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Anfänger Projekt Praktikum: Wasserrakete

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<strong>Anfänger</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Praktikum</strong>:<br />

<strong>Wasserrakete</strong><br />

Bergenthal, Benedikt<br />

Strotmann, Simon<br />

Becker, Pascal<br />

Kühn, Jan<br />

Mingels, Stephan<br />

Hartbrich, Oskar<br />

Tutor : Pauly, Christian<br />

Sommersemester 2010


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 4<br />

2 Aufbau 4<br />

3 Theorie 7<br />

3.1 Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

3.2 Raketengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

3.3 Relevante Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

4 Messverfahren 12<br />

4.1 Aufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4.2 Eichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

4.3 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

4.4 Messfehler / Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

5 Auswertung 18<br />

5.1 Exemplarische Diskussion einer Flugkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

5.2 Auswertung der Messreihe mit variablem Druck . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

5.3 Auswertung der Messreihe mit variabler Füllhöhe . . . . . . . . . . . . . 22<br />

6 Simulation 26<br />

6.1 Theoretische Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

6.2 Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

6.3 Quelltext und Erklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

6.4 Flugkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

6.5 Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

6.6 Ergebnisse & Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

6.6.1 Abweichung unterhalb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

6.6.2 Abweichung oberhalb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

6.7 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

7 Zusammenfassung 35<br />

3


2 Aufbau<br />

1 Einleitung<br />

In diesem Versuch werden wir uns mit dem Bau einer <strong>Wasserrakete</strong> beschäftigen. Hierbei<br />

ist es naheliegend zu diesem Zweck PET-Flaschen zu verwenden, welche neben einem<br />

geringen Gewicht zusätzlich sehr stabil gegenüber hohen Drücken sind. Letzteres ist not-<br />

wendig, da die Rakete über einen hohen Luftdruck in der Flasche betrieben wird. Dazu<br />

wird sie beispielsweise über einen Kompressor befüllt. Anschließend kann die Luft über<br />

die Flaschenmündung entweichen und treibt aufgrund der Impulserhaltung die Flasche<br />

an. Da Luft aber eine zu geringe Masse besitzt um der Flasche einen genügend großen<br />

Schub zu verleihen, wird die Flasche zusätzlich zu einem gewissen Anteil mit Wasser<br />

befüllt. Dies erzeugt beim Austreten einen größeren Impuls.<br />

Ziel des Versuchs ist es die Raketentrajektorien genauer zu untersuchen. Dabei können<br />

verschiedene Parameter wie Luftdruck und Wasserbefüllung variiert werden. Diese Mes-<br />

sungen sollen zum Schluss mit einer selbst programmierten numerischen Simulation für<br />

die Flugbahn der Raketen verglichen werden.<br />

2 Aufbau<br />

Zur Realisierung der <strong>Wasserrakete</strong> (vgl. Abbildung 1) benutzen wir 1,5l-Einwegflaschen.<br />

Im Verlauf der Arbeiten stellte sich heraus, dass diese für Drücke bis 8 bar oder höher<br />

geeignet sind.<br />

Die Düse der Rakete stellt dabei ein Kupplungsstecker für Gartenschläuche von Gar-<br />

dena mit 1“ Gewindedurchmesser dar, welcher auf dem Flaschenhals befestigt wurde.<br />

Die Öffnung des Steckers hat einen Durchmesser von 8 mm. Da zwar der Durchmes-<br />

ser des Flaschenhalses mit dem Gewindedurchmesser des Steckers übereinstimmt, nicht<br />

aber das Gewinde selber, wurde das Gewinde der PET-Flasche in einem Wasserbad er-<br />

hitzt. Dadurch wurde der Kunststoff so weich, dass sich der Stecker aufschrauben ließ.<br />

Anschließend wurde er zur besseren Abdichtung mit dem Klebstoff UHU PU MAX der<br />

Firma Henkel mit der Flasche verklebt.<br />

Somit lässt sich die Rakete in die zum Stecker gehörige Kupplung in der Startvorrichtung<br />

setzen. Die Kupplung befindet sich an einem Ende eines 1/2“ Gartenschlauch, an des-<br />

sen anderen Ende sich ein mit Schlauchschellen befestigtes Schrader-Ventil (Autoventil)<br />

4


efindet. An das Ventil kann zur Luftbefüllung der Rakete ein Kompressor (Typ 36723<br />

der Firma Filmer) angeschlossen werden. Laut Hersteller ist der Kompressor für Drücke<br />

bis zu 12 bar ausgelegt. Da der Kompressor kein eigenes Netzteil besitzt, wurde er mit<br />

einem 12 V Akku betrieben.<br />

Zur Stabilisierung der Startvorrichtung ist das Schlauchende mit der Kupplung an einer<br />

Spanplatte befestigt, welche über Schraubzwingen mit einem Geländer am Universitäts-<br />

gebäude verbunden ist. Zusätzlich wurden zwei Führungsleinen parallel an das Gebäu-<br />

de gespannt, an denen die Rakete über kurze PVC-Führungsröhren befestigt wurde.<br />

Die Leinen haben einen Durchmesser von etwa 3 mm und wurden straff gespannt, um<br />

Schwingungen und daraus resultierende Beeinflussungen der Rakete zu vermeiden. Beim<br />

Aufbau musste darauf geachtet werden, dass die Führungsröhren möglichst reibungsarm<br />

über die Leinen gleiten können. Durch dieses Leitsystem ist eine stabile Raketentrajekto-<br />

rie gewährleistet. Die auftretenden Reibungseffekte lassen aber sich nur schwer abschät-<br />

zen. Durch die Führungsleinen und die Höhe des Gebäudes ist die maximale Flughöhe<br />

auf etwa 23 m begrenzt.<br />

Abbildung 1: <strong>Wasserrakete</strong> in der Startvorrichtung. Zur besseren Sichtbarkeit wurde die<br />

Flasche mit oranger Signalfarbe lackiert. Sie ist über Gewebeband mit den<br />

Führungsröhrchen verbunden.<br />

5


2 Aufbau<br />

In diesem Aufbau wurden folgende Geräte/Materialien verwendet :<br />

6<br />

• 1,5l-PET-Einwegflaschen<br />

• Gartenschlauchkupplung/-stecker (Gardena)<br />

• 1/2“ Gartenschlauch<br />

• Schrader-Ventil<br />

• Schlauchschellen<br />

• Gewebeband<br />

• Orange Signalfarbe<br />

• Filmer 36723 Kompressor 12 V/12 bar<br />

• 12 V Akku<br />

• Spanplatte<br />

• Führungsleinen<br />

• Digitale Videokamera Canon EOS 500d (zur Messung der Raketenflugbahn; siehe<br />

Kapitel 4)


3 Theorie<br />

3.1 Kräfte<br />

Um den Flug einer <strong>Wasserrakete</strong> theoretisch zumindest ansatzweise zu diskutieren, sollen<br />

zunächst die auf eine <strong>Wasserrakete</strong> wirkenden Kräfte erläutert werden. Wir betrachten<br />

die Rakete auf einer eindimensionalen Flugbahn. Das Koordinatensystem sei so gewählt,<br />

dass der Nullpunkt im Startpunkt der Rakete liegt und nach oben hin positiv gezählt<br />

wird.<br />

Die Vortriebskraft wird durch den schnellen Ausstoß von Wasser aus der Düse erzeugt,<br />

welches durch komprimierte Luft im Restteil der Flasche beschleunigt wird. Aus der<br />

Impulserhaltung folgt dann mit v(t) der aktuellen Geschwindigkeit der Rakete inkl.<br />

enthaltenem Restwasser, vW asser(t) der Ausstoßgeschwindigkeit des Wassers, m(t) der<br />

Gesamtmasse der Rakete inkl. Wasser, raus(t) = dm<br />

dt<br />

|p1| = |p2|<br />

der aktuellen Ausstoßrate.<br />

Der Gesamtimpuls der Rakete ist die Summe (bzw. im kontinuierlichen Fall das Integral)<br />

über alle infinitesimalen ausgestoßenen Wassermengen. Der beim direkten Differenzieren<br />

des Impulses erzeugte Term dvm<br />

taucht garnicht erst auf, da das ausgestoßene Wasser<br />

dt<br />

keine Einheit bildet und damit m nur infinitesimal klein bleibt.<br />

� t<br />

p1 =<br />

0<br />

dm(τ)<br />

dτ<br />

· vW asser(τ)dτ<br />

⇒ Faus = dp1<br />

dt = raus(t) · vwasser(t)<br />

Jegliches ausströmende Wasser wird jedoch von der Gesamtmasse der Rakete abgezogen,<br />

daraus ergibt sich<br />

m(t) = m0 −<br />

� t<br />

0<br />

raus(t)dt.<br />

Insbesondere für den Flug einer Rakete ohne Reibungskräfte bedeutet dies:<br />

v(τ) =<br />

� τ<br />

0<br />

vwasser(t) · raus(t)<br />

m0 − � τ dt<br />

0 raus(t)dt<br />

7


3 Theorie<br />

Dies ist schon für den einfachen Fall ohne Reibung keine allgemein lösbare Differential-<br />

gleichung mehr.<br />

Gegen diese Bewegung nach oben wirkt Reibung sowohl an der Umgebungsluft als auch<br />

am Seil. Luftreibung tritt sowohl laminar als auch nichtlaminar auf.<br />

Flam ∝ −v<br />

Fnlam ∝ −v 2 )<br />

Bei den von uns erreichten Geschwindigkeiten ist die Luftreibung als turbulent anzuneh-<br />

men, der laminare Reibungsterm wird vernachlässigbar. Für eine normale Wasserflasche<br />

mit 8, 5cm Durchmesser, cW = 0, 4 ergibt sich bei einer typischen Geschwindigkeit von<br />

15 m<br />

s<br />

eine gegen die Flugrichtung wirkende Kraft von<br />

Fdrag = cW · A · ρLuft<br />

2<br />

· v 2 = 0, 31N.<br />

Über die Reibung am Seil ist nichts genaues bekannt. Es tritt in jedem Fall Gleitreibung<br />

der Form<br />

Fgleit = µg · FN<br />

auf. Die Normalkraft FN wird von der Rakete durch Verdrehung gegen die Flugrichtung,<br />

also aus der zur eigentlichen Sollrichtung rechtwinkligen Geschwindigkeitskomponente<br />

erzeugt. Höherer Betrag der Geschwindigkeit bedingt also wahrscheinlich eine höhere<br />

Normalkraft auf das Führungsseil. Denkbar ist auch, dass mit höheren Geschwindigkeit<br />

die Chance auf ein Verdrehen der Flasche überproportional steigt und damit die Seil-<br />

reibung von einer höheren Potenz der Geschwindigkeit abhängt. Es gibt also in jedem<br />

Fall eine Geschwindigkeitsabhängigkeit. Sollte diese in der Praxis linear oder quadratisch<br />

ausfallen liesse sie sich in die Lufteibungskoeffizienten integrieren.<br />

Natürlich wirkt auch die Gravitation auf die Flasche. Da die Gesamtmasse der Flasche<br />

jedoch ständig sinkt mit zeitlich verändertem Betrag, ist m = m(t) und es gilt:<br />

8<br />

Fg(t) = −m(t) · g


3.2 Raketengleichung<br />

3.2 Raketengleichung<br />

Vereinfacht man das oben verwendete Modell weit genug (und lässt einige für die Was-<br />

serrakete sehr wichtige Rahmenbedingungen außer acht) ergibt sich die sogenannte „Ra-<br />

ketengleichung“. Diese wurde ursprünglich aufgestellt um die Trajektorie für z.B. Fest-<br />

körperraketen herzuleiten. Dabei wird eine Treibstufe konstanter Treibkraft (und damit<br />

Ausstoßgeschwindigkeit) angenommen, die Masse (als Treibstoff) über einen gewissen<br />

Zeitraum beschleunigt und ausstößt. Gerade die konstante Ausstoßgeschwindigkeit ist<br />

bei einer <strong>Wasserrakete</strong> nicht gegeben. Angenommen ein Kraftstoß dp wirkt in einem<br />

infinitesimal kurzen Zeitraum auf die Rakete, so ergibt sich wie oben aus der Impulser-<br />

haltung<br />

daraus ergibt sich sofort<br />

dp = −dm · vaus.<br />

dv = −vaus · dm<br />

m .<br />

Dies ist bereits eine separierte Differentialgleichung. Integration und Einsetzen der Start-<br />

bedingung m = m0 = 0 (zu Beginn ist noch keine Masse m ausgestoßen worden) ergibt<br />

die Lösung<br />

Die Ausstoßrate ist konstant r:<br />

v(m) = vaus · ln<br />

� �<br />

m0<br />

.<br />

m<br />

m(t) = −rt<br />

� �<br />

rt<br />

⇒ v(t) = −vaus · ln<br />

Die Geschwindigkeit einer solchen Rakete ist also theoretisch unbeschränkt, insbesondere<br />

nicht durch vaus.<br />

3.3 Relevante Größen<br />

Wie man aus den vorher gezeigten Formeln erkennen kann, ist die Beschleunigung der<br />

Rakete stärkstens von der Geschwindigkeit und Menge des ausgestoßenen Wassers ab-<br />

hängig. Es muss überlegt werden welche der eventuell einstellbaren Größen einer Rakete<br />

wieviel Effekt auf die Flugbahn und erreichbare Maximalhöhe haben kann.<br />

m0<br />

9


3 Theorie<br />

Hauptfaktor dafür ist mit Sicherheit der Luftdruck innerhalb der Flasche. Die kompri-<br />

mierte Luft ist der Energieträger der <strong>Wasserrakete</strong>. Aus der kinetischen Gastheorie ist<br />

bekannt, dass die in einem idealen, zweiatomigen (Luft besteht mit N2 und O2 größten-<br />

teils aus zweiatomigen Gasen, der zusätzliche Freiheitsgrad der Vibration ist bei Raum-<br />

temperatur nicht relevant) Gas gespeicherte Energie<br />

E = 5<br />

2 NkBT<br />

entspricht, damit also linear in der Anzahl der Teilchen und damit im Druck ist. Ma-<br />

ximale Leistungssteigerungen lassen sich also vermutlich (unsere Messungen bestätigen<br />

dies) durch Erhöhung des Fülldrucks erreichen.<br />

Die für Beschleunigung benutzbare Energie entspricht der Differenz aus der inneren Ener-<br />

gie der Luft vor dem Start und der inneren Energie einer bei Normaldruck luftgefüllten<br />

Flasche.<br />

Ein = 5<br />

2 kBT (Np − N0)<br />

Um eine obere Abschätzung für die erreichbare Höhe einer solchen Rakete anzugeben,<br />

gehen wir von einer mit 6bar komplett luftgefüllten Flasche von 1,5l Volumen und 80g<br />

Gewicht aus. Unter Vernachlässigung von Reibung und dem variablen Gewicht einer<br />

solchen Flasche auf dem Flugweg soll die gesamte innere Energie in potentielle Energie<br />

der Gravitation umgewandelt werden.<br />

⇒ h =<br />

Ein = 2022J = mgh<br />

5<br />

2kBT (Np − N0)<br />

mg<br />

= 2577m.<br />

Genauso kann man eine obere Schranke für die Maximalgeschwindigkeit angeben<br />

⇒ v =<br />

Ein = 1<br />

2 mv2<br />

� 5<br />

2 kBT (Np − N0)<br />

2m<br />

= 112 m<br />

s .<br />

Diese Werte sind natürlich in der Realität nicht annähernd zu erreichen. Praktisch führt<br />

die Rakete zumindest während des Starts ein erhebliches ihres Eigengewichts in Wasser<br />

mit. Durch das mitgeführte Wasser kann die Rakete auch nicht 1,5l komprimierte Luft<br />

10


3.3 Relevante Größen<br />

enthalten. Zusätzlich führen Luftreibung und Strömungsverluste zu einem verringerten<br />

Wirkungsgrad.<br />

Ebenso wichtig für das Erreichen einer optimalen Flughöhe ist das richtige Mischungsver-<br />

hältnis von Luft zu Wasser. Es ist leicht einzusehen, dass in den Grenzfällen VLuft<br />

VW asser<br />

und VLuft<br />

VW asser<br />

>> 1<br />


4 Messverfahren<br />

4 Messverfahren<br />

4.1 Aufnahme<br />

Im Folgenden möchten wir die Raketenflugbahn in Ab-<br />

hängigkeit von der Befüllung und des Drucks messen.<br />

Diese Messungen basieren auf der Aufnahme mit ei-<br />

ner digitalen Videokamera. Die Kamera (Canon EOS<br />

500d) wurde auf einem Stativ befestigt und so positio-<br />

niert, dass die Kamera die gesamte erwartete Flughöhe<br />

von maximal 23 m erfassen konnte (siehe Abbildung<br />

2). Der Einsatz eines Stativs ermöglichte eine unverwa-<br />

ckelte, reproduzierbare Aufnahmesituation.<br />

Der gewählte Aufnahmemodus war 720p30. Dies be-<br />

deutet, dass wir 30 Vollbilder mit einer Auflösung von<br />

1280x720 Pixeln pro Sekunde erhalten. Schätzt man<br />

die gesamte Höhe des Bildausschnitts auf 25 m ab, so<br />

erhält man die ungefähre Relation von 50 Pixel pro Me-<br />

ter bzw. 2 cm pro Pixel. Das Auflösungsvermögen von<br />

2 cm erscheint uns hinreichend genau. Auch die zeitli-<br />

che Auflösung von 1<br />

30<br />

s war akzeptabel.<br />

Jedoch war es nicht direkt möglich aus diesen Informa-<br />

tionen die genaue Höhe der Wasserflasche abzuleiten,<br />

Abbildung 2: Blickwinkel der<br />

Kamera<br />

denn das verwendete Objektiv an der Kamera wies perspektivische Verzerrungen vor. So<br />

ist das Bildmaterial besonders im oberen Bereich im Vergleich zur Bildmitte gestaucht.<br />

Dieses Problem erfordert eine Eichung, welche im späteren Kapitel erläutert wird. Die<br />

erzeugten Filmdateien wurde am Computer in Einzelbilder zerlegt, sinnvoll benannt und<br />

gespeichert. Uns lagen nun Bilderserien im Abstand von ungefähr 1<br />

30<br />

12<br />

s vor.


4.2 Eichung<br />

4.2 Eichung<br />

Wie bereits erwähnt, ist das Bildmaterial verzerrt bzw. gestaucht. Eine Möglichkeit<br />

wäre diesen Abbildungsfehler genau zu untersuchen und mittels Bildbearbeitung eine<br />

Korrektur der Bilder durchzuführen. Die erschien uns in Anbetracht der einfachen nach-<br />

folgenden Alternative als nicht zweckmäßig bzw. zu aufwendig. Stattdessen ließen wir<br />

von der obersten Ebene einen Faden hinab und befestigten diesen an der Flasche. Von<br />

der Startposition aus zogen wir nun die Flasche stückweise jeweils um einen Meter nach<br />

oben und schossen ein Foto.<br />

Das Abmessen der gezogenen Fadenlänge geschah mit einem Gliedermaßstab. Den Feh-<br />

ler beim Ablesen und dem Hochziehen schätzten wir auf 0,5 cm. Im Vergleich zu der<br />

möglichen Auflösung von 2 cm mittels der Kamera, kann dieser Fehler vernachlässigt<br />

werden.<br />

Aus den aufgenommenen Fotos wurde ein Bild erstellt, welche alle Positionen der Flasche<br />

beinhaltet. Die Abbildung 3 zeigt zwei Ausschnitte der Eichung, einmal das untere Ende<br />

und einmal das obere Ende. Im direkten Vergleich sieht man die oben beschriebene<br />

Verzerrung deutlich. Daher war eine solche Eichung notwendig.<br />

13


4 Messverfahren<br />

(a) unteres Ende (b) oberes Ende<br />

Abbildung 3: Ausschnitte aus der Eichung. Die Zahlen bezeichnen die jeweils die Höhe<br />

der Flasche in Metern.<br />

14


4.3 Auswertung<br />

4.3 Auswertung<br />

Nach dem Zerlegen der Videodateien und Erstellung einer Eichung war es uns möglich<br />

die Flugkurve der Rakete zu ermitteln. Dazu wurden die Bilddateien einzeln ausgewer-<br />

tet, indem die Position der Rakete mit den Eichungspunkten vergleichen wurde. Somit<br />

erreichten wie eine Genauigkeit von ±0, 1 Meter. In der Abbildung 4 ist eine solche<br />

Flugkurve aufgezeichnet.<br />

Abbildung 4: Beispiel einer Auswertung für 3 Bar<br />

15


4 Messverfahren<br />

4.4 Messfehler / Probleme<br />

Das größte Problem bei der Messung mit einer Videokamera, ist die Bewegungsunschär-<br />

fe. Die Abbildung 5 soll dieses Problem verdeutlichen. Bewegungsunschärfe entsteht,<br />

wenn die Belichtungszeit in Relation zu Geschwindigkeit des Objektes zu lang ist. D.h.<br />

das Objekt bewegt sich während der Belichtung signifikant weiter. Leider war die Be-<br />

lichtungszeit im Videomodus an der genutzten Kamera nicht einstellbar. Eine geringe<br />

Bewegunsunschärfe wie in der Abbildung 5(a) ist unerheblich. Ist sie jedoch so stark<br />

vorhanden, wie in Abbildung 5(b), so ist die Auswertung schwierig. Es wurde versucht<br />

das obere und das untere Ende der Flasche zu erkennen und dann die gemittelte Position<br />

zu bestimmen.<br />

(a) langsam (b) schnell<br />

Abbildung 5: Beispiele für die Bewegungsunschärfe. Links ist auf den beiden Bildern<br />

jeweils die Flasche in der zu messenden Höhe zu sehen; rechts sieht man<br />

die Eichung.<br />

16


4.4 Messfehler / Probleme<br />

Eine weitere Fehlerquelle ist der Videostandard 720p30. Die Vorgabe sind zwar 30 Bil-<br />

der pro Sekunde, wie genau dies aber von der Kamera eingehalten wird, ist nicht im<br />

Benutzerhandbuch notiert. Wir schätzen diesen Fehler großzügig mit 10 % ab.<br />

Die Kamera mitsamt Stativ wurde zwischen den einzelnen Versuchsreihen abgebaut.<br />

Dadurch resultiert eine gewisse Abweichung in der Position der Kamera. Diese beläuft<br />

sich auf wenige Zentimeter und im Vergleich zu dem Bildausschnitt von ungefähr 25 Me-<br />

ter, ist auch dies vernachlässigbar. Die Auswertung der Versuchsreihen mit der Eichung<br />

wurde dadurch nicht gestört.<br />

17


5 Auswertung<br />

5 Auswertung<br />

Nun werden wir die Raketenflugbahn in Abhängigkeit der Befüllung und des Drucks<br />

im Inneren der Rakete untersuchen. Dabei benutzen wir das in Kapitel 4 beschriebene<br />

Messverfahren.<br />

5.1 Exemplarische Diskussion einer Flugkurve<br />

Wir wollen exemplarisch an einer geeigneten Messung den Verlauf der Flugkurve, der<br />

dabei auftretenden Geschwindigkeiten und Beschleunigungen untersuchen. Im nachfol-<br />

gendem Diagramm ist die Flugkurve schwarz, die Geschwindigkeit rot und die Beschleu-<br />

nigung blau gezeichnet. Die Graphen für die Geschwindigkeit und der Beschleunigung<br />

ergeben sich aus Ableitungen einer stark geglätteten Funktion der Flugkurve.<br />

Abbildung 6: Füllhöhe: 1,2 l bei 4 bar<br />

Die Senkrechte markiert die Zeit zu der der Ausfluss des Wasser abgeschlossen ist. Den<br />

Zeitpunkt haben wir aus den Einzelbildern der Aufnahmen entnommen.<br />

18


5.1 Exemplarische Diskussion einer Flugkurve<br />

In der Startphase verläuft die Flugbahn zunächst flach, wird aber sehr bald steiler. Das<br />

liegt daran, dass Wasser ausgestoßen wird, bis zu dem Zeitpunkt, welcher mit der Senk-<br />

rechten markiert ist. Dadurch wird die <strong>Wasserrakete</strong> leichter und steigt so schneller. An<br />

der markierten Stelle ist das gesamte Wasser ausgestoßen, sodass die Flugkurve dort<br />

einen Wendepunkt hat. Ab diesem Punkt fliegt die Rakete aufgrund von Trägheit wei-<br />

ter, wird dabei aber von der Gravitation abgebremst. In der Flugkurve beobachtet man<br />

diesen Umstand dadurch, dass die Flugkurve flacher wird, bis sie ihren Scheitelpunkt,<br />

bzw. maximale Höhe erreicht hat. Ab dieser Stelle fällt die leere Flasche nahezu frei, nur<br />

gebremst durch Reibungen.<br />

Bei der Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurve beobachten wir an markanten Stel-<br />

len Übereinstimmungen:<br />

Das Maximum der Geschwindigkeit befindet sich ungefähr an der markierten Stelle, d.h.<br />

nach dem gesamten Ausfluss des Wasser wird die Rakete nicht mehr schneller. Dement-<br />

sprechend ist daraufhin die Beschleunigung im Allgemeinen a < 0. Die Geschwindigkeit<br />

ist ab ihrem Maximum nahezu linear, Abweichungen erklären sich wiederum durch Rei-<br />

bungen.<br />

Für die Beschleunigung hätten wir erwartet, dass sie ab dieser Stelle konstant bei einem<br />

Wert von a ≈ g liegt. Entgegen dieser Erwartung schwanken die Werte für die Beschleu-<br />

nigung stark. Ursache hierfür können Ungenauigkeiten beim Ablesen der Höhe, welche<br />

sich durch die Ableitungen extrem fortpflanzen, sodass sie trotz der starken Glättung<br />

für Abweichungen vom erwarteten Ergebnis sorgen.<br />

Die große Abweichungen am Ende der Graphen für Geschwindigkeit und Beschleunigung<br />

sind dadurch zu erklären, dass wir zum Abbremsen der Flasche die Führungsleinen zu-<br />

sammendrückt haben, was zu einer erhöhten Reibung geführt hat.<br />

Um generell die Reibungseffekte zu untersuchen, stellen wir einen Vergleich zwischen der<br />

Flugbahn nach dem Scheitelpunkt und einem freien Fall (Parabelflug) an:<br />

19


5 Auswertung<br />

Abbildung 7: Füllhöhe: 1,2 l bei 4 bar<br />

Vergleicht man die Flugkurve mit der Parabel, so stimmen beide bei niedrigen Geschwin-<br />

digkeiten, d.h. nahe des Scheitelpunkts, einigermaßen überein. Wird die leere Flasche<br />

durch den Fall schneller, so treten Reibungseffekte in den Vordergrund, sodass die Abwei-<br />

chung zum Parabelflug immer größer wird. Dies lässt vermuten, dass ein Reibungsterm<br />

(die Luftreibung) proportional zur Geschwindigkeit existiert. Ein weiterer konstanter<br />

Reibungsterm (Reibung an den Führungsleinen) ist mit dieser Abweichung vereinbar.<br />

Wir werten lediglich eine Messung ausführlich aus, da durch die Glättung viele Infor-<br />

mationen verloren gehen und dennoch durch große Schwankungen kein gut verwertbares<br />

Ergebnis erzielen kann, betrachten wir bei der Auswertung der Messreihen nur die Flug-<br />

bahn, sind uns jedoch bewusst, dass oben beschriebene Phänomene analog gelten.<br />

5.2 Auswertung der Messreihe mit variablem Druck<br />

Als erstes haben wir den Einfluss des Drucks betrachtet. Die Wasserfüllmenge in der<br />

Flasche wurde möglichst genau bei m = 1, 2l festgesetzt.<br />

20


5.2 Auswertung der Messreihe mit variablem Druck<br />

Aus den Daten, welche wir aus den einzelnen Frames der Filmsequenzen entnehmen,<br />

können wir nun Messreihen mit variablem Druck erstellen(Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Messreihe mit variablem Druck.<br />

Es wurden sieben Flüge mit Drücken im Bereich von p = (3, 4, 5, 6) bar ausgewertet.<br />

Was zunächst auffällt ist, dass die maximale Höhe des Fluges von dem Druck abhängt.<br />

Je höher der Druck gewählt ist, desto höher fliegt die Rakete.<br />

Das Maximum der Flughöhe ist bei Drücken p ≥ 4 bar ablesbar. In den anderen Versu-<br />

chen mit höheren Drücken erzielte die <strong>Wasserrakete</strong> eine so große Geschwindigkeit, dass<br />

sie in der Abbremsvorrichtung am Ende des Leitsystems stecken blieb. Dies beobach-<br />

teten wir insbesondere in der Messung der Flugkurve unter Verwendung eines Drucks<br />

von p = 6 bar. Bei den Messungen, in den der Druck ausreichend gering gewählt wurde,<br />

verläuft die Flugbahn nach Erreichen des Maximums gemäß der Erwartung abwärts.<br />

Die Messungen sind insgesamt innerhalb der systematischen Fehler wie in erster Li-<br />

nie eine ungenaue Füllhöhe, aber auch Reibung, Wind und anderer Faktoren, die un-<br />

21


5 Auswertung<br />

sere Messungen verfälschen, reproduzierbar. Dies zeigen zumindest die Messungen mit<br />

gleichem Druck, denn grob betrachtet divergieren die jeweiligen zueinander gehörenden<br />

Kurven erst ab dem Wendepunkt, da ab diesem Punkt lediglich Reibungseffekte eine<br />

Rolle spielen.<br />

Setzt man sich also das Ziel, eine <strong>Wasserrakete</strong> zu bauen, die eine möglichst hohe Reich-<br />

weite erlangt, so folgt aus diesen Messungen ganz klar:<br />

Je mehr Druck verwendet wird, desto mehr kinetische Energie bekommt die Rakete - und<br />

hat demnach eine höhere Reichweite. Dies beobachtet man insbesondere bei dem Flug<br />

mit p = 6 bar. Die Flugkurve befindet sich innerhalb unseres gesamten Messbereichs (das<br />

23 m lange Leitsystem) noch in der Beschleunigungsphase. Die Rakete erreicht hierbei<br />

eine geschätzte Geschwindigkeit von v ≈ 30 m,<br />

welche wir anhand der im Messbereich<br />

s<br />

liegenden Flugbahn bestimmen.<br />

5.3 Auswertung der Messreihe mit variabler Füllhöhe<br />

Mit dieser Messreihe wollen wir den Einfluss der Füllhöhe des Wassers innerhalb der Fla-<br />

sche auf die Flughöhe untersuchen. Daraus möchten wir nach Möglichkeit eine optimale<br />

Füllhöhe ermitteln, mit der die Rakete die größte Höhe bei gegebenem Druck erreichen<br />

würde.<br />

Dazu haben wir die Flasche mit unterschiedlichen Wassermengen befüllt und die daraus<br />

resultierenden Flugkurven wie oben beschrieben aufgenommen. Um aus den Füllhöhen<br />

schließlich auf die Menge des Wassers schließen zu können, die sich der Flasche befan-<br />

den, haben wir nach dem Montieren Markierungen auf die Flasche gezeichnet. Anhand<br />

dieser Markierungen konnten wir anschließend die Füllhöhe bestimmen und die Men-<br />

ge des Wassers durch Wiegen der bis zur Markierung gefüllten Flasche abzüglich ihres<br />

Leergewichts bestimmen.<br />

Die Versuchsreihe wurde jeweils mit 3 bar gestartet. Dieser Druck zeigte sich als geeignet,<br />

da er auch bei großen Füllmengen, also hohem Gewicht der Flasche, noch kleine, aber<br />

auswertbare Flugkurven erzeugte. Weiterhin prallte die Flasche bei Flügen mit weniger<br />

Wasser erst spät gegen das Ende der uns zur Verfügung stehenden Flugbahn.<br />

Die Flüge wurden dabei mit den Füllhöhen zwischen 0, 193 l und 1, 5 l durchgeführt.<br />

Dabei ergeben sich die folgenden Flugbahnen:<br />

22


5.3 Auswertung der Messreihe mit variabler Füllhöhe<br />

Abbildung 9: Messreihe mit unterschiedlichen Füllhöhen<br />

Man sieht an den Graphen der Messreihe, dass die Flüge in einem gewissen Rahmen<br />

reproduzierbar sind. Besonders bei sehr großen oder sehr kleinen Füllmengen ist die<br />

Übereinstimmung der Kurven für Flüge mit gleichen Füllhöhen in weiten Teilen gegeben.<br />

Abweichungen sind auch hier durch unterschiedliche Reibungen der Führungsröhrchen<br />

an den Leinen und andere äußere Einflüsse wie Wind etc. zu erklären.<br />

An der Messreihe mit einer Füllhöhe von 0, 522 l sieht man, dass der Flugverlauf in der<br />

oberen Hälfte der Flugbahn stark gedämpft verläuft. Dies ist dadurch zu erklären, dass<br />

die Führungsleinen während dieses Flugs nicht vollständig parallel ausgerichtet waren,<br />

sondern sich nach oben hin annäherten. Daraus resultierte eine höhere Reibung an den<br />

Leinen und dadurch die stark gekrümmte Flugbahn. Diese Messung ist daher für die<br />

Auswertung nicht mehr relevant und hier nur aufgeführt, um den Einfluss der Reibung<br />

noch einmal zu verdeutlichen.<br />

Davon abgesehen, ist erkennbar, dass bei Messungen mit einer großen Wassermenge die<br />

Flugbahn recht flach verläuft. Bei einer nahezu voll gefüllten Flasche (≈ 1, 5 l) beträgt<br />

die maximale Flughöhe nur knapp 1 l. Dies ist dadurch zu erklären, dass sich Wasser<br />

im Gegensatz zu Luft inkompressibel ist. Bringt man also mit dem Kompressor Druck<br />

23


5 Auswertung<br />

auf die volle Flasche, so wird die geringe Menge an Restluft innerhalb des Systems ent-<br />

sprechend komprimiert, nicht jedoch das Wasser. Da aber nur wenig Luft in der Flasche<br />

vorhanden ist, entweicht der Druck aus der Flasche schnell, ohne dabei große Mengen an<br />

Wasser auszustoßen. Dadurch wird nur wenig Rückstoß erzeugt und die Flasche steigt<br />

nur minimal.<br />

Startet man die Rakete mit einer geringeren Wassermenge, so ist innerhalb der Rakete<br />

mehr Luft, die komprimiert werden und dadurch beim Expandieren wiederum Wasser<br />

aus der Flasche drücken kann. Dadurch erhöht sich die Energie, die durch das Aufbauen<br />

des Drucks in der Luft gespeichert wird und damit auch die Steighöhe, die mit der ge-<br />

speicherten Energie überwunden werden kann. So ist zu erklären, dass die Graphen für<br />

Füllmengen von 1, 45 l und 1, 01 l ihr Maximum deutlich höher haben, teilweise sogar<br />

außerhalb des von uns messbaren Bereichs.<br />

Füllt man noch weniger Wasser in die Flasche, so wird das Maximum ihrer Flugkurve<br />

ab einer gewissen Füllmenge nicht weiter steigen, sondern eher sinken. Dies liegt daran,<br />

dass die Rakete schon zu früh keinen Treibstoff mehr hat und der Druck sich durch<br />

Ausstoß von Luft entlädt, welche aufgrund der geringen Masse keinen großen Rückstoß<br />

erzielt.<br />

Als Optimum ist daher ein Kompromiss zu finden, sodass die Rakete relativ wenig Was-<br />

ser beinhaltet, um sie möglichst leicht zu halten und mit dem gegebenen Rückstoß eine<br />

möglichst große Beschleunigung erfährt, und ausreichend viel Wasser, um lange genug<br />

Wasser in der Rakete zu haben, welches ausgestoßen werden kann und damit für Antrieb<br />

sorgt.<br />

Innerhalb der von uns durchgeführten Messungen zeigt sich eine Füllmenge von 0, 76 l<br />

Wasser in der Flasche als die Messung mit der größten Flughöhe. Zwar hat die Messung<br />

mit 0, 193 l Wasser einen steileren Anstieg, allerdings ist am Ende der Kurven bereits eine<br />

Abflachung zu erkennen, welche darauf schließen lässt, dass die Flasche schon dort durch<br />

Gravitation und Reibung stärker gebremst wird, als dies bei Messungen mit 0, 5762 l<br />

Wasser der Fall ist. Es ist also zu erwarten, dass die Flasche mit größerer Füllmenge<br />

höher fliegen wird, da ihre Geschwindigkeit am Ende unserer Messstrecke noch größer<br />

ist.<br />

Innerhalb der von uns durchgeführten Messreihen mit einem Druck von 3 bar erweist<br />

sich also ein Verhältnis von ungefähr 1:1 als optimal. Es ist jedoch unsicher, ob sich bei<br />

einer korrekt durchgeführten Messung mit einer Wassermenge von ca. 0, 5 l nicht eine<br />

größere Flughöhe hätte erreichen lassen, was das Verhältnis einer optimalen Füllung auf<br />

24


2:1 verändern würde.<br />

5.3 Auswertung der Messreihe mit variabler Füllhöhe<br />

Dabei ist generell zu sagen, dass eine Bestimmung der optimalen Füllhöhe eine Messrei-<br />

he mit weitaus kleineren Schritten bei der Variation der Füllhöhe erfordern würde, was<br />

uns aus Zeitgründen nicht möglich war. Ebenso können wir aus der von uns durchge-<br />

führten Messreihen nicht aussagen, ob das optimale Verhältnis eine Abhängigkeit vom<br />

verwendeten Druck aufweist, was uns nicht unwahrscheinlich erscheint.<br />

25


6 Simulation<br />

6 Simulation<br />

Abschließend haben wir zusätzlich eine Simulation für die Flugbahn der Rakete ge-<br />

schrieben. Ziel dieser Simulation ist eine möglichst exakte Vorhersage der Flugbahn bei<br />

verschiedenen Raketenkonfigurationen.<br />

6.1 Theoretische Berechnung<br />

Die Simulation erfolgte in kleinen Schritten der Zeit δt, welche normalerweise auf 0,01<br />

s gesetzt wurde. Danach wird folgender Ablauf solange wiederholt, bis die Rakete eine<br />

negative Höhe hat und somit wieder am Boden angekommen ist. Somit erhält man eine<br />

numerische Simulation des Flugs der Rakete. Hierbei werden der Luftwiderstand, die<br />

Wassermenge und der innen Druck der Flasche berücksichtig. Nicht berücksichtigt wird<br />

die Reibung am Draht, da die Flasche nach jedem Flug neu befestigt wird und dieser<br />

Faktor dadurch zu zufällig wird. Hier nun eine Beschreibung des Ablaufs der Simulation.<br />

26<br />

1. Ausgestoßenes Wasservolumen mit Hilfe des Gesetzes von Hagen-Poiseuille berech-<br />

nen<br />

dV (p)<br />

dt<br />

= pπ( dR<br />

2 )4<br />

8ηlR<br />

Hierbei sind dR und lR der Durchmesser bzw. die Länge der Düse und η die Vis-<br />

kosität von Wasser (ηH2O(20 ◦ C) ≈ 1 mPa s ).<br />

2. Höhe der ausgestoßenen Wassersäule berechnen<br />

3. Ausstoßgeschwindigkeit berechnen<br />

hW =<br />

V (p)<br />

πd 2 R<br />

4<br />

v = hW<br />

δt<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)


4. Ausgestoßene Masse berechnen<br />

6.1 Theoretische Berechnung<br />

m = V ρ (4)<br />

5. Masse des Wassers in der Flasche um die ausgestoßene Masse verringern<br />

6. Impuls des ausgestoßenen Wassers berechnen<br />

7. Impulserhaltung anwenden<br />

pW = mv (5)<br />

vsys = pW<br />

msys<br />

8. Gravitation berücksichtigen und geänderte Geschwindigkeit berechnen<br />

9. Luftwiderstand berücksichtigen und subtrhieren<br />

(6)<br />

vsys = vsys − 9, 81 m<br />

δt (7)<br />

s2 vsys = vsys − ρLuftv 2 sysAcw<br />

msys<br />

δt (8)<br />

Hierbei ist A die Grundfläche der Flasche und cw der cW -Wert der Flasche. 1<br />

10. Neue Höhe bestimmen<br />

1 Hierzu mehr im Kapitel zur Abweichung<br />

h = vsysδt (9)<br />

27


6 Simulation<br />

6.2 Simulation<br />

6.3 Quelltext und Erklärung<br />

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Teile des Programmquelltextes besprochen<br />

und erklärt 2 . Triviale Abschnitte, so z.B. Ausgabeanweisungen, werden ausgelassen.<br />

Das ausgestoßene Wasservolumen wird über die selbstdefinierte Methode "flow" berech-<br />

net<br />

double flow ( double pressure , double pipe_diam , double pipe_length ){<br />

double r e s u l t = ( p r e s s u r e ∗PI∗pipe_diam∗pipe_diam∗pipe_diam∗pipe_diam )<br />

return r e s u l t ;<br />

}<br />

/(8 ∗ pipe_length )∗ eta ;<br />

Somit erfolgen die Schritte 1-3 des Ablauf mit folgendem Code:<br />

i f ( massofwater > 0 ){<br />

} else {<br />

}<br />

vol_exa = flow ( i n n e r p r e s s u r e , pipe_diameter , pipe_length )<br />

∗ time_slot ∗ rho ;<br />

height_exa = vol_exa /<br />

( PI ∗( pipe_diameter ∗ pipe_diameter ) / 4 ) ;<br />

velo_exa = height_exa / time_slot ;<br />

velo_exa= 0 ;<br />

Die Bedingung ist erforderlich, da nur solange Wasser ausgestoßen werden kann, wie<br />

auch Wasser in der Flasche ist. Danach folgen die Schritte 4-6, die wieder eine Bedingung<br />

erfordern, welche die Ausführung unterbindet, wenn kein Wasser mehr vorhanden ist.<br />

// c o n s e r v a t i o n o f momentum #1<br />

mass_exa = vol_exa ∗ rho ;<br />

2 Der gesamte Quelltext befindet im Anhang<br />

28


massofwater −= mass_exa ;<br />

mom_exa = velo_exa ∗ mass_exa ;<br />

// r e c a l c u l a t e mass<br />

i f ( massofwater > 0 ) {<br />

} else {<br />

}<br />

mass_system = massofwater+mass_bottle ;<br />

mass_system = mass_bottle ;<br />

6.3 Quelltext und Erklärung<br />

Der letzte wichtige Schritt in der Simulation ist die Anwendung der Impulserhaltung<br />

auf das gesamte System, dessen Masse in der Bedingung des letzten Anweisungsblocks<br />

folgt. Außerdem bricht der Programm ab sobald die Höhe kleiner als -1 ist. Dies ist<br />

erforderlich, da die Schleife, in der das Programm läuft, keine Abbruchbedingungen hat<br />

( for(;;) ).<br />

// c o n s e r v a t i o n o f momentum #2<br />

velo_system += (mom_exa /mass_system ) ;<br />

// g r a v i t a i o n<br />

velo_system += −9.81 ∗ time_slot ;<br />

// aerodynamic drag<br />

velo_system += −((0.5∗ rho_air ∗ velo_system ∗ velo_system<br />

∗area_cap∗ c f )/ mass_system )∗ time_slot ;<br />

// add the new h e i g h t<br />

height += velo_system ∗ time_slot ;<br />

// r e c a l c p r e s s u r e<br />

i n n e r p r e s s u r e −= i n n e r p r e s s u r e ∗<br />

( volume_bottle /( volume_bottle + ( massofwater ∗ 0 , 0 0 1 ) ) ) ;<br />

// break i f we ’ re s t u c k in the ground<br />

i f ( height < −1 ) {<br />

}<br />

break ;<br />

Die hierauf folgenden Anweisungen beinhalten nur noch Ausgaben und Aufräumen und<br />

werden deshalb hier nicht mehr aufgeführt.<br />

29


6 Simulation<br />

6.4 Flugkurve<br />

Abbildung 10: Optimierte Flasche<br />

Phase 1 ist die Beschleunigungsphase in der das Wasseraustritt, wie auch bei der realen<br />

Falsche. Hierbei geibt es nur teilweise eine Abweichung in der die Simulation langsamer<br />

beschleunigt, als die reale Flasche. Mehr hierzu in Kapitel zur Abweichung.<br />

Phase 2 ist die Flugphase in der die Flasche nicht mehr beschleunigt und durch die<br />

Gravitation gebremst wird.<br />

Phase 3 ist der freie Fall. Bei der simulierten Flasche wird im freien Fall nur der Luftwi-<br />

derstand berücksichtigt, nicht aber die Reibung am Draht. Daher auch die Abweichungen<br />

in der Fallzeit.<br />

6.5 Optimierung<br />

Da die Simulation mit den gemessenen Werten extreme Abweichungen hatte haben wir<br />

die Länge der Austrittsröhre in unserer Simulation von 0,02265 m auf 0,008 m optimiert.<br />

Folgender Plot zeigt die Verbesserung mit den neuen Werten.<br />

30


Abbildung 11: Optimierte Flasche<br />

6.6 Ergebnisse & Auswertung<br />

Durch diese Optimierung war es uns möglich die Simulation besser an die Bedingungen<br />

der Messreihen anzupassen. Wie man sieht sind die Abweichungen in der Startphase und<br />

in der Höhe geringer als mit den gemessenen Werten.<br />

6.6 Ergebnisse & Auswertung<br />

Aufgrund der großen Menge an Daten (ca. 500 Datenpaare pro Simulationsreihe), die die<br />

Simulation erzeugt, sind in diesem Abschnitt keine Ausgaben eingefügt, sondern diese<br />

im Anhang beigelegt.<br />

Als Ersatz für die Ausgaben sind Plots der Simulationen mit den Messdaten der Flüge<br />

eingefügt.<br />

31


6 Simulation<br />

32<br />

Abbildung 12: 4 Bar<br />

Abbildung 13: 5 Bar


Abbildung 14: 6 Bar<br />

6.6 Ergebnisse & Auswertung<br />

Deutlich zu erkennen ist, dass die Werte der Simulation erst unterhalb der Messdaten<br />

liegen und dann oberhalb.<br />

6.6.1 Abweichung unterhalb<br />

Diese Abweichungen können durch unsere Simulation nicht erklärt werden. Da die Strö-<br />

mung beim Austritt nicht laminar ist und somit Hagen-Poiseuille nicht mehr gültig ist,<br />

sollten die Messwerte unterhalb der Simulation liegen und nicht oberhalb.<br />

6.6.2 Abweichung oberhalb<br />

Die Abweichung oberhalb der Messdaten kann durch die Reibung an den Seilen und<br />

die nicht ideal parallele Ausrichtung dieser erklärt werden. Diese Reibung wird in der<br />

Simulation nicht berücksichtigt. Es wäre zwar prinzipel möglich einen Reibungsfaktor<br />

in die Simulation einzubauen, da aber die Flasche vor jedem Flug neu an den Seilen<br />

33


6 Simulation<br />

befestigt wird kann dieser nicht mit einem einfachen freien Fall bestimmt werden. Des<br />

weiteren ist der cW -Wert der Flasche eine Näherung, die auf einer Scheibe basiert und<br />

nicht auf einem flaschenförmigen Körper. Dies erklärt teilweise auch, dass die Simulation<br />

eine größere Steigung hat als die eigentliche Messung. Auch nach einigen Modifikationen<br />

des cW -Werts war es nicht möglich, eine bessere Übereinstimmung zu erzeugen.<br />

6.7 Fazit<br />

Eine Beschreibung der Flüge der Rakete ist mit unserer Simulation qualitativ möglich,<br />

jedoch gibt es noch einige Effekte die in der Simulation nicht berücksichtig werden und<br />

werden können. So zum Beispiel: Wind, Befestigung an den Seilen, cW -Wert der Flasche,<br />

. . .<br />

34


7 Zusammenfassung<br />

Der Bau der <strong>Wasserrakete</strong> verlief insgesamt erfolgreich, sodass wir früh erfolgreiche Test-<br />

flüge starten konnten. Anschließend haben wir verschiedene Messungen der Raketenflug-<br />

bahn bei verschiedenen Drücken und Befüllungen durchgeführt. Diese waren hinreichend<br />

gut reproduzierbar und entsprachen unseren Erwartungen. Exemplarisch wurde die Ge-<br />

schwindigkeit und die Beschleunigung der Rakete durch Ableiten der Flugbahn ermittelt.<br />

Die Messung der Geschwindigkeit lieferte eine akzeptable Kurve, wohingegen die Be-<br />

schleunigung aufgrund von Messfehlern bei Aufnahme der Flugbahn völlig unbrauchbar<br />

war. Diese Messfehler kamen durch verschiedene Reibungseffekte sowie durch Messfehler<br />

bei der Raketenbefüllung zustande.<br />

Abschließend haben wir unsere Messungen mit der Simulation verglichen. Ähnlichkeiten<br />

der Flugkurven waren hierbei deutlich zu erkennen, dennoch wichen die Messungen z.T.<br />

stark von den simulierten Werten ab.<br />

Zusammenfassend ist der Versuch aber dennoch recht erfolgreich verlaufen. Leider wur-<br />

den eventuell zu wenig Untersuchungen an der Rakete durchgeführt. Beispielsweise hät-<br />

te man die Ausflussgeschwindigkeit des Wassers sowie die Reibungskräfte (Luftreibung,<br />

Reibung an Führungsleinen) experimentell genauer untersuchen können. Dies hätte es<br />

ermöglicht die Simulation entsprechend anzupassen und zu verbessern. Zudem hätten<br />

die Reibungskräfte an den Leinen konstanter gehalten werden können. Hierzu hätte man<br />

einen an den Führungsleinen fest angebrachten Schlitten konstruieren können, in dem<br />

die Raketen nach jedem Flug wieder einsteckt werden kann. Dies hätte verschieden star-<br />

ke Reibungen vermieden. Ebenso wäre ein präziseres Manometer zur Druckmessung in<br />

der Flasche sowie eine Möglichkeit die Wasserfüllmenge genauer zu bestimmen sinnvoll.<br />

Zusätzlich wäre es sinnvoll die Führungsleinen an ein höheres Gebäude zu spannen. Da-<br />

durch könnten auch Flüge mit Raketenkonfigurationen gemessen werden, die die Rakete<br />

eine größere Höhe als 23 m erreichen lassen, vollständig gemessen werden.<br />

35

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