LÄUFT. Herbst 2021 - Leseprobe

EVENTS
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REISEN
↦ „Ich hatte mir meinen 40. Geburtstag
mal ganz anders vorgestellt: eine
nette Gartenparty mit gutem Essen
und leckerem Wein; es wird getanzt,
gelacht und bis in die Nacht gefeiert.
Auch ein ‚Verwöhnwochenende‘ am
Meer zu zweit wäre eine Option gewesen“,
erzählt Tanja Schönenborn.
Es kommt alles anders. Vor fünf Jahren
hat sie mit dem Laufen begonnen,
rund 30 Kilo dabei abgenommen. Ein
Jahr später lernt sie Rafael Fuchsgruber
kennen und lieben. Eine Begegnung,
die ihr Leben verändert.
Es ist fünf Uhr morgens als Tanja die
Augen öffnet. Es ist der 3. Juni 2o21,
Tag 13 eines verrückten Laufabenteuers.
Und es ist ihr Geburtstag. Sie
streckt sich, versucht, die Wehwehchen
zu spüren. „Ich bewege meine
Zehen, dann die Füße, die Beine
und den Rest. Okay, es ist alles noch
dran, und ich werde laufen können“
sagt sie erleichtert. Seit knapp zwei
Wochen fragt sie sich jeden Abend,
wie sie es schaffen soll, am nächsten
Tag überhaupt einen Kilometer
zu laufen. Geschweige denn über 60.
Doch dann erinnert sie sich an einen
Spruch ihrer Mama. „Kind, morgen
sieht die Welt wieder anders aus.“
Recht hatte sie. Sie krabbelt aus dem
Schlafsack. Rafael nimmt sie in den
Arm, er gratuliert mit einem Kuss.
Mit sechs Männern ist sie nun seit
zwei Wochen in der Wüste unterwegs.
Die Jungs singen ihr ein
Ständchen, es gibt Kaffee und Müsli.
Bruno Thomas spendiert ihr ein
frisches Tape. Bruno ist der Doc im
Team. Gute Seele und ein extrem
lustiger Kerl. So jemanden braucht
man im Team. Er war frührer selbst
Am Anfang stand eine verrückte Idee. „Warum feiern
wir unsere runden Geburtstage nicht dort, wo es am
schönsten ist und laufen da?“, dachte sich Rafael Fuchgruber.
Der erfahrene Wüstenläufer wurde am 26. Mai 60. Seine
Freundin Tanja Schönenborn nur wenige Tage später 40
Jahre alt. Für 100 Kilometer reisen Ultraläufer aber nicht
nach Namibia. Also sollten es 1000 Kilometer werden. In nur
17 Tagen. Über ein Laufabenteuer mit Leiden, Krisen,
Zusammenhalt, Demut und unbeschreiblichen Augenblicken.