Übertragungs- und Verteilernetze, wobei die Spannung in Umspannwerken schrittweise von<br />

380 KV (380.000 Volt) auf im Endeffekt 230 bzw. 400 Volt reduziert wird.<br />

In Deutschland gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber:<br />

Amprion GmbH, TransnetBW GmbH, 50Hertz Transmission<br />

GmbH und Tennet TSO GmbH. Daneben sind<br />

knapp 1.000 Verteilungsnetzbetreiber registriert. Die<br />

großen Übertragungsnetze transportieren den Strom über<br />

Höchstspannungs- (380 KV) und Hochspannungsleitungen<br />

(110 KV). Die regionalen und lokalen Verteilungsnetzbetreiber<br />

liefern über Mittel- und Niederspannungsnetze<br />

den Strom unter anderem in die Haushalte.<br />

Foto: www.amprion.net<br />

Ein Blick in den Hochsauerlandkreis: In Brilon-Nehden<br />

steht ein großes Umspannwerk, wo die Höchstspannung<br />

von 380 bzw. 220 KV auf 110 KV transformiert und<br />

weitergeleitet wird (Hochspannung). Diesen Strom nutzen<br />

unter anderem die Großindustrie oder die Deutsche Bahn.<br />

Die Reise des Stroms geht weiter, beispielsweise in die<br />

Umspannwerke in Freienohl, Bestwig, Meschede oder<br />

Olsberg, wo die Spannung auf bis zu 10 KV reduziert<br />

wird (Mittelspannung).<br />

Wie kommt der Strom schließlich in die Haushalte? Über die den Ortsnetzstationen angeschlossenen Mittelspannungskabel<br />

wird der Strom in kleine Transformationsstationen (Trafohäuschen) weitergeleitet. Die Spannung wird auf einen Niederspannungs-Wert<br />

von 230 bzw. 400 Volt reduziert. Die unterirdische Feinverteilung erfolgt schließlich über mehrere Leitungen<br />

zu den Verteilerkästen, die den Strom an Haushalte, Betriebe oder öffentliche Einrichtungen weiterleiten. ■<br />

30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


“Strom ist dafür da, dass die<br />

Lampen brennen.”<br />

“Woher der Strom kommt?<br />

Vom Wasserwerk und<br />

aus dem Wind.”<br />

“Strom ist gefährlich!”<br />

Kinder und die Elektrizität<br />

Stromexperimente im Haus der Kleinen Forscher<br />

Christel Zidi<br />

Jürgen Eckert<br />

Charlotte, Louis, Leander, Olivia, Sofie, Julius und Anton<br />

“Wenn es blitzt, ziehen<br />

wir alle Stecker aus den<br />

Steckdosen.”<br />

“Man darf nicht in<br />

die Steckdose fassen.”<br />

“Auf jeden Fall gab es<br />

den früher nicht.”<br />

„Haus der kleinen Forscher“ in der MON-<br />

TEKITA in Bestwig wird die Lust der Kinder<br />

Im am (Er-) Forschen gefördert. „Die Erkundung<br />

zur Welt” ist eines der Konzepte der Kindertagesstätte<br />

MONTEKITA in Bestwig.<br />

Dass Elektrizität zu unserer modernen Welt dazugehört, wissen<br />

selbst die Kleinen. Wie es sich anfühlt, wenn man einen ganzen<br />

Tag einmal auf Strom verzichtet, hat die Leiterin der Kindestagesstätte,<br />

Petra Hülshoff, schon einmal mit den Kindern<br />

ausprobiert. Und damit auch die Neugier der Kinder an diesem<br />

Thema verstärkt. Was die Mädchen und Jungen, für die in der<br />

KiTa auch ein eigener Experimentierraum zur Verfügung steht,<br />

schon so alles über den Strom wissen, haben sie uns bei unserem<br />

Besuch erzählt. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 31


Der Turbinenflüsterer<br />

Dr. Bernd Walters im vollen Einsatz<br />

für Wasserkraftwerke<br />

Das Kraftwerk in Wildshausen<br />

Britta Melgert<br />

S. Droste<br />

Erneuerbare Energiequellen<br />

– in Deutschland wird rund<br />

drei Prozent des erzeugten<br />

Stroms aus Wasserkraft gewonnen.<br />

Auch bei uns im Sauerland gibt es<br />

Wasserkraftwerke. Wir haben eines<br />

an der Ruhr bei Arnsberg-Wildshausen<br />

besichtigt und dabei Dr. Bernd<br />

Walters kennengelernt, der alte Anlagen<br />

wie diese am Leben erhält.<br />

Oft werden Kinder aufgefordert, gut<br />

aufzupassen, wenn ihnen Erwachsene<br />

etwas zeigen wollen. „Hier lernst du<br />

was fürs ganze Leben“, heißt es dann.<br />

Wenn Opa Walters vor rund 60 Jahren<br />

mit seinem Enkel Bernd unterwegs<br />

war, zog es beide oft zu alten Mühlen.<br />

Der Großvater hatte ein Faible für die<br />

dort erzeugte Energie, und so mancher<br />

Müller war stolz, seinen Besitz zu<br />

präsentieren. Logische Folge: Der Enkel<br />

wuchs wie selbstverständlich mit physikalischem<br />

und technischem Wissen<br />

auf, mit einer besonderen Vorliebe für<br />

Turbinen und das „Klappern der Mühle<br />

am rauschenden Bach“.<br />

Marode Mühle auf Ratenzahlung<br />

Doch bevor dieser Kindheitstraum für<br />

ihn Hand und Fuß annehmen sollte,<br />

studierte Bernd Walters Medizin und<br />

wurde Arzt. Eine Stelle im Dortmunder<br />

Krankenhaus, eine eigene Praxis<br />

in Brilon – so weit, so gut! Doch die<br />

Wasserkraft-Gedanken waren stets<br />

präsent. Als er eines Tages hörte, dass<br />

an der Möhne in <strong>Rüthen</strong> eine marode<br />

Mühle verkauft und abgerissen werden<br />

Dr. Bernd Walters<br />

sollte, sah er seine Chance gekommen.<br />

„Der alte Müller war so begeistert von<br />

meiner Idee „Restauration statt Abriss“,<br />

dass er auf Ratenzahlung einging“,<br />

erinnert sich Walters, und er räumt<br />

ein: „Ein solches Investment hätte ich<br />

mir damals gar nicht auf einen Schlag<br />

leisten können.“<br />

Einfache Rechnung: Eine Nachtschicht<br />

= eine neue Bohrmaschine<br />

Mit viel Zeit, Muskelkraft und Ideenreichtum<br />

hatte er grad sein erstes kleines<br />

Wasserkraftwerk in Gang bekommen,<br />

da kamen bereits die nächsten<br />

Verkäufer auf ihn zu. „Ich erwarb eine<br />

32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


zweite Mühle sowie eine Beteiligung an<br />

einem Kraftwerk in Allagen“, erzählt<br />

Walters. „Es war wie eine Mischung aus<br />

Hobby und Nebenerwerb. Na ja, verdient<br />

habe ich damit kaum etwas. Um<br />

mir diesen Spaß überhaupt leisten zu<br />

können, habe ich als Arzt Überstunden<br />

gemacht; gelegentlich für Dortmunder<br />

Fachärzte die Nachtschicht oder<br />

Wochenendnotdienste übernommen.<br />

Da habe ich immer gerechnet: Eine<br />

Nachtschicht bringt 600 Mark, und<br />

das bedeutet eine neue Bohrmaschine.<br />

Ja, so war das damals.“<br />

Der Verdacht liegt nah, es mit einem<br />

Workaholic zu tun zu haben, denn<br />

eigentlich bestand ja seine Freizeit aus<br />

„Rumbasteln“ an den Turbinen, Wellrädern,<br />

Generatoren etc. „Ach, das war für<br />

mich ein wunderbarer Ausgleich zum<br />

Dienst an den Patienten“, lacht Walters.<br />

„Ich hätte beides nicht missen wollen.“<br />

Die größte Herausforderung –<br />

mit Erfolg abgeschlossen<br />

Richtig Fahrt aufgenommen hat sein<br />

kleines Energieunternehmen allerdings<br />

erst mit dem Erwerb einiger Kraftwerke<br />

an größeren Flussläufen, beispielsweise<br />

an der Diemel bei Giershagen, an<br />

der Hoppecke bei Brilon-Wald, an der<br />

Ruhr in Wickede und das Kraftwerk<br />

in Wildshausen, das er uns heute zeigt.<br />

1873 ging das Kraftwerk erstmals in<br />

Betrieb, um zunächst Strom für eine<br />

Holzschleiferei, später für eine Zellstofffabrik<br />

zu erzeugen. Die Fabrik ist<br />

längst Geschichte, aber dank Bernd<br />

Walters wird hier immer noch Strom<br />

erzeugt, der heutzutage an Energieunternehmen<br />

abgegeben wird. „Man hatte<br />

hier in den 1990ern leider alles schon<br />

in Schutt und Asche gelegt“, so Walters.<br />

„Ich habe dann nächtelang alles mit<br />

eigenen Händen wieder hochgezogen.“<br />

Heute bezeichnet er dieses Projekt als<br />

seine größte, erfolgreich abgeschlossene<br />

Herausforderung.<br />

So sah es vor dem Neuaufbau aus.<br />

Stolz zeigt er uns das Gebäude: ein<br />

Mix aus neuen Mauern und antiken<br />

Fenstern, die steile Stahltreppe, die er<br />

selbst geschweißt hat – und natürlich<br />

die Gerätschaften. Das große Wellrad<br />

und der Generator fangen den ersten<br />

Blick des Besuchers. Ein untergestellter<br />

Traktor weist darauf hin, dass der,<br />

der hier zu tun hat, keinen digitalen<br />

Schreibtischjob betreibt. „Ja, hier<br />

geht’s auch schon mal zur Sache!“ sagt<br />

Walters und lacht, und er nimmt uns<br />

mit nach oben zum Wasserstau, wo wir<br />

heute vor dem Rechen der Anlage nur<br />

angeschwemmte Blätter sehen. Diese<br />

zu beseitigen, ist wohl ein Kinderspiel<br />

im Vergleich zu größeren Objekten.<br />

„Ich hab einem Landwirt so ´nen alten<br />

Mistkran abgekauft. Damit ist auch<br />

beispielsweise ein großer Ast schnell beseitigt“,<br />

weiß Bernd Walters. Er ist ganz<br />

in seinem Element.<br />

Energie für 2.200 Haushalte<br />

Und wenn es mal größere Probleme<br />

gibt? „Ich beschäftige Schlosser und<br />

Elektriker in Vollzeit, die sich um Turbinen<br />

& Co. kümmern, dazu diverse<br />

Teilzeitkräfte fürs Grobe. Zur Not bin<br />

UNSER SPEKTRUM<br />

Hilfe im Haushalt<br />

Botengänge<br />

Post, Erledigungen von<br />

Einkäufen<br />

oder Begleitung bei Einkäufen<br />

Begleitung bei<br />

Behörden- und Arztbesuchen<br />

Freizeitgestaltung<br />

Spaziergänge, Vorlesen,<br />

Unterhalten, Gesellschaftsspiele<br />

Vertretung bei Auszeit<br />

pflegender Angehöriger<br />

Rufen Sie uns an,<br />

wir beraten Sie gerne!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 33


ich ja auch rund um die Uhr erreichbar<br />

und fahre dann raus. Neben meinem<br />

heutigen Hauptjob als Betriebsarzt bin<br />

ich wöchentlich rund 25 Stunden in<br />

Sachen Wasserkraft tätig.“ Doch der<br />

Aufwand lohnt sich: „Der Gesamt-<br />

Output meiner Werke reicht für den<br />

umweltfreundlichen Energiebedarf für<br />

rund 2.200 Haushalte, das macht mich<br />

schon ein bisschen stolz.“<br />

Und so kämpft er an gegen schwimmende<br />

Objekte, gegen Schäden an den<br />

Anlagen – und gegen Interessenverbände.<br />

„Vorschriften und Auflagen müssen<br />

sein, machen es uns Betreibern aber<br />

auch nicht leicht. Dabei investieren<br />

wir beispielsweise in gute Fischtreppen<br />

und können von einer Fischschädlichkeit<br />

gleich Null sprechen“, versichert<br />

Walters.<br />

Ans Aufhören denkt Bernd Walters<br />

mit seinen 67 Jahren noch lange nicht.<br />

„Die Anlagen sind stabil und halten<br />

bestimmt noch 100 Jahre durch“,<br />

meint er. „Wenn ich mal nicht mehr<br />

kann, dann übernimmt mein Sohn das<br />

alles hier. Aber erst mal habe ich selbst<br />

hoffentlich noch lange Freude daran!“<br />

Wie recht doch der Großvater hatte, als<br />

er sagte „…da lernst du was fürs ganze<br />

Leben!“ ■<br />

GM - endlich ein Unternehmen,<br />

was sich persönlich und kompetent<br />

um Ihre Energiekosten kümmert!<br />

Das Team von GM hat es<br />

sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die Energieverträge seiner<br />

Kunden langfristig zu überwachen<br />

und die besten<br />

Preise auf Dauer sicher zu<br />

stellen.<br />

Hierzu zählt vor allem die<br />

Prüfung jeder Rechnung<br />

insbesondere des Arbeitsund<br />

Grundpreises sowie<br />

der jährlichen Verbrauchsmenge.<br />

Passt etwas nicht,<br />

klärt GM alle Ungereimtheiten<br />

direkt mit dem Lieferanten<br />

- ohne, dass Sie sich<br />

darum kümmern müssen.<br />

Fehler in der Rechnung,<br />

beim Abschlag oder der Bonuszahlung?<br />

GM klärt das<br />

für Sie.<br />

Alle Verträge werden regelmäßig<br />

überprüft und auf<br />

dem gewünschten Weg<br />

zum Kunden gesendet - digital<br />

oder 34 - <strong>WOLL</strong> postalisch. <strong>Winter</strong> 2020<br />

Das Beste: GM prüft fortlaufend,<br />

ob günstigere<br />

Angebote am Markt sind<br />

und wechselt erneut für<br />

seine Kunden - so genießen<br />

diese stets das gute Gefühl<br />

in besten Händen zu sein.<br />

Persönlich, kompetent und<br />

vor allem vor Ort - die wohl<br />

beste Kombination für<br />

Energie.<br />

Profitieren auch Sie, wie<br />

bereits 10.000 Kunden<br />

deutschlandweit von dem<br />

Rundumpaket bei GM -<br />

weil der persönliche Kontakt<br />

eben zählt.<br />

Schon gewusst?<br />

Bei GM zahlen die Kunden<br />

nur ein einziges Mal eine<br />

Servicepauschale und<br />

erhalten dafür jedes Jahr<br />

kostenlos den GM-Rundum-<br />

Service.<br />

Sie geben uns Ihre<br />

Wir vergleichen Ihre Preise<br />

letzte Energiekostenabrechnung.<br />

Per Post, SMS, kostenlos &<br />

Fax, Mail oder persönlich. unverbindlich!<br />

Sie sparen jedes Jahr<br />

Energiekosten für eine<br />

einmalige Gebühr!<br />

Privatkunden Sorglostarif: 29€ | Privatkunden Entscheidertarif: 39€ | Geschäftskunden 149€<br />

GM Energievorteil GmbH | Apothekerstr. 20 in Neheim<br />

www.gm-energievorteil.de | T: (02932) 63 98 740


Pee Power -<br />

Eine besondere Form von Bioenergie<br />

Christel Zidi<br />

Eine echte Mutprobe. Eine Männermutprobe wohlgemerkt,<br />

ist das Urinieren an elektrische Weidezäune.<br />

Schließlich könnte den kleinen oder großen Mann ja<br />

der Schlag treffen. Aber ist dem wirklich so? Als Frau hat man<br />

da ja so keinerlei Erfahrungswerte …<br />

Nun ist salzhaltiger Urin ein sehr guter elektrischer Leiter.<br />

Würde der Harnstrahl aus allernächster Nähe auf den Elektrozaun<br />

treffen, könnte es tatsächlich gefährlich werden. Normalerweise<br />

wird aber ein gewisser Abstand zum Zaun eingehalten,<br />

so dass sich der Harnstrahl schon nach wenigen Zentimetern<br />

in viele, kleine Tröpfchen auslöst. (Bitte deshalb immer die<br />

Klobrille hochklappen, liebe Herren). Das Urinieren auf den<br />

Elektrozaun ist – von einem Restrisiko abgesehen – deshalb<br />

ziemlich risikofrei.<br />

Vor einigen Jahren ist es dem englischen Professor Ioannis<br />

Ieropoulos mit seinem Team gelungen, aus Urin Energie zu erzeugen,<br />

Pee Power (deutsch: Pinkelenergie). Dabei hat er es sich<br />

zunutze gemacht, dass Urin, der zu 95 % aus Wasser besteht,<br />

Anke Kemper<br />

einen Anteil von 5 % der für die Stromerzeugung wichtigen<br />

Kohlenhydraten besitzt. Die Stromerzeugung erfolgt in einem<br />

Keramikzylinder, einer sogenannten „mikrobielle Brennstoffzelle“.<br />

Dort sind innen und außen jeweils unterschiedliche<br />

Elektroden befestigt. Der Zylinder wird in einen Behälter mit<br />

Urin gestellt. Um Strom zu erzeugen, haben Wissenschaftler<br />

Bakterien im säurearmen Urin angesiedelt, die sich von<br />

Kohlenhydraten ernähren und sie zersetzen. Als Nebenprodukt<br />

aus diesen Prozessen entstehen Protonen und Elektronen. Die<br />

Elektronen gelangen über einen Draht in die Brennstoffzelle<br />

und erzeugen dort ein Übermaß an negativer Ladung. Zum<br />

Ausgleich bewegen sich die Protonen durch die Keramikschicht<br />

der Brennstoffzellen hindurch - und Strom entsteht.<br />

Durch Nutzung dieser Bioenergie können z. B. LED-Lampen<br />

zum Leuchten gebracht werden. Auch Handys konnten schon<br />

mit Pee Energy geladen werden.<br />

Wichtiger Hinweis: Auch bei dieser Form von Bioenergie muss<br />

zunächst eine Umwandlung erfolgen. Der direkte Weg sollte -<br />

auch versuchsweise - nicht gewählt werden! ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 35


Energisch für<br />

Erneuerbares<br />

Erneuerbare Energien etablieren sich auch im<br />

Hochsauerland immer mehr<br />

Sonja Heller<br />

S<br />

auerland – das Land der tausend Berge. Schweift der Blick über unsere schöne Heimat, fällt jedoch weit mehr<br />

als das ins Auge und man grübelt, es sei doch auch das Land von Wind und Wasser. Dass in den Elementen große<br />

Kraft liegt, nämlich die der Erneuerbaren Energien, erläuterte im Gespräch mit der <strong>WOLL</strong> der Energieberater der<br />

Verbraucherzentrale NRW am Standort Arnsberg, Carsten Peters.<br />

Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien werden sowohl<br />

zwischen als auch auf unseren Bergen produziert. Dabei ist die<br />

Windkraft der Vorreiter in der Stromproduktion des Kreises.<br />

Im Jahr 2018 war sie mit satten 54 Prozent an der Gesamtleistung<br />

beteiligt. Ihr folgt Biomasse, meistens in Form von Holzpellets,<br />

und Photovoltaik. Und obwohl das Hochsauerland<br />

über wundervolle Stauseen verfügt, erzeugen die knapp 100<br />

Wasserkraftanlagen nur acht Prozent des Stromertrags. Die<br />

Biogase liegen zwar mit unter einem Prozent auf dem letzten<br />

Platz, doch es sind Entwicklungen zu verzeichnen. So entstand<br />

2019 auf der Hellefelder Höhe eine der größten Biogasanlagen<br />

Deutschlands, die aus alltäglichen Bioabfällen Strom für über<br />

1100 Haushalte produziert.<br />

Engagement im Klimadorf Wallen<br />

Carsten Peters von der Verbraucherzentrale verzeichnet<br />

steigendes Interesse in der Bevölkerung und viel Engagement<br />

in dem Bereich. Als gelungenes Beispiel führt er das Klimadorf<br />

Wallen an. Hier beliefert ein Blockheizkraftwerk fast<br />

90 Prozent der 117 Haushalte mit Wärme. Sie stammt zu 40<br />

Prozent aus der Biogasanlage eines örtlichen Landwirts, den<br />

Rest liefert eine genossenschaftlich organisierte Hackschnitzelanlage.<br />

Finanziert wurde das Projekt per Crowdfunding. Und<br />

die Motivation für die Dorfbewohner aus Wallen? Das war der<br />

Klimawandel, erzählt Carsten Peters. Die Menschen, die in<br />

und mit der Natur leben, werden am direktesten mit den Auswirkung<br />

konfrontiert, beispielsweise mit den Dürresommern<br />

und den vom Borkenkäfer zerstörten Fichtenwäldern.<br />

CO2-Steuer ebenfalls Auslöser fürs Umdenken<br />

Es gibt einen weiteren Grund für immer mehr Beratungstermine<br />

bei Carsten Peters. „Ich verzeichne einen deutlichen<br />

Run auf Erneuerbare Energien wegen der CO2-Steuer“, so der<br />

Fachmann. 2021 werden sich durch die CO2-Steuer Gas- und<br />

Ölpreise verteuern, was viele Verbraucher über Alternativen<br />

nachdenken lässt. Unterstützt wird Umdenken auch durch<br />

staatliche Förderprogramme. Doch welche regenerative Energieform<br />

ist eigentlich für den Privathaushalt interessant? Als<br />

Klassiker führt der Energieberater die Holzpellet-Heizung an<br />

und die Solarthermie. Carsten Peters hält Holzpellets für die<br />

geeignetste Form der Erneuerbaren Energie bei uns im Hochsauerland.<br />

Nachdem so viel über den Klimaschutz gesprochen<br />

wurde, fragen wir nach der Ökobilanz der Holzpelletheizung.<br />

Pellets sind getrocknete Industrie-Sägespäne und Holzreste<br />

der Forstwirtschaft. „Da sind wir hier an der Quelle“, stellt<br />

Peters fest. Die Holzmasse wird unter hohem Druck zu gleich<br />

großen Stäbchen gepresst, die viel Energie enthalten und sehr<br />

platzsparend gelagert werden können. „Und auch das Käferholz<br />

wird verarbeitet“, nennt Carsten Peters einen weiteren,<br />

positiven Aspekt.<br />

Biomasse und Solarthermie optimal<br />

Bei der Solarthermie verzeichnet der Fachmann einen extremen<br />

Anstieg des Beratungsbedarfs. „Da ist Dynamik drin!“<br />

bekräftigt er. Bei der Solarthermie wird die Sonneneinstrahlung<br />

in Wärme umgewandelt und direkt im Haus zur Erhitzung<br />

von Trinkwasser und zur Unterstützung der Heizung<br />

genutzt. Doch Solar ist nicht nur im großen Stil interessant,<br />

auch das Interesse an Mini-Solaranlagen steigt. Diese kleinen<br />

Mini-Kraftwerke werden ohne großen Aufwand auf dem<br />

36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


eigenen Balkon oder der Terrasse montiert. Die Anlage wird<br />

entweder an das Stromnetz angeschlossen oder als kleines<br />

Solarkraftwerk genutzt.<br />

Gemeinsam Umsteigen<br />

Neben der Verbraucherzentrale bieten jedoch auch private<br />

Vereine bei der Umsetzung von Maßnahmen und Projekten<br />

Unterstützung, z.B. Erenvo in Meschede. Der Verein berät<br />

Hauseigentümer bei der Neukonzeption seiner Energieanlage<br />

ebenso, wie das Dorf bei der Projektierung. Beratungsbedarf<br />

kann auch anders gestillt werden, auf der jährlich in Meschede<br />

stattfindenden BAULOKAL-Messe oder im Zentrum Holz<br />

in Olsberg. Dort ist das Informations- und Demonstrationszentrum<br />

Erneuerbare Energien (I.D.E.E.) ansässig, das über<br />

moderne Feuerungssysteme, die Nutzung von Holzenergie<br />

und Erzeugung von Biowärme informiert.<br />

Fahrradtour durch die<br />

Erneuerbaren Energien<br />

Auch an einem schönen <strong>Winter</strong>tag ist die „Erneuerbare Energie-Tour“<br />

ein Erlebnis. Im Stadtgebiet der Klimakommune<br />

Schmallenberg verlaufen die 16 Stationen dieser Fahrradtour,<br />

welche alle erneuerbaren Energien in echter Anwendung zeigt.<br />

Die insgesamt 31 km lange Tour informiert anschaulich über<br />

die Erzeugung von Strom und Wärme mittels Wasserkraft,<br />

erklärt Solarthermie und Photovoltaik und als weitere Themen<br />

Umweltwärme, Holz, Biogas und Windenergie. Wer sich die<br />

Zeit nimmt, erhält an jeder Station die nötigen Hintergrundinformationen.<br />

■<br />

Starker Partner der Landwirte im Sauerland!<br />

✓ Wir bieten innovative Erzeugnisse für individuelle<br />

Fütterungskonzepte<br />

✓ Josera steht für gelebte Transparenz mit offener<br />

Deklaration<br />

✓ Qualität und Sicherheit auf ganzer Linie; ohne<br />

Gentechnik; Testsieger bei DLG Kontrollen mit<br />

100% in–Ordnung–Quote<br />

Wir liefern schnell und zuverlässig!<br />

Ihr kompetenter Fachhändler für Gallagher Elektrozäune<br />

im Sauerland. Einzigartig im Markt. Die einzige Marke mit<br />

sieben Jahre Garantie auf alle Weidezaungeräte.<br />

Informationen zur<br />

heutigen Landwirtschaft<br />

Daten: Hochsauerlandkreis<br />

Josera. Landhandel Babilon<br />

Josef Babilon<br />

Mönekind 1<br />

57392 Schmallenberg<br />

Deutschland<br />

02971 86016<br />

0171 7792242<br />

babilon.josera@t-online.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 37<br />

www.landhandel-babilon.de


E-Mobilität auch für Handwerker<br />

„Meine E-Bullis ziehen wunderbar!“<br />

J<br />

örg Leuchtenberger ist erklärter Fan von Elektrofahrzeugen.<br />

Privat fahren seine Frau und er schon<br />

seit vier Jahren E-Autos, womit sie auch schon bis<br />

an die Ostsee und auch in die Alpen zum Skilaufen<br />

gefahren sind. Im Januar 2017 war die Fahrt in die Alpen<br />

noch eine Pionierleistung, da es kaum Ladestationen gab.<br />

Hier wurden reichlich Erfahrungen gesammelt. Die Ladeinfrastruktur<br />

wurde jedoch von Jahr zu Jahr besser, so dass<br />

heute Langstrecken problemlos bewältigt werden können.<br />

In Ense besitzt Leuchtenberger ein Küchenstudio, zu dessen<br />

Leistungsspektrum auch die Lieferung und der Aufbau von<br />

Küchen gehören. Ausgeliefert wird mit Montagefahrzeugen.<br />

Aber nicht mit Benzinern oder Diesel-Fahrzeugen, wie das<br />

größtenteils in der Branche noch der Fall ist, sondern mit<br />

E-Bullis des Typs SAIC Maxus.<br />

„Ich habe immer schon gehofft, dass E-Montage-Fahrzeuge<br />

auf den Markt kommen“, berichtet uns<br />

Jörg Leuchtenberger. Allerdings<br />

war ihm die Anschaffung<br />

entsprechender Transporter<br />

im Sprinter-<br />

Format bis dato<br />

noch viel zu teuer<br />

als Montagefahrzeug.<br />

Leasing<br />

kam für ihn nicht<br />

in Frage. Dann<br />

Christel Zidi<br />

Philipp Nolte<br />

hörte er, dass die Firma Maxus, die ihren Sitz in Shanghai<br />

hat, E-Bullis auf den Markt bringt, die von den Anforderungen<br />

genau dem entsprechen, was er für seine Montage-Fahrzeuge<br />

benötigt. Aber noch waren die chinesischen Fahrzeuge<br />

in Deutschland nicht zu bekommen. Aber in Holland.<br />

Also macht er sich mit seiner Frau Elke auf den Weg dorthin.<br />

Seit Anfang des Jahres erweitern zwei E-Fahrzeuge seinen<br />

Fuhrpark. Die Entscheidung für die Anschaffung der E-Bullis<br />

hat Leuchtenberger bisher nicht bereut: „Die Bullis ziehen<br />

wunderbar“, berichtet er, „und die Reichweite von 200 Kilometern<br />

reicht für unseren Betrieb völlig aus.“ Und er ergänzt:<br />

„Die Drosselung auf 100 Kilometer pro Stunde ist dabei<br />

völlig ausreichend.“<br />

Der umweltbewusste Unternehmer hat – selbstverständlich<br />

– eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, um Strom selbst zu<br />

erzeugen. Geladen werden seine Kastenwagen aus dem Reich<br />

der Mitte an Schuko Steckdosen, die aber separat gesichert<br />

sind. Damit überwiegend der selbsterzeugte Strom genutzt<br />

werden kann, werden die Fahrzeuge über eine Zeitschaltuhr<br />

mit Energie „aufgetankt“.<br />

Jörg Leuchtenberger plädiert dafür, dass E-Fahrzeuge auch<br />

verstärkt von Handwerkern eingesetzt werden können und<br />

sollten – und geht mit gutem Beispiel voran. Auf seinem Hof<br />

stehen - wenn sie nicht gerade im Einsatz sind – insgesamt<br />

fünf Elektrofahrzeuge. ■<br />

38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Anzeige<br />

Elektrisch in die Zukunft<br />

Fördermittel machen<br />

die Anschaffung von<br />

eigenen E-Ladesäulen<br />

immer attraktiver<br />

Daniela Weber<br />

Philipp Nolte<br />

E<br />

lektroautos gewährleisten eine nachhaltige und klimafreundliche Beförderung. Doch wer sich für die E-Mobilität<br />

entscheidet, benötigt eine Ladesäule beziehungsweise eine Wallbox. Der Bund und das Land NRW<br />

bezuschussen die Anschaffung mit attraktiven Fördermitteln. Das E-Mobilität Zentrum in Freienohl, das<br />

durch den Zusammenschluss von drei sauerländischen Betrieben Kompetenzen im Bereich Beratung, Installation<br />

und Landschaftsbau bündelt, unterstützt beim Kauf und Einbau und findet für jeden Interessenten die passende<br />

Förderung.<br />

PRO-EL aus Freienohl schult akademisch bereits seit<br />

Jahren bundesweit Handwerker, Industrie und Energieversorger<br />

zum Thema E-Mobilität. Mit dieser Kompetenz<br />

ist PRO-EL erster Ansprechpartner, wenn es um<br />

das beratungs intensive Thema Ladeinfrastruktur geht.<br />

„Die Empfehlung für das passende Modell, die Prüfung<br />

der baulichen und infrastrukturellen Möglichkeiten und<br />

nicht zuletzt auch die Beantragung von Fördermitteln<br />

sollte man dem Profi überlassen“, sagt Geschäftsführer<br />

Thomas Pöttgen.<br />

Wenn die Kalkulation steht, schauen Pöttgen und sein<br />

Team nach der profitabelsten Fördermöglichkeit. Der<br />

neue KFW-Kredit vom Bund, der seit dem 24. November<br />

beantragt werden kann, bezuschusst den Kauf, Einbau<br />

und Anschluss einer 11-Kilowatt-Wallbox mit 900 Euro.<br />

„Die Gesamtkosten müssen mindestens bei 901 Euro<br />

liegen, damit die Förderung gewährt wird. In den meisten<br />

Fällen ist ein Eigenanteil von 50 bis 100 Euro realistisch“,<br />

betont Pöttgen. Das Besondere an dem KFW-Kredit:<br />

Die Förderung ist nicht davon abhängig, ob jemand ein<br />

Elektroauto besitzt oder sich in Zukunft eines anschaffen<br />

möchte. „Das ist natürlich schon der Hammer. So<br />

eine Wallbox wertet ein Haus definitiv auf“, stellt er die<br />

Vorteile des KFW-Kredits heraus. Doch nicht für jeden<br />

Privathaushalt ist das die rentabelste Lösung. Bei höheren<br />

Gesamtkosten rät der Experte zu der Landesförderung.<br />

Diese garantiert eine Erstattung von 60 Prozent. In jedem<br />

Fall empfiehlt der Berater privaten Haushalten, diese<br />

Chancen zu nutzen: „Wer jetzt eine Ladesäule anschafft,<br />

der ist für die Zukunft gerüstet.“ ■<br />

KFW- und Landesförderung im Vergleich<br />

Arnsberg/Meschede<br />

www.e-mobilitaet-wissen.de<br />

Tel. 02903 96990 20<br />

info@e-mobilitaet-wissen.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 39


Elektrische Beleuchtung in einer Arbeiterwohnung, 1913 Elektrisches Bügeln, 1912 Elektrifizierte Küche, 1913<br />

Kohle im Bügeleisen und Wasser im Ofen<br />

Geschichte des Stroms in den Privathaushalten<br />

Christel Zidi<br />

Historisches Konzernarchiv RWE<br />

Der elektrische Strom beschert uns ein komfortables<br />

Leben. Der erste Gang am Morgen: zum<br />

Lichtschalter. Eine schöne, warme Dusche, der<br />

erste Kaffee des Tages kommt aus dem Kaffeevollautomaten.<br />

Schnell noch die frisch gewaschene Hose gebügelt...<br />

Vor hundert Jahren sah die Welt noch völlig anders aus.<br />

Elektrisches Licht in den Straßen<br />

Zwar wurde bereits 1893 erstmals elektrischer Strom im<br />

Sauerland erzeugt, bis das elektrische Licht aber auch in den<br />

Privathaushalten Einzug hielt, war es noch ein langer Weg –<br />

zumindest für die weniger betuchten Zeitgenossen.<br />

Ab den 1940er Jahren war ganz Deutschland an das Stromnetz<br />

angeschlossen, die Strompreise sanken und waren dadurch<br />

auch für Otto Normalverbraucher bezahlbar.<br />

Der Siegeszug der elektrischen Geräte im Haushalt<br />

Ebenso wie die elektrischen Haushaltsgeräte, die sich nun nicht<br />

mehr nur die Familien aus der höheren Gesellschaftsschicht<br />

leisten konnten. Die bis dahin körperlich hart arbeitenden<br />

Frauen aus der Mittelschicht konnten langsam aufatmen. Die<br />

neuen Elektrogeräte verschafften ihnen immense Erleichterungen<br />

bei der Verrichtung ihrer “hausfraulichen Pflichten”.<br />

Kurz nach der Jahrhundertwende kamen die ersten elektrisch<br />

angetriebenen Waschmaschinen auf den Markt, die in vielen<br />

Haushalten die Rubbelei auf dem Metall- bzw. Holzwaschbrett<br />

und das Stampfen im Waschkessel weitestgehend überflüssig<br />

machten. Vollautomatische Waschmaschinen gab es in<br />

Deutschland ab 1951 zu kaufen.<br />

Noch unsere Großmütter standen vor dem Holz- und Kohleherd,<br />

auf dem nicht nur gekocht wurde, sondern der gleichzeitig<br />

die Wohnung beheizte. Anders als der Gasherd, den<br />

es bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab. Elektroherde<br />

etablierten sich erst nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland,<br />

obwohl der erste bereits 1893 auf der Weltausstellung in<br />

Chicago präsentiert wurde<br />

Bis 1926 bügelten die Frauen (denn die waren es ja überwiegend)<br />

mit dem Plätteisen, das mit Holzkohle oder Brikett<br />

40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Elektrifizierte Küche, um 1910 Elektrischer Koch- und Backherd, um 1930<br />

Wir verbessern<br />

Arbeitsplätze und sorgen<br />

für glücklichere Mitarbeiter<br />

in Industrie und Handwerk!<br />

gefüllt wurde. Einige besaßen auch Gasbügeleisen oder solche, die mit einem<br />

Spiritusbrenner befeuert wurden.<br />

JETZT KONFIGURIEREN UNTER:<br />

WWW.PETEC-GMBH.DE<br />

Der Amerikaner Hoover bracht 1916 den ersten Handstaubsauger auf den Markt,<br />

der die folgenden zwei Jahrzehnte Standard war. Der Teppichklopfer wurde ab<br />

diesem Zeitpunkt nur noch gelegentlich aus der Abstellkammer geholt.<br />

Das für uns heute so selbstverständliche, warme Wasser aus der Leitung ließ noch<br />

länger auf sich warten. Wer nicht ganz so abgehärtet war, musste z. B. das Badewasser<br />

zunächst im Badeofen oder auf dem Herd erhitzen. Erst in den 1960er-<br />

Jahren kamen Durchlauferhitzer auf.<br />

Insgesamt bescherte der elektrische Strom den Menschen im privaten Bereich<br />

enorme Erleichterungen und große Zeitersparnisse. Die Zeitersparnisse machten<br />

es vielen Frauen möglich, einem Beruf nachzugehen. Auch die Schichtarbeit<br />

in Produktionsbetrieben nahm spätestens seit der Einführung des elektrischen<br />

Lichts an Fahrt auf. Einige Berufe blieben ganz auf der Strecke, wie der der<br />

Nachtwächter Brambrink und Dohle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch<br />

das elektrische Licht der Briloner Straßenlaternen noch an- und ausschalteten. ■<br />

Nie wieder Schmerzen –<br />

immer sofort die richtige Arbeitshöhe!<br />

PETec GmbH<br />

Zum Osterfeld 6<br />

59872 Meschede<br />

Telefon: +49 291 95277807<br />

E-Mail: info@petec-gmbh.de<br />

www.petec-gmbh.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 41


Liebe, eine Art<br />

Elektrizität<br />

Heinrich Heine in „Reisebilder“<br />

PHOTOVOLTAIK SYSTEME<br />

FÜR PRIVAT- UND<br />

GEWERBEKUNDEN<br />

„W<br />

as Prügel sind, das weiß man schon;<br />

was aber die Liebe ist, das hat noch<br />

keiner herausgebracht. Einige Naturphilosophen<br />

haben behauptet, es sei eine Art Elektrizität.<br />

Das ist möglich; denn im Momente des Verliebens ist uns<br />

zumute, als habe ein elektrischer Strahl aus dem Auge<br />

der Geliebten plötzlich in unser Herz eingeschlagen.<br />

BEI UNS ERHALTEN SIE UMFASSENDEN SERVICE – SCHNELL UND ZUVERLÄSSIG!<br />

SauerlandVolt bietet intelligente Photovoltaikanlagen und Speichersysteme von der Planung bis zur kompletten<br />

Montage sowohl für Privat- als auch für Gewerbekunden an. Hier arbeiten wir mit namhaften Lieferanten zusammen.<br />

Die komplette Abwicklung und Montage wird mit eigenen Mitarbeitern und langjährigen Partnerfirmen vor Ort umgesetzt.<br />

So haben Sie den Vorteil, dass Sie immer einen Ansprechpartner in Ihrer Nähe haben.<br />

Als unabhängiges Unternehmen arbeiten wir nur mit Produktanbietern zusammen, die Ihren und somit auch unseren Ansprüchen<br />

in Leistung und Sicherheit gerecht werden.<br />

Weiterhin sind wir ständig auf der Suche nach Freiflächen (ab 5ha) und Dachflächen (ab 600qm) zur Pacht!<br />

PHOTOVOLTAIK SYSTEME<br />

FÜR PRIVAT- UND GEWERBEKUNDEN<br />

Auf´m Brinke 18 · 59872 Meschede<br />

Telefon: 0291 3219800 · E-Mail: info@sauerlandvolt.de<br />

www.sauerlandvolt.de<br />

Ach! Diese Blitze sind die verderblichsten, und wer gegen<br />

diese einen Ableiter erfindet, den will ich höher achten als<br />

Franklin. Gäbe es doch kleine Blitzableiter, die man auf dem<br />

Herzen tragen könnte und woran eine Wetterstange wäre,<br />

die das schreckliche Feuer anderswohin zu leiten vermöchte!<br />

Ich fürchte aber, dem kleinen Amor kann man seine Pfeile<br />

nicht so leicht rauben wie dem Jupiter seinen Blitz und den<br />

Tyrannen ihr Zepter. Außerdem wirkt nicht jede Liebe blitzartig;<br />

manchmal lauert sie, wie eine Schlange unter Rosen,<br />

und erspäht die erste Herzenslücke, um hineinzuschlüpfen;<br />

manchmal ist es nur ein Wort, ein Blick, die Erzählung<br />

einer unscheinbaren Handlung, was wie ein lichtes Samenkorn<br />

in unser Herz fällt, eine ganze <strong>Winter</strong>zeit ruhig darin<br />

liegt, bis der Frühling kommt und das kleine Samenkorn<br />

aufschießt zu einer flammenden Blume, deren Duft den<br />

Kopf betäubt“. ■<br />

42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Wer versorgt die Sauerländer<br />

mit Strom?<br />

Christel Zidi<br />

Die Zuständigkeit der Stromverbreitung ist im<br />

<strong>WOLL</strong>-Verbreitungsgebiet nicht ganz einheitlich<br />

geregelt. Wer in welchen Städten und Gemeinden<br />

Übertragungsnetzbetreiber, oder Grundversorger ist, erfahren<br />

Sie hier.<br />

Übertragungsnetzbetreiber sorgen für den störungsfreien,<br />

überregionalen Stromaustausch. Dafür, dass Erzeugung<br />

und Verbrauch des Stroms sich jederzeit im Gleichgewicht<br />

befinden und die Systemstabilität sichergestellt ist.<br />

Deutschlandweit gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber.<br />

Im Hochsauerlandkreis und in <strong>Möhnesee</strong>, <strong>Rüthen</strong> und<br />

<strong>Warstein</strong> ist Amprion zuständig, in Willingen und Diemelsee<br />

Tennenet TSO. Daneben gibt es deutschlandweit noch<br />

die Betreiber 50Hertz Transmission und TransnetBW.<br />

Strom-Netzbetreiber sind für den Aufbau, den Ausbau<br />

und die Erhaltung der Strom- und Gastnetze in einem<br />

bestimmten Gebiet zuständig. Im Hochsauerlandkreis und<br />

in <strong>Möhnesee</strong>, <strong>Rüthen</strong>, <strong>Warstein</strong> ist das die Westnetz, einer<br />

100-prozentigen Tochter der Westenergie AG. Nur Marsberg<br />

bildet eine Ausnahme; hier ist die „Westfalen Weser<br />

Netz“ Betreiber. In Diemelsee und Willingen ist das die<br />

„Energie Waldeck-Frankenberg“.<br />

Grundversorger ist das Energieversorgungsunternehmen,<br />

das vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom beliefert.<br />

Auf der Karte unten ist zu sehen, wie die Verteilung der<br />

Grundversorger in unserem Verbreitungsgebiet aussieht. ■<br />

Strom-Grundversorger im Sauerland<br />

Ense<br />

<strong>Rüthen</strong><br />

<strong>Möhnesee</strong><br />

Arnsberg<br />

<strong>Warstein</strong><br />

Brilon<br />

Marsberg<br />

Bestwig<br />

Diemelsee<br />

Meschede<br />

Olsberg<br />

Willingen<br />

Sundern<br />

Eslohe<br />

<strong>Winter</strong>berg<br />

Medebach<br />

Schmallenberg<br />

Hallenberg<br />

Grafik: Werbeagentur netzpepper<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 43


Anzeige<br />

Smarte Konzepte -<br />

smarte Lösungen<br />

Briloner Unternehmen CAB e-design<br />

bietet industrielle Elektrotechnik<br />

aus einer Hand<br />

Britta Melgert<br />

Jürgen Eckert<br />

Christopher Stimpel<br />

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären der Inhaber<br />

eines Betriebes. Vielleicht handelt es sich um ein<br />

traditionsreiches Familienunternehmen; vielleicht<br />

haben Sie es aber auch vor Jahren selbst gegründet und<br />

zu dem gemacht, was es heute ist. Sie und Ihre Mitarbeiter<br />

sind unglaublich gut bei dem, was Sie tun, und<br />

Sie verfolgen Ihr Ziel mit voller Konzentration auf das<br />

Wesentliche. Aber die Zeiten haben sich geändert. Es<br />

geht inzwischen um so viel mehr als nur um das eigentliche<br />

Business. Überall lauern Fallstricke und Gefahren.<br />

Es muss ja nicht zwingend der befürchtete Blackout<br />

eintreten. Allein schon die gesetzlichen Auflagen und<br />

Normen, die erfüllt werden müssen, IT-Sicherheit, immer<br />

komplexer werdende Maschinen, Geschäftspartner,<br />

die von Ihrem Unternehmen den Grünen Fingerabdruck<br />

erwarten … wer kann das schon alles sicherstellen?<br />

„Solche Herausforderungen sind in Betrieben heute an der<br />

Tagesordnung“, weiß Christopher Stimpel, Geschäftsführer<br />

des Briloner Unternehmens CAB e-design. „Oft wird viel<br />

Geld für Maschinen und Anlagen ausgegeben, aber über<br />

die Sicherung und Wartung der Steuerungen, wie sie im<br />

EDV-Bereich selbstverständlich sind, wird nicht ausreichend<br />

nachgedacht. Bei der Konzentration auf die eigene Kernkompetenz<br />

werden diese Dinge als nicht so eilig angesehen<br />

und verschoben auf irgendwann später, wenn mehr Zeit ist.<br />

Und richtig: Mehr Zeit kommt eigentlich nie! Zunächst<br />

geht das gut, aber irgendwann kann man die Augen davor<br />

nicht mehr verschließen – man benötigt Hilfe!“<br />

Gute Entscheidung für die<br />

Spezialisten mit Knowhow<br />

Genau hier kommt CAB e-design ins Spiel. Wo die betriebsinternen<br />

Kompetenzen nicht mehr ausreichen, es sich<br />

aber nicht rechnet, Personal für diese Aufgaben einzustellen<br />

bzw. zu qualifizieren, übernehmen die Briloner Spezialisten.<br />

„Egal, ob im Gesamten oder in Teilbereichen eines Betriebes<br />

– CAB e-design ist der kompetente Ansprechpartner für<br />

die Entwicklung und Installation von elektrischen Anlagen,<br />

aber auch bei allen Fragen zu Energiesystemen, steuerungstechnischen<br />

Komponenten und Infrastruktur von industrieller<br />

Datenkommunikation. Unser Knowhow kommt unseren<br />

Auftraggebern zugute“, verspricht Stimpel.<br />

Der Sprung in die Selbstständigkeit<br />

Christopher Stimpel war lange Zeit als Elektro-Montageleiter<br />

für das Briloner Unternehmen Egger im In- und Ausland<br />

tätig. Er ist sich sicher: „Meine gute Ausbildung, viel<br />

44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


mmunikation. Infrastruktur.<br />

nik wirtschaftlich,<br />

ukunftsweisend<br />

Der Geschäftsführer mit seinen Mitarbeitern<br />

Berufserfahrung, umfangreiche Weiterbildung und ganz viel<br />

Wissbegierigkeit bildeten die Basis für meine Entscheidung<br />

Zukunft zur Selbstständigkeit.“ gestalten Im angesagt.<br />

Jahr 2017 war dann soweit,<br />

zunächst mit einem kleinen Mitarbeiterstamm. „Alle meine<br />

Was wir Leute für Sie sind tun entweder können? in der Finden Industrie wir großgeworden gern heraus. oder<br />

bringen ihre Fähigkeiten vom Technikstudium mit“, erklärt<br />

Buchen Sie unseren kostenlosen Technologiecheck.<br />

Stimpel. „Und wir wachsen weiter, schaffen neue Arbeitsplätze<br />

und bilden sehr engagiert<br />

Gleich jetzt!<br />

aus.“<br />

Engagement für den Nachwuchs und die Kunden<br />

Verantwortung für den Nachwuchs – die übernimmt der<br />

Firmenchef nicht nur im eigenen Betrieb, sondern gibt<br />

sein Wissen auch als Dozent bei der Handwerkskammer<br />

Südwestfalen an Meisterschüler der Elektrotechnik weiter;<br />

ein Engagement, das er in gleicher Weise in jedes einzelne<br />

Kundenprojekt steckt. Bei CAB e-design ist der Chef<br />

selbst „dabei“ und für seine Auftraggeber ein verfügbarer<br />

Ansprechpartner. „Unser Angebot zeichnet sich nicht zuletzt<br />

auch dadurch aus, dass smarte Lösungen, von der Erstellung<br />

des Konzepts bis zur Übergabe, aus einer Hand angeboten<br />

werden. Energie- und Automatisierungstechnik, EDV,<br />

Maschinensteuerung, Schaltschränke, industrielle Netzwerke,<br />

optimale Stromversorgung am Standort, Gebäudemanagement<br />

usw. Ich kenne keinen Mitbewerber hier in<br />

concepts<br />

automation<br />

building<br />

technologies<br />

der Region, der ein ähnlich umfangreiches Leistungspaket<br />

anbietet“, so Stimpel.<br />

Blick zurück und nach vorn<br />

Vier Jahre alt ist das Briloner Unternehmen inzwischen.<br />

„Das erste Geschäftsjahr war definitiv turbulent“, erinnert<br />

sich Christopher Stimpel. „Aber seitdem lief es von Jahr zu<br />

Jahr runder. Wir haben nun einen Punkt erreicht, an dem<br />

man deutlich spürt, dass sich sowohl der Bekanntheitsgrad<br />

als auch das Vertrauen der Kunden auf einem hohen Level<br />

eingependelt haben. Das gibt Mut für die nächsten Jahre und<br />

dafür wünsche ich mir weitere qualifizierte Mitarbeiter sowie<br />

Auszubildende. Es gibt viel zu tun bei CAB e-design!“ ■<br />

CAB e-design GmbH & Co. KG<br />

Papestraße 19<br />

59929 Brilon<br />

Tel.: +49 (2961) 911030-0<br />

Fax: +49 (2961) 911030-9<br />

info@cab-edesign.de<br />

www.cab-edesign.de<br />

Grafik, Design und Text: www.werbeagentur-netzpepper.de Bildnachweise: Shutterstock 255141511_ronstik, 370043891_Roman Zaiets,<br />

495353839_Moon Light PhotoStudio, 518160529_spainter_vfx, 605472758_Jenson, 606840716_whiteMocca, 47070460_Pand P Studio,<br />

708060073_tonton, 782845411_Gorodenkoff, 1009873033_guruXOX, 1119927341_PopTika, 1160096404_elenabsl und Eigenfoto<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 45


Anzeige<br />

Im Westen was Neues!<br />

Advertorial<br />

Die Kommunalen Ansprechpartner vor Ort:<br />

Johannes Kobeloer (li.) für die Kommunen Sundern, Arnsberg, <strong>Möhnesee</strong>, <strong>Warstein</strong>, Ense, <strong>Rüthen</strong> und<br />

Stefan Lange (re.) für die Regionen Eslohe und Schmallenberg.<br />

Nach der Transaktion von RWE und E.ON sind die Geschäfte<br />

der innogy zwischen den beiden Partnern aufgeteilt<br />

worden. Die Westenergie AG ist aus dem Netzbereich<br />

der innogy entstanden. Sie ist eine 100-prozentige<br />

E.ON-Tochter und vereint alle Aktivitäten des Konzerns<br />

in den Feldern Kommunen, Konzessionen und Netzkooperationen<br />

in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und<br />

Niedersachsen. Mit seinen rund 10.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern ist das Unternehmen der führende Energiedienstleister<br />

und Infrastrukturanbieter in Deutschland.<br />

Schwerpunkt des Geschäfts sind die mehr als 1.500 kommunalen<br />

Partnerschaften zur Versorgung der Menschen<br />

mit Energie sowie die 130 Beteiligungen an Stadtwerken<br />

und Netzgesellschaften.<br />

Zur Westenergie gehören zudem die Westenergie Metering,<br />

die Westenergie Breitband und die Westenergie Netzservice.<br />

Eine weitere 100-prozentige Tochtergesellschaft ist die<br />

Westnetz GmbH.<br />

Die Westnetz GmbH mit Sitz in Dortmund ist der Verteilnetzbetreiber<br />

für Strom und Gas im Westen Deutschlands.<br />

Westnetz betreibt mit 5.100 Mitarbeitern eine Vielzahl<br />

von Netzen unterschiedlicher Eigentümer im Westen<br />

Deutschlands. Sie ist ein unabhängiger Verteilnetzbetreiber<br />

und stellt die Gas- und Stromnetze allen Marktteilnehmern<br />

diskriminierungsfrei zur Verfügung. Innerhalb der<br />

Westenergie AG verantwortet Westnetz im regulierten<br />

Bereich Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von<br />

180.000 Kilometern Stromnetz und 24.000 Kilometern<br />

Gasnetz. Westnetz unterstützt die Energiewende in<br />

Deutschland mit zukunftsorientiertem Aus- und Umbau<br />

der Netze sowie zahlreichen Innovationsprojekten.<br />

46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 161


Ein Lernort für kleine Tüftler<br />

Daniela Weber<br />

Das F.Lux Schülerforschungslabor in Neheim<br />

macht die Welt des Lichts erlebbar<br />

H<br />

istorische Leuchten bewundern oder moderne<br />

Taschenlampen im 3D-Drucker produzieren<br />

– im F.Lux, dem Schülerforschungslabor für<br />

Licht und Beleuchtung, in Neheim kommen Wissenshungrige<br />

und Tüftler gleichermaßen auf ihre Kosten. Der<br />

außerschulische Lernort, der eine interaktive Ausstellung,<br />

den Erlebnisraum, mit einem Schülerforschungslabor<br />

verbindet, soll bei Schülern das Interesse an Naturwissenschaften<br />

wecken und für die Leuchtenindustrie vor Ort<br />

potentiellen Nachwuchs generieren.<br />

Ob ein Zeitstrahl, der die Geschichte des „Lichtmachens“<br />

zeigt, Exponate von historischen Leuchten oder Fotos, die die<br />

Veränderung des natürlichen Lichts zu verschiedenen Tageszeiten<br />

abbilden – der Erlebnisraum informiert alle kleinen<br />

und großen Einsteins über die Geschichte, Gegenwart und<br />

Zukunft des „Lichtmachens“.<br />

Im Erlebnisraum des F.Lux<br />

Ganzheitliches Kulturgut<br />

„Licht hat eine sehr spannende Geschichte und ist nicht nur<br />

ein technisches Kulturgut, sondern ein ganzheitliches Kulturgut“,<br />

betont Dennis Köhler, Geschäftsführer des Lichtforums<br />

NRW, einer der Mitbegründer des F.Lux. Ähnlich wie in<br />

einem interaktiven und multimedialen Museum erhalten die<br />

Besucher ergänzende Audio- und Textdateien zu den Infotafeln<br />

und Ausstellungsstücken via QR-Codes und AR-Marker.<br />

Dafür ist eine App notwendig. „Die App zeigt auch Sachen,<br />

die sich nicht in der Ausstellung befinden, sondern nur im<br />

virtuellen Raum vorhanden sind, so etwa Lampen, die wir<br />

nicht als Exponate erhalten haben.“<br />

Im Schülerforschungslabor haben Kids die Gelegenheit, zu<br />

forschen und zu bauen. Die selbst kreierten Leuchtmittel<br />

kommen frisch aus dem 3D-Drucker. Für dieses Erlebnis bietet<br />

das F.Lux Schulen und Bildungseinrichtungen Kurse an,<br />

die mit Fördermitteln oder auch sogenannten F.Lux-Gutscheinen<br />

finanziert werden. Die Idee dahinter: Unternehmen<br />

aus Industrie und Wirtschaft sponsern diese Gutscheine, so<br />

dass für die Schulen keine Kosten entstehen. ■<br />

Staatssekretär Klaus Kaiser, Bürgermeister Ralf Paul Bittner, Dennis Köhler<br />

(Lichtforum NRW) und Regierungspräsident Hans-Josef Vogel bei der Eröffnung<br />

DAs „F.Lux.Mi“ erkennt mithilfe einer Kamera<br />

die Bewegung von Menschen und ahmt diese durch LEDs nach.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 47<br />

Das richtige Licht lässt Lebensmittel appetitlicher und frischer aussehen.


Ständig unter Strom:<br />

Der Mensch<br />

Christel Zidi<br />

Elektrische Nervenimpulse kontrollieren jede<br />

Funktion unseres Körpers. Bei jedem Herzschlag,<br />

bei jeder Bewegung, bei jedem Gedanken spielen<br />

elektrische und elektromagnetische Felder die Hauptrolle.<br />

Bei einem gesunden Menschen fließen dabei Gleichstrom-<br />

Mikroströme von 60 bis 70 Mikroampere*. Zum Vergleich:<br />

Schaltet man den 2000-Watt-Fön an, so fließen circa 8.7<br />

Ampere durch die Steckdose.<br />

Lauter kleine Leuchten<br />

Es gibt viele Menschen, von denen man sagt, dass sie keine<br />

großen Leuchten sind. Genau genommen könnte man das<br />

von allen Menschen behaupten. Das ist sogar wissenschaftlich<br />

erwiesen und zwar von dem Physiker Fritz-Albert Popp.<br />

Ihm gelang 1975 der experimentelle Nachweis der Biophotonen.<br />

Damit gemeint ist das Licht, das jede lebendige Substanz<br />

von sich gibt, ein Licht mit Wellenlängen zwischen<br />

200 und 800 Nanometer. Um das zu sehen, benötigte man<br />

allerdings ein Sichtgerät, das flackerndes Kerzenlicht noch<br />

in einer Entfernung von 20 Kilometern erkennt. Riesenglühwürmchen<br />

sind wir Menschen deshalb jedoch nicht,<br />

denn die Leuchtstoffe, die diese Lebewesen in sich tragen,<br />

sind chemischer Art.<br />

Wie kommt der Strom in die Körperzelle?<br />

Jede Zelle unseres Körpers ist negativ geladen, wie eine Art<br />

Batterie. Die Spannung darin entsteht durch ein Konzentrationsgefälle<br />

der verschiedenen Ionen*. Durch dieses elektrochemische<br />

Gefälle werden Nährstoffe und Stoffwechselprodukte<br />

aufgenommen. Ist eine Zelle im Ruhezustand, enthält<br />

sie in ihrem Innern elektrisch geladene Kalium-Atome, an<br />

der Zellenwand befinden sich geladene Natrium-Atome.<br />

Bei Erregung der Zelle, wechseln die Atome ihre Ladungen,<br />

dadurch verändert sich die elektrische Spannung. Die<br />

Ionen, die positiv geladene Teilchen, sorgen also dafür,<br />

dass Strom fließt. Auf ihrer Reise durch den Körper nutzen<br />

Natrium-, Kalium- oder Chlorid-Ionen unsere Körperflüssigkeiten.<br />

Neuronen leiten Strom<br />

Um sich untereinander zu verständigen, benutzen unsere<br />

Nervenzellen chemische Botenstoffe, aber auch Nervenim-<br />

48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


pulse, elektrische Signale, die sich entlang der langen Nervenfaser<br />

(Axon) bis zur Synapse fortsetzen. Dann erfolgt die<br />

Informationsübertragung über die Synapse zur Empfängernervenzelle<br />

(Neuron).<br />

1976 entwickelten Forscher eine Technik, mit der sich zum<br />

ersten Mal der Strom messen ließ, der durch einen Ionenkanal<br />

fließt („Patch-Clamp-Technik“). Ionenkanäle spielen<br />

eine universelle Rolle. Sie vermitteln nicht nur die elektrische<br />

Aktivität von Nerven- und Muskelzellen, sondern<br />

übersetzen auch physikalische oder chemische Sinnesreize<br />

in neuronale Signale.<br />

SAUBER<br />

GELD VERDIENEN!<br />

REINIGUNG VON<br />

PHOTOVOLTAIKANLAGEN<br />

Das schlagende Herz<br />

Ab der 10. Schwangerschaftswoche lassen sich im Mutterleib<br />

Herzaktionen erkennen. Ausgelöst vom sog. Reizbildungssystem<br />

erfolgt die Zündung des „Herzmotors“.<br />

Dieses System (Sinusknoten) besteht aus Zellen, die sich in<br />

der Wand des rechten Vorhofs befinden. Der Sinusknoten<br />

ist sozusagen der „Schrittmacher” des Herzens, gibt vor,<br />

wie häufig das Herz pro Minute schlägt. Jedes Mal entsteht<br />

dabei ein elektrischer Strom. Das Herz zieht sich durch die<br />

elektrische Erregung zusammen und kann so das Blut in<br />

den Körper pumpen.<br />

„Drahtige“ Sportler<br />

Auch die Steuerung unserer Muskeln geschieht durch<br />

elektrische Signale. Kein Wunder, dass gerade Menschen,<br />

die besonders viel Sport treiben, als „drahtig“ beschrieben<br />

werden, ihre „Drähte“, ihre elektrischen Leitungsbahnen,<br />

sind besonders aktiv. Bei Muskel-Beschwerden muss<br />

manch mal allerdings nachgeholfen werden. Das geschieht<br />

z. B. durch Reizstrom bei Schmerzbehandlungen, zur<br />

Durchblutungsförderung und Muskelkräftigung.<br />

Ihr Partner für…<br />

• Solaranlagenreinigung<br />

• Elektroinstallationen<br />

• Fachbetrieb für regenerative Energien<br />

• Photovoltaikinstallation und Service<br />

• Batteriespeichersysteme<br />

• E-Check<br />

Für uns Menschen ist es also enorm wichtig, stets alle<br />

Körperzellen in Bewegung zu halten, damit der Strom<br />

fließen kann. Den besonders quirligen und hyperaktiven<br />

unter unseren Zeitgenossen sagt man nach, dass sie „unter<br />

Strom“ stehen. Spätestens seit der Stromfluss wissenschaftlich<br />

- bei allen Menschen - nachweisbar ist, sollte man bei<br />

ihnen vielleicht eher von Starkstrom sprechen.<br />

*Ion= geladenes Atom oder Molekül ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 49


Blitzableiter versus Donnerkeil<br />

Von elektrischen Götterströmen und Voltladungen<br />

Christel Zidi<br />

Im<br />

Norden Europas war<br />

Donar, bei den Germane<br />

Thor für Blitz und<br />

Donner verantwortlich. Bei den Römern<br />

feuerte Jupiter höchstpersönlich<br />

Blitze. War der griechische Göttervater<br />

Zeus verärgert, schleuderte auch<br />

er Blitze auf die Erde. Sie alle hatten<br />

den Donnerkeil in der Hand und waren<br />

damit Herr über die Blitze und<br />

den anschließenden Donner.<br />

Die Ära dieser Gottheiten endete<br />

spätestens dann, als die Menschen<br />

herausfanden, wie und wann Blitze<br />

tatsächlich entstehen. Und zwar dann,<br />

wenn warme, feuchte Luftmassen zusammenkommen<br />

und aufsteigen. Kondensiert<br />

der Wasserdampf in der Luft,<br />

entwickelt sich zunächst eine Haufenwolke<br />

(Cumulus). Wenn die schwüle<br />

Luft weiter in die Höhe strömt, bilden<br />

sich Gewitterwolken. Haufenwolken<br />

mit einem ambossförmigen Dach, das<br />

aus kleinen Eiskristallen besteht. Im<br />

Inneren laden sich die Eiskristalle im<br />

oberen Teil der Wolke positiv auf, die<br />

Wassertröpfchen im unteren Teil negativ.<br />

Diese Spannung wächst an - bis<br />

die Ladung mehrere hundert Millionen<br />

Volt beträgt. Beim Überschreiten einer<br />

kritischen Schwelle von 170.000 Volt<br />

pro Meter kommt es zu einem riesigen<br />

Kurzschluss, dem Blitz.<br />

Seit 1752 kann uns der Zorn der Gewittergötter<br />

endgültig egal sein. Denn<br />

Benjamin Franklin, einer der Gründerväter<br />

der USA, erfand den Blitzableiter.<br />

Und der funktioniert so: Ein Blitzableiter<br />

besteht aus Metall mit einer hohen<br />

Leitfähigkeit, z. B. Kupfer. Da Blitze<br />

immer an den höchsten Punkten eines<br />

Gebäudes einschlagen, wird er ebenda<br />

angebracht. Hat der Blitzableiter einen<br />

Blitz abgefangen, wird er der Blitz<br />

durch Fangleitungen vorbei in die Erde<br />

geleitet, wo sich Platten oder ein Kupfernetz<br />

befindet. Häuser neben Metallmasten<br />

oder höheren Gebäuden haben<br />

oft keinen Blitzableiter, weil das Risiko<br />

des Blitzeinschlags relativ gering ist.<br />

Gefährlich sind starke Blitze aber trotz<br />

Blitzableiter noch. Sie können Überspannungen<br />

durch ebenfalls geerdete<br />

Leitungen verursachen und Elektrogeräte<br />

zerstören. Deshalb wird auch<br />

weiter empfohlen, bei starken Gewittern<br />

den Stecker zu ziehen. ■<br />

50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Christel Zidi<br />

Historisches<br />

Konzernarchiv RWE<br />

SPANNENDE<br />

LEITUNGEN<br />

Haben Sie auch im ersten Moment gedacht, dass dort<br />

auf den Hochspannungsleitungen Vögel sitzen?<br />

Natürlich erkennt man bei genauerem Hinsehen,<br />

dass das Männer sind. Aber es ist schon ein recht ungewöhnlicher<br />

Sitz- äh Arbeitsplatz. Denn dort in luftiger Höhe können<br />

– sobald der Strom eingeschaltet ist – nur Vögel überleben.<br />

Schließlich haben sie keinen Kontakt zum Boden, sind nicht<br />

geerdet. Der Strom fließt – weil er immer den kürzesten Weg<br />

nimmt, nur durch die Leitung und nicht durch sie hindurch.<br />

sich nur auf Leitungen mit Mittel- oder Niedrigspannung. Und<br />

wenn sie mal ein paar Menschen dort oben erblicken, können<br />

sie sicher sein: Die Leitung ist ohne Spannung. ■<br />

59581 <strong>Warstein</strong> · Domring 3<br />

Aber sind die Vögel wirklich sicher auf den Leitungen? Nicht<br />

unbedingt. Sobald ein Vogel gleichzeitig Mast und Stromleitung<br />

berührt, trifft ihn der Strom-Schlag. Leitungen, die nah<br />

nebeneinanderher laufen, können besonders für größere Vögel<br />

zur Gefahr werden. Zum Glück für unsere gefiederten Freunde<br />

geht man dazu über, Strommasten zu isolieren und Abstandhalter<br />

zu setzen.<br />

Überlandleitungen sind besonders für Wasservögel wie Schwäne,<br />

Gänse, Kraniche und Enten gefährlich. Speziell dann, wenn<br />

sie die Leitungen nicht rechtzeitig erkennen und dann nicht<br />

mehr ausweichen können. Die Gefahr, dass sie sich dort das<br />

Genick brechen, ist groß. Um Vögel vor solchen Kollisionen zu<br />

schützen, werden oft Markierungen an den Leitungen angebracht.<br />

Wir sind für Sie da!<br />

02902 761-260<br />

info@wvg-energie.de<br />

www.wvg-energie.de<br />

Jetzt zur<br />

WVG wechseln<br />

und<br />

Geld sparen!<br />

Auf Hoch- und Höchstspannung werden sie keine zwitschernden<br />

Vögel vorfinden, denn diese sind viel zu heiß und die Vögel<br />

würden sich dort die Füße verbrennen. Deshalb versammeln sie<br />

Ihr lokaler Anbieter. Seit über 20 Jahren!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 51


Anzeige<br />

planilux® GmbH, <strong>Warstein</strong><br />

„Wir sind dafür da, die Sprache unseres<br />

Kunden in ein Produkt umzusetzen.“<br />

Monika Loerchner<br />

Jürgen Eckert<br />

Praktisch jeder hat die analogen und digitalen<br />

Betrachtungssysteme von planilux® schon einmal<br />

gesehen. Sogar im Fernsehen, denn diese Systeme<br />

werden regelmäßig für Sets wie die von „Tatort Münster“<br />

oder „Bettys Diagnose“ eingesetzt. Rund 6.000 Operationssäle<br />

sind mit planilux® ausgestattet, über 500.000<br />

Röntgenfilmbetrachtungssysteme verkauft worden. „Wir<br />

bieten alle Lösungen, die jemand braucht, aus Stahl und<br />

Edelstahl“, verspricht Bertin Sobkowiak. Ein großes Versprechen,<br />

aber eines, das er hält. 2015 übernahm er die<br />

planilux®-Produktionslinie von der Gerätebau Schulte<br />

GmbH und machte sie zum Namen seines Unternehmens.<br />

Gehäuselösungen für OP-Säle, Reinräume<br />

oder das heimische Wohnzimmer<br />

Zehn hochqualifizierte Mitarbeiter setzen so die Wünsche der<br />

Kunden weltweit um. Zu den Kunden zählen Ausstatter von<br />

OP-Sälen, Architekten, Designer, aber auch einfach „Menschen<br />

mit Ideen“. Genauso vielfältig wie sie selbst sind auch<br />

die Wünsche der Kunden: „Eine klassische Anfrage sieht so<br />

aus, dass wir die Maße einer Einbaunische bekommen. Da<br />

heißt es dann: ‘Macht uns das und das mal eben da rein‘. Und<br />

das machen wir dann“, berichtet Bertin Sobkowiak. Und<br />

die planilux® Kunden sind immer wieder begeistert von der<br />

immensen Produktionstiefe der Firma: Das Team bietet die<br />

gesamte Fertigungstiefe, begonnen bei der CAD-Konstruktion,<br />

über den Metallbau, eine eigene Pulverbeschichtung,<br />

die Fertigung elektrischer Komponenten sowie die teil- oder<br />

vollständige Montage der Systeme.<br />

„Wir sind schnell in dem, was wir tun!“<br />

Dabei legt das Team großen Wert auf die Bedien- und Servicefreundlichkeit<br />

seiner Geräte. „Wenn ein analoges Gerät<br />

im OP gegen ein digitales ausgetauscht werden muss oder<br />

ein Informationsterminal eine neue Hardware braucht, ist es<br />

wichtig, dass man das schnell und unkompliziert umsetzen<br />

kann“, weiß André Sobkowiak, Sohn von Bertin Sobkowiak<br />

zu berichten. Überhaupt ist Schnelligkeit eine Stärke des<br />

Unternehmens. „Falls der Kunde kurzfristige Änderungen<br />

wünscht, sind diese bei uns in der Regel von heute auf morgen<br />

umsetzbar.“<br />

Von der Idee bis zur Serienreife<br />

Das Unternehmen ist Profi in Sachen Sonderkonstruktionen.<br />

Auf Kundenwunsch werden vor der Fertigung eines Prototyps<br />

52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Bertin Sobkowiak und André Sobkowiak<br />

3D-Vorkonstruktionen erstellt, die dem Kunden bereits vor<br />

Fertigungsbeginn eine visuelle Vorstellung von dem möglichen<br />

Endprodukt vermitteln. „Wir begleiten den Kunden von der<br />

Idee bis zur Umsetzung“, sagt André Sobkowiak. Der 39-jährige<br />

Konstruktions-Techniker ist seit Gründung der planilux®<br />

GmbH im Betrieb tätig und sichert somit die Nachfolge. „Mit<br />

dem Prototyp kann der Kunde dann erst mal sein Produkt testen.<br />

Dann machen wir uns daran, das Produkt zu optimieren<br />

und zur Serienreife zu bringen.“<br />

Auch Einzelanfertigungen sind bei planilux® in guten Händen.<br />

Sogar die einfachste Idee, auf dem Bierdeckel entstanden,<br />

setzt das Team zusammen mit dem Kunden in ein fertiges<br />

Produkt um. Ob innovative StartUp-Konstruktion oder<br />

Informationsterminals mit Touchoberflächen, Gehäusebau<br />

fürs Eigenheim oder smartes Konzeptdesign. Für alles findet<br />

man die passende Lösung.<br />

Das planilux®-Team steht dafür, dass es in kurzer Zeit neue<br />

Produkte mit hohen Ansprüchen an Funktion und Design<br />

entwickeln und fertigen kann. Auch eigene, innovative Erfindungen<br />

am Puls der Zeit finden Einzug in das Produktangebot,<br />

wie z. B. das patentierte Swingboard. Neben weiteren<br />

Produkten ist auch diese eingehauste Computertastatur mit<br />

Schwenkscharnieren reinraumgeeignet, so erzählt André<br />

Sobkowiak: „Die können Sie praktisch in Desinfektionsmittel<br />

baden.“ Ein weiteres Produkt der Eigenkonstruktionslinie ist<br />

eine stromlose Handdesinfektionssäule.<br />

„Wir sind dafür da, die Sprache unseres Kunden in ein Produkt<br />

umzusetzen“, erklärt Bertin Sobkowiak. Und sein Sohn ergänzt:<br />

„Wir finden für alles eine perfekte Lösung!“ ■<br />

Erfindungen am Puls der Zeit<br />

planilux® GmbH<br />

Rangestraße 48 | D-59581 <strong>Warstein</strong><br />

Telefon +49 (0) 29 02 / 97 13 - 0 | Telefax +49 (0) 29 02 / 97 13 - 88<br />

E-Mail: info@planilux.com | Internet: www.planilux.com<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 53


Elektroniker: Eine im wahren Sinne des Wortes spannende<br />

Ausbildung mit hervorragenden Zukunftsperspektiven<br />

Christel Zidi<br />

Ohne Strom kommt man in der<br />

modernen Welt nicht mehr aus<br />

– ohne den Elektroniker auch<br />

nicht. Ganz allgemein gesagt, sorgt er<br />

dafür, dass alle Leitungen am richtigen<br />

Ort und vor allem richtig verbunden<br />

sind. Natürlich ist das aber wesentlich<br />

komplizierter. So eine Ausbildung als<br />

Elektroniker hat es ganz schön in sich.<br />

Bevor aus dem jungen Menschen, der<br />

als Kind von seinem Elektronikbaukasten<br />

begeistert war und später ein<br />

Faible für Mathematik und Physik<br />

hatte, ein Fachmann im Bereich Elektronik<br />

wird, dauert es mindestens 3 ½<br />

Jahre.<br />

Wer gern einen handwerklichen Beruf<br />

erlernen möchte, der zugleich auch anspruchsvoll<br />

ist, liegt mit dem des Elektronikers<br />

genau richtig. Einige Elektroniker<br />

arbeiten im industriellen Bereich,<br />

andere im handwerklichen. Das erste<br />

Ausbildungsjahr ist für alle Ausbildenden<br />

gleich, danach beginnt die Spezialisierung<br />

für den Bereich, für den man sich mit der<br />

Ausbildung entschieden hat. Die Fachbereiche<br />

sind sehr unterschiedlich:<br />

Die Fachbereiche<br />

Foto: AdobeStock_79427571_industrieblick<br />

Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik<br />

kümmern sich um die Stromversorgung<br />

von Gebäuden, warten und<br />

reparieren. Dieser Beruf gehört in den<br />

Handwerksbereich. Ein ähnlicher Beruf,<br />

der aber in den Industriebereich gehört,<br />

ist der des Elektronikers für Gebäudeund<br />

Infrastruktur - systeme. Dieser beobachtet<br />

und repariert hauptsächlich Versorgungssysteme<br />

und Sicherheitsanlagen<br />

zusammen mit dem Gebäudemanagement.<br />

Elektroniker für Automatisierungstechnik<br />

gibt es sowohl nach der Industrie-<br />

als nach der Handwerksordnung. In<br />

beiden Fällen ist man spezialisiert auf<br />

das Warten und Einstellen von Automaten<br />

und Industrieanlagen. Nach einem<br />

Schaltplan werden elektrische Anlagen<br />

54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


gebaut. Dafür müssen Drähte verlegt und gebündelt und Sensoren<br />

angebracht werden. Anlagen müssen programmiert und<br />

getestet werden, bevor sie in Betrieb gehen.<br />

Alle anderen Ausbildungen zum Elektroniker sind spezialisiert<br />

auf bestimmte Gerätetypen und Systeme: Elektroniker für luftfahrttechnische<br />

Systeme sind auf ebendiese ausgerichtet, der<br />

Elektroniker Geräte und Systeme ist zuständig für Kontrollsysteme,<br />

Feingeräte oder auch medizinische Geräte. Als Elektroniker<br />

für Maschinen und Antriebstechnik kümmert man sich<br />

überwiegend auf industrielle Großmaschinen.<br />

Alarm-, Netzwerk- und Telefonanlagen plant und montiert<br />

man, wenn man sich für den Fachbereich Informations- und<br />

Telekommunikationstechnik entscheidet. Auch die Installation<br />

von Überwachungssoftware, der Einbau von Bewegungsmeldern<br />

und Videokameras gehört dazu.<br />

Wer ein besonderes Faible für IT hat, kann sich<br />

auch zum Systemelektroniker ausbilden lassen.<br />

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, Elektroniker für<br />

Betriebstechnik oder für Informations- und Systemtechnik zu<br />

werden.<br />

Die Ausbildung<br />

Zur schulischen Ausbildung gehört das Zeichnen von Plänen,<br />

das Erlernen vieler physikalischer Berechnungen, z. B. wie Steuerungstechnik<br />

funktioniert. Die betrieblichen Aufgaben sind<br />

je nach Betrieb und Abteilung sehr unterschiedlich. In der Instandhaltung<br />

geht es um Maschinen und Geräte, die nicht mehr<br />

funktionieren. Wer auf Baustellen unterwegs ist, also bei größeren<br />

Projekten mit dabei ist, kann auch beobachten, wie das theoretische<br />

Wissen praktisch angewendet wird. Bis der erste Strom<br />

in Häusern fließt, dauert es natürlich eine ganze Weile. In dieser<br />

Zeit kann man auf den Baustellen beobachten, wo überall die<br />

Leitungen verlegt werden, wie der Plan ausgeführt wird.<br />

Soft Skills<br />

Wer den Beruf des Elektronikers erlernen will, sollte Interesse an<br />

Physik und Mathe haben. Handwerkliches Geschick und technisches<br />

Verständnis ist ebenfalls sehr wichtig.<br />

Logisches Denken und eine bildliche Vorstellungskraft ist ebenfalls<br />

erforderlich, da man es oft mit recht komplexen Systemen<br />

zu tun hat. Als Elektroniker muss man sehr präzise, verantwortungsbewusst<br />

und konzentriert arbeiten. Schließlich muss ein<br />

Elektroniker konzentriert sein, ein Fehler kann schwerwiegende<br />

Folgen haben.<br />

Und zuletzt muss er auch körperlich fit und schwindelfrei sein,<br />

wenn man eine Fachrichtung gewählt, in der elektrotechnische<br />

Anlagen auch schon mal in großer Höhe gewartet werden<br />

müssen.<br />

Zukunftsaussichten<br />

Wer seine Ausbildung als Elektroniker abgeschlossen hat, ist<br />

hochqualifiziert. Die Zukunftsaussichten in diesem Beruf sind<br />

hervorragend. Wer Lust hat, sich nach der Ausbildung fortzubilden,<br />

kann auf die Meisterschule gehen oder ein Studium mit Abschluss<br />

Diplom-Ingenieur an einer Fachhochschule beginnen. ■<br />

Die Bezeichnung Elektroinstallateur oder Elektriker<br />

sind veraltet. Seit 2003 heißt der Beruf Elektroniker<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 55


GÜNNE LEBT VON DER<br />

VERBINDUNG VON ALTEM<br />

UND NEUEM<br />

„Immer ein Dorf geblieben“ Daniela Weber Matthias Koprek<br />

G<br />

ünne, ein Ort mit rund 2.000 Einwohnern, ist<br />

vielen Menschen von nah und fern ein Begriff.<br />

Mit der Sperrmauer als Besuchermagnet zieht<br />

das idyllische Örtchen in der Gemeinde <strong>Möhnesee</strong> viele<br />

Touristen an. Doch Günne hat mehr zu bieten als nur die<br />

imposante Talsperre. Die Verbindung von Altem und Neuem,<br />

historisch bedingte Veränderungen und eine vielfältige<br />

Natur am Rande des Ortes – und ein Quäntchen Humor -<br />

machen Günne zu einem Dorf mit vielen Facetten.<br />

„Günne besteht aus dem Ursprünglichen und dem,<br />

was neu hinzugekommen ist.“<br />

Egbert Nölle, Ortsvorsteher<br />

„Im Kerndorf findet man alte Gassen und Häuser mit kleinen,<br />

schön angelegten Gärten. Das ist sowohl im Altdorf Günne<br />

mit seiner markanten Kirche als auch in Brüningsen der Fall.<br />

Dort ist es sehr beschaulich. Das Dorf ist dann immer mehr<br />

nach außen hin gewachsen“, erklärt Ortsvorsteher Egbert<br />

56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Nölle. Die wohl ausgeprägteste Veränderung für Günne sei<br />

jedoch der Bau der Sperrmauer Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

gewesen. Und auch die Möhnekatastrophe im Jahr 1943 habe<br />

das Ortsbild beeinflusst. „Der Ausgleichsweiher beispielsweise<br />

war vor der Möhnekatastrophe nur halb so groß wie jetzt“, betont<br />

Nölle. Hinweisschilder am Ausgleichsweiher erinnern an<br />

die ursprüngliche Ortsansicht. Zwei Denkmäler - eines direkt<br />

an der Sperrmauer für alle Opfer der Möhnekatastrophe und<br />

eines im Ortskern für die Gefallenen der beiden Weltkriege<br />

und die 28 Einwohner Günnes, die der Bombardierung der<br />

Sperrmauer zum Opfer fielen - dienen als Gedenkorte. „Heutzutage<br />

ist die Fläche rund um die Sperrmauer sehr touristisch<br />

geprägt. Und der Sportplatz befindet sich gegenüber vom Ausgleichsweiher.<br />

Viel Wohnbebauung gibt es dort in der heutigen<br />

Zeit nicht “, stellt der Ortsvorsteher heraus. Die Veränderungen<br />

des Ortes durch einschneidende Ereignisse und die weitere<br />

Ausdehnung durch Neuansiedlung seien aber genau das, was<br />

Günne ausmache. „Günne besteht aus dem Ursprünglichen<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 57


und dem, was neu hinzugekommen ist.“ Charakteristisch für<br />

den Ort am <strong>Möhnesee</strong> sei aber, dass trotz aller Veränderungen<br />

eine Verstädterung nicht eingetreten sei. „Günne ist immer ein<br />

Dorf geblieben“, freut sich Egbert Nölle.<br />

„Da sind die Füchse wieder am schmäuken.“<br />

Egbert Nölle, Ortsvorsteher<br />

Ein Dorf, für das neben bedeutender Architektur vor allem<br />

auch die Naturverbundenheit prägend sei. Die Berglage des<br />

Dorfes, der Möhnefluss und der sich am Rande des Ortes<br />

weitläufig erstreckende Arnsberger Wald machen das Dorf zu<br />

einem Ort mitten in der Natur. Diese Naturvielfalt biete vor<br />

allem auch den Einwohnern, die eher für sich sein möchten,<br />

Möglichkeiten zum Abschalten, fern von durch Touristen<br />

hochfrequentierten Gebieten und dem gut funktionierenden<br />

Dorfleben. Dieser Tipp gilt jedoch für jedermann: „Von dem<br />

Ortskern von Günne hat man einen schönen Ausblick ins<br />

Tal und von Brüningsen ebenfalls. Man schaut entweder von<br />

Nord nach Süd oder von Süd nach Nord“, sagt der Ortsvorsteher<br />

begeistert.<br />

Auch einige alte Sprüche und Weisheiten zeugen von der<br />

Verbundenheit zur Natur. So weiß zumindest der Ur-Günner<br />

bei Nebel und Regen genau was Sache ist: „Wir sagen immer,<br />

wenn der Nebel morgens über dem Arnsberger Wald heraufsteigt,<br />

dann gibt es in drei Tagen Regen, wenn er heruntergeht,<br />

dann gibt es beständiges Wetter“, berichtet Nölle schmunzelnd<br />

über eine typisch Günner Weisheit. Und jeder Ur-Günner<br />

wird wohl auch schon einmal folgenden Satz gesagt haben,<br />

wenn nach längerem Regen aufsteigende Nebenschwaden zu<br />

sehen waren: „Da sind die Füchse wieder am schmäuken.“<br />

Lustige Sprüche - und auch lustige Taten - sind typisch für<br />

Günne. Im Ort stehen an einigen Stellen alte Haltestellenschilder,<br />

die zu Ehren ehemaliger Schützenpaare aufgestellt<br />

wurden. „Ein Gag, der sich durch den Ort zieht. Irgendwer<br />

hat mal herausgefunden, wo man alte Haltestellenschilder<br />

herbekommt. Die Schilder mit Namen und Jahreszahl werden<br />

seitdem dem Königspaar am Ende der Amtszeit von den<br />

Nachbarn geschenkt.“ Die „Königsallee“, eine kleine Gasse<br />

im Ort, beherbergt direkt mehrere ehemalige Schützenpaare.<br />

Diese lustige Idee diene selbstverständlich auch der Anerkennung<br />

für das, was das Königspaar in seiner Amtszeit für den<br />

Ort angestoßen habe.<br />

Günne – ein Ort, der Altes schätzt und offen für Neues ist.<br />

Ein Ort, der durch viele Veränderungen, zu dem geworden ist,<br />

was er heute ist und von dieser Vielfalt lebt. ■<br />

58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Wir gehen neue<br />

Wege und starten mit<br />

unserem Videoservice<br />

im neuen SB-Pavillon<br />

in Sichtigvor.<br />

Anzeige<br />

Die persönliche Serviceberatung per Video ist<br />

neu und einmalig im Kreisgebiet. Als erste<br />

Bank in der Region bieten wir ab sofort einen<br />

ganz neuen und modernen Weg der Serviceleistung: den<br />

VideoService, an.<br />

Der „Video-Schalter“ ermöglicht Banking von Angesicht<br />

zu Angesicht. „Wir erweitern unser Serviceangebot<br />

für unsere Kunden und gehen dafür neue Wege. Dabei<br />

pflegen wir den persönlichen Kontakt zu unseren Mitgliedern<br />

und Kunden auf moderne Art und Weise“, erklärte<br />

Bernd Wesselbaum, Vorstandsvorsitzender der Volksbank<br />

Hellweg, bei der Einweihung des neuen Videoservices in<br />

Sichtigvor.<br />

Und so funktioniert der Videoservice: Kunden betreten<br />

den räumlich und akustisch hoch geschützten Videoserviceraum<br />

und sehen ihre Serviceberaterin oder ihren Serviceberater<br />

auf dem Bildschirm. Beide können sich nun<br />

gegenseitig hören und sehen. Dann kann es auch schon<br />

losgehen und das Anliegen besprochen werden.<br />

Zur Legitimation legt der Kunde ein aktuelles Ausweisdokument<br />

(Personalausweis oder Reisepass) unter die<br />

Dokumentenkamera. Der Service per Video entspricht<br />

vollständig dem Leistungsspektrum, das auch über den<br />

telefonischen Kundenservice angeboten wird. Neben den<br />

Überweisungsaufträgen können zum Beispiel Daueraufträge<br />

angelegt oder geändert werden, Termine vereinbart,<br />

Karten bestellt und gesperrt werden oder persönliche<br />

Daten aktualisiert werden. Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung sitzen in unserem<br />

Privatkundencenter und sind montags bis freitags<br />

von 8.00 – 19.00 Uhr erreichbar. Die neue Filiale ist<br />

60qm groß und wurde mit modernster Solartechnik ausgestattet.<br />

Für die Inneneinrichtung wurden ausschließlich<br />

natürliche und recyclebare Materialien verwendet. Der<br />

Pavillon ist täglich von 5 Uhr bis 23 Uhr für Sie geöffnet.<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann probieren Sie es<br />

doch gerne mal aus! ■<br />

Persönlicher Service.<br />

Live und von<br />

Mensch zu Mensch.<br />

Morgen<br />

kann kommen.<br />

Wir machen den Weg frei.<br />

Volksbank Hellweg eG<br />

Westenhellweg 1<br />

59494 Soest<br />

02921 3930<br />

www.volksbank-hellweg.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 59


<strong>Warstein</strong>:<br />

Die etwas<br />

andere<br />

Altstadt<br />

Sonja Nürnberger<br />

S. Droste & Dietmar Lange<br />

Schaut man sich die historischen Altstädte im Sauerland und überhaupt in Deutschland an, so stellt man in<br />

der Regel fest, dass sich die Städte zumeist drumherum entwickelt haben, von dort ausgehend gewachsen sind<br />

und der historische Teil häufig den Kern bildet. Nicht so in <strong>Warstein</strong>.<br />

Geht man durch die Straßen rund um die Alte Kirche, liest<br />

man viele interessante Straßennamen, die Auswärtige rätseln<br />

lassen. Aber es sind nicht nur die plattdeutschen Namen,<br />

die irritieren: Einige der Straßenschilder deuten auf<br />

Gebäude hin, die man vergeblich sucht. Die alte Straßenführung<br />

ist geblieben, aber was ist mit all den historischen<br />

Gebäuden geschehen?<br />

Ortsvorsteher Dietmar Lange, der zwar in Meschede geboren,<br />

aber in <strong>Warstein</strong> aufgewachsen ist, wohnt auch heute<br />

noch in der <strong>Warstein</strong>er Altstadt – wie auch schon seine<br />

Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Er kennt sich gut in<br />

der Geschichte seiner Heimatstadt aus. „Die Geschichte<br />

dieses <strong>Warstein</strong>er Stadtteils hat mich schon als Kind fasziniert,<br />

sodass ich eigentlich mein ganzes Leben der Regionalund<br />

Heimatgeschichte gewidmet habe“, erklärt er.<br />

Aber was ist so besonders an <strong>Warstein</strong> und der, wie der<br />

60-Jährige sagt, „sogenannten“ historischen Altstadt?<br />

60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Tor in der Altstadt<br />

eine<br />

Fern- oder Lesebrille<br />

die zweite<br />

Alle Brillen unserer<br />

Kollektion zum<br />

garantierten Festpreis!<br />

kostenloser Sehtest<br />

modische Fassungen<br />

Kunststoffgläser<br />

superentspiegelt<br />

gehärtet<br />

NEU<br />

Brille99<br />

in <strong>Rüthen</strong><br />

Partie in der Altstadt<br />

Gegründet wurde <strong>Warstein</strong> im 13. Jahrhundert<br />

auf dem Berg, auf dem sich der historische Bereich<br />

mit der Alten Kirche befindet. Die damalige Stadt,<br />

die umgeben war von einer Stadtmauer mit drei<br />

Toren, oben auf dem Berg war ein guter Ausgangspunkt<br />

zur Verteidigung der damaligen kurkölschen<br />

Landesherrschaft gegen den Grafen von Arnsberg<br />

und die Bischöfe von Paderborn. Doch die Berglage<br />

brachte auch große Gefahren mit sich. „Da der Platz<br />

eine<br />

Gleitsichtbrille<br />

Brille99 in <strong>Rüthen</strong><br />

Hachtorstraße 39 | 59602 <strong>Rüthen</strong><br />

Tel.: 02952 416<br />

Brille99 in Geseke<br />

Lüdische Straße 4 | 59590 Geseke<br />

Tel.: 02942 9786899<br />

Brille99 in Lippstadt<br />

Poststraße 14 | 59555 Lippstadt<br />

Telefon: 02941 57268<br />

www.brille-99.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 61


Die „Alte Kirche“ von innen<br />

auf dem Berg begrenzt war, wurde die Fläche sehr<br />

eng bebaut, was das Risiko für einen Stadtbrand stark<br />

erhöhte.“ Fast in jeder zweiten oder dritten Generation<br />

brannte die Stadt in großen Teilen oder sogar vollständig<br />

ab. Der letzte Stadtbrand war im Dezember 1802.<br />

„Die damaligen Landesherren, die Landgrafen von<br />

Hessen-Darmstadt, erlaubten es danach nicht mehr, die<br />

Stadt auf dem Berg wieder aufzubauen.“ Dort standen<br />

nun nur noch einzelne Häuser. Die Stadtpfarrkirche,<br />

die heutige Alte Kirche und der Zehnthof vom Kloster<br />

Grafschaft hatten das Feuer überstanden. Die neue<br />

Stadt wurde 600 Meter weiter unten im Tal neu aufgebaut,<br />

wo sich auch heute das Stadtzentrum <strong>Warstein</strong>s<br />

erhebt.<br />

Altstadt rund um die Alte Kirche<br />

„Was wir heute als Altstadt bezeichnen, ist also gar<br />

nicht so alt. Nur einige wenige Gebäude sind historisch.<br />

Geografisch und gesellschaftlich blieb die Altstadt<br />

jedoch fest im Bewusstsein der Menschen verankert,<br />

sodass man heute immer noch davon spricht.“<br />

Im 19. Jahrhundert wuchs das Stadtgebiet im Tal und<br />

auch der Stadtberg wurde langsam wieder bebaut – bis<br />

hinauf zur Alten Kirche und rundherum. Der gesamte<br />

62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Die „Alte Kirche“<br />

Bereich um die Alte Kirche besteht aus Gebäuden, die<br />

etwa seit 1830/40 bis heute gebaut wurden.<br />

Die kleinen Leute<br />

Das Interessante an dieser Altstadt ist, dass sich hier<br />

damals die „kleinen Leute“ ansiedelten. In <strong>Warstein</strong> war<br />

im 19. Jahrhundert große Industrialisierung angesagt,<br />

gerade in der Eisen- und Stahlfabrikation. Die Arbeiter,<br />

die aus dem ganzen Sauerland und aus dem Hellwegbereich<br />

nach <strong>Warstein</strong> zogen, fanden auf den terrassierten<br />

Plätzen der alten Haus- und Hofplätze gute Baumöglichkeiten.<br />

„Diese Ansiedlung, hauptsächlich von Arbeitern<br />

der damaligen <strong>Warstein</strong>er Industriebetriebe“, so<br />

erfahren wir vom Ortsvorsteher, „führte natürlich auch<br />

gesellschaftlich zu einer gewissen Schichtung der Leute,<br />

die damals überwiegend gewerkschaftlich orientiert<br />

waren und auch oft dementsprechend wählten. Auch so<br />

kam es, dass die Altstadt von <strong>Warstein</strong> einen ganz besonderen<br />

Charakter erhielt und sich den auch bis heute<br />

bewahrt hat.“ ■<br />

Geile Preise und Tierwohl<br />

passen nicht zusammen<br />

Hofprodukte<br />

Naturkostvollsortiment<br />

Nahversorgung<br />

Wir liefern dienstags u. donnerstags<br />

zu Ihnen nach Hause oder zu Ihrer Arbeitsstelle.<br />

Ab 20 Euro. Kein Abo.<br />

Bioladen-warstein@ini.de, Tel. 02902/8066-15, Fax:-22<br />

Mo. 10.00-13.00 Uhr, Di.-Fr. 10.00-18.00 Uhr, Sa. 9.00-13.00 Uhr<br />

Lindenstr. 13 · 59581 <strong>Warstein</strong> · Tel. 02902-8066-15<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 63


Sabina Butz<br />

Haus Kupferhammer<br />

Therese Bergenthal, die Herrin von<br />

“Haus Kupferhammer”<br />

Der folgende Brief der Therese Bergenthal (1805-1883) aus <strong>Warstein</strong> an ihre Freundin Dorothea in Eslohe aus<br />

dem Jahr 1851 ist fiktiv, aber angelehnt an die historischen Fakten der damaligen Hausherrin des Haus<br />

Kupferhammer.<br />

64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Meine liebe Freundin Dorothea!<br />

Du kannst nicht erahnen, wie sehr ich Dich vermisse.<br />

Deine unbeschwerte Fröhlichkeit, Deine Vertrautheit,<br />

Deine tief empfundene Anteilnahme an meinem Leben.<br />

Nun sind es schon fast zwanzig Jahre her, dass ich mich<br />

von meiner wundervollen und geliebten Freundin in unserem<br />

heimatlichen Eslohe verabschieden musste. Ich erinnere,<br />

wie Du mich damals schwesterlich und ausdauernd in<br />

meinem Entschluss bestätigt hast und mir die Zukunft in<br />

den buntesten Farben ausgemalt hast: „<strong>Warstein</strong> ist nicht<br />

das Ende der Welt. Mit der Kutsche ist man immer in einem<br />

Tag dort.“ Notfalls, so versprachst Du es, würdest Du<br />

auch zu Fuß kommen. Da mussten wir dann doch lachen,<br />

weil das ja viel zu gefährlich ist.<br />

Wilhelm Bergenthal war mir damals schon vorgestellt<br />

worden, er sei, so mein Herr Vater „ein ehrgeiziger, begabter<br />

Unternehmer in der Eisenindustrie“, und mein Bruder<br />

ergänzte „der traut sich was, und der wird Erfolg haben“.<br />

Sie hatten beide recht, auch wenn es meine damaligen<br />

Bedenken, bezüglich seiner Eignung als Gatte und zukünftiger<br />

Vater meiner Kinder nicht unbedingt zerstreute. Es<br />

war ja von Anfang an klar, dass sich die Gabriel-Werke<br />

unserer Familie mit Bergenthals Unternehmen vereinigen<br />

wollten. Damals wusste ich aber noch nicht einmal, was<br />

ein „Stahlraffinierhammer“ ist, und wenn ich ehrlich bin,<br />

weiß ich es bis heute immer noch nicht richtig. Ich weiß<br />

nur, dass es vielen Menschen Lohn und Arbeit gibt, dass<br />

mein Gatte ein guter Unternehmer ist, der sich fürsorglich<br />

um seine Arbeiter kümmert. Inzwischen hat er übrigens<br />

noch einen Reckhammer und ein Achsenwerk gegründet.<br />

Alle diese Werke und Gründungen haben <strong>Warstein</strong> zu<br />

einem bedeutenden Standort der Eisenindustrie gemacht,<br />

und ja, man kann wohl auch sagen, meinen Gatten zu<br />

einem wohlhabenden Mann. Manchmal mache ich mir allerdings<br />

Sorgen: Er arbeitet zu viel, will immer noch mehr<br />

erreichen und neue Ideen verwirklichen.<br />

Dir nur vorstellen kannst. Nein, es geht einmal nicht um<br />

meine Haare oder die unsäglichen Perücken, die mir schier<br />

den Kopf eindrücken und an die ich mich wohl nie gewöhnen<br />

werde. Wie gerne denke ich an die wilde Zeit unserer<br />

Kindheit zurück, als sich die Zöpfe auflösen und im Wind<br />

flattern durften. Wenn ich heute ausgehen möchte, muss<br />

ich mindestens eine Stunde für die Toilette einrechnen und<br />

bin auf die Hilfe meiner Haar- und Ankleide-Mädchen<br />

angewiesen. Und jetzt steht auch noch das neue Heim wie<br />

ein Riesenberg vor mir: Wilhelm hat vor zwei Jahren das<br />

„Haus Kupferhammer“ gekauft. Es ist kein Haus, sondern<br />

eher ein Herrschaftssitz, riesengroß, unzählige Zimmer,<br />

<strong>Winter</strong>garten, alles, was man sich nur erträumen kann. Die<br />

Einrichtung hat Wilhelm überwiegend in meine Hände<br />

gelegt. Wir werden exotische Gewächse haben, Vögel in<br />

Volieren, Skulpturen, Gemälde und das feinste Mobiliar.<br />

Ich denke da an ein Biedermeierzimmer, einen Festsaal,<br />

und Wilhelm hat angedeutet, dass er mich zu meinem<br />

nächsten Geburtstag bestimmt überraschen werde. Ob<br />

er wohl meine dezenten Hinweise der letzten 20 Jahre<br />

für meine Vorliebe florentinischen Mobiliars umzusetzen<br />

gedenkt? Ach, das wäre wirklich eine große Überraschung.<br />

Genug von mir, ich bin gespannt auf Deinen Bericht und<br />

wünsche, dass mein sehnlichster Wunsch nach Deiner<br />

Gegenwart in unserem neuen Haus sich endlich erfüllen<br />

kann. Wilhelm hat als Hausinschrift „Nichts ohne Müh“<br />

gewählt. So lass uns denn gemeinsam Mühe aufwenden,<br />

uns recht bald zu sehen. ■<br />

Deine treu und innigst<br />

verbundene Freundin Therese<br />

Das Florentiner Zimmer im Haus Kupferhammer.<br />

Stell Dir vor, er redet von einem Puddlings- und Walzwerk,<br />

und sogar von einer <strong>Warstein</strong>-Lippstädter-Eisenbahn<br />

träumt er. Wo soll das nur enden?<br />

Die Eisenbahnidee stößt natürlich bei Constantin Wilhelm<br />

und Hubert auf großes Interesse. Beide Söhne sind wohlauf<br />

und gescheite Buben, die uns viel Freude bereiten.<br />

Liebste Dorothea, wenn Du doch jetzt hier sein könntest,<br />

Ich stehe vor den allergrößten Herausforderungen, die Du<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 65


Cantuccini - beinahe ein Weihnachtsgebäck<br />

Während man das ganze Jahr über jede Obst- und Gemüsesorte kaufen kann, gibt es Weihnachtsgebäck normalerweise<br />

erst ab dem Spätherbst. Dadurch wird es zu etwas Besonderem. Cantuccini, ein Gebäck aus der italienischen<br />

Provinz Prato, nahe Florenz, ist kein typisches Weihnachtsgebäck. Obwohl es so einige der für Weihnachtsgebäck<br />

typischen Gewürze enthält. Das leckere Mandelgebäck kann man im Sommer wie im <strong>Winter</strong> genießen. Am besten schmeckt es,<br />

wenn es selbstgebacken ist. Hier ist unser Rezept:<br />

Zutaten:<br />

250 g Mehl, 175 g Zucker<br />

1 Päckchen Vanillinzucker<br />

1 Prise Salz, 1 TL Backpulver<br />

30 g Butter, 2 Eier,<br />

Je nach Geschmack eine<br />

kleine Messerspitze<br />

Kardamom, Zimt, Nelken und/oder Sternanis<br />

2 EL Mandellikör und einige Tropfen Bittermandel-Aroma<br />

200 g geschälte Mandelkerne<br />

Mehl zum Ausrollen, Frischhaltefolie, Backpapier<br />

Mehl, Zucker, Vanillinzucker, Salz und Backpulver<br />

vermischen. Butter, Eier, Mandellikör und Bittermandel-Aroma<br />

zufügen, alles zu einem glatten Teig verkneten.<br />

Anschließend die Mandeln vorsichtig unterkneten. Teig<br />

in Folie wickeln und 30 Minuten kalt stellen. Auf einer<br />

bemehlten Arbeitsfläche zu fünf langen Rollen formen.<br />

Diese mit Abstand auf ein mit Backpapier ausgelegtes<br />

Backblech legen. Im vorgeheizten Backofen (E-Herd: 200<br />

°C/ Umluft: 175 °C/ Gas: Stufe 3) 12-15 Minuten backen.<br />

Herausnehmen und abkühlen lassen. Die Rollen schräg in<br />

jeweils elf Scheiben schneiden. Mit der Schnittfläche auf das<br />

Backblech legen noch einmal bei gleicher Temperatur 8-10<br />

Minuten rösten.<br />

66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Das Gruppenfoto entstand zur Zeit der gelockerten Corona-Beschränkungen<br />

Kochbruderschaft Marmite –<br />

Club der Kochenden Männer<br />

Verena Sen<br />

Philipp Nolte<br />

W<br />

ahre Gaumenfreuden und eine gepflegte<br />

Tischkultur zelebrieren zehn kochende Männer<br />

einmal im Monat in Neheim. Die Hobby-Köche<br />

sind Mitglieder der Marmite Bruderschaft, deren kulinarisches<br />

Herz für die gehobene Küche schlägt.<br />

Der „CC-Club kochender Männer in der Bruderschaft<br />

Marmite e.V.“ hat seinen Ursprung in der Schweiz. Das<br />

„CC“ steht dabei für „Confrèrie Culiniaire“, also „Kochbruderschaft“.<br />

Die Gruppe rund um Neheim ist die „Handwerkerchuchi“,<br />

die vor sage und schreibe 42 Jahren durch die<br />

Initiative zweier Obermeister der Handwerkerinnung aus der<br />

Chuchi „Alt-Arnsberg“ hervorgegangen ist. Das Wort Chuchi<br />

kommt ebenfalls aus dem Schweizerischen und bedeutet<br />

„Küche“. Nun aber genug der grauen Theorie und „Butter<br />

bei die Fische!“.<br />

Die anspruchsvollen Hobby-Köche aus Niederense, Hachen,<br />

<strong>Möhnesee</strong> und Balve treffen sich einmal im Monat in ihrer<br />

Küche in Neheim und kreieren einen vollendeten Gaumenschmaus.<br />

Jedes Mal ist ein anderer Bruder – der jeweilige<br />

„Chef de Jour“ – für die Organisation des Abends zuständig:<br />

Dieser wählt die Menüfolge aus, schreibt die Einladungen,<br />

kümmert sich um den Einkauf, überlegt sich die passenden<br />

Weine zu jedem Gang. Den Tisch mit bis zu vier verschiedenen<br />

Essbestecken und den richtigen Gläsern nach<br />

formvollendeter Etikette zu decken, gehört hier noch zu den<br />

leichtesten Übungen. Hinzu kommt eine geschmackvolle<br />

Tischdeko, und servieren lernt man sowieso.<br />

„Vielleicht noch ein Sorbet zwischendurch…“<br />

Der Chef de Jour verteilt die Aufgaben und beim Kochen<br />

selbst legt jeder Bruder in stilsicherer, weißer Marmite-Kochjacke<br />

mit Hand an. „Standard in der Handwerkerchuchi ist<br />

mindestens ein Fünf-Gänge-Menü“ erklärt Grand Maitre<br />

Hans-Werner Neumann aus Ense. „Vielleicht noch ein Sorbet<br />

zwischendurch, um die Geschmacksnerven zu neutralisieren“<br />

ergänzt unser Chef de Jour Maitre Hans Vornweg,<br />

Hobby-Imker und pensionierter Elektroingenieur.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 67


Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme in die Bruderschaft<br />

ist die Leidenschaft fürs Kochen. Man(n) muss kein<br />

Meisterkoch sein, aber das ergibt sich dann später wohl auch<br />

ganz von selbst. Drei Menüs mit mehreren Gängen müssen<br />

vor den geschulten Gaumen der Kochbrüder bestehen.<br />

„Wenn er sich dann nicht zu dusselig anstellt und auch noch<br />

ganz nett ist…“, dann steht laut Grand Maitre Neumann,<br />

Bauingenieur im Unruhestand, einer Aufnahme in die<br />

Bruderschaft nichts mehr entgegen. Das jüngste Mitglied ist<br />

gerade einmal Anfang Vierzig, der älteste Kochbruder zählt<br />

stolze 78 Lenze.<br />

Die Kochbrüder haben sich auch schon für den guten Zweck<br />

ins Zeug gelegt, wie z. B. ein Sieben-Gänge-Menü für 16<br />

Genießer in Niederense. Der Erlös des Abends wurde für die<br />

Instandhaltung der Kapelle in Niederense gespendet. Auch<br />

für die Rodentelgenkapelle in Bruchhausen wurde schon der<br />

Kochlöffel geschwungen. Das Niveau dieser Festmahle ist u.<br />

a. geprägt durch regelmäßige Fortbildungen bei Sternekoch<br />

Hans Stefan Steinheuer. „Der kennt uns inzwischen schon,<br />

aber das ist jedes Mal ein Highlight“, schwärmt Apotheker<br />

Ulrich Kellner.<br />

Bruderschaft mit Damenbesuch<br />

Eine Besonderheit der Handwerkerchuchi: Die Ehefrauen<br />

genießen während der Kochabende ihrer Männer ein Essen<br />

im Restaurant und werden danach von der Bruderschaft zum<br />

Dessert geladen. Diese Sauerländer Sonderregel ist einmalig<br />

in ganz Deutschland. Das sei nicht nur gesellig, sondern<br />

sorge auch für einen sicheren Heimweg nach einem guten<br />

Tröpfchen zu jedem Gang, bemerkt Grand Maitre Neumann<br />

augenzwinkernd.<br />

Seit 25 Jahren Ihr „in Ihrer Nähe“ Spezialist für<br />

Treppenlifte<br />

1/2 Seite quer<br />

Fahren Sie in unserer Ausstellung Ihren Treppenlift Probe!<br />

02933<br />

921 88 00<br />

(Anschnitt)<br />

Stemeler Straße 99 · 59846 Sundern<br />

T. 02933 921 88 00 · info@ango-reha.de · www.ango-reha.de<br />

Treppenlifte<br />

Deckenlifte<br />

Plattformlifte<br />

Senkrechtlifte<br />

Hydrolifte<br />

Hublifte<br />

Treppenraupen<br />

68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


„Marmite“ – das kommt aus<br />

dem Französischen und bedeutet<br />

„Kochtopf“. Da hinein kommen<br />

nur erlesene, möglichst regionale<br />

und saisonale Zutaten. In<br />

seltenen Fällen haben sich die<br />

Ingredienzien allerdings auch<br />

schon selbstständig gemacht.<br />

So sollte es vor etlichen<br />

Jahren zum ersten Mal Flusskrebse<br />

geben, aber niemand<br />

der Brüder konnte sich dazu<br />

überwinden, die lebenden<br />

Tiere ins kochende Wasser zu<br />

werfen. Also entschied man sich<br />

letztlich dafür, den Tieren die Freiheit<br />

zu schenken. Die Flusskrebse<br />

sind noch einmal davongekommen<br />

– und was haben die Kochbrüder<br />

dann gegessen? „Die anderen fünf<br />

Gänge“, bringt es Grand Maitre<br />

Neumann schmunzelnd auf den<br />

Punkt.<br />

Jedes Gericht ein Gedicht<br />

Beim Kochereignis in<br />

diesem August standen zwar<br />

keine Krustentiere auf der<br />

Speisekarte, das Menü von<br />

Maitre Hans Vornweg ließ<br />

jedoch nichts zu wünschen<br />

übrig: Los ging es mit einem<br />

Amuse Bouche, dem Gruß aus<br />

der Küche, in Gestalt eines feinen<br />

Nusstörtchens gefüllt mit Roter<br />

Bete und Ziegenfrischkäse mit<br />

frischen Kräutern und einem<br />

Senf-Dressing. Anmerkung<br />

der Redaktion: eine wahrlich<br />

köstliche Kreation!<br />

Weiter ging es mit auf den<br />

Punkt gebratenem Kabeljau auf<br />

einer pikanten Mangosalsa an<br />

knusprigen Risottobällchen mit<br />

Mandelkruste, wobei sehr deutlich<br />

zu Tage trat, dass die Sauerländer<br />

Kochbrüder so leicht nichts aus<br />

der Ruhe bringt, denn hierbei<br />

durfte sogar ich als Gast der<br />

schreibenden Zunft unter<br />

der fachkundigen Anleitung<br />

von Hans-Werner Neumann<br />

mitschnippeln, rühren,<br />

abschmecken, rollen, ummanteln<br />

und frittieren. Es<br />

folgte ein köstliches, geeistes<br />

Möhrensüppchen.<br />

Vor dem außergewöhnlichen<br />

Entrecote im Salz-Kaffee-<br />

Mantel mit hinreißendem Kartoffelstock<br />

im Rübliring gab es ein kühles<br />

Sorbet von roten Beeren. Das Dessert<br />

aus Guinnessschaum, Zuckerrübeneis,<br />

Cassis und Nougatcreme<br />

bildete schließlich den krönenden<br />

Abschluss.<br />

Und bei all diesen Köstlichkeiten<br />

und Genüssen, hätte man<br />

der Bruderschaft eigentlich ein<br />

Gedicht schreiben müssen! ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 69


Anzeige<br />

Big Six Brilon:<br />

Gemeinsam geht mehr – In Brilon geht mehr<br />

Christel Zidi<br />

Sabrinity<br />

Den Fachkräftemangel kann man akzeptieren – oder man kann etwas dagegen tun. Gesagt, getan. Die ersten<br />

Veranstaltungen fanden noch mit sechs Unternehmen statt. 1 ½ Jahre später waren es bereits sieben Firmen,<br />

die dann die Unternehmensinitiative Big Six Brilon gründeten. Das ist nun schon acht Jahre her. Aus sechs<br />

wurden zwölf Big Six, die jetzt in Brilon so richtig was bewegen.<br />

Ursprünglich eine lose Vereinigung von Briloner Unternehmen,<br />

haben sich die Big Six zu einem festen Begriff, einer<br />

Größe der regionalen Wirtschaft entwickelt. „Gesellschaftliches<br />

Engagement, Bodenständigkeit, Handschlagqualität<br />

und - bei aller Weltoffenheit - auch Heimatverbundenheit“,<br />

fasst Martin Ansorge, kaufmännischer Geschäftsführer der<br />

Egger-Werke zusammen. Dafür stehen die Big Six und das<br />

„Habt ihr gehört, was die<br />

da in Brilon machen?“<br />

- Oliver Dülme<br />

sind „auch alles Tugenden der kaufmännischen Hanse, nach<br />

dessen Werten die größtenteils noch inhabergeführten mittelständischen<br />

Unternehmen hier im Sauerland, in Brilon,<br />

handeln.“ Und er fügt hinzu: „Ein funktionierendes Wertesystem<br />

ist heutzutage wichtiger denn je.“<br />

Attraktives Lebensumfeld in Brilon<br />

Die Werte stehen, die Ziele auch. Vorrangig geht es den Big<br />

Six darum, Mitarbeiter in Brilon zu halten und in die Region<br />

zu holen. Das funktioniert aber nur, wenn man das Lebensumfeld<br />

für diese Zielgruppe so attraktiv wie möglich gestal-<br />

70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Martin Ansorge, EGGER Sabine Henke, ABB Peter Kaiser, Centrotherm Oliver Dülme, BWT<br />

tet. Vor allem um junge Menschen geht es. Junge Menschen,<br />

die ihre Ausbildung möglichst vor Ort absolvieren sollen, die<br />

hier zu Fachkräften ausgebildet werden und als solche die<br />

heimische Wirtschaft beleben und erweitern. Letzteres gilt<br />

auch für Fachkräfte, die in die Region geholt werden sollen.<br />

Beides funktioniert nur, wenn potenzielle Mitarbeiter erkennen,<br />

dass man in Brilon nicht nur innovative Arbeitgeber<br />

und attraktive Arbeitsplätze findet, sondern dass auch das<br />

Lebensumfeld anziehend ist.<br />

Davon profitieren alle, sowohl die Stadt Brilon als auch die<br />

Unternehmen. Deren Aufgabe ist die Schaffung dieser Angebote<br />

eigentlich nicht, aber sie sind weitsichtig genug, um<br />

zu erkennen, welche Vorteile langfristig damit einhergehen.<br />

„Corporate Social Responsibility“ ist der Fachbegriff dafür.<br />

Er beschreibt die unternehmerische Sozialverantwortung,<br />

den freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.<br />

Kernpunkt ist, Brilon als attraktiven Wohn- und Arbeitsort<br />

zu vermarkten.<br />

Die Maßnahmen<br />

Die Attraktivität soll z. B. durch diverse Veranstaltungen<br />

für junge Menschen gesteigert werden. Das hält auch Sabine<br />

Henke von der Firma ABB für sinnvoll „Wir waren mit<br />

bei den ersten Unternehmen der Big Six und uns ging es<br />

natürlich um die Fachkräfte. Aber auch besonders um das<br />

Bewerben von Auszubildenden und in diesem Zusammenhang,<br />

uns als Ausbildungsunternehmen gemeinsam mit den<br />

anderen Big Six Unternehmen in Brilon darzustellen und<br />

dafür Aktionen und Events (z. B. die Ausbildungsbörse) zu<br />

unterstützen oder selber zu organisieren.“<br />

Ein Beispiel: SchoolOFF BrilON, eine Veranstaltung gezielt<br />

für Ausbildende, denen dabei bewusst gemacht werden<br />

„Ein funktionierendes Wertesystem<br />

ist heutzutage wichtiger denn je.“<br />

- Martin Ansorge<br />

soll, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und dass<br />

Arbeitgeber auf sie warten, die sich darauf freuen, dass sie<br />

bei ihnen starten. Verschiedene Redner wurden schon dazu<br />

eingeladen, z. B. Joey Kelly, der über das Thema „Motivation<br />

am Arbeitsplatz“ sprach. Dem offiziellen Teil schließt sich<br />

immer eine Fete zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls an.<br />

Daneben gibt es seit 2013 den großen Fußball- und Familientag.<br />

Dazu treten insgesamt 16 Firmen-Fußballmannschaften<br />

gegeneinander an. Rundum gibt es gute Unterhaltung<br />

für die ganze Familie, auch und besonders für Kinder. Über<br />

2.000 Menschen besuchen dieses Event regelmäßig. Nicht<br />

unerwähnt bleiben darf das anschließende Public Viewing –<br />

das einzige Public Viewing zum DFB-Pokalfinale im ganzen<br />

HSK. Weiter gibt es auch Einzelveranstaltungen wie das<br />

Autokino vor zwei Jahren und Schulhofkonzerte des hiesigen<br />

Gymnasiums. Auch an Aktionen wie „Heimvorteil-2-Go“<br />

sind die Big Six beteiligt.<br />

Die Unternehmensinitiative<br />

Big Six ist auch ein Netzwerk Briloner Unternehmen, die<br />

sich untereinander helfen und unterstützen. Auf kurzem<br />

Weg, schnell und unkompliziert. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt.<br />

Alles, was in Angriff genommen wird, geschieht<br />

gemeinschaftlich und in Übereinkunft. Jeder ist zu gleichen<br />

Teilen dabei, auch bei den Ausgaben. Voraussetzung für die<br />

Aufnahme ist u. a., dass das Unternehmen Mitglied im Regionalmarketing<br />

Südwestfalen ist, denn dort wird ebenfalls<br />

gezielt gegen den Fachkräftemangel gekämpft.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 71


KARRIERE<br />

IN BRILON<br />

Fußball- und Familientag in Brilon: 16 Firmen-Fußballmannschaften<br />

und ganz viel Spaß für die Mitarbeiter und Angehörigen der Big Six<br />

Mitgliedsunternehmen (Bild aus dem Jahr 2019)<br />

tttttttttttttttttttttttttt<br />

Sie suchen eine neue Herausforderung? Dann sind<br />

„Zudem sind wir durch diese Zusammenarbeit bei den<br />

Big-Six auch deutlich besser in der Region vernetzt“, so beschreibt<br />

Peter Kaiser von Centrotherm einen weiteren Vorteil<br />

der Big Six. „Und wir haben die Wahrnehmung als attraktiver<br />

Arbeitgeber in der Region deutlich steigern können“,<br />

ergänzt er. Das ist besonders wichtig für ein relativ junges<br />

Unternehmen wie Centrotherm, welches seine Produkte und<br />

Dienstleistungen nicht an Endverbraucher, sondern direkt an<br />

die großen Hersteller der Heizungsindustrie verkauft.<br />

Sie bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />

für hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />

familienfreundlichen Region. Hier finden Sie zum<br />

perfekten Job immer den idealen Ausgleich.<br />

Weitere Infos zu den Big Six<br />

Das Backoffice der Big Six<br />

erhalten Sie auf unserer Homepage.<br />

Die Organisation www.t1p.de/brilon-big-six<br />

ihrer Aktivitäten haben die Big Six in die<br />

Hände der Wirtschaftsförderung der BWT (Brilon Wirtschaft<br />

und Tourismus GmbH) gelegt, einer Tochter der Stadt<br />

Brilon. Sie fungiert als BackOffice; hier laufen alle Fäden<br />

zusammen.<br />

Manche Veranstaltungen wären ohne die gegenseitige Unterstützung<br />

nicht möglich. Ein Vorteil für beide Seiten – für die<br />

Stadt und für Big Six. „Wenn man die Stimmen von außen<br />

hört, dann heißt es nicht ‚Habt ihr gehört, was Egger oder<br />

Centrotherm machen’ , nein, dann heißt es ‚Habt ihr gehört,<br />

was die da in Brilon machen?’“, weiß Wirtschaftsförderer<br />

Oliver Dülme<br />

Den Big Six geht es vorrangig darum, zu zeigen: ‚Hier ist was<br />

los, hier ist es cool. Hier kannst du Spaß haben und bei uns<br />

kannst du gut arbeiten’. Das ist immer der Kernpunkt, die<br />

Aussage, Brilon als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu vermarkten<br />

und die Infrastruktur der Region auf einem guten<br />

Niveau zu halten. ■<br />

Caritasverband<br />

Brilon e.V.<br />

72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Vom Rittergut über<br />

die Auguste-Victoria-<br />

Heilstätte zur<br />

Geister-Klinik<br />

Sabina Butz<br />

Jürgen Eckert<br />

Gibt man in den gängigen Suchmaschinen „Vera<br />

med-Klinik Meschede“ ein, erfährt man schnell,<br />

wo sie zu suchen ist: In Beringhausen, einem<br />

Stadtteil von Meschede mit 17 Einwohnern. Die ebenfalls<br />

angebotenen Fotos sind überwältigend: Ein Riesenareal<br />

mit einem Gebäudekomplex, dessen imposante Gebäudefassade<br />

beeindruckt. Und das Ganze mitten im Wald.<br />

Großartig und definitiv sehenswert. Die Anfahrt kann<br />

ja wohl nicht so schwer sein, Beringhausen 5 steht als<br />

navi-taugliche Adresse zur Verfügung. Die Anfahrt von<br />

Meschede aus ist allein schon eine Reise wert: Sauerland<br />

pur, immer wieder wunderschön! In Beringhausen versagt<br />

allerdings das Navi. Kein Problem, eine so große Klinik<br />

müsste doch sichtbar sein? Fehlanzeige. Wo man hinschaut<br />

nur Wald. Die einzige, als Zufahrtsstraße geeignete<br />

Abzweigung, ist gesperrt. Kein Hinweis, wie es weiter<br />

gehen könnte und von den 17 Einwohnern ist auch gerade<br />

niemand in der Nähe. Und genau das ist das historische<br />

Stichwort: Niemand in der Nähe.<br />

Niemand in der Nähe<br />

Ursprünglich war hier im Wald die Ritterfamilie von Beringhausen<br />

ansässig, deren Ursprung bis heute unbekannt ist. Der<br />

Name lässt sich als der Bären- oder Heldenkühne aus dem altdeutschen<br />

Perinhart ableiten. Heute erinnern noch Bernhard<br />

oder Bernd an den kühnen Bärenjäger. Erwähnt wird die<br />

Ritterfamilie erstmalig 1313 im Güterverzeichnis des Grafen<br />

Wilhelm von Arnsberg. Es muss eine der bedeutendsten<br />

Ritterfamilien im Kreis Meschede gewesen sein: Pröpste und<br />

Dekane des Stifts Meschede gehören genauso dazu wie ein Abt<br />

des Klosters Grafschaft und der Besitz anderer adeliger Häuser<br />

in der Umgebung (Antfeld, Gevelinghausen, Laer, Meschede<br />

und Blessenohl). Auch für die Damen des Hauses war gut<br />

gesorgt: Bis 1310 treffen wir sie im adeligen Damenstift in<br />

Meschede an.<br />

Das Rittergut stand niemals weder dem Stift Meschede noch<br />

den Grafen zu Arnsberg als Lehen zu. Das Rittergut benötigte<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 73


ganz offensichtlich keinen Schutz. Merkwürdig ist auch, dass<br />

es keine Siedlung um das Gut herum gab, die Gefolgsleute<br />

wohnten alle in den Wäldern ringsherum, aber eben nicht<br />

direkt am Gut. Unklar ist bis heute, welche Anbindung an<br />

das damalige Verkehrsnetz bestanden haben könnte. Kein bekannter<br />

Verkehrsweg führte hier vorbei, was vielleicht erklärt,<br />

warum das Gut nie belagert, bekämpft oder eingenommen<br />

wurde: Die möglichen Feinde fanden es erst gar nicht! Da geht<br />

es uns heute nicht viel anders.<br />

Die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte<br />

Bis ins 16. Jahrhundert war die Familie von Beringhausen<br />

Besitzer dieses stattlichen Guts. Danach wechselten die Eigentümer<br />

in rascher Abfolge, was für das Gut selbst nicht vorteilhaft<br />

war. Schließlich verkaufte Vetter zu Halbeswig um 1900<br />

das Gut an den Allgemeinen Knappschaftsverein Bochum, der<br />

darauf eine Heilstätte für lungenkranke Bergleute errichtete.<br />

1904 wurde die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte<br />

nach Plänen des Architekten Julius Boethke mit 118 Betten<br />

eröffnet. Zu der damaligen Zeit eine imposante Architektur<br />

und eine mustergültige Heilstätte. Eine verkehrstechnische<br />

Besonderheit bot die Seilbahn, die die 110 Meter zwischen Tal<br />

und Krankenhaus überbrückte und erst 1913-1921 durch eine<br />

Zufahrtsstraße ersetzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg diente die<br />

Heilstätte als Reservelazarett, die Amerikaner nutzen sie weiter<br />

als Kriegsgefangenen-Lazarett und gaben sie 1946 an die<br />

Ruhr-Knappschaft in Bochum zurück. Der Name wurde in<br />

„Bundesknappschafts-Klinik-Tannenberg“ geändert. Bis zum<br />

Verkauf der Klinik 1986 wurden hier ca. 44.000 Patienten<br />

behandelt.<br />

Die Geister–Klinik<br />

Nach dem Verkauf wurde das Haus vollkommen umgestaltet<br />

und mit einem 20-jährigen Pachtvertrag unter dem Namen<br />

Veramed-Klinik neu aufgestellt auf der Grundlage des Konzeptes<br />

einer Ganzheitsmedizin zur Nachsorge von Krebs-Patienten.<br />

Ein Jahr nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />

wurde die Klinik 2009 geschlossen und steht seitdem leer.<br />

Eine so einsam gelegene pittoreske Kulisse zieht zwangsläufig<br />

fragwürdige Aktionen an: Vandalismus ist quasi vorprogrammiert,<br />

Metalldiebstahl lockt Interessierte unwiderstehlich an.<br />

Geisterfreaks und Softair-Waffen-Spieler sind in Versuchung<br />

geführt. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen. Die leidige<br />

Affäre um die hinterlassenen Patientenakten, für deren Archivierung<br />

sich niemand verantwortlich fühlte, gehört ebenfalls<br />

in diese Aufzählung, wobei die tatkräftige Aktion unseres<br />

Landrats Karl Schneider sicherlich zu den positiven Aspekten<br />

zählt. Ebenso wie die 2019 im Rahmen des NRW Projektes<br />

„Stadtbesetzung“ von der Kulturregion „aufruhr“ durchgeführte<br />

Veranstaltung „Versehrt“ als Versuch einer sinnvollen<br />

Nutzung dieser Kulisse gewertet werden darf.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Das Fragezeichen ist groß, riesengroß. 2015 erwarb die Vital<br />

Meschede GbR die ehemalige Veramed-Klinik mit der Auflage,<br />

zwingend eine medizinische Einrichtung entstehen zu<br />

lassen. Bislang liegt der Stadt Meschede dazu noch kein Bauantrag<br />

vor. Der Investor hält sich bedeckt und versichert, dass<br />

„alles gut wird“. ■<br />

Bierbutler<br />

Weitere Informationen<br />

unter:<br />

www.mueller-outdoor.de/bierbutler/<br />

befüllt mit 24 Sauerländer Bieren oder unbefüllt verfügbar | 12 Stunden lang kühl<br />

innovatives Rutschensystem | 24 Flaschen gleichzeitig kühlen | integrierter Flaschenöffner


„Die schöne Lage inmitten der Berge...“<br />

...bietet dem für die Reize der Natur<br />

empfänglichen Gemüt reichen Genuss.“*<br />

„Die Waldesluft und das frische Klima<br />

der Berge wirkt kräftigend auf die Nerven.“*<br />

„Keine leichte Aufgabe ist es, die Forderungen der Hygiene<br />

„.. damit das Gemüt der Insassen durch den Anblick ihrer Umgebung erfreu...“<br />

Mehrbettkrankenzmmer<br />

„...mit denen einer strengen Ästhetik immer in Einklang zu bringen,“*<br />

„..und nicht etwas durch Hässlichkeiten abgestoßen wird.“*<br />

*Aus ”Die Auguste Viktoria Knappschafts-Heilstätte” Denkschrift von 1904 Historische Fotos: Digitale Sammlungen der Uni Münster)<br />

Die Krankenhaus-Küche<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 75


TORE UND TÜRME<br />

IM SAUERLAND<br />

Christel Zidi<br />

S. Droste<br />

Limps- oder Mäuseturm in Arnsberg<br />

In diesem Turm aus dem 13. Jahrhundert befindet sich eine begehbare Camera Obscura.<br />

Früher diente er unterschiedlichsten Zwecken: u. a. Befestigungsanlage, Ziegenstall,<br />

Gefängnis. Limps ist wohl von Limes (lat. = Grenzweg) abgeleitet.<br />

76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Benediktusbogen in Obermarsberg<br />

Ab hier beginnt der Eingang zum alten Klosterbezirk. Über dem Schlussstein in der Nische ist die Figur des Ordensgründers,<br />

des Heiligen Benedikt, zu sehen. Darüber ist die Papstkrone, die Tiara, abgebildet. Das Kloster selbst stammt<br />

aus dem 8., der Bogen aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Das Burgtor Hachen<br />

Der Ort Hachen wurde nicht planmäßig angelegt, sondern wuchs nach und nach um die Burg Hachen, die um 1000<br />

erbaut wurde. Von den Ruinen der einst wohl hochaufragenden Burg hat man einen sehr schönen Ausblick.


Das Kropff´sche Haus in Olsberg<br />

Ursprünglich als Gewerkenhaus gebaut, wurde das Haus der Unternehmerfamilie Kropff in den folgenden Jahrhunderten<br />

mehrfach umgebaut und erweitert. Im zweiten Weltkrieg wurde es als Lazarett benutzt, heute befindet sich darin<br />

ein Kinderheim.<br />

Schloss in Gevelinghausen<br />

Auf dem vorgelagerten Wirtschaftshof steht der Torturm mit seinen Zinnen.<br />

Das Schlosss selbst erbauten die Ritter von Gevelinghausen. 1299 wurde es erstmals urkundlich erwähnt.


Der Bilsteinturm in Niedermarsberg<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wurden vielerorts Aussichtstürme errichtet. Einer davon ist der Bilsteinturm, der nach 12-jähriger<br />

Bauzeit 1892 fertiggestellt wurde. Um noch mehr Touristen anzulocken, wurde drumherum eine „Ruine“ errichtet.<br />

Hirschberger Tor in Arnsberg<br />

Dieses Tor war eigentlich Teil des Hirschberger Jagdschlosses und wurde im Auftrag des Kurfürsten Clemens August<br />

1753 errichtet. Von seinen Nachfolgern wurde das Jagdschloss kaum genutzt und verfiel später. Um das Tor vor dem<br />

Verfall zu schützen, wurde es 1826 nach Arnsberg transportiert und am Schlossberg wieder aufgebaut.


Das Hachtor in <strong>Rüthen</strong><br />

Das im 14. Jahrhundert aus <strong>Rüthen</strong>er Grünsandstein erbaute Hachtor ist das einzig erhalten gebliebene von einst vier<br />

Stadttoren. Es diente lange Zeit als Gefängnis. Vom Tor aus verläuft um die gesamte Altstadt die drei Kilometer lange,<br />

begehbare Stadtmauer.<br />

80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Das Derkere Tor in Brilon<br />

Es ist das einzig erhaltene Tor der Stadtbefestigung und wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Früher war der Durchgang<br />

durch Torflügel gesichert, die in der Nacht abgeschlossen wurden. Im oberen Teil war ein Gefängnisraum untergebracht<br />

– ohne Treppen als Zugang. Neben dem Tor befand sich die Dienstwohnung des Pförtners.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 81


Anzeige<br />

Sicherheit ist immer aktuell<br />

Anna Verburg<br />

LH Security beim<br />

Einsatz an der FH<br />

Meschede Südwestfalen.<br />

Corona hat für uns alle Veränderungen gebracht.<br />

Größere Veranstaltungen finden kaum oder gar<br />

nicht mehr statt. Für das Team von LH Security<br />

Service aus Bestwig hat sich damit ein neuer Aufgabenbereich<br />

aufgetan: Die Unterstützung bei den Corona-Schutzmaßnahmen.<br />

Dabei gibt es unterschiedliche<br />

Herausforderungen zu bewältigen: „Für mich war es<br />

schon immer spannend, in unserem Betrieb mitzuarbeiten.<br />

Durch die neuen Aufgaben wird es gerade sogar noch<br />

interessanter. Aber es macht Spaß, sich diesen Herausforderungen<br />

zu stellen.“ So sieht das Stephanie Hilgenhaus,<br />

Ehefrau von Firmengründer Ludger Hilgenhaus.<br />

“Wie spürt LH Security Service die Krise?”<br />

„Mit Corona sind auf uns zusätzliche Aufgaben zugekommen“,<br />

so Ludger Hilgenhaus, der Sicherheit und<br />

Schutz schon vor der Pandemie großgeschrieben hat. Aus<br />

jahrelanger Erfahrung weiß LH Security Service um die<br />

Wichtigkeit und den Wert der richtigen Prävention. „Leider“,<br />

weiß Hilgenhaus, „wird der richtige Schutz meist erst<br />

zum Thema, wenn es zu spät ist. Nach dem Motto: ‚Wir<br />

haben das Unheil kommen sehen.’“ Nach der Karnevalszeit<br />

schlug die Firma neue Wege ein. Und so gehören nun<br />

- neben der Hauptaufgabe des Werk- & Objektschutzes -<br />

unterschiedlichste Dienstleistungen rund um das Thema<br />

„Unterstützung bei den neuen Schutzmaßnahmen“ zum<br />

Angebot.<br />

„Wir von LH passen uns den<br />

neuen Aufgaben flexibel an.“<br />

„Wichtig ist uns dabei, mit so viel Einfühlungsvermögen<br />

wie möglich vorzugehen“, erklärt Firmenchef Hilgenhaus.<br />

„Die Auswirkungen der Pandemie haben Veränderungen<br />

in unseren Alltag gebracht. Wir erleben eine Zeit, in<br />

der die Menschen auf sehr viele neue Reglungen achten<br />

müssen und da ist besonderes Fingerspitzengefühl und<br />

Verschwiegenheit gefragt.“<br />

Schutz in sämtlichen Bereichen<br />

Seit über zwanzig Jahren hat sich LH Security Service der<br />

Sicherheit und dem Schutz verschrieben. Spezialisiert auf<br />

die Bereiche Veranstaltungsschutz, Objektschutz, Werksschutz<br />

bis hin zum Empfang- und Pfortendienst für Unternehmen,<br />

weiß man daher genau, worauf man in einer<br />

Ausnahmesituation wie Corona achten muss. Mittlerweile<br />

beschäftigt er über 50 engagierte und bestens ausgebildete<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tag und Nacht mit<br />

Rat und Tat zur Verfügung stehen.<br />

Denn eines steht fest: Sicherheit ist nicht nur während<br />

Corona aktuell. ■<br />

Ludger Hilgenhaus<br />

Marktplatz 6 | 59909 Bestwig-Ostwig<br />

02904 / 70396<br />

post@lh-security-service.de<br />

www.lh-security-service.de<br />

82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Eisblumen:<br />

fragil, fraktal<br />

und faszinierend<br />

Leidenschaft<br />

siegt!<br />

Christel Zidi<br />

Sie sind sehr selten geworden,<br />

die Eisblumen am Fenster.<br />

Kaum finden sie noch die<br />

richtigen „Wachstumsbedingen“ vor.<br />

Denn Eisblumen brauchen sehr kalte<br />

Fensterscheiben und nicht zu warme<br />

Raumluft. Mit ein wenig Feuchtigkeit.<br />

Ein wenig wohlgemerkt, denn<br />

sonst beschlagen die Fensterscheiben<br />

nur. Zu glatt und zu sauber dürfen<br />

die Scheiben auch nicht sein, damit<br />

die Eiskristalle an kleinen Staubpartikeln<br />

oder Unebenheiten auf der<br />

Scheibe Halt finden.<br />

Aber kommen wir zurück zu den<br />

„eiskalten“ Fakten: Wenn das gefrorene<br />

Wasser aus der Luft an einem<br />

Partikel der Scheibe Halt gefunden<br />

kann, bilden sich von diesem Kristallisationskern<br />

aus weitere Verzweigungen<br />

und Verästelungen. Immer<br />

mehr Wassermoleküle lagern sich an,<br />

wachsen zusammen, verzweigen sich<br />

und lassen die besonderen Muster<br />

der Eisblumen entstehen. Welche<br />

Form Eisblumen annehmen, kann<br />

bis heute kein Wissenschaftler vorhersagen.<br />

„Ausgezeichnet“!<br />

Mit dem Südwestfalen Award 2020<br />

in der Kategorie Kundenansprache<br />

für die Website<br />

www.skiliftkarussell.de<br />

Nicht gerade gute Bedingungen in<br />

einer Zeit der gut isolierten, doppelt<br />

und dreifach verglasten Fenster.<br />

Mollig warme Stuben und Eisblumen<br />

an den Fenstern – das funktioniert<br />

leider nicht zusammen. Gelegentlich<br />

lassen sich noch im Auto,<br />

an den Innenseiten der Windschutzscheiben,<br />

Eisblumen entdecken.<br />

Die niederländische Schriftstellerin<br />

Mellie Uyldert erklärte Eisblumen<br />

als „ätherischer Stoff des Formmusters<br />

von Pflanzen, der sich materialisiert<br />

hat.“<br />

Als Pflanzenschatten sozusagen.<br />

Eine schöne Vorstellung …<br />

Faszinierend an Eisblumen ist auch,<br />

dass ein kleiner Ausschnitt eines<br />

Eisblumengebildes dem des ganzen<br />

Gebildes entspricht. Fraktal nennen<br />

Mathematiker und Physiker diese<br />

Selbstähnlichkeit und stehen – ebenso<br />

die Meteorologen noch immer<br />

vor ungelösten Rätseln. Und wir vor<br />

einem der schönsten Wunderwerke<br />

der Natur. ■<br />

Strategie<br />

Kreation<br />

Web<br />

Print<br />

Content<br />

Foto & Video<br />

Social Media<br />

werbeagentur netzpepper<br />

59955 <strong>Winter</strong>berg<br />

Wernsdorfer Str. 1<br />

werbeagentur-netzpepper.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 83


„Doktor-Mutter“ Gertrud Siebers<br />

aus Madfeld<br />

„Es sind ihre inneren<br />

Werte, auf die ich<br />

wirklich stolz bin.“<br />

Petra Kleine<br />

sabrinity<br />

„Ü<br />

ber mich möchtest du einen Artikel im<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> schreiben?“ Kopfschüttelnd<br />

schaut Gertrud Siebers mich an.<br />

„Aber ich bin doch gar nichts Besonderes. Ich stehe nie im<br />

Mittelpunkt.“<br />

beeinDRUCKende Werbung<br />

200 € Ab<br />

Gutschein<br />

einem Netto-Warenwert<br />

von 1.000 € erstatten wir<br />

Ihnen für Ihren Erstauftrag<br />

200 €.<br />

Das ist doch ein Wort, oder?<br />

Die Aktion ist gültig<br />

bis Dezember 2020<br />

Rainer Grundhoff · 59581 <strong>Warstein</strong><br />

Telefon 02925-4070 · info@dhs-druckservice.de<br />

www.dhs-druckservice.de<br />

Mit dem Mittelpunkt hat die 97-jährige Madfelderin natürlich<br />

recht, denn dort steht sie tatsächlich nie. Sie ist die gute<br />

Seele im Hintergrund, die mit viel Herz, Humor und Fleiß<br />

durchs Leben geht. Selbst im eigenen Garten ist sie noch aktiv<br />

und erzählt mir, was sie gerade alles an Obst eingekocht<br />

hat. Sofort bekomme ich einen tollen Tipp, wie die Birnen<br />

besonders lecker werden.<br />

Auch sonst sieht es im mollig warmen und gemütlichen Haus<br />

nicht nach Langeweile aus. Schnell stellt sich heraus, dass die<br />

Nähmaschine die wichtigste Maschine des Hauses ist, denn<br />

wenn die mal kaputt ist… Herrliche Patchwork-Teile werden<br />

dort von Gertrud Siebers sorgfältig und akkurat genäht.<br />

Kissenbezüge, Decken, Wichtel und vieles mehr. Ihr Traumberuf<br />

war Handarbeitslehrerin, aber stattdessen hat sie ihre<br />

gelähmte Mutter 20 Jahre lang gepflegt.<br />

Überall hängen Fotos ihrer großen Familie. Immerhin<br />

sind es fünf Kinder und acht Enkelkinder, die bis hin nach<br />

Kanada verstreut wohnen. „Ich habe eine tolle Familie. Auf<br />

die bin ich wirklich stolz“, strahlt sie. „Das sind alles ganz<br />

patente, liebe und nette Menschen geworden.“<br />

Fast scheint sie ein bisschen erschrocken, dass sie „stolz“<br />

gesagt hat, weil das ja so klingt, als ob sie sich da was drauf<br />

einbildet. Nein, das tut sie wirklich nicht. Aber sie hätte<br />

genauso gut sagen können, dass von ihren fünf Kindern vier<br />

einen Doktortitel haben oder sogar Professor sind, und dass<br />

selbst die ersten Enkel in Kürze Doktor sind. Aber das läge<br />

ihr total fern.<br />

84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Die inneren Werte zählen<br />

Für Gertrud Siebers war immer entscheidend, ihren Kindern<br />

ein gemütliches Nest zu geben und sie in Liebe und Freiheit<br />

aufwachsen zu lassen. „Man muss sie einfach gedeihen<br />

lassen und jeder wird anders. Hauptsache war immer, dass sie<br />

glücklich werden. Ich bin es ja sowieso schon. Wir haben oft<br />

zusammen gelacht und waren eine große, fröhliche Familie,“<br />

erinnert sie sich an die Zeit, als alle noch im Hause waren.<br />

„So einfach waren die Zeiten natürlich nicht. Mein verstorbener<br />

Mann war als selbstständiger Malermeister nicht<br />

gerade ein Großverdiener und ich war im Hause ganz schön<br />

ausgelastet.“ Gertrud Siebers blickt für uns zurück. „Mein<br />

Mann, der übrigens noch elf Geschwister hatte, war im Krieg<br />

Flieger und kam erst mit dreißig aus der Kriegsgefangenschaft<br />

zurück. Er las immer Hefte über Sternenkunde und<br />

Technik und das faszinierte unsere Kinder früh und weckte<br />

ihre Begeisterung für Technik und Wissenschaft. Wir haben<br />

sie gerne so gut es ging unterstützt und waren natürlich froh,<br />

dass es durch Bafög die Möglichkeit gab, ihnen ein Studium<br />

zu ermöglichen.“<br />

Schnell will sie wieder auf ein anderes Thema kommen, denn<br />

sie möchte nicht ansatzweise prahlen von den Titeln ihrer<br />

Kinder. „Sie haben auch hart dafür gearbeitet“, weiß sie. „Es<br />

sind ihre inneren Werte, auf die ich wirklich stolz bin.“<br />

Hier war immer was los!<br />

Alle Kinder kommen gerne zu Familientreffen nach Madfeld.<br />

„Inzwischen sind wir aber so viele, dass wir uns nur<br />

ganz selten alle zusammen hier sehen können,“ so Tochter<br />

Tina. „Wir lachen dann immer viel und erzählen von den<br />

vielen kleinen Streichen damals“, fährt sie fort. „Da wurde<br />

kurzerhand mal das Wohnzimmer zum Turnraum umfunktioniert<br />

und Mama gab den Prellbock, an dem wir Bocksprung,<br />

Handstand und anderes üben konnten.“<br />

„Oder der Wettbewerb, wer es schafft den Apfelpfannkuchen<br />

beim Wenden so hoch zu schleudern, dass er an der<br />

Decke kleben bleibt. Oder die „Schlüssel-Krankheit“ meines<br />

Bruders, der kurzerhand alle Schlüssel im Haus abzog und<br />

gut versteckte. Jahre später haben wir sie im Garten beim<br />

Umgraben gefunden“, schmunzelt sie.<br />

„Was ich aber ganz besonders an meiner Mutter schätze“, so<br />

Tina weiter: „Sie ist so hilfsbereit und immer für alle da! Sie<br />

geht offen auf Menschen zu, ohne jegliche Vorurteile.“<br />

Das Schlusswort überlassen wir aber Gertrud Siebers selbst:<br />

„Ein schlechter Tag ist ein Tag, an dem es nichts zu tun gibt.<br />

Aber das kommt nie vor“, stellt sie verschmitzt fest. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 85


Unsere Lesetipps für die <strong>Winter</strong>zeit<br />

Weihnachten ist die Zeit der Besinnung. Doch neben all der Melancholie über das vorbeigezogenene Jahr und den bald nahenden<br />

Vorbereitungen für die Festtage hält uns bereits jetzt eine Angelegenheit in Aufruhr: die Geschenkesuche für die Liebsten.<br />

Wir liefern Ihnen die passenden Geschenkideen für Ihre Liebsten, mit denen Sie Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein<br />

Lächeln ins Gesicht zaubern können. Denn über ein Buch aus dem <strong>WOLL</strong>-Verlag freut sich garantiert jeder, woll!<br />

Für Ommas und Oppas, Buiterlinge, Pohlbürger, Ausreißer und jeden, der das Sauerland liebt<br />

SOLLTESTE KENNEN: UNNÜTZE<br />

FAKTEN „SAUERLAND“<br />

Von Bastian Struwe<br />

555 Fakten zeigen das Sauerland, wie es (noch)<br />

nicht jeder kennt.<br />

ISBN 978-3-943681-85-7<br />

192 Seiten · 14,90 €<br />

FRAGEN SIE<br />

DR. NÜRSEL!<br />

Ihr lustiger Ratgeber für Sauerländisch,<br />

die schönste Sprache<br />

der Welt<br />

Von Michael Martin<br />

Große Fragen der Sauerländer<br />

Menschheit werden in diesem<br />

Buch von Dr. Nürsel beantwortet, dem bekannten<br />

Sprachexperten des <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>s.<br />

ISBN 978-3-943681-64-2 · 2. Auflage,<br />

Hardcover · 116 Seiten · 12,90 €<br />

SAUERLÄNDER.<br />

BESSER GEHT’S NICHT<br />

Alles, was man über die Eingeborenen der tausend<br />

Berge wissen sollte<br />

Von Michael Martin und Sonja Heller<br />

Sauerländer sind einfach die Besten. Reichlich<br />

Beweise dafür liefert dieses praktische Büchsken.<br />

Für alle, die noch nicht oder nicht mehr lesen<br />

können, gibt es lustige Bilder für zum Ankucken<br />

und für zum Staunen.<br />

ISBN 978-3-943681-89-5 · 112 Seiten<br />

· 19,90 €<br />

VOLLE MÖHRE SAUERLAND<br />

Ommas Küche de luxe<br />

Von Klaus Lürbke und Niklas Thiemann<br />

Was kommt hier im Sauerland eigentlich auf den<br />

Tisch? Damit die Tradition dabei nicht auf der<br />

Strecke und die Heimat auf dem Löffel bleibt,<br />

entstand dieses Kochbuch mit dem Anliegen, alte<br />

Gerichte neu und modern zu interpretieren.<br />

ISBN 978-3-943681-81-9<br />

96 Seiten ·19,90 €<br />

GLAUBE, SITTE,<br />

HEIMAT<br />

Ein Schwank vom Schützenfest<br />

Von Jochen Enste<br />

Können Sie es kaum erwarten,<br />

dass der warme Wind wieder<br />

Blas- und Knüppelmusik<br />

durch Ihren vollständig beflaggten Heimatort<br />

weht? Hier kommt das Buch, das Schützenfestenthusiasten<br />

wie –Kritiker gleichermaßen abholt.<br />

ISBN 978-3-943681-94-9<br />

260 Seiten · 14,90 €<br />

Die Denker unter Ihnen können Sie bestimmt mit einem dieser anspruchsvollen Werke beglücken<br />

FREIHEIT OHNE<br />

FREIEN WILLEN<br />

Von Torben Halbe<br />

Liberalkonservative Denkansätze<br />

für das 21. Jahrhundert<br />

Die Vorstellung, unsere Freiheit<br />

sei ein Geschenk, das uns<br />

ein magischer freier Wille automatisch vorbeibrächte,<br />

unterschlägt unsere Verdienste. Freiheit<br />

war immer das Resultat harter Arbeit vor Ort, im<br />

Sinne von wirtschaftlichen, aber auch zwischenmenschlichen<br />

Leistungen .<br />

ISBN: 978-3-948496-16-6<br />

580 Seiten · 26,90 €<br />

DAS SHAKESPEARE PRINZIP<br />

Von Andreas T. Sturm<br />

13 Wege zum Erfolg aus William Shakespeares<br />

Werk und Leben<br />

Mit einem anekdotenbasierten Zugang entfaltet<br />

»Das Shakespeare-Prinzip« in kurzweiligen Kapiteln<br />

13 Wege zum Erfolg. .<br />

ISBN: 978-3-948496-01-2<br />

156 Seiten · 14,90 €<br />

Einheimische motivieren Sie mit unseren Büchern über die Region: ein Muss für Ortskundige!<br />

775 JAHRE<br />

SCHMALLENBERG<br />

Zeitreise durch die Jahrhunderte<br />

Das Buch zum 775-jährigen Jubiläum<br />

der Stadt um die längst<br />

der Vergangenheit angehörenden<br />

„smalen Burg“ nimmt die<br />

Leser mit auf eine kleine, aber<br />

faszinierende Zeitreise.<br />

ISBN 978-3943681-92-5<br />

208 Seiten · 18,25 €<br />

LIEBENSWERT LEBENSWERT<br />

775 Jahre Oberkirchener Ortsgeschichte<br />

Wenn ein Ort auf 775 Jahre Geschichte zurückblicken<br />

kann, dann bieten sich so viele Geschichten,<br />

Einblicke und historische Zeugnisse, dass ein<br />

Dorfportrait nahezu ein Muss ist.<br />

ISBN 978-3-943681-86-4<br />

348 Seiten · 19,90 €<br />

ARNSBERG! sagenhaft<br />

Arnsberger Sagen und Anekdoten neu erzählt<br />

und fotografisch illustriert<br />

Von Jochem Ottersbach<br />

Dieses Buch präsentiert alte und meist bekannte<br />

Sagen und Anekdoten in einer neuen Form von<br />

Bild und Text.<br />

ISBN 978-3-948496-17-3<br />

130 Seiten, 17,90 €<br />

82 86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Die vorgestellten Bücher erhalten Sie in den<br />

Sauerländer Buchhandlungen und unter www.woll-verlag.de<br />

Lesebegierige Kinder und Jugendliche finden sicherlich an einem dieser Bücher Spaß<br />

PAULA PITRELLI<br />

UND DER UNHEIM-<br />

LICHE NACHBAR<br />

Von Anke Kemper<br />

„Paula Pitrelli und der unheimliche<br />

Nachbar“ ist ein<br />

kindgerechter, mitreißenden<br />

Krimi für jüngere Leser.<br />

ISBN 978-3-948496-11-1<br />

136 Seiten · 12,90 €<br />

HA.M.LET 2.0<br />

Shakespeare im Schaufenster<br />

Von Markus J. Beyer<br />

Der empfindsame Oz, Cris, der Bastler, und Lilith<br />

mit der großen Klappe staunen nicht schlecht, als<br />

ein ehemals erfolgreicher Shakespeare-Schauspieler<br />

in ihrer Schule auftaucht und der Leiter der<br />

neu gegründeten Theater-AG wird. Er führt Oz<br />

und seine Freunde in eine völlig neue Welt: voller<br />

Worte, voller Gefühle, voller Dramatik. .<br />

ISBN 978-3-948496-15-9<br />

384 Seiten · 14,90 €<br />

DUNKLE DICHTER<br />

Von Markus J. Beyer<br />

Merle und ihr umtriebiger Erfinder-Onkel Bömmellöh<br />

reisen ins 18. Jahrhundert. Eine aufregende<br />

Reise in die sauerländische Vergangenheit!<br />

ISBN: 978-3-948496-00-5<br />

456 Seiten · 14,90 €<br />

PAPA COOL<br />

Von Kurt Wasserfall<br />

Eine Kindheit im Sauerland<br />

vor dreißig Jahren, in der es<br />

noch keine Handys gab, kein<br />

Internet und keine PC-Spiele.<br />

Müssen die Kinder damals<br />

nicht schrecklich unglücklich<br />

gewesen sein? Kurt Wasserfall<br />

liefert mit seinem neuen Buch<br />

„Papa cool“ den eindeutigen Gegenbeweis.<br />

ISBN 978-3-943681-93-2<br />

112 Seiten · 14,90 €<br />

EINE REISE IN DEN<br />

GLÜCKLICHEN GEIST<br />

Von Jonas Hren<br />

Das großformatige Kinder-Glücksbuch von Jonas<br />

Hren enthält 14 fantastische Glücksbilder.<br />

ISBN 978-3-948496-02-9<br />

36 Seiten · 29,90 €<br />

MATILDA<br />

SCHWÄRMT<br />

FÜR BIENEN<br />

Von Susanne Köhler<br />

Mit Illustrationen von<br />

Alina Fabri<br />

Matilda findet eine fast<br />

leblose Biene und kümmert<br />

sich um sie. Dabei lernt sie eine freundliche<br />

Polizistin, einen Imker und Milan kennen, der<br />

ihr das faszinierende Bienenvolk ein bisschen näher<br />

bringt.<br />

ISBN 978-3-948496-05-0<br />

40 Seiten · 9,90 €<br />

Märchenerzähler bezaubern Sie mit einer unserer Geschichtensammlungen<br />

SAUERLÄNDER<br />

MÄRCHENSTUNDE<br />

Von Michael Martin<br />

Spaßmärchen & Lügengeschichten aus dem<br />

Land der 1000 Berge<br />

Haarsträubend unterhaltsam sind die Märchen<br />

und Lügensagen, die Michael Martin da zusammengetragen<br />

hat. Allerbeste Unterhaltung zum<br />

Lesen und Vorlesen!<br />

ISBN 978-3-9453681-30-7<br />

158 Seiten · 18,90 €<br />

SAUERLÄNDER<br />

SAGENSCHÄTZE<br />

Die schönsten Sagen aus dem<br />

Land der tausend Berge<br />

Von Michael Martin und Karin<br />

Hessmann<br />

Michael Martin hat sich die<br />

„Sauerländer Sagenschätze“<br />

erzählen lassen und einige der<br />

schönsten Sagen hat die Fotografin Karin Hessmann<br />

an vielen Originalschauplätzen neu in Szene<br />

gesetzt.<br />

ISBN 978-3-9453681-74-1<br />

184 Seiten · 19,90 €<br />

WEIHNACHTSGE-<br />

SCHICHTEN AUS<br />

DEM SAUERLAND<br />

Von Sabine Stracke<br />

Weihnachten und die langen<br />

<strong>Winter</strong>abende waren stets eine<br />

Zeit des Vorlesens. Wie wäre es<br />

mit den „Weihnachtsgeschichten<br />

aus dem Sauerland“?<br />

ISBN 9783943681-58-1<br />

144 Seiten · 14,90 €<br />

Erinnerungssammler reißen Sie mit diesen Büchern in den Bann<br />

DIE KATHOLISCHE<br />

MUTTER<br />

Glaube. Heimat. Liebe. Aus Tagebüchern<br />

und Briefen 1935-<br />

2005<br />

Von Christoph Wagener<br />

Ihr Sohn Christoph Wagener<br />

hat jetzt einen wichtigen Abschnitt<br />

des Lebens seiner Mutter<br />

Josefine Zeppenfeld (1913 in Attendorn<br />

geboren) in der bebilderten Biografie „Die katholische<br />

Mutter“ festgehalten – ein bewegendes<br />

und lehrreiches Stück Zeitgeschichte.<br />

ISBN 978-3-948496-13-5<br />

192 Seiten · 14,90 €<br />

HERZKARTOFFEL<br />

Von Hellmut Lemmer<br />

Das neue Schuljahr beginnt. Die Kinder suchen<br />

sich einen Weg, in diesem Nachkriegsleben zurechtzukommen.<br />

Immer noch gibt es Alt-Nazis,<br />

traumatisierte Kriegsheimkehrer, britische Besatzungstruppen.<br />

Es gibt Vorurteile und Verbohrtheit,<br />

aber auch hoffnungsvollen Neuanfang, Lebensfreude<br />

und Hilfsbereitschaft. .<br />

ISBN 978-3-943681-91-8<br />

232 Seiten · 14,90 €<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 83 87


Geschenkideen<br />

aus dem Sauerland<br />

NEU!<br />

Exklusiv für<br />

<strong>WOLL</strong>-Leser:<br />

Gratis<br />

Sauerland Brettchen*<br />

Rabattcode: wollnachten<br />

NEU!<br />

www.woll-onlineshop.de<br />

88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />

*ab einem Bestellwert von 25,00€<br />

Gültig bis 31.01.2021<br />

Solange der Vorrat reicht.


Erinnerungen an einen berühmten Gevelinghauser<br />

Das bewegte Leben des Karl von Wendt<br />

Monika Loerchner<br />

Bernhard Vorderwülbecke & Dennis Sterr<br />

M<br />

it 24 Jahren hatte er<br />

alles – mit 48 fast nichts<br />

mehr: Karl von Wendt<br />

führte ein Ausnahmeleben, das deutliche<br />

Spuren im Sauerland hinterlassen<br />

hat. Die Geschichte eines Mannes,<br />

der stets nach dem Außergewöhnlichen<br />

strebte.<br />

Mächtiges Erbe<br />

Karl von Wendt war der Sohn Carl Freiherr<br />

von Wendt-Papenhausens. Conrad<br />

Freiherr von Wendt, Mitbegründer des<br />

Josefsheims, war sein Großvater und<br />

zudem der Schwager des bekannten Kardinals<br />

Clemens August Graf von Galen.<br />

Als Karl von Wendts Vater im Zweiten<br />

Weltkrieg in Russland fiel, hinterließ er<br />

seinem Sohn ausgedehnte Güter in Gevelinghausen,<br />

Wiggeringhausen und das<br />

Namensgut Papenhausen bei Lemgo.<br />

1961 dann trat Karl das Erbe seines<br />

Vaters an. „Damals hatte er vier Millionen<br />

Mark auf der Bank“, erinnert<br />

sich Bernhard Vorderwülbecke. Der<br />

Gevelinghauser Ortsheimatpfleger<br />

kannte den gelernten Wald- und Forstwirt<br />

persönlich. Und erinnert sich noch<br />

an den Eklat, den es gab, als von Wendt<br />

eine Bürgerliche heiratete. „Er hatte seine<br />

Hilke während seiner Stationierung<br />

in Lippstadt in einer Bar kennengelernt.“<br />

Gemeinsam bekam das Paar drei<br />

Kinder. Sein Sohn, der Unternehmer<br />

Karl-Ludwig Max Hans Freiherr von<br />

Wendt, ist heute vielen als Schriftsteller<br />

bekannt; als Hommage an seine Heimat<br />

wählte er als Pseudonym den Namen<br />

„Karl Olsberg“.<br />

Große Pläne waren sein<br />

Markenzeichen<br />

In Gevelinghausen bepflanzte von<br />

Wendt 1961 die alte Josefsallee mit<br />

Rhododendronsträuchern. Im dortigen<br />

Wald ließ er auf einer Lichtung einen<br />

Gedenkstein zu Ehren seins Vaters und<br />

Schwiegervaters errichten; auch wollte er<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 89


Macht`s euch schön!<br />

Die gerade eröffnete Wildwasserbahn<br />

dort selbst einmal beigesetzt werden,<br />

bekam aber keine Genehmigung<br />

dafür.<br />

‚Ach, ich habe doch in Schüren ein<br />

Flugzeug – ich fliege los und hole<br />

ihn!‘, und so geschah es dann auch.“<br />

Bodenbeläge<br />

Wandgestaltung<br />

Sonnenschutz<br />

Malerarbeiten<br />

Farben Günther<br />

Keffelker Str. 14 | 59929 Brilon<br />

T 02961 9875911 | F 02961 9875913<br />

90 info@farben-guenther.de<br />

- <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />

www.farben-guenther.de<br />

Im Alter von 30 Jahren ließ Karl<br />

von Wendt 1967 einen Schlepplift in<br />

Wasserfall errichten. 1972 baute er<br />

dort zwei Sommerrodelbahnen und<br />

ein Feriencamp und schließlich Fort<br />

Fun. Doch wie kam er auf die Idee,<br />

ausgerechnet im Hochsauerland einen<br />

Freizeitpark zu errichten? Dennis<br />

Sterr vom Fort-Fun-Club kennt die<br />

Antwort: „Damals herrschte hier eine<br />

hohe Arbeitslosigkeit.“ Zudem wurden<br />

immer mehr Kumpels aus dem<br />

Erzbergwerk Ramsbeck entlassen, bevor<br />

der Betrieb 1974 ganz eingestellt<br />

wurde. „Karl von Wendt wollte den<br />

Menschen der Region Arbeit geben.“<br />

Großzügig und sorglos<br />

„Geld spielte für ihn nie eine Rolle.“<br />

Ortsheimatspfleger Vorderwülbecke<br />

erinnert sich an viele Begebenheiten:<br />

„Einmal sollte Bundespräsident Karl<br />

Carstens in Olsberg sprechen. Doch<br />

wegen Glatteis kam er nicht aus Saarbrücken<br />

weg. Da sagte von Wendt:<br />

Überall war der Millionär als großzügiger<br />

Mensch bekannt. „Der hat den<br />

Vereinen immer Geld gegeben. Oft<br />

sogar mehr, als sie angefragt hatten.“<br />

Auch den Einheimischen gegenüber<br />

zeigte sich von Wendt großzügig und<br />

verkaufte vielen Baugrundstücke zum<br />

Vorzugspreis.<br />

Immer etwas Neues<br />

Karl von Wendt segelte gern und<br />

begründete er auf den Elpewiesen<br />

ein jährliches Reitturnier, zu dem die<br />

gesamte damalige Reiterelite Deutschlands<br />

kam. Seine größte Leidenschaft<br />

aber war der Motorsport, dem er von<br />

1959 bis 1971 frönte. Er fuhr alles -<br />

von Kart bis hin zur Formel 3. 1966<br />

erreichte er als Fahrer den zweiten Platz<br />

der Nationalwertung, 1967 wurde er<br />

mit Porsche Europameister, besaß später<br />

einen eigenen Rennstall (German<br />

BG Racing) und initiierte das Nuttlarer<br />

Bergrennen.


Sein ehrgeizigstes Projekt war wohl der<br />

Bau des Sauerlandringes. Er lud sogar<br />

Helmut Schmidt, damals Fraktionsvorsitzende<br />

der SPD, und seine Loki<br />

ein, sich den Plan für die Rennstrecke<br />

anzusehen. Doch die Genehmigung<br />

zum Bau wurde ihm vom Ministerpräsidenten<br />

von NRW verweigert. Da die<br />

nächste Autobahnabfahrt damals Soest-<br />

Ost war, hatte der Sorge, dass es zu<br />

Staus bis Dortmund kommen würde.<br />

Danach beendete von Wendt seine<br />

Motorsportkarriere. Seine Ehe scheiterte<br />

und er verlor immer mehr Geld.<br />

1985 musste er Fort Fun sowie Schloss<br />

Gevelinghausen, das seit 1796 im Familienbesitz<br />

war, verkaufen. Der übrige<br />

Landbesitz ging an Fabrikant Heinz<br />

Kettler und Karl von Wendt kehrte<br />

Deutschland den Rücken.<br />

Die damals neue Westernstadt<br />

Ein letztes Mal…<br />

Vor seinem Tod ließ von Wendt noch<br />

einmal seinen alten Traum aufleben:<br />

Er tauschte ein geerbtes Stück Buschland<br />

in Kanada mit der Regierung<br />

gegen ein Grundstück an der US-amerikanischen<br />

Grenze und errichtete dort<br />

einen kleinen Freizeitpark. Karl von<br />

Wendt bewegtes Leben endete am 6.<br />

Februar 2006. ■<br />

Karl von Wendt bei der Vorstellung seiner Rennstreckenpläne<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 91


Anzeige<br />

Was für ein Jahr - 2020<br />

N<br />

ach dem leider viel zu frühen Tod des Kollegen<br />

Christof Volmert haben wir 2019 dessen Buchhandlung<br />

nahe des Brückencenters in Arnsberg<br />

übernommen. In unserem Team durften wir seine langjährige<br />

Mitarbeiterin Julia Marx begrüßen. Gemeinsam mit<br />

Ivonne Durand – die bis dahin in unserem Geschäft in Meschede<br />

tätig war – haben wir die Kundinnen und Kunden<br />

der ehemaligen CAB-Buchhandlung mit unserem ausgesuchten<br />

Sortiment überzeugt, der Buchhandlung in<br />

Arnsberg auch weiterhin die Treue zu halten.<br />

Das Jahr 2020 begann wie jedes Jahr - ruhig. Aber<br />

dann kam alles anderes. Mit Corona kam es zu weitreichenden<br />

Einschränkungen und Mitte März sogar<br />

zum Lockdown.<br />

Zum Glück verfügt WortReich – Lesen und mehr –<br />

über einen Onlineshop. Die Bestellungen können nach<br />

Hause geschickt oder in „ihrer“ Filiale abgeholt werden. In<br />

Meschede, Schmallenberg und Arnsberg gibt es Abholstationen,<br />

an denen die Kunden mit Nachschub versorgt werden<br />

können. Außerdem bieten wir einen Lieferservice an und sind<br />

auch beratend am Telefon da.<br />

Wir haben festgestellt, dass der Zusammenhalt hier in der Region<br />

groß ist. Dieser Vorteil trägt dazu bei, dass eben nicht alle<br />

im Internet kaufen, sondern sich darauf besinnen, was man<br />

alles regional und lokal bekommen kann.<br />

Für möchten uns bei unseren Stammkundinnen und –kunden<br />

für die Treue während dieser für uns alle nicht einfachen Zeit<br />

bedanken. Durch das Einkaufen in der Region und lokal<br />

– egal ob für den täglichen Bedarf oder durch Gutscheine -<br />

ermöglichen Sie es, dass hoffentlich viele kleine und etwas<br />

größere Geschäfte, Restaurants und Hotels im Sauerland eine<br />

Chance haben, diese Krise durchzustehen.<br />

Danke auch an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die in dieser Zeit immer ihr Bestmöglichstes gegeben haben,<br />

um die Betriebe aufrecht zu erhalten, den Kundinnen und<br />

Kunden, egal ob langjähriger Stammkunde oder Tourist,<br />

Wünsche zu erfüllen und in unseren Buchhandlungen für eine<br />

schöne Atmosphäre sorgen. Deshalb nun noch ein Wunsch<br />

für das neue Jahr<br />

2021: Mögen alle gut<br />

durch diese schwierige<br />

Zeit kommen und es im<br />

kommenden Jahr wieder<br />

ein gemeinsames Feiern und<br />

Freuen geben. Es wäre wünschenswert,<br />

wenn alles, was der eine oder andere an Werten neu oder<br />

wiederentdeckt hat, auch in Zukunft Bestand hat, so dass wir<br />

gestärkt aus dieser Krise gehen.<br />

Bleiben Sie gesund - das wünschen Ihnen<br />

Ihre Teams von WortReich – Lesen und mehr<br />

In Meschede, Schmallenberg und Arnsberg<br />

Ihre Katrin Föster ■<br />

Meschede<br />

Rebell 2a<br />

Tel: 0291 908 35 53<br />

Fax: 0291 908 35 54<br />

Arnsberg<br />

Clemens-August-Straße 5<br />

Tel: 02931 3800<br />

Schmallenberg<br />

Oststraße 4<br />

Online Bestellungen unter www.wortreich-meschede.de<br />

Tel: 02972 5157<br />

92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Unterwasserwelt im Sorpesee<br />

Schwerelosigkeit und Farbenrausch für Taucher<br />

Britta Melgert<br />

Frank Ullrichskötter<br />

S<br />

tellen Sie sich vor, liebe Leser, Sie stehen am Ufer eines Sees, beispielsweise des Sorpesees. Ihre Kleidung fällt auf,<br />

denn Sie tragen einen Neoprenanzug, Flossen und eine Tauchermaske. Ein ungewohntes Gefühl - gleichzeitig pocht<br />

Ihr Herz wild und aufgeregt. Heute ist der Tag, auf den Sie sich schon lange gefreut haben, denn zum allerersten<br />

Mal geht es tief unter die Wasseroberfläche. Nach dem Erlernen der Theorie und einem Übungswochenende im Pool steht<br />

Ihr erster Tauchgang im „Open Water“ an!<br />

Die Pressluft in der Flasche auf Ihrem Rücken wird für Ihre<br />

ersten 45 Tauchminuten ausreichend sein, haben Sie erfahren.<br />

Man hat Ihnen prophezeit, dass Sie geflasht sein werden von<br />

dem, was Sie sehen und erleben werden, und sie können es<br />

kaum erwarten, endlich das „Go“ vom Tauchlehrer zu hören.<br />

Kein Vergleich zu den Erwartungen<br />

Meter für Meter geht es tiefer in diese ganz andere Welt. Sie<br />

haben sich vorab Bilder und Videos davon angesehen, aber das<br />

war in keinster Weise ein Vergleich zu dem, was Sie hier nun<br />

live erwartet. Natürlich haben Sie als Kind mal geschnorchelt<br />

und dabei vielleicht zwei Meter hinabgeblickt; mit Glück<br />

dabei ein paar Fischlein umherschwimmen gesehen. Wenn Sie<br />

nur geahnt hätten, was irgendwann, viel tiefer, noch auf Sie<br />

zukommen würde!<br />

Ein fetter Hecht, der direkt in Ihre Richtung schwimmt, zum<br />

Beispiel. Und dort rechts die beiden bunten Flussbarsche!<br />

Spontan bedauern Sie, Ihre Kamera nicht parat zu haben, um<br />

diesen Augenblick im Foto festzuhalten, doch schon wird Ihre<br />

Aufmerksamkeit auf die sich im Wasser hin und her bewegenden<br />

Pflanzen gerichtet. Ihr Tauchlehrer hatte im Theorieunterricht<br />

gesagt, dass deren Vorhandensein und ihre Vielfalt<br />

ein Zeichen für die gute Wasserqualität seien. Die Theorie ist<br />

die eine Sache, aber die Realität haut sie fast um. Nur gut, dass<br />

Sie in der Gruppe hier unten sind und sich nachher über das<br />

Erlebte austauschen können!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 93


„Immer wieder anders – immer spannend“<br />

„Genau DAS erleben wir immer wieder mit unseren Schülern“,<br />

erzählt Tauchlehrer Matthias Richter. Als Inhaber der<br />

Tauchschule Sauerland ist er hier an vier Stand-, nein Tauchorten<br />

tätig. Sein eigenes erstes Taucherlebnis liegt bereits rund<br />

30 Jahre zurück, aber er kann sich noch gut an die damaligen<br />

Emotionen erinnern. „Diese Faszination hört niemals auf“,<br />

verrät er. „Jeder Tauchgang, egal ob irgendwo in den Seen und<br />

Meeren der Welt oder hier zuhause in den bekannten Gewässern,<br />

ist immer wieder anders, daher bleibt es spannend.“<br />

Eine Welt in Blau und Grün<br />

Richter schmunzelt, wenn er über Menschen berichtet, die<br />

seine Leidenschaft nicht verstehen können und ihn beim<br />

Blick von oben auf den Sorpesee fragen, was er „in dieser<br />

Plürre“ denn wolle. Klar, hier hatten vor rund 100 Jahren ein<br />

paar Häuser gestanden, aber die wurden noch vor der ersten<br />

Flutung abgerissen. Versunkene Schiffe mit Piratenschätzen<br />

– ebenfalls Fehlanzeige! „All das braucht man nicht, wenn<br />

man erfüllt wird vom Farbenrausch. Das von der Oberfläche<br />

eindringende Licht verzaubert das Wasser in eine Welt in Blau<br />

und Grün. Die große Vielfalt an Lebewesen, die dort unten<br />

anzutreffen sind, ist bemerkenswert. Hechte, Seeforellen, Aale,<br />

Krebse, Rotaugen, Süßwassergarnelen und noch vieles mehr<br />

sind dort unten zu beobachten. Wer Glück hat, begegnet sogar<br />

den wenigen, im See lebenden Wasserschildkröten, oder man<br />

findet sich mitten in einem Schwarm aus Jungfischen wieder.<br />

Und live dabei zu sein, wenn in der Dämmerung die großen<br />

Barsche Jagd auf kleinere Fische machen – das sind immer<br />

wieder sehr beeindruckende Erlebnisse.“<br />

Sommer- und <strong>Winter</strong>tauchplatz<br />

Zwei ganz unterschiedliche Tauchgebiete befinden sich an der<br />

westlichen Seite des Sorpesees: In einer rund 27 Meter tiefen,<br />

durch Bojen abgegrenzten Bucht werden die Taucher für die<br />

Dauer der Sommermonate vor Booten und Surfern geschützt.<br />

<strong>Winter</strong>tags wird das Areal im Bereich eines alten Steinbruches<br />

zum Tauchen freigegeben. Es gilt als einer der schönsten<br />

Tauchplätze in Deutschland und ist mit seinen 36 Metern<br />

Tiefe zum Eldorado für Taucher aus Nah und Fern geworden.<br />

Schwerelos und unbekümmert dahinschweben<br />

Das eigentliche Highlight aber, das mit dem Tauchen verbunden<br />

ist, kommt auf all das Genannte noch obendrauf:<br />

„Die Schwerelosigkeit! Nirgends sonst auf der Welt kann man<br />

Vergleichbares erleben wie im Wasser“, schwärmt Matthias<br />

Richter. „Sich ohne Erdanziehungskraft in alle Richtungen<br />

bewegen, sich treiben lassen, keine Widerstände überwinden<br />

94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


müssen … nach diesem Gefühl wird man süchtig“, weiß er.<br />

Der Spruch vom Wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser kommt<br />

einem in den Sinn. „Genau“, so Richter, „unten im Wasser<br />

wird man leicht und beweglich. Gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Gelenkschmerzen,<br />

sind wie weggeweht. Und selbst der<br />

größte Alltagsstress verblasst im schwerelosen<br />

Zustand innerhalb kurzer Zeit.“<br />

Wenn Sie nun, liebe Leser, nach Ihrem ersten<br />

Tauchgang wieder an Land kommen, werden Sie<br />

vermutlich aus dem Erzählen nicht mehr herauskommen.<br />

Vollgepumpt mit Adrenalin werden<br />

Sie noch tagelang an Ihr wunderbares Erlebnis<br />

denken und auf den nächsten Tauchgang<br />

hinfiebern.<br />

Die Frage „Warum hab ich das nicht schon<br />

viel früher angefangen“ stellt sich fast jeder<br />

Anfänger, weiß Richter. „Das Gute ist“, so der<br />

Tauchlehrer, „dass es für diese Sportart kaum ein<br />

Höchstalter gibt. Wer sich wohlfühlt und die Regeln<br />

einhält, darf sein Hobby Tauchen lange ausüben,<br />

Adrenalinschub und Herzklopfen inklusive!“ ■<br />

Klassische Klangmassage · Enstpannung für<br />

Gruppen · Klangbad für Paare, Einzelpersonen<br />

und kleine Gruppen · Chakrenausgleich ·<br />

Fußreflexzonenbehandlung mit Klangschalen<br />

Tao Touch ® Klang Therapeutin<br />

Bernadette Schneider<br />

Termin nach Absprache<br />

☎ 0160 / 95 08 38 10<br />

Im Yogastudio Magdalena Hoke<br />

Hauptstraße 48 • 59889 Eslohe<br />

✉ einklang-schneider@gmx.de<br />

Terminvereinbarung nach Absprache<br />

und gültigen Coronaregeln<br />

Schöne Geschenkidee:<br />

Entspannung schenken mit einem<br />

Einklang Geschenk-Gutschein!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 95


Bildquelle: Landesarchiv NRW<br />

Schlacht bei Bredelar im Jahre 1761<br />

Als die Franzosen aus Westfalen vertrieben wurden<br />

Britta Melgert<br />

Als im Jahre 1932 die alte Straße zwischen Bredelar und Giershagen verbreitert werden sollte, stieß man auf einen<br />

grausigen Fund. Auf Höhe der Diemel kamen Gräber zum Vorschein, immer mehr. Schnell war klar: Es musste<br />

sich um französische Soldaten handeln, die im Siebenjährigen Krieg ihr Leben einbüßen mussten.<br />

Kramen wir doch mal unser verstaubtes Schulwissen hervor!<br />

Siebenjähriger Krieg – 1756 bis 1763 - im Prinzip der erste<br />

Weltkrieg überhaupt - oder mehrere Kriege gleichzeitig, wie<br />

man es nimmt. In Europa kämpften im Gebiet des Heiligen<br />

Römischen Reiches die Preußen quasi allein gegen alle anderen<br />

Großmächte; Großbritannien/Kurhannover, die österreichische<br />

Habsburg-Monarchie, Frankreich, Russland. Es ging<br />

um Territorien, um Macht und um die Ehre. Hart gekämpft<br />

wurde seinerzeit auch hier bei uns im damaligen “Herzogtum<br />

Westpfahlen“.<br />

Bredelarer Kloster im Zentrum der Gefechte<br />

August 1761: Aus allen Richtungen kommend waren feindliche<br />

Truppen, u. a. ein französisches Corps in den Großraum<br />

„Stadtbergen“ (heute Marsberg) weitergezogen.<br />

In den Morgenstunden des 5. August 1761 kam es dann in<br />

Bredelar, u. a. direkt vor dem dortigen Zisterzienserkloster, zu<br />

ersten Kämpfen gegen die Preußen. Dieses führte zu erheblichen<br />

Zerstörungen des Klostergebäudes. Nicht ganz unbeteiligt<br />

am Geschehen scheint ein militärliebender Mönch<br />

96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


gewesen zu sein, dem man nachsagt, als „Sympathisant“ der<br />

Franzosen zum Geheimnisrisiko geworden zu sein.<br />

Das Massaker an der Diemel<br />

Im Verlauf der Schlacht verlagerte sich das Geschehen in<br />

Richtung Giershagen, früher Upsprunge, wo es im Areal der<br />

Diemel zur preußischen Überlegenheit kam. Alten Unterlagen<br />

ist zu entnehmen, dass es den französischen Truppen<br />

an Munition mangelte, sodass diese den Rückzug antraten.<br />

Massive Verluste: Rund 350 gefallene Soldaten waren seinerzeit<br />

durch Kriegsberichterstatter erwähnt worden.<br />

Alles hat zwei Seiten<br />

Dass sich ein Ereignis stets von zwei Seiten betrachten lässt,<br />

beweist hier sehr schön die Berichterstattung auf französischer<br />

Seite. Dort ist unter dem Stichwort „Affaire de<br />

Bredelar“ zu lesen, dass das französische Bataillon heldenhaft<br />

„oberhalb einer Anhöhe (Berg Orthelle) oberhalb der<br />

(Diemel-)Brücke“ kämpfte. Verbündete Schweizer Brigaden<br />

desselben Regiments kämpften zunächst im Tal gegen die<br />

Preußen, wurden aber aufgefordert, sich zurückzuziehen, um<br />

nicht von den verbündeten Soldaten getroffen zu werden.<br />

So wurde dann der geschickte Schachzug des Rückzuges<br />

erklärt.<br />

Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen. Das, was<br />

uns heute zu dieser Auseinandersetzung außer den Kriegsberichten<br />

noch vorliegt, sind ein alter Kupferstich und militärische<br />

Karten, die eher von Erinnerungen als von Tatsachen<br />

geprägt sind. Da wird aus dem Fluss Hoppecke schon mal<br />

die Diemel, die Klosterkirche trägt zwei Türme statt nur<br />

einen und die Lage der Orte ist nicht immer stimmig. Fakt<br />

ist jedoch, dass die Upsprunger Kluskirche, die sich im<br />

Bereich der damaligen Kampfhandlungen befindet, stark<br />

in Mitleidenschaft gezogen wurde; ihr fehlte danach der<br />

komplette Turm.<br />

Bredelarer Klosterschützen erinnern an 1761<br />

In Anlehnung an die Kämpfe in und um Bredelar haben<br />

sich vor einigen Jahren junge Männer zu den Klosterschützen<br />

als Unterabteilung der Bredelarer Bürgerschützen<br />

zusammengefunden. In ihren, den preußischen Originalen<br />

nachempfundenen Uniformen, werten Sie den Schützenzug<br />

optisch auf, und sie erinnern Jahr für Jahr mit Böllerschüssen<br />

von der Orthelle an die Geschehnisse von damals. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 97


„Im Handwerk kommt<br />

man aus dem Staunen<br />

nicht heraus“<br />

Sauerländer LEUTE –<br />

Der MENSCH dahinter<br />

Meinolf Niemand:<br />

Hauptgeschäftsführer der<br />

Handwerkskammer mit viel Herzblut<br />

Dirk Bannenberg & Paul Senske<br />

Tom Linke<br />

„M<br />

ich erfüllt es mit Stolz rund 12.000 Betriebe vertreten zu dürfen.“ Meinolf Niemand ist Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer Südwestfalen mit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />

das aus „voller Überzeugung und mit viel Herzblut“. Das Handwerk in der Region fasziniert den Juristen<br />

aus Neheim-Bergheim, weil es „leistungsstark, innovativ und sympathisch ist“. Als große Herausforderungen der<br />

kommenden Jahre sieht Niemand den Fachkräftemangel, den Bürokratieabbau, die Digitalisierung sowie die „brandaktuelle“<br />

Nachfolge-Problematik der Betriebe.<br />

98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />

Lesen Sie weiter aus Seite 100


Ein <strong>Winter</strong>tag<br />

Robert Dröge<br />

Wer kennt nicht aus Kindertagen<br />

im <strong>Winter</strong> noch die „Schlünderbahnen“?<br />

Etwas Schnee auf glattem Boden,<br />

ein kurzer Anlauf, glatte Sohlen.<br />

Dabei das Gleichgewicht behalten,<br />

die Rutschbahn länger dann gestalten.<br />

Ja, das „Schlündern“ machte Spaß,<br />

wurd´ auch mancher Hosenboden nass.<br />

Schlittenfahren, Schneemann bauen,<br />

lieber Gott, lass es nicht tauen.<br />

Durchgefroren, doch gesund.<br />

Husten, Schnupfen war kein Grund,<br />

im Haus zu bleiben, sich kurieren;<br />

lieber draußen etwas frieren.<br />

Denn bergauf beim Schlittenziehen,<br />

ist die Kälte nicht zu spüren.<br />

Runter geht es dann sehr schnell.<br />

Einmal noch, es ist noch hell.<br />

Ein letztes Mal, dann geht´s nach Haus.<br />

Ein schöner <strong>Winter</strong>tag klingt aus.<br />

Ja, die schöne <strong>Winter</strong>-Kinderzeit<br />

liegt für viele ach so weit.<br />

Fotografie<br />

made in<br />

Madfeld<br />

Jetzt Gutscheine für<br />

stilvolle Fotos verschenken:<br />

Portrait, Erotik, Familie.<br />

Einfach bestellen unter<br />

wish@sabrinity.com


Ein ungehobener<br />

Schatz im Upland<br />

Gisela Wilms<br />

Iris Boening<br />

Das 260-Seelen-Dorf Stormbruch liegt im Naturpark<br />

Diemelsee. Vor fast 970 Jahren wurde es<br />

unter dem Namen „Sturibrock“ zum ersten Mal<br />

urkundlich erwähnt. Der kleine Ort liegt eingebettet zwischen<br />

Wäldern und der nahe gelegenen Diemeltalsperre.<br />

Stormbruch ist neben der landschaftlich reizvollen Lage<br />

wegen einer Person bekannt: Die Biathletin Carolin Hennecke<br />

wurde dort geboren und machte im nahen Willingen<br />

ihre ersten Schritte auf Skiern. Carolin war national und<br />

international erfolgreich und wurde in einem Atemzug<br />

mit Magdalena Neuner und Kathrin Hitzer genannt.<br />

2013 trat sie vom Leistungssport zurück.<br />

In und um Stormbruch herum gibt es wunderschöne Wanderwege,<br />

die einladen, Energie zu tanken oder einfach nur<br />

die frische Luft in beeindruckender Natur zu genießen. Vor<br />

allem Gäste aus dem Ruhrgebiet nutzen diese Gelegenheit<br />

schon seit Jahren. „Raus aus dem Pott, rein in die Natur“<br />

hieß damals die Devise. Die Nähe zum Diemelsee ist im<br />

Sommer ebenso attraktiv wie die im <strong>Winter</strong> zu Willingen.<br />

Hier schwimmen oder Boot fahren, dort Ski, Schlittschuh<br />

laufen und rodeln. Auch das Radfahren erfreut sich<br />

wachsender Beliebtheit, der das gut ausgebaute Wegenetz<br />

Rechnung trägt. Nach den anstrengenden Aktivitäten<br />

kehrt man in das idyllische Stormbruch zurück und füllt<br />

116 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


“Wir haben einen Schatz,<br />

der wieder ans Tageslicht<br />

gebracht werden müsste.”<br />

- Bernd Menzel<br />

dort die Kraftreserven wieder auf. Eine ideale Kombination<br />

von sportlicher Betätigung und Ruhe.<br />

Leider hat heute, wie überall in den kleinen Regionen,<br />

der Tourismus abgenommen. Billigflüge in andere Länder<br />

haben ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch findet man in<br />

Stormbruch nach wie vor Übernachtungsmöglichkei ten.<br />

(Ein Blick ins Internet lohnt sich hier!)<br />

Ideen mit Potential<br />

Generell ist das Vereinsleben in dem kleinen Dorf sehr<br />

rege. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Tatsache, dass<br />

sich viele Einheimische tagsüber kaum noch sehen. Damals<br />

traf man sich bei der Feldarbeit, arbeitete bei den Schreinern<br />

vor Ort oder hielt ein Schwätzchen in den kleinen<br />

Geschäften. Heute fahren täglich ungefähr 90 Autos raus in<br />

die umliegenden kleinen Städte, wo die Menschen Arbeit<br />

gefunden haben. Nach Brilon, Hoppecke, Willingen und<br />

Korbach führen die Wege in Fabriken, Krankenhäuser oder<br />

in die Gastronomie.<br />

Eine Entwicklung, die der Ortsvorsteher Bernd Menzel mit<br />

Sorge betrachtet. „Kleine Dörfer werden bei notwendigen,<br />

zukunftsträchtigen Maßnahmen oft übersehen, was alleine<br />

schon an dem langsamen Internet deutlich wird. Es ist<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 117


Ortsvorsteher BerndMenzel<br />

Gemälde von Werner Moog<br />

zwar schneller als vor einiger Zeit, aber kein Vergleich mit<br />

der Leistung, die in der Stadt abzurufen ist“, kritisiert er<br />

und beklagt einen weiteren Trend: „Heutzutage verlassen<br />

die Kinder nach der Schule bzw. Ausbildung ihre Heimat,<br />

da sie bei uns für sich keine Zukunft sehen. Das ist einerseits<br />

natürlich verständlich, andererseits jedoch auch sehr<br />

traurig.“ Was wünscht er sich für seinen Ort? Die Antwort<br />

kommt prompt: „Starke Investoren, die das Potential<br />

Stormbruchs erkennen. Wir haben mit unserer Natur<br />

und somit den Erholungsmöglichkeiten einen Schatz, der<br />

wieder ans Tageslicht gebracht werden müsste.<br />

Vielleicht besinnen sich die Menschen nach der Corona-Krise<br />

darauf, dass Urlaub in Regionen Deutschlands<br />

eine erholsame und auch preiswerte Alternative bietet.“<br />

Darüber hinaus kann er sich ein Haus für altersgerechtes<br />

Wohnen vorstellen. „Platz hätten wir dafür, Bedarf auch.<br />

Denn, wie gesagt, oft kommen die Kinder nicht mehr<br />

nach Hause zurück und können sich deshalb nicht um<br />

ihre Eltern kümmern. Es fehlt jedoch eine Person, die das<br />

Geld in die Hand nimmt und so ein Projekt stemmen<br />

möchte.“ ■<br />

118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Der exklusive Werksverkauf im Sauerland<br />

Außergewöhnliche Esstische aus nachhaltiger, historischer Eiche, Esstische mit Baumkante,<br />

ausziehbare Esstische… Wir fertigen für Sie nach Maß! Hochwertige Leuchten und Lautsprecher,<br />

ausgefallene Leinwandbilder, Floristik, Deko und modische Accessoires ergänzen unsere Kollektion.<br />

Besuchen Sie unsere Manufaktur und unseren Werksverkauf im Sauerland. Wir freuen uns auf Sie!<br />

www.rose-handwerk.de · www.facebok.com/RoseHandwerk<br />

Manufaktur & Werksverkauf<br />

Zum Wasserturm 14<br />

59872 Meschede-Freienohl<br />

Telefon 02937-96989-0<br />

www.elisabeth-rose.de<br />

www.rose-handwerk.de<br />

www.esstisch-manufaktur.de<br />

www.joachim-gerhard-collection.com<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 119


SHOWTIME<br />

IN SICHTIGVOR<br />

Majoretten und Cheerleader auf<br />

dem Weg zur Deutschen<br />

Meisterschaft<br />

Britta Melgert<br />

Marc Niemeyer<br />

120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


S<br />

tellen Sie sich vor: Junge Mädchen bewegen sich<br />

rhythmisch auf Sie zu. Alle tragen das gleiche Kostüm<br />

und wirbeln einen Metallstab um sich herum.<br />

Und Sie fragen sich: Wo bin ich hier gelandet?<br />

Es ist Dienstagabend in Sichtigvor. Das ist im Haus Teiplaß<br />

einer der Abende der Twirling-Gruppen. Heute wird geübt,<br />

verbessert und perfektioniert. Und weil bekannt war, dass<br />

<strong>WOLL</strong> hinzukommt, haben 20 Mädchen im Alter von 9<br />

bis 21 Jahren unruhig geschlafen und dann lange vor dem<br />

Spiegel gestanden. Doch nun sitzt die Dutt-Frisur, und die<br />

frisch gewaschenen Kleider wollen im Licht glänzen. Jedes<br />

Mädchen kennt ihre Anfangsposition in der Gruppe. Die<br />

Musik startet. It’s Showtime…<br />

2011 ging’s los<br />

Christiane Osterhaus-Henke ist ein alter Hase im Twirling-<br />

Sport. Bereits vor 27 Jahren hat sie damit im Nachbarort<br />

begonnen. „Als der dortige Verein aufgelöst wurde, haben<br />

wir hier in Sichtigvor einen neuen gegründet, damit uns<br />

dieses schöne Hobby nicht verloren geht“, er innert sie sich.<br />

Zehn Jahre ist das fast her. Inzwischen ist sie die Trainerin<br />

und zugleich Vereinsvorsitzende. Auch ihr Ehemann Sven<br />

engagiert sich stark für den Verein, nicht nur als 2. Vorsitzender,<br />

sondern auch als DJ an der Musikanlage.<br />

Majoretten und Cheerleader<br />

Aus den Lautsprechern klingt rhythmische Popmusik, und<br />

die Mädchen bilden als Majoretten mal Kreise, mal Reihen,<br />

mal ein V, mal eine Mühle oder - ganz schwierig - einen<br />

Korkenzieher. Die Schritte sitzen, aber das allein reicht nicht.<br />

Der silbrige Stab, man nennt ihn Baton, muss synchron in<br />

der Hand herumwirbeln und gleichzeitig soll das schönste<br />

Lächeln gezeigt werden. Man merkt es deutlich: Twirling<br />

kommt ur sprünglich aus den USA! Eine zweite Gruppe,<br />

die der jüngeren Mädchen, übt derweil als Cheerleader<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 121


neue Hebefi gu ren ein. Lila Pompons<br />

an beiden Hän den unterstützen ihre<br />

Bewegungen optisch und zaubern dekorative<br />

Standbilder.<br />

Pia und Lina - die amtierenden<br />

Deutschen Meisterinnen<br />

Das große Ziel der Mädchen ist in<br />

jedem Jahr die Deutsche Meisterschaft.<br />

Und tatsächlich haben wir hier mit Pia<br />

Fortmann und Lina Fahle die amtierenden<br />

Titelträgerinnen im Majoretten-<br />

Duo vor uns. Dieser Sieg spornt alle an,<br />

zumal im nächsten Herbst die Wettbewerbe<br />

zur Deutschen Meisterschaft<br />

in <strong>Warstein</strong> stattfinden sollen. „Das ist<br />

schon etwas Besonderes und auch eine<br />

Anerkennung unseres 10-jährigen Jubiläums“,<br />

freut sich die Trainerin.<br />

Zum Jubiläum die Deutsche<br />

Meisterschaft nach <strong>Warstein</strong> geholt<br />

Und so geben die Mädchen und jungen<br />

Frauen ihr Bestes. Während es bei den<br />

jüngeren wie Lea, Elona, Emilia, Leyla,<br />

Joy, Samanta, Angelina, Pia, Lakisha,<br />

Mila und Zoé noch um Grundschritte,<br />

Figuren und Spaß geht, wird von<br />

den „Senioren“ ab 14 Jahren, nämlich<br />

bei Svenja, die auch als Co-Trainerin<br />

fungiert, Pia, Lina, Michelle, Carmen,<br />

Anna, Denise, Geraldine und Julia Leistung<br />

auf höchstem Niveau erwartet.<br />

Traditionen bewahren<br />

mit Marschmusik<br />

Inzwischen klingen andere Töne durch<br />

die Halle: Marschmusik. „Das ist der<br />

Ursprung des Twirling-Sports“, erklärt<br />

Luftreiniger und Luftdesinfektionsgeräte<br />

für Büro, Wohnung, Wartezimmer und Verkaufsraum<br />

Abholpreis 430 €<br />

DAIKIN MC55W<br />

Luftreiniger mit<br />

Ionisierung und<br />

HEPA-Filtertechnologie<br />

bis ca. 40 m 2<br />

799 € für das 100 m³/h Modell<br />

899 € für das 160 m³/h Modell<br />

Der neue UVCARE midi desinfiziert<br />

mit UV-C Strahlung<br />

sicher die umgewälzte<br />

Raumluft.<br />

Unser Handwerksunternehmen sorgt seit über<br />

60 Jahren für gutes Klima. Vielleicht ja auch bald<br />

in Ihren Räumen?<br />

Mit unseren 15 Mitarbeitern planen, bauen und<br />

betreuen wir Kälteanlagen, Klimaanlagen, Kaltwasseranlagen,<br />

Prozesskälte, Kühlräume und Vieles<br />

mehr. Wir haben auch was gegen das Coronavirus.<br />

Viren effektiv<br />

filtern oder<br />

abtöten<br />

Preis 299 €*<br />

Nachrüstung für Split-Klimageräte:<br />

Bluescience UV-System zur Luftdesinfektion<br />

* inkl. 1 Montagestunde, zzgl. Anfahrt<br />

Alle Preise inkl. 16 % MwSt. gültig bis 31.12.2020, danach Preisanpassung um die MwSt. auf 19 %.<br />

Vorderwülbecke Kälte Klima Wärme GmbH<br />

Hauptstraße 33 59909 Bestwig-Olsberg Tel 02904 97980<br />

vorderwuelbecke.net info@vorderwuelbecke.net


Christiane Osterhaus-Henke. „Typisch<br />

für die Majoretten war die Teilnahme<br />

an Umzügen - hierzulande beispielsweise<br />

im Karneval oder beim Schützenfest.<br />

Insofern gibt es bei den Meisterschaften<br />

eine eigene Kategorie für traditionelle<br />

Märsche“.<br />

Aber auch Schlagermusik, Hip-Hop<br />

oder Musik aus den Charts sind Grundlage<br />

des Wettbewerbs. „Hauptsache<br />

peppig“, wirft Sven Osterhaus ein.<br />

Nachwuchs und Unterstützer gesucht<br />

Die Meisterschaft im hiesigen Raum<br />

wird unweigerlich Interessierte anlocken,<br />

die den Verein als aktive Sportlerinnen<br />

oder auch passiv unterstützen möchten.<br />

„Ohne Ehrenamt und Spenden kämen<br />

wir hier nicht über die Runden, obwohl<br />

wir durch die Stadt <strong>Warstein</strong> sehr fair<br />

gefördert werden“, so Osterhaus-Henke.<br />

„Dennoch freuen wir uns auch jetzt<br />

schon über Nachwuchs ab fünf Jahren.<br />

Und was mit einem kostenlosen Probetraining<br />

beginnt, kann ja irgendwann<br />

mit dem Sieg der Deutschen Meisterschaft<br />

enden!“ ■<br />

Christiane Osterhaus-Henke und Sven<br />

Osterhaus mit „ihren“ Mädchen (Foto: Britta Melgert)<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 123


Robert Hinkel<br />

Robert geht wandern:<br />

Von Ramsbeck auf den Bastenberg (745 m)<br />

1Diesmal zeige ich euch das Sauerländer Schluchtgebirge.<br />

Es bietet mit die größten Berg-Tal-Höhenunterschiede<br />

des Sauerlands. Da geht’s rauf (der rechte Berg):<br />

2Ihr parkt das Auto am Junkernhof oder steigt an der Bushaltestelle<br />

„Ramsbeck Post“ aus, die von den Buslinien<br />

470 und R72 aus Bestwig angefahren wird. Ihr seid auf<br />

370 m üNN. Der erste Kilometer über den Bergbau-Wanderweg<br />

ist ziemlich steil. Aber eine Isomatte oder eine Gummijacke<br />

kann auch als Sitzkissen auf nassen oder verschneiten Bänken<br />

missbraucht werden.<br />

3Auf den nächsten 2 km kann man sich aber<br />

auf dem Bestwiger Panoramaweg (B) erholen,<br />

siehe Zeichen rechts am Baum. Der verläuft<br />

leicht an- und später absteigend.<br />

4Jetzt wird’s aber Zeit, in den richtigen Schnee zu kommen.<br />

Ihr verabschiedet euch vom (B) nach rechts oben, nehmt eine<br />

Serpentine nach rechts und eine weitere nach links. Dann seid<br />

ihr nach insgesamt knapp 6 km auf 650 m üNN:<br />

124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


5An der dortigen Kreuzung mehrerer gleichberechtigter (Trekker-)<br />

Straßen biegt ihr rechts ab und nach wenigen hundert Metern<br />

wieder rechts, meist leicht ansteigend.<br />

6Dann kommt ihr nach weiteren 2 km zu<br />

der Fichte. Die ganzen kleinen Bäume<br />

wachsen seit dem Orkan Kyrill 2007. Aber<br />

die Fichte ist als einziger Baum im Umkreis von<br />

über 100 m stehen geblieben. Bis jetzt hat sie<br />

auch den Borkenkäfer überlebt. Die Fichte sieht<br />

man kilometerweit, zum Beispiel bei meinem<br />

letzten Sommer-Artikel aus Grevenstein! Rechts<br />

davon ist der Bastenberg.<br />

7Noch sind die nachwachsenden Bäume nicht zu groß.<br />

Noch hat man Aussicht in die Schlucht und auf diverse<br />

Berge im Südosten. Das sind z. B. die Bruchhauser Steine<br />

und der Langenberg.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 125


8Geschafft: Nach gut 8 km befindet ihr euch 375 m<br />

über dem Ausgangsniveau. Hier gibt’s Bänke mit<br />

Tisch und ein Gipfelkreuz mit einem Kästchen, wo<br />

man sich ins Gipfelbuch eintragen kann.<br />

9<br />

Der Abstieg (immer runter) erfolgt erst mal hauptsächlich<br />

über die Nordseite. Entsprechend hat man nun Aussicht in<br />

Richtung Arnsberger Wald:<br />

10<br />

Wo die Sonne knapp über den Hang scheint,<br />

kann sie für glitzernde Augen sorgen:<br />

knapp 12 km biegt ihr knapp vor Berlar rechts<br />

ab, wieder auf den Panoramaweg (B). Wer sich keine<br />

11Nach<br />

375 m Höhenunterschied zutraut: Man kann auch in<br />

Berlar parken und sofort auf dem (B) bleiben, dann spart man<br />

sich den steilen ersten Kilometer.<br />

126 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


der Bildmitte ist Ramsbeck. Die Berge dahinter<br />

sind übrigens auch um die 700 m hoch mit<br />

12In<br />

Tälern unter 400 m dazwischen.<br />

131 km weiter verabschiedet ihr euch vom (B),<br />

diesmal nach unten, über diese Straße<br />

Die Strecke wandere ich am<br />

02.01.2021 um 10:15 Uhr.<br />

Weitere Geschichten mit ~5 Minuten<br />

Lesezeit gibt’s in meinem blog www.<br />

sauerland-wandern-und-wetter.blogspot.com<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 127


Gipfelstürmer<br />

aus dem Sauerland<br />

Daniel Hilbich und Benedikt Lindner eint<br />

ihre Leidenschaft für den Klettersport<br />

Daniela Weber<br />

Iris Böning/Privat<br />

Auf der Zumsteinspitze in den Walliser Alpen<br />

128 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


este Aussicht kommt nach dem härtesten Aufstieg“<br />

- ein Spruch, der für die beiden Sportkletterer Daniel<br />

„Die<br />

Hilbich aus Olsberg-Bruchhausen und Benedikt Lindner<br />

aus Willingen wohl als Leitmotiv dient. Ob in der Kletterhalle, in<br />

heimischen Steinbrüchen oder in den imposanten Alpen - die beiden<br />

Sauerländer klettern gerne hoch hinaus und genießen die Natur und das<br />

Panorama, das sich ihnen dort bietet.<br />

Waschechte Naturburschen, das waren die beiden Sauerländer schon immer.<br />

Statt in den heimischen vier Wänden die neuesten Spiele für die Konsole zu<br />

testen, verbrachten Daniel Hilbich und Benedikt Lindner ihre Kindheit lieber<br />

draußen in der Natur. Und, wie es sich für richtige Sauerländer Jungs gehört,<br />

wurden schon damals die ersten Kletterversuche unternommen. „Ja, man ist<br />

schon überall hoch“, lacht Hilbich, als er an seine Kindheit zurückdenkt.<br />

Von der Halle an den Fels<br />

Zum Klettersport gekommen ist der heute 26-Jährige vor etwa zehn bis<br />

elf Jahren. „Ich habe in der Kletterhalle in Willingen angefangen. Für das<br />

Klettern dort braucht man noch nicht so viel Wissen. Man bekommt eine<br />

Einführung und kann dann loslegen“, erklärt der Bruchhauser, der seinen<br />

Kumpel Benedikt in puncto Klettern erst „zu seinem Glück zwingen musste“.<br />

Denn so richtig überzeugt vom Klettersport war der 19-Jährige anfangs nicht<br />

gewesen. „Daniel meinte aber zu mir, dass ich so einen schmalen Körperbau<br />

hätte und das ist bei dem Sport schon vorteilhaft. Ich hab dann erst einmal<br />

angefangen zu bouldern. Eine Art des Kletterns, bei der ohne Gurt und Seil<br />

in Absprunghöhe geklettert wird“, erinnert sich Lindner mit einem Lächeln<br />

im Gesicht.<br />

Nachdem auch Benedikt auf den Geschmack gekommen war, und die<br />

Freunde in der Kletterhalle die ersten Erfahrungen gesammelt und elementare<br />

Klettertechniken kennengelernt hatten, trauten sich die beiden, mit Seil,<br />

Helm, Karabinern und Kletterschuhen ausgestattet, an richtige Felsen. Ein<br />

Schritt, der erst einmal eine ordentliche Portion Überwindung kostete. „Ich<br />

hatte da anfangs so meine Schwierigkeiten. Ich habe immer gedacht: Was<br />

passiert, wenn ich stürze? Benedikt war da immer etwas forscher“, sagt Daniel<br />

Hilbich schmunzelnd. Schließlich sei ein Fels nicht hundertprozentig fest und<br />

es gebe draußen auch Routen, wo es keine vorgegebenen Haken für die Zwischensicherungen<br />

gebe. „Man muss dann komplett selbst für die Sicherung<br />

sorgen und man weiß nicht, ob die Zwischensicherungen halten“, erklärt<br />

der Bruchhauser die Herausforderungen. In der Heimat sind die jungen<br />

Sauerländer meist in Steinbrüchen zu finden. Dass die Bruchhauser Steine,<br />

ein ehemaliger „Hotspot“ für Kletterer, schon seit Längerem nicht mehr<br />

bestiegen werden dürfen, bedauern die beiden. „Wir sind natürlich froh, dass<br />

wir die Steinbrüche haben, aber landschaftlich sind natürliche Felsen ein ganz<br />

anderes Erlebnis. Man nimmt den Fels mit allen Sinnen war und man riecht<br />

die Pflanzen“, schwärmt Benedikt Lindner vom Erlebnis in der Natur.<br />

Die Hillenbergwand bei <strong>Warstein</strong><br />

Benedikt Lindner und Daniel Hilbich<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 129


Auf der Ruderhofspitze in den Stubaier Alpen<br />

Denn abgesehen von der Bewegung und der psychischen Komponente,<br />

sich immer mehr zuzutrauen und von Mal zu Mal<br />

mehr zu schaffen, sei vor allem auch die atemberaubende Natur<br />

reizvoll beim Klettersport.<br />

Bergsteigen als ganzheitliches Erlebnis<br />

Und so zieht es die beiden Sauerländer in ihrer Urlaubszeit<br />

auch meist zum Bergsteigen in die Ferne. „Meine schönste<br />

Tour war bisher die am Piz Bernina. Bergsteigen ist ein<br />

ganzheitliches Erlebnis. Man überquert Gletscher. Da ist<br />

Winziger Platz 5a<br />

59872 Meschede<br />

0291 / 71 19<br />

www.friseur-salon-meschede.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag - Freitag 8.00 - 17.30 Uhr<br />

Samstag 7.30 - 12.30 Uhr<br />

Montag geöffnet<br />

Mittwoch geschlossen<br />

man dann auch mal mit Steigeisen und Eispickel unterwegs.<br />

Zwischendurch kommen dann auch mal Felspassagen, wo<br />

man richtig klettern muss. Das Ziel ist natürlich der Gipfel,<br />

der eine imposante Aussicht bietet“, so Hilbich, der solche<br />

Touren bis ins kleinste Detail plant, um auf alle Gegebenheiten<br />

vorbereitet zu sein. Bei einem Gewitter auf dem Gipfel<br />

nütze aber auch die beste Vorbereitung nichts: „Dann muss<br />

man natürlich ganz schnell runter. Bislang konnte ich richtig<br />

brenzlige Situationen aber vermeiden. Aber ich musste mich<br />

schon oft sputen“, lacht der 26-Jährige, der die Trainerlizenz<br />

im Bereich Bergsteigen besitzt und einmal im Jahr auch<br />

Kurse für Anfänger in den Alpen anbietet.<br />

Benedikt, der bisher alle seine Touren mit Daniel zusammen<br />

gemacht hat, träumt von einer Besteigung des Mont Blanc.<br />

Vorerst steckt der Willinger aber seine ganze Energie in ein<br />

anderes Projekt. Denn er befindet sich zurzeit mitten in der<br />

Bewerbungsphase für den Alpin Kader NRW des Deutschen<br />

Alpenvereins. „Die Bewerbung ist in zwei Sichtungskurse<br />

eingeteilt. Der erste fand in der Eifel statt. Da wurden das<br />

Kletterniveau und die Kondition bewertet. Der zweite findet<br />

im Februar im Allgäu statt. Da geht es um das Eisklettern und<br />

alpinistische Fähigkeiten“, erzählt der 19-Jährige voller Vorfreude<br />

und mit der Hoffnung, die Bewerbungsphase zu überstehen.<br />

Sollte er es in den Kader schaffen, wartet eine spannende Expedition<br />

auf den jungen Sportler. Das Ziel sei noch unbekannt,<br />

sicher sei jedoch, dass es ein „Tal ohne Zivilisation“ sein werde.<br />

Welches Ziel Daniel Hilbich im kommenden Jahr anpeilt,<br />

sei ebenfalls noch ungewiss. Aber hoch hinaus wird es ihn sicherlich<br />

führen. Denn eines wissen die beiden Sportkletterer<br />

ganz genau: „Unsere Urlaube drehen sich ja eigentlich immer<br />

um das Klettern. Wir möchten etwas sehen und nicht nur<br />

am Strand liegen“, so Daniel Hilbich und Benedikt Lindner<br />

abschließend. ■<br />

130 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Völlinghauser Dorfladen besteht seit 10 Jahren –<br />

und hat ausgerechnet im Jubiläumsjahr<br />

mit Corona zu kämpfen<br />

Matthias Koprek<br />

Eigentlich hätte der Dorfladen in <strong>Möhnesee</strong>-Völlinghausen<br />

in diesem Jahr allen Grund zu feiern.<br />

Am 9. April 2010 hat der Tante-Emma-Laden in<br />

den Räumlichkeiten der ehemaligen Dorfkneipe erstmals<br />

seine Türen geöffnet. Doch das zehnjährige Jubiläum fällt<br />

mitten in die Corona-Pandemie. Obwohl Lebensmittelläden<br />

während des Lockdowns nicht schließen mussten, war<br />

der DORV-Laden im April für drei Wochen geschlossen.<br />

Mehrere Mitarbeiter hatten sich mit dem Corona-Virus<br />

infiziert, die übrigen mussten in Quarantäne.<br />

Zwangsschließung statt Jubiläumssause<br />

Schlimmer noch als der fehlende Umsatz, auf den das<br />

bürgerschaftlich initiierte und geführte DORV-Zentrum<br />

dringend angewiesen ist, ist der Verlust von Jürgen Colbow,<br />

der Ende April starb. Er hinterlässt eine große Lücke im<br />

ehrenamtlichen Team, das den Dorfladen an der Syringer<br />

Straße am Laufen hält.<br />

Dabei hat der Laden zumindest im März davon profitiert, dass<br />

viele Bürger lieber im kleinen Geschäft um die Ecke eingekauft<br />

haben, statt sich in den großen Supermarkt zu begeben.<br />

Nach der Zwangspause konnte dieser Trend aber nicht fortgesetzt<br />

werden. So sehr das Dorf vom Laden auch profitiert – der<br />

Grund für seine Schließung sprach sich schneller rum, als den<br />

Verantwortlichen lieb war. Und wirkte lange nach.<br />

Dabei ist das Völlinghauser DORV-Zentrum ein Musterbeispiel<br />

für bürgerliches Engagement. Als die Metzgerei schloss<br />

und es keine Einkaufsmöglichkeit mehr in Völlinghausen<br />

gab, entschieden sich die Bewohner ihr Schicksal selbst in die<br />

Hand zu nehmen. Sie gründete am 29. Mai 2009 den Verein<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 131


„Dienstleistungen und Ortsnahe RundumVersorgung“ – kurz<br />

DORV. Mehrere hundert Völlinghauser wurde Mitglied des<br />

Trägervereins und spendeten für den Laden. So kamen 53.000<br />

Euro für den Umbau der alten Dorfkneipe zusammen, der<br />

Rest wurde über einen Kredit finanziert.<br />

Auf 200 m2 gibt es alles, was das Herz begehrt<br />

Mit seinen ca. 200 Quadratmetern ist das DORV-Zentrum<br />

eigentlich schon mehr als nur ein Tante-Emma-Laden. Zumal<br />

das Angebot ausgesprochen vielseitig ist. Neben Lebensmitteln<br />

(inkl. frischem Obst und Gemüse, Kühl- und Tiefkühlware)<br />

umfasst das Sortiment auch Hygiene- und Kosmetikprodukte<br />

sowie Batterien, Schreibwaren, Grußkarten und vieles mehr,<br />

was man für den täglichen Bedarf so benötigt. Besonders stolz<br />

sind die Betreiber des Dorfladens auf ihre üppige Frischfleischtheke,<br />

die sich einen Ruf weit über die Ortsgrenzen hinaus<br />

erarbeitet hat. Eine kleine Käseauswahl sowie Backwaren der<br />

örtlichen Bäckerei komplementieren das Angebot.<br />

Großen Wert legen die Verantwortlichen auf eine breite<br />

Auswahl regionaler Produkte. Das macht die Organisation<br />

jedoch nicht leichter. Schließlich braucht es viele ehrenamtliche<br />

Helfer, die die Eier und Kartoffeln vom Bauern abholen<br />

und Waren verräumen. Insgesamt besteht das Team im Kern<br />

aus rund 20 ehrenamtlichen Helfern und acht Teilzeitkräften,<br />

die auf 450-Euro-Basis den Verkauf stemmen. „Wir müssen<br />

im Jahr etwa 400.000 Euro Umsatz erwirtschaften, damit<br />

wir eine schwarze Null schreiben“, erklärt die ehrenamtliche<br />

Geschäftsführerin Jutta Kunz. Der Arbeitsaufwand für einen<br />

Dorfladen mit so abwechslungsreichem Sortiment ist kaum<br />

geringer als für einen normalen Supermarkt, der – vereinfacht<br />

ausgedrückt – im Prinzip „nur“ mehr bestellt.<br />

Zumal der Völlinghauser DORV-Laden sogar am Sonntag<br />

und damit an sieben Tagen in der Woche geöffnet hat. Dann<br />

organisieren vor allem Ehrenamtliche den Brötchenverkauf,<br />

der im Dorf sehr gut ankommt. So mancher Dorfbewohner<br />

nutzt den freien Tag, um hier in Ruhe seinen Wocheneinkauf<br />

zu erledigen, während die anderen Geschäfte geschlossen<br />

haben.<br />

„Wenn jemand mit dem Rauchen aufhört,<br />

merken wir das an den Verkaufszahlen“<br />

Jede Woche gibt es neue Angebote – ganz so wie bei den Großen.<br />

Was den Laden aber ausmacht, sind die vielen kleinen<br />

Aktionen mit regionalen Landwirten, Erzeugern und Jägern.<br />

So kann man zum Beispiel alle paar Wochen Charolais-Rindfleisch<br />

vom Züchter, frischen Fisch vom Fischhof und Wild<br />

vom örtlichen Jäger kaufen.<br />

„Im Prinzip haben wir alles, was das Herz begehrt“, sagt Jutta<br />

Kunz. „Manches, was ich für den Laden für geeignet hielt,<br />

kann ich nicht bestellen, weil es dafür bei dem Lieferanten<br />

eine zu hohe Mindestabnahmemenge gibt.“ Trotzdem erfüllt<br />

132 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Geschäftsführerin Jutta Kunz (rechts) gemeinsam mit zwei von insgesamt<br />

acht Verkäuferinnen des DORV-Zentrums in Völlinghausen<br />

das Team, wo immer möglich, auch Sonderwünsche und bestellt,<br />

was sich der Kunde wünscht.<br />

Die meisten Kunden sind Stammkunden. Umso mehr fällt es<br />

auf, wenn mal ein fremdes Gesicht im Laden einkauft. In den<br />

Sommermonaten kommt das häufiger vor. Dann versorgt sich<br />

im DORV-Laden auch so mancher Tourist, der sich in einer<br />

der umliegenden Ferienwohnungen einquartiert hat. „Wenn<br />

jemand aus dem Dorf, der vorher viel geraucht hat, plötzlich<br />

damit aufhört, merken wir das hier direkt am Absatz“,<br />

schmunzelt Kunz. „Und auch wenn ein engagierter Bürger<br />

aus Völlinghausen stirbt, bekommen wir das recht früh mit<br />

und müssen die Trauerkarten nachbestellen.“<br />

dieses vorzeigewürdige Beispiel bürgerlichen Gemeinschaftssinns<br />

Tag für Tag gelingt. Schließlich ist die Möglichkeit der<br />

Nahversorgung für viele Völlinghauser ein Stück Freiheit –<br />

und damit weit mehr als nur ein Tante-Emma-Laden. ■<br />

Innovative Küchen in perfekter Ausführung<br />

Jubiläumsfeier soll nachgeholt werden<br />

Dieses außergewöhnliche Jahr werden sie überstehen, ist sich<br />

Jutta Kunz sicher. Es ist schließlich nicht die erste Krise. 2014<br />

musste der DORV-Laden sogar Insolvenz anmelden. Die<br />

drohende Schließung wurde erfolgreich abgewendet – wieder<br />

dank des Engagements zahlreicher Ehrenamtlicher.<br />

Das Jubiläum soll auf jeden Fall nachgeholt werden. Eine<br />

Aktionswoche für die treuen Kunden schwebt der Geschäftsführerin<br />

vor, die man am Samstag gemeinsam vor dem Bierwagen<br />

ausklingen lässt. Für die große Tombola hat sie bereits<br />

Preise von Sponsoren eingesammelt, bevor das Corona-Virus<br />

ihr einen Strich durch die Rechnung machte.<br />

Sowohl die Kunden als auch die Helfer und Mitarbeiter<br />

hätten es verdient. Denn jeder von ihnen trägt dazu bei, dass<br />

PLANUNG · VERKAUF · MONTAGE<br />

Poststraße 40 | 59469 Ense<br />

Telefon: +49 (0) 29 38 / 34 13<br />

Telefax: +49 (0) 29 38 / 80 58 42<br />

E-Mail: info@leuchtenberger-kuechen.de<br />

Internet: www.leuchtenberger-kuechen.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 133


Silvia Padberg<br />

GRÜNKOHL - das leckere <strong>Winter</strong>gemüse<br />

N<br />

ach dem ersten Frost kann endlich auch der Grünkohl geerntet werden. Und darauf freut man sich nicht nur<br />

im Sauerland. Ganz klassisch kennt man den Grünkohl in Kombination mit Mettwürstchen und Salzkartoffeln;<br />

viele mögen ihn aber auch gern mal mit Kassler.<br />

Der krause Kopf besitzt einen hohen Vitamin-C-Gehalt<br />

und gilt als Heilmittel gegen Hunger, <strong>Winter</strong>depressionen<br />

und Erkältungskrankheiten.<br />

Und so wird das beliebte <strong>Winter</strong>gericht zubereitet:<br />

Frisch geernteter Grünkohl muss einige Male im kalten,<br />

mit etwas Salz, gewaschen werden, bevor dieser vom<br />

Strunk befreit und klein gehackt wird.<br />

Zutaten: (für 4 Personen)<br />

2 Zwiebeln<br />

Öl zum Braten<br />

1 kg kleingehackter Grünkohl<br />

4 geräucherte Mettwürste<br />

500 ml Gemüsebrühe<br />

200 g gewürfelter Speck<br />

2 EL Haferflocken (zart)<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zum Servieren: Salzkartoffeln<br />

Zubereitung:<br />

Zwiebeln schälen und fein würfeln.<br />

In einem Topf etwas Öl erhitzen und die Zwiebeln bei<br />

mittlerer Hitze glasig dünsten.<br />

Grünkohl dazugeben und unterrühren.<br />

Mettwürste auf den Grünkohl legen, Brühe angießen und<br />

zum Kochen bringen.<br />

Bei aufgelegtem Deckel und niedriger Hitze 60 bis 90<br />

Minuten köcheln lassen, bis der Grünkohl weich ist. Mettwürste<br />

herausnehmen und warm stellen.<br />

Haferflocken hinzufügen und noch einmal aufkochen, bis<br />

die Haferflocken binden.<br />

Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Mit Salzkartoffeln servieren.<br />

Mahlzeit! ■<br />

134 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Haus Teiplaß –<br />

das Herzstück von Sichtigvor<br />

Reges Leben<br />

auf dem alten<br />

„Ziegelplatz“<br />

Monika Loerchner<br />

Franz-Josef Grundhoff & S. Droste<br />

W<br />

er als Ortsfremder im Internet die Schützenbruderschaft<br />

St. Georg 1833 e. V. Sichtigvor<br />

sucht, mag sich wundern: Er wird nicht etwa zu<br />

einer Schützenhalle, sondern zu „Haus Teiplaß“ geführt.<br />

Das Gebäude ist nicht nur Heimat für die Schützen, sondern<br />

auch Wirkungsstätte zahlreicher anderer Vereine. Es<br />

ist das kulturelle Herzstück von Sichtigvor.<br />

Dieses Foto stammt aus der Zeit vor Corona<br />

Baubeginn 1959<br />

Alles begann 1928. Der bisherige Versammlungsort der Sichtigvorer,<br />

„Beckmanns Saal“, wurde zu einem Konsum. Man<br />

behalf sich mit dem Saal in der 1. Etage von Schröders Gaststätte.<br />

„Als die in den 1950er Jahren auch schließen musste,<br />

drängte die Bevölkerung auf ein gemeinschaftliches Haus“,<br />

erinnert sich Wilhelm Hecker. Der Ortsheimatpfleger von<br />

Mülheim, Sichtigvor und Waldhausen hat sich ausführlich<br />

mit der Geschichte von Haus Teiplaß auseinandergesetzt. „Es<br />

setzte sich dann der Plan für eine größere Mehrzweckhalle<br />

durch.“ Die Sichtigvorer Schützenbruderschaft unterstützte<br />

den Bau mit 20.000 DM. Dennoch drohte das Vorhaben<br />

zu scheitern: Mit 450.000 DM angesetzt, erschien der Bau<br />

der Regierung Arnsberg zu teuer. Bürgermeister Joseph und<br />

Amtsdirektor Hense erkämpften dann die Genehmigung<br />

einer auf 350.000 DM reduzierten Version und sicherten<br />

zudem Fördermittel in Höhe von 100.000 DM. Die Grundsteinlegung<br />

fand am 19. November 1959 statt.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 135


Dieses Foto stammt aus der Zeit vor Corona<br />

Dauerhaftes Nutzungsrecht<br />

für die Schützen<br />

Wir haben für jeden Anwendungsbereich die<br />

maßgeschneiderte Heizungs-, Lüftungs-,<br />

<br />

Sanitär- und Solaranlage.<br />

<br />

Ob im Bereich Neubau oder Altbausanierung. <br />

Erlenweg 2 · 59581 <strong>Warstein</strong>-Mülheim<br />

Telefon (02925) 762 · Fax (02925) 4048<br />

www.biermann-heizung.de<br />

info@biermann-heizung.de<br />

über<br />

<br />

Jahre<br />

„In einem Vertrag vom 18. April 1960 sichert die Gemeinde<br />

den Schützen ein dauerndes Nutzungsrecht zu“,<br />

erzählt Wilhelm Hecker. Auch an der weitern Geschichte<br />

von Haus Teiplaß hatte die Schützenbruderschaft einen<br />

hohen Anteil. Da die Halle für die zahlreichen Besucher<br />

der Schützenfeste nie genug Platz geboten hatte und<br />

andersherum für manche Feiern zu klein war, sollte ein<br />

mittelgroßer Raum angebaut werden. Die Gemeinde Sichtigvor<br />

übernahm die Kosten des Baus, den aufwendigen<br />

Innenausbau aber leisteten die St. Georg Schützen. Dafür<br />

erhielten sie ein Nutzungsrecht bis 2080. Die „Kulturhalle“<br />

wurde am 29.9.1974 eingeweiht.<br />

Eigentümer: Die Stadt <strong>Warstein</strong><br />

1975 wurde die Stadt <strong>Warstein</strong> neu gebildet. Die bis dahin<br />

selbstständige Gemeinde Sichtigvor wurde eingegliedert<br />

und Haus Teiplaß 1975 ging in den Besitz der Stadt<br />

<strong>Warstein</strong> über. Das Nutzungsrecht blieb den Sichtigvorer<br />

Schützen jedoch erhalten.<br />

136 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Wilhelm Hecker<br />

„Die Schützenbruderschaft ruhte sich nicht auf den Lorbeeren<br />

ihrer Bauleistungen aus, sondern übernahm im Alleingang<br />

zahlreiche weitere Ausbauten und Verbesserungen“, betont<br />

Wilhelm Hecker. Auch der Karnevalsverein, der seit 1967<br />

alljährlich seine Kappensitzung in dem Gebäude feiert, zeigte,<br />

wie sehr ihm Haus Teiplaß am Herzen liegt: 2006 zogen die<br />

Mitglieder in Eigenleistung eine neue Decke im Hauptgebäude<br />

– und sicherten sich so ein Nutzungsrecht bis 2040.<br />

Haus Teiplaß als Flüchtlingsunterkunft<br />

Ob Schützenfeste, Karnevalsveranstaltungen, Konzerte,<br />

Heimatabende, Basare, Familienfeste, Märkte oder Sporttreffen:<br />

Haus Teiplaß bietet allen ein Zuhause. Und das sogar im<br />

wahren Sinne des Wortes: Im Zuge der Flüchtlingswelle 2015<br />

beschloss die Stadt <strong>Warstein</strong>, Haus Teiplaß als Unterkunft zu<br />

nutzen. Von Ende November 2015 bis September 2016 lebten<br />

dort knapp 100 Geflüchtete in 26 Wohnkabinen. Währenddessen<br />

mussten die Vereine auf Ausweichmöglichkeiten<br />

zurückgreifen.<br />

WIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER RECHTSANWÄLTE<br />

PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT MBB<br />

CHRISTIAN KORFF<br />

Dipl. Kaufmann<br />

Steuerberater<br />

PETER KRÄMER<br />

Rechtsanwalt & Notar | Amtssitz <strong>Rüthen</strong><br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht Fachanwalt<br />

für Verkehrsrecht<br />

THOMAS HENKELMANN<br />

Dipl.-Kaufmann<br />

Wirtschaftsprüfer & Steuerberater<br />

ELKE EBERS<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Familienrecht<br />

KONTAKT<br />

KATHARINA BRITWIN<br />

Rechtsanwältin & Notarin | Amtssitz <strong>Warstein</strong><br />

Fachanwältin für Verkehrsrecht<br />

Das Haus als Flüchtlingsunterkunft<br />

JOACHIM TWARDY<br />

(Foto: Heike Kruse)<br />

Wirtschaftsprüfer & Steuerberater<br />

SOPHIE BÖMER<br />

Rechtsanwältin<br />

MARION SCHLASS<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Sozialrecht<br />

PATRICK ELIXMANN<br />

Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Erbrecht<br />

Fachanwalt für Bank- u. Kapitalmarkrecht<br />

Fachanwalt für Handels- und<br />

Gesellschaftsrecht<br />

„Haus Teiplaß hat eine große Bedeutung für uns in Sichtigvor“,<br />

befindet Wilhelm Hecker. Und woher Haus Teiplaß<br />

seinen Namen hat, weiß er auch: „‘Teiplaß’ ist der alte Name<br />

von Sichtigvor. Er bedeutet ‚Ziegelplatz‘“. ■<br />

59494 Soest<br />

Jakobistraße 11<br />

02921-3580-0<br />

59581 <strong>Warstein</strong><br />

Bahnhofstr. 12<br />

02902/8044-0<br />

59555 Lippstadt<br />

Blumenstr. 10<br />

02941/9755-0<br />

59602 <strong>Rüthen</strong><br />

Hachtorstr. 45<br />

02952/9746-0<br />

www.bhwsr.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 137


Mit dem Motorrad auf der Panamericana<br />

Vom <strong>Möhnesee</strong> nach Feuerland<br />

Matthias Koprek<br />

Hans-Jürgen Weigt<br />

H<br />

ans-Jürgen Weigt aus <strong>Möhnesee</strong> hat sich 2018<br />

einen langersehnten Traum erfüllt und ist die<br />

Panamericana mit einem Motorrad abgefahren.<br />

In seinem Buch schildert er die Erlebnisse auf<br />

28.500 Kilometern durch 19 Länder.<br />

Sie gilt als die längste Straße der Welt und ist ein einmaliges<br />

Kulturabenteuer, das jedes Jahr unzählige Touristen<br />

anlockt – wenn nicht gerade eine Pandemie das Reisen<br />

erschwert. Auch auf der Liste von Hans-Jürgen Weigt<br />

stand die Panamericana ganz oben, obwohl der gebürtige<br />

Arnsberger und heutige <strong>Möhnesee</strong>r schon so manche Langstreckenreise<br />

auf dem Buckel hat. Immer dabei ein Motorrad,<br />

auf dem er sich die abgelegensten Winkel dieser Erde<br />

erschließt.<br />

Für das Abenteuer Panamericana hat der selbstständige Unternehmer,<br />

der praktischerweise einen Motorradverlag leitet<br />

und Motorradmessen veranstaltet, sich eine ganz besondere<br />

Maschine zugelegt. Die 650er Enduro von Suzuki ist nicht<br />

gerade der letzte Schrei auf dem Motorradmarkt, sollte es<br />

aber auch nicht sein. „Die Maschine ist zwar technisch etwas<br />

schlichter, aber dafür bekomme ich vor Ort gut Ersatzteile<br />

und die örtlichen Werkstätten sind in der Lage das Motorrad<br />

zu reparieren. Das Modell wird auch von der panamesischen<br />

Polizei gefahren“, erklärt Weigt.<br />

138 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Im Juni 2018 trat die Enduro ihre erste Flugreise mit Ziel<br />

Calgary (Kanada) an. Von hier aus startete Hans-Jürgen<br />

Weigt seine bisher spektakulärste Motorradreise, die ihn<br />

über fünf Monate auf 28.500 Kilometern durch 19 Länder<br />

geführt hat. Endstation: Feuerland an der Südspitze Südamerikas.<br />

In einem gut 200 Seiten starken Buch berichtet der reiselustige<br />

Motorradfan von den vielfältigen Eindrücken und<br />

Erfahrungen auf der Panamericana. Von den 19 Grenzübertritten<br />

mit endlosen Verhandlungen und Formalitäten. Vom<br />

chaotischen Stadtverkehr in gigantischen Metropolen. Von<br />

traumhaften Landschaften und unvergesslichen Begegnungen<br />

mit Einheimischen. Damit er sich mit ihnen gut verständigen<br />

konnte, hat Weigt vor der Reise extra Spanisch gelernt:<br />

„Das hat sich gelohnt und kann ich jedem nur empfehlen,<br />

der die Panamericana erkunden will.“<br />

Am Ende seiner Reise zieht Weigt ein überaus positives<br />

Resümee und kann nicht wirklich von negativen Erlebnissen<br />

berichten, auch wenn die Armut in manchen Ländern ihn<br />

schon zum Nachdenken gebracht hat. Dem versuchten Angriff<br />

zweier zwielichtiger, mit respekteinflößenden Macheten<br />

bewaffneten Gestalten auf einer abgelegenen Straße nahe<br />

Belize ist der motorisierte Abenteurer schließlich gerade so<br />

entkommen. 70 PS unter dem Gesäß sei Dank.<br />

„Ich bin heilfroh, dass ich die Reise 2018 noch umgesetzt<br />

habe. In diesem Jahr wäre sie definitiv ins Wasser gefallen“,<br />

sagt der Diplom-Journalist mit Bezug auf die Corona-Pandemie.<br />

Seine Reise auf der Panamericana hat ihm so gut gefallen,<br />

dass er bereits plant, wieder ein Motorrad zu verschiffen,<br />

um von Montevideo aus nach Bolivien zu fahren und<br />

diesmal die Atlantikseite Südamerikas zu erkunden. „Und<br />

von <strong>Möhnesee</strong> nach Kapstadt möchte ich auch noch irgendwann<br />

mit dem Motorrad fahren.“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 139


Unterwegs auf dem<br />

Allagener Nagelpfad<br />

Von arbeitsamen Nagelschmieden und der Treue der Wanderhändler<br />

Walter Eilhard & Willi Hecker<br />

S. Droste<br />

W<br />

aren es Wanderhändler aus dem<br />

östlichen Sauerland, die auf ihrem<br />

Weg nach Soest den kleinen Pfad am Allagener<br />

Sportplatz, zwischen Dorf- und Höhenweg, den<br />

„Nagelpfad“, nutzten? Auf jeden Fall waren es Arbeiter<br />

aus Allagen und Niederbergheim, die so auf dem kürzesten<br />

Weg zur <strong>Warstein</strong>er Nagelfabrik gelangten.<br />

Ihre Kiepen waren mit verschiedenen Dingen beladen. Die<br />

ärmsten Wanderhändler hatten darin Kram- und Holzwaren.<br />

Reichere Händler vertrieben Textilien und vor allem Sensen<br />

und Kleineisenwaren. Meist waren sie auf bestimmte Warengruppen<br />

spezialisiert Einige der Wanderhändler verkauften<br />

Produkte, die sie selbst hergestellt hatten, andere bezogen ihre<br />

Waren direkt bei den Schmieden.<br />

Aus den Ortschaften Assinghausen, Bruchhausen, Silbach<br />

und Wiemeringhausen, also unterhalb der eisenverarbeitenden<br />

Werke in Marsberg, bezogen sie ihre Waren. In dieser Gegend<br />

hatten sich seit dem frühen 18. Jahrhundert hunderte von<br />

Nagelschmieden angesiedelt. Die Aufgabe der Wanderhändler<br />

war es nun, die Waren von dort auf den Weg zu bringen. Teils<br />

waren sie sogar europaweit unterwegs. Oftmals waren die<br />

Wanderhändler Kleinbauern, die auf diese Weise ihr karges<br />

Einkommen aufbesserten. Wenn die Ernte eingebracht war,<br />

reisten sie ab und kehrten erst im Frühjahr wieder zurück.<br />

Die reichsten Sensen- und Stahlwarenhändler stiegen zu<br />

Großhändlern auf und beschäftigten schon bald immer mehr<br />

Lohnwanderhändler.<br />

Zu Beginn der<br />

1930er Jahre stammten<br />

noch alle „Handelsknechte“<br />

aus dem oberen Sauerland. Erst<br />

danach begann man mit der Beschäftigung<br />

von in den Absatzgebieten<br />

wohnenden Händlern.<br />

Der <strong>Warstein</strong>er Arbeiterweg<br />

Etwa zwanzig Hammerschmiede zählte <strong>Warstein</strong> nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg. Auch sie hatten sich auf die Herstellung<br />

von Nägeln und Stiften spezialisiert. Das nötige Eisen<br />

erhielten sie von den örtlichen Hütten, die europaweit einen<br />

hervorragenden Ruf hatten. Besonders das <strong>Warstein</strong>er Stabeisen<br />

war aufgrund seiner Qualität für die Herstellung von<br />

Sensen prädestiniert. In der Linnhoffschen Nagelfabrik im<br />

140 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 141


Wästertal, wo man sowohl Nägel als auch andere Eisenteile<br />

herstellte, arbeiteten im 19. Jahrhundert Arbeiter aus Allagen<br />

und Niederbergheim. Sie nutzten den Weg durch den Wald<br />

und über den heute so genannten „Nagelpfad“.<br />

Der Weg der Wanderhändler<br />

Um ihre Waren weiter abzusetzen, führte der Weg der<br />

Wanderhändler zunächst durch die <strong>Warstein</strong>er Ortsteile.<br />

Bestimmt werden sie auch in Allagen Rast gemacht haben,<br />

um ihre Waren anzubieten, vielleicht auch Eisenwaren der<br />

<strong>Warstein</strong>er Schmieden aufzukaufen – und natürlich, um<br />

Neuigkeiten auszutauschen. Hinter Allagen, in Westendorf,<br />

ging für die Händler die Haar hinauf, auf Brüllingsen zu und<br />

dann auf dem „Frankfurter Weg“ über Elfsen in die Bördestadt<br />

Soest.<br />

In älterer Zeit führte der Handelsweg <strong>Warstein</strong>-Soest wohl<br />

fast ausschließlich über den Sichtigvorer Loermund (<strong>Warstein</strong>er<br />

Weg), wie der kundige Soester Wegeforscher Horst<br />

Brauckmann auf unsere Nachfrage anmerkte. Der Nagelpfad,<br />

so Brauckmann, wurde vermutlich erst im 19. Jahrhundert mit<br />

der aufkommenden Kleinindustrie im Sauerland entdeckt und<br />

genutzt.<br />

Schöne Häuser und ein solides Leben<br />

Ebenso wie viele Arbeitsmigraten wollten auch die Wanderhändler<br />

bei ihrer Rückkehr in ein schönes Zuhause kommen.<br />

Deshalb investierten sie viel Geld in den Bau neuer, gediegener<br />

Häuser. Meist waren ihre Häuser<br />

die schönsten im Ort, denn<br />

das Wanderhandelssystem war<br />

äußert gewinnbringend. Auch<br />

zählten sie oft zu den Ersten im<br />

Ort, die im Besitz eines Autos<br />

oder Motorrades waren. Allerdings<br />

wurden von den Händlern<br />

auch ein solider Lebenswandelt<br />

erwartet. So erfuhr der Autor<br />

des Buches „Heimat und<br />

Fremde. Wanderhändler<br />

des oberen Sauerlandes“,<br />

Peter Höher,<br />

bei einem seiner<br />

Interviews:<br />

„Wenn einmal ein<br />

Handelsmann aus<br />

der Art schlug und in<br />

der Fremde die Mädels<br />

zu gern hatte und ein unsolides<br />

Leben führte, dann<br />

wurde er mehr oder weniger<br />

ausgestoßen. So streng war<br />

hier die Erziehung früher;<br />

so einen nahm man zu Hause<br />

nicht mehr auf.“ ■<br />

Im niederdeutschen Sprachgebiet zwischen Sauerland und Hamburg wurden<br />

die Wanderhändler auch Kiepenkerle genannt.<br />

142 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


Horst Rellecke:<br />

„Kunst ist wie alle<br />

kulturellen Dinge<br />

auch ein Lebensmittel.“<br />

Monika Loerchner<br />

S. Droste<br />

Horst Rellecke hat so ziemlich alles gemacht, was<br />

man als Künstler machen kann: zahlreiche Bilder<br />

gemalt, Lichtinstallationen kreiert, Skulpturen<br />

erschaffen, Lasershows veranstaltet, einen Klangwald<br />

konzipiert. Als Architekt ist er vor allem für den Glaselefanten<br />

im Maximilianpark Hamm bekannt. Und über all<br />

das hat er auch noch Bücher geschrieben. Ob da noch Fragen<br />

offen sind? Oh ja – und wir haben sie gestellt!<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Rellecke, wann haben Sie entdeckt, dass Sie<br />

ein Künstler sind?<br />

Horst Rellecke: Ich war vier Jahre alt, da malte ich das Haus<br />

unserer Nachbarn und bekam dafür eine Tüte Kirschen. Seitdem<br />

bin ich Profi. (Lacht) Natürlich wurde das später in der<br />

Schule noch weiter gefördert.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie hatten über 150 Einzelausstellungen im Inund<br />

Ausland. Wie ging das los?<br />

Horst Rellecke: Mit 21 Jahren hatte ich meine erste Ausstellung<br />

in Kamen. Ich bat die Galerie Klein in Hamm, mir dafür<br />

Rahmen zu leihen. Als ich sie zurückgab, waren meine Bilder<br />

noch darin, angeblich aus Zeitnot. Ich versprach, sie in der<br />

nächsten Woche rauszunehmen. So standen meine Bilder eine<br />

Woche da rum und konnten den Leuten auffallen. Als ich<br />

zurückkam, sagte der Galerist: „Nee, lassen Sie die mal hier.“<br />

Der Galerie Klein bin ich noch bis heute verbunden.<br />

<strong>WOLL</strong>: Raffiniert! Ein Jahr später, 1972, nahmen Sie Ihr<br />

Architekturstudium in Stuttgart auf. Hängt das mit der<br />

Malerei zusammen?<br />

Horst Rellecke: Natürlich. In Stuttgart wurde großer Wert<br />

auf künstlerische Inhalte gelegt, da waren auch Malerei und<br />

Materiallehre Inhalte des Architekturstudiums.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie hat es Sie und Ihre Frau Marlies an den <strong>Möhnesee</strong><br />

verschlagen?<br />

Horst Rellecke: 1975 bekam ich ein heiß begehrtes Stipendium<br />

für die Druckerei Kätelhön am <strong>Möhnesee</strong>. Von da an<br />

war ich dort mehrfach im Jahr zu Gast. Als meine Frau und<br />

ich Zwillinge bekamen, kamen wir dann hierher und bauten<br />

das Haus.<br />

<strong>WOLL</strong>: Arbeiten Sie auch hier?<br />

Horst Rellecke: Ja, auch wenn mein Atelier früher größer<br />

war. Mein Sohn ist mit seiner Familie aus Berlin hier ins<br />

Haupthaus hergezogen, da hatten wir umgebaut. Außerdem<br />

habe ich eine Metallwerkstatt im Lippetal.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihre<br />

Arbeit aus?<br />

Horst Rellecke: Als die ganzen Ausstellungen absagt wurden,<br />

war es für mich schwierig, mich zu motivieren. Ich will ja keine<br />

Bilder für die Halde malen! Aus lauter Verzweiflung, weil<br />

man so viel Zeit hat, habe ich dann ein Video kreiert.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie meinen „Scoorillo“? Das habe ich auf YouTube<br />

gesehen. Dort kann man auch einen Rundgang durch ein<br />

virtuelles Museum mit Ihren Werken unternehmen. Was<br />

sollen Ihre Bilder eigentlich bedeuten?<br />

Horst Rellecke: Was soll Mozarts „Kleine Nachtmusik“ be-<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 143


deuten? Ein Bild ist ein Bild. Es kann nicht sein, dass man<br />

das erst in ein anderes Medium übersetzen muss, zum Beispiel<br />

Sprache. Sonst könnte man ja gleich eine Geschichte<br />

schreiben.<br />

<strong>WOLL</strong>: Stimmt. Geben Sie uns trotzdem einen Tipp?<br />

Horst Rellecke: Ich gebe gern über Titel einen Einstieg in die<br />

Bilder. Ob das gelingt, ist eine andere Sache.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie bei dem Bild „Die große Bauchpinselei“? Das<br />

finde ich ja herrlich!<br />

Horst Rellecke: Ich traf oft Leute, die nur große Taten angestrebt<br />

haben, um dafür gelobt zu werden. (Lacht) Da dachte<br />

ich mir, ich erfinde eine Maschine für sowas.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist das Schwierigste beim Malen?<br />

Horst Rellecke: Malen ist Datenstrom vom Gehirn zur Hand<br />

in Echtzeit, ein Prozess, der in Schichten vor sich geht. Im<br />

Vergleich zur Musik etwa, kann man das Ergebnis nicht sofort<br />

überprüfen.<br />

„Malen ist Datenstrom vom<br />

Gehirn zur Hand in Echtzeit.“<br />

- H. Rellecke<br />

<strong>WOLL</strong>: Also alles Erfahrungssache?<br />

Horst Rellecke: Irgendwann kann ein Bild nur noch anders<br />

werden, nicht besser. Den Moment muss man erkennen<br />

können.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sind Sie heute besser als früher?<br />

Horst Rellecke: Ich habe immer die handwerkliche Perfektion<br />

angestrebt. Die war irgendwann erreicht.<br />

<strong>WOLL</strong>: Welchen Maler bevorzugen Sie selbst?<br />

Horst Rellecke: Ich schätze die Werke des surrealistischen<br />

Malers Yves Tanguy.<br />

<strong>WOLL</strong>: Malen Sie selbst surrealistisch?<br />

Horst Rellecke: Ich möchte mich da eigentlich in keine<br />

Schublade stecken lassen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was inspiriert Sie zu Ihren Kunstwerken?<br />

Horst Rellecke: Was jeden Tag passiert. Und Reisen, immer<br />

schon. Ich habe alles an großen alten Kulturstätten bereist.<br />

<strong>WOLL</strong>: Haben Sie ein Beispiel?<br />

Horst Rellecke: Einmal brachten wir eine chinesisches Ge-<br />

144 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020


ein Stipendium bei Charles Moore in Los Angeles. Dort gab<br />

es Schuhgeschäfte in Form eines Schuhs, Autos als Werkstätten<br />

und Imbisse in Form einer Pommestüte. Das war praktisch<br />

später die Inspirationsquelle für den Glaselefanten.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie sind Ihre Zukunftspläne?<br />

Horst Rellecke: Ich habe mich in letzter Zeit wieder konsequent<br />

auf Malerei beschränkt und das soll auch so bleiben.<br />

Nächstes Jahr werde ich 70, da muss ja was her für eine Ausstellung.<br />

<strong>WOLL</strong>: Werden Sie als Künstler einmal in den Ruhestand<br />

gehen?<br />

Horst Rellecke: Nein. Wenn es soweit ist, soll mich der Sensenmann<br />

ohne viel Gewese unter der Leinwand liegend abholen,<br />

den Pinsel noch in der Hand. ■<br />

burtstags-Lotusblüte mit, die öffnete sich und blökte dann 30<br />

Minuten lang „Happy Birthday“ und war nicht abzustellen.<br />

Also benutzte ich sie, um den Marder in unsere Zwischendecke<br />

zu verscheuchen. Das Ding blökte allerdings nach vier<br />

Wochen immer noch, also verstaute ich es in einer Truhe. Später<br />

zerquetschte ich es zwischen zwei Spanplatten und arbeitete<br />

es dann in das Bild „Vereiste Lotusblüte“ ein. Ein gutes Gefühl,<br />

weil ich einen chinesisches Plastikartikel gleich dreimal<br />

nachhaltig verwendet hatte!“<br />

<strong>WOLL</strong>: Soll Kunst etwas?<br />

Horst Rellecke: Kunst ist wie alle kulturellen Dinge auch ein<br />

Lebensmittel. Das merkt man jetzt, da es fehlt. Kunst ist dafür<br />

da, um die Gesellschaft weiterzubringen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie konnten als Künstler viele Erfolge feiern.<br />

Horst Rellecke: Ich habe das große Glück gehabt, dass ich<br />

immer machen konnte, was ich wollte. Es gibt Abzweigungen<br />

im Leben, und wenn ich mich da anders entschieden hätte,<br />

wäre das womöglich in eine vollkommen andere Richtung gelaufen.<br />

Da greift eins ins andere.<br />

<strong>WOLL</strong>: Zum Beispiel?<br />

Horst Rellecke: Ich wollte immer schon nach Amerika. Ich<br />

hatte nie vor, eine Doktorarbeit zu schreiben, kam aber so an<br />

Frohe Weihnachten und für das Jahr<br />

2021 wünschen wir Ihnen immer<br />

einen Schutzengel an Ihrer Seite<br />

Ihre Provinzial Geschäftsstelle<br />

Sven Franke e.K.<br />

Berlingser Weg 4, 59519 <strong>Möhnesee</strong>-Körbecke<br />

Tel. 02924/974430, Fax 02924/9744310<br />

franke@provinzial.de<br />

Immer da, immer nah.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 145


Impressum<br />

Deine<br />

Gedanken werden Zukunft<br />

Herausgeber:<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Chefredakteur:<br />

Redaktion:<br />

Weitere Autoren:<br />

Korrektorat:<br />

Grundlayout:<br />

Gestaltung und Layout:<br />

Fotos:<br />

Dirk Bannenberg<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />

c/o axo.media west GmbH<br />

Briloner Straße 27<br />

59909 Bestwig<br />

Tel. 02904 711 80-00<br />

Paul Senske (ps)<br />

Christel Zidi (cz)<br />

Hermann-J. Hoffe (hh)<br />

Anna Verburg<br />

Britta Melgert<br />

Daniela Weber<br />

Gisbert Baltes (giba)<br />

Gisela Wilms<br />

Matthias Koprek<br />

Monika Loerchner<br />

Petra Kleine<br />

Robert Hinkel<br />

Sabina Butz<br />

Silvia Padberg<br />

Sonja Heller<br />

Sonja Nürnberger<br />

Verena Sen<br />

Walter EIlhard<br />

Willi Hecker<br />

Christel Zidi<br />

Rainer Zepernick<br />

i-dexe werbung-design GmbH<br />

Catharina Schäfer<br />

Luca Cramer<br />

Philipp Nolte<br />

Sophie Schmucker<br />

AdobeStock_79427571_<br />

industrieblick<br />

Anna Verburg<br />

Titelfoto:<br />

Illustrationen:<br />

Druck:<br />

Verlag:<br />

Geschäftsführer:<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Bernhard Vorderwülbecke<br />

Daniela Weber<br />

Dennis Sterr<br />

Dietmar Lange<br />

Frank Ullrichskötter<br />

Franz-Josef Grundhoff<br />

Halder, Neheim<br />

Hans-Jürgen Weigt<br />

Haus Dassel<br />

Haus Kupferhammer<br />

Historisches Konzernarchiv RWE<br />

Iris Böning<br />

Jürgen Eckert<br />

Marc Niemeyer<br />

Mark-E/Carsten Engel<br />

Matthias Koprek<br />

Philipp Nolte<br />

Robert Hinkel<br />

S. Droste<br />

Sabrinity<br />

Silvia Padberg<br />

Stefan Rüppel<br />

Tom Linke<br />

WDR/Trickstudio Lutterbeck<br />

Sabrinity<br />

Anke Kemper<br />

Druckservice<br />

Hellweg-Sauerland<br />

axo.media west GmbH<br />

Briloner Straße 27<br />

59909 Bestwig<br />

Tel. 02904 711 80-00<br />

Dirk Bannenberg<br />

axo.media west GmbH<br />

Briloner Straße 27<br />

Dieses Druckprodukt wurde auf FSC-zertifizierten Papier gedruckt und stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

59909 Bestwig<br />

Tel. 02904 711 80-00<br />

info@axo.media<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />

2021.1<br />

Verkaufsleitung: Oliver Schaeffer<br />

oliver@axo.media<br />

Anzeigenverkauf: Jürgen Eckert<br />

juergen@axo.media<br />

Antonius Henke<br />

antonius@axo.media<br />

Preis Jahresabo: Für 4 Ausgaben 18,90 EUR<br />

inkl. MwSt. und Versandkosten<br />

Lizenzgeber: <strong>WOLL</strong>-Verlag, Kückelheim 11,<br />

57392 Schmallenberg<br />

Haftungsausschluss: Für unverlangt eingesendete<br />

Manuskripte, Fotos und Daten übernehmen wir keine<br />

Haftung. Ebenso nicht für Informationen von Herstellern<br />

oder (und) von Artikeln, die mit Quellenangaben<br />

gekennzeichnet sind, z.B. V.i.S.d.P. etc. Die mit Namen oder<br />

Initialen gekennzeichneten Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält<br />

sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor.<br />

Urheberrecht: Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet,<br />

auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />

gestattet.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

Mitte März 2021<br />

www.woll-magazin.de<br />

facebook.com/wollmagazin<br />

www.axo.media<br />

HIER GIBT´S <strong>WOLL</strong>!<br />

<strong>Magazin</strong> für die<br />

Sauerländer Lebensart<br />

zum Mitnehmen<br />

Das <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> erhalten Sie an über 300 Stellen<br />

kostenlos zum Mitnehmen. Besonders die <strong>WOLL</strong><br />

Anzeigenkunden halten häufig viele Exemplare zum<br />

Verteilen bereit. Einen besonders großen Vorrat an<br />

<strong>WOLL</strong> Zeitschriften finden Sie bei diesen <strong>WOLL</strong><br />

Premium-Partnern:<br />

<strong>Warstein</strong>:<br />

Kombiplan GmbH & Co. KG<br />

Rüllweg 4<br />

59581 <strong>Warstein</strong><br />

<strong>Möhnesee</strong>:<br />

DORV-Zentrum<br />

Syringer Str. 25<br />

59519 <strong>Möhnesee</strong><br />

<strong>Rüthen</strong>:<br />

Touristik-und Stadtmarketing <strong>Rüthen</strong><br />

Hochstr. 14<br />

59602 <strong>Rüthen</strong><br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> | axo.media west GmbH | Briloner Straße 27 | 59909 Bestwig | www.axo.media | 02904 711 80-00


KARRIERE<br />

IN BRILON<br />

tttttttttttttttttttttttttt<br />

Sie suchen eine neue Herausforderung? Dann sind<br />

Sie bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />

für hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />

familienfreundlichen Region. Hier finden Sie zum<br />

perfekten Job immer den idealen Ausgleich.<br />

Weitere Infos zu den Big Six<br />

erhalten Sie auf unserer Homepage.<br />

www.t1p.de/brilon-big-six<br />

Caritasverband<br />

Brilon e.V.


DAS EINZIG WAHRE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!