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Kulturfenster Nr. 05|2021 - Oktober 2021

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>. 5<br />

OKT.<br />

<strong>2021</strong><br />

Sommerprogramm <strong>2021</strong> – Ein positives Signal<br />

Identitätsstiftende Orte schaffen<br />

Geschichte der Blasmusik 1918-1948<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift


vorausgeschickt<br />

Wichtige Zeichen und<br />

positive Signale<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

auch wenn es zu Beginn des heurigen Jahres<br />

immer noch schwierig war, konkret zu planen,<br />

so war es dem Südtiroler Chorverband<br />

und dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) sehr wichtig, die Schulungsangebote<br />

im allgemeinen und die Sommerangebote<br />

für die Jugend im besonderen nicht wieder<br />

– wie schon im Vorjahr – ausfallen zu lassen.<br />

Während der Chorverband sein Schulungsprogramm<br />

in reduzierter Form bzw. mit weniger<br />

Teilnehmer*innen durchgeführt hat,<br />

hat der VSM anstelle eigener Angebote die<br />

Projekte vor Ort gefördert und die Jugendkapellen<br />

unterstützt. In mehreren Beiträgen<br />

wird über diese erfolgreichen Initiativen<br />

berichtet und damit auch ein „positives Signal“<br />

gesendet als Zeichen der Hoffnung,<br />

„dass die Normalität wieder zurückkehren<br />

wird und die Menschen den Neustart des<br />

Musiklebens erleben“, wie es der Obmann<br />

des Chorverbandes, Erich Deltedesco, so<br />

treffend formulierte.<br />

Wichtige Zeichen setzt auch der Heimatpflegeverband<br />

mit seinem heurigen<br />

Schwerpunktthema zur „Baukultur“.<br />

Er blickt auf seine gemeinsame Tagung<br />

mit der Architekturstiftung Südtirol zurück,<br />

die mit kritischem Auge Antworten<br />

auf die Frage nach „identitätsstiftenden<br />

Orten“ erörtert hat. Auch werden<br />

mit Argusaugen die Prunkbauten der Hotelarchitektur<br />

beleuchtet und die „Eventisierung“<br />

der Landschaft beobachtet.<br />

Der Schutz der Kulturgüter, ein Interreg-<br />

Projekt zur Erhaltung einzigartiger Ortskerne,<br />

ein Porträt der Klöppel-Handwerkskunst<br />

in Prettau sowie die Fortsetzung der<br />

Serien über die Flurnamen aus der Agrargeschichte<br />

und die Dinge des Alltags ergänzen<br />

die einschlägigen Rubriken.<br />

Ein weiteres Zeichen setzt der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen mit dem mittlerweile<br />

abgeschlossenen mehrjährigen Forschungsprojekt<br />

zur Geschichte der Südtiroler<br />

Blasmusik von 1918 bis 1948. Auf<br />

Initiative der damaligen Kulturlandesrätin<br />

Sabina Kasslatter-Mur und in Zusammenarbeit<br />

mit dem Südtiroler Landesarchiv gewährt<br />

das kürzlich erschienene Buch „In<br />

Treue fest durch die Systeme“ teils auch<br />

neue Einblicke in diese bislang – oft auch<br />

bewusst – ausgeklammerte Zeit, wie dies<br />

der Historiker Hubert Mock im Hauptthema<br />

der Blasmusikseiten darlegt.<br />

Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />

denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren, bereichsspezifische<br />

Themen aufarbeiten und auch die<br />

Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />

den Fokus stellen. Ich wünsche Ihnen dazu<br />

wiederum eine unterhaltsame, aber auch<br />

informative Lektüre und einen aufschlussreichen<br />

Blick durch unser „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

Singen ist die eigentliche<br />

Muttersprache des Menschen.<br />

„<br />

Sir Yehudi Menuhin<br />

(1916–1999)<br />

„ „<br />

Markante historische Gebäude in unseren<br />

Orten sollen als wertvoller Teil unserer<br />

Geschichte wahrgenommen werden, im<br />

Sinne eines sichtbaren Erinnerns.<br />

„<br />

Günter Dippold (1961)<br />

Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit.<br />

Aber ihr macht euch schuldig, wenn<br />

ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.<br />

„<br />

„<br />

Esther Bejarano<br />

Holocaust-Überlebende<br />

(1924–<strong>2021</strong>)<br />

KulturFenster<br />

2 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Chorwesen<br />

Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche........................... 4<br />

Chor- und Stimmbildungsawoche in Burgeis............................... 8<br />

Chorleiter*innen-Seminar in Dietenheim..................................... 9<br />

Jugendchor Österreich singt „Songs for Future“ ....................... 10<br />

Endlich wieder Musical-Fever!.................................................. 12<br />

Schulungen als Zeichen der Zuversicht .................................... 13<br />

Jugendchor Voci.ssimo ............................................................ 14<br />

Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze ............... 16<br />

„Mitanond singen“................................................................... 18<br />

Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre ....................... 19<br />

60 Jahre Männerchor Percha................................................... 20<br />

30 Jahre Chorgesang „VocalArt“ feiert Geburtstag .................... 22<br />

Verabschiedung von Pater Meinrad und<br />

Ehrungen in Ratschings ........................................................... 23<br />

Heimatpege<br />

Identitätsstiftende Orte schaffen – Tagung des<br />

Heimatpflegeverbandes und der Architekturstiftung Südtirol ..... 24<br />

„Les Viles“ – Einzigartige Kulturschätze im Gadertal.................. 26<br />

Hotel-Architektur als Weltanschauungssymbol ......................... 27<br />

Kulturgüterschutz: „Es geht auch um Emotionen“ .................... 28<br />

Die Einzigartigkeit eines Ortes erhalten ..................................... 29<br />

Hotelprojekte: „Politik muss klare Kante zeigen“....................... 30<br />

Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal ................................ 31<br />

Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes.... 32<br />

Streuobstwiesen als Teil der Kulturlandschaft............................ 33<br />

Die gute alte Harass – So kam die Obststeige nach Südtirol ...... 34<br />

Moas, Umas, Ronach und Gerüne<br />

Flurnamen aus der Agrargeschichte, Teil 4 – Rodungsnamen..... 36<br />

Dinge des Alltags: Das Grabkreuz............................................. 37<br />

Ein lebenswertes Straßendorf – Ortsbegehung in Mauls ............ 38<br />

Ortsbild soll erhalten werden – Rundgang durch Stilfes............. 39<br />

Votivtafel restauriert.................................................................. 40<br />

Lieder und Mundartgedichte .................................................... 40<br />

Neue Gedenkplatte auf Cima d’Oro .......................................... 41<br />

Großer Einsatz für Gottes Lohn<br />

Im Gedenken an Heimatpfleger Adolf Bernhart......................... 42<br />

Klöppelspitzen aus Meister(innen)hand<br />

Paula Innerbichler aus Prettau im Porträt ................................. 43<br />

Blasmusik<br />

In Treue fest durch die Systeme<br />

Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948 ..................... 44<br />

Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen...... 48<br />

50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972–2022.................................. 49<br />

15. Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />

Ein gut angenommenes Angebot.............................................. 50<br />

VSM untersützt musikalische Jugend Südtirols ......................... 51<br />

Es war einmal … eine Musikkapelle ......................................... 52<br />

Konzertwertung in Toblach abgesagt!........................................ 52<br />

Umfrage: Marschieren – alles Show? ........................................ 53<br />

Marschiershow der MK Latzfons............................................... 58<br />

Herzliche Gratulation zum runden Geburtstag .......................... 59<br />

Mit Musik durch die Schulzeit – Bläserklasse Toblach............... 60<br />

Jugendsommer trotz Corona .................................................... 62<br />

Jugend rockt für den guten Zweck<br />

Rückblick auf das „Sondna Soundfestival“ ............................... 64<br />

10 Jahre Jungbläsertage St. Johann......................................... 65<br />

MK Völs am Schlern beim<br />

ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb..................................... 66<br />

24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen ........................................... 66<br />

63. ÖBV-Kongress in Kärnten................................................... 67<br />

Der Komponist Rupert Hechensteiner im Porträt ...................... 68<br />

Tiroler Verdienstmedaille für<br />

Elmar Windegger und Johann Prader ....................................... 70<br />

In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ......................................... 71<br />

„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album................................ 72<br />

Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal............................... 73<br />

Digitalisierung der Blasmusik<br />

Online-Seminare statt Proberaum............................................. 74<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen............................. 75<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, <strong>Oktober</strong> und<br />

Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Sommerprogramm <strong>2021</strong><br />

Der Südtiroler Chorverband hat bereits am Anfang des Jahres<br />

beschlossen, alle Sommerkurse soweit wie möglich abzuhalten.<br />

Im Nachhinein war das eine gute Entscheidung. Die Erfahrung<br />

dieses Sommers lässt sich in einem Satz zusammenfassen:<br />

Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber dafür hochmotiviert.<br />

KulturFenster<br />

4 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Viel Spaß und viele<br />

Herausforderungen<br />

Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche<br />

Hubert von Goisern, die Beatles, aber auch<br />

Linkin Park, Adele oder die Toten Hosen…<br />

Lieder wie diese erklingen heute in so manchem<br />

Konzert. Die Zeiten, in denen man<br />

eher skeptisch auf Chöre geblickt hat, die<br />

Pop- bzw. Rock-Lieder singen, sind wohl<br />

längst vorbei. Inzwischen gibt es im deutschen<br />

Sprachraum sogar viele Chöre, die<br />

sich auf diese „moderne“ Richtung spezialisiert<br />

haben. Was ist zu beachten, wenn man<br />

Popmusik im Chor richtig umsetzen will?<br />

Die Ursprünge aller Chormusik, die man<br />

im weiteren Sinn als Popmusik zusammenfassen<br />

kann, liegen in der afroamerikanischen<br />

Volksmusik, besser bekannt<br />

als Blues. Die kennzeichnenden Merkmale<br />

afro-amerikanischer Musik sind die<br />

musikalischen Parameter von Rhythmus<br />

und Klangfarbe. Sie werden stärker betont<br />

als in der westeuropäischen Musik,<br />

die Melodie und Harmonie in den Vordergrund<br />

stellt. „Die Stimme wird vom Klang<br />

her anders eingesetzt als im klassischen<br />

Chorgesang“, erklärt Prof. Anne Kohler<br />

von der Hochschule für Musik in Detmold.<br />

„Die Bässe imitieren Vocalpercussion,<br />

die Mittelstimmen den klanglichen<br />

Background und die Melodie fi ndet sich<br />

abwechselnd bei Sopran, Alt oder Tenor“.<br />

Popmusik im Chor verlangt also einen<br />

etwas anderen Zugang: Das weiß auch<br />

Schulmusiker und Chorleiter Christoph<br />

Gerl. Mit seinem Popchor Cantaloop gewann<br />

er 2016 den ersten Preis beim Deutschen<br />

Chorfest. Sein Wissen über die<br />

Chorarbeit gibt er unter anderem in seinen<br />

Workshops als Dozent weiter. Seiner<br />

Meinung nach sind bei der Leitung eines<br />

Popchors einige Dinge besonders zu beachten,<br />

andere sind gleich wie bei jedem<br />

Chor: „Wie bei jedem Chor ist auch bei<br />

Popchören das Einsingen sehr wichtig.“<br />

Christoph Gerl setzt dabei auf Übungen,<br />

die den Körper aktivieren und die Fantasie<br />

anregen. Seine Sänger*innen seien<br />

zum Beispiel Zauberer, Könige von Eisland<br />

oder Superman und Superwoman.<br />

„Beim Warm-up können Sie Ihre Chormitglieder<br />

in die unterschiedlichsten Rollen<br />

schlüpfen lassen. Wichtig dabei ist, dass<br />

Sie den ganzen Körper miteinbeziehen.“<br />

Eine genaue Anleitung zu den Übungen,<br />

die Gerl vorschlägt, fi ndet man im Buch<br />

„Crashkurs Singen“.<br />

Den richtigen „Groove“<br />

nden<br />

Bei der Popmusik im Chor ist der berühmte<br />

„Groove“ das Um und Auf. Oft können<br />

Lieder erst mit dem richtigen Groove ihre<br />

volle Wirkung entfalten. Doch wie schafft<br />

man es, dass die vielen Sänger*innen in<br />

einem Chor dabei auf einer Wellenlänge<br />

KulturFenster<br />

5 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />

5


hinausgeblickt<br />

sind? Gerl hat einen Tipp: „Damit sich<br />

meine Sänger*innen klanglich und rhythmisch<br />

‚vernetzen‘, arbeite ich bei meinem<br />

Chor gerne mit unterschiedlichen Aufstellungen.<br />

Wir singen mit geschlossenen<br />

Augen oder Rücken an Rücken und wir<br />

spiegeln einzelne Stimmfarben und Phrasierungen.<br />

Alles, was dazu beiträgt, das<br />

Ohr zu öffnen und die eigenen Antennen<br />

weit auszustrecken, hilft.“ Christoph Gerl<br />

empfiehlt, mit gezielten Übungen Grundpuls<br />

und Rhythmus im Körper zu verinnerlichen,<br />

etwa mit „A Cappella Grooving<br />

1“. Damit könne man die Vocal Grooves<br />

der einzelnen Stimmen sowie die Songmelodie<br />

erarbeiten, sodass Körperbewegung,<br />

Rhythmus und Melodie eine Einheit<br />

bilden. Den Körper zu aktiveren, spielt<br />

aber nicht nur bei den Einsingübungen<br />

eine Rolle. „Wenn Sie einen Song mit einer<br />

Choreografie begleiten, können Sängerinnen<br />

und Sänger spüren, dass sie<br />

das gesungene Wort nicht nur gebärdendolmetschen,<br />

sondern durch ihren<br />

Körper dem Stück eine zusätzliche Aussage<br />

geben“, erklärt der Chorleiter. Wenn<br />

das der Fall ist, hätten alle ganz schnell<br />

Lust auf choreografische Elemente und<br />

diese könnten mitunter ganz klein sein,<br />

meint Gerl: „Ein gezielter und gerichteter<br />

Blick oder ein Absenken des Kopfes<br />

von allen in der Gruppe zur gleichen Zeit<br />

kann enorm wirkungsvoll sein! Ich mag<br />

Dinge, die nicht aufdringlich sind und einen<br />

Mehrwert in sich tragen, indem sie<br />

dem gesungenen Wort eine weitere Bedeutung<br />

verleihen.“<br />

Die Bedeutung des Gefühls für den richtigen<br />

Groove betont auch Chorleiterin<br />

Tabea Raidt: „Der Rhythmus des Stücks<br />

sollte am Körper der Chorleiterin und der<br />

Chormitglieder zu sehen sein und die<br />

Chorleiterin sollte nach den ersten Takten<br />

auch nicht mehr dirigieren.“ Bei der<br />

Chorleitung sollten nicht nur die Viertel<br />

zu sehen sein wie im klassischen Dirigat.<br />

Popchorleitung hat mehr Körpereinsatz,<br />

auch Achtel und Sechzehntel sollten in<br />

Armen und Körper zu sehen sein. „Wichtig<br />

ist, dass der Chor den Groove spürt!“<br />

Poplieder sind reich an<br />

Harmonien<br />

Um die Qualität der Chorpopmusik zu garantieren,<br />

muss der Popchor vor allem<br />

an der Intonation und Dynamik arbeiten.<br />

Hier bestehe oft die Gefahr, dass einige<br />

Sänger*innen zum Beispiel bei der Aufführung<br />

in die Rufstimme fallen, andere<br />

hingegen nicht – „das klingt dann gruselig“.<br />

An der Intonation müsse daher besonders<br />

bewusst gearbeitet werden, etwa<br />

indem man immer wieder ohne Klavierbegleitung<br />

probt um sicherzustellen, dass<br />

die Intonation von den Stimmen getragen<br />

wird. Besonders schade findet die Expertin,<br />

dass viele Poplieder in vereinfachter<br />

Form gesungen werden: „Popmusik lebt<br />

von reichen Harmonien, also Vier-Klängen<br />

statt Drei-Klängen, Akkorde mit Septimen,<br />

Nonen und weitere Ergänzungen.“<br />

Erweiterte Harmonien seien ein wesentliches<br />

Merkmal der Popchormusik und<br />

es sei schade, wenn auf sie verzichtet<br />

wird. Hier brauche es gezielte Übungen,<br />

um diese Klänge nicht nur passiv im Radio<br />

zu hören, sondern auch selbstbewusst<br />

zu singen. Eine weitere Herausforderung<br />

sei auch die Dynamik: „Poplieder<br />

sind nicht per se laut!“ Der Wechsel von<br />

einer leisen Passage mit neutraler Stimmfärbung<br />

in eine laute Passage ist schwierig<br />

und muss gezielt geübt werden. Dasselbe<br />

gelte für die Ausspracheregeln bei<br />

Popliedern, die sich von den klassischen<br />

unterscheiden.<br />

Bestimmte Aspekte des Popchors könne<br />

man auch in den Schulalltag integrieren,<br />

sagt Gerl. Wichtig sei jedoch, den<br />

Ansprüchen der Kinder gerecht zu werden.<br />

Diese hätten oft mehr Lust am Ausdruck,<br />

an der Bewegung und Intensität<br />

als an der Perfektion: „Jedes Alter und<br />

Niveau hat unterschiedliche Ansprüche,<br />

aber das Bedürfnis dahinter ist immer das<br />

Gleiche: Nämlich gemeinsam zu musizieren<br />

und Musik miteinander zu erleben,<br />

wie tief und unmittelbar Musik in unsere<br />

Gefühlswelt einzudringen vermag.“ Ein<br />

wichtiges Thema ist die Songauswahl.<br />

Diese will auch in Popchören gut überlegt<br />

sein. Christoph Gerl ist zum Beispiel<br />

seit Kindertagen Fan des Songs „You’re<br />

KulturFenster<br />

6 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

The Voice“ von John Farnham:„Ich mag<br />

an dem Stück die Kraft und Zuversicht,<br />

die starke und selbstbewusste Haltung,<br />

die sowohl im Text als auch in der Musik<br />

deutlich zu spüren ist.“<br />

Popchöre sollten an<br />

der Stimmfarbe arbeiten<br />

Was bei der Probe oft vergessen wird,<br />

ist die Arbeit mit den Stimmfärbungen.<br />

Chorleiterin Tabea Raidt betont, dass<br />

jede Richtung ihre eigene Stimmfärbung<br />

braucht: "Abschied vom Walde" sollte doch<br />

anders klingen als "Live is life", ein Liedermacher<br />

sollte eine erzählende sanfte<br />

Stimme haben, ein Gospelsänger einen<br />

satten Klang und ein Popchor ebenfalls<br />

die eigene Klangfarbe finden, die zum<br />

Lied passt. Wenn in den Chören an der<br />

Stimme gearbeitet werde, dann sehr oft<br />

orientiert am klassischen Klangideal. Dies<br />

sei für Popmusik nicht unbedingt geeignet:<br />

Pop-typische Stimmfärbungen hätten<br />

einen „metallischen Klang“, das erfordere<br />

Atmen aus dem Bauch heraus.<br />

Chorleiter*innen müssten daher Zeit in die<br />

Atemtechnik investieren, bevor man an<br />

der Stimmfarbe arbeiten könne. Wichtig<br />

sei es auch, sich mit den dynamischen<br />

Begriffen der Popchormusik vertraut zu<br />

machen und sich auf eine gemeinsame<br />

Sprache zu verständigen: Viele einigen<br />

sich dabei auf die vier Vocal Modes Neutral<br />

(sanft), Curbing (klagend), Overdrive<br />

(gerufen) und Edge (kreischend). Hier<br />

sei es besonders wichtig, mit richtigen<br />

Techniken nicht der Stimme zu schaden.<br />

Nicht zuletzt sei eine funktionierende und<br />

passende Technik mit Mikrofonen und<br />

Lautsprechern eine wesentliche Aufgabe<br />

für den Popchor – falls er das wünscht.<br />

Denn wenn mit Verstärkung gesungen<br />

wird, sollte das genau geplant und geprobt<br />

werden. Die Technik ist nicht Schlechtes,<br />

worüber man die Nase rümpfen soll – sie<br />

kann auch bewusst in geschlossenen Räumen<br />

angewandt werden. Aber sie muss<br />

als wesentlicher Bestandteil der Aufführung<br />

angesehen und integriert werden –<br />

und darf nicht erst bei der letzten Probe<br />

hinzugefügt werden.<br />

Popchormusik ist Musik unserer Zeit – sie<br />

ist weder besser noch schlechter als die<br />

klassische Musik. Aber auch ein Popchor<br />

sollte auf Qualität achten und nicht vergessen,<br />

dass gerade Poplieder zum Teil große<br />

Ansprüche an die Sänger*innen stellen.<br />

Heute ist es fast selbstverständlich, dass ein Chor auch Poplieder singt.<br />

KulturFenster<br />

7 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Eintauchen in die<br />

Welt des Liedes<br />

Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis<br />

Ein vielseitiges Repertoire, exzellente<br />

Referenten und Gemeinschaft: Die Chorund<br />

Stimmbildungswoche in der Fürstenburg<br />

in Burgeis vom 26. Juli bis 1. August<br />

bot heuer 40 Teilnehmer*innen eine gute<br />

Gelegenheit, sich im Chorgesang und in<br />

Einzelstimmbildung weiterzuentwickeln.<br />

Mit den international anerkannten Referenten<br />

Rainer Held und Norbert Carlen<br />

wurden im Plenum weltliche und geistliche<br />

Werke von der Renaissance über die<br />

Romantik bis zur Gegenwart (Johann H.<br />

Schein, Antonin Dvořak, Cyrill Schürch<br />

bis Ko Matsushita, Jay Althouse und Ola<br />

Gjeilo) erarbeitet. Ergänzt wurde dieses<br />

umfassende Repertoire mit Werken in<br />

Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch<br />

sowie Werken aus Südamerika.<br />

Kompetenz und Erfahrung<br />

Die Referenten aus der Schweiz sind international<br />

als Dirigenten und Coaches<br />

tätig sowie als Lehrer an Hochschulen<br />

und Leiter von Fortbildungen. So brachten<br />

sie die Kompetenz und die Erfahrung<br />

mit, um die Sänger*innen zu motivieren,<br />

an ihrer Stimme und ihrem Gesang<br />

zu arbeiten. Unterstützt wurden sie dabei<br />

von vier Stimmbildnern, die mit den<br />

Sänger*innen an der Stimme arbeiteten.<br />

Wie Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

betonte, seien die 40 Teilnehmer*innen<br />

„voll motiviert“ gewesen. Üblicherweise<br />

nehmen an der Chor- und Stimmbildungswoche<br />

80 Personen teil. Doch heuer<br />

musste unter Corona-Bedingungen geprobt<br />

werden. Schulungsleiter Rainer<br />

Held zeigte sich erfreut, dass man im Abstand<br />

und ohne Maske habe proben dürfen.<br />

Da die Sänger*innen mehrere Stunden<br />

am Tag singen, wäre das Tragen der<br />

Maske „nicht angenehm gewesen“. Zusätzlich<br />

wurden Tests durchgeführt, um<br />

das Corona-Risiko im Griff zu haben. Somit<br />

war die Chor- und Stimmbildungswoche<br />

insgesamt ein Erfolg. Rainer Held betonte,<br />

dass ihm die Fortbildung viel Spaß<br />

gemacht habe, vor allem auch deshalb,<br />

weil die Sänger*innen eine „sehr lernwillige<br />

und engagierte Truppe“ waren.<br />

Man habe coronabedingt zwar unter etwas<br />

anderen Bedingungen arbeiten müs-<br />

sen als gewohnt, aber mit viel Disziplin<br />

sei die Schulung bravourös gemeistert<br />

worden. Den Abschluss der Woche bildete<br />

ein Konzert im Freien für Passanten<br />

und eine Wortgottesfeier in der Pfarrkirche<br />

Burgeis mit Diakon Norbert Punter.<br />

Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber hochmotiviert: die Chor- und Stimmbildungswoche<br />

in Burgeis<br />

KulturFenster<br />

8 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Intensiv und lehrreich<br />

Chorleiter*innen-Seminar des Südtiroler Chorverbands in Dietenheim<br />

Das Leben in den Chören geht weiter:<br />

Deshalb braucht es weiterhin gut ausgebildete<br />

Chorleiter*innen. Nach der Corona-Pause<br />

gab es heuer wieder das<br />

traditionelleChorleiter*innen-Seminar des<br />

Südtiroler Chorverbands in Dietenheim, das<br />

in Zusammenarbeit mit dem Verband der<br />

Kirchenchöre Südtirols organisiert wird.<br />

Kursleiterin Nataliya Lukina, vielen unter<br />

anderem als ehemalige künstlerische<br />

Leiterin des Landesjugendchors bekannt,<br />

sieht das Seminar, das vom 1. bis 6. August<br />

in der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />

in Dietenheim stattfand, durchaus<br />

positiv: „Es haben sich heuer nur vierzehn<br />

Teilnehmer*innen gemeldet, aber<br />

gerade wegen der geringen Teilnehmerzahl<br />

konnten die Referent*innen auf die<br />

Teilnehmer*innen und jede Teilnehmerin<br />

persönlich und intensiv eingehen.“<br />

Ursprünglich waren vier Studios geplant,<br />

schlussendlich reichten dann drei Studios<br />

jeweils für Anfänger, Fortgeschrittene<br />

und Profis. Die Chorleiter*innen arbeiteten<br />

dabei mit professioneller Unterstützung<br />

der Referent*innen an ihrer Chorleitungstechnik.<br />

Neben dirigiertechnischen<br />

Übungen – angepasst an die Anforderungen<br />

des Repertoires und den Fortschritt<br />

der jeweiligen Teilnehmer*innen - wurden<br />

die Stücke sorgfältig analysiert und besprochen<br />

und natürlich auch umgesetzt.<br />

Dazu gab es einen eigenen Übungschor,<br />

zu dem acht Gastsänger*innen und auch<br />

die Teilnehme*innen gehörten. Weitere<br />

Schwerpunkte waren die Probenmethodik<br />

und Probenarbeit.<br />

„<br />

Diese Krise wird bei den meisten<br />

Leuten die Lust auf mehr Singen,<br />

Zusammenkommen und auch die<br />

Lust auf die eigene sängerische Ausbildung<br />

wecken!<br />

Nataliya Lukina<br />

„<br />

Durch die geringe Teilnehmerzahl konnte<br />

der Einzelunterricht ausgebaut werden:<br />

„Diese Fortbildung war durch die persönliche<br />

Betreuung ein Luxus für alle<br />

Teilnehme*innen, lehrreich und effektiv“,<br />

sagt Nataliya Lukina, die auch für die<br />

Stimmbildung zuständig war.<br />

Die größte Herausforderung sei die Planung<br />

gewesen: „Im Vorfeld hat man natürlich<br />

bis zuletzt gehofft, dass noch einige<br />

Teilnehmer hinzukommen. Ab einem<br />

gewissen Moment musste man sich aber<br />

der Realität stellen. Ich musste die Fortbildung<br />

so planen, dass mit weniger Referenten<br />

die gleiche Leistung erzielt wird.<br />

Das ist glücklicherweise gelungen.“ Dass<br />

der Kurs erfolgreich war, bewiesen die<br />

Teilnehmenden in einem Abschlusskonzert<br />

vor einer kleinen Zuhörerschar. Auch<br />

wenn die geringe Teilnehmerzahl zum Denken<br />

gibt, Nataliya Lukina ist optimistisch,<br />

was die Zukunft der Chöre betrifft: „Diese<br />

Krise wird bei den meisten Leuten die Lust<br />

auf mehr Singen, Zusammenkommen und<br />

auch die Lust auf die eigene sängerische<br />

Ausbildung wecken!“<br />

Heuer fand das ChorleiterInnenseminar<br />

mit reduzierter Teilnehmerzahl statt, war<br />

aber umso effektiver.<br />

KulturFenster<br />

9 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Jugendchor Österreich singt<br />

„Songs for Future”<br />

Gemeinsam für den Klimaschutz<br />

Im Jugendchor Österreich (JCÖ) singen die<br />

besten jungen Sänger*innen Österreichs<br />

zwischen 17 und 26 Jahren. Mit Konzerten<br />

auf höchstem Niveau will er ein Botschafter<br />

für die Chorlandschaft Österreich sein.<br />

Sänger*innen aus allen Bundesländern und<br />

aus Südtirol singen mit.<br />

Der Jugendchor Österreich wurde 2014<br />

auf Initiative des Chorverbands Österreich<br />

gegründet. Die Sänger*innen kommen für<br />

eine Probewoche im Sommer, die jedes Jahr<br />

in einem anderen Bundesland stattfindet,<br />

zusammen und studieren mit professioneller<br />

Chorleiter*innen und einer Assistenz<br />

ein besonderes Programm ein, immer unter<br />

Einbindung anderer Kunstformen (Video,<br />

Mode-Design, Literatur, Licht-Design<br />

u.a.). Zwei Stimmbildner, die den jungen<br />

Sänger*innen mit Rat und Tat zur Seite<br />

stehen, ergänzen das künstlerische Team.<br />

Heuer trafen sich die Sänger*innen in der<br />

Steiermark, wie die Sängerin Sofia Berrini<br />

im folgenden Bericht erzählt:<br />

Am 10. Juli trafen 40 Sänger*innen<br />

aus allen Bundesländern Österreichs<br />

und Südtirol in der landwirtschaftlichen<br />

Fachschule in Hatzendorf ein, um gemeinsam<br />

als Jugendchor Österreich miteinander<br />

zu musizieren. Nach einem<br />

kurzen Kennenlernen und organisatorischen<br />

Informationen ging auch schon<br />

die erste Probe los. Unter der Leitung<br />

von Oliver Stech und Florian Maierl galt<br />

es, innerhalb weniger Tage aus einem<br />

Haufen Jugendlicher zwischen 16 und<br />

27 Jahren einen Chor zu formen.<br />

Neben den Chorproben wurden die<br />

Sänger*innen Paul Müller und Christine<br />

dell’Antonio in Einzelstimmbildungsstunden<br />

unterrichtet. Auch der Spaß kam<br />

während der Probetage nicht zu kurz.<br />

Neben einem Badeausflug ins Seebad<br />

der Riegersburg, dem abendlichen Zusammensein<br />

bei Getränken und Musik,<br />

gab es viele Gespräche mit Chormitgliedern<br />

und ganz wichtig natürlich gemeinsames<br />

Singen bei Tag und Nacht.<br />

Nach intensiven Probetagen fand am<br />

16. Juli das große Konzert im „Zentrum<br />

Feldbach“ statt. Unter dem Titel „Songs<br />

for Future“, motiviert durch die Klimaschutzbewegung<br />

„Fridays for Future“,<br />

widmete sich das Konzertprogramm vor<br />

allem dem Klimawandel, um nicht nur<br />

uns Sänger*innen, sondern auch das Publikum<br />

zum Denken und Handeln anzuregen.<br />

Ein Höhepunkt des Abends war<br />

die Poetry-Slammerin Katharina Wenty,<br />

die mit passenden Texten durch das Programm<br />

führte.<br />

Auf nach Ljubljana<br />

Nach dem gelungenen Konzert blieb allerdings<br />

nicht viel Zeit für langes Feiern,<br />

denn noch in derselben Nacht machten<br />

wir uns auf den Weg nach Ljubljana, wo<br />

wir am internationalen Festival „Europa<br />

Cantat“ teilnahmen. Kaum angekommen,<br />

begannen am Morgen bereits die<br />

Proben unter der Leitung des bekannten<br />

KulturFenster<br />

10 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

„<br />

Ich durfte in diesem Jahr zum ersten<br />

Mal Teil des Jugendchor Österreich<br />

sein und das war für mich eine der<br />

besten Chorerfahrungen meines bisherigen<br />

Lebens.<br />

Sofia Berrini<br />

„<br />

jugenchöre im <strong>Oktober</strong> im Burgenland<br />

wiedersehen, wo der Jugenchor Österreich<br />

<strong>2021</strong> noch einmal gemeinsam<br />

auftreten wird.<br />

Ich durfte in diesem Jahr zum ersten<br />

Mal Teil des Jugendchor Österreich sein<br />

und das war für mich eine der besten<br />

bisherigen Chroerfahrungen. Als ich in<br />

Hatzendorf ankam, war ich völlig ohne<br />

Vorstellung, was auf mich zukommen<br />

würde, und hatte auch keine besonderen<br />

Erwartungen. Ich hätte aber niemals<br />

gedacht, mich in einer Gruppe fremder<br />

Menschen so wohlzufühlen und so viel<br />

Spaß zu haben. Ich habe so viele tolle<br />

Menschen kennenlernen, mit ihnen lustige<br />

Abende verbringen und auch von<br />

ihnen lernen dürfen. Ganz besonders<br />

schön fand ich Festivalluft zu schnuppern<br />

beim „Europa Cantat“ in Ljubljana,<br />

wo ich mehrere Konzertsäle gesehen<br />

und selbst darin gesungen habe, wo<br />

wir aber auch neben unseren verschiedenen<br />

Auftritten die Möglichkeit hatten,<br />

Konzerte anzuhören, andere Chöre<br />

zu bewundern und uns von der Musik<br />

berieseln zu lassen.<br />

Das war eine Zeit, die ich auf jeden Fall<br />

nie vergessen werden und deshalb ein<br />

großes Dankeschön an alle, die dieses<br />

Projekt ermöglicht haben – an die Organisation<br />

und vor allem auch an Oliver<br />

und Florian, die großartige Arbeit für<br />

und mit uns gemacht haben!<br />

Es war musikalisch und menschlich<br />

eine große Bereicherung für mich und<br />

ich bin mit einem Stückchen mehr<br />

„Lebensweisheit“ und viel Freude in<br />

meinem Herzen nach Hause zurückgekehrt.<br />

Nach dem schweren Abschied<br />

von den CChorkolleg*innen, aus denen<br />

am Ende dann viel mehr als nur Kollegen,<br />

nämlich Freunde geworden sind,<br />

freue ich mich heute schon, noch einmal<br />

im Herbst die Möglichkeit zu haben,<br />

mit dem Jugendchor Österreich<br />

aufzutreten. Musik, und vor allem das<br />

Singen, sind die beste Brücke zwischen<br />

Menschen und ein unverzichtbarer Teil<br />

meines Lebens!<br />

Die Teilnehmer*innen aus Südtirol:<br />

David Bernardi (Bass), Lisa Deltedesco<br />

(Sopran), Alex Designori (Tenor) Isabella<br />

Stricker (Alt)<br />

lettischen Dirigenten Maris Sirmais, bei<br />

denen der JCÖ mit drei weiteren Jugendchören<br />

– dem Cor Joven Nacional<br />

de Catalunya, dem KGBL Chamber<br />

Choir und der Komorni zbor AG – zusammenarbeiten<br />

durfte. Gemeinsam wurde<br />

ein neues Programm erarbeitet. Der Jugendchor<br />

Österreich führte in Kooperation<br />

mit der Komorni zbor AG das schon<br />

bekannte Stück „Resignation“ von Hugo<br />

Wolf auf und erlernte im Gegenzug ein<br />

slowenisches Volkslied.<br />

Außerdem präsentierte sich der Jugendchor<br />

Österreich mit eigenem Programm<br />

beim „Sing to Slovenia“ Konzert, in der<br />

Slowenischen Philharmonie und bei<br />

einem gemeinsamen Konzert mit dem<br />

Eurochoir in Vipavski Kriz.<br />

Am 21. Juli hieß es schon wieder Abschied<br />

nehmen und nach einem gemeinsamen<br />

Abschluss in der Innenstadt von<br />

Ljubliana fuhren alle Chorsänger*innen<br />

zurück in ihr Bundesland. Alle werden<br />

einander beim Festival der Landes-<br />

KulturFenster<br />

11<br />

05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Endlich wieder Musical-Fever!<br />

Fortbildung für Jugendliche des Südtiroler Chorverbands<br />

„Am meisten gefreut haben wir uns darüber,<br />

dass heuer 'Musical Fever' wieder stattfinden<br />

konnte!“ Mit diesen Worten brachte<br />

Kursleiter Stephen Lloyd auf den Punkt, was<br />

wohl viele beim Abschlusskonzert der Fortbildung<br />

am 4. September im Vinzentinum<br />

in Brixen gedacht haben.<br />

Im Parzival-Saal zeigten die 21 Jugendlichen<br />

im Alter zwischen 15 und 23, was<br />

sie in einer Woche bei „Musical Fever Plus“<br />

gelernt hatten. Bereits seit vielen Jahren<br />

wird die Schulung von Stephen Lloyd geleitet.<br />

Unterstützt wurde er auch heuer von<br />

einem international anerkannten Expertenteam:<br />

So unterrichtete Sarah Yorker, die<br />

Professorin für Musical an der Folkwang-<br />

Universität in Essen ist, gemeinsam mit<br />

der Musical-Darstellerin Merle Hoch Gesang,<br />

Mia Meneghini Choreographie und<br />

Steffen Jäger Schauspiel.<br />

Beim Abschlusskonzert betonte Stephen<br />

Lloyd vor dem zahlreich erschienen Publikum,<br />

dass „Musical-Fever“ eine anspruchsvolle<br />

Fortbildung ist: Alle Teilnehmer*innen<br />

brachten zwei Lieder mit, die sie bereits<br />

auswendig gelernt hatten. So konnte man<br />

im Kurs darauf aufbauen. „Es ist erstaunlich,<br />

wie viel die Jugendlichen in nicht einmal<br />

einer Woche lernen!“, freute sich der<br />

Kursleiter. Dies sei nicht nur auf das Talent<br />

und Können der Jugendlichen zurückzuführen,<br />

sondern auch auf das besondere<br />

Verständnis der Referent*innen für die jeweilige<br />

Persönlichkeit der Jugendlichen:<br />

„Wir haben nicht so getan, als würden sie<br />

jetzt alles neu lernen, sondern wir haben<br />

auf dem Bestehenden aufgebaut.“<br />

Positiv denken und den Menschen in seinen<br />

Fähigkeiten fördern, sei grundlegend<br />

in diesem Bereich. Dazu kam ein hohes<br />

Maß an individueller Förderung: Die Jugendlichen<br />

erhielten jeden Tag 20 Minuten<br />

Solo-Unterricht, am Nachmittag gab es einen<br />

„Meisterkurs“ mit Chor. Wie auch die<br />

anderen Jahre zeigte auch heuer, dass das<br />

Konzept von „Musical Fever Plus" aufgeht:<br />

Die sechs jungen Männer und 15 jungen<br />

Frauen zeigten in beeindruckenden Soloauftritten,<br />

wie sie an ihrer Stimme und an<br />

ihrem Ausdrucksvermögen gearbeitet haben.<br />

Gesungen wurden Lieder aus deutschen<br />

wie auch englischsprachigen Musicals,<br />

die Ensemble-Auftritte beeindruckten<br />

durch perfekt abgestimmte und frische<br />

Choreographien. So spürte man nach der<br />

Corona-Zeit wieder einmal die Freude und<br />

die Energie des gemeinsamen Singens.<br />

Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbands, bedankte sich bei den Teilnehmenden<br />

und den Referenten für die<br />

tolle Leistung, aber auch bei der Südtiroler<br />

Landesregierung und der Stiftung Südtiroler<br />

Sparkasse für die Unterstützung dieser<br />

Schulungen, die sonst in dieser Form gar<br />

nicht möglich wären.<br />

Gesang, Tanz und Schauspiel: Musical-Fever Plus ist mehr als nur Singen.<br />

KulturFenster<br />

12 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

„Ein positives Signal senden“<br />

Schulungen als Zeichen der Zuversicht<br />

Die Kultur des Singens hat in Südtirol in den<br />

letzten Jahren ein beachtliches Niveau erreicht.<br />

Dies verdanken wir dem großartigen<br />

Engagement der vielen Chorleiter*innen<br />

und sind sicherlich auch Frucht einer jahrelang<br />

konsequent durchgeführten Schulungs-<br />

und Stimmbildungstätigkeit des<br />

Südtiroler Chorverbandes.<br />

Der Wille, sich ständig weiterzuentwickeln,<br />

ist ein Merkmal, das die vielen tausend<br />

Sänger*innen unseres Landes eint. Das<br />

Wissen um den Fortbildungswillen war<br />

und ist für uns im Verband Verpflichtung<br />

und Ansporn, jedes Jahr vielfältige<br />

und hochqualifizierte Schulungsangebote<br />

– auf Landes- und Bezirksebene<br />

- anzubieten, für alle Sparten des chorischen<br />

Singens.<br />

Im letzten Jahr hat es die Pandemie nicht<br />

zugelassen, alle geplanten Fortbildungsangebote,<br />

bis auf den Workshop für<br />

Chorleiter*innen, mussten abgesagt werden.<br />

Wenn es auch zu Beginn des Jahres<br />

schwierig war, konkret zu planen, so<br />

war es für den Vorstand oberstes Ziel,<br />

die Schulungsangebote auf jeden Fall, in<br />

welcher Form auch immer, durchzuführen.<br />

Wissend, dass die Fortbildungsveranstaltungen<br />

aufgrund der Vorschriften<br />

und Einschränkungen nicht in der uns<br />

vertrauten und gewohnten Form durchgeführt<br />

werden können, wollten wir mit<br />

der Durchführung ein positives Signal in<br />

dieser schwierigen Zeit aussenden. Und<br />

dieses Signal ist bei vielen Sänger*innen<br />

angekommen. Aufgrund der Vorschriften<br />

konnten leider nicht alle eingegangenen<br />

Anmeldungen berücksichtigt werden.<br />

Wenn die Teilnehmerzahl aus bekannten<br />

Gründen auch kleiner war, die Freude und<br />

Begeisterung der Sänger*innen, endlich<br />

wieder zusammenzukommen und sich<br />

gemeinsam fortzubilden, war sehr groß.<br />

So kann man rückblickend mit Freude<br />

feststellen, dass die Schulungswochen<br />

und -wochenenden alle gut verlaufen<br />

sind. Alle Vorschriften wurden genauestens<br />

eingehalten, alle Teilnehmer*innen<br />

wurden zusätzlich auch noch während<br />

der Woche getestet. Wir konnten den<br />

Sicherheitsvorschriften gerecht werden<br />

und trotzdem Fortbildungen auf hohem<br />

Niveau anbieten. Damit hat der Chorverband<br />

gerade in den Zeiten der Pandemie<br />

ein wichtiges Zeichen gesetzt, dass<br />

es möglich ist, das kulturelle und gesellschaftliche<br />

Leben wieder aufzunehmen,<br />

Gemeinschaft zu pflegen und mit Zuversicht<br />

in die Zukunft zu blicken. Freilich<br />

war dies für uns als Organisation,<br />

aber auch für die Teilnehmer*innen und<br />

Referent*innen eine besondere Heraus-<br />

forderung. Daher möchte ich an dieser<br />

Stelle allen danken, dass sie diese Herausforderung<br />

angenommen haben:<br />

Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist,<br />

unser geplantes Schulungsprogramm<br />

durchzuführen! Dieser Schulungssommer<br />

soll auch ein Zeichen der Hoffnung<br />

sein, dass die Normalität wieder zurückkehren<br />

wird und wir im nächsten Jahr<br />

wieder unser Schulungsprogramm noch<br />

mehr Teilnehmer*innen anbieten können.<br />

KulturFenster<br />

13 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Jugendchor Voci.ssimo<br />

Eine klingende Gemeinschaft, in der Jeder richtig und wichtig ist<br />

Name:<br />

Jugendchor Voci.ssimo<br />

Sänger*innen:<br />

32 Sängern*innen im Alter<br />

zwischen 14 und 27 Jahren<br />

Unser Motto lautet:<br />

Mit Herzln in die Augen und<br />

Melodien auf den Lippen…<br />

Wer sind wir, was macht uns aus? Was ist<br />

unsere Motivation?<br />

Wir sind ein junger, sangesfreudiger vierstimmiger<br />

Chor, eine klingende Gemeinschaft,<br />

in der Jeder richtig und wichtig ist!<br />

Was uns ausmacht? Mit Sicherheit das<br />

Miteinander, die mitreißende Energie, die<br />

entsteht, wenn wir gemeinsam singen und<br />

plötzlich alle als Einheit die Noten vergessen<br />

und die Musik spüren. Außerdem gibt’s bei<br />

uns immer etwas zu lachen und wir sind auf<br />

eine gute Art und Weise „a issl schräg..."<br />

Die Motivation kommt sicher von den vielen<br />

tollen Momenten, die wir zusammen er-<br />

lebt haben und die „glusten machen“ auf<br />

die Momente, die noch kommen werden.<br />

Wie kam es zur Gründung? Seit wann besteht<br />

der Chor?<br />

Eigentlich wurde Sibille Huber vom Kirchenchor<br />

Völs im Herbst 2016 ursprünglich<br />

„nur“ damit beauftragt, gemeinsam mit<br />

einigen Jugendlichen das Fest zur hl. Firmung<br />

zu umrahmen. Doch diese Jugendlichen<br />

wollten sich damit nicht zufriedengeben<br />

und gemeinsam weitermusizieren! Und<br />

so entstanden wir: Voci.ssimo! Seitdem ist<br />

der Jugendchor nicht mehr wegzudenken.<br />

KulturFenster<br />

14 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Was waren unsere Highlights in der Vergangenheit?<br />

Obwohl der Chor diesen Herbst erst sein<br />

5-jähriges Jubiläum feiert, können wir trotzdem<br />

auf viele unvergessliche Momente und<br />

Erinnerungen zurückblicken. Neben vielen<br />

großartigen Erlebnissen bleibt eines sicher<br />

ungeschlagen: Unsere Stimmbildungsreise<br />

an den Trasimenosee in Umbrien im April<br />

2018. Unzählige Noten, hochmotivierte Jugendliche<br />

und zwei unschlagbare Stimmbildner<br />

(Danke Tamara und Michael!) im<br />

Gepäck haben wir drei Tage lang die Wände<br />

unserer Ferienvilla zum Wackeln gebracht<br />

und die Städte mit Flashmobs unsicher gemacht.<br />

Einfach cool!<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

So viel es geht zusammen zu singen, Gänsehautmomente<br />

zu erschaffen und für die<br />

Musik zu brennen! Konkret freuen wir uns<br />

auf unser Weihnachtskonzert mit „Schlernsaxess“,<br />

das Wertungssingen in Schwaz,<br />

unserem Sommerkonzert inklusive Fete<br />

mit „Jimi Henndreck“ und eventuell sogar<br />

bald auf eine Konzertreise nach Ham-<br />

burg, die jedoch noch in den Sternen der<br />

Zukunft steht…<br />

Wer kann bei uns mitmachen? Wie kann<br />

man bei uns mitmachen?<br />

Voci.ssimo freut sich über alle singfreudigen<br />

jungen Menschen, die motiviert sind! Verstärkung<br />

können wir nämlich immer gebrauchen<br />

(vor allem in den tiefen Lagen!).<br />

Wenn du also Lust hast, Teil von Voci.ssimo<br />

zu werden, dann kannst du dich einfach<br />

bei uns via E-Mail oder über Instagram und<br />

Facebook melden! Wir freuen uns auf dich!<br />

Sibille Huber<br />

Portrait der Chorleiterin<br />

Sibille Huber, geboren in Nals und verheiretet in Völs, ist Vollblutmama von<br />

vier wunderbar lebendigen Kindern, Lehrerin für Violine und EMP, Orchestermusikerin<br />

und natürlich leidenschaftlich gerne Chorleiterin von Voci.ssimo!<br />

Das Singen und die Musik generell waren von Kindesbeinen an ständige Begleiter<br />

im Leben von Sibille.<br />

Nach den ersten musikalischen Erfahrungen an der Musikschule, im Kirchenchor<br />

von Nals und in verschiedenen Jugend- und Laienorchestern folgte<br />

das IGP-Studium am Mozarteum in Innsbruck/Salzburg sowie Zusatzausbildungen<br />

im Bereich Kinder- und Jugendorchesterleitung und EMP. Seit 2006<br />

ist sie als Orchestermusikerin u.a. bei Innstrumenti und Akademie St. Blasius,<br />

seit 2008 als Musikschullehrerin und immer wieder auch als Chorleiterin<br />

tätig. Seit mittlerweile vier Jahren ist sie außerdem Bezirks-Chorleiterin<br />

im Bezirk Bozen des SCV.<br />

Der Landesjugenchor<br />

Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCN0mNqoiwwG9oUgi9iJWo4Q<br />

Instagram: https://www.instagram.com/voci.ssimo<br />

Facebook: https://www.facebook.com/Voci.ssimo<br />

KulturFenster<br />

15 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Nur keine<br />

Schockstarre mehr ...<br />

Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze<br />

Hinter „Voci.ssimo“ versteckt sich ein vierstimmiger<br />

Jugendchor mit Sitz in Völs am<br />

Schlern. Gesungen werden mit Vorliebe<br />

Popsongs, Jazziges, a cappella-Arrangements<br />

berühmter Stücke, aber auch Gospels<br />

und Spirituals für die geistlichen Auftritte.<br />

Der Chor umrahmt rund 10 Messen pro<br />

Jahr, gestaltet weltliche Veranstaltungen<br />

mit und organisiert jährlich ein bis zwei<br />

eigene Konzerte, meist in Kooperation mit<br />

Bands, Orchestern oder Gastensembles.<br />

Nach der ersten Schockstarre Anfang 2020<br />

kam Voci.ssimo bald zum Schluss, dass<br />

Passivität keine Lösung sein konnte! Schon<br />

im Mai 2020 begann der Chor wieder in<br />

Kleingruppen zu singen. Doch der nächste<br />

Lockdown schien vorprogrammiert.<br />

Schockstarre wollte Voci.ssimo nun aber<br />

keine mehr zulassenzulassen – ganz im<br />

Gegenteil: Der Lockdown sollte als Chance<br />

genutzt werden, kreativ zu werden und<br />

vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das<br />

Voci.ssimo schlussendlich stark macht,<br />

durfte keinesfalls noch einmal verloren<br />

gehen! Und so ging sprichwörtlich eine<br />

Tür zu, konkret jene des Probelokals, und<br />

eine andere Tür auf: Jene der Arbeit über<br />

neue Medien, aber auch jene der guten<br />

alten „Briefzustellung“.<br />

Eigene Musikvideos<br />

und “Chorprobe to go”<br />

Mit Hilfe von Aaron und David Penn,<br />

Voci.ssimos Technik-Allround-Talenten,<br />

wurden in Windeseile Playbacks zu zwei<br />

von Voci.ssimos Weihnachtsklassikern,<br />

„Down in Bethlehem“ und „Oh holy<br />

night“, eingespielt. Anschließend nahm<br />

jedes Chormitglied die eigene Stimme zu<br />

Hause auf, die daraufhin zu einem gemeinsamen<br />

Chorklang vereint wurde. Das<br />

fi nale Ergebnis waren zwei stimmungsvolle<br />

Weihnachtsvideos, die in allen sozialen<br />

Medien geteilt wurden, um so vielen<br />

Menschen wie möglich digitale Weihnachtswünsche<br />

zu überbringen. Im Kerzenschein<br />

sangen die Chorsänger*innen<br />

vom Weihnachtszauber, den sie so in<br />

alle Stuben nach Hause brachten. Um<br />

die lang anhaltende Pause nach der Advents-<br />

und Weihnachtszeit überbrücken<br />

zu können und den Kontakt zu allen Voci.<br />

ssimo-Mitgliedern nicht zu verlieren, gab<br />

es im Frühjahr <strong>2021</strong> eine Überraschung<br />

als Direktzustellung nach Hause geliefert.<br />

Chorleiterin Sibille Huber und Koordinatorin<br />

Sophia Kornprobst wollten alle<br />

an die „Herzln in die Augen“ erinnern,<br />

und brachten, angelehnt an viele Musikkapellen<br />

des Landes, die Chorprobe einfach<br />

zu den einzelnen Sänger*innen nach<br />

Hause. In der „Chorprobe to go“ war neben<br />

Voci.ssimo-Evergreens auch brandneues<br />

Material zum Einstudieren mit dazugehöriger<br />

Playlist enthalten, bestehend<br />

aus Aufnahmen vergangener Auftritte,<br />

teils aber auch selbst eingespielten Playbacks.<br />

Die Fotos sollten daran erinnern,<br />

welche großartigen und unvergesslichen<br />

Momente schon zusammen erlebt wurden,<br />

und welche Erlebnisse noch auf den<br />

Chor warten würden. Und weil das Proben<br />

manchmal ziemlich anstrengend werden<br />

kann, gab es Snacks zur Stärkung dazu.<br />

Die „Chorprobe to go“ wurde zu jedem Chormitglied<br />

nach Hause geliefert<br />

Weil sich im Mai so langsam wirklich alle<br />

gegenseitig vermissten, beschloss der Vorstand<br />

eine digitale Vollversammlung inklusive<br />

selbst kreiertem Activity-Spiel abzuhalten.<br />

Und obwohl sich alle nur über<br />

Bildschirme sehen und über Lautsprecher<br />

hören konnten, spürte man zum ersten<br />

Mal seit langem wieder, was Voci.ssimo<br />

ausmacht: eine Gemeinschaft.<br />

Und schließlich wurde es auch <strong>2021</strong> wieder<br />

wärmer. Und mit der Wärme folgten<br />

die Lockerungen. <strong>2021</strong> wurde wieder gemeinsam<br />

durch den Sommer gesungen,<br />

gefeiert und gelacht. Höhepunkte waren<br />

sicher das Sommerkonzert mit dem Männerchor<br />

Völs am Schlern sowie die Umrahmung<br />

des Kreisgespräches zu den 17<br />

Klimazielen, organisiert vom Bildungsausschuss<br />

Völs am Schlern, der Bibliothek<br />

Völs am Schlern und dem Komitee,<br />

welches landesweit die Kreisgespräche<br />

dieser Art anregen und leiten sollte. Mit<br />

einer gänsehautverdächtigen Interpretation<br />

des Songs „Engel“ von Rammstein in<br />

einem Chorarrangement von Oliver Gies<br />

forderte der Chor schließlich die Jugend<br />

dazu auf, im übertragenen Sinne keine<br />

Engel zu sein, sich zu wehren und für ihr<br />

Recht auf ein nachhaltigeres Wirtschaften<br />

und Leben und ein Umdenken gegen<br />

den Klimawandel einzustehen. Anschließend<br />

lief der Chor zu alter Höchstform auf<br />

und begeisterte das Publikum mit enthusiastischem,<br />

ansteckend begeisterndem<br />

Chorgesang – so begeisternd, dass es von<br />

den Organisator*innen sogar eine Einladung<br />

zur Gestaltung der Jugend-Klimanacht<br />

2022 in der Eurac in Bozen gab!<br />

So viel Fleiß darf auch gefeiert werden.<br />

KulturFenster<br />

16 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


„Ich will kein Engel sein…“ Der Auftritt beim Kreisgespräch zu den 17 Klimazielen<br />

Deshalb, und gerade auch um das Gemeinschaftsgefühl<br />

zu stärken, organisierte<br />

der engagierte Vorstand von Voci.ssimo<br />

zum Abschluss des Sommers <strong>2021</strong> zwei<br />

Veranstaltungen. Am 19. August gab es<br />

zunächst einen stimmungsvollen „Aperitivo<br />

lungo“ auf der wunderschön dekorierten<br />

Dachterrasse des Bibliothek-<br />

Gebäudes, den Kirchturm von Völs zum<br />

Greifen nah! Bei gekühlten Getränken,<br />

Häppchen, Pizza und schließlich über<br />

dem offenen Feuer gegrillten Marshmallows<br />

wurde geratscht, genossen und vor<br />

allem gesungen bis in die Nacht hinein.<br />

Ein unvergessliches Erlebnis für alle Chormitglieder,<br />

welches riesige Freude bereitete<br />

und allen noch lange in schöner Erinnerung<br />

bleiben wird.<br />

Jodelworkshop<br />

Den krönenden Abschluss des Sommerprogramms<br />

<strong>2021</strong> und gleichzeitig den Auftakt<br />

des neuen Tätigkeitsjahres <strong>2021</strong>/22<br />

bildete schließlich der gemeinsame Wandertag<br />

auf die Tuff-Alm am 11. September,<br />

in dessen Zentrum der Jodelworkshop mit<br />

Markus Prieth stand. Seine fachkundige<br />

Anleitungen haben die anfängliche Skepsis<br />

innerhalb weniger Minuten verfliegen lassen.<br />

Mit großer Begeisterung ließen sich die<br />

Chormitglieder anstecken und sich mehr<br />

und mehr auf das „Spiel des Jodelns“ ein.<br />

Schon bald gelang der Übergang von der<br />

Brust- in die Kopfstimme und schon auf<br />

dem Weg von der ersten Station auf die<br />

Tuff-Alm konnte den Passanten der erste<br />

„Ho-e-i – Jodler" präsentiert werden. Vor<br />

der Tuff-Alm, auf die der Jugendchor<br />

zum Mittagessen einlud, wurde weitergejodelt.<br />

Die Jugendlichen saugten die<br />

Inputs des Referenten förmlich auf und<br />

lernten in Windeseile an drei weiteren Stationen<br />

insgesamt fünf Jodler, von traditionellen<br />

Klassikern über neue Jodler, u.a.<br />

von Markus Prieth selbst bis hin zu einem<br />

jodelverwandten Yelly-Gesang aus Afrika<br />

und einem Strophenlied, in dem Markus<br />

selbst in den Strophen ein Dirndl liebte,<br />

während der Jugendchor im Refrain jodelte<br />

und paschte (klatschte). Die Jodler<br />

wurden nicht nur gesungen, sie wurden<br />

getanzt, geklatscht, gejault, mit modernem<br />

Beatboxen oder Sprechgesang unterlegt<br />

oder einfach in der Stille des Waldes<br />

nachgespürt, während die Sonne durch<br />

die Baumwipfel glitzerte – kurzum: Das<br />

Jodeln wurde nnicht nur gelernt, sondern<br />

mit allen Sinnen erlebt, gespürt und genossen.<br />

Es war unglaublich, wie sehr das<br />

Jodeln die Säger*innen begeisterte, wie<br />

inspiriert alle am Abend nach Hause gingen<br />

und wie viele von ihnen immer noch<br />

die Jodler dieses Tages im Kopf und im<br />

Herzen haben. Danke Markus dafür und<br />

danke den Jugendlichen für ihre Offenheit<br />

und Begeisterungsfähigkeit, mit der<br />

sie sich auf das Experiment eingelassen<br />

haben! Voci.ssimo geht nach diesem Tag<br />

voll motiviert, mit einem tiefen Gefühl des<br />

gemeinsamen Musizierens und mit einem<br />

guten Bauchgefühl in das neue Tätigkeitsjahr<br />

<strong>2021</strong>/22.<br />

Durch all die gemeinschaftsstiftenden<br />

Momente ist es Voci.ssimo gelungen,<br />

die Mitgliederzahl in der Corona-Zeit<br />

sogar weiter auszubauen und so bleibt<br />

uns nur noch optimistisch in Richtung<br />

der ambitionierten Pläne für das folgende<br />

Tätigkeitsjahr zu blicken, das<br />

unter anderem ein Adventskonzert<br />

mit „Schlernsaxess“, ein Wertungssingen<br />

und ein Sommerfest mit „Jimi<br />

Henndreck“ vorsieht.<br />

Voci.ssimo ist auf jeden Fall bereit!<br />

Referent und Vollblutmusiker Markus Prieth<br />

mit vollem Körpereinsatz beim Jodeln<br />

KulturFenster<br />

17<br />

05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


entdeckt<br />

„Mitanond singen“<br />

Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen<br />

„Wir Menschen sind im Singen schöpfende<br />

und schöpferische Klangwesen. Wir vermögen<br />

durch Gesang unsere Welt und unser<br />

Handeln zu beseelen, singend Liebe,<br />

Freude, Hoffnung, Zuversicht<br />

zu schenken,<br />

uns aber auch<br />

den Schmerz von der Seele zu singen...<br />

Singen ist die eigentliche Muttersprache<br />

des Menschen.“ (Sir Yehudi Menuhin)<br />

„Mitanond singen“ – zählt zu den schönsten<br />

Dingen im Leben und das nicht nur wegen<br />

der langen Abstinenz in der Coronazeit.<br />

Dieses Stück von Annelies Oberschmid<br />

soll in einfacher Weise das Glücksgefühl<br />

des gemeinsamen Singens beschreiben<br />

und die Menschen wieder dazu ermutigen.<br />

Es ist eines von vielen Stücken der<br />

Komponistin aus Reischach, die der Leserschaft<br />

des „KulturFensters" in der Ausgabe<br />

3/<strong>2021</strong> vorgestellt wurde.<br />

Mitanånd singen<br />

10. Mai 2020<br />

Annelies Oberschmid<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Mit - a-<br />

2. Ollm no<br />

nånd<br />

oans<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

sin -<br />

gsun -<br />

gen<br />

gen,<br />

<br />

<br />

in<br />

wenn<br />

<br />

<br />

do<br />

ma<br />

sta -<br />

zåmm<br />

dn<br />

kemm<br />

Zeit,<br />

sein,<br />

olls fa mir<br />

Annelies Oberschmied<br />

mit -<br />

ollm<br />

a-<br />

no<br />

nånd<br />

oans<br />

<br />

<br />

„Mitanond<br />

singen“<br />

zählt zu<br />

den schönsten<br />

Dingen im<br />

Leben!<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

sin - gen,<br />

gsun - gen<br />

wenns<br />

bei<br />

ins<br />

der<br />

gfreit.<br />

Nåcht.<br />

<br />

gfreit,<br />

Nåcht,<br />

A<br />

Und<br />

<br />

Jå!<br />

Jå!<br />

Liad<br />

a<br />

kånn<br />

no<br />

brin - gen<br />

gsun - gen,<br />

dir<br />

wenn<br />

die<br />

ma aus -<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. 2.<br />

<br />

<br />

<br />

Se -<br />

nånd<br />

<br />

<br />

lig -<br />

gång<br />

keit<br />

sein,<br />

und<br />

då<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

tröhåt<br />

stn<br />

des<br />

di<br />

Herz<br />

von<br />

a<br />

deim<br />

no<br />

<br />

Leid.<br />

glåcht.<br />

A<br />

Und<br />

<br />

Liad<br />

a<br />

kånn<br />

no<br />

<br />

Leid.<br />

glåcht.<br />

<br />

KulturFenster<br />

18 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Nun lasst uns endlich<br />

wieder singen!<br />

Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre, die dem<br />

Virus getrotzt haben!<br />

Und plötzlich war Corona da, trat uns mit harten Füßen,<br />

doch dieses Virus kann uns mal am A . . . A . . . Abend grüßen!<br />

youtube.com/<br />

watch?v=<br />

V9LZjPNBFp0<br />

Dieser fetzige Rap-Song bringt die Sehnsucht<br />

wohl aller Chorbegeisterten zum<br />

Ausdruck, sich – völlig ausgehungert –<br />

nach der langen „Chor-ohne-Pandemie“<br />

endlich wieder der wunderbar erbaulichen<br />

und verbindenden Leidenschaft<br />

des gemeinsamen Singens widmen zu<br />

können.<br />

Besonders gut eignet er sich thematisch<br />

sowie stimmungsmäßig als Eröffnungsnummer<br />

für das allererste Chorkonzert<br />

nach der viel zu langen Zeit unfreiwilliger<br />

Chorabstinenz.<br />

Der augenzwinkernde Text und der mitreißende<br />

Groove vermitteln neben einer<br />

gehörigen Portion Witz und Ironie eine<br />

enorme Kraft, eine unbändige Lebenslust,<br />

wie sie wohl nur chorisches Singen<br />

und Klingen in uns zu mobilisieren vermag.<br />

So wirkt dieser Song wie ein Befreiungsschlag<br />

– gleich einem rauschenden<br />

Fest in der lang ersehnten Oase nach<br />

einem entbehrungsreichen Gang durch<br />

die Wüste.<br />

Freunde, es hat sich ausgeschwiegen!<br />

Nun lasst uns endlich wieder singen –<br />

und uns selbst und die Welt wieder mit<br />

Frohsinn, Lebensfreude und purer Sangeslust<br />

infizieren . . .<br />

Der Chorsatz ist sowohl in der Besetzung<br />

für SATB als auch für TTBB downloadbar.<br />

Die Noten dürfen frei kopiert werden<br />

und sind ein Geschenk des Textdichters<br />

und des Komponisten an die<br />

Chorwelt anlässlich des Neustarts zum<br />

aktiven Chorleben nach der Corona-Pandemie<br />

2020/21.<br />

Ganz nach dem Motto: Singen verbindet,<br />

Singen befreit, Singen macht glücklich!<br />

Viel Freude, viel Spaß und viele schöne<br />

Begegnungen in und mit der Chormusik!<br />

Notenmaterial für Gemischten Chor und<br />

Männerchor sowie Audio-File zur freien<br />

Verwendung!<br />

Zugang: QR-Code oder<br />

www.mathias-wachter.com<br />

https://mathias-wachter.com/<br />

#corona-song<br />

Text: Bruno Fleisch<br />

Musik: Mathias Wachter<br />

Audio-File: zwo3wir<br />

Notenlayout: Gunter Zahn<br />

KulturFenster<br />

19<br />

05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

Lebendiger Beitrag für<br />

Dorfgemeinschaft<br />

Der Männerchor Percha gestaltete feierlich<br />

den Gottesdienst.<br />

Eigentlich hätte das 60-jährige Bestandsjubiläum<br />

des Männerchores Percha schon im<br />

vorigen Jahr stattfinden sollen. Corona-bedingt<br />

musste es aber verschoben werden.<br />

Umso mehr freute sich Obmann Siegfried<br />

Niederwanger, dass am vergangenen 22.<br />

August die Feier endlich stattfinden konnte.<br />

60 Jahre Männerchor Percha<br />

Lange schon hat sich der rührige Obmann<br />

auf dieses Fest vorbereitet und dabei keine<br />

Arbeit und Mühe gescheut. Beim vom Männerchor<br />

musikalisch gestalteten Festgottesdienst<br />

verwies Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch<br />

auf die ehrenamtliche Tätigkeit des<br />

Männerchores, wobei er den Einsatz zum<br />

Wohle der Bevölkerung besonders hervorhob.<br />

Er dankte dem Chor für seinen wertvollen<br />

Dienst, der ein Dasein für andere bedeute<br />

und Ausdruck von Liebe sei, die im<br />

Leben besonders zählt. Im Rahmen dieser<br />

Eucharistiefeier segnete Pfarrer Rüdiger<br />

auch die neuen Trachtenleibchen,<br />

die alle Mitglieder des Männerchores zum<br />

ersten Mal trugen.<br />

Anschließend hieß Obmann Niederwanger<br />

viele Ehrengäste und die Bevölkerung willkommen,<br />

darunter Verbandsobmann Erich<br />

Deltedesco, Pfarrer Rüdiger Weinstrauch,<br />

Bürgermeister Martin Schneider, die Gemeindereferenten,<br />

Altbürgermeister Joachim<br />

Reinalter, den Präsidenten des Pfarrgemeinderates<br />

Markus Seyr sowie die vier<br />

heute noch aktiven Gründungsmitglieder<br />

des Männerchores. In seiner Ansprache<br />

stellte er den geschichtlichen Werdegang<br />

des Männerchores von seinen Anfängen<br />

bis zur Gegenwart vor.<br />

Geschichte des<br />

Männerchors Percha<br />

Begonnen hat alles vor 60 Jahren. Da gegen<br />

Ende der 1950-er Jahre viele Sängerinnen<br />

des damals in Percha bestandenen<br />

Kirchenchores wegheirateten und somit<br />

Percha verließen, begann dieser gemischte<br />

Chor allmählich zu zerbröckeln, worauf er<br />

schließlich im Jahre 1960 aufgelöste wurde.<br />

Aus dem „gemischten“ wurde nun ein reiner<br />

Männerchor, dessen Leitung Franz Huber<br />

übernahm und als Chorleiter den Männerchor<br />

mit viel Einsatz und Idealismus bis<br />

2008 wirkte. Im Jahr 1964 hat sich der Kirchenchor<br />

(damals nur Männerchor) endgültig<br />

zu einem Verein mit Ausschuss, Statut<br />

usw. zusammengeschlossen. Siegfried Niederwanger<br />

wurde dabei zum ersten Obmann<br />

gewählt und als solcher stand er bis 1999<br />

und von 2003 bis 2005 dem Kirchenchor<br />

(heute Pfarrchor) vor. Im Jahre 1974 wurde<br />

auf Anregung von Pfarrer Leopold Neumair<br />

und mit großem Einsatz von Siegfried Niederwager<br />

der gemischte Chor neu ins Leben<br />

gerufen. Parallel zum gemischten Chor bestand<br />

weiterhin der reine Männerchor. Anlässlich<br />

des 50-jährigen Bestandsjubiläums<br />

des Männerchores im Jahre 2010 verselbständigte<br />

sich dieser Chor und wurde ein<br />

eigenständiger Verein. Siegfried Niederwanger<br />

blieb weiterhin und zwar bis zum<br />

heutigen Tag Obmann des Männerchores,<br />

sodass der kompetente und rührige „Sigi“<br />

volle 57 Jahre Obmannschaft aufweisen<br />

kann, ein Erfolg, der wohl als einmalig im<br />

ganzen Land betrachtet werden kann. Im<br />

Jahr 2008 schied Franz Huber als Chorleiter<br />

aus und wurde zum Ehrenchorleiter ernannt.<br />

Die Leitung des Männerchors übernahmen<br />

nun Josef Stoll von 2009 bis 2013<br />

und Alois Regensberger von 2013 bis 2015.<br />

Seither leitet bis heute Albert Pahl diesen<br />

Gesangskörper. Seit 1974 gestalten nun<br />

der gemischte Chor und der Männerchor<br />

abwechselnd die kirchlichen und oft auch<br />

weltlichen Feiern. Vermerkt sei auch, dass<br />

neben diesen beiden Chören weitere Gruppierungen<br />

bestanden bzw. bestehen, wie<br />

der Frauenchor, der Kinderchor, der Projektchor,<br />

der Jugendchor, das Männerquartett,<br />

die Salzburger Familiensinggruppe u.a.<br />

Diese leisten ihren wertvollen Beitrag zur<br />

Gestaltung der Gottesdienste.<br />

Der Tradition verbunden<br />

In seinen weiteren Ausführungen hob Niederwanger<br />

einige Errungenschaften hervor,<br />

die durch seinen tatkräftigen Einsatz in<br />

die Tat umgesetzt wurden. Dabei erwähnte<br />

er die Verwirklichung und die Gestaltung<br />

des Probelokales zunächst im Gemeindevereinshaus<br />

im Jahr 1985 und später im<br />

KiBiZ (Kulturhaus neben der Kirche) im Jahr<br />

2009, wofür er sich besonders für die Beschaffung<br />

der notwendigen finanziellen Mittel<br />

eingesetzt hat. Weiters legte der „Sigi“<br />

einen Wert auf eine einheitliche Chorkleidung.<br />

So gelang es ihm im Jahr 1978 für<br />

die Mitglieder des Männerchores eine einheitliche<br />

Trachtenkleidung anzulegen, die<br />

aus langen schwarzen Hosen, einem hochgeschlossenen<br />

roten Leibl und einem weißen<br />

Hemd bestand. Später kam noch eine<br />

graue Lodenjoppe mit schwarzem Aufschlag<br />

dazu. Weiters ist es dem rührigen Obmann<br />

zu seiner Freude gelungen, im Jahr 1995<br />

eine Chorkleidung für die Mitglieder des<br />

Kirchenchores anzuschaffen. Zum heutigen<br />

Jubiläum erschienen die Mitglieder<br />

der Männerchores mit den neuen schmucken<br />

Trachtenleibchen. Im Laufe seines<br />

60-jährigen Bestehens trat der Männerchor<br />

KulturFenster<br />

20 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch zelebrierte den Festgottesdienst zum 60-jährigen Jubiläum<br />

des Männerchors Percha.<br />

bei weltlichen und kirchlichen Feiern immer<br />

wieder aufund – der Tradition verbunden –<br />

singt er heute noch bei kirchlichen Anlässen,<br />

wie Messfeiern, Begräbnissen oder Andachten,<br />

wobei es ihm ein Anliegen ist, das<br />

geistliche und weltliche Lied zu pflegen und<br />

so einen lebendigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft<br />

zu leisten. Siegfried Niederwanger<br />

hat dazu große Aufbauarbeit geleistet<br />

und es ist ihm dabei gelungen, durch die<br />

ganzen Jahre hindurch die Mitglieder des<br />

Chores zusammenzuhalten und die Chorgemeinschaft<br />

zu fördern.<br />

Die Gründungsmitglieder<br />

In seiner Ansprache wies der Obmann auch<br />

auf die vier heute noch lebenden und aktiven<br />

Mitglieder hin, die bei der Gründung<br />

des Männerchores im Jahre 1960 dabei<br />

waren, und hob deren Verdienste besonders<br />

hervor. So nannte er als ältestes<br />

Mitglied dieses Chores den heute 90-jährigen<br />

Johann Zimmerhofer, den „Lanzinger<br />

Hansl“, wie er im Dorf genannt wird. Er<br />

ist Organist und spielt schon 76 Jahre lang<br />

in bewährter Weise die Orgel in der Kirche<br />

von Percha. Als 8-jähriger Bub wurde der<br />

heute 83-jährige Johann Steiner, der „Gönner<br />

Hansl“, von Pfarrer Gilbert Wurzer in<br />

die Chorgemeinschaft aufgenommen. Bald<br />

schon setzte Hochwürden Gilbert den jungen<br />

Gönnersohn aus Wielenberg als jungen<br />

Chorleiter ein, der den Chor von 1950 bis<br />

1960 leitete. Im Jahr1950 wurde der heutige<br />

82-jährige Andreas Durnwalder in den<br />

Chor aufgenommen. 35 Jahre sang Durnwalder<br />

im gemischten Chor und singt seit<br />

1960 ohne Unterbrechung beim Männerchor.<br />

Der „vierte und letzte im Bunde“ war<br />

Siegfried Niederwanger selbst, der inzwischen<br />

ein Alter von 79 Jahren erreicht hat.<br />

Wie er selbst sagt, hat ihn Pfarrer Wurzer<br />

beinahe gezwungen, in den Chor einzutreten.<br />

Gemeinsam mit dem damaligen Schüler,<br />

dem später bekannten Professor Hans<br />

Obkircher hat er von Pfarrer Wurzer unter<br />

strengen Erziehungsmethoden im Widum<br />

das Singen (Sopran) gelernt und ist<br />

somit gut 70 Jahre Chormitglied und 57<br />

Jahre Obmann.<br />

„Unschätzbarer Beitrag für<br />

die Gemeinschaft”<br />

Nach der Ansprache des Chorobmannes<br />

gratulierte Erich Deltedesco, der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes, dem Männerchor<br />

zu seinem 60-jährigen Bestehen<br />

und verwies auf die Bedeutung der Musik,<br />

die keine Grenzen kennt und zur Förderung<br />

der Gemeinschaft einen unschätzbaren Beitrag<br />

leistet. Es sind die Musik und der Gesang,<br />

die das Dorfleben bewegen, sie sind<br />

eine Sprache, die alle verstehen und die die<br />

Herzen höher schlagen lässt. In dieser Hinsicht<br />

habe der Männerchor von Percha unter<br />

der bewährten Obmannschaft von Siegfried<br />

Niederwanger für die Bevölkerung Großartiges<br />

geleistet. Er dankte allen Chormitgliedern<br />

und besonders dem Obmann sowie<br />

dem Chorleiter Albert Pahl für ihr langjähriges<br />

Wirken und wünschte sich, dass der<br />

Gesang weiterhin so lebendig bleibe und allen<br />

Menschen weiterhin viel Freude bereite.<br />

Als Anerkennung für die 60-jährige Tätigkeit<br />

überreichte Deltedesco an den Chorobmann<br />

Siegfried Niederwanger die Ehrenurkunde<br />

des Chorverbandes und des<br />

Verbandes Südtiroler Kirchenchöre. Diesen<br />

Dankesworten schlossen sich auch Bürgermeister<br />

Martin Schneider, Altbürgermeister<br />

Joachin Reinalter, der Präsident des Pfarrgemeinderates<br />

Markus Seyr und der Vertreter<br />

der MusikkapellePercha, Reinhold Zimmerhofer,<br />

an. Alle wussten die Arbeit des<br />

Männerchores sehr zu schätzen und dankten<br />

für den selbstlosen Einsatz zum Wohle<br />

der Bevölkerung.<br />

Ehrungen verdienter<br />

Mitglieder<br />

Im Rahmen dieser 60-jährigen Jubiläumsfeier<br />

erfolgte auch die Ehrung lang verdienter<br />

Chormitglieder. Das Ehrenzeichen in Bronze<br />

erhielten Paul Oberhollenzer (für 11 Chordienstjahre)<br />

und Hermann Siessl (16 Chordienstjahre).<br />

Das große goldene Verdienstabzeichen<br />

erhielten Franz Mair (59 Jahre<br />

davon 48 Jahre im Ausschuss) und Norbert<br />

Oberrauch (54 Jahre) und das goldene Verdienstabzeichen<br />

Josef Regensberger (46<br />

Jahre). Sechs Sängern wurde für über 60<br />

Chordienstjahre das diamantene Ehrenabzeichen<br />

verliehen: Johann Zimmerhofer<br />

(76 Chordienstjahre und gleichzeitig Organist),<br />

Johann Steiner (75 Jahre, davon<br />

10 Jahre Chorleiter), Siegfried Niederwanger<br />

(71 Jahre, davon 57 Jahre Obmann),<br />

Andreas Durnwalder (71 Jahre), Albert Pahl<br />

(69 Jahre, davon 65 Jahre Chorleiter) Johann<br />

Oberleiter (64 Jahre, davon 40 Jahre<br />

Sänger in Nasen).<br />

Nach Redaktionsschluss erreichte uns die<br />

traurige Nachricht, dass Chorleiter Albert<br />

Pahl am 5. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> unerwartet verstorben<br />

ist: „Die Harmonie, die du in der Musik<br />

gesucht hast, möge dich nun auf deiner<br />

Reise begleiten.“<br />

Erich Deltedesco (links), der Obmann des Südtiroler Chorverbandes mit den geehrten Mitgliedern des Männerchors Percha<br />

Fotos: Johann Passler<br />

KulturFenster<br />

21 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

30 Jahre Chorgesang<br />

„VocalArt“ feiert Geburtstag<br />

Nach mehr als einem Jahr erzwungenen<br />

Stillstandes für alle Kultur- und Musikschaffenden<br />

im Land erleben die Menschen den<br />

Neustart des Musiklebens wie eine Befreiung,<br />

und sie merken, welch hohen Stellenwert<br />

die Musik in ihrem Leben einnimmt, ob<br />

es nun der Besuch eines Konzerts ist oder<br />

die eigene musikalische Tätigkeit im Chor<br />

oder im Instrumentalensemble.<br />

Für die 20 Sänger*innen des Ensembles<br />

„VocalArt“ gilt es, das Jahr <strong>2021</strong> besonders<br />

zu feiern. Im Herbst vor genau 30 Jahren<br />

gründeten einige Musiklehrer*innen unter<br />

der künstlerischen Leitung von Domkapellmeister<br />

Heinrich Walder das Ensemble mit<br />

dem Ziel, anspruchsvolle Werke der Vokalpolyphonie<br />

aus unterschiedlichen Epochen<br />

zur Aufführung zu bringen.<br />

Für die Gründung des Vokalensembles „VocalArt“<br />

vor 30 Jahren bot die Musiklandschaft<br />

Brixens einen überaus günstigen Boden.<br />

Hinzu kamen besondere Glücksfälle,<br />

wie die Neubesetzung der Stelle des Domkapellmeisters<br />

mit Heinrich Walder, seine<br />

persönlichen Beziehungen zu gut ausgebildeten<br />

Musiker*innen und ihre gemeinsame<br />

Idee, einen Chor zu gründen, ein<br />

kleines Vokalensemble mit fl exibler Besetzung,<br />

das es in Brixen noch nicht gab.<br />

Dieses erste „Brixner Vokalensemble“ trat<br />

mit nur 8 Mitgliedern das erste Mal am 14.<br />

Dezember 1991 anlässlich eines Rorateamtes<br />

im Dom zu Brixen auf.<br />

Seither stand das Ensemble regelmäßig mit<br />

unterschiedlichen Programmen auf Konzertbühnen,<br />

in vielen Kirchen des Landes,<br />

aber auch bei Konzertauftritten im benachbarten<br />

Ausland und in Norditalien. Es widmete<br />

sich der alten und neuen Musik und<br />

realisierte auch einige Uraufführungen. Ein<br />

sachkundiges Publikum war dem Ensemble<br />

dabei immer sicher. Im Rückblick erscheinen<br />

die drei Jahrzehnte im Zeichen<br />

der Vokalmusik als eine schier unglaubliche<br />

Leistung, und als beeindruckender<br />

Beweis für Leidenschaft und Ausdauer im<br />

Dienst der Chormusik.<br />

Der Vinschger Marian Polin übernahm<br />

im Herbst 2016 die Ensembleleitung. Er<br />

hat seine Ausbildung zum Kirchenmusiker<br />

und Organisten an der Universität<br />

für Musik und Darstellende Kunst Wien,<br />

an der Anton-Bruckner-Privatuniversität<br />

Das Ensemble VocalArt Brixen bei seiner<br />

Aufführung der Krönungsmesse<br />

von W. A. Mozart in der Pfarrkirche<br />

Vintl aus dem Jahr 2017.<br />

Die Aufzeichnung davon hat auf Youtube<br />

bereits über 150.000 Aufrufe.<br />

Youtube: https://www.youtube.com/<br />

watch?v=1hv5sJe-Fr0&t=1017s<br />

Linz und an der Haute École de Musique<br />

Lausanne/Fribourg erhalten. Unter seiner<br />

Leitung wird der Chor sein Jubiläum mit<br />

einem Festkonzert am 23. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />

im Dom zu Brixen begehen, das die Initiative<br />

Musik und Kirche veranstaltet. Auf<br />

dem Programm stehen zum einen die 1798<br />

entstandene „Missa in angustiis“, die sog.<br />

Nelson-Messe und das „Te deum“ von<br />

Joseph Haydn (1732–1809).<br />

KulturFenster<br />

22 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

„Ein Abend mit einem weinenden<br />

und einem lachenden Auge“<br />

Verabschiedung von Pater Meinrad und Ehrungen<br />

Am 6. August, dem Fest der<br />

„Verklärung des Herrn“, war<br />

ein ganz besonderer Abend<br />

für die Dorfgemeinschaft in<br />

Ratschings. Unter den zahlreichen<br />

Gästen konnten unter<br />

anderem Bürgermeister Sebastian<br />

Helfer, Margareth Oberrauch<br />

vom Verband Südtiroler<br />

Kirchenmusik und Klaus<br />

Fischnaller vom Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen begrüßt<br />

werden.<br />

Der Frauen- und Mädchenchor Ratschings<br />

wurde für sein 25-jähriges<br />

Wirken geehrt.<br />

Die Pfarrgemeinde verabschiedete<br />

sich an diesem<br />

Abend mit einem Dankgottesdienst<br />

vom langjährigen Aushilfsseelsorger<br />

Pater Meinrad. Der Pfarrverantwortliche<br />

Martin Brunner würdigte das Wirken<br />

und die Art der Seelsorge Pater Meinrads<br />

– stets auf gleicher Augenhöhe, verbunden<br />

mit vielen selbst erlebten Schicksalen und<br />

entsprechenden Antworten auf viele Fragen.<br />

Die Pfarrgemeinde hatte Pater Meinrad<br />

sehr „liebgewonnen“.<br />

Symbolisch wurden Pater Meinrad ein Paar<br />

Schuhe überreicht, die ihn den Schritt in<br />

den neuen Lebensabschnitt nach Meran<br />

erleitern sollen.<br />

Genutzt wurde dieser Abend auch, um Ehrungen<br />

für verdiente Personen zu vergeben,<br />

welche bereits im vorigen Jahr fällig<br />

gewesen wären, durch die Corona-Auflagen<br />

damals aber nicht in feierlichem Rahmen<br />

überreicht werden konnten.<br />

So waren der Mädchen- und Frauenchor besonders<br />

überrascht, als sie für ihre 25-jährige<br />

Tätigkeit geehrt wurden. Hervorgehoben<br />

wurde ihre Eigeninitiative und die Begeisterung<br />

sowie die gute und stetige Weiterbildung<br />

der Sängerinnen. Durch diese guten<br />

Eigenschaften erreichte der Verein großes<br />

Ansehen im Dorf und darüber hinaus.<br />

Auch der ehemalige Pfarrmesner Peter<br />

Schölzhorn wurde für seine pflichtbewusste,<br />

25-jährige Tätigkeit geehrt. Tagtäglich<br />

war Peter mehrmals in der Kirche,<br />

um nach dem Rechten<br />

zu sehen. Es wird sehr<br />

schwierig werden, einen<br />

guten Nachfolger für ihn<br />

zu finden.<br />

Außergewöhnlich war<br />

auch die letzte Ehrung:<br />

Franz Seeber spielt bereits<br />

seit mehr als 60 Jahren,<br />

ehrenamtlich an der<br />

Orgel. Sonntag für Sonntag,<br />

an sämtlichen Feiertagen,<br />

Beerdigungen<br />

und Hochzeiten gestaltet<br />

Seeber mit viel Können<br />

und Schwung die<br />

Eucharistiefeiern mit.<br />

Der aufrichtige Dank wurde Seeber dafür<br />

in Pfitscher Serpentin gemeißelt, welcher<br />

weiters von drei originalen Orgelpfeifen<br />

geziert wurde.<br />

Nach dem feierlichen Schlusssegen durch<br />

Pater Meinrad wurde der Abend vor dem<br />

Vereinshaus mit einem Konzert der Musikkapelle<br />

und Ehrungen verdienter Musikanten<br />

fortgeführt. Bürgermeister Helfer<br />

unterstrich die Wichtigkeit der Vereine,<br />

welche auch für einen guten Zusammenhalt<br />

in der Dorfgemeinschaft fundamental<br />

sind. Er appellierte an alle, sich nicht nur<br />

mit Meinungen der Medien zufriedenzugeben,<br />

sondern diese auch in der Gemeinschaft<br />

und in den Vereinen zu diskutieren,<br />

und dankte abschließend den Geehrten,<br />

welche dafür bestes Beispiel geben.<br />

Redaktionsschluss für<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />

KulturFenster<br />

23 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Eine möglichst stimmige Symbiose von<br />

Natur- und Kulturlandschaft ist für die<br />

Heimatpeger*innen identitätsstiftend.<br />

Foto: Freddy Planinschek<br />

KulturFenster<br />

24 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


aufbauend<br />

Identitätsstiftende Orte schaffen<br />

Kritische Beiträge auf der Tagung des Heimatpflegeverbandes<br />

und der Architekturstiftung Südtirol<br />

Was macht einen Ort zu einem identitätsstiftenden<br />

Ort, zu einem Ort, an dem das Zusammenspiel<br />

von Menschen, Kultur- und Naturlandschaft<br />

zu einem ästhetischen Ganzen<br />

wird? Wie entsteht ein lebendiger Ort? Und<br />

welche Voraussetzungen braucht es, um<br />

zu einem identitätsstiftenden Ort zu werden?<br />

Wichtige Fragen, die auf der Tagung<br />

„Identitätsstiftende Orte“ erörtert wurden.<br />

Das Schwerpunktthema <strong>2021</strong> des Heimatpflegeverbandes<br />

ist die Baukultur. Ein Höhepunkt<br />

im Jahresprogramm war deshalb<br />

diese Tagung Mitte September, die der HPV<br />

in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung<br />

Südtirol organisiert hatte. Das Besondere<br />

daran: Es war eine sogenannte Hybridveranstaltung,<br />

die sowohl in Präsenz<br />

im Bozner Waltherhaus als auch live über<br />

den youtube-Kanal des Heimatpflegeverbandes<br />

verfolgt werden konnte und die für<br />

Interessierte weiterhin auf youtube abrufbar<br />

ist (https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol).<br />

Etwas „Besonderes“<br />

war auch die Vielfalt an Themen,<br />

die an diesem Abend kritisch beleuchtet<br />

und am Ende im Rahmen einer Diskussions-<br />

und Fragerunde vertieft wurden.<br />

Emotion und Partizipation<br />

Claudia Plaikner, die Obfrau des Heimatpflegeverbandes,<br />

stimmte auf die Tagung<br />

ein. Sie setzte sich mit dem Begriff Identitätsstiftung<br />

auseinander, der immer auch<br />

mit dem Begriff Heimat zusammenhänge.<br />

„Heimat entsteht aus emotionalen Bindungen<br />

und sozialer Vernetzung in einem<br />

persönlichen Handlungs- und Verantwortungsraum“,<br />

zitierte sie den Bund für Heimat<br />

und Umwelt in Bonn. Es gehe also<br />

weniger um die Heimat als bauliche Struktur<br />

oder territoriale Verortung, sondern es<br />

gehe insbesondere um Bindung, Vernetzung<br />

der Menschen und um deren persönlich<br />

zu füllenden Handlungs- und Verantwortungsraum.<br />

Für eine Identitätsstiftung unabdingbar<br />

sei die Möglichkeit der gemeinsamen Entscheidung.<br />

„Das hat viel mit Partizipation<br />

und Demokratie zu tun“, unterstrich Claudia<br />

Plaikner – ein Punkt, der später in den<br />

Vorträgen noch eine wichtige Rolle spielen<br />

sollte. Auch Orte und Handlungsräume,<br />

die der besonderen historischen und aktuellen<br />

Situation gerecht werden und diese<br />

weiterentwickeln, seien identitätsstiftend.<br />

Was Architektur bewirkt<br />

„<br />

„<br />

Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation<br />

und Demokratie zu tun.<br />

Claudia Plaikner<br />

In diesem Kontext sei natürlich die Architektur<br />

zu nennen, von der eine identitätsstiftende<br />

Wirkung ausgehe. „Die historische<br />

Entwicklung einer Siedlung sollte als Wiedererkennungsmerkmal<br />

deutlich Berücksichtigung<br />

finden, das Neue im Respekt vor<br />

dem schon Vorhandenen gestaltet und eingefügt<br />

werden, ohne den Gestus des Aufgesetzten,<br />

Aufgedrängten zu hinterlassen“,<br />

forderte Claudia Plaikner.<br />

Eine möglichst stimmige Symbiose von<br />

Natur- und Kulturlandschaft sei für die<br />

Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raumentwicklung,<br />

Landschaft und Denkmalpflege, richtete<br />

zum Auftakt der Tagung einige Grußworte an die<br />

Teilnehmer*innen.<br />

Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes,<br />

versuchte, Antworten auf die<br />

Frage zu geben: Was ist identitätsstiftend?<br />

Fotos: HPV<br />

Heimatpfleger*innen identitätsstiftend:<br />

„Begegnungs- und Freiräume, Nachbarschaft,<br />

fußgänger- und radfahrerfreundliche<br />

Mobilität, Nahversorgung, Nachhaltigkeit<br />

und Integration, Sicherheit, Erwerbsmöglichkeiten,<br />

adäquates Wohnen, Kulturtätigkeit,<br />

Diskussion, aber auch Traditionen<br />

und Authentisches und viel Vorrecht und<br />

Respekt für die Natur“ – wenn diese Qualitäten<br />

von den Menschen wahrgenommen<br />

würden, so sei das identitätsstiftend.<br />

„Wenn Menschen sich dafür einsetzen, so<br />

entsteht Vertrauen, Beheimatung und Zukunft“,<br />

versicherte Claudia Plaikner.<br />

Edith Runer<br />

Zum Schlagwort „Identitätsstiftende Orte“ meinte sie, dass die<br />

Gemeindeentwicklungsprogramme, die derzeit ausgearbeitet werden, viel verändern<br />

würden. Sie seien auf die Partizipation, also die Beteiligung der Bürger*innen<br />

ausgerichtet, weshalb es aber auch notwendig sei, dass die Menschen vor Ort<br />

bereit sind mitzuarbeiten. Die neuen Kommissionen für Raum und Landschaft,<br />

die die Baukommissionen ersetzen, seien eine Chance für die Südtiroler Baukultur<br />

und damit auch für die Identität der Orte.<br />

KulturFenster<br />

25 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


aufbauend<br />

Viles (im Bild Seres) sind ein Paradebeispiel<br />

für identitätsstiftende Orte, die es<br />

zu erhalten gilt. Foto: Freddy Planinschek<br />

„Les Viles“ – Einzigartige<br />

Kulturschätze im Gadertal<br />

Der Begriff „Viles“ mag in manchen Südtiroler<br />

Ohren fremd klingen. Dabei zählen diese<br />

auf Ladinisch „Les Viles“ genannten bäuerlichen<br />

Siedlungen, die man vor allem im Gadertal<br />

antrifft, zu den wertvollsten Schätzen<br />

der heimischen Baukultur. Viles, das sind<br />

kleine Häusergruppen mit einer langen Geschichte<br />

und einem einzigartigen Charakter<br />

im Alpenraum. Die Viles sind daher ein<br />

Paradebeispiel für identitätsstiftende Orte.<br />

Sigrid Piccolruaz, die Gadertaler Architektin,<br />

hat sich im Auftrag des Landes Südtirol<br />

bei mehreren Projekten über Jahre<br />

hinweg der Erhaltung und des Schutzes<br />

der Viles in Enneberg, St. Martin in Thurn<br />

und Wengen angenommen und weiß daher<br />

um den Wert dieser Baukulturschätze.<br />

Viles sind – so erklärte es Sigrid Piccolruaz<br />

– nicht nur einfache Häusergruppen,<br />

sondern jedes für sich ist ein „sozialer<br />

Mikrokosmos“, in dem einzelne<br />

Familien leben, aber die Gemeinschaft<br />

eine große Rolle spielt. Neben dem bäuerlichen<br />

Eigentum hat es immer auch gemeinschaftliche<br />

Plätze gegeben, die von<br />

allen Bewohnern des Ortes in Anspruch<br />

genommen wurden, so der Brunnen, der<br />

Steinofen oder die Tränke für die Tiere.<br />

Diese soziale Konstellation machte die<br />

Viles zum gesellschaftlichen und sozialen<br />

„Erfolgsmodell“, wie man es heute<br />

bezeichnen würde.<br />

Anhand von Damals-heute-Vergleichsfotos<br />

machte Sigrid Piccolruaz in ihrem<br />

Vortrag deutlich, dass gar einige Viles in<br />

der Vergangenheit durch unsachgemäße<br />

Eingriffe ihren Charakter verloren haben<br />

oder ihn fast zu verlieren drohten. „Gemeinschaftsplätze<br />

wurden zum Beispiel<br />

zu Parkplätzen umfunktioniert, Gebäude<br />

ohne Berücksichtigung des historisch Gewachsenen<br />

renoviert oder die Orte durch<br />

Straßen auseinandergerissen, wodurch es<br />

auch zu Zersiedelung kam.“ Das Schutzprogramm<br />

hätte so manchen größeren<br />

Schaden verhindert, doch es wäre laut<br />

Piccolruaz unbedingt<br />

notwendig, weitere<br />

Schutzmaßnahmen<br />

einzuleiten,<br />

damit<br />

die Viles als<br />

identitätsstiftende<br />

Orte erhalten<br />

bleiben.<br />

Der Steinbackofen im Zentrum ist ein Ort der Gemeinschaft.<br />

Foto: S. Piccolruaz<br />

Architektin Sigrid Piccolruaz<br />

Foto: HPV<br />

KulturFenster<br />

26 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Hotel-Architektur als<br />

Weltanschauungsymbol<br />

Vortrag von Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer<br />

Die spannende Geschichte hinter einigen<br />

Prunkbauten der Hotelarchitektur erläuterte<br />

Bettina Schlorhaufer in ihrem Vortrag.<br />

Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Bettina<br />

Schlorhaufer aus Innsbruck hat durch ihre<br />

Tätigkeit einen starken Bezug zu Südtirol.<br />

Unter anderem leitete sie von 2016 bis 2019<br />

das Projekt „Berghotels 1890–1930: Südtirol,<br />

Nordtirol, Trentino“, woraus ein Buch<br />

mit zwei Bänden entstanden ist. Darin beschreibt<br />

sie die Entstehung der ersten Hotels<br />

in den Alpen, sowohl in den Städten als<br />

auch in entlegenen Hochgebirgslandschaften.<br />

Aus den Untersuchungen ging hervor,<br />

dass sich die Häuser des „Vereins für Alpenhotels<br />

in Tirol“ als Weltanschauungssymbole<br />

ihrer Erbauer in den landschaftlichen<br />

Kontext einfügen sollten. Die den 1890er-<br />

Jahren in Südtirol errichteten Berghotels<br />

seien somit auch als Orte deutschnational<br />

gesinnter Raumbeanspruchung von Gebirgsregionen<br />

bzw. als solche zu sehen, die<br />

unter den kulturellen und politischen Superioritätsvorstellungen<br />

ihrer Betreiber architektonisch<br />

Gestalt annahmen.<br />

Bettina Schlorhaufer brachte in ihrem Vortrag<br />

eine Reihe von Beispielen und beschrieb<br />

das Ansinnen der Erbauer. Sie<br />

Prachtgebäude für betuchte Gäste: das 1894 bis 1896 erbaute Hotel „Karersee“ der Architekten<br />

Musch & Lun<br />

Fotos aus: „Berghotels 1890–1930: Südtirol, Nordtirol, Trentino“<br />

zeigte historische Fotos von Prunkbauten<br />

wie dem Hotel „Brennerbad“, vom „Dolomitenhotel“<br />

in Toblach, vom „Meranerhofe“<br />

oder auch vom Hotel „Sulden“,<br />

das vom einflussreichen Politiker Theodor<br />

Christomannos und dem Architekten<br />

Otto Schmid errichtet wurde. Damals wie<br />

heute waren es meistens nicht einzelne<br />

kleine Bauherren, die einfach nur Gäste<br />

beherbergen wollten, sondern oft standen<br />

– ebenso wie heute – große Aktiengesellschaften<br />

und Investoren hinter den Gebäudekolossen,<br />

die für maximal drei Monate<br />

im Jahr Saison hatten. Gar manche<br />

dieser Hotelbauten wurden später im Ersten<br />

Weltkrieg militärisch genutzt.<br />

Aus den Ausführungen der Referentin ging<br />

hervor, dass die Hotelarchitektur in Südtirol<br />

früher wesentlich von einer quasi importierten<br />

Baukultur geprägt<br />

war. Was das mit<br />

der heutigen Zeit<br />

zu tun hat, das<br />

war vor allem<br />

bei der anschließenden<br />

Diskussionsrunde<br />

Thema<br />

(siehe S. 30).<br />

Theodor Christomannos ließ das 1895 errichtete Hotel „Sulden“ von Architekt<br />

Otto Schmid entwerfen.<br />

Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer<br />

Foto: HPV<br />

KulturFenster<br />

27 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


aufbauend<br />

Kulturgüterschutz:<br />

„Es geht auch um Emotionen“<br />

Vortrag von Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />

Reichen die bestehenden Instrumente wie<br />

der Ensembleschutz und der Denkmalschutz<br />

aus, um dem in der „Erklärung von Davos“<br />

verankerten Kulturgüterschutz Rechnung zu<br />

tragen? Die Antwort von Karin Dalla Torre<br />

lautet: Nein.<br />

In ihrem Vortrag sprach die Landeskonservatorin<br />

über das kulturelle Erbe und in diesem<br />

Zusammenhang auch vom Schutz des<br />

Ungeschützten, von den vielen Objekten,<br />

die nicht offiziell unter Schutz stehen, aber<br />

zu erhalten wären. „Wir brauchen einen<br />

erweiterten, disziplinübergreifenden Dialog<br />

und eine gemeinsame Strategie über<br />

die Institutionen hinweg“, unterstrich Dalla<br />

Torre. Das Zusammenwirken von Architekturstiftung<br />

Südtirol und Heimatpflegeverband<br />

sei ein positives Beispiel dafür. Dabei<br />

sei das gebaute Kulturerbe nicht der<br />

rückwärtsgewandte Seniorpartner im Zukunftsdiskurs<br />

von hoher Baukultur, Identität<br />

und Nachhaltigkeit, sondern: „Das<br />

gebaute Kulturerbe ist das Kraftzentrum<br />

des Diskurses.“<br />

Die Frage, ob ein Gebäude erhalten, abgerissen,<br />

weitergebaut oder unter Schutz<br />

gestellt wird, sei aber nicht nur eine Frage<br />

des Machbaren und Bezahlbaren, sondern<br />

auch eine Frage der emotionalen Bindung<br />

an das Gebäude: „Alte Häuser speichern<br />

gelebte Leben und erhalten dadurch eine<br />

Seele, deren Tragweite weit über die Qualität,<br />

das Alter der verbauten Materialien und die<br />

Kunstfertigkeit des Bauens hinausgehen.“<br />

Das „Bauinventar Südtirol" soll helfen, besser und im Sinne von identitätsstiftenden Orten<br />

zu planen und zu bauen.<br />

Es gebe leider viele Beispiele von Gebäuden<br />

oder Ensembles, denen die identitätsstiftende<br />

Qualität durch irgendwelche Eingriffe<br />

genommen worden ist. Aus dieser Entwicklung<br />

heraus ist im Landesdenkmalamt das<br />

Projekt „Bauinventar Südtirol“ entstanden.<br />

Ausgehend von einem Pilotprojekt in Schluderns<br />

sollen künftig sämtliche Bauwerke<br />

„<br />

Alte Häuser speichern gelebte Leben<br />

und erhalten dadurch eine<br />

Seele, deren Tragweite weit über<br />

„<br />

die Qualität, das Alter der verbauten<br />

Materialien und die Kunstfertigkeit<br />

des Bauens hinausgehen.<br />

Karin Dalla Torre<br />

in den 116 Gemeinden des Landes nach<br />

bau- und kunsthistorischen sowie volkskundlichen<br />

und kulturlandschaftlichen Aspekten<br />

erhoben werden. Die Ergebnisse<br />

der Erhebungen würden den Verantwortlichen<br />

„Werkzeuge“ in<br />

die Hand geben,<br />

um besser und<br />

im Sinne von<br />

identitätsstiftenden<br />

Orten<br />

planen<br />

und bauen<br />

zu können.<br />

Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />

Foto: HPV<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />

KulturFenster<br />

28 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Die Einzigartigkeit<br />

eines Ortes erhalten<br />

Susanne Waiz koordiniert das Interreg-Projekt in Schluderns<br />

Alt und Neu in Harmonie<br />

„Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation<br />

und Demokratie zu tun“, sagt die Obfrau<br />

des Heimatpflegeverbandes, Claudia<br />

Plaikner. Ein Beispiel, wie diese Partizipation<br />

gelingen könnte, stellte die Architektin<br />

Susanne Waiz vor.<br />

Sie koordiniert in Schluderns das Interreg-Projekt<br />

„Umsetzbare Ortskernrevitalisierung<br />

Terra Raetica“. Hintergrund<br />

des Projektes ist die Tatsache, dass es<br />

in den fünf Ensembleschutzzonen des<br />

historischen Zentrums noch 60 große<br />

steinerne Stadel gibt, die nicht genutzt<br />

werden – das sind zwei Drittel aller Wirtschaftsgebäude.<br />

Susanne Waiz erklärte<br />

in ihrem Vortrag, dass ab den 1950erund<br />

bis hinein in die 1960er-Jahre zum<br />

einen der Wandel in der Landwirtschaft,<br />

zum anderen auch die 1965 erfolgte Ansiedelung<br />

der Beschlägefabrik Hoppe<br />

in Schluderns zu einem Niedergang<br />

der kleinbäuerlichen Lebenskultur geführt<br />

hatte. Aufgrund besonderer Umstände<br />

seien in Schluderns zum Glück<br />

nicht alle nicht mehr gebrauchten Stadel<br />

Wohn- und anderen Zwecken zugeführt<br />

worden. Aber sie stünden leer. Und das<br />

will die Gemeinde nun mit diesem Projekt<br />

ändern. Architektin Waiz führte einige<br />

Beispiele auf, wie Stadel bereits jetzt<br />

gut genutzt werden. So gibt es etwa einen<br />

Laden mit Vinschger Produkten, ein<br />

Atelier oder ein Museum.<br />

Doch man will diese Entwicklung fortsetzen,<br />

weshalb am 20. November die Aktion<br />

„Offene Türen“ stattfindet. Sie richtet<br />

sich in erster Linie an die Bevölkerung<br />

von Schluderns, die dazu angeregt werden<br />

soll, „Orte zu erinnern“ und dadurch<br />

Ideen für die Zukunft ihres Heimatortes<br />

zu entwickeln. Einige Leerstandsobjekte<br />

im Zentrum werden für diesen einen Tag<br />

für alle zugänglich gemacht, und es gibt<br />

dort auch Aktionen. Außerdem werden<br />

Bauforscher durch die Gebäude führen,<br />

und es soll Gespräche geben, bei denen<br />

Vorschläge gesammelt und später bei der<br />

Umsetzung von Ideen verwendet werden.<br />

„Die Ortskernrevitalisierung muss den<br />

Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung<br />

tragen, und sie wird nur dann funktionieren,<br />

wenn neben der Wohnnutzung auch<br />

andere Bedürfnisse erfüllt werden“, unterstrich<br />

Susanne Waiz. Auf jeden Fall<br />

handelt es sich um ein spannendes Projekt,<br />

dessen Ausgang noch offen ist. Das<br />

Ziel aber ist klar: das<br />

Einzigartige dieses<br />

Dorfes und<br />

damit seine<br />

Identität zu<br />

erhalten.<br />

Aus einem Stadel wird ein Dorfladen mit einheimischen Produkten.<br />

Fotos: Susanne Waiz<br />

Architektin Susanne Waiz<br />

KulturFenster<br />

29 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


aufbauend<br />

Hotelprojekte: „Politik muss<br />

klare Kante zeigen“<br />

Podiumsdiskussion konzentriert sich auf den<br />

Tourismus und seine Auswüchse<br />

Die Diskussionsteilnehmer*innen: Bettina Schlorhaufer, Sigrid Piccolruaz, Karin Dalla<br />

Torre, Moderator Carlo Calderan, Susanne Waiz, Claudia Plaikner und Hans Heiss (v. l.)<br />

„<br />

Mit einer Kostenwahrheit im Tourismus<br />

würden sich viele Projekte erübrigen.<br />

Claudia Plaikner<br />

„<br />

„<br />

„<br />

„<br />

Wir haben aus der Geschichte nichts<br />

gelernt. Bettina Schlorhaufer<br />

„<br />

Theodor Christomannos war der Benko<br />

seiner Zeit. Karin Dalla Torre<br />

Auch wenn vielleicht nicht beabsichtigt, so<br />

konzentrierte sich die Podiumsdiskussion<br />

im Anschluss an die Fachvorträge auf ein<br />

großes Thema: Südtirols Tourismus, seine<br />

Hotelburgen und die „Eventisierung“ der<br />

Landschaft.<br />

Neben den Referentinnen und HPV-Obfrau<br />

Claudia Plaikner nahm auch der Historiker<br />

und Tourismusfachmann Hans<br />

Heiss an diesem Gedankenaustausch teil,<br />

den Carlo Calderan von der Architekturstiftung<br />

Südtirol moderierte. Zudem beteiligte<br />

sich das Publikum mit Stellungnahmen<br />

und Fragen an der Diskussion.<br />

Identitätslose Hotelbauten<br />

Einige Punkte und Stimmen aus der Diskussion:<br />

„Südtirol hat aus der Geschichte nichts gelernt.“<br />

Das betonte die Kunstihistorikerin<br />

Brigitte Schlorhaufer, ähnlich formulierte<br />

es auch die Architektin Susanne Waiz. Wie<br />

es schon im 19. Jahrhundert einige wenige<br />

Investoren waren, die mit Prunkbauten eine<br />

elitäre Schicht an Gästen in die Alpen locken<br />

wollten, so sind es auch heute sehr<br />

oft anonyme Investmentgesellschaften, die<br />

allen Fachleuten und vor allem den Bürgern<br />

zuvorkommen. Verträge sind längst<br />

unterschrieben, wenn irgendwelche Gremien<br />

auf den Plan treten. Kurzum: Beim<br />

Bauen hat weder die identitätsstiftende<br />

noch die soziale Komponente Gewicht,<br />

es geht rein um das Wirtschaftliche. Dem<br />

stimmte auch Hans Heiss zu, der meinte,<br />

es zeichne sich schon seit 15 Jahren ein<br />

Trend zum identitätslosen Hotelbau und<br />

zur „Eventisierung“ im Tourismus ab.<br />

Vom Früher ins Heute<br />

Mit einem interessanten Vergleich legte<br />

Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />

allerdings einen Unterschied von früher<br />

und heute dar. Sie bezeichnete den Hotelpionier<br />

Theodor Christomannos als den<br />

„Benko seiner Zeit“, machte aber deutlich,<br />

dass wir inzwischen in einer Demokratie<br />

leben und entsprechende Instrumente der<br />

Steuerung hätten, um aggressive (Hotel-)<br />

Projekte, zu verhindern. Auch die Landeskonservatorin<br />

gab zu, dass man mit den<br />

herkömmlichen Instrumenten bisher immer<br />

zu spät gekommen sei. Ob die neuen<br />

Leitlinien, die u. a. durch das Tourismusentwicklungskonzept<br />

oder das neue Ge-<br />

setz zu Raum und Landschaft geschrieben<br />

werden, mehr Möglichkeiten des Eingreifens<br />

bieten werden, müsse sich wohl erst<br />

zeigen. Hans Heiss forderte jedenfalls klar<br />

einen Bettenstopp. Die Politik müsse hier<br />

„klare Kante“ zeigen.<br />

HPV-Obfrau Claudia Plaikner unterstrich,<br />

dass es in jedem Fall die Politik sei, die<br />

bestimmten Entwicklungen im Tourismus<br />

einen Riegel vorschieben müsse. Sie forderte<br />

zum einen eine Kostenwahrheit im<br />

Tourismus – „dadurch würden sich viele<br />

Projekte erübrigen“. Zum anderen forderte<br />

sie bessere Gesetze, und da sei die Politik<br />

am Zug. Das neue Gesetz für Raum und<br />

Landschaft habe gezeigt, dass Partizipation<br />

auch eine Worthülse sein kann: „Wir<br />

haben uns zwar stark eingebracht, aber<br />

unsere Vorschläge sind kaum berücksichtigt<br />

worden.“ Sie forderte eine „echte Partizipation<br />

mit Verbindlichkeit“, damit Menschen<br />

auch die Motivation haben, sich für<br />

ihre Anliegen und für Natur und Kulturlandschaft<br />

einzusetzen.<br />

Edith Runer<br />

Diskussion abrufbar unter:<br />

https://www.youtube.com/c/<br />

heimatpflegeverbandsuedtirol<br />

KulturFenster<br />

30 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Heimatpege<br />

Traditionelles Kulturgut<br />

weiterhin fördern<br />

Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal<br />

Die Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes mit Obfrau Claudia Plaikner und den HPV-Mitarbeitern<br />

In Pfelders im Passeiertal haben sich die<br />

Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes<br />

im Sommer zu ihrer alljährlichen Tagung getroffen.<br />

Voraussichtlich zum vorletzten Mal,<br />

denn der Heimatpflegeverband hat die Bearbeitung<br />

und Betreuung der Landschaftspflegebeiträge<br />

abgegeben.<br />

Wie im „KulturFenster“ bereits berichtet,<br />

hat der Heimatpflegeverband Ende 2020<br />

die Abwicklung der Ansuchen um Beiträge<br />

für Landschaftspflege aufgrund von<br />

mangelnder Wertschätzung und zunehmender<br />

Bürokratisierung an das Landesamt<br />

für Landschaftsschutz abgegeben.<br />

Nichtsdestotrotz setzt sich der Verband<br />

auch weiterhin mit vollem Einsatz für die<br />

kleinen Paradiese und Wunder ein, die wir<br />

u. a. mit den vielen Kleindenkmälern hier<br />

glücklicherweise – noch – haben. Denn<br />

bei der Sanierung und Wiedererrichtung<br />

von Holzzäunen, Stroh- und Schindeldächern,<br />

Trockensteinmauern, Wegkreuzen,<br />

Bildstöcken, Mühlen usw. geht es nicht um<br />

kosmetische Eingriffe für eine touristische<br />

Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst<br />

gelebte Kultur.<br />

Beitragszahlung ausgesetzt<br />

Im Zuge der Versammlung wurde auch<br />

über die derzeit fehlenden Geldmittel<br />

zum Schutz der Kleindenkmäler disku-<br />

tiert. Denn mit Dekret <strong>Nr</strong>. 1041 vom 22.<br />

Dezember 2020 hatte die Landesregierung<br />

aufgrund „reduzierter Geldmittel für<br />

das Ressort für Raumentwicklung, Landschaft<br />

und Denkmalpflege“ beschlossen,<br />

die Landschaftspflegebeiträge für das Jahr<br />

<strong>2021</strong> auszusetzen. Obfrau Claudia Plaikner<br />

betonte, dass diese Maßnahme eine<br />

der Coronakrise geschuldete, einmalige<br />

Bei der Sanierung und Wiedererrichtung von Kleindenkmälern geht es nicht um kosmetische<br />

Eingriffe für eine touristische Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst gelebte Kultur.<br />

KulturFenster<br />

31 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Ausnahme bleiben muss, wenn das herausragende<br />

Kulturerbe der Südtiroler<br />

Kleindenkmäler nicht auf lange Sicht verschwinden<br />

soll.<br />

Schließlich braucht es nicht sehr viel Geld,<br />

um die Kleindenkmäler zu erhalten. 2020<br />

waren es 1,1 Millionen Euro an Beiträgen,<br />

die vermittelt wurden und die die aufwändige<br />

Arbeit vieler Bauern und anderer Bürger<br />

auf dem ganzen Landesgebiet unterstützt<br />

haben. Wie wichtig diese Beiträge<br />

sind, erkennt man, wenn man sich ein<br />

wenig über die Grenzen Südtirols hinausbewegt.<br />

Dort wo es beispielsweise keine<br />

Subventionen für Schindeldächer gibt,<br />

verschwinden die landschaftsprägenden<br />

Dächer zunehmend. Das könnte auch im<br />

Überetsch und Unterland passieren, wo<br />

viele Dächer mit Mönch-und-Nonne-Ziegeln<br />

gedeckt sind. Da diese aber nicht ge-<br />

fördert werden, ersetzt man sie seit einiger<br />

Zeit häufiger mit roten Industrieziegeln.<br />

Dank an Ehrenamtliche<br />

Die Tagung der Sachbearbeiter ist immer<br />

auch ein kleines gesellschaftliches Ereignis,<br />

bei dem viele Erfahrungen ausgetauscht<br />

werden. Dies wird wohl nur noch einmal der<br />

Fall sein. Denn die Sachbearbeiter kümmern<br />

sich jetzt noch um jene Gesuche, die bis<br />

zum Frühjahr 2020 eingereicht wurden (sie<br />

haben zwei Jahre Gültigkeit) und legen ihre<br />

Tätigkeit daraufhin nieder. Danach wird wohl<br />

noch ein letztes Mal Bilanz gezogen über<br />

jahrzehntelange fruchtbare und vor allem<br />

ehrenamtliche Arbeit, auf die der Heimatpflegeverband<br />

mit Genugtuung und Dankbarkeit<br />

zurückblickt.<br />

Heimatpflegeverband Südtirol<br />

Auch die im Unterland und Überetsch ortsbildprägenden<br />

Dacheindeckungen mit<br />

Mönch- und Nonne-Ziegeln sollten gefördert<br />

werden.<br />

Ein stolzes Lebenswerk<br />

Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes<br />

28 Jahre lang war Hans Raich – Pfeiftaler<br />

Hans – im Auftrag des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol als Sachbearbeiter für Dächer<br />

und bäuerliche Kleindenkmäler tätig.<br />

Dafür wurde der inzwischen 85-Jährige im<br />

Zuge der Tagung der Sachbearbeiter im<br />

Passeiertal geehrt.<br />

Hans Raich hatte im fernen Jahr 1992 den<br />

anspruchsvollen Auftrag zur Pflege der Kulturlandschaft<br />

übernommen und seither unermüdlich<br />

und gewissenhaft die zahlreichen<br />

Objekte zwischen der Naifschlucht im Süden<br />

des Passeiertales bis zum Timmelsjoch<br />

und Lazins im Norden betreut.<br />

Nachdem die Vergabe der Förderbeiträge<br />

an die Gebäude- und Grundbesitzer an genaue<br />

Vorschriften durch die Landesregierung<br />

gebunden ist, musste Hans schon vor<br />

der Zusage von Beiträgen die Objekte begutachten<br />

und den Eigentümern die Auflagen<br />

zur Beachtung nahelegen. Die Betreuung<br />

während der Durchführung der<br />

Arbeiten war für Hans selbstverständlich,<br />

und krönender Abschluss war die Abnahme<br />

(Kollaudierung), die Hans bei größeren<br />

Bauten wie Stallungen auf Almen<br />

auch Kraxelkünste auf die Dächer abverlangte.<br />

Dann erst konnte der Heimatpflegeverband<br />

von der erfolgten Restaurierung<br />

benachrichtigt werden. Am Verbandssitz<br />

in Bozen wusste man von der Gewissenhaftigkeit<br />

und fachlichen Kompetenz von<br />

Hans, und es konnte zur Auszahlung der<br />

Beiträge geschritten werden.<br />

Hans verwendete nicht nur als Sachbearbeiter<br />

seine Freizeit für die Talgemeinschaft,<br />

sondern war – ebenfalls 28 Jahre lang – Obmann<br />

des Krippenvereines Passeier (1990–<br />

2018), den er mit Hilfe der Ausschussmitglieder<br />

zu seltener Blüte bringen konnte.<br />

Jährlich erfolgten Krippenausstellungen und<br />

Kulturfahrten zu Hochburgen des Krippenbaues.<br />

Ebenso erwähnenswert sind die Verdienste,<br />

die sich Hans um die Pflege des<br />

schönen Dorffriedhofes von St. Martin erworben<br />

hat. Die Gräberpflege gelang ihm<br />

in Zusammenarbeit mit Steinmetzen und<br />

Kunstschmieden sehr gut, besonders im<br />

Bereich der historischen Grabdenkmäler,<br />

die geradezu als Musterbeispiele gekonnter<br />

Grabkultur gelten können.<br />

Bei anderen gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Vereinen war Hans ebenso stark beteiligt<br />

wie als Gemeinderat, bei der Volkshochschule,<br />

in der Volksbibliothek St. Martin<br />

und beim Katholischen Verband der Werktätigen<br />

KVW.<br />

Der Nachfolger von Hans Raich ist bis zum<br />

Abschluss der Tätigkeit der Sachbearbeiter<br />

Rudolf Gögele, Feldbauer in St. Martin.<br />

Heinrich Hofer<br />

Hans Raich erhielt von Obfrau Claudia Plaikner<br />

das Goldene Ehrenabzeichen des Heimatpflegeverbandes<br />

sowie eine Ehrenurkunde.<br />

Foto: HPV<br />

KulturFenster<br />

32 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Streuobstwiesen als Teil<br />

der Kulturlandschaft<br />

Initiative „Baumgart“ soll auf die traditionelle Form der<br />

Landnutzung aufmerksam machen<br />

Wie mehrere andere Vereine und Institutionen<br />

beteiligt sich auch der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol an der Initiative<br />

„Baumgart“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die Bedeutung der Streuobstwiesen in Südtirol<br />

aufzuzeigen.<br />

Der Begriff Streuobstwiese leitet sich nicht,<br />

wie man vermuten würde, von den weitum<br />

verstreuten Bäumen ab, die sie kennzeichnen.<br />

Vielmehr bezieht sich der Begriff auf<br />

die Nutzung von Streu, die bei dieser Art<br />

der Landnutzung eine ganz besondere Rolle<br />

spielt. Streuobstwiesen, im Dialekt auch<br />

„Pangert“, „Baumgart“ oder „Anger“ genannt,<br />

sind eine traditionelle extensive Form<br />

der Landnutzung. Dabei wird die Produktion<br />

von Obst mit der Bereitstellung von Grünfutter<br />

oder Streu kombiniert. Durch die unregelmäßigen<br />

Abstände der Obstbäume kann<br />

eine Vegetation entstehen, die bei entsprechender<br />

Bearbeitung auch als Grünfutter<br />

genutzt werden kann. Außerdem gibt es im<br />

Unterstockbereich die Möglichkeit, Kräuter<br />

oder Beeren anzubauen. Der Baumbestand<br />

einer Streuobstwiese besteht in der Regel<br />

aus Kern- oder Steinobst, manchmal sind<br />

auch Nuss- oder Kastanienbäume eingestreut.<br />

Streuobstwiesen sind von großer Bedeutung<br />

für die Biodiversität und Sortenvielfalt,<br />

zumal auf diesen Wiesen sehr oft<br />

autochthone Sorten wachsen, die man heutzutage<br />

kaum noch zu kaufen bekommt. Sie<br />

sind Grundlage für einen natürlichen Nährstoffkreislauf<br />

und ein unabdingbarer Bestandteil<br />

unserer Kulturlandschaft. Außerdem<br />

haben Streuobstwiesen einen großen<br />

kulturellen, ästhetischen und damit nicht<br />

zuletzt touristischen Wert.<br />

Initiativen pro<br />

Streuobstwiese<br />

Leider nimmt die Zahl der Streuobstwiesen<br />

in Südtirol, wie andernorts in Mitteleuropa,<br />

stetig ab. Das möchte die Initiative „Baumgart“<br />

der Eurac Research ändern. Eurac<br />

Das traditionelle „Birmehl“ wird von alten<br />

Birnensorten aus Streuobstwiesen in<br />

Verdings gewonnen.<br />

Research ist ein Zentrum für angewandte<br />

Forschung mit Sitz in Bozen, das es sich<br />

mit diesem Projekt nun zum Ziel gesetzt<br />

hat, in Zusammenarbeit mit mehreren Vereinen<br />

und Institutionen, auf den Wert des<br />

Lebensraumes Streuobstwiese aufmerksam<br />

zu machen. Das soll durch die Sammlung<br />

von Daten und Fakten, aber auch durch<br />

Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

geschehen. So wurde beispielsweise im<br />

September (nach Redaktionsschluss) ein<br />

Fotowettbewerb abgeschlossen. Außerdem<br />

sind, etwa in Zusammenarbeit mit dem<br />

Südtiroler Bauernbund, Fortbildungen,<br />

Vorträge und Workshops geplant, um die<br />

Pflege und Erhaltung dieser traditionellen<br />

Kulturform zu fördern.<br />

Textquelle: Eurac Research<br />

Hier bleibt noch Platz für Vegetation und<br />

Tiere: eine Streuobstwiese in Tschengls.<br />

Fotos: Eurac Research<br />

KulturFenster<br />

33 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Die gute alte Harass<br />

So kam die Obststeige nach Südtirol – Blick in<br />

einen Handwerksbetrieb am Nonsberg<br />

Praktisch ist sie und, auf allen Höfen und<br />

auch sonst in vielen Haushalten findet man<br />

irgendwo im Keller, im Stadel, in der Garage<br />

oder im Abstellraum eine „Harass“,<br />

die zu vielerlei Zwecken genutzt werden<br />

kann. Doch woher stammt eigentlich das<br />

Wort „Harass“, wer fertigt die Steigen an,<br />

und warum verlieren sie – leider – immer<br />

mehr an Bedeutung?<br />

Unter einer Harass verstehen wir im Allgemeinen<br />

eine Obststeige, die aber auch<br />

für vieles andere verwendet wird. Laut<br />

Duden leitet sich das Wort vom französischen<br />

„harasse“ ab, mit dem erstaunlicherweise<br />

neben „belästigen“ auch noch<br />

ein Behälter für die Beförderung von Glas<br />

verstanden wird. Auch in der Schweiz verwendet<br />

man diesen Begriff für eine Lattenkiste,<br />

mit der Flaschen transportiert<br />

werden. So kann man annehmen, dass<br />

der Begriff von der Schweiz aus über den<br />

Vinschgau seinen Einzug in den Südtiroler<br />

Dialekt gefunden hat. Ob die Südtiroler<br />

Jugend in Zukunft allerdings noch weiß,<br />

was eine Harass überhaupt ist, wage ich<br />

zu bezweifeln, denn schon seit langem<br />

wird die praktische Holzsteige von den<br />

Kisten aus Plastik verdrängt.<br />

Ausgeklügelte Form<br />

Eine traditionelle Harass besteht aus 25 Einzelteilen.<br />

Beim Boden werden fünf Stück<br />

50 cm lange Holzlatten relativ eng zusammengeschoben<br />

und an den Schmalseiten<br />

unten auf mit einer Leiste zusammengenagelt.<br />

Die Längsseiten bestehen aus je drei<br />

50 cm langen, 7,5 cm breiten und 7 mm<br />

dicken Fichtenbrettern. An den Schmalseiten<br />

gibt es jeweils zwei 28 cm lange<br />

Latten und eine dritte ganz oben, bei der<br />

ein halbmondförmiger Hebegriff ausgefräst<br />

wird. Die einzelnen Teile werden zunächst<br />

zu einer halben Harass an einem<br />

Eckpfeiler angenagelt. Erst dann baut man<br />

die zwei Hälften zusammen und setzt den<br />

Boden drauf. Den Abschluss bilden zwei<br />

schmale Holzlatten über den Eingriffslöchern,<br />

die eine gute Stapelung der Kisten<br />

ermöglichen.<br />

Holz aus heimischen<br />

Wäldern<br />

Eine Harass wird traditionell aus weichem<br />

Fichtenholz angefertigt. Die Nonsberger<br />

kauften es bei den Bauern in St. Felix. Die<br />

vier Eckpfeiler allerdings bestehen aus härterem<br />

Buchenholz, denn sie müssen der<br />

Harass eine gute Stabilität geben. An ihnen<br />

werden die Seitenlatten angenagelt,<br />

früher von Hand, heute erledigt dies eine<br />

Nagelmaschine. Die vier Eckpfeiler halten<br />

die Kiste zusammen und bestimmen auch<br />

ihre Größe und Belastungsfähigkeit. Früher<br />

waren die Harassen größer als heute.<br />

So an die 30 kg Äpfel konnte eine fassen.<br />

Heute sind sie kleiner, sodass man von<br />

einem durchschnittlichen Füllgewicht von<br />

20 kg ausgehen kann.<br />

Wohl einer der letzten<br />

Bruno Covi, Jahrgang 1943, aus Sarnonico<br />

am Nonsberg, ist Bauer von Beruf und hat<br />

fast sein Lebtag lang Holzsteigen gemacht,<br />

„<br />

Man kann annehmen, dass der Begriff<br />

von der Schweiz aus über den<br />

„<br />

Vinschgau seinen Einzug in den<br />

Südtiroler Dialekt gefunden hat.<br />

Agnes Andergassen<br />

Traditionell werden Harassen aus Fichtenholz angefertigt – Schritt für Schritt entsteht aus den Holzlatten eine Kiste.<br />

KulturFenster<br />

34 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

bauern im Tal damit belieferten. Bruno<br />

Covi erzählt, dass seine Harassen in ganz<br />

Südtirol Abnehmer fanden. Ja sogar in<br />

Österreich, in der Schweiz und im oberitalienischen<br />

Raum waren sie sehr begehrt.<br />

Die Harass –<br />

ein Auslaufmodell?<br />

Ein historischen Foto aus dem Jahr 1939<br />

Foto: Archiv Mathias Ladurner-Parthanes<br />

Harassen wie wir sie nennen. Aus Leidenschaft,<br />

wie er sagt, denn reich wurde er damit<br />

nicht. Bereits sein Vater Luigi, Jahrgang<br />

1906, hat sich mit dem Anfertigen von Harassen<br />

ein kleines Zubrot zum kargen Familieneinkommen<br />

verdient. So wie er taten<br />

dies gar einige im damals noch verschlafenen<br />

Nonsberger Dorf. Freilich wurde damals<br />

noch alles in mühevoller Handarbeit<br />

gemacht. Die ganze Familie musste mithelfen,<br />

so auch der kleine Bruno.<br />

Im Jahr 1970 wurden am Hof von Bruno<br />

Covi Maschinen für die Anfertigung der<br />

Holzteile angekauft, aus zweiter Hand natürlich,<br />

von einem der drei Sägewerke,<br />

die es einstmals in Sarnonico gab. So an<br />

die 100 Harassen pro Tag konnte er nun<br />

anfertigen. Die Nachfrage war groß, vor<br />

allem aus den Obstanbaugebieten des<br />

Überetsch und aus dem Burggrafenamt.<br />

Es gab eigene Händler, die die Harassen<br />

mit Lastwagen abholten und die Obst-<br />

In letzter Zeit hat Bruno Covi vor allem<br />

kleine Holzkistchen gemacht, für Geschenkpackungen<br />

aller Art. Die Nachfrage<br />

nach der guten alten Harass ist<br />

nämlich rapide zurückgegangen. Der<br />

Anschaffungspreis kann es jedenfalls<br />

nicht gewesen sein, denn eine neue Harass<br />

kostet 2 Euro. Bruno Covi verkauft<br />

noch den Restbestand, den er auf Lager<br />

hat. Seit April stehen nun auch bei<br />

ihm die Maschinen still. Hergeben will er<br />

die Maschinen nicht. Denn, wie er sagt,<br />

vielleicht verstehen es die Jungen eines<br />

Tages, dass eine hölzerne Harass ganz<br />

im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />

ist.<br />

Agnes Andergassen<br />

Bruno Covi hat jahrzehntelang<br />

Harassen<br />

von Hand<br />

angefertigt.<br />

Jetzt hat<br />

er sein<br />

Handwerk<br />

aufgegeben.<br />

Bruno Covis Werke sind nun vollendet. Viele Äpfel werden heute in Großkisten gefüllt, ausgewählte<br />

Qualitäten aber nach wie vor in der Harass angeboten. Fotos: Agnes Andergassen<br />

KulturFenster<br />

35 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Moas, Umas, Ronach und Gerüne<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (4) – Rodungsnamen (2. Teil)<br />

Weise entstand das Verb „abmeizen“, das<br />

Flurnamen vom Typ Umas, Umoas oder<br />

Omes bilden konnte. Beispiele: der Amesberg<br />

in St. Peter/Ahrntal oder die unzähligen<br />

Amesbichl, Ameseggele, Ameswiese<br />

usw. Volksetymologisch werden diese Namen<br />

natürlich immer mit den Ameisen in<br />

Verbindung gebracht.<br />

Unter den „Schlag-Bezeichnungen“ gibt<br />

es auch einen vorrömischen Vertreter,<br />

nämlich die indogermanische Verbform<br />

*bheud- „schlagen“, welche sich in einer<br />

bronzezeitlichen Einzelsprache zu *fussi<br />

„Schlag“ weiterentwickeln konnte. Daraus<br />

wurde im Zuge der Eindeutschung der Ortsname<br />

Pfuss (Kaltern) und vielleicht auch<br />

Fiss im Bezirk Landeck.<br />

Die Gasser-Grin in Ulfas im Passeiertal<br />

Im „KulturFenster“ 04/<strong>2021</strong> wurden jene<br />

Rodungsnamen vorgestellt, die das Ausreißen<br />

von Wurzelstöcken zum Thema haben.<br />

Solche Namen sind Raut, Geräut, Ried,<br />

Rungg oder Nofen. In manchen Flurnamen<br />

sind aber auch ganz bestimmte Rodungstechniken<br />

verbaut.<br />

Moas und Umas<br />

Franziszeische Katastermappe (1858): Maiskofel am Gampenpass<br />

Der zu entfernende Baum oder Strauch<br />

wird mit Hack- und Schlagwerkzeugen wie<br />

einem Beil oder einer Runggl abgeschlagen<br />

bzw. abgeschnitten. Das mittelhochdeutsche<br />

Grundwort dafür lautete meizan<br />

„schlagen, hauen“, welches das heute in<br />

manchen Tälern Südtirols noch lebendige<br />

Substantiv Moas „Holzschlag“ schuf. Der<br />

Begriff Moas liegt in vielen Waldnamen<br />

vor, z. B. im „Moaswald“ zwischen Ellen<br />

und Hörschwang, in den „Holzmoasen“<br />

oberhalb von Gesille in Ridnaun oder im<br />

„Moaskofel“ am Gampenpass. Das Wort<br />

Moas, auch Maiß, war im süddeutschen<br />

Sprachgebiet im Hochmittelalter offenbar<br />

sehr produktiv.<br />

Das Verb meizan wurde zusätzlich mit<br />

dem Vorwort „ab“ versehen. Auf diese<br />

Ronach und Gerüne<br />

Geschlagenes Holz wurde zum Trocknen<br />

mitunter für längere Zeit liegen gelassen.<br />

Frischholz „arbeitet“ und verzieht sich, gut<br />

gelagertes Holz dagegen eignet sich besser<br />

als Bauholz. Liegengebliebene, verdorrte<br />

Baumstämme heißen bzw. hießen<br />

altmundartlich „Ronen“ oder „Runen“, zu<br />

althochdeutsch rono. Eine Menge an Ronen<br />

wird „Ronach“ genannt – und das ist<br />

ein häufig anzutreffender Flurname im süddeutschen<br />

Raum. Einige Beispiele: Rauna<br />

(Wald in Unsere Liebe Frau im Walde),<br />

Runa (Bergwiese in Antholz/Obertal, heute<br />

Biathlon-Strecke), Runaberg (Wald in Eggen/Deutschnofen),<br />

Rune (Bergwiesen in<br />

Vöran/Nähe Leadner Alm) und Rona (Bergwiese<br />

in Tonna/Laurein).<br />

Neben dem Mengensuffix auf -ach, wie in<br />

Ronach, gibt es im Deutschen auch das<br />

Mengen-Präfi x Ge-, das wir ja schon bei<br />

Geräut (Grait) kennengelernt haben. Ein<br />

Gerüne („Ansammlung von abgedörrten<br />

Baumstämmen“) wird in der Mundart zu<br />

„Grin“. So heißt dann auch jeweils ein Hof<br />

in Unterreinswald/Sarntal und in Mühlen/<br />

Taufers, sowie eine Bergwiese in Ulfas (Gasser-Grin)<br />

und ein Wald („Grine“) oberhalb<br />

vom Maurer am Sextner Außerberg.<br />

Der Schnalser Familienname Grüner geht<br />

auch nicht auf einen Bewohner „im Grünen“<br />

zurück, sondern leitet sich ebenfalls vom<br />

„Gerüne“ ab, einem abgeholzten Waldteil.<br />

KulturFenster<br />

36 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Dinge des Alltags<br />

aus Geschichte und<br />

Gegenwart<br />

Vor Allerheiligen herrscht reges Treiben<br />

auf unseren Friedhöfen. Grabsteine und<br />

Kreuze werden gereinigt, die Gräber mit<br />

Kerzen, herbstlichen Blumen und Gestecken<br />

geschmückt. Friedhöfe sind Orte des<br />

Friedens, der Ruhe und des Erinnerns. Sie<br />

sind aber auch Orte, an denen sich der<br />

Wandel der Zeit bemerkbar macht, die Veränderungen<br />

in der Bestattungs- und Trauerkultur.<br />

Neue Gräber unterscheiden sich<br />

in Formen und Materialien von den alten.<br />

Handgeschmiedete Kreuze aus dem 18.<br />

und 19. Jahrhundert enthalten eine große<br />

Formenvielfalt und ein reiches Dekor, so<br />

zum Beispiel Äste,<br />

Blätter, Blüten und<br />

natürlich auch die<br />

Namenstafel mit<br />

dem Namen und<br />

den Lebensdaten<br />

der verstorbenen Person.<br />

Entstanden sind diese Kreuze aus den<br />

Weihwasserkesselträgern, die im Mittelalter<br />

am Eingang der Friedhöfe aufgestellt<br />

waren. Alte Grabkreuze sind ebenfalls oft<br />

noch mit den Armen für den Weihwasserkessel<br />

oder für Kerzen oder Wachsstöcke<br />

ausgestattet, doch viele sind verschwunden,<br />

weil ihnen der Rost zu sehr zugesetzt<br />

hat oder sie neuen Grabformen gewichen<br />

sind.<br />

Als Grundlage für die Herstellung eines<br />

Kreuzes diente meist eine handgefertigte<br />

Zeichnung. Dann wurde das Material zur<br />

Bearbeitung vorbereitet und im heißen<br />

Das Grabkreuz<br />

Feuer formbar gemacht. Der Volksglaube<br />

sah im glühenden Eisen die Kraft, Böses<br />

abzuwehren. Daher wurden auch Votivgaben<br />

aus Eisen hergestellt. Meist stehen<br />

die Kreuze auf einem Sockel, in dem sie<br />

verankert sind.<br />

Im Standardwerk „Das Schlosserbuch. Die<br />

Kunst- und Bauschlosserei in ihrem gewöhnlichen<br />

Umfange mit besonderer Berücksichtigung<br />

der kunstgewerblichen Form“,<br />

das 1897 in Leipzig erschienen ist, war als<br />

Beispiel die Zeichnung eines schmiedeeisernen<br />

Grabkreuzes aus Kaltern abgebildet.<br />

Historische Grabkreuze als Symbole für das<br />

Leben nach dem Tod, in Erinnerung an die<br />

Auferstehung Christi, sind erhaltenswerte<br />

Beispiele der Tiroler Volkskunst. In der Pfarrei<br />

Dietenheim bei Bruneck werden historische<br />

Friedhofkreuze für neue Gräber kostenlos<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Grabkreuz samt originalem Sockel aus dem Jahre 1849, Friedhof Terlan Grabkreuz auf dem Friedhof von Dietenheim Fotos: Barbara M. Stocker<br />

KulturFenster<br />

37 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Ein lebenswertes Straßendorf<br />

Ortsbegehung in Mauls<br />

Was macht das Dorf Mauls<br />

lebenswert? Was ist verbesserungswürdig?<br />

Diese und<br />

ähnliche Fragen wurden bei<br />

einem Rundgang durch die<br />

Fraktion der Gemeinde Freienfeld<br />

erörtert. Der Rundgang<br />

war Teil des Projektes<br />

„Natur (er)leben“ der Bildungsausschüsse<br />

von Freienfeld.<br />

Organisiert wurde er<br />

vom Verein Geschichtswerkstatt<br />

und dem Heimatpflegeverband<br />

Südtirol.<br />

Landeschronistin Rita<br />

Thaler Wieser eröffnete die<br />

Ortsbegehung. Toni Puner,<br />

Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes,<br />

übernahm danach die Leitung und gab während<br />

des Rundganges die eindrucksvolle<br />

Geschichte des Ortes wieder. Albert Willeit,<br />

Obmann des HPV-Bezirkes Pustertal, wies<br />

indes auf die jeweiligen Schönheiten, Besonderheiten,<br />

aber auch auf die Problempunkte<br />

hin.<br />

Zehn denkmalgeschützte<br />

Gebäude<br />

Mauls wurde sehr früh besiedelt und hat<br />

sich wegen seiner Lage am Brennerweg<br />

zu einem schönen Straßendorf einerseits<br />

und einem Kirchdorf andererseits entwickelt.<br />

In der kleinen Ortschaft gibt es nicht<br />

weniger als zehn denkmalgeschützte<br />

Gebäude, so u. a.<br />

das Gebäude Einhorn, das<br />

Kramerhaus, das Zollhaus,<br />

den Wielandhof und die Marienkapelle.<br />

Auch weitere<br />

Gebäude wie der Kerscherhof<br />

und der Ballhausstadel<br />

sollten geschützt bzw. aufgewertet<br />

werden. Außerdem<br />

muss man der ausgewiesenen<br />

Bauzone im Süden besondere<br />

Beachtung schenken, denn<br />

dort ist das „Eintrittstor“ von<br />

Mauls, und dieses sollte nicht<br />

durch gestalterische Fehler<br />

beeinträchtigt werden.<br />

Die Ortsbegehung von Mauls war für<br />

alle Teilnehmer*innen bereichernd.<br />

Gestaltung lässt oft zu<br />

wünschen übrig<br />

Das schöne historische Gebäude des<br />

Hoferhofes.<br />

Die Meinungen über die ästhetische Gestaltung<br />

von neuen Gebäuden sind naturgemäß<br />

unterschiedlich. Tatsache ist aber, dass die<br />

globalisierte Architektur mit ihren unzähligen<br />

Formen und Materialien überall im Lande<br />

ein Problem darstellt. Das Übel beginnt oft<br />

schon bei der Lage und Form der Bauzonen<br />

und bei den Durchführungsplänen.<br />

Neben dem Friedhof galt das Interesse vor<br />

allem der Ortsbildgestaltung und der historischen<br />

Bausubstanz. Als Beispiele, die einer<br />

Erhaltung bzw. respektvollen<br />

Sanierung bedürfen,<br />

wurden der Hihlehof samt<br />

Mühle und Backofen sowie<br />

das schöne historische Gebäude<br />

des Hoferhofes genannt,<br />

das für den dörflichen<br />

Charakter an dieser<br />

Stelle mit Nussbaum und<br />

Brunnen ein charakteristisches<br />

Ensemble bildet.<br />

Was weiter auffällt: Wie in<br />

vielen Orten wurden auch in<br />

Mauls Fehler bei der Gestaltung<br />

der Straßen gemacht.<br />

Für Fußgänger und Radfahrer<br />

bleiben dort meist nur –<br />

wenn überhaupt – schmale<br />

Reststreifen. Dabei sollte es in Wohngebieten<br />

genau umgekehrt sein. Das wäre zum<br />

Beispiel mit Wohnstraßen oder zumindest<br />

mit sehr breiten Gehsteigen möglich.<br />

Für Spaziergänger und<br />

Radler<br />

Ein Blickfang ist die einmalige, denkmalgeschützte<br />

Hängebrücke über den Eisack.<br />

Sie war die erste dieser Art in Südtirol und<br />

müsste als kürzeste Fußgängerverbindung<br />

zwischen Pfulters und Mauls reaktiviert<br />

werden.<br />

Die Umgebung von Mauls ist bewaldet und<br />

hat mehrere Bachläufe. Sie lädt zum Spazieren,<br />

Wandern und Erkunden ein. Wander-<br />

und Spazierwege wären<br />

deshalb senioren- und familienfreundlich<br />

auszubauen und<br />

der bereits geplante Themenweg<br />

„Geowelt“ zu verwirklichen.<br />

Auch eine direkte Fahrradwegverbindung<br />

von Mauls<br />

nach Freienfeld wäre wichtig.<br />

Bei einzelnen Gebäuden und<br />

Höfen gibt es noch schöne<br />

Streuobstwiesen, aber auch<br />

Neuanpflanzungen. Diese<br />

sind landschaftsökologisch<br />

für die Biodiversität und für<br />

die Einbindung in die Landschaft<br />

sehr wertvoll.<br />

Toni Puner / Albert Willeit<br />

KulturFenster<br />

38 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Ortsbild soll<br />

erhalten werden<br />

Rundgang durch Stilfes<br />

So wie in Mauls (siehe eigenen Bericht) fand<br />

im Sommer auch in Stilfes, einer weiteren<br />

Fraktion der Gemeinde Freienfeld, eine Ortsbegehung<br />

statt. Dabei wurde gelobt, getadelt<br />

– und es wurden Verbesserungsvorschläge<br />

gemacht. Einige wichtige Punkte sind in folgendem<br />

Bericht beschrieben.<br />

Rita Thaler und Helmuth Wieser führten<br />

durch den Ort und gaben Einblick in die Geschichte<br />

von Stilfes. Albert Willeit wies auf<br />

Schönes und Problematisches hin, Johannes<br />

Ortner zeigte die kulturellen Ursprünge und<br />

landschaftlichen Merkmale auf.<br />

Demnach wurde Stilfes bereits 827 urkundlich<br />

erwähnt. Es ist in eine einmalige Hügellandschaft<br />

mit schönen Flurgehölzen<br />

eingebettet. Diese natürlichen Siedlungsgrenzen<br />

und Besonderheiten gilt es bewahrend<br />

hervorzuheben. Das sollte auch beim<br />

zu erstellenden Gemeindeplan für Raum<br />

und Landschaft entsprechend Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Gebäude und Straßen<br />

Stilfes ist ein Haufendorf, das sich im Laufe<br />

der Jahrhunderte auf dem Kirchhügel organisch<br />

entwickelt hat. Dabei sind Wege, Gassen<br />

und Plätze entstanden, die dem Ort ein<br />

mittelalterliches Flair verleihen und zum Spaziergang<br />

einladen. Die denkmalgeschützten<br />

Gebäude und einige andere Bauten sowie<br />

Bäume und Gärten machen den Charakter<br />

des Dorfes aus und sollten deshalb unbedingt<br />

erhalten werden. Leider ist manches<br />

bereits abgebrochen und teils nicht sensibel<br />

genug neu aufgebaut worden. Auch eine<br />

neu ausgewiesene Wohnbauzone beim alten<br />

Sportplatz entspricht in ihrer rechteckigen<br />

Parzellenform nicht dem Prinzip des organischen<br />

Weiterbauens.<br />

Wie in vielen anderen Orten wurden auch<br />

in Stilfes neuere Straßen eher autogerecht<br />

gebaut. Wünschenswert wären hingegen<br />

Wohnstraßen mit Mischverkehr (Tempo 30)<br />

und Vorrang für Fußgänger oder schmälere<br />

Fahrbahnen und dafür wesentlich breitere<br />

straßenbündige Gehsteige.<br />

Schöne Ensembles und<br />

ein Dorfbachl<br />

In Stilfes gibt es einige schöne Ensembles,<br />

die ausgewiesen werden sollten. Ein lobenswertes<br />

Beispiel ist der Lacknerhof. Gemeinsam<br />

mit dem stattlichen Hofgebäude, dem<br />

Bauerngarten und der Streuobstwiese (Pangert)<br />

bildet es ein wunderbares Ensemble.<br />

Ein ähnlich bedeutsames Ensemble besteht<br />

in Niederried mit dem Maurerhof und zwei<br />

riesigen Kastanienbäumen. Gelungen ist<br />

die Sanierung und Nutzung des Widums,<br />

zudem des Schusterhäusls, des Zollhauses<br />

Öttl, des alten Müllerhauses, des Turmes<br />

vom Wieserwirt und der Höfe Angerer und<br />

Saxl. Die bauliche Gestaltung des Kindergartengebäudes<br />

hingegen entspricht nicht<br />

der örtlichen Bautypologie. Auch die Neugestaltung<br />

des Kirchplatzes mit den vielen<br />

Elementen ist leider misslungen.<br />

Auch in Stilfes gibt es einige Hofaussiedlungen<br />

in die freie Landschaft, die das recht<br />

homogene Bild des Dorfes beeinträchtigen.<br />

Zudem verändert sich bei Aussiedlungen und<br />

der baulichen Umwandlung der alten Hofstelle<br />

meist auch das Ortsbild zum Negativen.<br />

Eine der Besonderheiten von Stilfes ist das<br />

Dorfbachl, das sich ehemals zwischen den<br />

Häusern hindurchschlängelte. Nachdem es<br />

später in Kanäle und Rohre verlegt worden<br />

war, wurde es vor Jahren abschnittsweise<br />

wieder freigelegt, was sehr lobenswert ist.<br />

Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden<br />

Häuser eine schöne räumliche Wirkung.<br />

An seiner Gestaltung allerdings ließe sich<br />

noch einiges verbessern. Besondere Achtsamkeit<br />

ist deshalb bei der künftigen Nutzung<br />

und Gestaltung der leerstehenden Gebäude<br />

geboten.<br />

Landschaftlich sehr reizvoll ist auch die<br />

Tschaugasse, ein Hohlweg, durch den einst<br />

der Römerweg führte.<br />

Insgesamt kann man sagen: Stilfes hat ein<br />

im Großen und Ganzen noch sehr gut erhaltenes<br />

Ortsbild ohne allzu große störende Auswüchse.<br />

Dies gilt es nun weiterhin zu erhalten<br />

und manches noch besser zu gestalten.<br />

Albert Willeit<br />

Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden<br />

Häuser eine schöne räumliche Wirkung.<br />

Stilfes ist ein Haufendorf und hat gar einige<br />

Besonderheiten zu bieten. Foto: spherea 3D<br />

Mit Hofgebäude, Bauerngarten und Streuobstwiese<br />

stellt der Lacknerhof ein schönes<br />

Ensemble dar.<br />

Groß war das Interesse von Bürger*innen<br />

am Rundgang durch Stilfes. Fotos: A. Willeit<br />

KulturFenster<br />

39 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Votivtafel restauriert<br />

Heimatschutzverein Lana hat ein Marterl renovieren lassen<br />

Am alten Kirchsteig von Oberlana in Richtung<br />

Höllental mit der Wegmarkierung <strong>Nr</strong>.<br />

6 steht in Rateis auf Halbweg zwischen<br />

dem Runggögl-Hof und dem Blasbichl-<br />

Hof auf exponierter Stelle ein vom AVS<br />

Lana im „Jahr der Berge“ 2002 errichtetes<br />

sehr schönes Wetterkreuz und gegenüber<br />

ein ebenfalls neues hölzernes Wegkreuz<br />

mit einer Bank.<br />

Dort am Wegkreuz ist auch eine Votivtafel<br />

angebracht. Das Marterl war durch Wettereinflüsse<br />

unleserlich geworden, weshalb es<br />

der Heimatschutzverein Lana heuer renovieren<br />

ließ. Diese Gedenktafel erinnert an<br />

Franz Braun (Rafflerbauer, geb. 1870),<br />

der hier seinerzeit tödlich verunglückte. In<br />

Das restaurierte Marterl Foto: Albert Innerhofer<br />

der nun wieder sehr gut leserlichen Schrift<br />

steht Folgendes: „Hier an dieser Stelle verunglückte<br />

Herr Franz Braun Rafflerbauer<br />

in Rateis, tödlich. + Wanderer gedenke mit<br />

einem Vaterunser des Verstorbenen.“<br />

Diese Gedenktafel zeigt oben zentral eine<br />

Muttergottes mit dem Jesukind auf einer<br />

Wolkenbank, darunter den steilen Bergweg<br />

nach Rateis, umgeben von Wald und mit<br />

einer menschlichen Figur, vermutlich dem<br />

dort Verunglückten. Es ist leider nicht genau<br />

beschrieben und bekannt, in welchem Jahr<br />

dieses Unglück geschah (vermutet wird das<br />

Jahr 1943). Vom Restaurator Karl Christanell<br />

wurde diese Tafel mit neuester Lasertechnik<br />

wieder sichtbarer gemacht.<br />

Albert Innerhofer<br />

Die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund<br />

lud kürzlich zu einem geselligen<br />

Beisammensein nach Mauls ein. Der Grund:<br />

Ein neues Liederbuch wurde<br />

vorgestellt.“<br />

Lieder und<br />

Mundartgedichte<br />

Seniorenvereinigung stellt Buch vor<br />

kommen. Natürlich wurde viel gesungen,<br />

wobei Albert Seppi die Singfreudigen mit<br />

Gitarrenklängen begleitete.<br />

's Keschtn-Eßn<br />

Zerscht di Tschaltsch awek<br />

und nochr die Pfoat<br />

und iatz zelescht<br />

hmm-desieße,hoaßeKescht!<br />

Maria Lamprecht-Vieider<br />

„Weil Singen Freude macht“<br />

ist der Titel des von der Arbeitsgruppe<br />

Liederbuch<br />

herausgegebenen kleinen<br />

Werkes. Darin sind nicht<br />

nur Lieder enthalten, sondern<br />

auch einige Mundartgedichte,<br />

die Klothilde Egger<br />

Oberarzbacher aus Steinhaus,<br />

Anna Steinacher aus<br />

Verdings und von Maria Sulzer aus Lana<br />

zur Verfügung gestellt hatten. Leiterin der<br />

Arbeitsgruppe Liederbuch ist Helene Hilber<br />

Nössing.<br />

Zahlreiche Vertreter von Ortsgruppen der<br />

SBB-Seniorenvereinigung aus dem ganzen<br />

Land waren zur Vorstellung ins Wipptal ge-<br />

Antonia Aschbacher (Seniorenvereinigung<br />

Sand in Taufers), Maria Sulzer, Hilde Hellweger<br />

(Seniorenvereinigung Gais), Anna<br />

Hofbauer (Präsidentin Seniorenvereinigung<br />

Pustertal) und Klothilde Egger Oberarzbacher<br />

(beide vorne)<br />

Foto: Seniorenvereinigung Bauernbund<br />

KulturFenster<br />

40 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Neue Gedenkplatte auf<br />

der Cima d’Oro<br />

Heimatschutzverein Lana ruft zu Erinnerung und zu Frieden auf<br />

Eine Gedenktafel auf einem Gipfel im Ledrotal<br />

soll an das Leid der Soldaten aus Lana<br />

erinnern, die dort gekämpft haben und im<br />

Ersten Weltkrieg gestorben sind.<br />

Als die Männer des k.k. Standschützen-<br />

Bataillons Lana am 19. Mai 1915 gegen<br />

21 Uhr in Burgstall in den Zug stiegen,<br />

um an die südliche Grenze des alten Tirols<br />

zu fahren, ahnten sie nicht, was ihnen<br />

in den nächsten 19 Monaten bevorstehen<br />

würde. Sie wurden im Rayon III, Abschnitt<br />

„Festung Riva“, eingesetzt. Nachdem sie<br />

die ersten drei Monate des Krieges in der<br />

Nähe der Ortschaft Riva (Reif) verbracht<br />

hatten, wurden sie im September 1915 in<br />

den Kampfabschnitt Cima d‘Oro – Bocca<br />

Saval – Nozzolo beordert.<br />

Intensive Recherchen<br />

Obwohl dieser Frontabschnitt von vielen<br />

Offizieren und Soldaten anderer, schwerer<br />

umkämpfter Frontabschnitte als „Salonfront“<br />

bezeichnet wurde, mussten<br />

auch die Lananer Standschützen viele<br />

Entbehrungen und Leid ertragen. Bis<br />

zum Ende des Krieges im November<br />

1918 hatte das k.k. Standschützen-Bataillon<br />

Lana zwölf im Kampf Gefallene<br />

bzw. an Erkrankungen Verstorbene zu<br />

beklagen.<br />

Bereits im August 2009 hatte der Heimatschutzverein<br />

Lana eine Gedenktafel<br />

für die damals erst drei bekannten gefallenen<br />

Standschützen auf dem Vorgipfel<br />

der Cima d‘Oro anbringen lassen. Die<br />

Initiative dazu war von Alexander Schwabl<br />

„<br />

Die Gedenkplatte soll den vorbeikommenden<br />

Wanderern das traurige<br />

Schicksal der Soldaten näher-<br />

„<br />

bringen.<br />

Albert Innerhofer<br />

Die neue Gedenktafel aus Messing am Vorgipfel der Cima d’Oro<br />

vom Kleinen Museum Lana gekommen, der<br />

die Tafel auch anbrachte. Im Laufe seiner<br />

Recherchen für ein neues Buch über die<br />

Standschützen-Bataillone, die im Ledrotal<br />

ihren Kriegsdienst leisteten, stieß Alexander<br />

Schwabl auf weitere fünf Standschützen<br />

und einen Kaiserjäger, die in diesem<br />

Frontabschnitt ihr Leben verloren hatten.<br />

Wiederum fi nanzierte der Heimatschutzverein<br />

Lana eine Gedenkplatte, die Alexander<br />

Schwabl und einige Freunde im<br />

Juni 2012 am Sockel des Gipfelkreuzes<br />

anbrachten.<br />

Haltbares Material<br />

Durch die extremen Wetterverhältnisse<br />

an diesem exponierten Ort verloren die<br />

aus Kunststoff gefertigten Gedenkplatten<br />

schon bald an Qualität und wurden zum<br />

Teil fast unleserlich. So entschied man<br />

sich, eine neue Gedenkplatte anfertigen<br />

zu lassen. Diese besteht nun aus einem<br />

Foto: Heimatschutzverein Lana<br />

Messingblech, in dem der Text mit Laser<br />

eingebrannt wurde. Diese Methode wird<br />

auch auf Grabplatten angewandt und garantiert<br />

eine Haltbarkeit des Textes über<br />

Jahrzehnte. Die Messingplatte ist so groß<br />

wie die beiden alten Platten zusammen<br />

und wurde erneut vom Heimatschutzverein<br />

Lana fi nanziert.<br />

Am Samstag, den 19. Juni <strong>2021</strong> stiegen<br />

Alexander Schwabl und Andreas Gurndin<br />

zum Vorgipfel der Cima d’Oro auf, um die<br />

alten Gedenkplatten abzumontieren und<br />

die neue Messingplatte anzubringen. Sie<br />

soll den vorbeikommenden Wanderern das<br />

traurige Schicksal der Soldaten näherbringen<br />

und damit dazu beitragen, die Vergangenheit<br />

nicht zu vergessen und uns alle<br />

zum Frieden ermahnen. Der Dank des Obmannes<br />

des Heimatschutzvereines Lana,<br />

Albert Innerhofer, geht besonders an Alexander<br />

Schwabl, der regelmäßig zahlreiche<br />

Forschungen und Initiativen betreibt.<br />

Albert Innerhofer<br />

KulturFenster<br />

41 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


gedenken<br />

Großer Einsatz für Gottes Lohn<br />

Im Gedenken an den Vinschger Heimatpfleger Adolf Bernhart<br />

Am 4. Augustt <strong>2021</strong> ist der langjährige<br />

Heimatpflege-Bezirksobmann des Vinschgaus,<br />

Adolf Bernhart, verstorben.<br />

Neben seinem Brotberuf als Lehrer<br />

an verschiedenen Grundschulen hatte<br />

Adolf schon seit jungen Jahren ein offenes<br />

Herz für die Heimatpflege. Der<br />

Erhalt der einzigartigen Südtiroler Natur-<br />

und Kulturlandschaft, besonders<br />

der historischen Bausubstanz, war ihm<br />

ein großes Anliegen. Dank seines Weitblickes<br />

und seines enormen Einsatzes<br />

gelang es ihm, gar einiges für die Nachwelt<br />

zu erhalten – alles für Gottes Lohn,<br />

also ehrenamtlich.<br />

Lichtenberg gerettet<br />

Als Ortsbeauftragter und Mitglied der<br />

Baukommission in der Gemeinde Prad<br />

über einige Verwaltungsperioden hinweg<br />

vertrat Adolf Bernhart dort die Interessen<br />

und Anliegen der Heimatpflege. Auf<br />

seine Initiative hin wurde 1990 der Ortsverein<br />

gegründet, den er als Obmann<br />

bis 2003 führte. Durch seine Bemühungen<br />

konnte die Burgruine Lichtenberg<br />

vor dem Verfall gerettet werden.<br />

Als Gründungsmitglied des „Kuratoriums<br />

Burgruine Lichtenberg“ arbeitete<br />

er lange darin mit. Der Erhalt der Prader<br />

Sand sowie die Einschränkung des<br />

Transitverkehrs durch den Vinschgau<br />

waren ebenfalls wichtige Themen für<br />

Adolf Bernhart.<br />

Als Heimatpflege-Bezirksobmann von<br />

1976 bis 2004 war er Ansprechpartner<br />

für viele Menschen und war im ganzen<br />

Vinschgau unterwegs. Mit viel Einfühlungsvermögen<br />

gelang es ihm, die Einzelkämpfer<br />

im Bezirk für ein gemeinsames<br />

Auftreten zu gewinnen. Als eine<br />

wichtige Aufgabe empfand er die Erhaltung<br />

von bäuerlichen Kleindenkmälern<br />

als prägende Landschaftselemente,<br />

und er war als Sachbearbeiter<br />

über viele Jahre im Tal und am Berg<br />

dafür unterwegs.<br />

Adolf Bernhart in Begleitung beim „Zug gehen“.<br />

„Zug gehen“ zeigt Wirkung<br />

Ein Herzensanliegen war Adolf Bernhart<br />

die Wiederinbetriebnahme der Vinschger<br />

Bahn. Dabei scheute er keine Mühen. So<br />

unternahm er den über 50 Kilometer langen<br />

Fußmarsch – Adolf nannte es „Zug gehen“<br />

– entlang der Bahnstrecke von Mals<br />

nach Meran, schoss dabei viele Fotos über<br />

den Zustand der Bahnstrecke und deren<br />

Gebäude und konnte dank seines beharrlichen<br />

Standpunktes damit gemeinsam mit<br />

einigen Vinschger Mitstreitern die Landesregierung<br />

davon überzeugen, die Wiederinbetriebnahme<br />

der Vinschger Bahn ins<br />

Investitionsprogramm des Landes aufzunehmen.<br />

Am 5. Mai 2005 fuhr die Bahn<br />

das erste Mal wieder durch den Vinschgau<br />

– für Adolf Bernhart eine große Genugtu-<br />

ung. Und dieses Vinschger Bahnmodell<br />

wurde beispielgebend für andere Strecken<br />

im Land (z. B. Pustertal-Bahn).<br />

Adolf Bernhart verfolgte aber auch weitere<br />

Bahn-Ideen und hegte die Vision einer<br />

Bahnverbindung im Dreiländereck.<br />

Wir Heimatpfleger*innen sehen dies<br />

als sein Vermächtnis an und werden<br />

uns für die Realisierung dieses Projektes<br />

im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />

einsetzen.<br />

Für Deinen Einsatz, für all Deine ehrenamtliche<br />

Arbeit im Sinne der Heimatpflege<br />

sind wir Dir, lieber Adolf, zu<br />

großem Dank verpflichtet. Vergelt’s Gott.<br />

Franz Fliri<br />

Bezirksobmann Vinschgau<br />

KulturFenster<br />

42 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


getragen<br />

Klöppelspitzen aus<br />

Meister(innen)hand<br />

Die Handwerkskunst hat Paula Innerbichler aus Prettau seit<br />

ihrer Jugend begleitet<br />

zu Meterware, die man für die Trachtenblusen<br />

verwendet. Ganze drei Meter braucht es<br />

davon, damit der Halsausschnitt (180 cm)<br />

und die Ärmelbündchen (je 60 cm) reich besetzt<br />

werden können. Fledermäuse, Schmetterlinge,<br />

„Schneggn und Muggn“ sind nur<br />

einige der vielen Muster, welche die kostbaren<br />

Prettauer Klöppelspitzen ausmachen.<br />

Klöppel-Botschafterin<br />

Paula Innerbichler aus Prettau<br />

Jedes Mal, wenn ich meine Trachtenbluse<br />

anziehe, denke ich voll Hochachtung an<br />

Paula Innerbichler, die mit ihren geschickten<br />

Fingern mir diese wunderschöne Klöppelspitze<br />

angefertigt hat. So eine kunstvolle<br />

Klöppelspitze ist halt einfach das Tüpfelchen<br />

auf dem i einer jeden Miedertracht.<br />

Lebenslange Leidenschaft<br />

Paulas Mutter hatte bereits geklöppelt, wie<br />

viele andere Frauen in Prettau auch. Es<br />

war dies eine Möglichkeit, zum Lebensunterhalt<br />

der Familie beizutragen. So ist es<br />

nicht verwunderlich, dass sich auch Paula<br />

bereits als kleines Mädchen an das Klöppeln<br />

heranwagte. Sie besuchte die Prettauer<br />

Sommer-Klöppelschule bei Antonia<br />

Rubner und der „Pinter Loise“. Das Klöppelfieber<br />

hatte sie voll erwischt. Von da an<br />

sollte sie das „Binggile“ und die hölzernen<br />

Klöppel mit dem aufgespulten Garn ihr Leben<br />

lang begleiten.<br />

Fledermäuse und „Muggn“<br />

Obwohl im hintersten „Tole dinne dahoam“,<br />

ist Paula immer schon eine weltoffene<br />

Frau gewesen. Aus dem gesamten<br />

süddeutschen Raum, vor allem aber aus<br />

Oberitalien bekam sie viele Einladungen,<br />

bei Messen und anderen Veranstaltungen<br />

einem großen Publikum ihre Klöppelkunst<br />

zu zeigen. Auch in Südtirol sagte Paula<br />

nie Nein, wenn ihr die Gelegenheit geboten<br />

wurde, ihr über die Schulter schauen<br />

zu dürfen.<br />

Beschämender Lohn<br />

Als Laie hat man ja gar keine Ahnung, wie<br />

viele Arbeitsstunden hinter einer Klöppelspitze<br />

stecken. Es braucht dazu auch ein<br />

schönes Garn. Aus Leinen muss es sein<br />

und: je feiner desto kostbarer die Spitze. Vor<br />

Sie ist „mit dem Binggile verheiratet“.<br />

allem das Garn aus dem oberitalienischen<br />

Raum hatte es Paula immer schon angetan.<br />

„Ganz glatt und flüssig muss es sein<br />

und keine Knöpfe machen“, wie sie sagt.<br />

Ich frage Paula noch nach dem Verdienst,<br />

der für eine Klöpplerin herausschaut. „So<br />

1 bis 2 Euro die Stunde, mehr lässt sich<br />

damit nicht verdienen.“ Es muss wohl die<br />

ganz große Leidenschaft sein, welche die<br />

Prettauer Frauen an ihrer Klöppelkunst<br />

festhalten lässt.<br />

Agnes Andergassen<br />

ARGE Lebendige Tracht<br />

Die „Klöppelbriefe“, nach deren Vorlage<br />

man die Klöppel dreht und kreuzt, führen<br />

zu wunderschönen Klöppelspitzen: Deckchen<br />

aller Form und Größe, vor allem aber<br />

Klöppelspitzen in Perfektion<br />

Fotos: Agnes Andergassen<br />

KulturFenster<br />

43 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Bild oben: Die Musikkapelle Wangen bei der Einweihung des Siegesdenkmals in Bozen,<br />

12. Juli 1928. (MK Wangen)<br />

Bild unten: Die Musikkapelle Zwölfmalgreien beim Trachtenfest in Meran 1930.<br />

(SLA, Sammlung Oberleiter, Pos. 1817)<br />

KulturFenster<br />

44 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinterfragt<br />

In Treue fest durch die Systeme<br />

Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948<br />

Notizen zu einem besonderen Projekt<br />

Das Projekt<br />

Als im Herbst 2013 öffentliche Irritationen<br />

im Bundesland Tirol über die Involvierung<br />

maßgeblicher Vertreter der Volks- und Blasmusik<br />

in das NS-Regime auch in Südtirol<br />

medialen Niederschlag fanden, initiierten<br />

der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) und das Südtiroler Landesarchiv<br />

auf Anregung der damaligen Landesrätin<br />

für deutsche Schule, Denkmalpflege,<br />

Bildungsförderung, deutsche Kultur und<br />

Berufsbildung, Sabina Kasslatter Mur, das<br />

Forschungsprojekt „Die Geschichte der<br />

Südtiroler Blasmusik 1918–1948“.<br />

Damit wollten die Projektträger nicht nur<br />

die NS-Zeit, sondern die Entwicklung<br />

des Südtiroler Blasmusikwesens vom<br />

Ersten Weltkrieg bis zur Gründung des<br />

Verbandes aufarbeiten lassen. Der Komplexität<br />

der Fragestellung entsprechend<br />

wurde das Projekt als Kooperation zeithistorischer,<br />

musikhistorischer und ethnologischer<br />

Kompetenzen konzipiert. Den<br />

Auftrag zur operativen Durchführung erhielten<br />

der Historiker Hubert Mock (Bozen),<br />

der Musikwissenschaftler Thomas<br />

Nußbaumer (Innsbruck) und der Volkskundler<br />

Christoph Gasser (Seis/Klausen).<br />

Nachdem sich Gasser im Herbst 2019<br />

aus dem Projekt zurückgezogen hatte,<br />

übernahm im Frühjahr 2020 der Innsbrucker<br />

Ethnologe Reinhard Bodner die<br />

Bearbeitung des Themenbereichs „Blasmusik<br />

und Tracht“. Die drei Hauptbeiträge<br />

werden ergänzt durch eine allgemein-kritische<br />

Einführung in die Geschichte der<br />

Blasmusik von Achim Hofer (Landau/<br />

Pfalz) und durch einen Beitrag über das<br />

Verhältnis von (Blas-)Musik und Politik in<br />

der NS-Zeit am Beispiel des Gaues Tirol-<br />

Vorarlberg von Kurt Drexel (Innsbruck).<br />

Gegenstand des Forschungsprojekts sind<br />

die zivilen, vereinsmäßig konstituierten<br />

Südtiroler Blasmusikformationen, die im<br />

Untersuchungszeitraum existierten. Nicht<br />

thematisiert werden die zahlreichen Kleingruppen,<br />

die vielfach innerhalb der Musikkapellen<br />

entstanden und mitunter ein<br />

Die Musikkapelle Gratsch vor dem Restaurant „Fallgatter“, 1914 (heute Provinzhaus der<br />

Barmherzigen Schwestern; MK Gratsch).<br />

selbständiges Tätigkeitsprofil entwickelten.<br />

Ebenso sind die militärische Blasmusik<br />

und italienische Musikkapellen, die vereinzelt<br />

existierten, nicht Gegenstand des<br />

Projekts. Thematisch im Vordergrund<br />

steht die Entwicklung der Vereine, ihrer<br />

Musik und ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit,<br />

das heißt ihres Outfits, unter<br />

den unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen.<br />

Die Themenstellung<br />

erforderte es, zwar möglichst viele Vereinsgeschichten<br />

zu rezipieren, den Fokus<br />

projektrelevanter Fragestellungen aber von<br />

den einzelnen Musikkapellen weg hin auf<br />

wiederkehrende Elemente in ihrem Tätigkeitsprofil<br />

zu lenken. Methodisch erfolgt<br />

dies durch qualifizierende Analysen<br />

signifikanter Ereignisse sowie durch vergleichende<br />

Quantifizierungen von Daten<br />

aus Vereins- und amtlich-behördlichen<br />

Quellen. Ein besonderes Anliegen war es,<br />

die Geschichte der im Projektzeitraum aktiven<br />

Kapellen als Ausdruck gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse, identitätsstiftender Prägungen<br />

und ideologischer Orientierungen<br />

im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft<br />

zu verstehen.<br />

Musikkapellen von<br />

1918 bis 1948<br />

Im Zuge der Projektabwicklung erwies<br />

es sich als schwierig, den Forschungsgegenstand<br />

zu quantifizieren, das heißt<br />

zu beziffern, wie viele Musikkapellen es<br />

in der Zeit von 1918 bis 1948 gab. Anders<br />

als für die meisten Kapellen haben<br />

sich für manche Blasmusikformationen<br />

nämlich keine Quellen überliefert. Gemeint<br />

sind hier vor allem jene Musikka-<br />

KulturFenster<br />

45 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinterfragt<br />

Die Musikkapelle Untermais spielt vor der Arena von Verona, 1924 (BK Untermais).<br />

pellen, die – häufig in peripheren Fraktionen<br />

von Gemeinden – einige Jahre aktiv<br />

waren und dann wieder von der Bildfläche<br />

verschwanden – wie zum Beispiel<br />

die Musikkapelle Glaning (Gemeinde Jenesien),<br />

die Musikkapelle St. Oswald (Gemeinde<br />

Kastelruth) oder die Kapelle von<br />

Tarsch (Gemeinde Latsch). Vermutlich<br />

existierten auch in anderen Gemeinden<br />

des Landes zeitweise Musikformationen,<br />

von denen sich heute – zumindest über<br />

den unmittelbar lokalen Rahmen hinaus<br />

– keine Spuren mehr finden. Aus diesem<br />

Grund ist es nicht möglich, die Zahl jener<br />

Musikkapellen definitiv zu ermitteln, die<br />

im Projektzeitraum bestanden. Ergänzt<br />

man die Daten im Mitgliederverzeichnis<br />

des VSM um die Angaben in den vorhandenen<br />

Vereinsfestschriften und um verfügbare<br />

zusätzliche Informationen über<br />

weitere Kapellen, zeigt sich, dass in der<br />

Zeit zwischen 1918 und 1948 im Gebiet<br />

des heutigen Südtirols über kürzere oder<br />

längere Zeit mindestens 175 Musikkapellen<br />

tätig waren.<br />

Die Quellenbasis<br />

Die Musikkapelle Wiesen und die doppelte Besetzung des öffentlichen Raums: Die Musikanten<br />

in Tracht mit 1809 eroberter Trommel und Hellebarden als Symbolen Tiroler Wehrhaftigkeit<br />

unter dem italienischen Schild „Prati“ (MK Wiesen).<br />

Die Quellenbasis für das Projekt lieferten<br />

zu einem großen Teil die Kapellen<br />

selbst mit ihren Vereinsunterlagen und<br />

den zahlreichen Festschriften. Die allermeisten<br />

Musikkapellen zeigten großes Interesse<br />

für das Forschungsvorhaben und<br />

gewährten bereitwillig Einblick in ihre Dokumentation.<br />

In einem einzigen Fall wurde<br />

die Einsichtnahme in das Vereinsarchiv<br />

verweigert. Weitere projektrelevante Quellenbestände<br />

konnten in kommunalen, regionalen<br />

und staatlichen Archiven sowie<br />

in den Archiven verschiedener Verbände,<br />

Einrichtungen und Organisationen ausfindig<br />

gemacht werden. Als besonders aufwändig,<br />

aber auch sehr ertragreich erwies<br />

sich dabei die Sichtung von über 40 Gemeindearchiven.<br />

Trotz der breit angelegten Quellenakquisition,<br />

blieb das Bild speziell bei den Primärquellen<br />

widersprüchlich und mitunter<br />

unbefriedigend, weil es trotz einer<br />

beträchtlichen Menge vorhandener Unterlagen<br />

bisweilen kaum möglich war,<br />

KulturFenster<br />

46 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Die Algunder Musikkapelle beim Kreisschießen in Meran, 30. April 1944 (MK Algund).<br />

wesentliche Aspekte der Geschichte der<br />

Südtiroler Musikkapellen im Projektzeitraum<br />

adäquat abzudecken. Dieser Befund<br />

wiegt umso schwerer, als es bisher<br />

nur wenige Publikationen gibt, die die gesellschaftliche<br />

und politische Dimension<br />

des Genres „Blasmusik“ thematisieren<br />

und historisch verorten. Sollte sich die<br />

Quellensituation in Zukunft verbessern<br />

– weil zum Beispiel Archivbestände zugänglich<br />

oder überhaupt erst ausfindig<br />

gemacht werden – könnten manche Aspekte<br />

neu thematisiert und viele Fragen<br />

eingehender beantwortet werden.<br />

Die vom VSM und dem Südtiroler Landesarchiv<br />

herausgegebene Geschichte der<br />

Südtiroler Blasmusik von 1918 bis 1948<br />

ist nicht die Summe der Geschichten der<br />

einzelnen in diesem Zeitraum existierenden<br />

Musikkapellen. Ein solcher Ansatz kumulativ-historistischer<br />

Geschichtsschreibung<br />

wäre wissenschaftlich nicht sinnvoll, ein<br />

solcher Anspruch zudem nicht einzulösen.<br />

Die Publikation ist der Versuch, auf der<br />

Basis des verfügbaren und ausgewählten<br />

Quellenmaterials auf zeitgeschichtlicher,<br />

musikgeschichtlicher und ethnologischer<br />

Ebene zentrale Entwicklungslinien<br />

des Südtiroler Blasmusikwesens im Projektzeitraum<br />

aufzuzeigen, das Verhältnis<br />

zwischen den Musikkapellen und den jeweiligen<br />

Regierungen bzw. Regimen darzustellen<br />

und die Rolle der Musikkapellen<br />

für das kollektive Bewusstsein in Südtirol<br />

zu beleuchten. Dabei konnten inhaltlich<br />

zahlreiche neue Facetten thematisiert und<br />

lange Zeit unkritisch Tradiertes hinterfragt<br />

werden. Wer hätte zum Beispiel gedacht,<br />

dass die 1920er Jahre jenes Jahrzehnt in<br />

der Geschichte der Südtiroler Blasmusik<br />

mit den vergleichsweise meisten Gründungen<br />

von Musikkapellen waren? Wer hat<br />

gewusst, dass die Südtiroler Musikkapellen<br />

ihr traditionelles Marschmusikrepertoire<br />

aus der k. u. k. Zeit unter allen politischen<br />

Systemen, die im Projektzeitraum<br />

an der Macht waren, beibehalten haben<br />

und dass die Italianisierung der Südtiroler<br />

Blasmusik durch den Faschismus in<br />

deutlich geringerem Maß stattgefunden<br />

hat als vielfach behauptet? Wie viele im<br />

Land sind sich des Umstandes bewusst,<br />

dass das Tragen von Tracht stets auch<br />

eine politische Dimension aufweist? Und<br />

in welchem Verhältnis stehen Tracht, Uniform,<br />

Mode und Identitätspolitik zueinander?<br />

Diese und zahlreiche weitere Fragen<br />

werden in der Publikation ausführlich behandelt<br />

und in einen theoretisch unterfütterten<br />

Identitätsdiskurs eingebettet.<br />

Bisher stand die jüngere Geschichte der<br />

Südtiroler Blasmusik weder bei der regionalen<br />

Zeitgeschichtsforschung noch bei<br />

den Blasmusikeinrichtungen im Fokus des<br />

Interesses. Der neue Band soll dazu beitragen,<br />

dieses Defizit zu beheben.<br />

Hubert Mock<br />

Zur Person<br />

Hubert Mock<br />

Hubert Mock, geb. 1960 in Bozen, Studium der Geschichte in Wien, 1988/89 Mitarbeit<br />

an der Ausstellung „Option-Heimat-Opzioni“, 1992 Mitbegründer der Arbeitsgruppe<br />

Regionalgeschichte/Gruppo di ricerca per la storia regionale und ihrer<br />

Zeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“.<br />

Seit 1994 Leiter des Stadtarchivs Brixen, daneben Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten,<br />

Mitautor von Publikationen zur regionalen Zeitgeschichte und<br />

zur Geschichte von Brixen.<br />

KulturFenster<br />

47 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


VSM intern<br />

Nach 50 Jahren Übergang<br />

an die Musikschulen<br />

Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen<br />

Die Landesmusikschuldirektion und der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM) haben<br />

den Vertrag zur zukünftigen Abhaltung der Prüfungen zum Leistungsabzeichen unterzeichnet<br />

– v.l. VSM-Obmann Pepi Fauster, Landesmusikschuldirektor Felix Resch und VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Hans Finatzer.<br />

Die Unterzeichnung des Vertrages ist der<br />

letzte und wichtigste Baustein für die Übernahme<br />

der praktischen Leistungsabzeichen<br />

durch die Landesdirektion der deutschen<br />

und ladinischen Musikschulen. Vor<br />

knapp 20 Jahren wurde die erste Zusammenarbeit<br />

zwischen beiden Institutionen<br />

beschlossen, denn bereits seit dem Schuljahr<br />

2008 ist die Ausbildung und Abnahme<br />

der Prüfungen in Theorie den Musikschulen<br />

anvertraut worden.<br />

„Die Übergabe der praktischen Leistungsabzeichen<br />

an die Musikschulen ist das<br />

Ergebnis gewachsenen Vertrauens und<br />

basiert auf einer sehr guten Zusammenarbeit“,<br />

so VSM-Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster. Landesmusikschuldirektor Felix<br />

Resch bekräftigte dies und verwies auf<br />

die institutionellen Aufgaben der Musikschulen,<br />

welche neben der Ausbildung<br />

zukünftig die Prüfungen in allen Fächern<br />

anbieten werden.<br />

„<br />

Ziel ist es, die Dienste zu verbessern,<br />

um die Leistungsabzeichen weiter<br />

aufzuwerten. Wir sprechen zukünftig<br />

von insgesamt 1.500 Wertungen pro<br />

„<br />

Schuljahr, das ist eine enorme logistische<br />

Herausforderung.<br />

Hans Finatzer<br />

Diesen letzten und entscheidenden Schritt<br />

begleitete VSM-Verbandsjugendleiter Hans<br />

Finatzer, welcher mit Ausdauer und Verhandlungsgeschick<br />

diesen Vertrag zwischen<br />

beiden Trägern vorbereitet und<br />

zum Abschluss gebracht hat.<br />

Die Grundlage für die Übergabe ist das<br />

Bekenntnis zum Rahmenprogramm des<br />

Österreichischen Blasmusikverbandes,<br />

der in Zusammenarbeit mit den Musikschulen<br />

Österreichs den inhaltlichen<br />

Rahmen für die Erlangung des Junior-<br />

Abzeichens sowie der Leistungsabzeichen<br />

in Bronze, Silber und Gold vorgibt.<br />

Darin sind sämtliche Details in allen betreffenden<br />

Fächern genau definiert, damit<br />

die Leistungsstufen den hohen Anforderungen<br />

entsprechen.<br />

Die Vorbereitung und Abnahme der Prüfungen<br />

erfolgen somit ab dem Schuljahr<br />

<strong>2021</strong>/2022 ausschließlich durch die Musikschulen<br />

des Landes. Dabei sind auch<br />

Anwärter*innen aus anderen Schulen oder<br />

Privatschüler*innen zugelassen. Die Verleihung<br />

der Abzeichen - und auch das ist<br />

neu - wird in Zukunft den Musikkapellen<br />

übertragen, die dafür sorgen, einen passenden,<br />

feierlichen Rahmen für die Verleihung<br />

an ihre Absolvent*innen zu finden.<br />

Die Musikschulen werden die Leistungsabzeichen<br />

an verschiedenen Standorten<br />

auch vormittags anbieten. Eine entsprechende<br />

Einigung mit dem deutschen<br />

Schulamt wurden bereits getroffen. „Ziel<br />

ist es, die Dienste zu verbessern, um die<br />

Leistungsabzeichen weiter aufzuwerten.<br />

Wir sprechen zukünftig von insgesamt<br />

1500 Wertungen pro Schuljahr, das ist<br />

eine enorme logistische Herausforderung“,<br />

ist sich Hans Finatzer bewusst. Im Mittelpunkt<br />

stehen aber die Kinder und Jugendlichen,<br />

welche die wichtigsten Protagonisten<br />

sind, denn für sie bilden die<br />

Leistungsabzeichen lohnende Ziele und<br />

vor allem eine der Motivationsquellen<br />

schlechthin.<br />

Hans Finatzer<br />

VSM-Verbandsjugendleiter<br />

KulturFenster<br />

48 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

50 Jahre 2. Autonomiestatut<br />

1972-2022<br />

Kompositionswettbewerb ausgeschrieben<br />

Das Euregio-Jugendblasorchester<br />

wird die<br />

von einer Fachjury prämierte<br />

Komposition<br />

zu „50 Jahre 2. Autonomiestatut<br />

1972<br />

– 2022“ uraufführen.<br />

Foto: Wolfgang Alberty<br />

Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut<br />

in Kraft. Nachdem das 1. Autonomiestatut<br />

1948 die Hauptverwaltung<br />

in die Hände der Region „Trentino-Südtirol“<br />

und damit de facto der italienischen<br />

Mehrheit des Trentino gelegt hatte, wurden<br />

nun direkt dem Land Südtirol wichtige<br />

Zuständigkeiten übertragen. Anlässlich des<br />

50-jährigen Jubiläums dieses für Südtirol so<br />

geschichtsträchtigen Datums hat der Südtiroler<br />

Landtag einen Kompositionswettbewerb<br />

ausgeschrieben.<br />

Der Wettbewerb für eine Komposition für<br />

symphonisches Blasorchester zum Thema<br />

„50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972-2022“<br />

wird in Zusammenarbeit mit der Europaregion<br />

„Tirol, Südtirol und Trentino“ und bei<br />

der künstlerischen Gestaltung mit Unterstützung<br />

des Südtiroler Künstlerbundes,<br />

der Stiftung Haydn von Bozen und Trient,<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) und der Hochschule für Musik<br />

„Claudio Monteverdi“ Bozen ausgeschrieben.<br />

Es handelt sich um die zweite Ausgabe<br />

des Europapreises, den der Südtiroler<br />

Landtag <strong>2021</strong> – zum Thema Literatur<br />

– vergeben hat.<br />

Komponisten, die in Südtirol geboren oder<br />

mindestens drei Jahre in Südtirol ansässig<br />

sind, sind eingeladen, ein sieben- bis zwölfminütiges<br />

Musikstück für symphonisches<br />

Blasorchester einzureichen, das auf das<br />

Thema „50 Jahre 2. Autonomiestatut“ Bezug<br />

nimmt. Dafür haben sie sechs Monate<br />

Zeit: Die Partitur muss bis zum 15. Februar<br />

2022 an den Südtiroler Künstlerbund (info@<br />

kuenstlerbund.org – Telefon 0471 977037)<br />

geschickt werden. Eine Fachjury bewertet<br />

die eingereichten Werke und kürt den Gewinner<br />

nach den Kriterien inhaltliche Kohärenz,<br />

Originalität und Durchführbarkeit<br />

in der Schwierigkeitsstufe „C bis D“ für<br />

Blasorchester. Ausgeschrieben wird ein<br />

Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro. Das Euregio-Jugendblasorchester<br />

aus Bozen, Innsbruck<br />

und Trient wird das Werk anlässlich<br />

des Europatages, voraussichtlich am<br />

7. und 8. Mai 2022, uraufführen.<br />

Stephan Niederegger<br />

Weitere Informationen zur detaillierten<br />

Ausschreibung können auf der Homepage<br />

des Südtiroler Landtags<br />

www.landtag-bz.org<br />

und des Südtiroler Künstlerbundes<br />

www.kuenstlerbund.org<br />

bzw. über die QR-Codes eingesehen<br />

werden.<br />

KulturFenster<br />

49 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


VSM intern<br />

15. Bezirksjungbläsertage<br />

in Bruneck<br />

Ein gut angenommenes Angebot – trotz der schwierigen Umstände<br />

Anstelle des traditionellen Abschlusskonzertes haben die jungen Musikant*innen als „Straßenmusiker“ die Besucher und Gäste der Rienzstadt<br />

unterhalten.<br />

Aufgrund der sehr guten Erfahrungen der<br />

Vorjahre sei es der Wunsch vieler Musikkapellen<br />

gewesen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />

die traditionelle Kurswoche<br />

für die „ganz jungenMusikant*innen“<br />

auf Bezirksebene anzubieten, erklärt VSM-<br />

Bezirksobmann Johann Hilber und er freut<br />

sich, dass nach der Absage im Vorjahr heuer<br />

dieses Kursangebot möglich war.<br />

Zwar in reduzierter Form, aber dennoch<br />

nicht weniger erfolgreich, wurde Mitte Juli<br />

in den Räumen der Mittelschule „Karl<br />

Meusburger“ die 15. Auflage der traditionellen<br />

Jungbläsertage in Bruneck organisiert.<br />

Rund 45 Buben und Mädchen<br />

aus den Musikkapellen des Pustertales<br />

haben daran teilgenommen. Sie wurden<br />

von einem achtköpfigen Lehrerteam (Stefanie<br />

Burchia, Monika Messner, Barbara<br />

Holzer; Michaela Künig, Christof Gröber,<br />

Hannes Pupp, Erhard Gatterer, Simon<br />

Burger) betreut. 5 Tage lang haben die<br />

jungen Musikantinnen und Musikanten<br />

im Kreise von Gleichgesinnten geübt<br />

und musiziert – in kleinen Gruppen und<br />

„<br />

Viele der vorbeikommenden<br />

Passanten, Besucher und Gäste der<br />

„<br />

Stadt, sind stehengeblieben und<br />

haben den Melodien gelauscht.<br />

Johann Hilber<br />

in größeren Registern. Anstelle des traditionellen<br />

Abschlusskonzertes haben sich<br />

verschiedene Bläsergruppen als „Straßenmusiker’“<br />

am Graben und in der Stadtgasse<br />

präsentiert. Viele der vorbeikommenden<br />

Passanten, Besucher und Gäste<br />

der Stadt, sind stehengeblieben und haben<br />

den Melodien gelauscht.<br />

Bezirksobmann Hilber bedankte sich bei<br />

der Verwaltung der Mittelschule für die<br />

Zurverfügungstellung der Räume und die<br />

gute Zusammenarbeit, bei der Raiffeisenkasse<br />

Bruneck für die Unterstützung und<br />

nicht zuletzt bei seinen Mitarbeitern und<br />

dem Lehrerteam, „dass es trotz der nicht<br />

leichten Umstände gelungen ist, die Kurswoche<br />

anzubieten.“<br />

Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

50 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

VSM unterstützt musikalische<br />

Jugend Südtirols<br />

32 Projekte von 50 Jugendkapellen gefördert<br />

In einem gewöhnlichen Sommer fi nden in<br />

Südtirol unzählige Jungbläserwochen statt.<br />

Dabei organisiert der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) alljährliche Sommerprojekte<br />

wie Bronzewochen, Jungbläserwochen<br />

für Fortgeschrittene oder das Südtiroler Jugendblasorchester.<br />

Im vergangenen Jahr konnte coronabedingt<br />

keines der für den musikalischen Nachwuchs<br />

wichtigen Angebote in die Tat umgesetzt<br />

werden. Auch im heurigen Jahr war es<br />

aufgrund der unsicheren Lage nicht möglich,<br />

die nötigen Vorbereitungen zu treffen,<br />

um diese Projekte austragen zu können. Um<br />

dennoch den Vereinen und Jugendkapellen<br />

Unterstützung anzubieten, einigte man<br />

sich im Jugendreferat des VSM darauf, ein<br />

Ersatzprogramm auszuarbeiten, welches<br />

insgesamt 31 Projekte mit TeilnehmerInnen<br />

aus über 60 Musikkapellen unterstützte. Die<br />

Jugendkapellen konnten beim Verband für<br />

die Übernahme der Personalkosten der Referenten<br />

und der Anschaffung von Desinfektionsmitteln<br />

ansuchen. „Dabei fi el die<br />

Summe mit rund 70.000 Euro ausgesprochen<br />

hoch aus, welche hunderten von Kindern<br />

und Jugendlichen zugutekam,“ freuen<br />

sich Verbandsgeschäftsführer Andreas Bonell,<br />

Verbandsobmann Pepi Fauster und<br />

Verbandsjugendleiter Hans Finatzer. Siehe<br />

dazu den detaillierten Bericht auf S.62: "Jugendsommer<br />

trotz Corona"<br />

Hans Finatzer<br />

Trotz unsicherer Rahmenbedingungen<br />

können Verbandsgeschäftsführer Andreas<br />

Bonell, Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster und Verbandsjugendleiter Hans<br />

Finatzer (v. l.) auf ein reichhaltiges Förderprogramm<br />

für Jugendkapellen verweisen.<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag<br />

von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“<br />

Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert“<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

51 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

VSM intern<br />

Obleute-Tagung<br />

Waltherhaus Bozen<br />

https://vsm.bz.it<br />

30.10.<strong>2021</strong> –<br />

9.00 Uhr<br />

Es war einmal …<br />

eine Musikkapelle<br />

Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen<br />

Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musik-<br />

kapellen gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden<br />

sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte<br />

Notizen von deren vormaliger Existenz.<br />

Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes<br />

Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren<br />

und für die Zukunft zu sichern.<br />

Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender<br />

und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger<br />

Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.<br />

Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen<br />

aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren<br />

diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.<br />

Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete<br />

Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den<br />

verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für<br />

deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch<br />

so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!<br />

Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it<br />

GESUCHT!<br />

Erinnerungen, Dokumente,<br />

Fotos, Zeitungsmeldungen etc.<br />

Stephan Niederegger<br />

Konzertwertung in Toblach abgesagt!<br />

Mit Leidenschaft und Zuversicht haben die<br />

Verantwortlichen im Bezirk und Verband<br />

das in Toblach geplante Konzertwertungsspiel<br />

organisiert. Nachdem der ursprüngliche<br />

Termin bereits zwei Mal coronabedingt<br />

verschoben wurde, musste nun wohl oder<br />

übel auch der dritte Termin vom 30. <strong>Oktober</strong><br />

abgesagt werden. Aufgrund der derzeitigen,<br />

immer noch ungewissen Situation,<br />

ist eine längerfristige Planung und eine intensive<br />

und kontinuierliche Probenvorbereitung<br />

immer noch schwierig bis kaum möglich.<br />

Ganz nach dem Motto „Aufgeschoben<br />

ist nicht aufgehoben“ freut sich die VSM-<br />

Fachgruppe „Kapellmeister“ bereits auf die<br />

nächsten Wertungsspiele und bedankt sich<br />

vorab sowohl bei den Kapellen, die sich bereits<br />

angemeldet hatten, aber auch bei all<br />

jenen, die sich interessiert gezeigt haben.<br />

Hans Pircher (Tel. +43 664 9191072 –<br />

j.pircher@tsn.at), der sich den Kapellen bereits<br />

für die Vorbereitung auf das Wertungsspiel<br />

zur Verfügung gestellt hatte, kann bis<br />

November weiterhin von allen Interessierten<br />

für einen Probenbesuch oder eine persönliche<br />

Begegnung kontaktiert werden: „Vielleicht<br />

kann dadurch die ruhige Herbstzeit musikalisch<br />

so gut wie möglich genutzt werden.“<br />

Georg Kirchler, Bezirkskapellmeister,<br />

VSM-Bezirk Bruneck<br />

VSM - Konzertwertung<br />

Samstag, 30. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />

Im Kulturzentrum Grand Hotel Toblach<br />

KulturFenster<br />

52 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


ewegt<br />

Marschieren - alles Show?<br />

Musikant*innen zur Musik in Bewegung befragt<br />

Die MK Prad am Stilfser Joch<br />

bei der Marschmusikbewertung<br />

in Latsch 2019<br />

Der Marschauftritt ist nach wie vor das optische und akustische Aushängeschild einer jeden Musikkapelle und erreicht mehr Publikum<br />

als jede konzertante Aufführung. Um zu erfahren, welchen Stellenwert die so genannte „Musik in Bewegung“ einnimmt, hat VSM-<br />

Stabführer Klaus Fischnaller Musikant*innen quer durchs Land dazu befragt. Die Antworten ergeben einen interessanten Einblick und<br />

sollen auch zum Gedankenaustausch anregen.<br />

Gilbert Delueg, MK Feldthurns<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Prozessionen und Einzüge sind Traditionen,<br />

die verankert sind und gepflegt werden<br />

sollen/müssen, da sie auch die Identität<br />

eines Volkes teilweise widerspiegeln.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Wenn eine Musikkapelle schneidig dahermarschiert,<br />

macht das immer ein schönes Bild.<br />

Für das Publikum ist dies manchmal sogar interessanter<br />

ist als ein Konzert.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er) geprobt<br />

als für Konzerte?<br />

Die Hauptprobentätigkeit liegt für die meisten<br />

Kapellen in der Vorbereitung für die Konzerte, bei<br />

denen sich eine Kapelle möglichst gut präsentieren<br />

will. Dadurch bleibt meist leider wenig(er)<br />

Zeit für die Marschierproben und diese werden<br />

dann oft auch als Mehraufwand angesehen.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />

wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />

Show“?<br />

Grundsätzlich fi nde ich, dass es keiner<br />

Kapelle schaden würde, einmal ein solches<br />

Vorhaben anzugehen. Ich finde<br />

nicht, dass diese Art von Musik in Bewegung<br />

eine „übertriebene Show“ ist.<br />

Manche Kapellen, die im konzertanten<br />

Bereich vielleicht nicht so die Möglichkeiten<br />

haben, können sich evtl. genau<br />

auf diese Art und Weise ihrem Publikum<br />

erfolgreich präsentieren.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Ein Marschauftritt hat für mich immer einen<br />

gewissen Reiz, egal ob es eine Prozession<br />

oder ein Einzug bei der Erstkommunion<br />

im Dorf ist. Vor allem verspürt auch<br />

die Bevölkerung, dass der Verein gerade<br />

bei diesen Anlässen für sie da ist.<br />

KulturFenster<br />

53 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


ewegt<br />

Martin Egger, MK Prissian<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich haben die Prozessionen und Einzüge<br />

im eigenen Dorf einen großen Stellenwert.<br />

Zum einen wird damit die Tradition<br />

erhalten und zum anderen kann man<br />

sich bei diesen Gelegenheiten von seiner<br />

besten Seite zeigen.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ja, ich bin schon der Meinung, dass Musik<br />

in Bewegung interessant für das Publikum<br />

ist. Musik in Bewegung bietet dem<br />

Publikum die Möglichkeit, die Kapelle auf<br />

eine andere Art und Weise zu erleben. Die<br />

Darbietungen sind für das Publikum abwechslungsreich<br />

und kurzweilig.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Ich denke, die Vorbereitung auf die Konzerte<br />

hat für viele Kapellmeister Priorität.<br />

Meist wird das Jahresprogramm so geplant,<br />

dass es mehr Konzertauftritte als<br />

Marschauftritte gibt.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Mir gefällt es, wenn eine Kapelle eine<br />

interessante Choreografie darbietet. Zudem<br />

kann das Erlernen dieser Choreografien<br />

eine interessante Abwechslung<br />

zur regulären Probentätigkeit für die Musikanten<br />

sein.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Bei einem Marschauftritt, kann ich die Kapelle<br />

musikalisch und optisch dem Publikum<br />

ansprechend präsentieren.<br />

Alexander Janser, BK Latsch<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich haben sie einen hohen Stellenwert,<br />

da dadurch die Feierlichkeiten einen<br />

besonderen Wert bekommen.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Musik in Bewegung ist vor allem dann interessant<br />

für das Publikum, wenn sie sauber<br />

und diszipliniert vorgebracht wird. Der optische<br />

Eindruck beim Marschieren ist sehr<br />

wichtig und um einen guten Eindruck zu<br />

hinterlassen, benötigt es Marschierproben.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Weil es zusätzliche Proben braucht und<br />

das einigen Mitgliedern zu viel wird.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Um Marschierproben interessant zu machen,<br />

braucht es Figuren. Dadurch wird<br />

sowohl das Interesse der Mitglieder als<br />

auch jenes des Publikums gefördert. Mittlerweile<br />

haben wir zahlreiche Shows eingelernt<br />

und unseren Musikantinnen und<br />

Musikanten hat dies immer sehr gut gefallen.<br />

Natürlich muss der Stabführer die volle<br />

Unterstützung der Vereinsführung haben.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Wenn man sauber und präzise marschiert,<br />

dazu noch gut musiziert, ist das eine Herausforderungen<br />

für jeden Musikanten und<br />

für das Publikum und die Musikanten ein<br />

tolles Erlebnis. Durch Choreografien und<br />

Figuren erhalten die Marschauftritte noch<br />

eine besondere Note.<br />

Oliver Leitner, MK Teis<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Diese Auftritte sind für mich genauso wichtig<br />

wie ein gutes Konzert. Das Aufrechterhalten<br />

unserer Traditionen durch das Mitgestalten<br />

der Prozessionen gehört zum Dorfleben.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

MusikinBewegungistfürdieMusikant*innen<br />

gleichermaßen interessant wie für das Publikum.<br />

Dies beweist einmal mehr, dass diese<br />

Veranstaltungen immer gut besucht sind,<br />

wie z.B. auch Marschmusikbewertungen.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Sind die verschiedenen Elemente des Marschierens<br />

einmal gut einstudiert, gelingt es mit wenigen<br />

Proben, das Erlernte wieder aufzufrischen.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Showelemente können für das Publikum,<br />

aber auch für die Musikant*innen<br />

attraktiv sein. Für mich ist es deshalb<br />

wichtig, neue Figuren einzustudieren<br />

und diese bei den verschiedenen Auftritten<br />

vorzuführen.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Es ist immer wieder eine Herausforderung,<br />

sauber und genau zu marschieren und damit<br />

„einen guten Eindruck“ beim Publikum<br />

zu hinterlassen.<br />

KulturFenster<br />

54 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Martin Malfertheiner, MK Völs am Schlern<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Prozessionen haben für mich deshalb einen<br />

hohen Stellenwert, weil ich es wichtig finde,<br />

die Tradition im Dorf aufrecht zu erhalten.<br />

Auch Einzüge bei diversen Festen sind mei-<br />

ner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil<br />

der Veranstaltungen, da sich die Musikkapelle<br />

dabei als solche präsentieren kann.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ja, ich finde, dass die Musik in Bewegung sehenswert<br />

für das Publikum ist. Eine Kapelle<br />

zieht die Blicke immer auf sich, sobald diese<br />

im Gleichschritt durch die Straßen zieht. Zudem<br />

können besonders beim Marschieren die<br />

einzigartigen Trachten präsentiert werden.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Priorität der Musikkapelle ist das musikalische<br />

Auftreten. Die Verteilung der Proben muss an die<br />

Anzahl der jeweiligen Auftritte angepasst werden.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />

wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />

Show“?<br />

Arbeitet die Kapelle sporadisch auf eine<br />

Marschiershow hin, sind Choreografie und<br />

Figuren eine tolle Abwechslung für die Musikanten.<br />

Die Herausforderung dabei ist die<br />

Mitarbeit eines jeden einzelnen Mitgliedes,<br />

wobei die Präsenz den wichtigsten Faktor<br />

für eine funktionierende Show bildet.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Beim Marschauftritt sind musikalisches<br />

Können, diszipliniertes Auftreten und Zusammenhalt<br />

innerhalb der Kapelle gefragt.<br />

Diese Kombination macht den Reiz<br />

für mich aus.<br />

Maximilian Messner, MK St. Georgen und<br />

MK Pfalzen<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich haben diese einen hohen Stellenwert,<br />

da bei solchen Auftritten die Anzahl<br />

der Zuschauer normalerweise sehr<br />

hoch ist.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ja, denn eine Figur in der Marschformation<br />

hinterlässt auch für musikalisch weniger<br />

Interessierte sofort einen Eindruck.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Als übertrieben würde ich dies keineswegs<br />

bezeichnen, aber eine Choreografie oder<br />

Figuren erfordern um einiges mehr an Probenaufwand,<br />

verglichen mit dem Standardprogramm<br />

der Marschmusik.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Marschmusik hat den Reiz, dass Grundlagen<br />

relativ schnell geprobt und verbessert<br />

werden können. Schon mit einem sauber<br />

ausgerichteten Block kann ein guter Marschauftritt<br />

einem großen Publikum präsentiert<br />

werden.<br />

Stefan Obexer, MK Schabs<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Die musikalische Umrahmung von Prozessionen<br />

und Einzügen haben für mich einen<br />

wichtigen Stellenwert. Man hat in der Coronazeit<br />

gemerkt, dass etwas fehlt, wenn<br />

die Musikkapelle nicht dabei sein kann.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ich glaube, dass sie für das Publikum sehr<br />

interessant ist. Dabei geht es aber meiner<br />

Meinung nicht um das perfekte Marschieren,<br />

sondern um das Gesamtpaket:<br />

klingendes Spiel, Musik in Bewegung, das<br />

imposante Bild einer Musikkapelle in Formation<br />

und unsere schöne Tracht.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Ich glaube, dass die jährlichen Marschauftritte<br />

wichtig sind, aber dafür nicht sehr<br />

viele Marschierproben notwendig sind, da<br />

man ja nicht ständig was Neues erlernt.<br />

Die Marschierproben sind wichtig, um das<br />

Marschieren zu festigen und zu verbessern.<br />

Für Konzerte werden oft neue Stücke geprobt,<br />

daher ist der Aufwand dafür größer.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Weder noch. Standardfi guren wie die<br />

„Große Wende“ oder das „Abfallen“<br />

sind für das Marschieren oft wichtig,<br />

aber sie sind keine Show. Einstudierte<br />

Showelemente und Choreografien sind<br />

toll,für die normalen Auftritte benötigt<br />

man sie jedoch selten. Übertrieben<br />

würde ich solche „Shows“ aber trotzdem<br />

nicht nennen<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Da ich in der Vergangenheit selbst Stabführer<br />

war, freue ich mich immer wieder,<br />

wenn ich unseren Stabführer manchmal<br />

ersetzen darf. Ich muss sagen, das macht<br />

immer noch Spaß.<br />

KulturFenster<br />

55 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


ewegt<br />

Karl Anton Pegoraro, MK Taufers im Münster<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich gehört die Musik in Bewegung<br />

und die traditionelle Marschmusik zur gelebten<br />

Kultur in unserem Land.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ich empfinde, dass die Musik in Bewegung<br />

eine tolle Ergänzung zur Konzertlandschaft<br />

unserer Blasmusik sein kann und sowohl<br />

beim Publikum als auch bei den Musikanten<br />

für Abwechslung sorgt. Neben der<br />

Konzertlandschaft kann die Musik in Bewegung<br />

zu den passenden Anlässen wie<br />

das Salz in der Suppe wirken. Besonders<br />

kleinere Kapellen, wie die unsere, können<br />

sich mit einer sauberen Darbietung gekonnt<br />

präsentieren und in Szene setzen.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Ich bin ein Freund von kurzweiligen, gezielten<br />

und knackigen Marschierproben.<br />

Wer das Marschieren jährlich pflegt, sollte<br />

eigentlich einen soliden Grundstock an<br />

Musikanten haben, die die jährlich benötigten<br />

Formationen, Befehle und Abläufe<br />

verstanden haben und umsetzen können.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Wir führen zu besonderen Anlässen wie Jubiläen<br />

oder Hochzeiten eigens eingelernte kurze<br />

Showelemente auf. Dies soll eine besondere<br />

Widmung oder Ehre an die Jubilare darstellen<br />

und es hat seine Wirkung bisher nie verfehlt.<br />

Marschauftritte mit minutenlangen Showprogrammen<br />

wie z.B. beim Bundeswettbewerb<br />

sind eine andere Liga und vor diesen Teilnehmern<br />

ziehe ich meinen Hut, denn da steckt<br />

sehr viel Können, Wissen, Fleiß, Motivation<br />

und Opferbereitschaft dahinter.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein Marschauftritt<br />

für dich?<br />

Ein Marschauftritt ist für mich eine Möglichkeit<br />

unser Dorf, unser Tal oder unser Land<br />

bestmöglich zu präsentieren und auch als<br />

kleinere Kapelle Emotionen zu schenken und<br />

nachhaltig Eindruck zu hinterlassen – beim<br />

Publikum und besonders bei den Musikkollegen<br />

der Kapelle, denn solche Auftritte zählen<br />

in meinen Augen zu den schönsten und<br />

kameradschaftlichsten.<br />

Hans-Jürgen Riedl, MK Tschengls<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich ist die Musik in Bewegung nicht<br />

weniger bedeutend als die Konzertmusik.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Ein Einmarsch in gepflegter Tracht mit einem<br />

schneidig und korrekt gespielten Marsch erfreut<br />

jeden Liebhaber der Blasmusik, aber auch<br />

manchen Laien. Wir marschieren meist vor<br />

größerem Publikum als bei manchem Konzert.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Das einfache Antreten und Aufmarschieren<br />

der Kapelle sind bereits Choreografie. Für<br />

eine gute „Show“ fi nde ich ist es wichtig,<br />

dass die Grundelemente des Marschierens<br />

beherrscht werden. Das Musikalische sollte<br />

keineswegs vernachlässigt werden, und das<br />

ist eine zusätzliche Herausforderung.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Für mich als Schlagzeuger ist ein Marschauftritt<br />

immer etwas Besonderes, da<br />

das Schlagzeugregister zusätzlich gefordert<br />

wird.<br />

Ulrich Heiss, MK Pfalzen<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich haben diese Auftritte einen großen<br />

Stellenwert, da genau für solche Anlässe unsere<br />

Dorfkapelle gegründet wurde und diese<br />

Aufgaben auch im Statut verankert sind.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Unbedingt, denn die Besucherzahlen verdeutlichen<br />

dies ja. Viele Gäste und auch Einheimische<br />

fahren nur wegen Aufmärschen<br />

und Umzügen unserer Kapellen zu einem<br />

Fest oder Konzert.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Leider wird Musik in Bewegung als notwendiges<br />

Übel betrachtet. Besonders bei den<br />

älteren Generationen.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Ich würde sie nicht als „wichtig“ einstufen,<br />

aber bei einigen Kapellen können sie notwendig<br />

oder hilfreich sein, um keine Langeweile<br />

aufkommen zu lassen und neue<br />

Anreize zu schaffen.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Jeder Marschauftritt ist eine Herausforderung,<br />

präzise zu marschieren und<br />

gleichzeitig zu musizieren – ein jedes<br />

Mal aufs Neue.<br />

KulturFenster<br />

56 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Katharina Trockner, MK Völs am Schlern<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Der Auftritt in Marschformation ist immer<br />

eine beeindruckende Angelegenheit,<br />

egal ob bei Prozessionen oder bei Einzügen.<br />

Beide sind wichtig für das Dorfleben,<br />

auch wenn ich leider beobachten kann,<br />

dass kirchliche Marschauftritte einen höheren<br />

Stellenwert bei den Musikant*innen<br />

haben als die weltlichen.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Musik in Bewegung ist mit Sicherheit<br />

interessant und beeindruckend für das<br />

Publikum. Das beste Beispiel sind die<br />

vielen neugierigen Gesichter der Zuschauer.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Unabhängig, ob Marschauftritt oder<br />

Konzert, es ist wichtig, dass die Musikkapelle<br />

klare Ziele vor Augen hat. Ohne<br />

Ziele und Auftritte hat eine Vereinstätigkeit<br />

wenig Sinn. Zudem kommt es auf<br />

die Häufigkeit der Auftritte an – wenn<br />

mehr Konzerte anstehen, ist es für mich<br />

auch selbstverständlich, dass auch mehr<br />

konzertant geprobt wird.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren<br />

ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />

„übertriebene Show“?<br />

Weder noch, ich finde, dass eine Musikkapelle,<br />

die einen gelungenen Marschauftritt<br />

hinlegt, durchaus beeindrucken<br />

kann. Von mir aus gesehen sind<br />

Choreografien und Figuren jedoch die<br />

„Kirsche auf der Sahnetorte“ und somit<br />

kein Muss. Wenn die Grundkenntnisse<br />

beim Marschieren stimmen, dann habe<br />

ich nichts dagegen, auch mal etwas dazuzulernen.<br />

Genau das fi nde ich so beeindruckend<br />

an Marschiershows – die<br />

Arbeit, die da dahintersteckt – die auch<br />

manche abschreckt.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Ein Marschauftritt reizt mich, da es immer<br />

wieder eine Herausforderung ist, sei<br />

es musikalisch als auch von der Koordination<br />

her. Jeder hat seinen Platz und seine<br />

Aufgaben. Wenn diese gut ausgeführt werden,<br />

dann greift alles in einander, wie bei<br />

einem Zahnrad – und es läuft.<br />

Stefan Rechenmacher, MK Kortsch<br />

Welchen Stellenwert haben für dich die<br />

Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />

Für mich als Kapellmeister sind dies sehr<br />

wertvolle Auftritte unserer Musikkapelle. Sie<br />

bringen Festlichkeit und Schönheit in unser<br />

Dorf. Zudem erreicht die Musikkapelle damit<br />

Menschen, welche eventuell zu einem<br />

Konzert als Zuhörer nicht kommen würden.<br />

Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />

interessant für das Publikum ist?<br />

Dies hängt sehr von der Kreativität und Motivation<br />

des Stabführers ab. Musik in Bewegung<br />

kann sehr abwechslungsreich präsentiert<br />

werden. Das Publikum erkennt und<br />

honoriert diese Kreativität.<br />

Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />

geprobt als für Konzerte?<br />

Die erste Berufung einer Musikkapelle ist<br />

es, gute Blasmusik zu spielen. Dafür schlägt<br />

das Herz eines jeden Kapellmeisters. Sehr<br />

viel Kleinarbeit in Register- und Vollproben<br />

ist dort notwendig. Dieses musikalische Fundament<br />

kommt auch der Musik in Bewegung<br />

zugute. Daher ist jede Probe auch bereits Teil<br />

der Musik in Bewegung. Wieviel letztendlich<br />

für Marschauftritte geprobt wird, hängt aber<br />

vom Stabführer der Musikkapelle ab. Hierfür<br />

ist eine langfristige Planung und Abstimmung<br />

mit dem Kapellmeister sehr wichtig.<br />

Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />

wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />

Show“?<br />

Für mich kommt es auf die Dosierung und<br />

die jeweilige Veranstaltung an. Bei den<br />

Marschauftritten im eigenen Dorf, zu kirchlichen<br />

und weltlichen Feierlichkeiten, sollte<br />

die festliche Umrahmung im Vordergrund<br />

stehen. Gerne kann dort ein kleiner Farbtupfer<br />

eingebaut werden. Mehr sollte es<br />

aber nicht sein.<br />

Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />

Marschauftritt für dich?<br />

Dies ist ein wesentlicher kultureller Beitrag<br />

unserer Musikkapelle für unser Dorf<br />

und unser Land Südtirol. Natürlich schlägt<br />

mein Herz als Kapellmeister in erster Linie<br />

für die konzertante Blasmusik, aber in einer<br />

guten Zusammenarbeit mit dem Stabführer<br />

ist Marschmusik auch für mich als<br />

Kapellmeister sehr reizvoll.<br />

KulturFenster<br />

57 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


ewegt<br />

„Wir marschieren“<br />

Marschiershow der MK Latzfons<br />

Die Gründung des ASV Latzfons liegt rund<br />

50 Jahre zurück. Am 21. August <strong>2021</strong> fand<br />

– coronabedingt mit einem Jahr Verspätung<br />

– die Jubiläumsfeier statt. Natürlich darf bei<br />

so einer Feier die Musikkapelle nicht fehlen.<br />

Dazu studierte die Kapelle eine choreografische<br />

Darbietung mit dem VSM-Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller ein.<br />

Dass Musik in Bewegung das Publikum<br />

begeistert, steht außer Frage, wobei<br />

ein sicheres Auftreten und die Beherrschung<br />

von Showelementen dem<br />

Auftritt den notwendigen Effekt verleihen.<br />

Außerdem spielen die Synergien<br />

zwischen Kapellmeister und Stabführer<br />

eine zentrale Rolle. Dafür waren vier intensive<br />

Marschierproben notwendig. Die<br />

Musikanten nahmen mit Begeisterung an<br />

den Proben und der Aufführung teil und<br />

gaben ihr Bestes. Mit den Klängen des<br />

Marsches „Wir marschieren“ von Helmut<br />

Zsaitsits wurde die Showparade musikalisch<br />

untermalt.<br />

Der Ablauf:<br />

➤ Aufstellung der Kapelle in Fünferreihen<br />

➤ Einschlagen und Losmarschieren<br />

➤ Verflechtungen der beiden rechten und linken Außenreihen<br />

➤ Rechts schaut - Gruß durch Blick zum Publikum<br />

➤ Schwenkung nach links<br />

➤ 180-Grad-Wendung zum Publikum<br />

➤ Nochmalige 180-Grad-Wendung Richtung Platzmitte<br />

➤ Anhalten bei klingendem Spiel<br />

➤ Breite Formation<br />

➤ Beenden des Marsches<br />

➤ Beginn des Fußmarsches der Schlagzeuger durch die Reihen<br />

➤ Auflösen der Formation nach Pfeifsignal und Konzertaufstellung zum Publikum<br />

➤ Wiederholung des Trios nach kurzem Einschlagen mit Schnapsverkostung<br />

➤ Musikantengruß<br />

➤ Abmarsch in Einzelreihe zum Podium<br />

Detail am Rande: Ursprünglich sollte die MK Latzfons als Vertretung des VSM an der<br />

Marschierparade zum 70-jährigen Jubiläum des Trientner Blasmusikverbandes teilnehmen.<br />

Die im Juni 2020 coronabedingt abgesagten Feiern werden im heurigen Herbst<br />

nachgeholt. Dabei wird der Film des Showauftritts der MK Latzfons gezeigt. Zudem<br />

nimmt die Kapelle am Festumzug – ohne Showelemente – teil.<br />

Franz Fink und Roland Mitterrutzner<br />

KulturFenster<br />

58 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


persönlich<br />

Blasmusik<br />

Herzliche Gratulation<br />

zum 80er, 60er und 50er!<br />

Drei Funktionäre aus dem Fachbereich „Musik“<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen feierten<br />

ihren runden Geburtstag<br />

Walter Cazzanelli beging am 21. Juli dieses<br />

Jahres seinen 80. Geburtstag. Der überaus<br />

rüstige Jubilar kann auf eine sehr umfangreiche<br />

Tätigkeit im Blasmusikbereich<br />

zurückblicken. Er ist seit 64 Jahren Mitglied<br />

der Musikkapelle Leifers und spielt<br />

dort nach wie vor sehr eifrig die Posaune.<br />

In jungen Jahren war er zusätzlich als Instrumentenwart<br />

und Archivar im Vorstand<br />

tätig, bis er von 1964 – 1983 und in den<br />

Jahren 2001-2002 die Kapelle als Kapellmeister<br />

leitete. Von 1985 – 2000 war er Kapellmeister<br />

der MK Auer.<br />

Neben diesen Aufgaben stellte er sich auch<br />

von 1980 – 1998 als Bezirkskapellmeister<br />

im Bezirk Bozen sowie von 1995 – 2007<br />

als stellvertretender Verbandskapellmeister<br />

ehrenamtlich in den Dienst der Musikkapellen<br />

und ihrer Anliegen. Er bemühte<br />

sich stets um ein qualitätsvolles Musizieren<br />

und legte großen Wert auf eine wertvolle<br />

Blasmusikliteratur. Er nimmt nach wie<br />

vor sehr interessiert am Musikgeschehen<br />

teil und freut sich sehr, wenn „alte“ Erinnerungen<br />

wachgerüttelt werden.<br />

Markus Silbernagl feierte am 18. September<br />

seinen 60. Geburtstag. Seit 1977 (44<br />

Jahre) ist er aktiver Musikant und Schlagzeuger.<br />

Nach Kapellmeister-Kursen des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen ergänzte er<br />

seine Dirigentenausbildung mit dem Lehrgang<br />

„Blasorchester-Leitung“ in Trossingen<br />

und am Konservatorium in Innsbruck. In<br />

Trossingen ließ er sich auch zum internationalen<br />

Juror für sinfonische Blasmusik ausbilden<br />

und war darauf als Wertungsrichter<br />

bei Wettbewerben im In- und Ausland tätig.<br />

Seit dem Jahre 1987 bekleidet er das Amt<br />

des Kapellmeisters in den Musikkapellen<br />

Kastelruth, Zwölfmalgreien und Karneid.<br />

Mit der MK Zwölfmalgreien setzte er besondere<br />

Akzente und war mit seinen Musikprogrammen<br />

Vorreiter mit neuer, zeitgenössischer<br />

Blasmusik. So entstand die viel<br />

beachtete CD „Gegenwind".<br />

Darüber hinaus stellte er sich für 9 Jahre<br />

(1998 – 2007) als Bezirkskapellmeister<br />

im Bezirk Bozen zur Verfügung und war<br />

von 2007 – 2019, also 12 Jahre lang, Verbandskapellmeister-Stellvertreter,<br />

wo er besondere<br />

Aufgaben bei der Dirigenten-Ausbildung<br />

übernahm.<br />

Zu seiner Tätigkeit in der Blasmusik nahm<br />

er noch die Chormusik dazu, die ihm ein<br />

großes Anliegen ist. Derzeit leitet er den Kirchenchor<br />

Kastelruth.<br />

Meinhard Windisch vollendete am 3. August<br />

seinen 50. Geburtstag. Auch er kann<br />

bereits eine breite musikalische Tätigkeit<br />

nachweisen. Er ist 1985 der Musikkapelle<br />

Nals beigetreten und spielt dort nach wie<br />

vor die Trompete. Dort war er auch von<br />

1998 bis 2008 Kapellmeister. Er dirigierte<br />

die Musikkapelle Oberbozen von 2008 –<br />

2019 und wechselte im Jahr 2020 zur Musikkapelle<br />

Terlan.<br />

Mit viel Freude und Engagement war auch<br />

er bereit, zusätzliche verantwortungsvolle<br />

Aufgaben im Verband zu übernehmen. Er<br />

bekleidete von 2007 – 2013 das Amt des<br />

Verbandsjugendleiter-Stellvertreters. Die<br />

Landesversammlung wählte ihn 2013 zum<br />

Verbandsjugendleiter. Dieses Amt hatte er<br />

bis 2019 inne. Er legte seine ganze musikalische<br />

und organisatorische Kompetenz<br />

in die Jugendarbeit und konnte wesentliche<br />

Schritte setzen. Im Jahre 2019 trat er die<br />

Stelle des Verbandskapellmeisters an, die<br />

er derzeit mit Weitblick und dem Ziel für ein<br />

niveauvolles Musikmachen leitet.<br />

Der Vorstand des VSM gratuliert den drei<br />

Jubilaren sehr, sehr herzlich und bedankt<br />

sich ganz aufrichtig für die verdienstvollen<br />

Tätigkeiten. Er wünscht im Namen aller Musikkameraden<br />

viel Glück und Segen für die<br />

weiteren Jahre, ganz besonders Gesundheit<br />

und viel Freude an der Musik.<br />

Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />

Walter Cazzanelli<br />

Markus Silbernagl<br />

Meinhard Windisch<br />

KulturFenster<br />

59 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


jung musiziert<br />

Die Bläserklasse Toblach bringt Farbe in<br />

den Schulalltag – Applaus für die Kinder<br />

und den Dirigent Thomas Kiniger.<br />

Mit Musik durch die Schulzeit<br />

Bläserklasse Toblach: Seit acht Jahren erfolgreich<br />

Die Grundidee einer Bläserklasse ist ganz<br />

einfach: Schülerinnen und Schüler erlernen,<br />

üblicherweise im Rahmen des Schulalltags,<br />

in der Gemeinschaft ein Instrument.<br />

Auch hierzulande findet dieses Konzept mehr<br />

und mehr Anklang. Dass die Bläserklasse<br />

ein probates Mittel sein kann, um die Nachwuchsarbeit<br />

in der eigenen Musikkapelle<br />

nachhaltig zu fördern, zeigt das Beispiel der<br />

Musikkapelle Toblach. Thomas Kiniger, Instrumentallehrer<br />

für tiefes Blech und Mitglied<br />

der örtlichen Musikkapelle, spricht<br />

über „seine“ Bläserklasse.<br />

KulturFenster: Die Bläserklasse in Toblach<br />

war die erste ihrer Art in Südtirol, als sie vor<br />

8 Jahren ins Leben gerufen wurde. Welche<br />

Motivation steckte damals dahinter?<br />

Thomas Kiniger: Im Spätsommer 2013 gab<br />

es bei der Musikkapelle Toblach aus verschiedensten<br />

Gründen fast keine Jungmusikanten<br />

mehr. Die Jahre davor fi el es uns<br />

immer schwerer, Kinder für ein Blasinstrument<br />

zu begeistern. Deshalb mussten wir<br />

uns nach einer Alternative umschauen. Kapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner, der<br />

damalige Obmann Hermann Rienzner und<br />

ich stießen dabei auf das Konzept der Yamaha<br />

Bläserklasse, das z. B. in Österreich<br />

und Deutschland schon länger besteht. Der<br />

Grundgedanke der Bläserklasse „Jedem<br />

Kind ein Instrument“ begeisterte uns sofort<br />

und wir beschlossen, uns mit der Bläserklasse<br />

intensiv auseinanderzusetzten. Wir<br />

trafen uns mit Lukas Schallenberg, dem<br />

Vertreter der Yamaha Bläserklasse Österreich.<br />

Dieser stellte uns das Konzept genau<br />

vor und stellte uns verschiedenste Unterlagen<br />

bereit, die uns den Start erleichterten.<br />

Um dieses Projekt auf sichere Beine<br />

zu stellen, war es uns von Anfang an wichtig,<br />

verschiedene Partner mit einzubinden.<br />

Deshalb ist die Bläserklasse Toblach auch<br />

ein Gemeinschaftsprojekt der Musikkapelle,<br />

der Grundschule, der Gemeinde und der<br />

Musikschule Oberes Pustertal.<br />

Jeder dieser 4 Partner unterstützt dieses<br />

Projekt finanziell und/oder organisatorisch.<br />

KF: Wie hat die örtliche Schule auf diese<br />

neue Idee reagiert?<br />

Kiniger: Unser Glück war es, dass der damalige<br />

Direktor des Schulsprengels Toblach,<br />

Stephan Oberrauch, sofort begeistert<br />

vom Konzept der Bläserklasse („Jedem<br />

Kind ein Instrument“) war. In mehreren Gesprächen<br />

konnte er die anfängliche Skepsis<br />

der Lehrpersonen der Grundschule ausräumen<br />

und es entwickelte sich eine sehr<br />

gute Zusammenarbeit.<br />

KF: Welche und wie viele Kinder sind Teil<br />

der Bläserklasse? Wie lange dauert ein solches<br />

Projekt?<br />

Kiniger: Am Projekt Bläserklasse nehmen<br />

jährlich die Schüler/innen der 4. und 5.<br />

Klassen der Grundschule Toblach teil. Die<br />

Anmeldung zum Projekt erfolgt freiwillig.<br />

Umso erfreulicher ist es für uns, dass jedes<br />

Jahr zwischen 40- 60 Kinder teilnehmen.<br />

Die Bläserklasse fi ndet im Rahmen des<br />

Wahlpflichtunterrichts statt. Sie beginnt<br />

KulturFenster<br />

60 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Die Spannung steigt: Die Jungmusikant*innen bereiten sich auf das nächste Stück vor.<br />

suchen, umrahmen die Martinsfeier der<br />

Grundschule oder veranstalten mehrere<br />

Weihnachtskonzerte (z.B. für die Senioren,<br />

für die Schulgemeinschaft und Eltern).<br />

Anfang April findet dann das große<br />

Abschlusskonzert statt, da nehmen auch<br />

die 4. Klassen teil. Bei diesem Konzert<br />

präsentieren sich verschiedene Solisten<br />

mit Klavierbegleitung, es erklingen verschiedene<br />

Ensemblestücke der jeweiligen<br />

Register und als Abschluss spielen<br />

die beiden Bläserklassenkapellen der 4.<br />

und 5. Klassen jeweils mehrere Stücke.<br />

Anfang <strong>Oktober</strong> und endet Anfang April.<br />

Am Dienstagvormittag erhält jeder Schüler/in<br />

eine halbe Stunde Einzelunterricht<br />

mit dem jeweiligen Instrumentallehrer. An<br />

ca. 10-12 Donnerstagnachmittagen wird<br />

dann in der großen Gruppe geprobt.<br />

KF: Wie werden die Instrumente unter den<br />

Kindern verteilt?<br />

Kiniger: Ende Mai / Anfang Juni besuchen<br />

wir mit den Instrumentallehrern die<br />

Thomas Kiniger ist Musiklehrer und Mitglied<br />

der Musikkapelle Toblach. Foto: wisthaler.com<br />

3. Klassen und stellen dabei das Projekt<br />

und die Instrumente vor. Anschließend<br />

kann jedes Kind jedes Instrument ausgiebig<br />

testen. Die Instrumentallehrer bewerten<br />

dabei die Eignung des Schülers,<br />

diese fließt dann auch in die Instrumentenzuteilung<br />

mit ein.<br />

Am Ende der Vorstellung erhält jeder<br />

Schüler einen Wunschzettel, worauf jedes<br />

Instrument abgebildet ist. Jeder Schüler<br />

darf drei Wünsche abgeben und diese<br />

auch werten. Wir teilen dann den Kindern<br />

die Instrumente zu und versuchen dabei<br />

immer den ersten Wunsch zu erfüllen.<br />

KF: Welche Vor- (oder auch Nachteile) erkennst<br />

du im Vergleich zum herkömmlichen<br />

Unterricht an der Musikschule?<br />

Kiniger: Ein großer Vorteil im Vergleich<br />

zum Unterricht an der Musikschule ist,<br />

dass wir nach wenigen Wochen schon<br />

in der großen Gruppe zusammenspielen<br />

können. Dadurch entsteht sofort ein<br />

Gemeinschaftsgefühl. Die Kinder verstehen<br />

auch relativ schnell, dass es auf jeden<br />

Einzelnen ankommt und jeder/jede<br />

seine Stimme gut spielen muss, damit<br />

das Zusammenspiel klappt. Wenn jemand<br />

mal eine Stelle nicht gut kann,<br />

weil er nicht viel geübt hat, muss man<br />

als Dirigent manchmal gar nichts sagen,<br />

denn die Kinder regeln das auf ihre<br />

Art: „Is negschtimo hosche des zi<br />

kenn, voston?“ oder „Iatz geasche<br />

ham zi übm“.<br />

Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass<br />

der Unterricht während der Schulzeit<br />

stattfinden kann.<br />

KF: Finden im Rahmen der Bläserklasse<br />

auch Konzerte statt?<br />

Kiniger: Ja, es finden mehrere Konzerte<br />

im Laufe eines Bläserklassenjahres<br />

statt. Die 5. Klassen, die<br />

schon das 2. Bläserklassenjahr be-<br />

KF: Wie fi elen die Rückmeldungen der<br />

Kinder und ihrer Eltern bis jetzt aus?<br />

Kiniger: Die meisten Eltern loben das Projekt<br />

sehr. Einige Kinder würden gar nie ein<br />

Instrument probieren, da ihre Eltern sie<br />

für unmusikalisch halten. Dass der Unterricht<br />

während des Schulunterrichts stattfinden<br />

kann, erspart einigen Eltern einen<br />

zusätzlichen organisatorischen Stress. Die<br />

Kinder spielen gerne, weil meistens ein<br />

Großteil der Klassengemeinschaft auch<br />

ein Instrument spielt und das Gemeinschaftsgefühl<br />

somit sehr stark ist.<br />

KF: Welches Fazit kannst du und die Musikkapelle<br />

Toblach nach 8 Jahren Bläserklasse<br />

ziehen?<br />

Kiniger: Wir können ein sehr positives Fazit<br />

ziehen. Mittlerweile haben wir wieder sehr<br />

viele Jungmusikanten in Ausbildung. Ca<br />

10-15 Prozent aller teilnehmenden Kinder<br />

spielen mittlerweile in der Musikkapelle<br />

mit. Dies freut uns sehr. Durch das<br />

Projekt Bläserklasse ist auch die Sichtbarkeit<br />

und die Akzeptanz der Kapelle<br />

im Dorf gestiegen. Viele Eltern konnten<br />

bei ihrem Kind sehen, wie viel Zeitaufwand,<br />

Fleiß und Begeisterung notwendig<br />

ist, um ein Instrument zu erlernen.<br />

Interesse<br />

geweckt?<br />

Interview: Hannes Schrötter<br />

Am Montag, dem 27.12.<strong>2021</strong> findet in<br />

Stegen im Rahmen der „NFA” (Neue<br />

Funktionärsausbildung) eine Informationsveranstaltung<br />

zur Bläserklasse statt.<br />

Weitere Infos folgen auf www.vsm.bz.it<br />

KulturFenster<br />

61 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Jugendmusiksommer<br />

trotz Corona<br />

Zahlreiche vom VSM geförderte Projekte hielten<br />

die Blasmusik in Schwung<br />

auf der Sennesalm. Darauf folgten regelmäßige<br />

Proben, zweimal wöchentlich für<br />

ca. eine Stunde, im Musikpavillon und im<br />

Vereinsaal von Wengen. Zusätzlich wurde<br />

eine Marschshow einstudiert, mit der die<br />

zwei Abschlusskonzerte in St. Kassian und<br />

St. Vigil eröffnet wurden.<br />

Positive Rückmeldungen<br />

Förderung von Jugendarbeit<br />

vor Ort - Bedarfserhebung<br />

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche<br />

Maßnahmen. Sobald im<br />

Frühjahr <strong>2021</strong> klar wurde, dass die Jungbläserwochen<br />

des VSM in diesem Jahr<br />

nicht in ihrer traditionellen Form hätten<br />

stattfi nden können, beriet sich die Fachgruppe<br />

Jugend über ein Alternativkonzept.<br />

Schnell war man sich einig, dass ein angemessenes<br />

Angebot erstellt werden sollte,<br />

um die Jugendkapellen und die Jugendarbeit<br />

vor Ort zu fördern. Gesagt, getan:<br />

Unter der Leitung von Hans Finatzer haben<br />

Hannes Schrötter, Matthias Kirchler<br />

und Daniel Götsch eine Umfrage an alle<br />

JugendleiterInnen der Mitgliedskapellen<br />

erstellt, um zu erfahren, welches Angebot<br />

gebraucht und gut angenommen werden<br />

könnte. Nach Rücksprache mit dem Verbandsvorstand<br />

und der Geschäftsstelle einigte<br />

sich die Fachgruppe Jugend darauf,<br />

die Kosten von Lehrpersonen von Sommerprojekten<br />

zu übernehmen. Es wurden<br />

sämtliche Lehrer*innen vom VSM vergütet,<br />

insofern es sich dabei um Musiklehrer,<br />

Musikstudenten oder um diplomierte<br />

Musiker handelte.<br />

Und so kam es, dass 31 Sommerprojekte<br />

mit Teilnehmer*innen aus 66 Musikkapellen<br />

finanziell unterstützt werden konnten.<br />

800 Jungmusikant*innen<br />

dabei<br />

Mit neun Projekten wurden im Bezirk Bruneck<br />

die meisten Jugendkapellen gefördert,<br />

gefolgt vom Bezirk Bozen mit acht und<br />

vom Bezirk Meran mit sieben Projekten.<br />

Im Bezirk Brixen wurden vier, im Bezirk<br />

Schlanders zwei und im Bezirk Sterzing<br />

wurde ein Projekt unterstützt. Rund 800<br />

Jungmusikant*innen nahmen insgesamt<br />

an diesen Angeboten teil.<br />

Beeindruckend sind die beiden Projekte, die<br />

die ganze Talschaft miteinbezogen haben.<br />

Gerade kleinere Kapellen konnten durch<br />

solche Projekte aktiv gestärkt werden und<br />

ihre Zusammenarbeit mit den Nachbarkapellen<br />

ausbauen. Im Passeiertal wurden die<br />

Jungbläsertage Passeiertal mittlerweile zum<br />

elften Mal abgehalten. Eigentlich für Anfänger<br />

konzipiert, wurde Intensivunterricht<br />

am Instrument angeboten, außerdem wurden<br />

Teil- und Vollproben abgehalten. Zusätzlich<br />

boten die Lehrer*innen verschiedene<br />

Module an (Rhythmus, Singen,<br />

Harmonie, Improvisation), aus denen<br />

am Ende ein Song entstand.<br />

Das Projekt wird fi nanziell auch<br />

von den Gemeinden des Passeiertales<br />

mitgetragen und somit<br />

konnte heuer zusätzlich ein Filmer<br />

beauftragt werden, der das<br />

Projekt dokumentierte. Im Gadertal<br />

hingegen fand ein solches<br />

Gemeinschaftsprojekt aller neun<br />

Musikkapellen des Tales heuer<br />

zum ersten Mal statt. Es erstreckte<br />

sich über mehrere Wochen hinweg.<br />

Um sich persönlich und musikalisch<br />

kennenzulernen, startete es mit einem<br />

zweitätigen Workshop mit Übernachtung<br />

Der Rückmeldungen der Projektleiter*innen<br />

über die heurige Förderung waren durchwegs<br />

positiv. Gar einige waren begeistert<br />

davon, dass der VSM diese Förderung für<br />

die Jugendarbeit angeboten hat - gerade<br />

auch weil die eigenen Einnahmen der Vereine<br />

heuer größtenteils geringer ausfielen.<br />

Anna Vonmetz<br />

„Dorfrog“<br />

… bei den Projektleiter*innen<br />

Das beliebteste Musikstück:<br />

„Happy“ von Pharell Williams (Myriam<br />

Tschenett, Mals), Medley aus „König der Löwen“<br />

(Lukas Erb, Passeier), „Baby Elephant<br />

Walk“ (Angelika Tauber, „Munterland“),<br />

„Brazil“ (Michaela Huber, Nals, Christian<br />

Schwarz/Sandra Kofler, Lana), „Schokolade“<br />

von der Band „Deine Freunde“ bei dem einige<br />

Jungmusikanten gerappt haben (Sabrina<br />

Gasser, Gries), ein Medley von Queen,<br />

bei dem das Publikum mitgeklatscht hat<br />

(Maximilian Messner, St. Georgen), „7 Nation<br />

Army“, „Hulapalu“ und „Uptown Funk“<br />

(Elisabeth Moser, Prags), ein Marschmusikmedley<br />

arrangiert vom eigenen Kapellmeister<br />

für die Marschmusikshow im Juni<br />

2022 (Katharina Weger, Meran)<br />

Das aktivste Publikum:<br />

➤ Bei den „Jenesinger Soundtschäckern“,<br />

als sie die Singstimme des Stückes „Siyahamba“<br />

im Publikum verteilten und<br />

zum Mitsingen animierten (Veronika<br />

Völser, Jenesien).<br />

➤ Die interessierten Truthähne bei den<br />

Proben der Müjiga di jogn Val Badia auf<br />

der Sennesalm, als eine Gruppe wegen<br />

Schlechtwetter im Stall üben musste;<br />

aber auch Schweine und andere neugierige<br />

Tiere auf der Weide freuten sich über<br />

die Musik (Stefanie Burchia, Gadertal).<br />

Der wirksamste Strafdienst:<br />

➤ Handy abnehmen (Kathrin Donà, Girlan)<br />

➤ Eine Runde mehr laufen beim Morgensport<br />

(Carmen Ramoser, Lajen).<br />

KulturFenster<br />

62 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Der strengste Morgensport:<br />

Als ein Lauftrainer engagiert wurde und auf<br />

einmal alle wieder laufen konnten (Utta Mayr,<br />

Zwölfmalgreien).<br />

Die coolste Freizeitbeschäftigung:<br />

➤ Die Poolparty und der Casinoabend bei<br />

den Jungbläsertagen der Juka „Extra<br />

Drei“ (Kathrin Donà, Girlan),<br />

➤ Werwolf, 1, 2 oder 3 und die Stockpizza<br />

(Kathrin Egger, St. Michael)<br />

➤ Nasse Abkühlung an der „Insel“ beim<br />

Fluss in Nals (Michaela Huber, Nals)<br />

➤ Pfeifelespiel und Spieleolympiade mit<br />

Aufführung eines Theaters, bei dem meistens<br />

die Lehrer durch den Kakao gezogen<br />

wurden (Utta Mayr, Zwölfmalgreien),<br />

➤ Als die Kids den Tresor (mit den Eisgutscheinen)<br />

knacken mussten, indem sie<br />

jeden Tag ein Rätsel richtig lösten (Hannes<br />

Schrötter, Algund),<br />

➤ Besuch der Feuerwehr mit Feuerlöschen,<br />

Dorfführung (Myriam Tschenett, Mals),<br />

➤ Kinoabend im Probelokal (Maria Jocher,<br />

Wiesen),<br />

➤ Riesen Mensch-ärgere-dich nicht (Lisa<br />

Mutschlechner, Reischach).<br />

➤ Calcetto und „Großes Fahndlstehlen“<br />

(Katharina Weger, Meran)<br />

Wenn schon Maske, dann wenigstens mit Spaß – die JuKa Lana hat es vorgemacht.<br />

Konzert mit mediterranem<br />

Flair – die JuKa Welsberg-<br />

Taisten spielte im Park auf.<br />

Das Sommerprojekt hat sichtlich<br />

Spaß gemacht; die Michaeler JuKa<br />

liefert den Beweis.<br />

Junge und Junggebliebene musizieren<br />

gemeinsam in der Jugendkapelle<br />

der Pfarrmusik Olang.<br />

Eine tolle Überraschung: Als der Radiosender<br />

Südtirol 1 beim Jugendcamp der MK<br />

Lajen, Waidbruck, Barbian in Nobls vorbeischaute<br />

und sie mit Eis versorgte. Damit wurden<br />

sie für ihr geniales Foto (aufgenommen<br />

mit einer Drohne) für die Aktion „Heiß auf<br />

Eis“ entschädigt (Carmen Ramoser, Lajen)<br />

Das Highlight des Projektes:<br />

Als endlich die Sonne rausgekommen ist<br />

bei den Jungbläsertagen der Pfeffersberger<br />

Piezn auf der Alm (Sabine Reifer, Pfeffersberg);<br />

-Die geniale Marschshow, die Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller gemeinsam<br />

mit allen Beteiligten erarbeitete und einstudierte<br />

(Carolin Profanter, Brigitte Kaneider,<br />

St. Andrä-Lüsen);<br />

➤ Das gelungene Abschlusskonzert bei perfektem<br />

Wetter im Park von Welsberg der<br />

JUKA Welsberg/Taisten (Lena Peintner,<br />

Taisten); wie alle Jungmusikant*innen<br />

mit Begeisterung dabei waren und richtig<br />

gestrahlt haben (Barbara Holzer, Pfalzen);<br />

➤ Die Abschlusskonzerte und die gute Zusammenarbeit<br />

zwei eher kleiner Kapellen<br />

(Elisabeth Moser, Prags),<br />

➤ Besuch des Hochseilgartens „Ötzi<br />

Rope Park“ in Schnals (Charlotte Rainer,<br />

Schnals).<br />

Hier geht's zur detaillierten Übersicht der<br />

geförderten Projekte (von West nach Ost):<br />

https://vsm.bz.it/wp-content/uploads/Jugendmusiksommer-trotz-Corona.pdf<br />

Die JuKa „Unlocked“ präsentiert<br />

sich als richtige Bigband.<br />

KulturFenster<br />

63 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


jung musiziert<br />

Jugend rockt fur den<br />

guten Zweck<br />

:<br />

Ein Rückblick auf ein Festival der besonderen Art<br />

Für den guten Zweck taten sich Blas- und Rockmusik in Sand in Taufers zusammen.<br />

Für einen guten Zweck die Bühne des<br />

„Sondna Soundfestival“ in Sand in Taufers<br />

gerockt haben Mitte August die Formationen<br />

„Young Sound“, die „Millina Jugendkapelle“,<br />

die JuKa Luttach/Weißenbach, die<br />

Ahrna JuKa, „The Rocket Monkeys“, The<br />

Criminal Beasts“ und die „Chill Down“ –<br />

allesamt bekannte Namen aus der jüngsten<br />

Südtiroler Musikszene.<br />

Namen, die nicht allein für junge Bands,<br />

sondern auch für soziales Engagement<br />

stehen, wie man am gelungenen Event<br />

erkennen konnte. Dieses war zur Freude<br />

der Veranstalter „Young Sound“ und „Chill<br />

Down“ ziemlich gut besucht.<br />

Weit über tausend Personen haben sich<br />

das große Repertoire von traditioneller Blasmusik<br />

über Pop bis hin zu fetziger Rockmusik<br />

nicht entgehen lassen und für eine<br />

unvergessliche Festival-Stimmung gesorgt.<br />

„Es war ein ständiges Kommen und Gehen“,<br />

erzählt Roland Kirchler, einer der Organisatoren<br />

des „Sondna Soundfestivals“.<br />

„Die Stimmung war super und jede Formation<br />

wurde mit tosendem Applaus begrüßt.<br />

Gewinner waren auf alle Fälle alle<br />

Kids!“ Dies ist sehr erfreulich, schließlich<br />

haben die jungen Bands alle Hebel in Bewegung<br />

gesetzt, um dieses Festival auf die<br />

Beine zu bringen. Denn in Zeiten von Corona<br />

war es kein Leichtes, ein Event wie<br />

dieses zu organisieren. „Es war eine große<br />

Herausforderung, die geltenden Richtlinien<br />

einzuhalten. Doch wir haben im Vornherein<br />

ein Konzept ausgearbeitet, welches<br />

uns ermöglichte, die Kontrolle darüber zu<br />

haben, wer und wie viele Leute sich auf<br />

dem Areal befinden“, sagt Roland Kirchler.<br />

Die Mühe war es allemal wert, denn<br />

die sieben Musikbands verfolgten mit ihrem<br />

Festival im Musikpavillon von Sand<br />

in Taufers ein wichtiges Ziel: „Wir wollten<br />

mit dieser Veranstaltung daran erinnern,<br />

dass es immer noch Kinder gibt, die tagtäglich<br />

ihren Kampf gegen den Krebs führen,<br />

auch wenn das momentan wegen Corona<br />

bei vielen in den Hintergrund gerückt<br />

ist.“ Und das haben die Veranstalter geschafft<br />

– und noch mehr: Auch der Erlös<br />

dieses Festivals war für jene Kinder gedacht<br />

und so konnten die Organisatoren<br />

„Chill Down“ und „Young Sound“ dem<br />

Kinderkrebsverein REGENBOGEN voller<br />

Stolz einen Scheck im Wert von 1.200<br />

Euro überreichen.<br />

Susanne Huber<br />

Der Flyer der Veranstaltung<br />

KulturFenster<br />

64 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


10 Jahre Jungblasertage St. Johann<br />

:<br />

Die Initiative von Matthias Kirchler lebt weiter<br />

Ein junger Musikantengruß aus dem Ahrntal<br />

Im Jahre 2011 rief Matthias Kirchler die<br />

Jungbläsertage (JBT) von St. Johann ins Leben<br />

und seither werden diese alljährlich von<br />

der Musikkapelle St. Johann in Ahrn EO veranstaltet.<br />

Nachdem Matthias Kirchler neun<br />

Jahre lang als Kursleiter der Hauptorganisator<br />

war, übernahm heuer Petra Niederkofler,<br />

Jugendleiterin der Musikkapelle, erstmals<br />

die Leitung.<br />

Nachdem die Jungbläsertage aufgrund der<br />

Ereignisse im letzten Jahr eine Pause einlegen<br />

mussten, wurde heuer mit der zehnten<br />

Aufl age ein Jubiläum gefeiert. Vom 3. bis<br />

zum 7. August konnten junge Musiker*innen<br />

aus dem Tauferer Ahrntal teilnehmen. Trotz<br />

gewisser Einschränkungen, die es aufgrund<br />

der aktuellen Lage einzuhalten galt, gab es<br />

42 Teilnehmer*innen zu verzeichnen. All<br />

jene, die an den JBT teilnehmen, müssen<br />

mindestens seit einem Jahr ein Blasinstrument<br />

erlernen – dies gilt neben Spaß und<br />

Freude am gemeinsamen Musizieren als<br />

einzige Anmeldevoraussetzung.<br />

Unterrichtet wurden die Kinder und Jugendlichen<br />

von einem achtköpfigen Lehrerteam<br />

aus ganz Südtirol, sowohl in Teilproben wie<br />

auch in Ensembles, Großregister- und Vollproben.<br />

Neben den Orchesterproben fanden<br />

auch Marschierproben statt, die, wie<br />

jedes Jahr, von Helmuth Gasteiger, Stabführer<br />

der Musikkapelle St. Johann in Ahrn<br />

EO, geleitet wurden.<br />

Am Ende der Jungbläsertage St. Johann<br />

fand wie immer das Abschlusskonzert mit<br />

eröffnender Marschiershow auf dem Festplatz<br />

bei der Mittelschule St. Johann statt.<br />

Dabei haben die Jungmusikant*innen immer<br />

die Möglichkeit zu zeigen, was sie in<br />

der Woche mit viel Einsatz und Fleiß zusammen<br />

eingelernt haben. Trotz der aktuellen<br />

Auflagen fanden viele interessierte<br />

Zuhörer den Weg zum Abschlusskonzert<br />

und belohnten die Teilnehmer*innen mit<br />

großem Applaus für ihr fleißiges Üben.<br />

Kursleiterin Petra Niederkofler wurde neben<br />

der Musikkapelle St. Johann in Ahrn<br />

EO in besonderer Weise von vier Musikantinnen<br />

der Musikkapelle unterstützt.<br />

Diese übernahmen anfallende Transkrip-<br />

Abschlusskonzert der Jungbläsertage<br />

St. Johann mit Dirigentin Monika Steger<br />

tionen von Musikstücken, Kopierarbeiten<br />

und andere organisatorische Aufgaben.<br />

Eine weitere Unterstützung kam von Seiten<br />

des ECHO-Projektes des Jugendzentrums<br />

Aggregat Steinhaus. Zwei Jugendliche, die<br />

an diesem Freizeitprojekt für die Sommermonate<br />

teilnahmen, haben in der Mittagspause<br />

ein Mitglied der Musikkapelle bei<br />

der Essensausgabe tatkräftig unterstützt.<br />

Abschließend soll all jenen, die nun schon<br />

seit zehn Jahren die JBT St. Johann ermöglichen,<br />

ein riesengroßer Dank ausgesprochen<br />

werden. Ein besonderer Dank<br />

geht natürlich an Matthias Kirchler, ohne<br />

den dieses Projekt nie zustande gekommen<br />

wäre!<br />

Sophia Auer<br />

KulturFenster<br />

65 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

MK Völs am Schlern vertritt<br />

Südtirol in Niederösterreich<br />

Teilnahme am ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb der Stufe C in Grafenegg<br />

Der Österreichische Blasmusikverband veranstaltet<br />

am 24. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> im Auditorium<br />

Grafenegg in Niederösterreich den österreichischen<br />

Blasorchesterwettbewerb der<br />

Stufe C. Die teilnehmenden Musikkapellen<br />

müssen dabei ein Pflichtstück und zwei<br />

Selbstwahlstücke mit einer reinen Spielzeit<br />

von mindestens 12 bis maximal 20 Minuten<br />

zum Besten geben. Die Musikkapelle Völs<br />

am Schlern wird Südtirol beim diesjährigen<br />

Wettbewerb vertreten. Sie wurde von der<br />

Fachgruppe Musik im Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) aufgrund der ausgezeichneten<br />

Leistung, die sie beim Wertungsspiel<br />

2019 in Auer erzielte hatte, nominiert.<br />

Wir wünschen den Musikantinnen und Musikanten<br />

mit ihrem Obmann Martin Rabensteiner<br />

und Kapellmeister Michael Vikoler<br />

viel Erfolg und bedanken uns für die Bereitschaft,<br />

diese Herausforderung in diesen<br />

doch unsicheren Zeiten anzunehmen.<br />

Meinhard Windisch<br />

Verbandskapellmeister<br />

Die ausgezeichnete Leistung der Musikkapelle Völs am Schlern beim Wertungsspiel 2019<br />

in Auer zeigt Früchte; sie vertritt die Südtiroler Musikkapellen beim Blasorchester-Bundeswettbewerb<br />

des ÖBV im niederösterreichischen Grafenegg.<br />

Fundament unserer Erziehung,<br />

Gesellschaft, Kultur und Identität<br />

24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen<br />

Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung<br />

und Förderung der Blasmusik (IGEB)<br />

hält ihren nächsten Kongress in Südtirol ab<br />

und wird vom 13. bis zum 18. Juli 2022<br />

am Musikkonservatorium “Claudio Monteverdi”<br />

in Bozen zu Gast sein. Ab sofort können<br />

dazu Vorschläge für einen Vortrag oder<br />

ein Poster eingereicht werden.<br />

Die Teilnehmer, die für den ursprünglich geplanten<br />

Kongress in Valencia (Spanien) im<br />

Jahr 2020 ausgewählt wurden, sollten ihre<br />

Teilnahme per Mail bestätigen.<br />

Diese 24. Konferenz will die Wichtigkeit der<br />

Militär- und Amateurmusikkapellen für die<br />

Bildung und den Bestand der Musikkultur<br />

sowie der Identität von Gesellschaften in den<br />

Fokus rücken.<br />

Die Vorschläge sollen sich dazu auf eine der<br />

folgenden 6 Kategorien beziehen:<br />

➤ Blasmusikvereine und -verbände, musikalische<br />

Ausbildung;<br />

➤ Blasmusikrepertoire und Aufführungen;<br />

➤ wegweisende Lehrer/innen im Bereich der<br />

Blasmusik, Komponisten und Aufführende;<br />

➤ (Externe) Kulturelle Einflüsse auf die<br />

Blasmusik;<br />

➤ Soziales Umfeld und die damit verbundenen<br />

Entwicklungen;<br />

➤ Blasmusik und urbane Klanglandschaften;<br />

Darüber hinaus sollen auch Vorschläge, die<br />

andere Ansätze im Themenfeld betreffen<br />

– aktuelle Forschungsschwerpunkte inbegriffen<br />

– berücksichtigt werden.<br />

Die Themenentwürfe (250 Wörter) müssen<br />

mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 28.<br />

November <strong>2021</strong> per E-Mail an die Vorsitzende<br />

des wissenschaftlichen Ausschusses<br />

(rodriguezgloria@uniovi.es) mit Kopie<br />

an igeb@uni.lu eingesandt werden. Die Autoren<br />

der angenommenen Beiträge werden<br />

innerhalb 31. Jänner 2022 benachrichtigt.<br />

Zusätzlich sucht die IGEB Leiter*innen der<br />

Konferenzsitzungen. Interessierte können<br />

dazu per Email einen kurzen Lebenslauf<br />

einsenden.<br />

Anmeldeunterlagen und weitere Informationen<br />

sind unter http://www.igeb.net abrufbar.<br />

Gloria A. Rodríguez-Lorenzo, Mitglied im<br />

Wissenschaftlichen Ausschuss der IGEB<br />

KulturFenster<br />

66 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

IGEB Forschungspreis -<br />

Ausschreibung für 2022<br />

Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung<br />

und Förderung der Blasmusik hat<br />

den Forschungspreis 2022 ausgeschrieben,<br />

der im Rahmen des 24. Kongresses 2022<br />

in Bozen überreicht wird. Nominierungen,<br />

einschließlich Selbstnominierungen, sind<br />

für Dissertationen auf dem Gebiet der Blasmusikforschung<br />

(Blas-, Bläser- und Militärmusik<br />

weltweit, instrumentenkundliche Themen)<br />

möglich. Sie müssen zwischen 2019<br />

und März 2022 abgeschlossen und in Englisch,<br />

Deutsch, Französisch, Italienisch oder<br />

Spanisch geschrieben sein.<br />

Die Arbeiten sollen in Form einer digitalen<br />

Datei (einschließlich Zusammenfassung)<br />

im PDF-Format innerhalb 2.<br />

Jänner 2022 per Email an Jon Mitchell<br />

(jon.mitchell@umb.edu) eingereicht werden.<br />

Weitere Informationen sind unter:<br />

www.igeb.net abrufbar.<br />

Damien François Sagrillo<br />

IGEB-Präsident<br />

63. Kongress des<br />

Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

Mit Pauken und Trompeten in die Zukunft<br />

Kürzlich trafen sich im malerischen Heiligenblut<br />

(Kärnten) Vertreter aus ganz Österreich,<br />

Südtirol und Liechtenstein, um beim<br />

63. Kongress des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

(ÖBV) gemeinsam zukunftsträchtige<br />

Projekte zu planen.<br />

Die Erfahrungen aus den letzten Monaten<br />

und Jahren haben auch in der Blasmusik<br />

Spuren hinterlassen und es musste vielfach<br />

auf Online-Alternativen zurückgegriffen<br />

werden. So war es nicht verwunderlich,<br />

dass gerade dieser Bereich zu den<br />

Kernthemen in den Plenarsitzungen und<br />

Arbeitsgruppen diskutiert wurde, um die<br />

Blasmusik zukunftsfit zu machen.<br />

Mit Bundeskapellmeister Walter Rescheneder<br />

(OÖ), Bundesstabführer Gerhard<br />

Imre (Burgenland) und Bundesschriftführer-Stellvertreter<br />

Oskar Bernhart<br />

(Steiermark) gingen drei "Blasmusik-Urgesteine"<br />

in ihren wohlverdienten Funktionärs-<br />

Ruhestand und legten ihre Ämter in jüngere<br />

Hände. Ebenso schied Bundesmedienreferentin<br />

Raphaela Dünser aus dem Präsidium<br />

aus. So wird nun der Tiroler Helmut<br />

Schmid als neuer Bundeskapellmeister die<br />

musikalischen Agenden im ÖBV leiten, Erik<br />

Brugger (Vorarlberg) übernimmt die Funktion<br />

des Bundesstabführers, Rainer Schabereiter<br />

(Steiermark) wurde als neuer Bundesmedienreferent<br />

und Dr. Andreas Blutmager<br />

(Burgenland) als Schriftführer-Stellvertreter<br />

in das Präsidium gewählt.<br />

Der Steirer Erich Riegler steht dem ÖBV<br />

als bewährter Präsident weiter vor - gemeinsam<br />

mit den einzelnen Landesverbänden,<br />

aber vor allem den zigtausenden<br />

Musikerinnen und Musikern in Stadt<br />

und Land wird auch in Zukunft mit Pauken<br />

und Trompeten musiziert.<br />

Neuer Bundesjugendvorstand<br />

Zusätzlich zum Präsidium wurde auch<br />

der Bundesjugendvorstand der Österreichischen<br />

Blasmusikjugend neu gewählt.<br />

Nachdem Helmut Schmid als Bundesjugendreferent<br />

sein Amt niederlegte und neue Aufgaben<br />

als Bundeskapellmeister übertragen<br />

bekommt, übernimmt sein bisheriger Stellvertreter<br />

Andreas Schaffer (Kärnten) diese<br />

Funktion. Ihm zur Seite stehen der bisherige<br />

Stellvertreter Gerhard Forman (Niederösterreich)<br />

und Bundesjugendfinanzreferentin<br />

Karin Vierbauch (Kärnten). Als zweite<br />

Stellvertreterin wurde die Salzburgerin Katrin<br />

Fraiß neu in den Vorstand gewählt.<br />

Christine Daberer, MSc<br />

ÖBV-Bundesgeschäftsstelle<br />

Das Foto zeigt die Stabübergabe vom scheidenden Bundeskapellmeister Walter Rescheneder<br />

(rechts) an seinen Nachfolger Helmut Schmid.<br />

KulturFenster<br />

67 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


komponiert<br />

„Bletterbach Canyon“ von<br />

Rupert Hechensteiner<br />

Eine musikalische Führung durch die Geologie einer besonderen Landschaft<br />

„Bletterbach Canyon“ ist ein Auftragswerk<br />

des GEOPARC Bletterbach anlässlich 10<br />

Jahre Dolomiten UNESCO Welterbe (2009-<br />

2019) - gewidmet der Musikkapelle Aldein.<br />

Der Komponist Rupert Hechensteiner<br />

sagt zu seinem Werk Folgendes:<br />

Die Bletterbach- Schlucht zwischen Aldein<br />

und Radein, entstanden seit der letzten Eiszeit<br />

vor ca. 18.000 Jahren, ist wie ein großer<br />

Querschnitt durch die verschiedenen<br />

Gesteinsschichten, die sich vor Jahrmillionen<br />

geformt haben. Der Bletterbach selbst<br />

ist es, der uns auf diese Reise durch Zeit<br />

und Gestein einlädt. Musikalisch in meiner<br />

Fantasie zuerst als dünnes kleines Bächlein,<br />

das sich Schicht um Schicht in die<br />

Tiefe gräbt und sich selber dabei immer<br />

wieder wandelt, mal auf weiches Material<br />

trifft und dann wieder auf hartes. Im Lauf<br />

der Zeit gewinnt der Fluss an Stärke und<br />

Dynamik, um dann wieder langsam und<br />

träge seine Energie fließen zu lassen, sich<br />

mit dem Gestein verbindet, es bearbeitet<br />

und so diese einzigartige Landschaft nach<br />

und nach formt.<br />

Diese Reise führt uns von der obersten<br />

Contrin-Formation zu den Werfener Schichten,<br />

weiter zur Bellerophon-Formation und<br />

über den Grödner Sandstein zum Quarzporphyr<br />

am Grunde der Bletterbach-Schlucht.<br />

So wie jede Gesteinsschicht ihre Merkmale<br />

hat, unterscheiden sich auch die entsprechenden<br />

musikalischen Ideen. Das Motiv<br />

des Bletterbachs bleibt - wenn auch gewandelt<br />

- erkennbar und zieht sich wie ein<br />

roter Faden durch diese Reise durch Zeit<br />

und Gestein.<br />

Rupert Hechensteiner bezeichnet sich<br />

selbst als „kompositorischen Autodidakt“.<br />

KulturFenster hat ihn zu seiner Tätigkeit als<br />

Komponist und Musiker befragt:<br />

KulturFenster: Rupert Hechensteiner, als<br />

Musiker sind Sie bekannt. Auch als Komponist?<br />

Welches waren Ihre bis dato liebsten<br />

Werke? Kann man sie irgendwo anhören?<br />

Rupert Hechensteiner: Ich komponiere sehr<br />

gerne, aber nur ab und zu, wenn sich die Gelegenheit<br />

ergibt. Zu Beginn waren es Lieder<br />

für die Kinderferien in Eppan oder für die<br />

Theatergruppe KÜB, später die Musik zum<br />

Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört" - ein<br />

Projekt der Musikschule Klausen, dann einige<br />

Lieder für den Jugend- und Pfarrchor<br />

St. Pauls. Es gab sogar einen kurzen Ausflug<br />

in die Welt der „dance music“. Zwei meiner<br />

Zur Person<br />

Geboren 1975 in Bozen, studierte Rupert Hechensteiner Saxophon an der<br />

Hochschule für Musik und darstellenden Kunst in Wien bei Oto Vrhovnik und<br />

am Conservatorio G.B. Martini in Bologna bei Gilberto Monetti sowie Musikwissenschaften/DAMS<br />

in Wien und Bologna.<br />

Neben seiner Unterrichtstätigkeit an den Musikschulen von Überetsch, Ritten<br />

und Sarntal absolvierte er zahlreiche Auftritte mit den verschiedensten<br />

Ensembles, u.a. mit der Zitherspielerin Reinhilde Gamper, dem „Time 4 Sax"<br />

Quartett, Symphonic Winds, der „Pleite Band" und dem Brass Ensemble „Eggental<br />

Brass".<br />

Er schrieb unter anderem Lieder für die „Kühne Überetscher Bühne" und den<br />

Chorverein St. Pauls, die Musik für das Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört",<br />

die Auftragskomposition „Fantasie für Altsaxophon und Orgel" für Pauls Sakral,<br />

„Le sacre du vin" für die Kellerei St. Pauls zu ihrem hundertjährigen Jubiläum<br />

sowie für Eggental Brass „Sobrass", ein Stück für Sopransaxophon und Blechbläserensemble<br />

(von Hans Finatzer 2017 für Sopran Saxophon und die Musikkapelle<br />

St. Pauls arrangiert). Für Symphonic Winds komponierte er 2017<br />

in Zusammenarbeit mit Ivan Marini „Primas", sein erstes größeres Werk für<br />

Blasorchester (erschienen beim Ruh Verlag).<br />

Für die Musikkapelle Aldein entstand das Werk "Bletterbach Canyon", das im<br />

Jahre 2019 uraufgeführt wurde.<br />

Seine Saxophon Quintette „Easy Driving" und „Luna Libre" sind im Schott-advance<br />

music Verlag erschienen, sein Saxophon Septett „Irish Perpetuum" im<br />

Verlag „Deine Blasmusik“.<br />

KulturFenster<br />

68 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Saxophon Quintette sind bei „Schott - advance<br />

music“ erschienen. Das erste größere<br />

Werk „Sobrass" habe ich dann für Eggental<br />

Brass geschrieben, sodann in Zusammenarbeit<br />

mit Ivan Marini das Werk „Primas"<br />

für Symphonic Winds (erschienen<br />

im Ruh Musik AG Verlag) und nun „Bletterbach<br />

Canyon" für die Musikkapelle Aldein.<br />

Mein liebstes Werk ist meist jenes, das<br />

zuletzt entstanden ist. „Bletterbach Canyon"<br />

ist meine bisher größte Komposition.<br />

KF: Als Saxophonist treten Sie im ganzen<br />

Land auf. Welches Genre gefällt Ihnen besonders?<br />

Hechensteiner: Mir gefallen fast alle Genres<br />

und ich mag Abwechslung, im Grunde<br />

alles, was nicht zu sehr in eine extreme<br />

Richtung geht.<br />

KF: Wie haben Sie auf die Anfrage des GE-<br />

OPARC Bletterbach und der Musikkapelle<br />

Aldein zu einem Auftragswerk für Blasmusik<br />

zunächst reagiert?<br />

Hechensteiner: Ich war sehr erfreut über<br />

diese Anfrage und das Vertrauen, das mir<br />

entgegengebracht wurde. Ich habe Saxophon<br />

und Musikwissenschaften studiert, als<br />

Komponist bin ich aber Autodidakt. Deshalb<br />

war es mir auch wichtig und hilfreich, dass<br />

mir Michael Erschbamer mit Rat und Tat zur<br />

Seite gestanden ist und meine Komposition<br />

durchgesehen hat und - wo es nötig war -<br />

mir Verbesserungsvorschläge gegeben hat.<br />

KF: Was waren die besonderen Herausforderungen<br />

bei „Bletterbach Canyon"? Wie<br />

gehen Sie an solche Kompositionen heran?<br />

Hechensteiner: Bei „Bletterbach Canyon"<br />

fand ich die Grundidee passend, die Entstehung<br />

der Schlucht durch den Bach - die<br />

Reise des Baches durch die fünf Gesteinsschichten<br />

- musikalisch darzustellen. Zwischen<br />

jeder Schicht tritt in gewandelter Form<br />

immer wieder das Thema des Baches hervor.<br />

Somit war die Grundstruktur klar. Als<br />

nächstes bedurfte es musikalischer Ideen<br />

der einzelnen Elemente. Musikalische Einfälle<br />

in Form von Melodien, Harmoniefolgen<br />

oder Rhythmen kommen mir oft, wenn<br />

ich mich ans Klavier setze, manchmal aber<br />

auch während ganz anderer Tätigkeiten.<br />

Diese musikalischen Einfälle gilt es nun<br />

zu verarbeiten, auszubauen. Dies ist meist<br />

die sehr viel größere Arbeit, weil ich viele<br />

Möglichkeiten durchgehe und entscheiden<br />

muss, was ich behalte oder verwerfe. Dabei<br />

versuche ich stets, das gesamte Werk<br />

im Auge zu behalten und abwechslungsreich<br />

zu gestalten: also Abwechslung in den<br />

Tempi, der Dynamik, dem Rhythmus, den<br />

Harmonien, der Klangfarbe usw. Ein Ziel<br />

für mich bei diesem Projekt war es, wenn<br />

möglich für jedes Register interessante Momente<br />

einzubauen, sodass die ausführenden<br />

Musikant*innen Spaß am Musik machen<br />

haben.<br />

KF Wie schätzen Sie eine andere Komposition<br />

ein, die zufällig zeitgleich entstand:<br />

„Bletterbach" von Roberto David Rusconi<br />

im Auftrag der Stiftung Haydn?<br />

Hechensteiner: Sehr interessant! Leider<br />

kenne ich diese Komposition noch nicht!<br />

Werde sie mir aber, sobald sich die Möglichkeit<br />

bietet, gerne anhören.<br />

KF: Wird Ihr Werk in einem Verlag erscheinen?<br />

Hechensteiner: Ich hoffe, dass wir einen<br />

Verlag fi nden, der das Werk veröffentlicht.<br />

Auf jeden Fall versuchen wir es!<br />

KF: Was wünschen Sie den Musikanten der<br />

Aldeiner Musikkapelle in Bezug auf Ihr Werk?<br />

Hechensteiner: Ich wünsche den Musikant*innen,<br />

dass sie Freude an der Musik<br />

haben, wann immer sie den „Bletterbach<br />

Canyon" vom Papier in Schall und<br />

Klang umwandeln - und wenn dabei Emotionen<br />

entstehen, bin ich mehr als glücklich!<br />

KulturFenster<br />

69 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Redaktionsschluss für<br />

geehrt<br />

Hohe Auszeichnung für zwei<br />

verdiente Musiker<br />

Verdienstmedaille des Landes Tirol für Elmar Windegger und Johann Prader<br />

Am vergangenen Hochunserfrauentag, dem<br />

15. August, haben Johann Prader aus Afers<br />

und Elmar Windegger aus Prissian zusammen<br />

mit anderen Süd-, Nord- und Osttiroler*innen<br />

die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen<br />

bekommen. Die beiden Musiker und<br />

langjährigen Kapellmeister erhielten die<br />

hohe Auszeichnung für ihre Verdienste um<br />

das Musikwesen sowie ihre vielfältigen Aktivitäten<br />

zum Wohle der Dorfgemeinschaft<br />

und darüber hinaus.<br />

Elmar Windegger, Jahrgang 1950, ist seit<br />

seinem neunten Lebensjahr aktives Mitglied<br />

bei der Musikkapelle Prissian. Ab<br />

1967 bis zum heutigen Tag ist er als Kapellmeister<br />

tätig, also volle 54 Jahre, davon<br />

40 Jahre bei der MK Prissian, und<br />

14 Jahre bei anderen Musikkapellen im<br />

Burggrafenamt (Andrian, Völlan und St.<br />

Walburg/Ulten).<br />

Die Freude am Musizieren, die Liebe zur<br />

Heimat, die tiefe Verbundenheit zur echten<br />

Tiroler Blasmusik und die unerschöpfliche<br />

Energie sind charakteristische Eigenschaften,<br />

die Elmar Windegger seit über 60<br />

Jahren als Musikant, Sänger, Kapellmeister<br />

und Komponist auszeichnen. Zudem<br />

hat er ganze Generationen von Jungmusikanten<br />

ausgebildet und „ihnen die Liebe<br />

zur Blasmusik ins Herz gelegt“, wie es in<br />

einer Laudatio heißt.<br />

Im idyllischen Eingangsbereich am Ansitz<br />

des Jakob Holzner, nahe der Wehrburg,<br />

bereitete die Musikkapelle<br />

Prissian ihrem geehrten<br />

Kapellmeister einen würdigen<br />

Empfang.<br />

Nach den Gruß- und Gratulationsworten<br />

von Obmann<br />

Georg Gamper wurde dieser<br />

besondere Tag in fröhlicher<br />

Runde bis in den Abend hinein<br />

gefeiert.<br />

Auch Johann Prader aus Afers<br />

erhielt am vergangenen 15.<br />

August in Innsbruck die Verdienstmedaille<br />

des Landes Tirol.<br />

Er wurde damit für seine<br />

Verdienste geehrt, u.a. 60<br />

Jahre als Mitglied der Musikkapelle<br />

Afers, 40 davon als<br />

Kapellmeister, sowie als Kapellmeister<br />

der Musikkapellen<br />

Lüsen und St. Andrä, 19 Jahre<br />

als Vorstandsmitglied im VSM-<br />

Bezirk Brixen und als Mitglied<br />

des Kirchenchors von Afers.<br />

Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

gratuliert den beiden<br />

verdienten Musikern zur hohen<br />

Auszeichnung und wünscht<br />

weiterhin Gesundheit und viel<br />

Freude beim Musizieren.<br />

Pepi Fauster<br />

Georg Gamper<br />

Seit 54 Jahren steht Elmar Windegger<br />

am Dirigentenpult. Am vergangenen 15.<br />

August wurde er mit der Verdienstmedaille<br />

des Landes Tirol geehrt.<br />

Die Landeshauptleute Günther Platter<br />

und Arno Kompatscher übereichten im<br />

"Congress Innsbruck" die Verdienstmedaille<br />

an Johann Prader.<br />

Aus der Redaktion<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

KulturFenster<br />

70 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


gedenken<br />

Unermüdlich im<br />

Einsatz für die Musik<br />

In Erinnerung an Karl Hermann Vigl (1939-<strong>2021</strong>)<br />

Karl Hermann Vigl (†)<br />

Am 26. September ist der weitum bekannte<br />

Musiker Karl Hermann Vigl im Alter<br />

von 82 Jahren verstorben. Er war u.a.<br />

von 1975 bis 1979 Schriftleiter unserer<br />

Verbandszeitschrift. Mit freundlicher Genehmigung<br />

der Kulturredaktion wiederholen<br />

wir den Nachruf aus der Tageszeitung<br />

„Dolomiten“ vom 28.09.<strong>2021</strong> und erinnern<br />

in ehrendem Gedenken an den verdienten<br />

Musiker:<br />

Seine Kritiken füllen in seinem Meraner<br />

Domizil an die 30 große Faszikel. Aber das<br />

Vermächtnis des unermüdlichen Komponisten,<br />

Musiklehrers, Chorleiters und<br />

Musikphilologen ist am Ende ein beachtliches<br />

Oeuvre und verdiente eine eigenständige<br />

Würdigung.<br />

Karl H. Vigl wurde 1939 in Lengmoos am<br />

Ritten geboren. Der Vater war Lehrer und<br />

Musiker und hinterließ eine Reihe von<br />

Kompositionen, der Sohn ergriff dann<br />

auch den Lehrerberuf. Daneben studierte<br />

er von Kind auf Klavier, Orgel und Violine,<br />

später auch das Horn. Die Beherrschung<br />

so verschiedener Instrumente befähigte<br />

ihn bald zu einem ausgedehnten Studium<br />

der Komposition und Tonsatz, etwa bei<br />

Andrea Mascagni und Hugo Herrmann,<br />

von 1961/1962 bei Johann Degen, Oswald<br />

Jaeggi und Hermann Schröder sowie<br />

1971/72 Zwölftontechnik bei Renè<br />

Leibowitz.<br />

Er absolvierte mehrere Kapellmeisterlehrgänge<br />

und war ein geschätzter Chorleiter<br />

in Gries, Meran, Leifers, Bozen, Tramin,<br />

Goldrain und Neumarkt. Als Kapellmeister<br />

dirigierte er die Musikkapellen von<br />

Tiers, Sarnthein und Branzoll. Er unterrichtete<br />

Musik an mehreren Grund- und<br />

Mittelschulen unseres Landes.<br />

Von 1963 bis 1978 war er Bundeschorleiter<br />

im Südtiroler Sängerbund, seit 1968<br />

gestaltete er als freier Mitarbeiter Hörfunksendungen<br />

für RAI Südtirol. Von 1970<br />

bis 1973 vertiefte er seine Studien in der<br />

Musikpaläografie zur frühen europäischen<br />

und Alten Musik in Cremona.<br />

Karl H. Vigl war ob seiner kompetenten<br />

und oft auch spitzen Feder ein Musikschriftsteller<br />

bester Schule, von 1975<br />

bis 1979 leitete er als Schriftleiter die<br />

Zeitschrift „Südtiroler Volkskultur“ und<br />

verfasste von 1981 bis 1995 eine ansehnliche<br />

Anzahl von Musikkritiken<br />

für „Dolomiten“-Kultur.<br />

Als Anreger und Organisator der Musik<br />

im Lande hatte er von 1980 bis<br />

1996 die Musikfachgruppe im Südtiroler<br />

Künstlerbund inne. Von den<br />

1988 Jahren an gehörte Karl H. Vigl<br />

20 Jahre lang dem Präsidium der Internationalen<br />

Gesellschaft zur Erforschung<br />

der Blasmusik (IGEB) an und<br />

fungierte seit 2000 als deren Vizepräsident<br />

und später Ehrenmitglied.<br />

Eines seiner wichtigsten Anliegen<br />

war ihm da die systematische Erforschung<br />

aller Aspekte der Musik für<br />

Bläser. Sein kompositorisches Schaffen<br />

umfasst Werke für Blasorchester,<br />

für Instrumentalensembles und Chor<br />

und eine ganze Reihe sakraler Musik.<br />

In strenger Auswahl wären da<br />

die „Hymnische Intrade für kleine Kapelle“<br />

(1961), eine „Miniatursinfonie“<br />

nach klassischem Muster (1966) und<br />

eine „Sinfonische Intrade“ (1966),<br />

eine „Klangaktion für symphonische<br />

Harmonie“ (1987), ein „Arunda-Triptychon“<br />

und das „Burlesk-Pasticcio<br />

15.02“ für Bläserkammerkapelle<br />

(1990), das „ReReRe-Quodlibet“ für<br />

Euphonium und Blasorchester (2002)<br />

und ein „Myon-Triptychon“ nach romantischen<br />

Skizzen (2004) zu nennen.<br />

In seiner sakralen Musik ragen<br />

ein „Ökumenisches Te Deum“<br />

(1978), mehrere Gesänge für Sonntagskantaten<br />

und „Deutsche Orgelpsalmen“<br />

hervor.<br />

Ferruccio Delle Cave<br />

KulturFenster<br />

71 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


entdeckt<br />

Darum Blasmusik!<br />

„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album<br />

Southbrass – wer kennt sie<br />

noch nicht – mischt schon seit<br />

einigen Jahren die internationale<br />

Blasmusikszene gehörig<br />

auf. Im Jahr 2018 konnten<br />

sie den Grand Prix der Blasmusik<br />

für sich entscheiden und<br />

setzten sich gegen Gruppen aus<br />

Deutschland, der Schweiz, Österreich<br />

und Südtirol durch.<br />

Mit dem Sieg empfahlen sich<br />

die jungen Musiker für andere<br />

namhafte Events wie unter anderem<br />

das Egerländer Open-Air,<br />

das Münchner <strong>Oktober</strong>fest und<br />

das Woodstock der Blasmusik!<br />

Mit „Lucky Life“ erschien 2019<br />

ihre erste CD und vor einigen<br />

Wochen konnten sie mit Freude<br />

ihr neues Album „Darum Blasmusik!"<br />

präsentieren. Dazu wurden<br />

den Musikern einige Fragen<br />

gestellt:<br />

<strong>Kulturfenster</strong>: Euer neues Album<br />

ist vor Kurzem erschienen.<br />

Wie ist dieser Titel entstanden<br />

und welche Message<br />

verbirgt sich dahinter?<br />

Southbrass: Wie viele junge Musiker, die<br />

sich der Blasmusik verschrieben haben,<br />

sind auch wir sehr von der böhmischmährischen<br />

Musikrichtung angetan. Mit<br />

unserer Musik wollen wir Emotionen transportieren<br />

und dem Zuhörer näherbringen.<br />

In den vergangenen Jahren wurde die Blasmusik<br />

jedoch oftmals in eine Schublade<br />

geworfen und immer wieder als veraltet<br />

bezeichnet. Mit unserem neuen Tonträger<br />

wollen wir genau das Gegenteil beweisen<br />

und unser klares Bekenntnis zur Blasmusik<br />

ausdrücken: „Darum Blasmusik!“<br />

KF: Was dürfen sich eure Fans von eurem<br />

neuen Tonträger erwarten?<br />

Southbrass: Auf der CD gibt es nichts zu<br />

hören, was es in irgendeiner Form bereits<br />

irgendwo gibt. Bei zehn von den insgesamt<br />

dreizehn Titeln handelt es sich um Eigenkompositionen,<br />

die übrigen drei Werke<br />

wurden eigens für uns geschrieben. Neben<br />

traditionellen Stücken wie Polkas,<br />

Seit Jahren in der Blasmusikszene erfolgreich<br />

– Southbrass: (v. l.)<br />

Phillipp Cottini (Tenorhorn/Posaune) –<br />

MK Leifers; Alexander Egger (Bariton/<br />

Solo-Posaune) – MK Jenesien; Markus<br />

Oberrauch (Tuba) – MK Frangart; Michael<br />

Prossliner (Schlagzeug) – MK<br />

Kastelruth; Hannes Plieger (Trompete)<br />

– MK Lajen; Matthias Wenter (Flügelhorn)<br />

– Mk Lengmoos; Jonas Wilhalm<br />

(Flügelhorn) – MK St. Michael Eppan<br />

„<br />

Der Hörer der CD darf zu keinem<br />

Zeitpunkt erahnen, ob das Stück<br />

mit nüchternem Magen um 9 Uhr<br />

morgens, oder mit vollem Magen<br />

um 20 Uhr abends gespielt wurde.<br />

„<br />

Man muss zu jeder Zeit zu 100%<br />

authentisch klingen!<br />

Southbrass<br />

Walzern und Märschen sind<br />

auch wieder einige moderne<br />

Nummern dabei. Wir haben<br />

sehr viel Kraft und Zeit investiert<br />

und sind nun sehr froh,<br />

dieses Endprodukt präsentieren<br />

zu dürfen. Wir hoffen, dass<br />

diese Freude auch beim Hören<br />

unserer CD spürbar wird!<br />

KF: Ein Großteil der Stücke<br />

wurde von euch selbst komponiert.<br />

Wie viel Aufwand steckt<br />

hinter einer Eigenkomposition<br />

und wie geht man diese an?<br />

Southbrass: Anfänglich startet<br />

alles mit einer einfachen<br />

kurzen Tonfolge, die einem in<br />

den Sinn kommt. Jeder von<br />

uns hat dabei so seine eigene<br />

Methode der Inspiration. Dem<br />

einen genügt ein ruhiger Moment<br />

beim Fischen oder bei<br />

der Jagd, ein anderer wiederum<br />

nimmt sich bewusst die<br />

Zeit zum Notenschreiben.<br />

Mit den digitalen Medien wie<br />

Handy und Computer lassen<br />

sich diese Ideen schnell aufzeichnen und<br />

später zu einer Melodie verarbeiten. Die<br />

ersten Entwürfe werden dann in der Probe<br />

angespielt. Für uns ist es sehr wichtig, die<br />

Meinungen eines jeden Einzelnen einzuholen,<br />

denn jeder betrachtet das Stück aus<br />

einer anderen Perspektive. Durch die unterschiedlichen<br />

Inputs bekommen unsere<br />

Kompositionen den individuellen Southbrass-Charakter<br />

und sind somit auch ideal<br />

auf uns abgestimmt. Die Kernidee des Musikstückes<br />

bleibt dabei aber immer erhalten<br />

und die Entscheidung dem jeweiligen<br />

Komponisten überlassen.<br />

KF: Mit den frisch komponierten Stücken<br />

geht es dann ab ins Tonstudio! Wie verläuft<br />

so eine Aufnahme und welche Anforderungen<br />

gilt es zu meistern?<br />

Southbrass: Die Aufnahmen entstanden<br />

in Ludwigshafen nahe Stuttgart in den berühmten<br />

Bauer-Studios, in denen bereits<br />

Ernst Mosch und seine Egerländer Musikanten<br />

etliche Tonträger aufgenommen<br />

KulturFenster<br />

72 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

haben. Mit diesem Hintergrundwissen in<br />

diesem fast schon ehrwürdigen Tonstudio<br />

angelangt, gingen uns sieben Jungmusikern<br />

natürlich allerhand Gedanken<br />

durch den Kopf. Selbst unsere Aufnahmeleiter<br />

hatten schon mit den Egerländer<br />

Musikanten zusammengearbeitet<br />

und haben daher eine immense Erfahrung<br />

mitgebracht, die wir sehr zu schätzen<br />

wussten.<br />

Uns war es ein Anliegen, die Stücke als<br />

gesamte Einheit aufzunehmen, und nicht<br />

wie normalerweise üblich, jede Stimme als<br />

separate Tonspur. So konnten wir das nötige<br />

Feeling für diese Musik, ähnlich wie<br />

bei einem Live-Auftritt, aufrechterhalten.<br />

So eine Aufnahme erfordert eine gehörige<br />

Menge an Konzentration. Ein kleiner<br />

Patzer bei einem Live-Event wird einem<br />

in der Regel ja meist schnell verziehen,<br />

denn Fehler sind ja menschlich. Aber bei<br />

einer Aufnahme muss natürlich alles stimmen,<br />

denn später am Tonträger hört man<br />

alles „schwarz auf weiß“. Nach zweieinhalb<br />

Tagen war die Aufnahme im Kasten<br />

und wir sind unendlich dankbar für diese<br />

großartige Erfahrung!<br />

Alexander Mayr<br />

„Southbrass“ ist seit September 2020 offizielles Mitglied des Labels „Hutter Music“.<br />

Die neue Southbrass-CD „Darum Blasmusik!“ ist online unter www.huttermusic.com<br />

oder unter diesem QR-Code bestellbar.<br />

„<br />

„<br />

Weil Blasmusik Körper und Geist befriedigt und eine<br />

Lebenseinstellung ist. Sie wird auf der Bühne gelebt<br />

und im ganzen Körper gespürt!<br />

Southbrass<br />

Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal<br />

Für Blasorchester instrumentiert von Gottfried Veit<br />

Wohl zu keiner anderen Zeit wie zu Weihnachten<br />

wird so viel gesungen und musiziert.<br />

Christen auf der ganzen Welt unterstreichen<br />

damit ihre Freude über die<br />

Geburt Jesu. Dieses weihnachtliche Musizieren<br />

hat vor allem in den Alpenländern<br />

eine besondere Tradition. Noch heute fi n-<br />

det man eine Vielzahl an Hirten- und Krippenliedern.<br />

Meist sind es Volkslieder mit<br />

einem schlichten Text – nicht selten im Dialekt,<br />

einer ebenso schlichten melodischen<br />

Gestalt und einer einfachen Harmonie mit<br />

den Hauptdreiklängen von Tonika, Dominante<br />

und Subdominante.<br />

Auf der Suche nach Bläsersätzen für kleine<br />

Besetzungen wird man schnell(er) fündig.<br />

Wer allerdings nach Bearbeitungen für Blasorchester<br />

stöbert, tut sich schon um einiges<br />

schwerer. Gottfried Veit hat nun zwei<br />

alpenländische Weihnachtslieder aus dem<br />

Pustertal für Blasorchester instrumentiert.<br />

Inhaltlich „staunen“ die Lieder „Ihr Hirten<br />

im Freien“ und „Es blühen die Maien“ über<br />

das Wunder von Weihnachten. Veit stellt<br />

in seiner Instrumentation die weitmensurierten<br />

„Dialekt-Instrumente“ Flügelhorn,<br />

Tenorhorn und Bariton besonders in den<br />

Vordergrund. Aber auch die pastorale<br />

Klangfarbe der Klarinette ist unverzichtbarer<br />

Bestandteil dieser Orchestrierung<br />

von Gottfried Veit, seines Zeichens selbst<br />

Klarinettist und langjähriger Klarinettenlehrer.<br />

Die Doppelrohrblattinstrumente Oboe<br />

und Fagott sowie die Saxophone können<br />

bei Bedarf dazugenommen werden.<br />

Stephan Niederegger<br />

Die Noten zu den von Gottfried Veit arrangierten<br />

Weihnachtsliedern sind im<br />

Musikverlag TATZER erschienen und im<br />

einschlägigen Fachhandel erhältlich.<br />

KulturFenster<br />

73 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


entdeckt<br />

Digitalisierung der Blasmusik<br />

Online-Seminare statt Proberaum<br />

Die Corona-Pandemie hat neben den vielen<br />

Einschränkungen auch wesentlich zur Digitalisierung<br />

beigetragen bzw. die technische<br />

Entwicklung um einige Jahre beschleunigt<br />

und für neue kreative Angebote gesorgt.<br />

Sowohl im privaten wie auch im beruflichen<br />

Umfeld haben sich Onlineplattformen etabliert<br />

als Alternative zu den durch die Corona-Maßnahmen<br />

stark eingeschränkten<br />

Kontakten. Live-Chats, Online-Sitzungen –<br />

aber vor allem auch Webinare sind heute<br />

teils schon Routine. So auch im Bereich<br />

der Blasinstrumente, Blasmusik, Musiker<br />

und deren Weiterbildung.<br />

Es gibt mittlerweile neben Online-Musikunterricht<br />

und vereinzelt Online-Proben<br />

vermehrt auch Kursangebote im Internet.<br />

Die Aus- und Weiterbildungsangebote des<br />

VSM wurden in den letzten eineinhalb Jahren<br />

großteils über gängige Onlineplattformen<br />

abgewickelt. In Ergänzung dazu<br />

sei auf zwei weitere Onlinedienste hingewiesen,<br />

die teils auch kostenlos genutzt<br />

werden können.<br />

BlasmusikONline – der Veranstaltungskalender des ÖBV<br />

www.blasmusik.at/BlasmusikONline<br />

Seit einigen Monaten bietet der Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) gemeinsam mit allen Landesund<br />

Partnerverbänden einen Aus- und Weiterbildungskatalog an. Damit will man den Musikvereinen,<br />

Funktionären und Musikanten Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten. Dieser Veranstaltungskalender<br />

mit den unterschiedlichsten Angeboten in den Bereichen Organisation, Musikalisch, Marschieren und<br />

Jugend befindet sich am Blasmusik-Wiki. Neben den Online-Terminen werden auch Präsenzveranstaltungen<br />

angeboten:<br />

Blasmusik.Digital – Das Weiterbildungsportal<br />

www.blasmusik.digital<br />

Gestartet als Online Konferenz im Juli 2020, ist die Marke „Blasmusik.Digital" nach intensiver Entwicklungsarbeit<br />

und weiteren Lockdownphasen zu einer Weiterbildungsplattform gewachsen, in der Fachdozenten<br />

und Experten zu Themen rund um Musikinstrumente, Musiktheorie, Pädagogik, Methodik, Technik und<br />

Gesundheit in Online-Seminaren ihr Wissen den Teilnehmern zur Verfügung stellen. In der Form von Live<br />

Webcast mit Dozent und Moderator können die Teilnehmer ihre Fähigkeiten auf dem Instrument trainieren,<br />

neue Spieltechniken direkt am Bildschirm mitüben und ihre Fragen im Live Chat an die Dozenten stellen.<br />

Hinter der Plattform und der Ausgestaltung steht ein junges und motiviertes Team rund um Gründer und<br />

Geschäftsführer Michael Schönstein. Dieser ist selbst ausgebildeter Dirigent sinfonischer Blasorchester und<br />

Marketing-Spezialist in der Software-Branche. Er bringt daher viel Insiderwissen rund um die Szene mit<br />

ein. Vielleicht ist nicht zuletzt dies einer der Erfolgsbausteine, die „Blasmusik.Digital" derzeit zum alternativen<br />

Proberaum für viele Musiker macht, die alle unter dem Lockdown der Musik- und Kulturszene leiden.<br />

KulturFenster<br />

74 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

kurz notiert –<br />

das neue „Musikpanorama“<br />

… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />

Nachdem durch diverse Lockerungen<br />

nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />

von Musikkapellen „erlaubt“<br />

sind, laden wir auch wieder ein,<br />

uns Berichte davon zukommen zu lassen.<br />

Im Zuge der Neugestaltung des<br />

„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik<br />

„Musikpanorama“ in „kurz notiert“<br />

unbenannt worden; sie soll aber weiterhin<br />

als Plattform für die Berichterstattung<br />

aus den Musikkapellen und<br />

damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />

genutzt werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />

können, ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />

Texte nicht mehr als 1.500<br />

Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />

Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />

sind gebeten, diese Vorgabe<br />

einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />

vor allem drucktaugliches Foto - in entsprechend<br />

guter Auflösung und mit<br />

Bildtext - ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />

Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />

beachten!<br />

Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />

Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

Cyriak Gatterer ist Ehrenpräsident der MK Pfalzen<br />

Cyriak Gatterer, Pramstallerbauer in Pfalzen,<br />

bekleidete Jahrzehnte lang das Amt des<br />

Präsidenten des Aufsichtsrates der Musikkapelle<br />

Pfalzen und ging dieser über viele<br />

Jahre hinweg auch als Fähnrich voran. Im<br />

Jahr 2020 legte Cyriak nach 43 Jahren Präsidentschaft<br />

sein Amt nieder und übergab<br />

die Stafette dem von der Vollversammlung<br />

neugewählten Präsidenten Franz Plangger.<br />

Im Rahmen eines Ständchens im August<br />

wurde Cyriak, aufgrund des einstimmigen<br />

Beschlusses des Ausschusses, die Ehrenpräsidentschaft<br />

der Musikkapelle Pfalzen<br />

verliehen. In seiner Amtszeit als Präsident<br />

stand er jedem Ausschuss stets mit<br />

Rat und Tat zur Seite, knüpfte viele Kontakte<br />

zu verschiedenen Musikkapellen aus<br />

dem In- und Ausland und organisierte unzählige<br />

Austauschkonzerte. Zudem wurden<br />

die Zuhörer der traditionellen Pfalzner<br />

Frühjahrskonzerte von Cyriak alljährlich<br />

gekonnt und mit Charme durch das Konzertprogramm<br />

geführt. Die Musikkapelle<br />

Pfalzen bedankt sich für die langjährige<br />

Vereinstreue und den großen Einsatz zum<br />

Wohle der Musikkapelle.<br />

Georg Seeber<br />

Cyriak Gatterer (mit Urkunde) wurde für seine jahrzehntelange Treue zur Musikkapelle<br />

Pfalzen mit der Ehrenpräsidentschaft ausgezeichnet – im Bild mit Ehefrau Margareth und<br />

Musikobmann Georg Seeber.<br />

KulturFenster<br />

75 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

Musik- und Erlebniswoche, ein voller Erfolg!<br />

Sommerangebot der MK Naturns für den musikalischen Nachwuchs<br />

Hohe und tiefe, laute und leise, schnelle und<br />

langsame, unerfahrene und gekonnte Klänge<br />

erfüllten vom 9. bis 13. August die Musikschule<br />

und das Probelokal in Naturns und<br />

brachten sie im Hochsommer zum Klingen.<br />

Die Musikkapelle Naturns organisierte<br />

zum 2. Mal ein Sommerangebot für<br />

Jungmusikant*innen von Naturns und<br />

Plaus, welches sich an alle richtete, die ein<br />

Instrument lernen wollen oder bereits spielen.<br />

Trotz großer organisatorischer Herausforderungen<br />

kann auf eine gelungene und<br />

vor allem für die Kinder und Jugendlichen<br />

bereichernde Woche zurückgeblickt werden.<br />

Neben diversen Freizeitaktivitäten wurden<br />

verschiedene Gruppenspiele angeboten, die<br />

ganz im Zeichen der Musik standen. Das Musizieren<br />

mit den Instrumenten in verschiedenen<br />

Formationen stellte aber nach wie vor<br />

das Highlight dar. Die Anfänger*innen durften<br />

ein Instrument ihrer Wahl ausprobieren<br />

und das Erlernte am Ende der Woche beim<br />

gemeinsamen Orchesterspiel zum Besten<br />

geben. Dabei wurden sie von den Jugendlichen<br />

unterstützt, die ihr Können auch in<br />

fortgeschrittenen Ensembles unter Beweis<br />

stellen konnten.<br />

Die Woche mündete in ein erfolgreiches Abschlusskonzert<br />

im Innenhof der Musikschule.<br />

Aus Gesprächen mit den Teilnehmer*innen<br />

und Eltern gingen durchwegs positive Rückmeldungen<br />

und der Wunsch nach einer Wiederholung<br />

des Projekts hervor. Somit wird<br />

bei den Verantwortlichen der Musikkapelle<br />

bereits über die Angebote zur Jugendförderung<br />

im Herbst diskutiert.<br />

Philipp Götsch<br />

Eine Woche voller Musik, das war im heurigen Sommer für junge Musikantinnen und Musikanten<br />

in Naturns wieder möglich.<br />

Stilvolle Musik unterm Sternenhimmel<br />

Das Konzert-Comeback der Musikkapelle Naturns am Tag 600<br />

Am Tag 600 erfolgte der Auftakt zum ersten Konzert der Musikkapelle Naturns nach dem langen Konzertlockdown.<br />

Nach 599 Tagen im Konzertlockdown präsentierte<br />

die Musikkapelle Naturns am 21.<br />

Juli <strong>2021</strong> das erste von insgesamt drei Serenadenkonzerten<br />

am Rathausplatz von<br />

Naturns.<br />

Unterm Sternenhimmel stilvoller Musik zu<br />

lauschen, war nicht nur zu Mozarts Zeiten<br />

eine beliebte Freizeitgestaltung, auch an<br />

den drei Abendkonzerten der Musikkapelle<br />

Naturns bewies das zahlreich anwesende<br />

Publikum, dass Musik wohl die einzige<br />

Sprache der Leidenschaft ist. Mit einem<br />

breitgefächerten Musikmenü in mannigfaltigen<br />

Stilrichtungen begeisterte die Musikkapelle<br />

unter der Leitung von Dietmar<br />

Rainer die Konzertbesucher. Den leidenschaftlichen<br />

Auftakt zum Konzert gab die<br />

Kapelle mit festlichen Konzertmarschklängen,<br />

die symbiotisch zu wunderschönen<br />

Themen und ausgedehnten Melodien im<br />

Trio standen. Während es die herzogliche<br />

Tanzmusik aus der Zeit der Renaissance<br />

bis hin zu den zeitgenössischen spanischen<br />

Tanzmusikmelodien charakteristisch zu<br />

ludischen, lyrischen und majestätischen<br />

Höreindrücken brachte, schafften es hin-<br />

gegen die verträumten Solomelodien von<br />

Philipp Götsch am Euphonium dem Universum<br />

sogar eine Sternschnuppe zu entlocken,<br />

die im „Kalterer See“ des gleichnamigen<br />

Konzertwalzers farbenreich erlosch.<br />

Auch Popmusik, von romantisch bis pulsierend,<br />

ja sogar gepaart mit Klassik, gab<br />

die Kapelle zum Besten. Rudolf Mair und<br />

Benedikt Kofler glänzten mit einem beeindruckenden<br />

Paukenduett. Abgeschlossen<br />

wurde der Serenadenreigen mit jubelnden<br />

Marschklängen.<br />

Fabian Fleischmann<br />

KulturFenster<br />

76 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Viele Gründe zum Feiern für die<br />

Musikkapelle St. Pauls<br />

Trachteneinweihung, Kapellmeisterwechsel und Ehrungen<br />

Am 15. August lud die Musikkapelle St.<br />

Pauls zu ihrem traditionellen Musikfest<br />

ein. Heuer gab es gleich mehrere Höhepunkte<br />

in der Geschichte der Musikkapelle<br />

zu feiern.<br />

Zum einen wurde die erneuerte Männertracht,<br />

die im Jahre 1954 angeschafft worden<br />

war, von Dekan Alexander Raich feierlich<br />

eingeweiht. Die Eigenheit dieser neuen<br />

Tracht besteht in der blauen Joppe, die<br />

einzigartig im Überetsch/Unterland ist. Die<br />

schwarze Stoffhose wird durch eine dunkle<br />

Kniebundlederhose, das blau-weiße<br />

Seidentuch durch einen Flor ersetzt. Der<br />

Hut geht in eine zylindrische Form über,<br />

die Trachtenschuhe werden mit Messingschnallen<br />

versehen. Der bereits bestehende<br />

Gürtel wird mit der neuen Tracht<br />

weiterhin getragen.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war der Wechsel an<br />

der Spitze der Kapelle. Seit 2010 dirigierte<br />

Hans Finatzer die Paulsner Musikantinnen<br />

und Musikanten und bereicherte das Kulturprogramm<br />

mit einzigartigen Konzerten.<br />

Er übergab den Dirigierstab an Christoph<br />

Stadler, einem Musikanten aus den eigenen<br />

Reihen, der bereits die Jugendkapelle<br />

leitete und einige Jahre dem Musikverein<br />

Lana vorstand.<br />

Da die Cäciliafeier im Herbst ausfiel, wurde<br />

das Musikfest auch als Anlass genommen,<br />

um die ausständigen Ehrungen nachzuholen.<br />

Heinz Plunger (Klarinette) und Oskar<br />

Schweigkofler (Flügelhorn) sind bereits 60<br />

Jahre lang aktive Musikanten. Ihnen wurde<br />

das Große Verbands-Ehrenzeichen in Gold<br />

am Bande von VSM-Bezirksobmann Stefan<br />

Sinn überreicht. Des Weiteren erhielt<br />

Michael Ohnewein (Tuba) das Ehrenzeichen<br />

in Silber für seine 25jährige Tätigkeit.<br />

Zudem wurden drei langjährige Mitglieder,<br />

die unsere Kapelle in den letzten Jahren<br />

verlassen haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt,<br />

und zwar Fritz Kager, Oswald Menghin<br />

und Thomas Pfeifer.<br />

Karin Winkler<br />

Die beiden Stabführer Erich Haas und Samuel<br />

Ebner präsentieren die neue Paulsner Männertracht.<br />

Ehrungen bei der Musikkapelle St. Pauls: (v. l.) Bezirksobmann Stefan Sinn, Michael Ohnewein (25 Jahre), Oskar Schweigkofler (60<br />

Jahre), Heinz Plunger (60 Jahre), Obmann Franz Schweigkofler, die Ehrenmitglieder Oswald Menghin und Thomas Pfeifer, Gebietsvertreter<br />

Wilfried Bernard. Es fehlt Fritz Kager.<br />

KulturFenster<br />

77 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

200 Jahre Musikkapelle Kiens<br />

Ein würdiges Fest mit Abendkonzerten, Jubiläumspolka und Festakt<br />

Die Musikkapelle Kiens besteht bereits seit 200 Jahren – das Jubiläum am 29. August war ein Fest für das ganze Dorf.<br />

Im August startete die Musikkapelle Kiens<br />

nach einem Jahr Pause und somit mit<br />

einem Jahr Verspätung die Feierlichkeiten<br />

zum 200jährigen Bestehen. Dazu wurden<br />

drei Abendkonzerte in den verschiedenen<br />

Fraktionen der Gemeinde organisiert. Diese<br />

boten nicht nur die Möglichkeit, endlich<br />

wieder vor Publikum spielen zu können,<br />

sie wurden auch dazu genutzt, der Dorfbevölkerung<br />

die Geschichte der Musikkapelle<br />

mit Hilfe einer Fotoshow und Anekdoten<br />

aus der Chronik näherzubringen.<br />

Seit 1820 nämlich gestaltet die Musikkapelle<br />

aktiv das Dorfleben mit.<br />

Im Rahmen der Konzerte wurde jeweils<br />

die von Armin Kofler eigens für diesen<br />

Anlass komponierte „Jubiläums Polka“<br />

uraufgeführt.<br />

Am 29. August <strong>2021</strong> folgte im Beisein vieler<br />

Gäste aus nah und fern der Höhepunkt<br />

der Feierlichkeiten - der offizielle Festakt.<br />

Nach dem festlichen Einzug mit Fahnenabordnungen<br />

der anderen Vereine des<br />

Dorfes und der umliegenden Dörfer wurde<br />

am Pavillon in Kiens mit Pfarrer Michael<br />

Bachmann der Festgottesdienst gefeiert.<br />

Im anschließenden Festakt erklang noch<br />

einmal die „Jubiläums Polka“ sowie verschiedene<br />

Märsche zu Ehren verdienter<br />

Mitglieder der Kapelle. Bürgermeister Andreas<br />

Falkensteiner, Landesrat Philipp Achammer,<br />

der Verbandsobmann des VSM,<br />

Pepi Fauster, und der Bürgermeister der<br />

Partnergemeinde Weiterstadt, Ralf Möller,<br />

überbrachten in ihren Ansprachen<br />

und Grußworten viele Glückwünsche zum<br />

Jubiläum.<br />

Die Wertschätzung seitens der Bürgerinnen<br />

und Bürger ist für die Kapelle ein wichtiger<br />

Antrieb, weiterhin alle Hürden und Herausforderungen<br />

zu bewältigen. Natürlich geht<br />

das nicht ohne die Unterstützung anderer<br />

Vereine, der Gemeinde, von Unternehmen<br />

oder besonderen Musikliebhabern.<br />

So blickt die Musikkapelle Kiens in Dankbarkeit<br />

zurück und hofft gleichzeitig, dass<br />

es nie mehr so ein leises Jahr gibt, wie es<br />

das vergangene war. Die Einladung zum<br />

Jubiläums-Frühjahrskonzert sowie zum<br />

Jubiläums-Kirschta soll jedenfalls im Jahr<br />

2022 nachgeholt werden.<br />

Verena Huber<br />

KulturFenster<br />

78 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Ein festlicher Abend in Ratschings<br />

Musikanten, Sängerinnen und Organist geehrt<br />

Der Abend des Freitags, 6. August, war ein<br />

ganz besonderer für die Dorfgemeinschaft<br />

in Ratschings. Er stand ganz im Zeichen<br />

der Ehrung verdienter Persönlichkeiten,<br />

die zwar bereits im vergangenen Jahr fällig<br />

gewesen wäre, aber aufgrund der Corona-Pandemie<br />

verschoben werden musste.<br />

Für den musikalischen Rahmen sorgte die<br />

Musikkapelle Ratschings im Anschluss an<br />

einen Dankgottesdienst, bei dem sowohl<br />

der langjährige Seelsorger Pater Meinrad<br />

als auch der Pfarrmesner Peter Schölzhorn<br />

verabschiedet wurden, mit einem Konzert<br />

vor dem Vereinshaus. Im Laufe des Konzertes<br />

wurde der Frauen- und Mädchenchor<br />

für dessen 25-jährige Tätigkeit geehrt<br />

sowie auch Franz Seeber, der 60 Jahre<br />

lang als überaus fleißiger Organist tätig war.<br />

Anton Obex wurde für seine 15-jährige<br />

Tätigkeit im Ausschuss der Musikkapelle<br />

Ratschings mit dem Verdienstzeichen in<br />

Silber des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

ausgezeichnet. Für seine nunmehr<br />

40 Jahre währende aktive Mitgliedschaft<br />

wurde Luis Leitner das Verbands-Ehrenzeichen<br />

in Gold überreicht, während Sebastian<br />

Leitner und Johann Haller das Große<br />

Ehrenzeichen in Gold für ihre 50 Jahre als<br />

aktive Musikanten verliehen bekamen.<br />

Bürgermeister Sebastian Helfer, Marga-<br />

reth Oberrauch vom Verband Südtiroler<br />

Kirchenmusik und Klaus Fischnaller vom<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen nahmen<br />

die Ehrungen vor und überbrachten den<br />

Geehrten den Dank und die Glückwünsche<br />

der Gemeinde und der Verbände.<br />

MK Ratschings<br />

Die Musikkapelle Ratschings umrahmte mit ihrem Konzert einen festlichen Abend, der<br />

ganz im Zeichen zahlreicher Ehrungen, aber auch des Abschieds stand.<br />

Ein „60-Jähriger“ und vier Neulinge bei der MK Prissian<br />

Großes Ehrenzeichen in Gold am Bande und Leistungsabzeichen verliehen<br />

Im Rahmen eines ihrer traditionellen<br />

Sommerkonzerte am Musikpavillon von<br />

Prissian wurde an Emil Matscher das<br />

Große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />

des VSM in Anerkennung seiner 60-jährigen<br />

Tätigkeit als Musikant bei der Musikkapelle<br />

Prissian überreicht.<br />

Bürgermeister Christoph Matscher und<br />

der VSM-Verbandskapellmeister Meinhard<br />

Windisch richteten würdigende<br />

Worte an den Geehrten und hoben den<br />

kulturellen Wert seiner langjährigen Vereinstätigkeit<br />

für die Dorfgemeinschaft<br />

hervor.<br />

Im Verlauf des Konzertes wurden auch<br />

an vier Jung-Musikantinnen die Urkunden<br />

zum Leistungsabzeichen übergeben:<br />

Marie Mair (Klarinette), Elisabeth<br />

Margesin (Querflöte) und Eva Windegger<br />

(Querflöte) erhielten das Leistungsabzeichen<br />

in Bronze, und Anna Windegger<br />

(Flügelhorn/Trompete) jenes in Gold<br />

mit ausgezeichnetem Erfolg.<br />

Das Konzert, das unter der musikalischen<br />

Leitung von Kapellmeister Elmar Windegger<br />

stand und von Manfred Holzer moderiert<br />

wurde, erhielt von den vielen Zu-<br />

hörern großen Applaus , ebenso wie der<br />

langgediente Musikant Emil Matscher und<br />

die vier Jungmusikant*innen.<br />

Georg Gamper<br />

Eine besondere Ehrung beim Sommerkonzert der MK Prissian. (v. l.) Bürgermeister Christoph<br />

Matscher, VSM-Verbandskapellmeister Meinhard Windisch, Emil Matscher, Obmann<br />

Georg Gamper, Kapellmeister Elmar Windegger.<br />

KulturFenster<br />

79 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>


www.hpv.bz.it<br />

Termine<br />

Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail:<br />

info@hpv.bz.it<br />

Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />

Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />

https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />

hpv.bz.it<br />

05.-06.11.<strong>2021</strong><br />

Dirigentenwerkstatt<br />

mit Marco Sommadossi im Haus der Vereine in Nals mit der Bürgerkapelle Lana<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it/<br />

13.11.<strong>2021</strong><br />

„Intensivseminar Chorleitung“<br />

Praktische Tipps und Tricks für den Choralltag -<br />

Referent: Roland Büchner<br />

Infos unter:<br />

scv.bz.it/intensivserminarchorleitung/

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