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Energie & Umwelt 2021

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42 FRAGEN AN DEN EXPERTEN<br />

Fragen an<br />

den Experten<br />

Die Radius-Themenausgaben informieren und<br />

vermitteln zeitgemäßes Wissen in kompakter<br />

Form. In dieser Rubrik beantworten unsere<br />

Experten aktuelle Fragestellungen. In dieser<br />

Ausgabe werden zum übergeordneten Thema<br />

„Nachhaltiges Unternehmertum und Digitalisierung<br />

für mehr Verantwortung“ einige spezielle<br />

Detailfragen geklärt.<br />

Waltraud M., Bozen: Als international<br />

tätiger Verarbeitungsbetrieb für Obst<br />

und Gemüse haben wir uns in den<br />

vergangenen Monaten sehr gut entwickelt.<br />

Nun wollen wir im Hinblick<br />

auf ein angestrebtes Wachstum das<br />

Produktionsgebäude erweitern. Diese<br />

große Investition motiviert uns, das<br />

Unternehmen bis 2030 gleichzeitig<br />

komplett klimaneutral zu stellen.<br />

Wo rauf müssen wir jetzt achten?<br />

Rainer M Sigmund: Klimaneutralität<br />

ist wohl das Endziel, das jetzt alle<br />

Geschäftsstrategien neu definiert und,<br />

wenn Sie es richtig anwenden, auch<br />

Investitionsentscheidungen im Immobilienbereich<br />

vorantreibt. Offensichtlich<br />

wird nun allen Unternehmen eine<br />

unbedingte Notwendigkeit vor Augen<br />

geführt, dennoch sind international<br />

viele noch weit von einer „Netto-<br />

Null-Zukunft“ entfernt (letzte Studien<br />

belegen über 80 %). Also ja, reihen<br />

Sie sich in eine wachsende Gruppe<br />

zukunftsorientierter Unternehmen<br />

ein! Nehmen Sie es mit der Nachhaltigkeit<br />

ernst und seien Sie ein Vorbild!<br />

Der Umbau bzw. die Erweiterung<br />

der Betriebsstätte ist ein ausgezeichneter<br />

Moment, um ganzheitlich an<br />

den Stellschrauben zu drehen. Wir<br />

befassen uns als Geschäftsentwickler<br />

aktuell natürlich besonders stark<br />

mit diesen Themen in Projekten und<br />

Foren, lassen Sie mich einige wichtige<br />

Erkenntnisse mit Ihnen teilen.<br />

1. Machen Sie Ihr Geschäftsmodell<br />

zukunftssicher!<br />

Der anstudierte Anspruch auf eine<br />

lineare finanzielle Rendite reicht<br />

nicht mehr aus. Es müssen heute<br />

Kriterien berücksichtigt werden, die<br />

über kurzfristige finanzielle Aspekte<br />

hinausgehen; insbesondere soziale<br />

und ökologische Auswirkungen. Das<br />

Geschäftsmodell mit einem bewussten<br />

Nachhaltigkeitsstrategie zu flankieren,<br />

in die Arbeitsabläufe und in das<br />

Leistungsportfolio einzubetten und<br />

dauernd auszubauen ist fundamental.<br />

Dies erfordert Zeit, Mühe und finanzielle<br />

Investitionen, aber es wird einen<br />

begeisternden Wandel bewirken.<br />

2. Daten müssen in Ordnung<br />

gebracht werden!<br />

Analysen und Berichterstattungen zu<br />

Fortschritten im Unternehmen sind<br />

ein komplexer und bürokratischer<br />

Aufwand, der durch Unmengen<br />

von Daten oft schlechter Qualität<br />

oder unnötiger Datensätze oft sehr<br />

schwierig ist. Zahlreiche Softwarelösungen<br />

mit fortschrittlichen<br />

Technologien sorgen für Klarheit<br />

und unterstützen Entscheidungsfindungsprozesse<br />

nachhaltig. Gezielte<br />

Investitionen in Wissen, also Data-<br />

Analysten, für die Geschäftsentwicklung<br />

und eine intelligente Automatisierung<br />

in der Infrastruktur helfen<br />

Ihnen, im Vergleich zum Mitbewerber<br />

fortschrittlich zu sein.<br />

3. Wir können unsere eigenen Klimaziele<br />

nicht erreichen, wenn unsere<br />

Kunden nicht dasselbe tun!<br />

Jedes Unternehmen hat einen unterschiedlichen<br />

CO 2-Fußabdruck, und<br />

jede Lieferkette bringt so ihre eigene<br />

Komplexität mit sich. Keiner von uns<br />

wird durch die eigenen Anstrengungen<br />

komplette Klimaneutralität erreichen<br />

können. Damit Sie also Ihre Ziele für<br />

2030 erreichen können, müssen Sie<br />

Lieferanten und Kunden dazu bringen,<br />

eigene Ziele zu definieren und<br />

schnellstens zu erreichen.<br />

4. Je mehr wir jetzt tun, desto weniger<br />

werden wir auf Ausgleichsmaßnahmen<br />

angewiesen sein.<br />

Unsere 2020er-Jahre sind der Wendepunkt.<br />

Auch wenn es wichtig ist, ein<br />

endgültiges Netto-Null-Ziel zu haben,<br />

sind die Etappenziele in den nächsten<br />

zehn Jahren noch viel wichtiger. Durch<br />

eine wissenschaftlich fundierte Objektivierung<br />

Ihrer Scope-1-, Scope-2- und<br />

idealerweise auch Scope-3-Emissionen<br />

können sie die Grundlage für eine<br />

kurz-, mittel- und langfristige Planung<br />

schaffen. Dies auch, um auf mögliche<br />

Finanzierungs- und Förderungsansprüche<br />

vorbereitet zu sein.<br />

5. Schlussendlich noch im Hinblick<br />

auf die Erweiterung Ihres Produktionsgebäudes:<br />

Was wir heute bauen,<br />

muss im großen Ganzen gedacht sein<br />

und den Notwendigkeiten von 2050<br />

entsprechen.

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