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SEELEUTE<br />
Gemeckerfrei und glücklich: Uli und Bernd Bott. Foto: Philipp Uricher, Konstanz<br />
#GEMECKERFREI<br />
„Erziehung funktioniert nicht“, sagt das Lindauer Autorenehepaar Uli und Bernd<br />
Bott. Warum das so ist und wie Eltern die Eltern sein können, die sie sein wollen,<br />
erklären sie in ihrem Bestseller „#gemeckerfrei“. Ein Buch für Eltern, die Gemecker<br />
in der Partnerschaft und in der Familie satthaben, die Selbstfürsorge leben und ihre<br />
Kinder unterstützen statt erziehen wollen.<br />
VON SUSI DONNER<br />
Uli Bott war 13 Jahre alt, als sie einen<br />
Artikel über Mutter Theresa gelesen<br />
hat. „Das hat mich so angerührt, dass<br />
ich beschloss: ‚Ich will die Welt für<br />
Kinder schöner machen.‘“ Ihren Mann<br />
Bernd hat die Diplom-Pädagogin früh<br />
kennengelernt. Früh bekamen sie ihr<br />
erstes von vier Kindern. Für die jungen<br />
Eltern stand fest: „Unsere Kinder sollen<br />
sich immer geliebt fühlen, nie traurig<br />
sein.“ Mit einem Kind war das noch<br />
nett. „Da tanzt du zu zweit um ein<br />
Kind herum. Wir waren bedürfnisorientiert<br />
bis zur Selbstaufgabe, mit klarer<br />
Vorstellung, was richtig und falsch ist.<br />
Schreien lassen geht gar nicht, allein<br />
im Bett schlafen lassen geht auch nicht.<br />
Das Wohnzimmer war Spieleparadies“,<br />
erzählt Uli Bott und auch, dass ihr Sohn<br />
erst mit zweieinhalb Jahren mit dem<br />
Sprechen anfangen musste, „weil wir<br />
so an ihm klebten, dass wir alle seine<br />
Bedürfnisse wortlos verstanden haben.“<br />
Dann kam Kind zwei. Plötzlich<br />
gab es Wutanfälle, Streit und Szenen.<br />
Botts verstanden die Welt nicht mehr.<br />
Die Kinder durften alles und trotzdem<br />
gab es Riesentheater, weil die Zähne<br />
geputzt werden sollten, weil es Zeit<br />
war, ins Bett zu gehen – oder einfach<br />
so. „Das machte uns ratlos. Meine klassische<br />
Männerlösung war: ‚Wir müssen<br />
strenger werden. Kinder brauchen<br />
Grenzen‘“, erinnert sich Bernd Bott.<br />
Aus ihrer Ratlosigkeit heraus waren sie<br />
eine Zeitlang die Eltern, die sie nie sein<br />
wollten. Die Situation eskalierte. „Wenn<br />
du kämpfst, um dich durchzusetzen,<br />
hast du verloren. Du züchtest kleine<br />
Kämpfer heran, die größer werden und<br />
lernen: ‚Der Stärkere gewinnt‘“, resümiert<br />
der Musikpädagoge.<br />
Wie kommt man aus dem<br />
Meckern raus?<br />
Sie entschieden sich, die Beziehung zu<br />
ihren Kindern über ihre Erziehungswünsche<br />
zu stellen. Dazu kam die<br />
Erkenntnis: „Das Verhalten des Kindes<br />
ist nie gegen mich, sondern für sich.“<br />
Ihr Alltag wurde von mehr Gelassenheit<br />
und Achtsamkeit füreinander bestimmt.<br />
Heute sagen sie: „Niemand<br />
hat Kinder bekommen, um mit ihnen<br />
zu streiten. Wir alle sind Eltern geworden,<br />
um fröhlich und liebevoll Familie<br />
zu leben.“<br />
#gemeckerfrei, ISBN 978-3-451-60400-3<br />
Auf www.familyinlove.de gibt es frei<br />
zugänglich den #gemeckerfrei-Blog mit<br />
Beiträgen rund um das Thema Familie<br />
und Beziehungen.