Stein 8/2021

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SCHÖNE WELT DER STEINE E twa zwei Kilometer vom Genfer Zentrum entfernt, entsteht seit 2016 ein neues Stadtquartier. Es handelt sich um eines der größten Bauprojekte der Genfer Region. Bauherr ist die SBB, nicht nur das größte Transportunternehmen der Schweiz, sondern auch eine der größten Immobilienfirmen. SBB Immobilien baut Bahnhöfe und angrenzende Areale zu vielseitigen Dienstleistungszentren und Stadtquartieren aus. Dazu gehört auch das Projekt Pont Rouge in Genf rund um den Bahnhof Lancy-Pont-Rouge, das das Areal aufwerten soll. Das Quartier mit direkter Verkehrsanbindung zu Innenstadt und Flughafen beheimatet Büros sowie Geschäfte und bietet für Beschäftigte und Anwohner sowohl Restaurants und Cafés als auch Freizeiteinrichtungen. Zusätzlich ergänzen rund 600 Wohnungen das neue Quartier auf einer Fläche von knapp 230 Hektar. Die ersten vier Hochhäuser mit 60 Metern Höhe wurden 2020 fertiggestellt. HOCHHÄUSER MIT UNTERSCHIEDLICHEM VOLUMEN Das Büro Pont 12 architectes SA aus Lausanne ist für die Architektur verantwortlich. Entstanden sind bisher vier Gebäude mit unterschiedlichen Volumen und mit zum Teil 19 Geschossen. Die großformatigen Baukörper werden von einem Fassadenraster aus Naturstein und Glas umhüllt, durch das die Büros erkennbar sind, was, laut Aussage der Architekten, den Maßstab des Projekts unterstreichen soll. Betont werde dies auch durch große Loggien. Höhe und Durchlässigkeit der Säulengänge im Erdgeschoss weisen auf die Gewerbeeinheiten hin. MIT STEIN ZUR NACHHALTIGKEIT Nachhaltigkeit wird bei SBB Immobilien groß geschrieben und die Gebäude werden entsprechend ressourcensparend und energieeffizient geplant, gebaut und betrieben. So zählten zu den Vorgaben dieses Projekts auch eine nachhaltige Entwicklung und Energieeinsparung. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass sich die Verantwortlichen für eine Fassadenverkleidung aus Naturstein entschieden haben. Denn: Eine vorgehängte hinterlüftete Natursteinfassade verhilft Gebäuden zu einer sehr positiven Öko-, Kosten- und Energiebilanz über den gesamten Lebenszyklus. Gleichzeitig zeichnet sich Naturstein im Vergleich zu anderen Fassadenbaustoffen durch einen geringen Energiebedarf bei der Herstellung und Verarbeitung und somit auch durch einen niedrigen CO 2 -Fußabdruck aus. Die Vorteile gegenüber Ganzglasfassaden bestätigte bereits eine vom DNV in Auftrag gegebene Nachhaltigkeitsstudie von 2010 am Beispiel des Frankfurter Opernturms. Johannes Georg Hofmann, wie sein Vater Heinrich Georg Bauingenieur und Geschäftsführer von Hofmann Naturstein aus dem baden-württembergischen Werbach-Gamburg, gibt zu bedenken, dass aufgrund der seit 2010 stark gestiegenen Energiepreise und CO 2 -Abgaben der Vergleich zu Ganzglasfassaden heute noch wesentlich deutlicher zugunsten der Natursteinfassade ausfalle. Glas in der Herstellung und Ganzglasfassaden in Nutzung (Heizung/Kühlung) und Unterhalt seinen sehr energie- und kostenintensiv. WIRTSCHAFTLICH UND BESTÄNDIG Eine positive Ökobilanz war aber nicht das einzige Argument, das die SBB bei der Entscheidung für eine Natursteinfassade überzeugte. Antoine Hahne, Architekt von Pont 12 architectes SA, äußert sich im Interview in wa Wettbewerb aktuell außerdem zur Wirtschaftlichkeit einer Steinfassade: „Im Rahmen der Projektentwicklung und auf Wunsch des Auftraggebers haben wir den Kostenvergleich mit einer Fassade aus Stahlbetonfertigteilen erstellt. Das Ergebnis zeigte, dass der wirtschaftliche Unterschied vernachlässigbar gering ausfällt. Nachdem die Fassadenverkleidung kaum fünf Prozent der Gesamtkosten des Gebäudes ausmacht, wirkt sich dieser geringe Unterschied pro Quadratmeter kaum auf die Gesamtabrechnung aus.“ Außerdem begründen die Architekten die Wahl für Granit mit seiner Beständigkeit und mit einem daraus resultierenden geringeren Wartungsaufwand. Weitere Argumente für eine Natursteinfassade wären auch ein geringeres Planungsrisiko bei einer konventionellen Montage, die direkt dem Rohbau folge und unabhängig von Zulieferern sei. ZU MEHR IDENTITÄT Der Entwurf des Architekturbüros Pont12 aus Lausanne sah für das gesamte Ensemble Natursteinfassaden aus royalblauem Kösseine Granit vor. Warum gerade dieser Stein? „Es ist heutzutage und in Europa Foto: DMK Photography Architecture Adrien Barakat, Lausanne 8 S08 | 2021
SCHÖNE WELT DER STEINE Eine vorgehängte hinterlüftete Natursteinfassade verhilft Gebäuden zu einer sehr positiven Öko-, Kosten- und Energiebilanz über den gesamten Lebenszyklus S08 | 2021 9
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