akzent Magazin Juli '21 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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SEELEUTE 13<br />
PREISGEKRÖNTER<br />
ERFINDER<br />
DNA-basierte Datenspeicherung: Für diese Erfindung wurde der aus<br />
Bregenz stammende und an der ETH Zürich beschäftigte Chemieingenieur<br />
Prof. Dr. Robert Grass jüngst gemeinsam mit seinem Kollegen,<br />
Prof. Dr. Wendelin Stark, mit dem Europäischen Forschungspreis<br />
ausgezeichnet. Worum es bei dieser innovativen Datenspeicherung<br />
genau geht, warum Grass zum Erfinder wurde und was der Bodensee für<br />
ihn bedeutet, hat <strong>akzent</strong> im Gespräch mit ihm in Erfahrung gebracht.<br />
VON ANDREA MAUCH<br />
<strong>akzent</strong>: Herr Prof. Dr. Grass, wie wurden Sie eigentlich<br />
zum Chemieingenieur, und was treibt Sie an, zu forschen<br />
und Neues zu erfinden?<br />
Prof. Dr. Robert Grass: Das Interesse an der Chemie<br />
entstand durch meinen Lehrer am Gymnasium. Chemieingenieur<br />
wurde ich schließlich, um aus der Chemie etwas<br />
Nützliches zu machen und weil ich den Traum hatte, einmal<br />
ganz große Chemieanlagen zu planen. Als Erfinder möchte<br />
ich Prozesse verändern und verbessern und damit die zukünftige<br />
Welt ein klein bisschen besser machen.<br />
<strong>akzent</strong>: Jüngst haben Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen,<br />
Prof. Dr. Wendelin Stark, die DNA-basierte Datenspeicherung<br />
entwickelt und haben mit dieser am 17. Juni sogar den<br />
Europäischen Erfinderpreis gewonnen. Wie lange beschäftigen<br />
Sie sich bereits mit der DNA-basierten Datenspeicherung,<br />
wie funktioniert diese und was bedeutet Ihnen der<br />
Gewinn des Europäischen Erfinderpreises?<br />
Prof. Dr. Robert Grass: Wir beschäftigen uns seit rund<br />
acht Jahren mit dem Thema DNA-basierte Datenspeicherung.<br />
Hierbei werden digitale Daten, welche eine Abfolge von 0<br />
und 1 sind, in eine Abfolge von A, C, T und G übersetzt –<br />
die vier Bausteine von DNA. Diese Abfolge wird dann chemisch<br />
synthetisiert, und die erstellte DNA enthält dadurch<br />
die zu speichernden digitalen Daten. Durch Sequenziergeräte<br />
kann die Abfolge der ACTGs der DNA anschließend auch<br />
wieder ausgelesen und in eine Sequenz von 0 und 1 zurückübersetzt<br />
werden. Diese neue Form der Datenspeicherung<br />
soll in Zukunft beispielsweise digitale Archive auf kleinstem<br />
Raum sowie eine äußerst haltbare Lagerung ermöglichen.<br />
Der Gewinn des Europäischen Forschungspreises bedeutet<br />
für uns eine große öffentliche Anerkennung für unsere technische<br />
Arbeit, und wir können dadurch auch außerhalb der<br />
Forschungskreise auf unsere Arbeit aufmerksam machen.<br />
Im Optimalfall hilft uns diese hohe Sichtbarkeit sogar dabei,<br />
dass die von uns erfundenen Technologien schon bald rege<br />
angewendet werden.<br />
Prof. Dr. Wendelin Stark & Prof. Dr. Robert Grass (v.l.n.r.)<br />
<strong>akzent</strong>: Bisher haben Sie mit dieser neuen Datenspeicherungsmethode<br />
u.a. eine Netflix-Episode von „Biohackers“<br />
und das „Massive Attack“-Album „Mezzanine“ in DNA gespeichert.<br />
Was sonst noch?<br />
Prof. Dr. Robert Grass: In unserem ersten Projekt haben<br />
wir den Schweizer Bundesbrief und das Archimedes Palimpsest<br />
auf DNA gespeichert. Beides sind Dokumente von<br />
großer Bedeutung: Der Bundesbrief für die Geschichte der<br />
Schweiz, das Archimedes Palimpsest für die Geschichte der<br />
Mathematik.<br />
<strong>akzent</strong>: Noch eine abschließende, persönliche Frage an<br />
Sie: Sie kommen ursprünglich aus Bregenz, leben und arbeiten<br />
aber inzwischen in Zürich. Sind Sie ab und zu noch am<br />
Bodensee zu Besuch und was bedeutet dieser für Sie?<br />
Prof. Dr. Robert Grass: Ich verbringe mit meiner Familie<br />
mindestens eine Woche der Sommerferien in Bregenz.<br />
Dort genießen wir den See und den Pfänder. Mit dem See<br />
verbinden mich außerdem viele verbrachte Trainings in Ruderbooten<br />
beim RV Wiking Bregenz, und auch das Segeln<br />
habe ich am Bodensee, in Optimisten, gelernt.<br />
www.epo.org, www.ethz.ch