Schutz vor Cyberangriffen Smart und sicher Um die eigenen vier smarten Wände vor Cyberangriffen zu schützen, braucht es auch mehr digitales Wissen auf Seiten der User. (Foto: vegefox.com/ stock.adobe.com) Smart Homes und das Internet of Things (IoT) sind zwei der wichtigsten Themen gegenwärtiger und künftiger Elektro- und Informationstechnik. Dass besonders die Endverbraucher nach wie vor eher zurückhaltend reagieren, liegt an den viel zitierten Sicherheitslücken. Die sind aber oft hausgeacht … 6 <strong>Sonepar</strong> <strong>Report</strong> 224 | Titelstory
Neulich im Wohnzimmer: Der Bewohner ist Hi-Fi-Fan und schwört, wenn es ums Musikhören geht, auf die guten alten Funkkopfhörer. Die Marke tut hier nichts zur Sache, Fans wissen, was gemeint ist. Der Klang ist jedenfalls wunderbar, normalerweise. Heute aber muss er beim Einschalten wohl auf den anderen Kanal geraten sein. Es kracht und rauscht und plötzlich hört er Stimmen. Laut und deutlich. Bei der Nachbarin ist die Oma zu Besuch, die nun gemeinsam mit dem zweijährigen Enkelkind und der Mutter die Welt im Allgemeinen und die nächsten Einkäufe im Besonderen diskutiert. Da der Nachbar ein netter ist, schaltet er nicht nur um, sondern meldet sich bei der Nachbarin mit der Nachricht, dass man ihre Privatgespräche ganz leicht abhören könne. „Kann es sein, dass ihr das Babyfon nicht abgestellt habt?“ Ja, richtig, und vielen Dank für den Hinweis. Sicherheitslücken sind offenbar nicht nur ein digitales Phänomen. Es gab sie auch schon vor Alexa. Bedenken und Unwissen „Für die Digitalisierung“, so schreibt der ZVEH in seinem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht 2020/2021, „stellt die Pandemie einen echten Treiber dar.“ Und Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi stellt fest, „dass viele Menschen die Konzentration auf die heimischen vier Wände dazu genutzt haben, sich mit dem Thema Smart Home oder auch smarte Sicherheitstechnik zu befassen.“ Das ist erfreulich, denn bislang hat das Thema noch nicht die (Kauf-)Kraft erreicht, die es eigentlich haben könnte. Ein Hauptgrund dafür sind Sicherheitsbedenken, die nicht zuletzt bei den Endverbrauchern existieren. Nicht ganz zu Unrecht, wie zahlreiche erfolgreiche Hackingversuche zeigen. Allerdings sind die Sicherheitslücken oft hausgemacht. Denn für Laien ist es schwierig, ihre Geräte wirksam zu schützen und zu erkennen, wann eine Verbindung der Haustechnik mit dem Internet via PC, Tablet oder Smartphone sinnvoll ist und wann andere, ebenfalls „schlaue“ Steuerungslösungen besser geeignet sind. Praktische Tipps für die Kunden Was also können Endverbraucher, aber auch die hug noch zu enig inforierten kleineren Betriebe und Gewerbetreibenden tun, um die realen Risiken zu minimieren und sich und ihre Anlagen wirksam zu schützen? Hierzu hat das Bundesamt für Sicherheit in der IT (BSI) praktische Tipps für unterschiedliche Zielgruppen zusammengestellt, die der Fachhandwerker seinen Kunden mit auf den Weg geben kann. Am besten noch vor der Installierung, beim Erstgespräch. Besonders zu empfehlen ist die Broschüre „Das Internet der Dinge sicher nutzen“, die als kostenloser PDF-Download zur Verfügung steht 1 . Als Druckausgabe kann sie ebenfalls bestellt werden. Für KMU liegt das aktuelle Heft „Sicherer Datenaustausch – Themenheft Mittelstand Digital“ ebenfalls kostenfrei vor 2 . Und für das weiterhin brandaktuelle hea oeoffice eehlt sich ein lick auf die Seiten der „Allianz für Cybersicherheit“ des BSI 3 . Dort im Suchfeld „Checkliste Home- ffice eingeben in dieser chreibeise Dann erscheint ein Online-Fragebogen für Firmenkunden, der schnell erkennen lässt, wo die eigenen Einfallstore liegen, und der entsprechende Hilfsmittel und Gegenstrategien bereitstellt. Ein Siegel und eine Testplattform für die Hersteller Die eigentliche Sicherheitsarbeit beginnt natürlich viel früher: in Forschung, Entwicklung und Produktion. Dazu stehen den Herstellern zahlreiche Angebote zur Verfügung, die schon in frühen Stadien der Produktentwicklung greifen sollen. Der VDE hat hierzu ein eigenes onderzertikat aufgelegt unter de itel „Smart Home – Informationssicherheit geprüft“. Mit der zugehörigen Smart-Home- Testplattform 4 des VDE Instituts können alle derzeit am Markt eingesetzten Smart- Home-Technologien evaluiert, geprüft und zertiziert erden ernetzte artoe Produkte unterschiedlicher Hersteller werden dabei gleichzeitig auf Interoperabilität, Informationssicherheit, Datenschutz und funktionale Sicherheit überprüft. Damit wird auch gleich eine weitere Frage geklärt, die Endverbrauchern wichtig ist: ob die einzelnen Geräte und Systeme denn auch miteinander kompatibel sind. 1 https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Broschueren/Brosch_A6_Internet_der_Dinge.html 2 https://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/Themenheft/themenheft-sicherer-datenaustausch.html 3 https://www.allianz-fuer-cybersicherheit.de 4 https://www.vde.com/tic-de/branchen/smart-home Zum Thema digitale Sicherheit empfehlen wir Ihnen auch das Interview auf den Seiten 8 und 9, zur Sicherheit im WLAN die Rubrik Wissen & Ausbildung auf Seite 38 und zur Sicherheit im Smart Home die Rubrik Tipps & Trends auf den Seiten 10 und 11. SiBa-App warnt vor digitalen Bedrohungen Ständig liest man von Sicherheitslücken oder Computerviren. Was für die eigene Situation relevant ist, können viele Verbraucher allerdings oft schwer einschätzen. Hier soll das DsiN-Sicherheitsbarometer (SiBa) für Abhilfe sorgen, das es auch als kostenfreie Mobile App für Android, iOS und Windows Phone gibt. Das Sicherheitsbarometer informiert über Spam-Wellen, Viren, kritische Sicherheitslücken und andere digitale Bedrohungen. Gleichzeitig stellt die App erste Handlungsempfehlungen und Sicherheitstipps bereit. Auf Wunsch informiert sie per Push über neue Meldungen. Mit verschiedenen Filtern lassen sich die Benachrichtigungen zudem auf spezielle Themenbereiche eingrenzen. Das Sicherheitsbarometer wurde gemeinsam mit Mitgliedern und Partnern im Rahmen des IT-Gipfels der Bundesregierung initiiert, darunter auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Bundeskriminalamt. https://www.sicher-im-netz.de/ sicherheitsbarometer <strong>Sonepar</strong> <strong>Report</strong> 224 | Titelstory 7