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CHECK #3 Bayern

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Gesellschaft<br />

ICH WILL ENTSCHEIDEN<br />

Selbstbestimmung und Sterbehilfe<br />

Bernd ist Anfang sechzig. Seine Tage verbringt er damit, „über den Tag zu kommen“.<br />

Eigentlich will er sterben. Seit zwei Jahren leidet er an Knochenkrebs. Das Morphium<br />

wirkt zwar teilweise, den Schmerz in den Knochen kann es jedoch nicht beseitigen.<br />

Hinzu kommen die Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, Verstopfung, permanente<br />

Verwirrung, um nur einige zu nennen. Was davon am Schlimmsten ist, kann er gar<br />

nicht mehr sagen.<br />

Foto: usrule / stock.adobe.com<br />

Bernd weiß, dass er noch Glück hat. Finanziell<br />

ist er gut abgesichert und sein Partner hat ihn<br />

nicht verlassen. Da gibt es zahlreiche andere<br />

Schicksale. Ohne Angehörige kann es durchaus<br />

geschehen, dass man nach und nach im<br />

Krankenhaus- oder Pflegesystem verschwindet<br />

und solange am Leben gehalten wird wie<br />

eben möglich. Auch wenn man das selbst<br />

gar nicht will. Besonders schwierig wird es<br />

dann, wenn man Entscheidungen nicht mehr<br />

selbst treffen kann, etwa im Fall eines (Wach-)<br />

Komas, bei Altersdemenz oder einer schwereren<br />

geistigen Behinderung.<br />

Der Tod verbindet die Menschen. Weil er eine<br />

Erfahrung ist, die in allen Kulturen zu jeder<br />

Zeit gemacht wird. Aber anders als etwa bei<br />

der Geburt, bei der sich alle einig sind, dass<br />

man diese möglichst gut und dem Wohl von<br />

Mutter und Kind entsprechend gestalten sollte,<br />

scheiden sich hier die Geister. Könnte man<br />

sich heute noch vorstellen, dass eine Mutter<br />

strikt ohne Fremdeinwirkung ein Kind auf die<br />

Welt bringen soll? Aus ethischen Gründen?<br />

Nein. Warum also ist der Gedanke daran, dass<br />

uns eine Fachkraft beim Sterben zur Hand<br />

geht, so kontrovers?<br />

50 <strong>CHECK</strong> BAYERN <strong>#3</strong>

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