SB_19729NLP
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2020<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
FriCoat – Untersuchungen<br />
zum Rührreibschweißen<br />
von beschichteten<br />
Aluminiumblechen
FriCoat – Untersuchungen zum<br />
Rührreibschweißen von<br />
beschichteten<br />
Aluminiumblechen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 19.729 N<br />
DVS-Nr.: 05.070<br />
RWTH Aachen<br />
Institut für Schweißtechnik und<br />
Fügetechnik (ISF)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.729 / DVS-Nr.: 05.070 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2020 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 468<br />
Bestell-Nr.: 170578<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-468-5<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 19.729 N<br />
Thema<br />
FriCoat - Untersuchungen zum Rührreibschweißen von beschichteten Aluminiumblechen<br />
Berichtszeitraum<br />
01.10.2017 - 31.03.2020<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
RWTH Aachen - Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF)<br />
Aachen, 30.09.2020<br />
Dr.-Ing. Alexander Schiebahn<br />
Ort, Datum<br />
Name und Unterschrift aller Projektleiterinnen und Projektleiter der<br />
Forschungseinrichtung(en)
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Kurzzusammenfassung .............................................................................................. 4<br />
2 Danksagung ................................................................................................................ 5<br />
3 Einleitung .................................................................................................................... 6<br />
3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung .......................................................... 6<br />
3.2 Forschungsziel ......................................................................................................... 6<br />
3.3 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den<br />
Zielen ....................................................................................................................... 8<br />
4 Durchgeführte Arbeiten, Ergebnisse und Bewertung ............................................ 11<br />
4.1 Anlagentechnik ...................................................................................................... 11<br />
4.1.1 Schweißanlage ...................................................................................................... 11<br />
4.1.2 Schweißwerkzeuge ................................................................................................ 12<br />
4.2 Untersuchte Grundwerkstoffe ................................................................................. 13<br />
4.3 Beschichtungen...................................................................................................... 14<br />
4.4 Schmierstoffe ......................................................................................................... 20<br />
4.5 Referenzschweißungen .......................................................................................... 22<br />
4.6 Schweißversuche an beschichteten Blechen ......................................................... 26<br />
4.6.1 FSW Eloxierung EN AW 5754 1,5 mm ................................................................... 26<br />
4.6.2 FSW Eloxierung EN AW 5754 4 mm ...................................................................... 36<br />
4.6.3 FSW Eloxierung EN AW 6016 1,5 mm ................................................................... 47<br />
4.6.4 FSW Konversionsbehandlung EN AW 5754 1,5 mm .............................................. 51<br />
4.6.5 FSW Konversionsbehandlung EN AW 5754 4 mm ................................................. 57<br />
4.6.6 FSW Konversionsbehandlung EN AW 6016 1,5 mm .............................................. 61<br />
4.6.7 FSW Imprägnierung AlSi14 4 mm .......................................................................... 64<br />
4.6.8 Maßnahmen ........................................................................................................... 70<br />
4.6.9 FSSW Versuche..................................................................................................... 83<br />
4.6.10 Korrosionsuntersuchungen .................................................................................... 89<br />
4.6.11 Temperaturmessungen .......................................................................................... 98<br />
4.6.12 Dauerfestigkeitsversuche ..................................................................................... 100
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
4.7 Ergebnisse der Versuche mit Schmierstoffen ....................................................... 102<br />
4.7.1 Beschichtung mit Tiefziehöl .................................................................................. 103<br />
4.7.2 Beschichtung mit Kühlschmierstoff ....................................................................... 109<br />
4.7.3 Trockenschmierstoff ............................................................................................. 113<br />
5 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der<br />
Forschungsergebnisse insbesondere für KMU und industrielle<br />
Anwendungsmöglichkeiten ................................................................................... 118<br />
6 Zusammenfassung und Ausblick .......................................................................... 120<br />
7 Verwendung der Zuwendung ................................................................................. 124<br />
8 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ............................... 125<br />
9 Ergebnistransfer in die Wirtschaft ......................................................................... 126<br />
10 Durchführende Forschungseinrichtungen ........................................................... 131<br />
11 Literaturverzeichnis ................................................................................................ 132<br />
12 Anhang .................................................................................................................... 135
Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
2 Danksagung<br />
Das IGF-Vorhaben 19.729 N der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren<br />
e. V. (DVS) wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Der vorliegende Bericht ist der Schlussbericht des Forschungsvorhabens.<br />
Die Ergebnisse wurden von wissenschaftlichen Mitarbeitern und von Studierenden der RWTH<br />
Aachen University in Zusammenarbeit mit einem projektbegleitenden Ausschuss von<br />
Industrieunternehmen erarbeitet.<br />
Die hier veröffentlichten Ergebnisse und Ausführungen sind auszugsweise Bestandteil der<br />
Promotionsarbeit von Alexandros Pipinikas.<br />
Dem Deutschen Bundestag, dem BMWi und den Arbeitsgruppen der Forschungsvereinigung<br />
Schweißen und verwandte Verfahren e. V. gilt unser Dank.<br />
Darüber hinaus danken wir den Firmen des projektbegleitenden Ausschusses und ihren<br />
Mitarbeitern für die Beteiligung, konstruktive Diskussion und inhaltliche Teilnahme.
Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
3 Einleitung<br />
3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung<br />
Rührreibschweißen ist ein stoffschlüssiges Fügeverfahren, insbesondere für<br />
Aluminiumlegierungen, bei dem ein rotierendes Werkzeug, dass aus einer Schulter und einem<br />
Stift besteht, das Material in der Fügezone durch Reibwärme plastifiziert und verbindet. Da die<br />
Werkstoffe nicht aufgeschmolzen werden, können auch bedingt schmelzschweißbare<br />
Werkstoffe sicher gefügt werden. [1]<br />
Neben Längsnähten können mit entsprechenden Verfahrensvarianten auch punktförmige<br />
Verbindungen erzeugt werden. Zum Rührreibschweißen kann durch einen Werkzeugwechsel<br />
auch eine Fräsanlage verwendet werden, was das Verfahren für KMU interessant macht. Die<br />
Oberflächen von Aluminiumbauteilen in der Praxis weisen jedoch oftmals<br />
Schmiermittelrückstände aus der Teileherstellung auf oder müssen gegen Verschleiß und<br />
Korrosion beschichtet werden. Dies erfordert zusätzliche finanzielle und zeitliche<br />
Aufwendungen für Vor- und Nacharbeiten. Ein prinzipieller Vorteil des Rührreibschweißens<br />
gegenüber anderen stoffschlüssigen Verfahren ist, durch diese „beschichteten“ Oberflächen<br />
hindurch prozesssicher fügen zu können. Fehlendes Wissen darüber hindert die Anwender<br />
allerdings, dies in der Fertigung zu praktizieren, wodurch das wirtschaftliche Potential des<br />
Verfahrens nicht voll ausgenutzt wird.<br />
3.2 Forschungsziel<br />
Der Stand der Technik zeigt, dass durch Beschichtungen wie Oxidschichten oder Fluide<br />
grundsätzlich rührreibgeschweißt werden kann, es jedoch an systematischen Prozesswissen<br />
für eine allgemeine Anwendung fehlt.<br />
Die Arbeitshypothese dieses Vorhabens ist, dass durch Verständnis der Vorgänge beim<br />
Rührreibschweißen von nicht metallisch blanken Oberflächen und den damit verbundenen<br />
Fehlerrisiken geeignete Prozessmodifikationen durchgeführt werden können, die die sichere<br />
und fehlerfreie Herstellung entsprechender Verbindungen ermöglicht. Dadurch sind vor- und<br />
nachgelagerte Fertigungsschritte, wie beispielsweise das Reinigen oder das Nachbeschichten<br />
kompletter Baugruppen, nicht länger zwangsläufig notwendig.<br />
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Zusammenhänge zwischen Prozess, Werkstoff<br />
und Oberflächenzustand zu untersuchen, Randbedingungen für einen sicheren Fügeprozess<br />
zu identifizieren und diese in Anwendungshinweise zu überführen, sodass Vorarbeiten<br />
reduziert und fertig beschichtete Bauteile direkt gefügt werden können. Hierzu gilt es im<br />
Rahmen der Untersuchungen die folgenden Forschungsfragen zu beantworten:<br />
• Können beschichtete Bleche auf gleiche Weise wie unbeschichtete rührreibgeschweißt<br />
werden und weisen sie gleichzeitig ähnliche Verbindungseigenschaften auf?<br />
• Welche notwendigen Änderungen der Schweißparameter ergeben sich, um fehlerfrei<br />
Verbindungen zu erhalten?<br />
• Welche Festigkeiten können maximal erreicht werden? Wie wird die Beschichtung aus<br />
der Rührzone verdrängt oder eingelagert?<br />
• Führt die Verfahrensvariante (FSW, FSSW) aufgrund des unterschiedlichen<br />
Materialtransports zu signifikanten Unterschieden der Verbindungseigenschaften?<br />
• Bleibt die Hauptaufgabe der Beschichtungen, nämlich der Korrosionsschutz an den<br />
kritischen Stellen, wie in Abbildung 1 dargestellt, erhalten und insbesondere: Wie
Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
verändert sich die Beschichtung und ihre Funktion als Korrosionsschutz durch den<br />
Fügeprozess?<br />
Abbildung 1: Kritische Bereiche beim Überlapp- und Stumpfstoß<br />
Alle Untersuchungen innerhalb dieses Projektes wurden an industrieüblichen (weit<br />
verbreiteten) Anlagen und Werkstoffen durchgeführt.
Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
3.3 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den<br />
Zielen<br />
An der Bearbeitung des Projekts war ausschließlich das Institut für Schweißtechnik und<br />
Fügetechnik (ISF) der RWTH Aachen University beteiligt.<br />
Das Projekt war in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen gegliedert. AP 1 diente<br />
der allgemeinen Vorbereitung wie Versuchsplanung, der Inbetriebnahme der Schweißanlage<br />
und Prüfstände sowie der Ermittlung von passenden Parameterbereichen für die<br />
unbeschichteten Bleche und der anschließenden Definition der Referenzschweißungen. Ziel<br />
von AP 2 war es, den Einfluss der Beschichtungen auf Schweißparameter und<br />
Schweißergebnis anhand von 1,5 mm dicken Blechen zu untersuchen. Basierend auf die<br />
Erfahrungen von AP 2 wurde in AP 3 der Einfluss der Beschichtungen anhand von dickeren<br />
Blechen untersucht (4 mm). In AP 4 wurden Versuche mit verunreinigten Blechen mit<br />
unterschiedlichen Schmierstoffen durchgeführt, um den Einfluss dieser auf den<br />
Schweißprozess zu dokumentieren. Das AP 5 lief begleitend zu den übrigen Arbeitspaketen<br />
und hatte zum Ziel, unter Einsatz unterschiedlicher Prüfmethoden die<br />
Verbindungseigenschaften und den Korrosionsschutz zu charakterisieren. In AP 6 sollte die<br />
Erarbeitung einer Anwendungsempfehlung und der Entwurf einer DVS Richtlinie stattfinden,<br />
dies wurde aber vom Fachausschuss 5 (Sonderverfahren) als nicht nötig empfunden. Die<br />
Erstellung dieses Abschlussberichts ist Inhalt des AP 7.<br />
Projektlaufzeit in Quartalen<br />
Arbeitspunkt 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1. Ermittlung von passenden Parameterbereichen an<br />
ausgewählten Versuchswerkstoffen<br />
2. Untersuchung des Einflusses der Beschichtungen<br />
auf Schweißparameter und Ergebnis (1,5 mm)<br />
3. Untersuchung des Einflusses der Materialdicke auf<br />
Schweißparameter und Ergebnis (4 mm)<br />
4. Untersuchung des Einflusses von Schmierstoffen<br />
auf Schweißparameter und Ergebnis<br />
5. Prüfung und Charakterisierung des<br />
Korrosionsschutzes und der<br />
Verbindungseigenschaften:<br />
6.Erarbeitung Anwendungsempfehlung,<br />
Entwurf für DVS-Richtlinie<br />
7. Auswertung und Dokumentation der Ergebnisse in<br />
einem ausführlichen Abschlussbericht<br />
Tabelle 1: Arbeitsplan<br />
Die ursprünglich im Antrag vorgesehene Knetlegierung EN AW-7075, so wie die<br />
Gusslegierung AlSi9MgMn wurden in Absprache mit dem projektbegleitenden Ausschuss
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.729 N<br />
durch die automobilrelevante Knetlegierung EN AW-6016 und die Gusslegierung AlSi14,<br />
welche vom Projektpaten Audi AG bereitgestellt wurden, ersetzt.<br />
Des Weiteren wurde die im Projektantrag aufgeführte Chrome-III-Passivierung Alodine 400 als<br />
zweite Beschichtung auf Vorschlag des projektbegleitenden Ausschusses und insbesondere<br />
von Aalberts Surface Treatment durch die Konversionsbeschichtung auf Zirkoniumbasis<br />
Bonderite M-NT 5800 ersetzt.<br />
Beim Auftragen der Schmierstoffe wurden in Absprache mit dem projektbegleitenden<br />
Ausschuss drei Varianten definiert:<br />
A. Aufsprühen eines dünnen Films auf die Bleche und einmaliges Abwischen mit<br />
einem trockenen Papiertuch<br />
B. Eintauchen der Bleche in den Schmierstoff ohne weitere Reinigung<br />
C. Aufsprühen eines dünnen Films auf die Bleche und mindestens 6 Stunden trocknen<br />
lassen<br />
Für die in Abbildung 2 aufgeführten Kombinationen von Grundwerkstoff, Stoßart, Beschichtung<br />
oder Schmierstoff wurden die Einflüsse der jeweiligen Beschichtungen und Schmierstoffe auf<br />
das Schweißergebnis für unterschiedliche Parameterbereiche untersucht und dokumentiert.<br />
Die zu erwartenden Festigkeiten, so wie Nahtoptik und auftretende innere Ungänzen wurden<br />
stets dokumentiert. Es wurden Temperaturmessungen durchgeführt um die Unterschiede<br />
zwischen den Beschichtungen zu dokumentieren.<br />
So wurde das Forschungsziel erreicht, systematisches Wissen über das Verhalten der<br />
Beschichtungen beim Rührreibschweißen und die zu erwartenden Verbindungseigenschaften<br />
aufzubauen. Dabei wurde gezeigt, dass das Rührreibschweißen von beschichteten Blechen<br />
nur bedingt wie das Schweißen von nicht beschichteten Blechen funktioniert. Besonders bei<br />
der Eloxierung war es auch mit einer Variierung der Parameter nicht möglich, die auftretenden<br />
Fehler zu eliminieren und die erreichten Festigkeiten zu erhöhen.