26 SEEZUNGE DIE HALTUNGSFORMEN (Auszüge, s. www.haltungsform.de) Haltungsform 1 „Stallhaltung“ Schwein: mind. 0,75 m² pro Tier, Stallhaltung, veränderbares Beschäftigungsmaterial, mind. bewegliche Kette kombiniert mit z.B. Holzstück Hähnchen: max. 39 kg/m², Stallhaltung, trockene Einstreu, die zum Picken, Scharren und Staubbaden geeignet ist Milchkühe: Tier-Liegeplatz-Verhältnis 1:1; über 350 kg mind. 4 m² pro Tier, Laufstallhaltung oder Weidegang, keine Anbindung Haltungsform 2 „Stallhaltung plus“ Schwein: Mindestfläche 0,825 m²/ Tier, mind. 10% mehr als gesetzlich vorgeschrieben, Stallhaltung, zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial aus natürlichen Materialien Hähnchen: max. 35 kg/m², organisches Beschäftigungsmaterial wie z.B. Stroh, Picksteine Milchkühe: Tier-Liegeplatz-Verhältnis 1:1; über 350 kg mind. 4 m² pro Tier, Laufstallhaltung oder Weidegang, keine Anbindung Haltungsform 3 „Außenklima“ Schwein: mind. 40% mehr als gesetzlich in Deutschland vorgeschrieben, 1,05 m²/Tier, Stallhaltung mit Außenklimareizen, mindestens Offenfrontstall, organisches Beschäftigungsmaterial, zusätzlich Stroh Hähnchen: max. 25 kg/m² bzw. max. 29 kg/m² (bei einem Stall mit Kaltscharrraum), Stallhaltung mit ständigem Zugang zu Außenklimabereich, mind. zwei organische Beschäftigungsmaterialien aus veränderbarem und sich verbrauchendem Material wie z.B. Stroh, Picksteine je angefangene 150 m² Milchkühe: Tier-Liegeplatz-Verhältnis 1:1; über 350 kg mind. 5 m² pro Tier, Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof oder Laufstallhaltung mit Weidegang, keine Anbindung Haltungsform 4 „Premium“ Schwein: mind. 1,5 m²/Tier und 100% mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, Stallhaltung mit ständigem Zugang zu Auslauf oder Freilandhaltung, Stroh oder vergleichbare Substrate müssen immer verfügbar sein Hähnchen: max. 21 kg/m², Stallhaltung mit Zugang zu Freigelände (während mind. 1/3 der Lebenszeit) mit überwiegend bewachsener Fläche, zusätzliche Einstreu in Form von Stroh, Holzspänen, Sand oder Torf auf mind. 1/3 der Stallfläche Milchkühe: Tier-Liegeplatz-Verhältnis 1:1; über 350 kg mind. 6 m² pro Tier, Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof und Weidegang Foto: © Tim Reckmann | pixelio.de Haltungsform 4 bietet den meisten Platz im Stall und einen Auslaufbereich. Auch Biofleisch wird in diese Stufe eingeordnet. Dazu muss man wissen: Die niedrigste Stufe 1, die für konventionelle Stallhaltung steht, gestattet einem etwa 110 Kilo schweren Mastschwein ein Platzangebot von 0,75 Quadratmetern. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die gesamte Kennzeichnung als „Mogelpackung“: Sie gaukele Verbrauchern vor, sie könnten mit ihrem Einkauf die Zustände in den Ställen maßgeblich verbessern, dabei gehe es nur um formale Haltungsbedingungen. Das garantiere nicht, dass es den Tieren gut gehe. Die große Lücke Zudem lässt die Kennzeichnung des unverpackten Fleisches an den Bedientheken der Supermärkte stark zu wünschen übrig. Interessant ist hier eine Stichprobe der Umweltorganisation Greenpeace, die im Frühjahr 2021 bundesweit in 99 Filialen von Rewe, Edeka und Kaufland stattfand. Das Ergebnis: Nur in 22 der 99 getesteten Filialen waren an den Fleischtheken Informationen zur Haltungsform zu finden. Bei Kaufland war dies immerhin bei sechs von elf Filialen der Fall. Bei Edeka gab es nur in 9 von 44 Filialen Informationen, bei Rewe sogar nur bei 7 von 44. Unterm Strich zeigte sich, dass gerade die niedrigste Haltungsform am wenigsten ausgezeichnet wurde. Für Kunden, die Wert auf „gutes“ Fleisch legen, heißt das: Ohne Nachfrage geht es nicht. Und auch dann ist es noch längst nicht sicher, dass der Mensch hinter der Theke auch die Antwort weiß. Beim „Metzger seines Vertrauens“ kann einem das nicht passieren. Verwirrung, überall Nicht einfacher wird es den Verbrauchern in Vorarlberg und der Schweiz gemacht. Wer hier in einem Supermarkt Fleisch kauft und Wert auf Tierwohl legt, sollte findig sein. In Österreich ist zwar die Herkunftsangabe auf der Verpackung Pflicht, nicht aber die Haltungsform. Um Genaueres zu erfahren, muss man auf die Website des jeweiligen Produzenten gehen. Labels gibt es en masse, und auch, ob es sich bei dem angebotenen Stück Schwein um ein Alp- oder Strohschwein handelte, wird angegeben. Aber alles beruht auf Freiwilligkeit. Hofer, der Austro-Aldi, hat 2017 mit der Eigenmarke FairHOF immerhin ein Label geschaffen, das „österreichisches Fleisch aus artgerechter Haltung“ garantiert. Wer nun meint, in der Schweiz mit ihren scharfen Tierschutzbestimmungen sei es besser, dem sei gesagt, dass auch hier fehlende Transparenz, Labeldschungel, auf Freiwilligkeit basierende Angaben Usus sind. Und auch hier bleibt dem kritischen Konsumenten der Blick ins Netz nicht erspart: Webseiten wie www.beobachter. ch/ernahrung/fleisch-essen-welche-tierwohllabel-gut-sind klären darüber auf, was genau hinter den einzelnen Labels steckt. Aldi prescht vor In den deutschen Supermärkten ist das Angebot an Fleisch der höheren Stufen 3 und 4 bisher gering. Nur wenig mehr als zehn Prozent des gekennzeichneten Fleisches stamme aus diesen Haltungsformen, hatten die Verbraucherzentralen im vergangenen Jahr bei einem bundesweiten Marktcheck festgestellt. Es liegt also überwiegend Fleisch in den Kühlregalen, das gerade mal die gesetzlichen Mindeststandards erfüllt. Obwohl, wie eingangs erwähnt, die Konsumenten bereit sind, mehr Tierwohl zu honorieren. Das staatliche Tierwohllabel wird jedenfalls in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen. Für die Schlachttiere ist das kein Grund zur Traurigkeit, denn das auf Freiwilligkeit beruhende Prestigeprojekt von Julia Klöckner wurde von einem Großteil der Betroffenen ohnehin als Farce eingestuft. Übrigens haben kürzlich die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd zugesagt, bis 2025 vollständig auf Fleisch von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute aus der Haltungsform 1 verzichten zu wollen. Ein Jahr später soll dann ein Drittel des Frischfleisch-Umsatzes aus den Stufen 3 und 4 kommen. Und ab 2030 will Aldi überhaupt kein Fleisch der beiden unteren Haltungsstufen mehr verkaufen. Schön, aber noch lange hin. Die Entwicklungen bei Aldi Deutschland beobachte man aufmerksam, heißt es bei Aldi Suisse. Derzeit sei eine analoge Regelung allerdings nicht angedacht. Am besten ist man eben immer noch beim Metzger vor Ort bedient.
SEEZUNGE 27 Katharina Müller, Metzgertradition in 3. Generation Unser Fleisch braucht keinen Reisepass. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit ausgewählten Landwirten aus der Region können wir Ihnen beste Fleisch-Qualität garantieren. Klaus Nägele, Landwirt aus Öhningen Regionale schlachtung & verarbeitung Der Müller, der ein Metzger ist! KONSTANZ I Rosgartenstraße 20 • KONSTANZ I Kilo-Markt, Max-Stromeyer-Straße 49 • KONSTANZ I LAGO-Shoppingcenter, Bodanstraße 1 KONSTANZ I Kaufland, Carl-Benz-Straße 22 • KONSTANZ I Edeka nah und gut, Martin-Schleyer-Straße 39 KONSTANZ I EDEKA Frischemarkt Baur, Staader Straße 2–4 • ÜBERLINGEN I Münsterstraße 12 www.otto-mueller.de