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Einleitung Seite 1 von 70<br />
1 Einleitung<br />
Schweißverbindungen weisen allgemein eine wesentlich niedrigere Schwingfestigkeit im Vergleich<br />
zum jeweiligen Grundwerkstoff auf [1]–[4]. Ursache hierfür ist u.a. die durch die Schweißnahtgeometrie<br />
bedingte Kerbwirkung. Darüber hinaus reduzieren aber auch der sich in der Schweißnahtzone<br />
ändernde Werkstoff- bzw. Gefügezustand (metallurgische Kerbwirkung) und vorliegende Zugeigenspannungen<br />
am anrisskritischen Ort die Schwingbeanspruchbarkeit von Schweißverbindungen.<br />
In den letzten Jahrzehnten erfolgte die Entwicklung eine Vielzahl von mechanischen und thermischen<br />
Schweißnahtnachbehandlungsverfahren zur Reduktion der Kerbwirkung in Schweißverbindungen<br />
aus Stahl und Aluminium. Bei diesen Verfahren wird entweder das Schweißnahtprofil zur Reduzierung<br />
der Kerbspannungen verbessert, das Schweißeigenspannungsfeld vorteilhaft modifiziert oder<br />
eine Verfestigung der Randschicht durchgeführt [5]. Vor allem Verfahren der mechanischen Oberflächenbehandlung<br />
haben sich mit Erfolg als robuste Prozesse der Nahtnachbehandlungen bewährt wie<br />
z.B. Hämmerverfahren oder das Kugelstrahlen.<br />
In den letzten Jahren hat das Hämmern mit hoher Frequenz (High Frequency Mechanical Impact bzw.<br />
HFMI-Verfahren) große praktische Bedeutung erlangt. Dabei schlägt ein gehärteter zylindrischer Stift<br />
mit runder Spitze mit hoher Geschwindigkeit bzw. Frequenz (> 90Hz) auf das Werkstück ein,<br />
wodurch die Nahtkerbe geometrisch verändert und die Oberfläche verfestigt wird sowie hohe<br />
Druckeigenspannungen induziert und Randschichtverfestigungen erreicht werden. Die Wirksamkeit<br />
des hochfrequenten Hämmerns zur Steigerung der Lebensdauer bzw. Ermüdungsfestigkeit von<br />
Schweißverbindungen und deren Anwendbarkeit ist inzwischen durch zahlreiche Untersuchungen<br />
belegt worden (u.a. in [6]–[12]). Das gilt auch für die Reproduzierbarkeit dieser Nachbehandlungen<br />
und wird u.a. durch die Aufnahme dieser Nachbehandlungsverfahren in die international anerkannten<br />
IIW-Empfehlungen zur ermüdungsfesten Auslegung von Schweißverbindungen [1] und durch die<br />
Herausgabe der speziellen IIW-Richtlinie zum Einsatz von Nachbehandlungsverfahren für die<br />
Schwingfestigkeitserhöhung von Schweißkonstruktionen belegt [13]. Die Schwingfestigkeitserhöhung<br />
durch Beschleifen von Nahtübergängen ist Bestandteil von Eurocode 3 und 9 [4], [14] sowie<br />
der FKM-Richtlinie [3].<br />
Grundsätzlich ist zur Notwendigkeit der Nachbehandlung von Schweißnähten festzustellen, dass einerseits<br />
Schweißverbindungen häufig nur in bestimmten Bereichen entlang der Naht hochbeansprucht<br />
sind. Andererseits erlauben die konstruktiven Randbedingungen (u.a. eingeschränkter Bauraum<br />
z.B. im Fahrzeugbau) eine Verlagerung der Schweißnähte in geringer beanspruchte Konstruktionsbereiche<br />
nur mit sehr hohem Aufwand bzw. Kosten oder dies ist sogar komplett ausgeschlossen.<br />
Das betrifft u.a. geschweißte Konstruktionen des Maschinenbaus und Fahrzeugbaus, wo aus funktionellen<br />
Gründen Schweißverbindungen in hochbeanspruchten Bereichen nicht vermieden werden<br />
können, wie z.B. der Anschluss von Antriebs- und Bremssystemen an Fahrgestellrahmen. Durch die<br />
effektive Nachbehandlung von Schweißnähten lassen sich in solchen Fällen nicht nur konstruktive<br />
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