Kulturfenster Nr. 05|2021 - Oktober 2021
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>. 5<br />
OKT.<br />
<strong>2021</strong><br />
Sommerprogramm <strong>2021</strong> – Ein positives Signal<br />
Identitätsstiftende Orte schaffen<br />
Geschichte der Blasmusik 1918-1948<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt<br />
Wichtige Zeichen und<br />
positive Signale<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
auch wenn es zu Beginn des heurigen Jahres<br />
immer noch schwierig war, konkret zu planen,<br />
so war es dem Südtiroler Chorverband<br />
und dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) sehr wichtig, die Schulungsangebote<br />
im allgemeinen und die Sommerangebote<br />
für die Jugend im besonderen nicht wieder<br />
– wie schon im Vorjahr – ausfallen zu lassen.<br />
Während der Chorverband sein Schulungsprogramm<br />
in reduzierter Form bzw. mit weniger<br />
Teilnehmer*innen durchgeführt hat,<br />
hat der VSM anstelle eigener Angebote die<br />
Projekte vor Ort gefördert und die Jugendkapellen<br />
unterstützt. In mehreren Beiträgen<br />
wird über diese erfolgreichen Initiativen<br />
berichtet und damit auch ein „positives Signal“<br />
gesendet als Zeichen der Hoffnung,<br />
„dass die Normalität wieder zurückkehren<br />
wird und die Menschen den Neustart des<br />
Musiklebens erleben“, wie es der Obmann<br />
des Chorverbandes, Erich Deltedesco, so<br />
treffend formulierte.<br />
Wichtige Zeichen setzt auch der Heimatpflegeverband<br />
mit seinem heurigen<br />
Schwerpunktthema zur „Baukultur“.<br />
Er blickt auf seine gemeinsame Tagung<br />
mit der Architekturstiftung Südtirol zurück,<br />
die mit kritischem Auge Antworten<br />
auf die Frage nach „identitätsstiftenden<br />
Orten“ erörtert hat. Auch werden<br />
mit Argusaugen die Prunkbauten der Hotelarchitektur<br />
beleuchtet und die „Eventisierung“<br />
der Landschaft beobachtet.<br />
Der Schutz der Kulturgüter, ein Interreg-<br />
Projekt zur Erhaltung einzigartiger Ortskerne,<br />
ein Porträt der Klöppel-Handwerkskunst<br />
in Prettau sowie die Fortsetzung der<br />
Serien über die Flurnamen aus der Agrargeschichte<br />
und die Dinge des Alltags ergänzen<br />
die einschlägigen Rubriken.<br />
Ein weiteres Zeichen setzt der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen mit dem mittlerweile<br />
abgeschlossenen mehrjährigen Forschungsprojekt<br />
zur Geschichte der Südtiroler<br />
Blasmusik von 1918 bis 1948. Auf<br />
Initiative der damaligen Kulturlandesrätin<br />
Sabina Kasslatter-Mur und in Zusammenarbeit<br />
mit dem Südtiroler Landesarchiv gewährt<br />
das kürzlich erschienene Buch „In<br />
Treue fest durch die Systeme“ teils auch<br />
neue Einblicke in diese bislang – oft auch<br />
bewusst – ausgeklammerte Zeit, wie dies<br />
der Historiker Hubert Mock im Hauptthema<br />
der Blasmusikseiten darlegt.<br />
Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die<br />
Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />
den Fokus stellen. Ich wünsche Ihnen dazu<br />
wiederum eine unterhaltsame, aber auch<br />
informative Lektüre und einen aufschlussreichen<br />
Blick durch unser „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Singen ist die eigentliche<br />
Muttersprache des Menschen.<br />
„<br />
Sir Yehudi Menuhin<br />
(1916–1999)<br />
„ „<br />
Markante historische Gebäude in unseren<br />
Orten sollen als wertvoller Teil unserer<br />
Geschichte wahrgenommen werden, im<br />
Sinne eines sichtbaren Erinnerns.<br />
„<br />
Günter Dippold (1961)<br />
Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit.<br />
Aber ihr macht euch schuldig, wenn<br />
ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.<br />
„<br />
„<br />
Esther Bejarano<br />
Holocaust-Überlebende<br />
(1924–<strong>2021</strong>)<br />
KulturFenster<br />
2 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Chorwesen<br />
Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche........................... 4<br />
Chor- und Stimmbildungsawoche in Burgeis............................... 8<br />
Chorleiter*innen-Seminar in Dietenheim..................................... 9<br />
Jugendchor Österreich singt „Songs for Future“ ....................... 10<br />
Endlich wieder Musical-Fever!.................................................. 12<br />
Schulungen als Zeichen der Zuversicht .................................... 13<br />
Jugendchor Voci.ssimo ............................................................ 14<br />
Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze ............... 16<br />
„Mitanond singen“................................................................... 18<br />
Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre ....................... 19<br />
60 Jahre Männerchor Percha................................................... 20<br />
30 Jahre Chorgesang „VocalArt“ feiert Geburtstag .................... 22<br />
Verabschiedung von Pater Meinrad und<br />
Ehrungen in Ratschings ........................................................... 23<br />
Heimatpege<br />
Identitätsstiftende Orte schaffen – Tagung des<br />
Heimatpflegeverbandes und der Architekturstiftung Südtirol ..... 24<br />
„Les Viles“ – Einzigartige Kulturschätze im Gadertal.................. 26<br />
Hotel-Architektur als Weltanschauungssymbol ......................... 27<br />
Kulturgüterschutz: „Es geht auch um Emotionen“ .................... 28<br />
Die Einzigartigkeit eines Ortes erhalten ..................................... 29<br />
Hotelprojekte: „Politik muss klare Kante zeigen“....................... 30<br />
Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal ................................ 31<br />
Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes.... 32<br />
Streuobstwiesen als Teil der Kulturlandschaft............................ 33<br />
Die gute alte Harass – So kam die Obststeige nach Südtirol ...... 34<br />
Moas, Umas, Ronach und Gerüne<br />
Flurnamen aus der Agrargeschichte, Teil 4 – Rodungsnamen..... 36<br />
Dinge des Alltags: Das Grabkreuz............................................. 37<br />
Ein lebenswertes Straßendorf – Ortsbegehung in Mauls ............ 38<br />
Ortsbild soll erhalten werden – Rundgang durch Stilfes............. 39<br />
Votivtafel restauriert.................................................................. 40<br />
Lieder und Mundartgedichte .................................................... 40<br />
Neue Gedenkplatte auf Cima d’Oro .......................................... 41<br />
Großer Einsatz für Gottes Lohn<br />
Im Gedenken an Heimatpfleger Adolf Bernhart......................... 42<br />
Klöppelspitzen aus Meister(innen)hand<br />
Paula Innerbichler aus Prettau im Porträt ................................. 43<br />
Blasmusik<br />
In Treue fest durch die Systeme<br />
Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948 ..................... 44<br />
Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen...... 48<br />
50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972–2022.................................. 49<br />
15. Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />
Ein gut angenommenes Angebot.............................................. 50<br />
VSM untersützt musikalische Jugend Südtirols ......................... 51<br />
Es war einmal … eine Musikkapelle ......................................... 52<br />
Konzertwertung in Toblach abgesagt!........................................ 52<br />
Umfrage: Marschieren – alles Show? ........................................ 53<br />
Marschiershow der MK Latzfons............................................... 58<br />
Herzliche Gratulation zum runden Geburtstag .......................... 59<br />
Mit Musik durch die Schulzeit – Bläserklasse Toblach............... 60<br />
Jugendsommer trotz Corona .................................................... 62<br />
Jugend rockt für den guten Zweck<br />
Rückblick auf das „Sondna Soundfestival“ ............................... 64<br />
10 Jahre Jungbläsertage St. Johann......................................... 65<br />
MK Völs am Schlern beim<br />
ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb..................................... 66<br />
24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen ........................................... 66<br />
63. ÖBV-Kongress in Kärnten................................................... 67<br />
Der Komponist Rupert Hechensteiner im Porträt ...................... 68<br />
Tiroler Verdienstmedaille für<br />
Elmar Windegger und Johann Prader ....................................... 70<br />
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ......................................... 71<br />
„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album................................ 72<br />
Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal............................... 73<br />
Digitalisierung der Blasmusik<br />
Online-Seminare statt Proberaum............................................. 74<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen............................. 75<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, <strong>Oktober</strong> und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Sommerprogramm <strong>2021</strong><br />
Der Südtiroler Chorverband hat bereits am Anfang des Jahres<br />
beschlossen, alle Sommerkurse soweit wie möglich abzuhalten.<br />
Im Nachhinein war das eine gute Entscheidung. Die Erfahrung<br />
dieses Sommers lässt sich in einem Satz zusammenfassen:<br />
Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber dafür hochmotiviert.<br />
KulturFenster<br />
4 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Viel Spaß und viele<br />
Herausforderungen<br />
Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche<br />
Hubert von Goisern, die Beatles, aber auch<br />
Linkin Park, Adele oder die Toten Hosen…<br />
Lieder wie diese erklingen heute in so manchem<br />
Konzert. Die Zeiten, in denen man<br />
eher skeptisch auf Chöre geblickt hat, die<br />
Pop- bzw. Rock-Lieder singen, sind wohl<br />
längst vorbei. Inzwischen gibt es im deutschen<br />
Sprachraum sogar viele Chöre, die<br />
sich auf diese „moderne“ Richtung spezialisiert<br />
haben. Was ist zu beachten, wenn man<br />
Popmusik im Chor richtig umsetzen will?<br />
Die Ursprünge aller Chormusik, die man<br />
im weiteren Sinn als Popmusik zusammenfassen<br />
kann, liegen in der afroamerikanischen<br />
Volksmusik, besser bekannt<br />
als Blues. Die kennzeichnenden Merkmale<br />
afro-amerikanischer Musik sind die<br />
musikalischen Parameter von Rhythmus<br />
und Klangfarbe. Sie werden stärker betont<br />
als in der westeuropäischen Musik,<br />
die Melodie und Harmonie in den Vordergrund<br />
stellt. „Die Stimme wird vom Klang<br />
her anders eingesetzt als im klassischen<br />
Chorgesang“, erklärt Prof. Anne Kohler<br />
von der Hochschule für Musik in Detmold.<br />
„Die Bässe imitieren Vocalpercussion,<br />
die Mittelstimmen den klanglichen<br />
Background und die Melodie fi ndet sich<br />
abwechselnd bei Sopran, Alt oder Tenor“.<br />
Popmusik im Chor verlangt also einen<br />
etwas anderen Zugang: Das weiß auch<br />
Schulmusiker und Chorleiter Christoph<br />
Gerl. Mit seinem Popchor Cantaloop gewann<br />
er 2016 den ersten Preis beim Deutschen<br />
Chorfest. Sein Wissen über die<br />
Chorarbeit gibt er unter anderem in seinen<br />
Workshops als Dozent weiter. Seiner<br />
Meinung nach sind bei der Leitung eines<br />
Popchors einige Dinge besonders zu beachten,<br />
andere sind gleich wie bei jedem<br />
Chor: „Wie bei jedem Chor ist auch bei<br />
Popchören das Einsingen sehr wichtig.“<br />
Christoph Gerl setzt dabei auf Übungen,<br />
die den Körper aktivieren und die Fantasie<br />
anregen. Seine Sänger*innen seien<br />
zum Beispiel Zauberer, Könige von Eisland<br />
oder Superman und Superwoman.<br />
„Beim Warm-up können Sie Ihre Chormitglieder<br />
in die unterschiedlichsten Rollen<br />
schlüpfen lassen. Wichtig dabei ist, dass<br />
Sie den ganzen Körper miteinbeziehen.“<br />
Eine genaue Anleitung zu den Übungen,<br />
die Gerl vorschlägt, fi ndet man im Buch<br />
„Crashkurs Singen“.<br />
Den richtigen „Groove“<br />
nden<br />
Bei der Popmusik im Chor ist der berühmte<br />
„Groove“ das Um und Auf. Oft können<br />
Lieder erst mit dem richtigen Groove ihre<br />
volle Wirkung entfalten. Doch wie schafft<br />
man es, dass die vielen Sänger*innen in<br />
einem Chor dabei auf einer Wellenlänge<br />
KulturFenster<br />
5 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />
5
hinausgeblickt<br />
sind? Gerl hat einen Tipp: „Damit sich<br />
meine Sänger*innen klanglich und rhythmisch<br />
‚vernetzen‘, arbeite ich bei meinem<br />
Chor gerne mit unterschiedlichen Aufstellungen.<br />
Wir singen mit geschlossenen<br />
Augen oder Rücken an Rücken und wir<br />
spiegeln einzelne Stimmfarben und Phrasierungen.<br />
Alles, was dazu beiträgt, das<br />
Ohr zu öffnen und die eigenen Antennen<br />
weit auszustrecken, hilft.“ Christoph Gerl<br />
empfiehlt, mit gezielten Übungen Grundpuls<br />
und Rhythmus im Körper zu verinnerlichen,<br />
etwa mit „A Cappella Grooving<br />
1“. Damit könne man die Vocal Grooves<br />
der einzelnen Stimmen sowie die Songmelodie<br />
erarbeiten, sodass Körperbewegung,<br />
Rhythmus und Melodie eine Einheit<br />
bilden. Den Körper zu aktiveren, spielt<br />
aber nicht nur bei den Einsingübungen<br />
eine Rolle. „Wenn Sie einen Song mit einer<br />
Choreografie begleiten, können Sängerinnen<br />
und Sänger spüren, dass sie<br />
das gesungene Wort nicht nur gebärdendolmetschen,<br />
sondern durch ihren<br />
Körper dem Stück eine zusätzliche Aussage<br />
geben“, erklärt der Chorleiter. Wenn<br />
das der Fall ist, hätten alle ganz schnell<br />
Lust auf choreografische Elemente und<br />
diese könnten mitunter ganz klein sein,<br />
meint Gerl: „Ein gezielter und gerichteter<br />
Blick oder ein Absenken des Kopfes<br />
von allen in der Gruppe zur gleichen Zeit<br />
kann enorm wirkungsvoll sein! Ich mag<br />
Dinge, die nicht aufdringlich sind und einen<br />
Mehrwert in sich tragen, indem sie<br />
dem gesungenen Wort eine weitere Bedeutung<br />
verleihen.“<br />
Die Bedeutung des Gefühls für den richtigen<br />
Groove betont auch Chorleiterin<br />
Tabea Raidt: „Der Rhythmus des Stücks<br />
sollte am Körper der Chorleiterin und der<br />
Chormitglieder zu sehen sein und die<br />
Chorleiterin sollte nach den ersten Takten<br />
auch nicht mehr dirigieren.“ Bei der<br />
Chorleitung sollten nicht nur die Viertel<br />
zu sehen sein wie im klassischen Dirigat.<br />
Popchorleitung hat mehr Körpereinsatz,<br />
auch Achtel und Sechzehntel sollten in<br />
Armen und Körper zu sehen sein. „Wichtig<br />
ist, dass der Chor den Groove spürt!“<br />
Poplieder sind reich an<br />
Harmonien<br />
Um die Qualität der Chorpopmusik zu garantieren,<br />
muss der Popchor vor allem<br />
an der Intonation und Dynamik arbeiten.<br />
Hier bestehe oft die Gefahr, dass einige<br />
Sänger*innen zum Beispiel bei der Aufführung<br />
in die Rufstimme fallen, andere<br />
hingegen nicht – „das klingt dann gruselig“.<br />
An der Intonation müsse daher besonders<br />
bewusst gearbeitet werden, etwa<br />
indem man immer wieder ohne Klavierbegleitung<br />
probt um sicherzustellen, dass<br />
die Intonation von den Stimmen getragen<br />
wird. Besonders schade findet die Expertin,<br />
dass viele Poplieder in vereinfachter<br />
Form gesungen werden: „Popmusik lebt<br />
von reichen Harmonien, also Vier-Klängen<br />
statt Drei-Klängen, Akkorde mit Septimen,<br />
Nonen und weitere Ergänzungen.“<br />
Erweiterte Harmonien seien ein wesentliches<br />
Merkmal der Popchormusik und<br />
es sei schade, wenn auf sie verzichtet<br />
wird. Hier brauche es gezielte Übungen,<br />
um diese Klänge nicht nur passiv im Radio<br />
zu hören, sondern auch selbstbewusst<br />
zu singen. Eine weitere Herausforderung<br />
sei auch die Dynamik: „Poplieder<br />
sind nicht per se laut!“ Der Wechsel von<br />
einer leisen Passage mit neutraler Stimmfärbung<br />
in eine laute Passage ist schwierig<br />
und muss gezielt geübt werden. Dasselbe<br />
gelte für die Ausspracheregeln bei<br />
Popliedern, die sich von den klassischen<br />
unterscheiden.<br />
Bestimmte Aspekte des Popchors könne<br />
man auch in den Schulalltag integrieren,<br />
sagt Gerl. Wichtig sei jedoch, den<br />
Ansprüchen der Kinder gerecht zu werden.<br />
Diese hätten oft mehr Lust am Ausdruck,<br />
an der Bewegung und Intensität<br />
als an der Perfektion: „Jedes Alter und<br />
Niveau hat unterschiedliche Ansprüche,<br />
aber das Bedürfnis dahinter ist immer das<br />
Gleiche: Nämlich gemeinsam zu musizieren<br />
und Musik miteinander zu erleben,<br />
wie tief und unmittelbar Musik in unsere<br />
Gefühlswelt einzudringen vermag.“ Ein<br />
wichtiges Thema ist die Songauswahl.<br />
Diese will auch in Popchören gut überlegt<br />
sein. Christoph Gerl ist zum Beispiel<br />
seit Kindertagen Fan des Songs „You’re<br />
KulturFenster<br />
6 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
The Voice“ von John Farnham:„Ich mag<br />
an dem Stück die Kraft und Zuversicht,<br />
die starke und selbstbewusste Haltung,<br />
die sowohl im Text als auch in der Musik<br />
deutlich zu spüren ist.“<br />
Popchöre sollten an<br />
der Stimmfarbe arbeiten<br />
Was bei der Probe oft vergessen wird,<br />
ist die Arbeit mit den Stimmfärbungen.<br />
Chorleiterin Tabea Raidt betont, dass<br />
jede Richtung ihre eigene Stimmfärbung<br />
braucht: "Abschied vom Walde" sollte doch<br />
anders klingen als "Live is life", ein Liedermacher<br />
sollte eine erzählende sanfte<br />
Stimme haben, ein Gospelsänger einen<br />
satten Klang und ein Popchor ebenfalls<br />
die eigene Klangfarbe finden, die zum<br />
Lied passt. Wenn in den Chören an der<br />
Stimme gearbeitet werde, dann sehr oft<br />
orientiert am klassischen Klangideal. Dies<br />
sei für Popmusik nicht unbedingt geeignet:<br />
Pop-typische Stimmfärbungen hätten<br />
einen „metallischen Klang“, das erfordere<br />
Atmen aus dem Bauch heraus.<br />
Chorleiter*innen müssten daher Zeit in die<br />
Atemtechnik investieren, bevor man an<br />
der Stimmfarbe arbeiten könne. Wichtig<br />
sei es auch, sich mit den dynamischen<br />
Begriffen der Popchormusik vertraut zu<br />
machen und sich auf eine gemeinsame<br />
Sprache zu verständigen: Viele einigen<br />
sich dabei auf die vier Vocal Modes Neutral<br />
(sanft), Curbing (klagend), Overdrive<br />
(gerufen) und Edge (kreischend). Hier<br />
sei es besonders wichtig, mit richtigen<br />
Techniken nicht der Stimme zu schaden.<br />
Nicht zuletzt sei eine funktionierende und<br />
passende Technik mit Mikrofonen und<br />
Lautsprechern eine wesentliche Aufgabe<br />
für den Popchor – falls er das wünscht.<br />
Denn wenn mit Verstärkung gesungen<br />
wird, sollte das genau geplant und geprobt<br />
werden. Die Technik ist nicht Schlechtes,<br />
worüber man die Nase rümpfen soll – sie<br />
kann auch bewusst in geschlossenen Räumen<br />
angewandt werden. Aber sie muss<br />
als wesentlicher Bestandteil der Aufführung<br />
angesehen und integriert werden –<br />
und darf nicht erst bei der letzten Probe<br />
hinzugefügt werden.<br />
Popchormusik ist Musik unserer Zeit – sie<br />
ist weder besser noch schlechter als die<br />
klassische Musik. Aber auch ein Popchor<br />
sollte auf Qualität achten und nicht vergessen,<br />
dass gerade Poplieder zum Teil große<br />
Ansprüche an die Sänger*innen stellen.<br />
Heute ist es fast selbstverständlich, dass ein Chor auch Poplieder singt.<br />
KulturFenster<br />
7 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Eintauchen in die<br />
Welt des Liedes<br />
Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis<br />
Ein vielseitiges Repertoire, exzellente<br />
Referenten und Gemeinschaft: Die Chorund<br />
Stimmbildungswoche in der Fürstenburg<br />
in Burgeis vom 26. Juli bis 1. August<br />
bot heuer 40 Teilnehmer*innen eine gute<br />
Gelegenheit, sich im Chorgesang und in<br />
Einzelstimmbildung weiterzuentwickeln.<br />
Mit den international anerkannten Referenten<br />
Rainer Held und Norbert Carlen<br />
wurden im Plenum weltliche und geistliche<br />
Werke von der Renaissance über die<br />
Romantik bis zur Gegenwart (Johann H.<br />
Schein, Antonin Dvořak, Cyrill Schürch<br />
bis Ko Matsushita, Jay Althouse und Ola<br />
Gjeilo) erarbeitet. Ergänzt wurde dieses<br />
umfassende Repertoire mit Werken in<br />
Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch<br />
sowie Werken aus Südamerika.<br />
Kompetenz und Erfahrung<br />
Die Referenten aus der Schweiz sind international<br />
als Dirigenten und Coaches<br />
tätig sowie als Lehrer an Hochschulen<br />
und Leiter von Fortbildungen. So brachten<br />
sie die Kompetenz und die Erfahrung<br />
mit, um die Sänger*innen zu motivieren,<br />
an ihrer Stimme und ihrem Gesang<br />
zu arbeiten. Unterstützt wurden sie dabei<br />
von vier Stimmbildnern, die mit den<br />
Sänger*innen an der Stimme arbeiteten.<br />
Wie Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
betonte, seien die 40 Teilnehmer*innen<br />
„voll motiviert“ gewesen. Üblicherweise<br />
nehmen an der Chor- und Stimmbildungswoche<br />
80 Personen teil. Doch heuer<br />
musste unter Corona-Bedingungen geprobt<br />
werden. Schulungsleiter Rainer<br />
Held zeigte sich erfreut, dass man im Abstand<br />
und ohne Maske habe proben dürfen.<br />
Da die Sänger*innen mehrere Stunden<br />
am Tag singen, wäre das Tragen der<br />
Maske „nicht angenehm gewesen“. Zusätzlich<br />
wurden Tests durchgeführt, um<br />
das Corona-Risiko im Griff zu haben. Somit<br />
war die Chor- und Stimmbildungswoche<br />
insgesamt ein Erfolg. Rainer Held betonte,<br />
dass ihm die Fortbildung viel Spaß<br />
gemacht habe, vor allem auch deshalb,<br />
weil die Sänger*innen eine „sehr lernwillige<br />
und engagierte Truppe“ waren.<br />
Man habe coronabedingt zwar unter etwas<br />
anderen Bedingungen arbeiten müs-<br />
sen als gewohnt, aber mit viel Disziplin<br />
sei die Schulung bravourös gemeistert<br />
worden. Den Abschluss der Woche bildete<br />
ein Konzert im Freien für Passanten<br />
und eine Wortgottesfeier in der Pfarrkirche<br />
Burgeis mit Diakon Norbert Punter.<br />
Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber hochmotiviert: die Chor- und Stimmbildungswoche<br />
in Burgeis<br />
KulturFenster<br />
8 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Intensiv und lehrreich<br />
Chorleiter*innen-Seminar des Südtiroler Chorverbands in Dietenheim<br />
Das Leben in den Chören geht weiter:<br />
Deshalb braucht es weiterhin gut ausgebildete<br />
Chorleiter*innen. Nach der Corona-Pause<br />
gab es heuer wieder das<br />
traditionelleChorleiter*innen-Seminar des<br />
Südtiroler Chorverbands in Dietenheim, das<br />
in Zusammenarbeit mit dem Verband der<br />
Kirchenchöre Südtirols organisiert wird.<br />
Kursleiterin Nataliya Lukina, vielen unter<br />
anderem als ehemalige künstlerische<br />
Leiterin des Landesjugendchors bekannt,<br />
sieht das Seminar, das vom 1. bis 6. August<br />
in der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />
in Dietenheim stattfand, durchaus<br />
positiv: „Es haben sich heuer nur vierzehn<br />
Teilnehmer*innen gemeldet, aber<br />
gerade wegen der geringen Teilnehmerzahl<br />
konnten die Referent*innen auf die<br />
Teilnehmer*innen und jede Teilnehmerin<br />
persönlich und intensiv eingehen.“<br />
Ursprünglich waren vier Studios geplant,<br />
schlussendlich reichten dann drei Studios<br />
jeweils für Anfänger, Fortgeschrittene<br />
und Profis. Die Chorleiter*innen arbeiteten<br />
dabei mit professioneller Unterstützung<br />
der Referent*innen an ihrer Chorleitungstechnik.<br />
Neben dirigiertechnischen<br />
Übungen – angepasst an die Anforderungen<br />
des Repertoires und den Fortschritt<br />
der jeweiligen Teilnehmer*innen - wurden<br />
die Stücke sorgfältig analysiert und besprochen<br />
und natürlich auch umgesetzt.<br />
Dazu gab es einen eigenen Übungschor,<br />
zu dem acht Gastsänger*innen und auch<br />
die Teilnehme*innen gehörten. Weitere<br />
Schwerpunkte waren die Probenmethodik<br />
und Probenarbeit.<br />
„<br />
Diese Krise wird bei den meisten<br />
Leuten die Lust auf mehr Singen,<br />
Zusammenkommen und auch die<br />
Lust auf die eigene sängerische Ausbildung<br />
wecken!<br />
Nataliya Lukina<br />
„<br />
Durch die geringe Teilnehmerzahl konnte<br />
der Einzelunterricht ausgebaut werden:<br />
„Diese Fortbildung war durch die persönliche<br />
Betreuung ein Luxus für alle<br />
Teilnehme*innen, lehrreich und effektiv“,<br />
sagt Nataliya Lukina, die auch für die<br />
Stimmbildung zuständig war.<br />
Die größte Herausforderung sei die Planung<br />
gewesen: „Im Vorfeld hat man natürlich<br />
bis zuletzt gehofft, dass noch einige<br />
Teilnehmer hinzukommen. Ab einem<br />
gewissen Moment musste man sich aber<br />
der Realität stellen. Ich musste die Fortbildung<br />
so planen, dass mit weniger Referenten<br />
die gleiche Leistung erzielt wird.<br />
Das ist glücklicherweise gelungen.“ Dass<br />
der Kurs erfolgreich war, bewiesen die<br />
Teilnehmenden in einem Abschlusskonzert<br />
vor einer kleinen Zuhörerschar. Auch<br />
wenn die geringe Teilnehmerzahl zum Denken<br />
gibt, Nataliya Lukina ist optimistisch,<br />
was die Zukunft der Chöre betrifft: „Diese<br />
Krise wird bei den meisten Leuten die Lust<br />
auf mehr Singen, Zusammenkommen und<br />
auch die Lust auf die eigene sängerische<br />
Ausbildung wecken!“<br />
Heuer fand das ChorleiterInnenseminar<br />
mit reduzierter Teilnehmerzahl statt, war<br />
aber umso effektiver.<br />
KulturFenster<br />
9 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Jugendchor Österreich singt<br />
„Songs for Future”<br />
Gemeinsam für den Klimaschutz<br />
Im Jugendchor Österreich (JCÖ) singen die<br />
besten jungen Sänger*innen Österreichs<br />
zwischen 17 und 26 Jahren. Mit Konzerten<br />
auf höchstem Niveau will er ein Botschafter<br />
für die Chorlandschaft Österreich sein.<br />
Sänger*innen aus allen Bundesländern und<br />
aus Südtirol singen mit.<br />
Der Jugendchor Österreich wurde 2014<br />
auf Initiative des Chorverbands Österreich<br />
gegründet. Die Sänger*innen kommen für<br />
eine Probewoche im Sommer, die jedes Jahr<br />
in einem anderen Bundesland stattfindet,<br />
zusammen und studieren mit professioneller<br />
Chorleiter*innen und einer Assistenz<br />
ein besonderes Programm ein, immer unter<br />
Einbindung anderer Kunstformen (Video,<br />
Mode-Design, Literatur, Licht-Design<br />
u.a.). Zwei Stimmbildner, die den jungen<br />
Sänger*innen mit Rat und Tat zur Seite<br />
stehen, ergänzen das künstlerische Team.<br />
Heuer trafen sich die Sänger*innen in der<br />
Steiermark, wie die Sängerin Sofia Berrini<br />
im folgenden Bericht erzählt:<br />
Am 10. Juli trafen 40 Sänger*innen<br />
aus allen Bundesländern Österreichs<br />
und Südtirol in der landwirtschaftlichen<br />
Fachschule in Hatzendorf ein, um gemeinsam<br />
als Jugendchor Österreich miteinander<br />
zu musizieren. Nach einem<br />
kurzen Kennenlernen und organisatorischen<br />
Informationen ging auch schon<br />
die erste Probe los. Unter der Leitung<br />
von Oliver Stech und Florian Maierl galt<br />
es, innerhalb weniger Tage aus einem<br />
Haufen Jugendlicher zwischen 16 und<br />
27 Jahren einen Chor zu formen.<br />
Neben den Chorproben wurden die<br />
Sänger*innen Paul Müller und Christine<br />
dell’Antonio in Einzelstimmbildungsstunden<br />
unterrichtet. Auch der Spaß kam<br />
während der Probetage nicht zu kurz.<br />
Neben einem Badeausflug ins Seebad<br />
der Riegersburg, dem abendlichen Zusammensein<br />
bei Getränken und Musik,<br />
gab es viele Gespräche mit Chormitgliedern<br />
und ganz wichtig natürlich gemeinsames<br />
Singen bei Tag und Nacht.<br />
Nach intensiven Probetagen fand am<br />
16. Juli das große Konzert im „Zentrum<br />
Feldbach“ statt. Unter dem Titel „Songs<br />
for Future“, motiviert durch die Klimaschutzbewegung<br />
„Fridays for Future“,<br />
widmete sich das Konzertprogramm vor<br />
allem dem Klimawandel, um nicht nur<br />
uns Sänger*innen, sondern auch das Publikum<br />
zum Denken und Handeln anzuregen.<br />
Ein Höhepunkt des Abends war<br />
die Poetry-Slammerin Katharina Wenty,<br />
die mit passenden Texten durch das Programm<br />
führte.<br />
Auf nach Ljubljana<br />
Nach dem gelungenen Konzert blieb allerdings<br />
nicht viel Zeit für langes Feiern,<br />
denn noch in derselben Nacht machten<br />
wir uns auf den Weg nach Ljubljana, wo<br />
wir am internationalen Festival „Europa<br />
Cantat“ teilnahmen. Kaum angekommen,<br />
begannen am Morgen bereits die<br />
Proben unter der Leitung des bekannten<br />
KulturFenster<br />
10 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
„<br />
Ich durfte in diesem Jahr zum ersten<br />
Mal Teil des Jugendchor Österreich<br />
sein und das war für mich eine der<br />
besten Chorerfahrungen meines bisherigen<br />
Lebens.<br />
Sofia Berrini<br />
„<br />
jugenchöre im <strong>Oktober</strong> im Burgenland<br />
wiedersehen, wo der Jugenchor Österreich<br />
<strong>2021</strong> noch einmal gemeinsam<br />
auftreten wird.<br />
Ich durfte in diesem Jahr zum ersten<br />
Mal Teil des Jugendchor Österreich sein<br />
und das war für mich eine der besten<br />
bisherigen Chroerfahrungen. Als ich in<br />
Hatzendorf ankam, war ich völlig ohne<br />
Vorstellung, was auf mich zukommen<br />
würde, und hatte auch keine besonderen<br />
Erwartungen. Ich hätte aber niemals<br />
gedacht, mich in einer Gruppe fremder<br />
Menschen so wohlzufühlen und so viel<br />
Spaß zu haben. Ich habe so viele tolle<br />
Menschen kennenlernen, mit ihnen lustige<br />
Abende verbringen und auch von<br />
ihnen lernen dürfen. Ganz besonders<br />
schön fand ich Festivalluft zu schnuppern<br />
beim „Europa Cantat“ in Ljubljana,<br />
wo ich mehrere Konzertsäle gesehen<br />
und selbst darin gesungen habe, wo<br />
wir aber auch neben unseren verschiedenen<br />
Auftritten die Möglichkeit hatten,<br />
Konzerte anzuhören, andere Chöre<br />
zu bewundern und uns von der Musik<br />
berieseln zu lassen.<br />
Das war eine Zeit, die ich auf jeden Fall<br />
nie vergessen werden und deshalb ein<br />
großes Dankeschön an alle, die dieses<br />
Projekt ermöglicht haben – an die Organisation<br />
und vor allem auch an Oliver<br />
und Florian, die großartige Arbeit für<br />
und mit uns gemacht haben!<br />
Es war musikalisch und menschlich<br />
eine große Bereicherung für mich und<br />
ich bin mit einem Stückchen mehr<br />
„Lebensweisheit“ und viel Freude in<br />
meinem Herzen nach Hause zurückgekehrt.<br />
Nach dem schweren Abschied<br />
von den CChorkolleg*innen, aus denen<br />
am Ende dann viel mehr als nur Kollegen,<br />
nämlich Freunde geworden sind,<br />
freue ich mich heute schon, noch einmal<br />
im Herbst die Möglichkeit zu haben,<br />
mit dem Jugendchor Österreich<br />
aufzutreten. Musik, und vor allem das<br />
Singen, sind die beste Brücke zwischen<br />
Menschen und ein unverzichtbarer Teil<br />
meines Lebens!<br />
Die Teilnehmer*innen aus Südtirol:<br />
David Bernardi (Bass), Lisa Deltedesco<br />
(Sopran), Alex Designori (Tenor) Isabella<br />
Stricker (Alt)<br />
lettischen Dirigenten Maris Sirmais, bei<br />
denen der JCÖ mit drei weiteren Jugendchören<br />
– dem Cor Joven Nacional<br />
de Catalunya, dem KGBL Chamber<br />
Choir und der Komorni zbor AG – zusammenarbeiten<br />
durfte. Gemeinsam wurde<br />
ein neues Programm erarbeitet. Der Jugendchor<br />
Österreich führte in Kooperation<br />
mit der Komorni zbor AG das schon<br />
bekannte Stück „Resignation“ von Hugo<br />
Wolf auf und erlernte im Gegenzug ein<br />
slowenisches Volkslied.<br />
Außerdem präsentierte sich der Jugendchor<br />
Österreich mit eigenem Programm<br />
beim „Sing to Slovenia“ Konzert, in der<br />
Slowenischen Philharmonie und bei<br />
einem gemeinsamen Konzert mit dem<br />
Eurochoir in Vipavski Kriz.<br />
Am 21. Juli hieß es schon wieder Abschied<br />
nehmen und nach einem gemeinsamen<br />
Abschluss in der Innenstadt von<br />
Ljubliana fuhren alle Chorsänger*innen<br />
zurück in ihr Bundesland. Alle werden<br />
einander beim Festival der Landes-<br />
KulturFenster<br />
11<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Endlich wieder Musical-Fever!<br />
Fortbildung für Jugendliche des Südtiroler Chorverbands<br />
„Am meisten gefreut haben wir uns darüber,<br />
dass heuer 'Musical Fever' wieder stattfinden<br />
konnte!“ Mit diesen Worten brachte<br />
Kursleiter Stephen Lloyd auf den Punkt, was<br />
wohl viele beim Abschlusskonzert der Fortbildung<br />
am 4. September im Vinzentinum<br />
in Brixen gedacht haben.<br />
Im Parzival-Saal zeigten die 21 Jugendlichen<br />
im Alter zwischen 15 und 23, was<br />
sie in einer Woche bei „Musical Fever Plus“<br />
gelernt hatten. Bereits seit vielen Jahren<br />
wird die Schulung von Stephen Lloyd geleitet.<br />
Unterstützt wurde er auch heuer von<br />
einem international anerkannten Expertenteam:<br />
So unterrichtete Sarah Yorker, die<br />
Professorin für Musical an der Folkwang-<br />
Universität in Essen ist, gemeinsam mit<br />
der Musical-Darstellerin Merle Hoch Gesang,<br />
Mia Meneghini Choreographie und<br />
Steffen Jäger Schauspiel.<br />
Beim Abschlusskonzert betonte Stephen<br />
Lloyd vor dem zahlreich erschienen Publikum,<br />
dass „Musical-Fever“ eine anspruchsvolle<br />
Fortbildung ist: Alle Teilnehmer*innen<br />
brachten zwei Lieder mit, die sie bereits<br />
auswendig gelernt hatten. So konnte man<br />
im Kurs darauf aufbauen. „Es ist erstaunlich,<br />
wie viel die Jugendlichen in nicht einmal<br />
einer Woche lernen!“, freute sich der<br />
Kursleiter. Dies sei nicht nur auf das Talent<br />
und Können der Jugendlichen zurückzuführen,<br />
sondern auch auf das besondere<br />
Verständnis der Referent*innen für die jeweilige<br />
Persönlichkeit der Jugendlichen:<br />
„Wir haben nicht so getan, als würden sie<br />
jetzt alles neu lernen, sondern wir haben<br />
auf dem Bestehenden aufgebaut.“<br />
Positiv denken und den Menschen in seinen<br />
Fähigkeiten fördern, sei grundlegend<br />
in diesem Bereich. Dazu kam ein hohes<br />
Maß an individueller Förderung: Die Jugendlichen<br />
erhielten jeden Tag 20 Minuten<br />
Solo-Unterricht, am Nachmittag gab es einen<br />
„Meisterkurs“ mit Chor. Wie auch die<br />
anderen Jahre zeigte auch heuer, dass das<br />
Konzept von „Musical Fever Plus" aufgeht:<br />
Die sechs jungen Männer und 15 jungen<br />
Frauen zeigten in beeindruckenden Soloauftritten,<br />
wie sie an ihrer Stimme und an<br />
ihrem Ausdrucksvermögen gearbeitet haben.<br />
Gesungen wurden Lieder aus deutschen<br />
wie auch englischsprachigen Musicals,<br />
die Ensemble-Auftritte beeindruckten<br />
durch perfekt abgestimmte und frische<br />
Choreographien. So spürte man nach der<br />
Corona-Zeit wieder einmal die Freude und<br />
die Energie des gemeinsamen Singens.<br />
Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbands, bedankte sich bei den Teilnehmenden<br />
und den Referenten für die<br />
tolle Leistung, aber auch bei der Südtiroler<br />
Landesregierung und der Stiftung Südtiroler<br />
Sparkasse für die Unterstützung dieser<br />
Schulungen, die sonst in dieser Form gar<br />
nicht möglich wären.<br />
Gesang, Tanz und Schauspiel: Musical-Fever Plus ist mehr als nur Singen.<br />
KulturFenster<br />
12 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
„Ein positives Signal senden“<br />
Schulungen als Zeichen der Zuversicht<br />
Die Kultur des Singens hat in Südtirol in den<br />
letzten Jahren ein beachtliches Niveau erreicht.<br />
Dies verdanken wir dem großartigen<br />
Engagement der vielen Chorleiter*innen<br />
und sind sicherlich auch Frucht einer jahrelang<br />
konsequent durchgeführten Schulungs-<br />
und Stimmbildungstätigkeit des<br />
Südtiroler Chorverbandes.<br />
Der Wille, sich ständig weiterzuentwickeln,<br />
ist ein Merkmal, das die vielen tausend<br />
Sänger*innen unseres Landes eint. Das<br />
Wissen um den Fortbildungswillen war<br />
und ist für uns im Verband Verpflichtung<br />
und Ansporn, jedes Jahr vielfältige<br />
und hochqualifizierte Schulungsangebote<br />
– auf Landes- und Bezirksebene<br />
- anzubieten, für alle Sparten des chorischen<br />
Singens.<br />
Im letzten Jahr hat es die Pandemie nicht<br />
zugelassen, alle geplanten Fortbildungsangebote,<br />
bis auf den Workshop für<br />
Chorleiter*innen, mussten abgesagt werden.<br />
Wenn es auch zu Beginn des Jahres<br />
schwierig war, konkret zu planen, so<br />
war es für den Vorstand oberstes Ziel,<br />
die Schulungsangebote auf jeden Fall, in<br />
welcher Form auch immer, durchzuführen.<br />
Wissend, dass die Fortbildungsveranstaltungen<br />
aufgrund der Vorschriften<br />
und Einschränkungen nicht in der uns<br />
vertrauten und gewohnten Form durchgeführt<br />
werden können, wollten wir mit<br />
der Durchführung ein positives Signal in<br />
dieser schwierigen Zeit aussenden. Und<br />
dieses Signal ist bei vielen Sänger*innen<br />
angekommen. Aufgrund der Vorschriften<br />
konnten leider nicht alle eingegangenen<br />
Anmeldungen berücksichtigt werden.<br />
Wenn die Teilnehmerzahl aus bekannten<br />
Gründen auch kleiner war, die Freude und<br />
Begeisterung der Sänger*innen, endlich<br />
wieder zusammenzukommen und sich<br />
gemeinsam fortzubilden, war sehr groß.<br />
So kann man rückblickend mit Freude<br />
feststellen, dass die Schulungswochen<br />
und -wochenenden alle gut verlaufen<br />
sind. Alle Vorschriften wurden genauestens<br />
eingehalten, alle Teilnehmer*innen<br />
wurden zusätzlich auch noch während<br />
der Woche getestet. Wir konnten den<br />
Sicherheitsvorschriften gerecht werden<br />
und trotzdem Fortbildungen auf hohem<br />
Niveau anbieten. Damit hat der Chorverband<br />
gerade in den Zeiten der Pandemie<br />
ein wichtiges Zeichen gesetzt, dass<br />
es möglich ist, das kulturelle und gesellschaftliche<br />
Leben wieder aufzunehmen,<br />
Gemeinschaft zu pflegen und mit Zuversicht<br />
in die Zukunft zu blicken. Freilich<br />
war dies für uns als Organisation,<br />
aber auch für die Teilnehmer*innen und<br />
Referent*innen eine besondere Heraus-<br />
forderung. Daher möchte ich an dieser<br />
Stelle allen danken, dass sie diese Herausforderung<br />
angenommen haben:<br />
Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist,<br />
unser geplantes Schulungsprogramm<br />
durchzuführen! Dieser Schulungssommer<br />
soll auch ein Zeichen der Hoffnung<br />
sein, dass die Normalität wieder zurückkehren<br />
wird und wir im nächsten Jahr<br />
wieder unser Schulungsprogramm noch<br />
mehr Teilnehmer*innen anbieten können.<br />
KulturFenster<br />
13 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Jugendchor Voci.ssimo<br />
Eine klingende Gemeinschaft, in der Jeder richtig und wichtig ist<br />
Name:<br />
Jugendchor Voci.ssimo<br />
Sänger*innen:<br />
32 Sängern*innen im Alter<br />
zwischen 14 und 27 Jahren<br />
Unser Motto lautet:<br />
Mit Herzln in die Augen und<br />
Melodien auf den Lippen…<br />
Wer sind wir, was macht uns aus? Was ist<br />
unsere Motivation?<br />
Wir sind ein junger, sangesfreudiger vierstimmiger<br />
Chor, eine klingende Gemeinschaft,<br />
in der Jeder richtig und wichtig ist!<br />
Was uns ausmacht? Mit Sicherheit das<br />
Miteinander, die mitreißende Energie, die<br />
entsteht, wenn wir gemeinsam singen und<br />
plötzlich alle als Einheit die Noten vergessen<br />
und die Musik spüren. Außerdem gibt’s bei<br />
uns immer etwas zu lachen und wir sind auf<br />
eine gute Art und Weise „a issl schräg..."<br />
Die Motivation kommt sicher von den vielen<br />
tollen Momenten, die wir zusammen er-<br />
lebt haben und die „glusten machen“ auf<br />
die Momente, die noch kommen werden.<br />
Wie kam es zur Gründung? Seit wann besteht<br />
der Chor?<br />
Eigentlich wurde Sibille Huber vom Kirchenchor<br />
Völs im Herbst 2016 ursprünglich<br />
„nur“ damit beauftragt, gemeinsam mit<br />
einigen Jugendlichen das Fest zur hl. Firmung<br />
zu umrahmen. Doch diese Jugendlichen<br />
wollten sich damit nicht zufriedengeben<br />
und gemeinsam weitermusizieren! Und<br />
so entstanden wir: Voci.ssimo! Seitdem ist<br />
der Jugendchor nicht mehr wegzudenken.<br />
KulturFenster<br />
14 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Was waren unsere Highlights in der Vergangenheit?<br />
Obwohl der Chor diesen Herbst erst sein<br />
5-jähriges Jubiläum feiert, können wir trotzdem<br />
auf viele unvergessliche Momente und<br />
Erinnerungen zurückblicken. Neben vielen<br />
großartigen Erlebnissen bleibt eines sicher<br />
ungeschlagen: Unsere Stimmbildungsreise<br />
an den Trasimenosee in Umbrien im April<br />
2018. Unzählige Noten, hochmotivierte Jugendliche<br />
und zwei unschlagbare Stimmbildner<br />
(Danke Tamara und Michael!) im<br />
Gepäck haben wir drei Tage lang die Wände<br />
unserer Ferienvilla zum Wackeln gebracht<br />
und die Städte mit Flashmobs unsicher gemacht.<br />
Einfach cool!<br />
Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />
So viel es geht zusammen zu singen, Gänsehautmomente<br />
zu erschaffen und für die<br />
Musik zu brennen! Konkret freuen wir uns<br />
auf unser Weihnachtskonzert mit „Schlernsaxess“,<br />
das Wertungssingen in Schwaz,<br />
unserem Sommerkonzert inklusive Fete<br />
mit „Jimi Henndreck“ und eventuell sogar<br />
bald auf eine Konzertreise nach Ham-<br />
burg, die jedoch noch in den Sternen der<br />
Zukunft steht…<br />
Wer kann bei uns mitmachen? Wie kann<br />
man bei uns mitmachen?<br />
Voci.ssimo freut sich über alle singfreudigen<br />
jungen Menschen, die motiviert sind! Verstärkung<br />
können wir nämlich immer gebrauchen<br />
(vor allem in den tiefen Lagen!).<br />
Wenn du also Lust hast, Teil von Voci.ssimo<br />
zu werden, dann kannst du dich einfach<br />
bei uns via E-Mail oder über Instagram und<br />
Facebook melden! Wir freuen uns auf dich!<br />
Sibille Huber<br />
Portrait der Chorleiterin<br />
Sibille Huber, geboren in Nals und verheiretet in Völs, ist Vollblutmama von<br />
vier wunderbar lebendigen Kindern, Lehrerin für Violine und EMP, Orchestermusikerin<br />
und natürlich leidenschaftlich gerne Chorleiterin von Voci.ssimo!<br />
Das Singen und die Musik generell waren von Kindesbeinen an ständige Begleiter<br />
im Leben von Sibille.<br />
Nach den ersten musikalischen Erfahrungen an der Musikschule, im Kirchenchor<br />
von Nals und in verschiedenen Jugend- und Laienorchestern folgte<br />
das IGP-Studium am Mozarteum in Innsbruck/Salzburg sowie Zusatzausbildungen<br />
im Bereich Kinder- und Jugendorchesterleitung und EMP. Seit 2006<br />
ist sie als Orchestermusikerin u.a. bei Innstrumenti und Akademie St. Blasius,<br />
seit 2008 als Musikschullehrerin und immer wieder auch als Chorleiterin<br />
tätig. Seit mittlerweile vier Jahren ist sie außerdem Bezirks-Chorleiterin<br />
im Bezirk Bozen des SCV.<br />
Der Landesjugenchor<br />
Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCN0mNqoiwwG9oUgi9iJWo4Q<br />
Instagram: https://www.instagram.com/voci.ssimo<br />
Facebook: https://www.facebook.com/Voci.ssimo<br />
KulturFenster<br />
15 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Nur keine<br />
Schockstarre mehr ...<br />
Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze<br />
Hinter „Voci.ssimo“ versteckt sich ein vierstimmiger<br />
Jugendchor mit Sitz in Völs am<br />
Schlern. Gesungen werden mit Vorliebe<br />
Popsongs, Jazziges, a cappella-Arrangements<br />
berühmter Stücke, aber auch Gospels<br />
und Spirituals für die geistlichen Auftritte.<br />
Der Chor umrahmt rund 10 Messen pro<br />
Jahr, gestaltet weltliche Veranstaltungen<br />
mit und organisiert jährlich ein bis zwei<br />
eigene Konzerte, meist in Kooperation mit<br />
Bands, Orchestern oder Gastensembles.<br />
Nach der ersten Schockstarre Anfang 2020<br />
kam Voci.ssimo bald zum Schluss, dass<br />
Passivität keine Lösung sein konnte! Schon<br />
im Mai 2020 begann der Chor wieder in<br />
Kleingruppen zu singen. Doch der nächste<br />
Lockdown schien vorprogrammiert.<br />
Schockstarre wollte Voci.ssimo nun aber<br />
keine mehr zulassenzulassen – ganz im<br />
Gegenteil: Der Lockdown sollte als Chance<br />
genutzt werden, kreativ zu werden und<br />
vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das<br />
Voci.ssimo schlussendlich stark macht,<br />
durfte keinesfalls noch einmal verloren<br />
gehen! Und so ging sprichwörtlich eine<br />
Tür zu, konkret jene des Probelokals, und<br />
eine andere Tür auf: Jene der Arbeit über<br />
neue Medien, aber auch jene der guten<br />
alten „Briefzustellung“.<br />
Eigene Musikvideos<br />
und “Chorprobe to go”<br />
Mit Hilfe von Aaron und David Penn,<br />
Voci.ssimos Technik-Allround-Talenten,<br />
wurden in Windeseile Playbacks zu zwei<br />
von Voci.ssimos Weihnachtsklassikern,<br />
„Down in Bethlehem“ und „Oh holy<br />
night“, eingespielt. Anschließend nahm<br />
jedes Chormitglied die eigene Stimme zu<br />
Hause auf, die daraufhin zu einem gemeinsamen<br />
Chorklang vereint wurde. Das<br />
fi nale Ergebnis waren zwei stimmungsvolle<br />
Weihnachtsvideos, die in allen sozialen<br />
Medien geteilt wurden, um so vielen<br />
Menschen wie möglich digitale Weihnachtswünsche<br />
zu überbringen. Im Kerzenschein<br />
sangen die Chorsänger*innen<br />
vom Weihnachtszauber, den sie so in<br />
alle Stuben nach Hause brachten. Um<br />
die lang anhaltende Pause nach der Advents-<br />
und Weihnachtszeit überbrücken<br />
zu können und den Kontakt zu allen Voci.<br />
ssimo-Mitgliedern nicht zu verlieren, gab<br />
es im Frühjahr <strong>2021</strong> eine Überraschung<br />
als Direktzustellung nach Hause geliefert.<br />
Chorleiterin Sibille Huber und Koordinatorin<br />
Sophia Kornprobst wollten alle<br />
an die „Herzln in die Augen“ erinnern,<br />
und brachten, angelehnt an viele Musikkapellen<br />
des Landes, die Chorprobe einfach<br />
zu den einzelnen Sänger*innen nach<br />
Hause. In der „Chorprobe to go“ war neben<br />
Voci.ssimo-Evergreens auch brandneues<br />
Material zum Einstudieren mit dazugehöriger<br />
Playlist enthalten, bestehend<br />
aus Aufnahmen vergangener Auftritte,<br />
teils aber auch selbst eingespielten Playbacks.<br />
Die Fotos sollten daran erinnern,<br />
welche großartigen und unvergesslichen<br />
Momente schon zusammen erlebt wurden,<br />
und welche Erlebnisse noch auf den<br />
Chor warten würden. Und weil das Proben<br />
manchmal ziemlich anstrengend werden<br />
kann, gab es Snacks zur Stärkung dazu.<br />
Die „Chorprobe to go“ wurde zu jedem Chormitglied<br />
nach Hause geliefert<br />
Weil sich im Mai so langsam wirklich alle<br />
gegenseitig vermissten, beschloss der Vorstand<br />
eine digitale Vollversammlung inklusive<br />
selbst kreiertem Activity-Spiel abzuhalten.<br />
Und obwohl sich alle nur über<br />
Bildschirme sehen und über Lautsprecher<br />
hören konnten, spürte man zum ersten<br />
Mal seit langem wieder, was Voci.ssimo<br />
ausmacht: eine Gemeinschaft.<br />
Und schließlich wurde es auch <strong>2021</strong> wieder<br />
wärmer. Und mit der Wärme folgten<br />
die Lockerungen. <strong>2021</strong> wurde wieder gemeinsam<br />
durch den Sommer gesungen,<br />
gefeiert und gelacht. Höhepunkte waren<br />
sicher das Sommerkonzert mit dem Männerchor<br />
Völs am Schlern sowie die Umrahmung<br />
des Kreisgespräches zu den 17<br />
Klimazielen, organisiert vom Bildungsausschuss<br />
Völs am Schlern, der Bibliothek<br />
Völs am Schlern und dem Komitee,<br />
welches landesweit die Kreisgespräche<br />
dieser Art anregen und leiten sollte. Mit<br />
einer gänsehautverdächtigen Interpretation<br />
des Songs „Engel“ von Rammstein in<br />
einem Chorarrangement von Oliver Gies<br />
forderte der Chor schließlich die Jugend<br />
dazu auf, im übertragenen Sinne keine<br />
Engel zu sein, sich zu wehren und für ihr<br />
Recht auf ein nachhaltigeres Wirtschaften<br />
und Leben und ein Umdenken gegen<br />
den Klimawandel einzustehen. Anschließend<br />
lief der Chor zu alter Höchstform auf<br />
und begeisterte das Publikum mit enthusiastischem,<br />
ansteckend begeisterndem<br />
Chorgesang – so begeisternd, dass es von<br />
den Organisator*innen sogar eine Einladung<br />
zur Gestaltung der Jugend-Klimanacht<br />
2022 in der Eurac in Bozen gab!<br />
So viel Fleiß darf auch gefeiert werden.<br />
KulturFenster<br />
16 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
„Ich will kein Engel sein…“ Der Auftritt beim Kreisgespräch zu den 17 Klimazielen<br />
Deshalb, und gerade auch um das Gemeinschaftsgefühl<br />
zu stärken, organisierte<br />
der engagierte Vorstand von Voci.ssimo<br />
zum Abschluss des Sommers <strong>2021</strong> zwei<br />
Veranstaltungen. Am 19. August gab es<br />
zunächst einen stimmungsvollen „Aperitivo<br />
lungo“ auf der wunderschön dekorierten<br />
Dachterrasse des Bibliothek-<br />
Gebäudes, den Kirchturm von Völs zum<br />
Greifen nah! Bei gekühlten Getränken,<br />
Häppchen, Pizza und schließlich über<br />
dem offenen Feuer gegrillten Marshmallows<br />
wurde geratscht, genossen und vor<br />
allem gesungen bis in die Nacht hinein.<br />
Ein unvergessliches Erlebnis für alle Chormitglieder,<br />
welches riesige Freude bereitete<br />
und allen noch lange in schöner Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Jodelworkshop<br />
Den krönenden Abschluss des Sommerprogramms<br />
<strong>2021</strong> und gleichzeitig den Auftakt<br />
des neuen Tätigkeitsjahres <strong>2021</strong>/22<br />
bildete schließlich der gemeinsame Wandertag<br />
auf die Tuff-Alm am 11. September,<br />
in dessen Zentrum der Jodelworkshop mit<br />
Markus Prieth stand. Seine fachkundige<br />
Anleitungen haben die anfängliche Skepsis<br />
innerhalb weniger Minuten verfliegen lassen.<br />
Mit großer Begeisterung ließen sich die<br />
Chormitglieder anstecken und sich mehr<br />
und mehr auf das „Spiel des Jodelns“ ein.<br />
Schon bald gelang der Übergang von der<br />
Brust- in die Kopfstimme und schon auf<br />
dem Weg von der ersten Station auf die<br />
Tuff-Alm konnte den Passanten der erste<br />
„Ho-e-i – Jodler" präsentiert werden. Vor<br />
der Tuff-Alm, auf die der Jugendchor<br />
zum Mittagessen einlud, wurde weitergejodelt.<br />
Die Jugendlichen saugten die<br />
Inputs des Referenten förmlich auf und<br />
lernten in Windeseile an drei weiteren Stationen<br />
insgesamt fünf Jodler, von traditionellen<br />
Klassikern über neue Jodler, u.a.<br />
von Markus Prieth selbst bis hin zu einem<br />
jodelverwandten Yelly-Gesang aus Afrika<br />
und einem Strophenlied, in dem Markus<br />
selbst in den Strophen ein Dirndl liebte,<br />
während der Jugendchor im Refrain jodelte<br />
und paschte (klatschte). Die Jodler<br />
wurden nicht nur gesungen, sie wurden<br />
getanzt, geklatscht, gejault, mit modernem<br />
Beatboxen oder Sprechgesang unterlegt<br />
oder einfach in der Stille des Waldes<br />
nachgespürt, während die Sonne durch<br />
die Baumwipfel glitzerte – kurzum: Das<br />
Jodeln wurde nnicht nur gelernt, sondern<br />
mit allen Sinnen erlebt, gespürt und genossen.<br />
Es war unglaublich, wie sehr das<br />
Jodeln die Säger*innen begeisterte, wie<br />
inspiriert alle am Abend nach Hause gingen<br />
und wie viele von ihnen immer noch<br />
die Jodler dieses Tages im Kopf und im<br />
Herzen haben. Danke Markus dafür und<br />
danke den Jugendlichen für ihre Offenheit<br />
und Begeisterungsfähigkeit, mit der<br />
sie sich auf das Experiment eingelassen<br />
haben! Voci.ssimo geht nach diesem Tag<br />
voll motiviert, mit einem tiefen Gefühl des<br />
gemeinsamen Musizierens und mit einem<br />
guten Bauchgefühl in das neue Tätigkeitsjahr<br />
<strong>2021</strong>/22.<br />
Durch all die gemeinschaftsstiftenden<br />
Momente ist es Voci.ssimo gelungen,<br />
die Mitgliederzahl in der Corona-Zeit<br />
sogar weiter auszubauen und so bleibt<br />
uns nur noch optimistisch in Richtung<br />
der ambitionierten Pläne für das folgende<br />
Tätigkeitsjahr zu blicken, das<br />
unter anderem ein Adventskonzert<br />
mit „Schlernsaxess“, ein Wertungssingen<br />
und ein Sommerfest mit „Jimi<br />
Henndreck“ vorsieht.<br />
Voci.ssimo ist auf jeden Fall bereit!<br />
Referent und Vollblutmusiker Markus Prieth<br />
mit vollem Körpereinsatz beim Jodeln<br />
KulturFenster<br />
17<br />
05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
entdeckt<br />
„Mitanond singen“<br />
Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen<br />
„Wir Menschen sind im Singen schöpfende<br />
und schöpferische Klangwesen. Wir vermögen<br />
durch Gesang unsere Welt und unser<br />
Handeln zu beseelen, singend Liebe,<br />
Freude, Hoffnung, Zuversicht<br />
zu schenken,<br />
uns aber auch<br />
den Schmerz von der Seele zu singen...<br />
Singen ist die eigentliche Muttersprache<br />
des Menschen.“ (Sir Yehudi Menuhin)<br />
„Mitanond singen“ – zählt zu den schönsten<br />
Dingen im Leben und das nicht nur wegen<br />
der langen Abstinenz in der Coronazeit.<br />
Dieses Stück von Annelies Oberschmid<br />
soll in einfacher Weise das Glücksgefühl<br />
des gemeinsamen Singens beschreiben<br />
und die Menschen wieder dazu ermutigen.<br />
Es ist eines von vielen Stücken der<br />
Komponistin aus Reischach, die der Leserschaft<br />
des „KulturFensters" in der Ausgabe<br />
3/<strong>2021</strong> vorgestellt wurde.<br />
Mitanånd singen<br />
10. Mai 2020<br />
Annelies Oberschmid<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
1. Mit - a-<br />
2. Ollm no<br />
nånd<br />
oans<br />
<br />
<br />
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sin -<br />
gsun -<br />
gen<br />
gen,<br />
<br />
<br />
in<br />
wenn<br />
<br />
<br />
do<br />
ma<br />
sta -<br />
zåmm<br />
dn<br />
kemm<br />
Zeit,<br />
sein,<br />
olls fa mir<br />
Annelies Oberschmied<br />
mit -<br />
ollm<br />
a-<br />
no<br />
nånd<br />
oans<br />
<br />
<br />
„Mitanond<br />
singen“<br />
zählt zu<br />
den schönsten<br />
Dingen im<br />
Leben!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
sin - gen,<br />
gsun - gen<br />
wenns<br />
bei<br />
ins<br />
der<br />
gfreit.<br />
Nåcht.<br />
<br />
gfreit,<br />
Nåcht,<br />
A<br />
Und<br />
<br />
Jå!<br />
Jå!<br />
Liad<br />
a<br />
kånn<br />
no<br />
brin - gen<br />
gsun - gen,<br />
dir<br />
wenn<br />
die<br />
ma aus -<br />
<br />
<br />
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1. 2.<br />
<br />
<br />
<br />
Se -<br />
nånd<br />
<br />
<br />
lig -<br />
gång<br />
keit<br />
sein,<br />
und<br />
då<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
tröhåt<br />
stn<br />
des<br />
di<br />
Herz<br />
von<br />
a<br />
deim<br />
no<br />
<br />
Leid.<br />
glåcht.<br />
A<br />
Und<br />
<br />
Liad<br />
a<br />
kånn<br />
no<br />
<br />
Leid.<br />
glåcht.<br />
<br />
KulturFenster<br />
18 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Nun lasst uns endlich<br />
wieder singen!<br />
Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre, die dem<br />
Virus getrotzt haben!<br />
Und plötzlich war Corona da, trat uns mit harten Füßen,<br />
doch dieses Virus kann uns mal am A . . . A . . . Abend grüßen!<br />
youtube.com/<br />
watch?v=<br />
V9LZjPNBFp0<br />
Dieser fetzige Rap-Song bringt die Sehnsucht<br />
wohl aller Chorbegeisterten zum<br />
Ausdruck, sich – völlig ausgehungert –<br />
nach der langen „Chor-ohne-Pandemie“<br />
endlich wieder der wunderbar erbaulichen<br />
und verbindenden Leidenschaft<br />
des gemeinsamen Singens widmen zu<br />
können.<br />
Besonders gut eignet er sich thematisch<br />
sowie stimmungsmäßig als Eröffnungsnummer<br />
für das allererste Chorkonzert<br />
nach der viel zu langen Zeit unfreiwilliger<br />
Chorabstinenz.<br />
Der augenzwinkernde Text und der mitreißende<br />
Groove vermitteln neben einer<br />
gehörigen Portion Witz und Ironie eine<br />
enorme Kraft, eine unbändige Lebenslust,<br />
wie sie wohl nur chorisches Singen<br />
und Klingen in uns zu mobilisieren vermag.<br />
So wirkt dieser Song wie ein Befreiungsschlag<br />
– gleich einem rauschenden<br />
Fest in der lang ersehnten Oase nach<br />
einem entbehrungsreichen Gang durch<br />
die Wüste.<br />
Freunde, es hat sich ausgeschwiegen!<br />
Nun lasst uns endlich wieder singen –<br />
und uns selbst und die Welt wieder mit<br />
Frohsinn, Lebensfreude und purer Sangeslust<br />
infizieren . . .<br />
Der Chorsatz ist sowohl in der Besetzung<br />
für SATB als auch für TTBB downloadbar.<br />
Die Noten dürfen frei kopiert werden<br />
und sind ein Geschenk des Textdichters<br />
und des Komponisten an die<br />
Chorwelt anlässlich des Neustarts zum<br />
aktiven Chorleben nach der Corona-Pandemie<br />
2020/21.<br />
Ganz nach dem Motto: Singen verbindet,<br />
Singen befreit, Singen macht glücklich!<br />
Viel Freude, viel Spaß und viele schöne<br />
Begegnungen in und mit der Chormusik!<br />
Notenmaterial für Gemischten Chor und<br />
Männerchor sowie Audio-File zur freien<br />
Verwendung!<br />
Zugang: QR-Code oder<br />
www.mathias-wachter.com<br />
https://mathias-wachter.com/<br />
#corona-song<br />
Text: Bruno Fleisch<br />
Musik: Mathias Wachter<br />
Audio-File: zwo3wir<br />
Notenlayout: Gunter Zahn<br />
KulturFenster<br />
19<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
Lebendiger Beitrag für<br />
Dorfgemeinschaft<br />
Der Männerchor Percha gestaltete feierlich<br />
den Gottesdienst.<br />
Eigentlich hätte das 60-jährige Bestandsjubiläum<br />
des Männerchores Percha schon im<br />
vorigen Jahr stattfinden sollen. Corona-bedingt<br />
musste es aber verschoben werden.<br />
Umso mehr freute sich Obmann Siegfried<br />
Niederwanger, dass am vergangenen 22.<br />
August die Feier endlich stattfinden konnte.<br />
60 Jahre Männerchor Percha<br />
Lange schon hat sich der rührige Obmann<br />
auf dieses Fest vorbereitet und dabei keine<br />
Arbeit und Mühe gescheut. Beim vom Männerchor<br />
musikalisch gestalteten Festgottesdienst<br />
verwies Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch<br />
auf die ehrenamtliche Tätigkeit des<br />
Männerchores, wobei er den Einsatz zum<br />
Wohle der Bevölkerung besonders hervorhob.<br />
Er dankte dem Chor für seinen wertvollen<br />
Dienst, der ein Dasein für andere bedeute<br />
und Ausdruck von Liebe sei, die im<br />
Leben besonders zählt. Im Rahmen dieser<br />
Eucharistiefeier segnete Pfarrer Rüdiger<br />
auch die neuen Trachtenleibchen,<br />
die alle Mitglieder des Männerchores zum<br />
ersten Mal trugen.<br />
Anschließend hieß Obmann Niederwanger<br />
viele Ehrengäste und die Bevölkerung willkommen,<br />
darunter Verbandsobmann Erich<br />
Deltedesco, Pfarrer Rüdiger Weinstrauch,<br />
Bürgermeister Martin Schneider, die Gemeindereferenten,<br />
Altbürgermeister Joachim<br />
Reinalter, den Präsidenten des Pfarrgemeinderates<br />
Markus Seyr sowie die vier<br />
heute noch aktiven Gründungsmitglieder<br />
des Männerchores. In seiner Ansprache<br />
stellte er den geschichtlichen Werdegang<br />
des Männerchores von seinen Anfängen<br />
bis zur Gegenwart vor.<br />
Geschichte des<br />
Männerchors Percha<br />
Begonnen hat alles vor 60 Jahren. Da gegen<br />
Ende der 1950-er Jahre viele Sängerinnen<br />
des damals in Percha bestandenen<br />
Kirchenchores wegheirateten und somit<br />
Percha verließen, begann dieser gemischte<br />
Chor allmählich zu zerbröckeln, worauf er<br />
schließlich im Jahre 1960 aufgelöste wurde.<br />
Aus dem „gemischten“ wurde nun ein reiner<br />
Männerchor, dessen Leitung Franz Huber<br />
übernahm und als Chorleiter den Männerchor<br />
mit viel Einsatz und Idealismus bis<br />
2008 wirkte. Im Jahr 1964 hat sich der Kirchenchor<br />
(damals nur Männerchor) endgültig<br />
zu einem Verein mit Ausschuss, Statut<br />
usw. zusammengeschlossen. Siegfried Niederwanger<br />
wurde dabei zum ersten Obmann<br />
gewählt und als solcher stand er bis 1999<br />
und von 2003 bis 2005 dem Kirchenchor<br />
(heute Pfarrchor) vor. Im Jahre 1974 wurde<br />
auf Anregung von Pfarrer Leopold Neumair<br />
und mit großem Einsatz von Siegfried Niederwager<br />
der gemischte Chor neu ins Leben<br />
gerufen. Parallel zum gemischten Chor bestand<br />
weiterhin der reine Männerchor. Anlässlich<br />
des 50-jährigen Bestandsjubiläums<br />
des Männerchores im Jahre 2010 verselbständigte<br />
sich dieser Chor und wurde ein<br />
eigenständiger Verein. Siegfried Niederwanger<br />
blieb weiterhin und zwar bis zum<br />
heutigen Tag Obmann des Männerchores,<br />
sodass der kompetente und rührige „Sigi“<br />
volle 57 Jahre Obmannschaft aufweisen<br />
kann, ein Erfolg, der wohl als einmalig im<br />
ganzen Land betrachtet werden kann. Im<br />
Jahr 2008 schied Franz Huber als Chorleiter<br />
aus und wurde zum Ehrenchorleiter ernannt.<br />
Die Leitung des Männerchors übernahmen<br />
nun Josef Stoll von 2009 bis 2013<br />
und Alois Regensberger von 2013 bis 2015.<br />
Seither leitet bis heute Albert Pahl diesen<br />
Gesangskörper. Seit 1974 gestalten nun<br />
der gemischte Chor und der Männerchor<br />
abwechselnd die kirchlichen und oft auch<br />
weltlichen Feiern. Vermerkt sei auch, dass<br />
neben diesen beiden Chören weitere Gruppierungen<br />
bestanden bzw. bestehen, wie<br />
der Frauenchor, der Kinderchor, der Projektchor,<br />
der Jugendchor, das Männerquartett,<br />
die Salzburger Familiensinggruppe u.a.<br />
Diese leisten ihren wertvollen Beitrag zur<br />
Gestaltung der Gottesdienste.<br />
Der Tradition verbunden<br />
In seinen weiteren Ausführungen hob Niederwanger<br />
einige Errungenschaften hervor,<br />
die durch seinen tatkräftigen Einsatz in<br />
die Tat umgesetzt wurden. Dabei erwähnte<br />
er die Verwirklichung und die Gestaltung<br />
des Probelokales zunächst im Gemeindevereinshaus<br />
im Jahr 1985 und später im<br />
KiBiZ (Kulturhaus neben der Kirche) im Jahr<br />
2009, wofür er sich besonders für die Beschaffung<br />
der notwendigen finanziellen Mittel<br />
eingesetzt hat. Weiters legte der „Sigi“<br />
einen Wert auf eine einheitliche Chorkleidung.<br />
So gelang es ihm im Jahr 1978 für<br />
die Mitglieder des Männerchores eine einheitliche<br />
Trachtenkleidung anzulegen, die<br />
aus langen schwarzen Hosen, einem hochgeschlossenen<br />
roten Leibl und einem weißen<br />
Hemd bestand. Später kam noch eine<br />
graue Lodenjoppe mit schwarzem Aufschlag<br />
dazu. Weiters ist es dem rührigen Obmann<br />
zu seiner Freude gelungen, im Jahr 1995<br />
eine Chorkleidung für die Mitglieder des<br />
Kirchenchores anzuschaffen. Zum heutigen<br />
Jubiläum erschienen die Mitglieder<br />
der Männerchores mit den neuen schmucken<br />
Trachtenleibchen. Im Laufe seines<br />
60-jährigen Bestehens trat der Männerchor<br />
KulturFenster<br />
20 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch zelebrierte den Festgottesdienst zum 60-jährigen Jubiläum<br />
des Männerchors Percha.<br />
bei weltlichen und kirchlichen Feiern immer<br />
wieder aufund – der Tradition verbunden –<br />
singt er heute noch bei kirchlichen Anlässen,<br />
wie Messfeiern, Begräbnissen oder Andachten,<br />
wobei es ihm ein Anliegen ist, das<br />
geistliche und weltliche Lied zu pflegen und<br />
so einen lebendigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft<br />
zu leisten. Siegfried Niederwanger<br />
hat dazu große Aufbauarbeit geleistet<br />
und es ist ihm dabei gelungen, durch die<br />
ganzen Jahre hindurch die Mitglieder des<br />
Chores zusammenzuhalten und die Chorgemeinschaft<br />
zu fördern.<br />
Die Gründungsmitglieder<br />
In seiner Ansprache wies der Obmann auch<br />
auf die vier heute noch lebenden und aktiven<br />
Mitglieder hin, die bei der Gründung<br />
des Männerchores im Jahre 1960 dabei<br />
waren, und hob deren Verdienste besonders<br />
hervor. So nannte er als ältestes<br />
Mitglied dieses Chores den heute 90-jährigen<br />
Johann Zimmerhofer, den „Lanzinger<br />
Hansl“, wie er im Dorf genannt wird. Er<br />
ist Organist und spielt schon 76 Jahre lang<br />
in bewährter Weise die Orgel in der Kirche<br />
von Percha. Als 8-jähriger Bub wurde der<br />
heute 83-jährige Johann Steiner, der „Gönner<br />
Hansl“, von Pfarrer Gilbert Wurzer in<br />
die Chorgemeinschaft aufgenommen. Bald<br />
schon setzte Hochwürden Gilbert den jungen<br />
Gönnersohn aus Wielenberg als jungen<br />
Chorleiter ein, der den Chor von 1950 bis<br />
1960 leitete. Im Jahr1950 wurde der heutige<br />
82-jährige Andreas Durnwalder in den<br />
Chor aufgenommen. 35 Jahre sang Durnwalder<br />
im gemischten Chor und singt seit<br />
1960 ohne Unterbrechung beim Männerchor.<br />
Der „vierte und letzte im Bunde“ war<br />
Siegfried Niederwanger selbst, der inzwischen<br />
ein Alter von 79 Jahren erreicht hat.<br />
Wie er selbst sagt, hat ihn Pfarrer Wurzer<br />
beinahe gezwungen, in den Chor einzutreten.<br />
Gemeinsam mit dem damaligen Schüler,<br />
dem später bekannten Professor Hans<br />
Obkircher hat er von Pfarrer Wurzer unter<br />
strengen Erziehungsmethoden im Widum<br />
das Singen (Sopran) gelernt und ist<br />
somit gut 70 Jahre Chormitglied und 57<br />
Jahre Obmann.<br />
„Unschätzbarer Beitrag für<br />
die Gemeinschaft”<br />
Nach der Ansprache des Chorobmannes<br />
gratulierte Erich Deltedesco, der Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes, dem Männerchor<br />
zu seinem 60-jährigen Bestehen<br />
und verwies auf die Bedeutung der Musik,<br />
die keine Grenzen kennt und zur Förderung<br />
der Gemeinschaft einen unschätzbaren Beitrag<br />
leistet. Es sind die Musik und der Gesang,<br />
die das Dorfleben bewegen, sie sind<br />
eine Sprache, die alle verstehen und die die<br />
Herzen höher schlagen lässt. In dieser Hinsicht<br />
habe der Männerchor von Percha unter<br />
der bewährten Obmannschaft von Siegfried<br />
Niederwanger für die Bevölkerung Großartiges<br />
geleistet. Er dankte allen Chormitgliedern<br />
und besonders dem Obmann sowie<br />
dem Chorleiter Albert Pahl für ihr langjähriges<br />
Wirken und wünschte sich, dass der<br />
Gesang weiterhin so lebendig bleibe und allen<br />
Menschen weiterhin viel Freude bereite.<br />
Als Anerkennung für die 60-jährige Tätigkeit<br />
überreichte Deltedesco an den Chorobmann<br />
Siegfried Niederwanger die Ehrenurkunde<br />
des Chorverbandes und des<br />
Verbandes Südtiroler Kirchenchöre. Diesen<br />
Dankesworten schlossen sich auch Bürgermeister<br />
Martin Schneider, Altbürgermeister<br />
Joachin Reinalter, der Präsident des Pfarrgemeinderates<br />
Markus Seyr und der Vertreter<br />
der MusikkapellePercha, Reinhold Zimmerhofer,<br />
an. Alle wussten die Arbeit des<br />
Männerchores sehr zu schätzen und dankten<br />
für den selbstlosen Einsatz zum Wohle<br />
der Bevölkerung.<br />
Ehrungen verdienter<br />
Mitglieder<br />
Im Rahmen dieser 60-jährigen Jubiläumsfeier<br />
erfolgte auch die Ehrung lang verdienter<br />
Chormitglieder. Das Ehrenzeichen in Bronze<br />
erhielten Paul Oberhollenzer (für 11 Chordienstjahre)<br />
und Hermann Siessl (16 Chordienstjahre).<br />
Das große goldene Verdienstabzeichen<br />
erhielten Franz Mair (59 Jahre<br />
davon 48 Jahre im Ausschuss) und Norbert<br />
Oberrauch (54 Jahre) und das goldene Verdienstabzeichen<br />
Josef Regensberger (46<br />
Jahre). Sechs Sängern wurde für über 60<br />
Chordienstjahre das diamantene Ehrenabzeichen<br />
verliehen: Johann Zimmerhofer<br />
(76 Chordienstjahre und gleichzeitig Organist),<br />
Johann Steiner (75 Jahre, davon<br />
10 Jahre Chorleiter), Siegfried Niederwanger<br />
(71 Jahre, davon 57 Jahre Obmann),<br />
Andreas Durnwalder (71 Jahre), Albert Pahl<br />
(69 Jahre, davon 65 Jahre Chorleiter) Johann<br />
Oberleiter (64 Jahre, davon 40 Jahre<br />
Sänger in Nasen).<br />
Nach Redaktionsschluss erreichte uns die<br />
traurige Nachricht, dass Chorleiter Albert<br />
Pahl am 5. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> unerwartet verstorben<br />
ist: „Die Harmonie, die du in der Musik<br />
gesucht hast, möge dich nun auf deiner<br />
Reise begleiten.“<br />
Erich Deltedesco (links), der Obmann des Südtiroler Chorverbandes mit den geehrten Mitgliedern des Männerchors Percha<br />
Fotos: Johann Passler<br />
KulturFenster<br />
21 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
30 Jahre Chorgesang<br />
„VocalArt“ feiert Geburtstag<br />
Nach mehr als einem Jahr erzwungenen<br />
Stillstandes für alle Kultur- und Musikschaffenden<br />
im Land erleben die Menschen den<br />
Neustart des Musiklebens wie eine Befreiung,<br />
und sie merken, welch hohen Stellenwert<br />
die Musik in ihrem Leben einnimmt, ob<br />
es nun der Besuch eines Konzerts ist oder<br />
die eigene musikalische Tätigkeit im Chor<br />
oder im Instrumentalensemble.<br />
Für die 20 Sänger*innen des Ensembles<br />
„VocalArt“ gilt es, das Jahr <strong>2021</strong> besonders<br />
zu feiern. Im Herbst vor genau 30 Jahren<br />
gründeten einige Musiklehrer*innen unter<br />
der künstlerischen Leitung von Domkapellmeister<br />
Heinrich Walder das Ensemble mit<br />
dem Ziel, anspruchsvolle Werke der Vokalpolyphonie<br />
aus unterschiedlichen Epochen<br />
zur Aufführung zu bringen.<br />
Für die Gründung des Vokalensembles „VocalArt“<br />
vor 30 Jahren bot die Musiklandschaft<br />
Brixens einen überaus günstigen Boden.<br />
Hinzu kamen besondere Glücksfälle,<br />
wie die Neubesetzung der Stelle des Domkapellmeisters<br />
mit Heinrich Walder, seine<br />
persönlichen Beziehungen zu gut ausgebildeten<br />
Musiker*innen und ihre gemeinsame<br />
Idee, einen Chor zu gründen, ein<br />
kleines Vokalensemble mit fl exibler Besetzung,<br />
das es in Brixen noch nicht gab.<br />
Dieses erste „Brixner Vokalensemble“ trat<br />
mit nur 8 Mitgliedern das erste Mal am 14.<br />
Dezember 1991 anlässlich eines Rorateamtes<br />
im Dom zu Brixen auf.<br />
Seither stand das Ensemble regelmäßig mit<br />
unterschiedlichen Programmen auf Konzertbühnen,<br />
in vielen Kirchen des Landes,<br />
aber auch bei Konzertauftritten im benachbarten<br />
Ausland und in Norditalien. Es widmete<br />
sich der alten und neuen Musik und<br />
realisierte auch einige Uraufführungen. Ein<br />
sachkundiges Publikum war dem Ensemble<br />
dabei immer sicher. Im Rückblick erscheinen<br />
die drei Jahrzehnte im Zeichen<br />
der Vokalmusik als eine schier unglaubliche<br />
Leistung, und als beeindruckender<br />
Beweis für Leidenschaft und Ausdauer im<br />
Dienst der Chormusik.<br />
Der Vinschger Marian Polin übernahm<br />
im Herbst 2016 die Ensembleleitung. Er<br />
hat seine Ausbildung zum Kirchenmusiker<br />
und Organisten an der Universität<br />
für Musik und Darstellende Kunst Wien,<br />
an der Anton-Bruckner-Privatuniversität<br />
Das Ensemble VocalArt Brixen bei seiner<br />
Aufführung der Krönungsmesse<br />
von W. A. Mozart in der Pfarrkirche<br />
Vintl aus dem Jahr 2017.<br />
Die Aufzeichnung davon hat auf Youtube<br />
bereits über 150.000 Aufrufe.<br />
Youtube: https://www.youtube.com/<br />
watch?v=1hv5sJe-Fr0&t=1017s<br />
Linz und an der Haute École de Musique<br />
Lausanne/Fribourg erhalten. Unter seiner<br />
Leitung wird der Chor sein Jubiläum mit<br />
einem Festkonzert am 23. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />
im Dom zu Brixen begehen, das die Initiative<br />
Musik und Kirche veranstaltet. Auf<br />
dem Programm stehen zum einen die 1798<br />
entstandene „Missa in angustiis“, die sog.<br />
Nelson-Messe und das „Te deum“ von<br />
Joseph Haydn (1732–1809).<br />
KulturFenster<br />
22 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
„Ein Abend mit einem weinenden<br />
und einem lachenden Auge“<br />
Verabschiedung von Pater Meinrad und Ehrungen<br />
Am 6. August, dem Fest der<br />
„Verklärung des Herrn“, war<br />
ein ganz besonderer Abend<br />
für die Dorfgemeinschaft in<br />
Ratschings. Unter den zahlreichen<br />
Gästen konnten unter<br />
anderem Bürgermeister Sebastian<br />
Helfer, Margareth Oberrauch<br />
vom Verband Südtiroler<br />
Kirchenmusik und Klaus<br />
Fischnaller vom Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen begrüßt<br />
werden.<br />
Der Frauen- und Mädchenchor Ratschings<br />
wurde für sein 25-jähriges<br />
Wirken geehrt.<br />
Die Pfarrgemeinde verabschiedete<br />
sich an diesem<br />
Abend mit einem Dankgottesdienst<br />
vom langjährigen Aushilfsseelsorger<br />
Pater Meinrad. Der Pfarrverantwortliche<br />
Martin Brunner würdigte das Wirken<br />
und die Art der Seelsorge Pater Meinrads<br />
– stets auf gleicher Augenhöhe, verbunden<br />
mit vielen selbst erlebten Schicksalen und<br />
entsprechenden Antworten auf viele Fragen.<br />
Die Pfarrgemeinde hatte Pater Meinrad<br />
sehr „liebgewonnen“.<br />
Symbolisch wurden Pater Meinrad ein Paar<br />
Schuhe überreicht, die ihn den Schritt in<br />
den neuen Lebensabschnitt nach Meran<br />
erleitern sollen.<br />
Genutzt wurde dieser Abend auch, um Ehrungen<br />
für verdiente Personen zu vergeben,<br />
welche bereits im vorigen Jahr fällig<br />
gewesen wären, durch die Corona-Auflagen<br />
damals aber nicht in feierlichem Rahmen<br />
überreicht werden konnten.<br />
So waren der Mädchen- und Frauenchor besonders<br />
überrascht, als sie für ihre 25-jährige<br />
Tätigkeit geehrt wurden. Hervorgehoben<br />
wurde ihre Eigeninitiative und die Begeisterung<br />
sowie die gute und stetige Weiterbildung<br />
der Sängerinnen. Durch diese guten<br />
Eigenschaften erreichte der Verein großes<br />
Ansehen im Dorf und darüber hinaus.<br />
Auch der ehemalige Pfarrmesner Peter<br />
Schölzhorn wurde für seine pflichtbewusste,<br />
25-jährige Tätigkeit geehrt. Tagtäglich<br />
war Peter mehrmals in der Kirche,<br />
um nach dem Rechten<br />
zu sehen. Es wird sehr<br />
schwierig werden, einen<br />
guten Nachfolger für ihn<br />
zu finden.<br />
Außergewöhnlich war<br />
auch die letzte Ehrung:<br />
Franz Seeber spielt bereits<br />
seit mehr als 60 Jahren,<br />
ehrenamtlich an der<br />
Orgel. Sonntag für Sonntag,<br />
an sämtlichen Feiertagen,<br />
Beerdigungen<br />
und Hochzeiten gestaltet<br />
Seeber mit viel Können<br />
und Schwung die<br />
Eucharistiefeiern mit.<br />
Der aufrichtige Dank wurde Seeber dafür<br />
in Pfitscher Serpentin gemeißelt, welcher<br />
weiters von drei originalen Orgelpfeifen<br />
geziert wurde.<br />
Nach dem feierlichen Schlusssegen durch<br />
Pater Meinrad wurde der Abend vor dem<br />
Vereinshaus mit einem Konzert der Musikkapelle<br />
und Ehrungen verdienter Musikanten<br />
fortgeführt. Bürgermeister Helfer<br />
unterstrich die Wichtigkeit der Vereine,<br />
welche auch für einen guten Zusammenhalt<br />
in der Dorfgemeinschaft fundamental<br />
sind. Er appellierte an alle, sich nicht nur<br />
mit Meinungen der Medien zufriedenzugeben,<br />
sondern diese auch in der Gemeinschaft<br />
und in den Vereinen zu diskutieren,<br />
und dankte abschließend den Geehrten,<br />
welche dafür bestes Beispiel geben.<br />
Redaktionsschluss für<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />
KulturFenster<br />
23 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Eine möglichst stimmige Symbiose von<br />
Natur- und Kulturlandschaft ist für die<br />
Heimatpeger*innen identitätsstiftend.<br />
Foto: Freddy Planinschek<br />
KulturFenster<br />
24 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
aufbauend<br />
Identitätsstiftende Orte schaffen<br />
Kritische Beiträge auf der Tagung des Heimatpflegeverbandes<br />
und der Architekturstiftung Südtirol<br />
Was macht einen Ort zu einem identitätsstiftenden<br />
Ort, zu einem Ort, an dem das Zusammenspiel<br />
von Menschen, Kultur- und Naturlandschaft<br />
zu einem ästhetischen Ganzen<br />
wird? Wie entsteht ein lebendiger Ort? Und<br />
welche Voraussetzungen braucht es, um<br />
zu einem identitätsstiftenden Ort zu werden?<br />
Wichtige Fragen, die auf der Tagung<br />
„Identitätsstiftende Orte“ erörtert wurden.<br />
Das Schwerpunktthema <strong>2021</strong> des Heimatpflegeverbandes<br />
ist die Baukultur. Ein Höhepunkt<br />
im Jahresprogramm war deshalb<br />
diese Tagung Mitte September, die der HPV<br />
in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung<br />
Südtirol organisiert hatte. Das Besondere<br />
daran: Es war eine sogenannte Hybridveranstaltung,<br />
die sowohl in Präsenz<br />
im Bozner Waltherhaus als auch live über<br />
den youtube-Kanal des Heimatpflegeverbandes<br />
verfolgt werden konnte und die für<br />
Interessierte weiterhin auf youtube abrufbar<br />
ist (https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol).<br />
Etwas „Besonderes“<br />
war auch die Vielfalt an Themen,<br />
die an diesem Abend kritisch beleuchtet<br />
und am Ende im Rahmen einer Diskussions-<br />
und Fragerunde vertieft wurden.<br />
Emotion und Partizipation<br />
Claudia Plaikner, die Obfrau des Heimatpflegeverbandes,<br />
stimmte auf die Tagung<br />
ein. Sie setzte sich mit dem Begriff Identitätsstiftung<br />
auseinander, der immer auch<br />
mit dem Begriff Heimat zusammenhänge.<br />
„Heimat entsteht aus emotionalen Bindungen<br />
und sozialer Vernetzung in einem<br />
persönlichen Handlungs- und Verantwortungsraum“,<br />
zitierte sie den Bund für Heimat<br />
und Umwelt in Bonn. Es gehe also<br />
weniger um die Heimat als bauliche Struktur<br />
oder territoriale Verortung, sondern es<br />
gehe insbesondere um Bindung, Vernetzung<br />
der Menschen und um deren persönlich<br />
zu füllenden Handlungs- und Verantwortungsraum.<br />
Für eine Identitätsstiftung unabdingbar<br />
sei die Möglichkeit der gemeinsamen Entscheidung.<br />
„Das hat viel mit Partizipation<br />
und Demokratie zu tun“, unterstrich Claudia<br />
Plaikner – ein Punkt, der später in den<br />
Vorträgen noch eine wichtige Rolle spielen<br />
sollte. Auch Orte und Handlungsräume,<br />
die der besonderen historischen und aktuellen<br />
Situation gerecht werden und diese<br />
weiterentwickeln, seien identitätsstiftend.<br />
Was Architektur bewirkt<br />
„<br />
„<br />
Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation<br />
und Demokratie zu tun.<br />
Claudia Plaikner<br />
In diesem Kontext sei natürlich die Architektur<br />
zu nennen, von der eine identitätsstiftende<br />
Wirkung ausgehe. „Die historische<br />
Entwicklung einer Siedlung sollte als Wiedererkennungsmerkmal<br />
deutlich Berücksichtigung<br />
finden, das Neue im Respekt vor<br />
dem schon Vorhandenen gestaltet und eingefügt<br />
werden, ohne den Gestus des Aufgesetzten,<br />
Aufgedrängten zu hinterlassen“,<br />
forderte Claudia Plaikner.<br />
Eine möglichst stimmige Symbiose von<br />
Natur- und Kulturlandschaft sei für die<br />
Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raumentwicklung,<br />
Landschaft und Denkmalpflege, richtete<br />
zum Auftakt der Tagung einige Grußworte an die<br />
Teilnehmer*innen.<br />
Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes,<br />
versuchte, Antworten auf die<br />
Frage zu geben: Was ist identitätsstiftend?<br />
Fotos: HPV<br />
Heimatpfleger*innen identitätsstiftend:<br />
„Begegnungs- und Freiräume, Nachbarschaft,<br />
fußgänger- und radfahrerfreundliche<br />
Mobilität, Nahversorgung, Nachhaltigkeit<br />
und Integration, Sicherheit, Erwerbsmöglichkeiten,<br />
adäquates Wohnen, Kulturtätigkeit,<br />
Diskussion, aber auch Traditionen<br />
und Authentisches und viel Vorrecht und<br />
Respekt für die Natur“ – wenn diese Qualitäten<br />
von den Menschen wahrgenommen<br />
würden, so sei das identitätsstiftend.<br />
„Wenn Menschen sich dafür einsetzen, so<br />
entsteht Vertrauen, Beheimatung und Zukunft“,<br />
versicherte Claudia Plaikner.<br />
Edith Runer<br />
Zum Schlagwort „Identitätsstiftende Orte“ meinte sie, dass die<br />
Gemeindeentwicklungsprogramme, die derzeit ausgearbeitet werden, viel verändern<br />
würden. Sie seien auf die Partizipation, also die Beteiligung der Bürger*innen<br />
ausgerichtet, weshalb es aber auch notwendig sei, dass die Menschen vor Ort<br />
bereit sind mitzuarbeiten. Die neuen Kommissionen für Raum und Landschaft,<br />
die die Baukommissionen ersetzen, seien eine Chance für die Südtiroler Baukultur<br />
und damit auch für die Identität der Orte.<br />
KulturFenster<br />
25 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
aufbauend<br />
Viles (im Bild Seres) sind ein Paradebeispiel<br />
für identitätsstiftende Orte, die es<br />
zu erhalten gilt. Foto: Freddy Planinschek<br />
„Les Viles“ – Einzigartige<br />
Kulturschätze im Gadertal<br />
Der Begriff „Viles“ mag in manchen Südtiroler<br />
Ohren fremd klingen. Dabei zählen diese<br />
auf Ladinisch „Les Viles“ genannten bäuerlichen<br />
Siedlungen, die man vor allem im Gadertal<br />
antrifft, zu den wertvollsten Schätzen<br />
der heimischen Baukultur. Viles, das sind<br />
kleine Häusergruppen mit einer langen Geschichte<br />
und einem einzigartigen Charakter<br />
im Alpenraum. Die Viles sind daher ein<br />
Paradebeispiel für identitätsstiftende Orte.<br />
Sigrid Piccolruaz, die Gadertaler Architektin,<br />
hat sich im Auftrag des Landes Südtirol<br />
bei mehreren Projekten über Jahre<br />
hinweg der Erhaltung und des Schutzes<br />
der Viles in Enneberg, St. Martin in Thurn<br />
und Wengen angenommen und weiß daher<br />
um den Wert dieser Baukulturschätze.<br />
Viles sind – so erklärte es Sigrid Piccolruaz<br />
– nicht nur einfache Häusergruppen,<br />
sondern jedes für sich ist ein „sozialer<br />
Mikrokosmos“, in dem einzelne<br />
Familien leben, aber die Gemeinschaft<br />
eine große Rolle spielt. Neben dem bäuerlichen<br />
Eigentum hat es immer auch gemeinschaftliche<br />
Plätze gegeben, die von<br />
allen Bewohnern des Ortes in Anspruch<br />
genommen wurden, so der Brunnen, der<br />
Steinofen oder die Tränke für die Tiere.<br />
Diese soziale Konstellation machte die<br />
Viles zum gesellschaftlichen und sozialen<br />
„Erfolgsmodell“, wie man es heute<br />
bezeichnen würde.<br />
Anhand von Damals-heute-Vergleichsfotos<br />
machte Sigrid Piccolruaz in ihrem<br />
Vortrag deutlich, dass gar einige Viles in<br />
der Vergangenheit durch unsachgemäße<br />
Eingriffe ihren Charakter verloren haben<br />
oder ihn fast zu verlieren drohten. „Gemeinschaftsplätze<br />
wurden zum Beispiel<br />
zu Parkplätzen umfunktioniert, Gebäude<br />
ohne Berücksichtigung des historisch Gewachsenen<br />
renoviert oder die Orte durch<br />
Straßen auseinandergerissen, wodurch es<br />
auch zu Zersiedelung kam.“ Das Schutzprogramm<br />
hätte so manchen größeren<br />
Schaden verhindert, doch es wäre laut<br />
Piccolruaz unbedingt<br />
notwendig, weitere<br />
Schutzmaßnahmen<br />
einzuleiten,<br />
damit<br />
die Viles als<br />
identitätsstiftende<br />
Orte erhalten<br />
bleiben.<br />
Der Steinbackofen im Zentrum ist ein Ort der Gemeinschaft.<br />
Foto: S. Piccolruaz<br />
Architektin Sigrid Piccolruaz<br />
Foto: HPV<br />
KulturFenster<br />
26 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Hotel-Architektur als<br />
Weltanschauungsymbol<br />
Vortrag von Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer<br />
Die spannende Geschichte hinter einigen<br />
Prunkbauten der Hotelarchitektur erläuterte<br />
Bettina Schlorhaufer in ihrem Vortrag.<br />
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Bettina<br />
Schlorhaufer aus Innsbruck hat durch ihre<br />
Tätigkeit einen starken Bezug zu Südtirol.<br />
Unter anderem leitete sie von 2016 bis 2019<br />
das Projekt „Berghotels 1890–1930: Südtirol,<br />
Nordtirol, Trentino“, woraus ein Buch<br />
mit zwei Bänden entstanden ist. Darin beschreibt<br />
sie die Entstehung der ersten Hotels<br />
in den Alpen, sowohl in den Städten als<br />
auch in entlegenen Hochgebirgslandschaften.<br />
Aus den Untersuchungen ging hervor,<br />
dass sich die Häuser des „Vereins für Alpenhotels<br />
in Tirol“ als Weltanschauungssymbole<br />
ihrer Erbauer in den landschaftlichen<br />
Kontext einfügen sollten. Die den 1890er-<br />
Jahren in Südtirol errichteten Berghotels<br />
seien somit auch als Orte deutschnational<br />
gesinnter Raumbeanspruchung von Gebirgsregionen<br />
bzw. als solche zu sehen, die<br />
unter den kulturellen und politischen Superioritätsvorstellungen<br />
ihrer Betreiber architektonisch<br />
Gestalt annahmen.<br />
Bettina Schlorhaufer brachte in ihrem Vortrag<br />
eine Reihe von Beispielen und beschrieb<br />
das Ansinnen der Erbauer. Sie<br />
Prachtgebäude für betuchte Gäste: das 1894 bis 1896 erbaute Hotel „Karersee“ der Architekten<br />
Musch & Lun<br />
Fotos aus: „Berghotels 1890–1930: Südtirol, Nordtirol, Trentino“<br />
zeigte historische Fotos von Prunkbauten<br />
wie dem Hotel „Brennerbad“, vom „Dolomitenhotel“<br />
in Toblach, vom „Meranerhofe“<br />
oder auch vom Hotel „Sulden“,<br />
das vom einflussreichen Politiker Theodor<br />
Christomannos und dem Architekten<br />
Otto Schmid errichtet wurde. Damals wie<br />
heute waren es meistens nicht einzelne<br />
kleine Bauherren, die einfach nur Gäste<br />
beherbergen wollten, sondern oft standen<br />
– ebenso wie heute – große Aktiengesellschaften<br />
und Investoren hinter den Gebäudekolossen,<br />
die für maximal drei Monate<br />
im Jahr Saison hatten. Gar manche<br />
dieser Hotelbauten wurden später im Ersten<br />
Weltkrieg militärisch genutzt.<br />
Aus den Ausführungen der Referentin ging<br />
hervor, dass die Hotelarchitektur in Südtirol<br />
früher wesentlich von einer quasi importierten<br />
Baukultur geprägt<br />
war. Was das mit<br />
der heutigen Zeit<br />
zu tun hat, das<br />
war vor allem<br />
bei der anschließenden<br />
Diskussionsrunde<br />
Thema<br />
(siehe S. 30).<br />
Theodor Christomannos ließ das 1895 errichtete Hotel „Sulden“ von Architekt<br />
Otto Schmid entwerfen.<br />
Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer<br />
Foto: HPV<br />
KulturFenster<br />
27 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
aufbauend<br />
Kulturgüterschutz:<br />
„Es geht auch um Emotionen“<br />
Vortrag von Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />
Reichen die bestehenden Instrumente wie<br />
der Ensembleschutz und der Denkmalschutz<br />
aus, um dem in der „Erklärung von Davos“<br />
verankerten Kulturgüterschutz Rechnung zu<br />
tragen? Die Antwort von Karin Dalla Torre<br />
lautet: Nein.<br />
In ihrem Vortrag sprach die Landeskonservatorin<br />
über das kulturelle Erbe und in diesem<br />
Zusammenhang auch vom Schutz des<br />
Ungeschützten, von den vielen Objekten,<br />
die nicht offiziell unter Schutz stehen, aber<br />
zu erhalten wären. „Wir brauchen einen<br />
erweiterten, disziplinübergreifenden Dialog<br />
und eine gemeinsame Strategie über<br />
die Institutionen hinweg“, unterstrich Dalla<br />
Torre. Das Zusammenwirken von Architekturstiftung<br />
Südtirol und Heimatpflegeverband<br />
sei ein positives Beispiel dafür. Dabei<br />
sei das gebaute Kulturerbe nicht der<br />
rückwärtsgewandte Seniorpartner im Zukunftsdiskurs<br />
von hoher Baukultur, Identität<br />
und Nachhaltigkeit, sondern: „Das<br />
gebaute Kulturerbe ist das Kraftzentrum<br />
des Diskurses.“<br />
Die Frage, ob ein Gebäude erhalten, abgerissen,<br />
weitergebaut oder unter Schutz<br />
gestellt wird, sei aber nicht nur eine Frage<br />
des Machbaren und Bezahlbaren, sondern<br />
auch eine Frage der emotionalen Bindung<br />
an das Gebäude: „Alte Häuser speichern<br />
gelebte Leben und erhalten dadurch eine<br />
Seele, deren Tragweite weit über die Qualität,<br />
das Alter der verbauten Materialien und die<br />
Kunstfertigkeit des Bauens hinausgehen.“<br />
Das „Bauinventar Südtirol" soll helfen, besser und im Sinne von identitätsstiftenden Orten<br />
zu planen und zu bauen.<br />
Es gebe leider viele Beispiele von Gebäuden<br />
oder Ensembles, denen die identitätsstiftende<br />
Qualität durch irgendwelche Eingriffe<br />
genommen worden ist. Aus dieser Entwicklung<br />
heraus ist im Landesdenkmalamt das<br />
Projekt „Bauinventar Südtirol“ entstanden.<br />
Ausgehend von einem Pilotprojekt in Schluderns<br />
sollen künftig sämtliche Bauwerke<br />
„<br />
Alte Häuser speichern gelebte Leben<br />
und erhalten dadurch eine<br />
Seele, deren Tragweite weit über<br />
„<br />
die Qualität, das Alter der verbauten<br />
Materialien und die Kunstfertigkeit<br />
des Bauens hinausgehen.<br />
Karin Dalla Torre<br />
in den 116 Gemeinden des Landes nach<br />
bau- und kunsthistorischen sowie volkskundlichen<br />
und kulturlandschaftlichen Aspekten<br />
erhoben werden. Die Ergebnisse<br />
der Erhebungen würden den Verantwortlichen<br />
„Werkzeuge“ in<br />
die Hand geben,<br />
um besser und<br />
im Sinne von<br />
identitätsstiftenden<br />
Orten<br />
planen<br />
und bauen<br />
zu können.<br />
Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />
Foto: HPV<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />
KulturFenster<br />
28 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Die Einzigartigkeit<br />
eines Ortes erhalten<br />
Susanne Waiz koordiniert das Interreg-Projekt in Schluderns<br />
Alt und Neu in Harmonie<br />
„Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation<br />
und Demokratie zu tun“, sagt die Obfrau<br />
des Heimatpflegeverbandes, Claudia<br />
Plaikner. Ein Beispiel, wie diese Partizipation<br />
gelingen könnte, stellte die Architektin<br />
Susanne Waiz vor.<br />
Sie koordiniert in Schluderns das Interreg-Projekt<br />
„Umsetzbare Ortskernrevitalisierung<br />
Terra Raetica“. Hintergrund<br />
des Projektes ist die Tatsache, dass es<br />
in den fünf Ensembleschutzzonen des<br />
historischen Zentrums noch 60 große<br />
steinerne Stadel gibt, die nicht genutzt<br />
werden – das sind zwei Drittel aller Wirtschaftsgebäude.<br />
Susanne Waiz erklärte<br />
in ihrem Vortrag, dass ab den 1950erund<br />
bis hinein in die 1960er-Jahre zum<br />
einen der Wandel in der Landwirtschaft,<br />
zum anderen auch die 1965 erfolgte Ansiedelung<br />
der Beschlägefabrik Hoppe<br />
in Schluderns zu einem Niedergang<br />
der kleinbäuerlichen Lebenskultur geführt<br />
hatte. Aufgrund besonderer Umstände<br />
seien in Schluderns zum Glück<br />
nicht alle nicht mehr gebrauchten Stadel<br />
Wohn- und anderen Zwecken zugeführt<br />
worden. Aber sie stünden leer. Und das<br />
will die Gemeinde nun mit diesem Projekt<br />
ändern. Architektin Waiz führte einige<br />
Beispiele auf, wie Stadel bereits jetzt<br />
gut genutzt werden. So gibt es etwa einen<br />
Laden mit Vinschger Produkten, ein<br />
Atelier oder ein Museum.<br />
Doch man will diese Entwicklung fortsetzen,<br />
weshalb am 20. November die Aktion<br />
„Offene Türen“ stattfindet. Sie richtet<br />
sich in erster Linie an die Bevölkerung<br />
von Schluderns, die dazu angeregt werden<br />
soll, „Orte zu erinnern“ und dadurch<br />
Ideen für die Zukunft ihres Heimatortes<br />
zu entwickeln. Einige Leerstandsobjekte<br />
im Zentrum werden für diesen einen Tag<br />
für alle zugänglich gemacht, und es gibt<br />
dort auch Aktionen. Außerdem werden<br />
Bauforscher durch die Gebäude führen,<br />
und es soll Gespräche geben, bei denen<br />
Vorschläge gesammelt und später bei der<br />
Umsetzung von Ideen verwendet werden.<br />
„Die Ortskernrevitalisierung muss den<br />
Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung<br />
tragen, und sie wird nur dann funktionieren,<br />
wenn neben der Wohnnutzung auch<br />
andere Bedürfnisse erfüllt werden“, unterstrich<br />
Susanne Waiz. Auf jeden Fall<br />
handelt es sich um ein spannendes Projekt,<br />
dessen Ausgang noch offen ist. Das<br />
Ziel aber ist klar: das<br />
Einzigartige dieses<br />
Dorfes und<br />
damit seine<br />
Identität zu<br />
erhalten.<br />
Aus einem Stadel wird ein Dorfladen mit einheimischen Produkten.<br />
Fotos: Susanne Waiz<br />
Architektin Susanne Waiz<br />
KulturFenster<br />
29 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
aufbauend<br />
Hotelprojekte: „Politik muss<br />
klare Kante zeigen“<br />
Podiumsdiskussion konzentriert sich auf den<br />
Tourismus und seine Auswüchse<br />
Die Diskussionsteilnehmer*innen: Bettina Schlorhaufer, Sigrid Piccolruaz, Karin Dalla<br />
Torre, Moderator Carlo Calderan, Susanne Waiz, Claudia Plaikner und Hans Heiss (v. l.)<br />
„<br />
Mit einer Kostenwahrheit im Tourismus<br />
würden sich viele Projekte erübrigen.<br />
Claudia Plaikner<br />
„<br />
„<br />
„<br />
„<br />
Wir haben aus der Geschichte nichts<br />
gelernt. Bettina Schlorhaufer<br />
„<br />
Theodor Christomannos war der Benko<br />
seiner Zeit. Karin Dalla Torre<br />
Auch wenn vielleicht nicht beabsichtigt, so<br />
konzentrierte sich die Podiumsdiskussion<br />
im Anschluss an die Fachvorträge auf ein<br />
großes Thema: Südtirols Tourismus, seine<br />
Hotelburgen und die „Eventisierung“ der<br />
Landschaft.<br />
Neben den Referentinnen und HPV-Obfrau<br />
Claudia Plaikner nahm auch der Historiker<br />
und Tourismusfachmann Hans<br />
Heiss an diesem Gedankenaustausch teil,<br />
den Carlo Calderan von der Architekturstiftung<br />
Südtirol moderierte. Zudem beteiligte<br />
sich das Publikum mit Stellungnahmen<br />
und Fragen an der Diskussion.<br />
Identitätslose Hotelbauten<br />
Einige Punkte und Stimmen aus der Diskussion:<br />
„Südtirol hat aus der Geschichte nichts gelernt.“<br />
Das betonte die Kunstihistorikerin<br />
Brigitte Schlorhaufer, ähnlich formulierte<br />
es auch die Architektin Susanne Waiz. Wie<br />
es schon im 19. Jahrhundert einige wenige<br />
Investoren waren, die mit Prunkbauten eine<br />
elitäre Schicht an Gästen in die Alpen locken<br />
wollten, so sind es auch heute sehr<br />
oft anonyme Investmentgesellschaften, die<br />
allen Fachleuten und vor allem den Bürgern<br />
zuvorkommen. Verträge sind längst<br />
unterschrieben, wenn irgendwelche Gremien<br />
auf den Plan treten. Kurzum: Beim<br />
Bauen hat weder die identitätsstiftende<br />
noch die soziale Komponente Gewicht,<br />
es geht rein um das Wirtschaftliche. Dem<br />
stimmte auch Hans Heiss zu, der meinte,<br />
es zeichne sich schon seit 15 Jahren ein<br />
Trend zum identitätslosen Hotelbau und<br />
zur „Eventisierung“ im Tourismus ab.<br />
Vom Früher ins Heute<br />
Mit einem interessanten Vergleich legte<br />
Landeskonservatorin Karin Dalla Torre<br />
allerdings einen Unterschied von früher<br />
und heute dar. Sie bezeichnete den Hotelpionier<br />
Theodor Christomannos als den<br />
„Benko seiner Zeit“, machte aber deutlich,<br />
dass wir inzwischen in einer Demokratie<br />
leben und entsprechende Instrumente der<br />
Steuerung hätten, um aggressive (Hotel-)<br />
Projekte, zu verhindern. Auch die Landeskonservatorin<br />
gab zu, dass man mit den<br />
herkömmlichen Instrumenten bisher immer<br />
zu spät gekommen sei. Ob die neuen<br />
Leitlinien, die u. a. durch das Tourismusentwicklungskonzept<br />
oder das neue Ge-<br />
setz zu Raum und Landschaft geschrieben<br />
werden, mehr Möglichkeiten des Eingreifens<br />
bieten werden, müsse sich wohl erst<br />
zeigen. Hans Heiss forderte jedenfalls klar<br />
einen Bettenstopp. Die Politik müsse hier<br />
„klare Kante“ zeigen.<br />
HPV-Obfrau Claudia Plaikner unterstrich,<br />
dass es in jedem Fall die Politik sei, die<br />
bestimmten Entwicklungen im Tourismus<br />
einen Riegel vorschieben müsse. Sie forderte<br />
zum einen eine Kostenwahrheit im<br />
Tourismus – „dadurch würden sich viele<br />
Projekte erübrigen“. Zum anderen forderte<br />
sie bessere Gesetze, und da sei die Politik<br />
am Zug. Das neue Gesetz für Raum und<br />
Landschaft habe gezeigt, dass Partizipation<br />
auch eine Worthülse sein kann: „Wir<br />
haben uns zwar stark eingebracht, aber<br />
unsere Vorschläge sind kaum berücksichtigt<br />
worden.“ Sie forderte eine „echte Partizipation<br />
mit Verbindlichkeit“, damit Menschen<br />
auch die Motivation haben, sich für<br />
ihre Anliegen und für Natur und Kulturlandschaft<br />
einzusetzen.<br />
Edith Runer<br />
Diskussion abrufbar unter:<br />
https://www.youtube.com/c/<br />
heimatpflegeverbandsuedtirol<br />
KulturFenster<br />
30 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Heimatpege<br />
Traditionelles Kulturgut<br />
weiterhin fördern<br />
Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal<br />
Die Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes mit Obfrau Claudia Plaikner und den HPV-Mitarbeitern<br />
In Pfelders im Passeiertal haben sich die<br />
Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes<br />
im Sommer zu ihrer alljährlichen Tagung getroffen.<br />
Voraussichtlich zum vorletzten Mal,<br />
denn der Heimatpflegeverband hat die Bearbeitung<br />
und Betreuung der Landschaftspflegebeiträge<br />
abgegeben.<br />
Wie im „KulturFenster“ bereits berichtet,<br />
hat der Heimatpflegeverband Ende 2020<br />
die Abwicklung der Ansuchen um Beiträge<br />
für Landschaftspflege aufgrund von<br />
mangelnder Wertschätzung und zunehmender<br />
Bürokratisierung an das Landesamt<br />
für Landschaftsschutz abgegeben.<br />
Nichtsdestotrotz setzt sich der Verband<br />
auch weiterhin mit vollem Einsatz für die<br />
kleinen Paradiese und Wunder ein, die wir<br />
u. a. mit den vielen Kleindenkmälern hier<br />
glücklicherweise – noch – haben. Denn<br />
bei der Sanierung und Wiedererrichtung<br />
von Holzzäunen, Stroh- und Schindeldächern,<br />
Trockensteinmauern, Wegkreuzen,<br />
Bildstöcken, Mühlen usw. geht es nicht um<br />
kosmetische Eingriffe für eine touristische<br />
Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst<br />
gelebte Kultur.<br />
Beitragszahlung ausgesetzt<br />
Im Zuge der Versammlung wurde auch<br />
über die derzeit fehlenden Geldmittel<br />
zum Schutz der Kleindenkmäler disku-<br />
tiert. Denn mit Dekret <strong>Nr</strong>. 1041 vom 22.<br />
Dezember 2020 hatte die Landesregierung<br />
aufgrund „reduzierter Geldmittel für<br />
das Ressort für Raumentwicklung, Landschaft<br />
und Denkmalpflege“ beschlossen,<br />
die Landschaftspflegebeiträge für das Jahr<br />
<strong>2021</strong> auszusetzen. Obfrau Claudia Plaikner<br />
betonte, dass diese Maßnahme eine<br />
der Coronakrise geschuldete, einmalige<br />
Bei der Sanierung und Wiedererrichtung von Kleindenkmälern geht es nicht um kosmetische<br />
Eingriffe für eine touristische Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst gelebte Kultur.<br />
KulturFenster<br />
31 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Ausnahme bleiben muss, wenn das herausragende<br />
Kulturerbe der Südtiroler<br />
Kleindenkmäler nicht auf lange Sicht verschwinden<br />
soll.<br />
Schließlich braucht es nicht sehr viel Geld,<br />
um die Kleindenkmäler zu erhalten. 2020<br />
waren es 1,1 Millionen Euro an Beiträgen,<br />
die vermittelt wurden und die die aufwändige<br />
Arbeit vieler Bauern und anderer Bürger<br />
auf dem ganzen Landesgebiet unterstützt<br />
haben. Wie wichtig diese Beiträge<br />
sind, erkennt man, wenn man sich ein<br />
wenig über die Grenzen Südtirols hinausbewegt.<br />
Dort wo es beispielsweise keine<br />
Subventionen für Schindeldächer gibt,<br />
verschwinden die landschaftsprägenden<br />
Dächer zunehmend. Das könnte auch im<br />
Überetsch und Unterland passieren, wo<br />
viele Dächer mit Mönch-und-Nonne-Ziegeln<br />
gedeckt sind. Da diese aber nicht ge-<br />
fördert werden, ersetzt man sie seit einiger<br />
Zeit häufiger mit roten Industrieziegeln.<br />
Dank an Ehrenamtliche<br />
Die Tagung der Sachbearbeiter ist immer<br />
auch ein kleines gesellschaftliches Ereignis,<br />
bei dem viele Erfahrungen ausgetauscht<br />
werden. Dies wird wohl nur noch einmal der<br />
Fall sein. Denn die Sachbearbeiter kümmern<br />
sich jetzt noch um jene Gesuche, die bis<br />
zum Frühjahr 2020 eingereicht wurden (sie<br />
haben zwei Jahre Gültigkeit) und legen ihre<br />
Tätigkeit daraufhin nieder. Danach wird wohl<br />
noch ein letztes Mal Bilanz gezogen über<br />
jahrzehntelange fruchtbare und vor allem<br />
ehrenamtliche Arbeit, auf die der Heimatpflegeverband<br />
mit Genugtuung und Dankbarkeit<br />
zurückblickt.<br />
Heimatpflegeverband Südtirol<br />
Auch die im Unterland und Überetsch ortsbildprägenden<br />
Dacheindeckungen mit<br />
Mönch- und Nonne-Ziegeln sollten gefördert<br />
werden.<br />
Ein stolzes Lebenswerk<br />
Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes<br />
28 Jahre lang war Hans Raich – Pfeiftaler<br />
Hans – im Auftrag des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol als Sachbearbeiter für Dächer<br />
und bäuerliche Kleindenkmäler tätig.<br />
Dafür wurde der inzwischen 85-Jährige im<br />
Zuge der Tagung der Sachbearbeiter im<br />
Passeiertal geehrt.<br />
Hans Raich hatte im fernen Jahr 1992 den<br />
anspruchsvollen Auftrag zur Pflege der Kulturlandschaft<br />
übernommen und seither unermüdlich<br />
und gewissenhaft die zahlreichen<br />
Objekte zwischen der Naifschlucht im Süden<br />
des Passeiertales bis zum Timmelsjoch<br />
und Lazins im Norden betreut.<br />
Nachdem die Vergabe der Förderbeiträge<br />
an die Gebäude- und Grundbesitzer an genaue<br />
Vorschriften durch die Landesregierung<br />
gebunden ist, musste Hans schon vor<br />
der Zusage von Beiträgen die Objekte begutachten<br />
und den Eigentümern die Auflagen<br />
zur Beachtung nahelegen. Die Betreuung<br />
während der Durchführung der<br />
Arbeiten war für Hans selbstverständlich,<br />
und krönender Abschluss war die Abnahme<br />
(Kollaudierung), die Hans bei größeren<br />
Bauten wie Stallungen auf Almen<br />
auch Kraxelkünste auf die Dächer abverlangte.<br />
Dann erst konnte der Heimatpflegeverband<br />
von der erfolgten Restaurierung<br />
benachrichtigt werden. Am Verbandssitz<br />
in Bozen wusste man von der Gewissenhaftigkeit<br />
und fachlichen Kompetenz von<br />
Hans, und es konnte zur Auszahlung der<br />
Beiträge geschritten werden.<br />
Hans verwendete nicht nur als Sachbearbeiter<br />
seine Freizeit für die Talgemeinschaft,<br />
sondern war – ebenfalls 28 Jahre lang – Obmann<br />
des Krippenvereines Passeier (1990–<br />
2018), den er mit Hilfe der Ausschussmitglieder<br />
zu seltener Blüte bringen konnte.<br />
Jährlich erfolgten Krippenausstellungen und<br />
Kulturfahrten zu Hochburgen des Krippenbaues.<br />
Ebenso erwähnenswert sind die Verdienste,<br />
die sich Hans um die Pflege des<br />
schönen Dorffriedhofes von St. Martin erworben<br />
hat. Die Gräberpflege gelang ihm<br />
in Zusammenarbeit mit Steinmetzen und<br />
Kunstschmieden sehr gut, besonders im<br />
Bereich der historischen Grabdenkmäler,<br />
die geradezu als Musterbeispiele gekonnter<br />
Grabkultur gelten können.<br />
Bei anderen gesellschaftlichen und kulturellen<br />
Vereinen war Hans ebenso stark beteiligt<br />
wie als Gemeinderat, bei der Volkshochschule,<br />
in der Volksbibliothek St. Martin<br />
und beim Katholischen Verband der Werktätigen<br />
KVW.<br />
Der Nachfolger von Hans Raich ist bis zum<br />
Abschluss der Tätigkeit der Sachbearbeiter<br />
Rudolf Gögele, Feldbauer in St. Martin.<br />
Heinrich Hofer<br />
Hans Raich erhielt von Obfrau Claudia Plaikner<br />
das Goldene Ehrenabzeichen des Heimatpflegeverbandes<br />
sowie eine Ehrenurkunde.<br />
Foto: HPV<br />
KulturFenster<br />
32 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Streuobstwiesen als Teil<br />
der Kulturlandschaft<br />
Initiative „Baumgart“ soll auf die traditionelle Form der<br />
Landnutzung aufmerksam machen<br />
Wie mehrere andere Vereine und Institutionen<br />
beteiligt sich auch der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol an der Initiative<br />
„Baumgart“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die Bedeutung der Streuobstwiesen in Südtirol<br />
aufzuzeigen.<br />
Der Begriff Streuobstwiese leitet sich nicht,<br />
wie man vermuten würde, von den weitum<br />
verstreuten Bäumen ab, die sie kennzeichnen.<br />
Vielmehr bezieht sich der Begriff auf<br />
die Nutzung von Streu, die bei dieser Art<br />
der Landnutzung eine ganz besondere Rolle<br />
spielt. Streuobstwiesen, im Dialekt auch<br />
„Pangert“, „Baumgart“ oder „Anger“ genannt,<br />
sind eine traditionelle extensive Form<br />
der Landnutzung. Dabei wird die Produktion<br />
von Obst mit der Bereitstellung von Grünfutter<br />
oder Streu kombiniert. Durch die unregelmäßigen<br />
Abstände der Obstbäume kann<br />
eine Vegetation entstehen, die bei entsprechender<br />
Bearbeitung auch als Grünfutter<br />
genutzt werden kann. Außerdem gibt es im<br />
Unterstockbereich die Möglichkeit, Kräuter<br />
oder Beeren anzubauen. Der Baumbestand<br />
einer Streuobstwiese besteht in der Regel<br />
aus Kern- oder Steinobst, manchmal sind<br />
auch Nuss- oder Kastanienbäume eingestreut.<br />
Streuobstwiesen sind von großer Bedeutung<br />
für die Biodiversität und Sortenvielfalt,<br />
zumal auf diesen Wiesen sehr oft<br />
autochthone Sorten wachsen, die man heutzutage<br />
kaum noch zu kaufen bekommt. Sie<br />
sind Grundlage für einen natürlichen Nährstoffkreislauf<br />
und ein unabdingbarer Bestandteil<br />
unserer Kulturlandschaft. Außerdem<br />
haben Streuobstwiesen einen großen<br />
kulturellen, ästhetischen und damit nicht<br />
zuletzt touristischen Wert.<br />
Initiativen pro<br />
Streuobstwiese<br />
Leider nimmt die Zahl der Streuobstwiesen<br />
in Südtirol, wie andernorts in Mitteleuropa,<br />
stetig ab. Das möchte die Initiative „Baumgart“<br />
der Eurac Research ändern. Eurac<br />
Das traditionelle „Birmehl“ wird von alten<br />
Birnensorten aus Streuobstwiesen in<br />
Verdings gewonnen.<br />
Research ist ein Zentrum für angewandte<br />
Forschung mit Sitz in Bozen, das es sich<br />
mit diesem Projekt nun zum Ziel gesetzt<br />
hat, in Zusammenarbeit mit mehreren Vereinen<br />
und Institutionen, auf den Wert des<br />
Lebensraumes Streuobstwiese aufmerksam<br />
zu machen. Das soll durch die Sammlung<br />
von Daten und Fakten, aber auch durch<br />
Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
geschehen. So wurde beispielsweise im<br />
September (nach Redaktionsschluss) ein<br />
Fotowettbewerb abgeschlossen. Außerdem<br />
sind, etwa in Zusammenarbeit mit dem<br />
Südtiroler Bauernbund, Fortbildungen,<br />
Vorträge und Workshops geplant, um die<br />
Pflege und Erhaltung dieser traditionellen<br />
Kulturform zu fördern.<br />
Textquelle: Eurac Research<br />
Hier bleibt noch Platz für Vegetation und<br />
Tiere: eine Streuobstwiese in Tschengls.<br />
Fotos: Eurac Research<br />
KulturFenster<br />
33 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Die gute alte Harass<br />
So kam die Obststeige nach Südtirol – Blick in<br />
einen Handwerksbetrieb am Nonsberg<br />
Praktisch ist sie und, auf allen Höfen und<br />
auch sonst in vielen Haushalten findet man<br />
irgendwo im Keller, im Stadel, in der Garage<br />
oder im Abstellraum eine „Harass“,<br />
die zu vielerlei Zwecken genutzt werden<br />
kann. Doch woher stammt eigentlich das<br />
Wort „Harass“, wer fertigt die Steigen an,<br />
und warum verlieren sie – leider – immer<br />
mehr an Bedeutung?<br />
Unter einer Harass verstehen wir im Allgemeinen<br />
eine Obststeige, die aber auch<br />
für vieles andere verwendet wird. Laut<br />
Duden leitet sich das Wort vom französischen<br />
„harasse“ ab, mit dem erstaunlicherweise<br />
neben „belästigen“ auch noch<br />
ein Behälter für die Beförderung von Glas<br />
verstanden wird. Auch in der Schweiz verwendet<br />
man diesen Begriff für eine Lattenkiste,<br />
mit der Flaschen transportiert<br />
werden. So kann man annehmen, dass<br />
der Begriff von der Schweiz aus über den<br />
Vinschgau seinen Einzug in den Südtiroler<br />
Dialekt gefunden hat. Ob die Südtiroler<br />
Jugend in Zukunft allerdings noch weiß,<br />
was eine Harass überhaupt ist, wage ich<br />
zu bezweifeln, denn schon seit langem<br />
wird die praktische Holzsteige von den<br />
Kisten aus Plastik verdrängt.<br />
Ausgeklügelte Form<br />
Eine traditionelle Harass besteht aus 25 Einzelteilen.<br />
Beim Boden werden fünf Stück<br />
50 cm lange Holzlatten relativ eng zusammengeschoben<br />
und an den Schmalseiten<br />
unten auf mit einer Leiste zusammengenagelt.<br />
Die Längsseiten bestehen aus je drei<br />
50 cm langen, 7,5 cm breiten und 7 mm<br />
dicken Fichtenbrettern. An den Schmalseiten<br />
gibt es jeweils zwei 28 cm lange<br />
Latten und eine dritte ganz oben, bei der<br />
ein halbmondförmiger Hebegriff ausgefräst<br />
wird. Die einzelnen Teile werden zunächst<br />
zu einer halben Harass an einem<br />
Eckpfeiler angenagelt. Erst dann baut man<br />
die zwei Hälften zusammen und setzt den<br />
Boden drauf. Den Abschluss bilden zwei<br />
schmale Holzlatten über den Eingriffslöchern,<br />
die eine gute Stapelung der Kisten<br />
ermöglichen.<br />
Holz aus heimischen<br />
Wäldern<br />
Eine Harass wird traditionell aus weichem<br />
Fichtenholz angefertigt. Die Nonsberger<br />
kauften es bei den Bauern in St. Felix. Die<br />
vier Eckpfeiler allerdings bestehen aus härterem<br />
Buchenholz, denn sie müssen der<br />
Harass eine gute Stabilität geben. An ihnen<br />
werden die Seitenlatten angenagelt,<br />
früher von Hand, heute erledigt dies eine<br />
Nagelmaschine. Die vier Eckpfeiler halten<br />
die Kiste zusammen und bestimmen auch<br />
ihre Größe und Belastungsfähigkeit. Früher<br />
waren die Harassen größer als heute.<br />
So an die 30 kg Äpfel konnte eine fassen.<br />
Heute sind sie kleiner, sodass man von<br />
einem durchschnittlichen Füllgewicht von<br />
20 kg ausgehen kann.<br />
Wohl einer der letzten<br />
Bruno Covi, Jahrgang 1943, aus Sarnonico<br />
am Nonsberg, ist Bauer von Beruf und hat<br />
fast sein Lebtag lang Holzsteigen gemacht,<br />
„<br />
Man kann annehmen, dass der Begriff<br />
von der Schweiz aus über den<br />
„<br />
Vinschgau seinen Einzug in den<br />
Südtiroler Dialekt gefunden hat.<br />
Agnes Andergassen<br />
Traditionell werden Harassen aus Fichtenholz angefertigt – Schritt für Schritt entsteht aus den Holzlatten eine Kiste.<br />
KulturFenster<br />
34 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
bauern im Tal damit belieferten. Bruno<br />
Covi erzählt, dass seine Harassen in ganz<br />
Südtirol Abnehmer fanden. Ja sogar in<br />
Österreich, in der Schweiz und im oberitalienischen<br />
Raum waren sie sehr begehrt.<br />
Die Harass –<br />
ein Auslaufmodell?<br />
Ein historischen Foto aus dem Jahr 1939<br />
Foto: Archiv Mathias Ladurner-Parthanes<br />
Harassen wie wir sie nennen. Aus Leidenschaft,<br />
wie er sagt, denn reich wurde er damit<br />
nicht. Bereits sein Vater Luigi, Jahrgang<br />
1906, hat sich mit dem Anfertigen von Harassen<br />
ein kleines Zubrot zum kargen Familieneinkommen<br />
verdient. So wie er taten<br />
dies gar einige im damals noch verschlafenen<br />
Nonsberger Dorf. Freilich wurde damals<br />
noch alles in mühevoller Handarbeit<br />
gemacht. Die ganze Familie musste mithelfen,<br />
so auch der kleine Bruno.<br />
Im Jahr 1970 wurden am Hof von Bruno<br />
Covi Maschinen für die Anfertigung der<br />
Holzteile angekauft, aus zweiter Hand natürlich,<br />
von einem der drei Sägewerke,<br />
die es einstmals in Sarnonico gab. So an<br />
die 100 Harassen pro Tag konnte er nun<br />
anfertigen. Die Nachfrage war groß, vor<br />
allem aus den Obstanbaugebieten des<br />
Überetsch und aus dem Burggrafenamt.<br />
Es gab eigene Händler, die die Harassen<br />
mit Lastwagen abholten und die Obst-<br />
In letzter Zeit hat Bruno Covi vor allem<br />
kleine Holzkistchen gemacht, für Geschenkpackungen<br />
aller Art. Die Nachfrage<br />
nach der guten alten Harass ist<br />
nämlich rapide zurückgegangen. Der<br />
Anschaffungspreis kann es jedenfalls<br />
nicht gewesen sein, denn eine neue Harass<br />
kostet 2 Euro. Bruno Covi verkauft<br />
noch den Restbestand, den er auf Lager<br />
hat. Seit April stehen nun auch bei<br />
ihm die Maschinen still. Hergeben will er<br />
die Maschinen nicht. Denn, wie er sagt,<br />
vielleicht verstehen es die Jungen eines<br />
Tages, dass eine hölzerne Harass ganz<br />
im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
ist.<br />
Agnes Andergassen<br />
Bruno Covi hat jahrzehntelang<br />
Harassen<br />
von Hand<br />
angefertigt.<br />
Jetzt hat<br />
er sein<br />
Handwerk<br />
aufgegeben.<br />
Bruno Covis Werke sind nun vollendet. Viele Äpfel werden heute in Großkisten gefüllt, ausgewählte<br />
Qualitäten aber nach wie vor in der Harass angeboten. Fotos: Agnes Andergassen<br />
KulturFenster<br />
35 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Moas, Umas, Ronach und Gerüne<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (4) – Rodungsnamen (2. Teil)<br />
Weise entstand das Verb „abmeizen“, das<br />
Flurnamen vom Typ Umas, Umoas oder<br />
Omes bilden konnte. Beispiele: der Amesberg<br />
in St. Peter/Ahrntal oder die unzähligen<br />
Amesbichl, Ameseggele, Ameswiese<br />
usw. Volksetymologisch werden diese Namen<br />
natürlich immer mit den Ameisen in<br />
Verbindung gebracht.<br />
Unter den „Schlag-Bezeichnungen“ gibt<br />
es auch einen vorrömischen Vertreter,<br />
nämlich die indogermanische Verbform<br />
*bheud- „schlagen“, welche sich in einer<br />
bronzezeitlichen Einzelsprache zu *fussi<br />
„Schlag“ weiterentwickeln konnte. Daraus<br />
wurde im Zuge der Eindeutschung der Ortsname<br />
Pfuss (Kaltern) und vielleicht auch<br />
Fiss im Bezirk Landeck.<br />
Die Gasser-Grin in Ulfas im Passeiertal<br />
Im „KulturFenster“ 04/<strong>2021</strong> wurden jene<br />
Rodungsnamen vorgestellt, die das Ausreißen<br />
von Wurzelstöcken zum Thema haben.<br />
Solche Namen sind Raut, Geräut, Ried,<br />
Rungg oder Nofen. In manchen Flurnamen<br />
sind aber auch ganz bestimmte Rodungstechniken<br />
verbaut.<br />
Moas und Umas<br />
Franziszeische Katastermappe (1858): Maiskofel am Gampenpass<br />
Der zu entfernende Baum oder Strauch<br />
wird mit Hack- und Schlagwerkzeugen wie<br />
einem Beil oder einer Runggl abgeschlagen<br />
bzw. abgeschnitten. Das mittelhochdeutsche<br />
Grundwort dafür lautete meizan<br />
„schlagen, hauen“, welches das heute in<br />
manchen Tälern Südtirols noch lebendige<br />
Substantiv Moas „Holzschlag“ schuf. Der<br />
Begriff Moas liegt in vielen Waldnamen<br />
vor, z. B. im „Moaswald“ zwischen Ellen<br />
und Hörschwang, in den „Holzmoasen“<br />
oberhalb von Gesille in Ridnaun oder im<br />
„Moaskofel“ am Gampenpass. Das Wort<br />
Moas, auch Maiß, war im süddeutschen<br />
Sprachgebiet im Hochmittelalter offenbar<br />
sehr produktiv.<br />
Das Verb meizan wurde zusätzlich mit<br />
dem Vorwort „ab“ versehen. Auf diese<br />
Ronach und Gerüne<br />
Geschlagenes Holz wurde zum Trocknen<br />
mitunter für längere Zeit liegen gelassen.<br />
Frischholz „arbeitet“ und verzieht sich, gut<br />
gelagertes Holz dagegen eignet sich besser<br />
als Bauholz. Liegengebliebene, verdorrte<br />
Baumstämme heißen bzw. hießen<br />
altmundartlich „Ronen“ oder „Runen“, zu<br />
althochdeutsch rono. Eine Menge an Ronen<br />
wird „Ronach“ genannt – und das ist<br />
ein häufig anzutreffender Flurname im süddeutschen<br />
Raum. Einige Beispiele: Rauna<br />
(Wald in Unsere Liebe Frau im Walde),<br />
Runa (Bergwiese in Antholz/Obertal, heute<br />
Biathlon-Strecke), Runaberg (Wald in Eggen/Deutschnofen),<br />
Rune (Bergwiesen in<br />
Vöran/Nähe Leadner Alm) und Rona (Bergwiese<br />
in Tonna/Laurein).<br />
Neben dem Mengensuffix auf -ach, wie in<br />
Ronach, gibt es im Deutschen auch das<br />
Mengen-Präfi x Ge-, das wir ja schon bei<br />
Geräut (Grait) kennengelernt haben. Ein<br />
Gerüne („Ansammlung von abgedörrten<br />
Baumstämmen“) wird in der Mundart zu<br />
„Grin“. So heißt dann auch jeweils ein Hof<br />
in Unterreinswald/Sarntal und in Mühlen/<br />
Taufers, sowie eine Bergwiese in Ulfas (Gasser-Grin)<br />
und ein Wald („Grine“) oberhalb<br />
vom Maurer am Sextner Außerberg.<br />
Der Schnalser Familienname Grüner geht<br />
auch nicht auf einen Bewohner „im Grünen“<br />
zurück, sondern leitet sich ebenfalls vom<br />
„Gerüne“ ab, einem abgeholzten Waldteil.<br />
KulturFenster<br />
36 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Dinge des Alltags<br />
aus Geschichte und<br />
Gegenwart<br />
Vor Allerheiligen herrscht reges Treiben<br />
auf unseren Friedhöfen. Grabsteine und<br />
Kreuze werden gereinigt, die Gräber mit<br />
Kerzen, herbstlichen Blumen und Gestecken<br />
geschmückt. Friedhöfe sind Orte des<br />
Friedens, der Ruhe und des Erinnerns. Sie<br />
sind aber auch Orte, an denen sich der<br />
Wandel der Zeit bemerkbar macht, die Veränderungen<br />
in der Bestattungs- und Trauerkultur.<br />
Neue Gräber unterscheiden sich<br />
in Formen und Materialien von den alten.<br />
Handgeschmiedete Kreuze aus dem 18.<br />
und 19. Jahrhundert enthalten eine große<br />
Formenvielfalt und ein reiches Dekor, so<br />
zum Beispiel Äste,<br />
Blätter, Blüten und<br />
natürlich auch die<br />
Namenstafel mit<br />
dem Namen und<br />
den Lebensdaten<br />
der verstorbenen Person.<br />
Entstanden sind diese Kreuze aus den<br />
Weihwasserkesselträgern, die im Mittelalter<br />
am Eingang der Friedhöfe aufgestellt<br />
waren. Alte Grabkreuze sind ebenfalls oft<br />
noch mit den Armen für den Weihwasserkessel<br />
oder für Kerzen oder Wachsstöcke<br />
ausgestattet, doch viele sind verschwunden,<br />
weil ihnen der Rost zu sehr zugesetzt<br />
hat oder sie neuen Grabformen gewichen<br />
sind.<br />
Als Grundlage für die Herstellung eines<br />
Kreuzes diente meist eine handgefertigte<br />
Zeichnung. Dann wurde das Material zur<br />
Bearbeitung vorbereitet und im heißen<br />
Das Grabkreuz<br />
Feuer formbar gemacht. Der Volksglaube<br />
sah im glühenden Eisen die Kraft, Böses<br />
abzuwehren. Daher wurden auch Votivgaben<br />
aus Eisen hergestellt. Meist stehen<br />
die Kreuze auf einem Sockel, in dem sie<br />
verankert sind.<br />
Im Standardwerk „Das Schlosserbuch. Die<br />
Kunst- und Bauschlosserei in ihrem gewöhnlichen<br />
Umfange mit besonderer Berücksichtigung<br />
der kunstgewerblichen Form“,<br />
das 1897 in Leipzig erschienen ist, war als<br />
Beispiel die Zeichnung eines schmiedeeisernen<br />
Grabkreuzes aus Kaltern abgebildet.<br />
Historische Grabkreuze als Symbole für das<br />
Leben nach dem Tod, in Erinnerung an die<br />
Auferstehung Christi, sind erhaltenswerte<br />
Beispiele der Tiroler Volkskunst. In der Pfarrei<br />
Dietenheim bei Bruneck werden historische<br />
Friedhofkreuze für neue Gräber kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Barbara M. Stocker<br />
Grabkreuz samt originalem Sockel aus dem Jahre 1849, Friedhof Terlan Grabkreuz auf dem Friedhof von Dietenheim Fotos: Barbara M. Stocker<br />
KulturFenster<br />
37 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Ein lebenswertes Straßendorf<br />
Ortsbegehung in Mauls<br />
Was macht das Dorf Mauls<br />
lebenswert? Was ist verbesserungswürdig?<br />
Diese und<br />
ähnliche Fragen wurden bei<br />
einem Rundgang durch die<br />
Fraktion der Gemeinde Freienfeld<br />
erörtert. Der Rundgang<br />
war Teil des Projektes<br />
„Natur (er)leben“ der Bildungsausschüsse<br />
von Freienfeld.<br />
Organisiert wurde er<br />
vom Verein Geschichtswerkstatt<br />
und dem Heimatpflegeverband<br />
Südtirol.<br />
Landeschronistin Rita<br />
Thaler Wieser eröffnete die<br />
Ortsbegehung. Toni Puner,<br />
Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes,<br />
übernahm danach die Leitung und gab während<br />
des Rundganges die eindrucksvolle<br />
Geschichte des Ortes wieder. Albert Willeit,<br />
Obmann des HPV-Bezirkes Pustertal, wies<br />
indes auf die jeweiligen Schönheiten, Besonderheiten,<br />
aber auch auf die Problempunkte<br />
hin.<br />
Zehn denkmalgeschützte<br />
Gebäude<br />
Mauls wurde sehr früh besiedelt und hat<br />
sich wegen seiner Lage am Brennerweg<br />
zu einem schönen Straßendorf einerseits<br />
und einem Kirchdorf andererseits entwickelt.<br />
In der kleinen Ortschaft gibt es nicht<br />
weniger als zehn denkmalgeschützte<br />
Gebäude, so u. a.<br />
das Gebäude Einhorn, das<br />
Kramerhaus, das Zollhaus,<br />
den Wielandhof und die Marienkapelle.<br />
Auch weitere<br />
Gebäude wie der Kerscherhof<br />
und der Ballhausstadel<br />
sollten geschützt bzw. aufgewertet<br />
werden. Außerdem<br />
muss man der ausgewiesenen<br />
Bauzone im Süden besondere<br />
Beachtung schenken, denn<br />
dort ist das „Eintrittstor“ von<br />
Mauls, und dieses sollte nicht<br />
durch gestalterische Fehler<br />
beeinträchtigt werden.<br />
Die Ortsbegehung von Mauls war für<br />
alle Teilnehmer*innen bereichernd.<br />
Gestaltung lässt oft zu<br />
wünschen übrig<br />
Das schöne historische Gebäude des<br />
Hoferhofes.<br />
Die Meinungen über die ästhetische Gestaltung<br />
von neuen Gebäuden sind naturgemäß<br />
unterschiedlich. Tatsache ist aber, dass die<br />
globalisierte Architektur mit ihren unzähligen<br />
Formen und Materialien überall im Lande<br />
ein Problem darstellt. Das Übel beginnt oft<br />
schon bei der Lage und Form der Bauzonen<br />
und bei den Durchführungsplänen.<br />
Neben dem Friedhof galt das Interesse vor<br />
allem der Ortsbildgestaltung und der historischen<br />
Bausubstanz. Als Beispiele, die einer<br />
Erhaltung bzw. respektvollen<br />
Sanierung bedürfen,<br />
wurden der Hihlehof samt<br />
Mühle und Backofen sowie<br />
das schöne historische Gebäude<br />
des Hoferhofes genannt,<br />
das für den dörflichen<br />
Charakter an dieser<br />
Stelle mit Nussbaum und<br />
Brunnen ein charakteristisches<br />
Ensemble bildet.<br />
Was weiter auffällt: Wie in<br />
vielen Orten wurden auch in<br />
Mauls Fehler bei der Gestaltung<br />
der Straßen gemacht.<br />
Für Fußgänger und Radfahrer<br />
bleiben dort meist nur –<br />
wenn überhaupt – schmale<br />
Reststreifen. Dabei sollte es in Wohngebieten<br />
genau umgekehrt sein. Das wäre zum<br />
Beispiel mit Wohnstraßen oder zumindest<br />
mit sehr breiten Gehsteigen möglich.<br />
Für Spaziergänger und<br />
Radler<br />
Ein Blickfang ist die einmalige, denkmalgeschützte<br />
Hängebrücke über den Eisack.<br />
Sie war die erste dieser Art in Südtirol und<br />
müsste als kürzeste Fußgängerverbindung<br />
zwischen Pfulters und Mauls reaktiviert<br />
werden.<br />
Die Umgebung von Mauls ist bewaldet und<br />
hat mehrere Bachläufe. Sie lädt zum Spazieren,<br />
Wandern und Erkunden ein. Wander-<br />
und Spazierwege wären<br />
deshalb senioren- und familienfreundlich<br />
auszubauen und<br />
der bereits geplante Themenweg<br />
„Geowelt“ zu verwirklichen.<br />
Auch eine direkte Fahrradwegverbindung<br />
von Mauls<br />
nach Freienfeld wäre wichtig.<br />
Bei einzelnen Gebäuden und<br />
Höfen gibt es noch schöne<br />
Streuobstwiesen, aber auch<br />
Neuanpflanzungen. Diese<br />
sind landschaftsökologisch<br />
für die Biodiversität und für<br />
die Einbindung in die Landschaft<br />
sehr wertvoll.<br />
Toni Puner / Albert Willeit<br />
KulturFenster<br />
38 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Ortsbild soll<br />
erhalten werden<br />
Rundgang durch Stilfes<br />
So wie in Mauls (siehe eigenen Bericht) fand<br />
im Sommer auch in Stilfes, einer weiteren<br />
Fraktion der Gemeinde Freienfeld, eine Ortsbegehung<br />
statt. Dabei wurde gelobt, getadelt<br />
– und es wurden Verbesserungsvorschläge<br />
gemacht. Einige wichtige Punkte sind in folgendem<br />
Bericht beschrieben.<br />
Rita Thaler und Helmuth Wieser führten<br />
durch den Ort und gaben Einblick in die Geschichte<br />
von Stilfes. Albert Willeit wies auf<br />
Schönes und Problematisches hin, Johannes<br />
Ortner zeigte die kulturellen Ursprünge und<br />
landschaftlichen Merkmale auf.<br />
Demnach wurde Stilfes bereits 827 urkundlich<br />
erwähnt. Es ist in eine einmalige Hügellandschaft<br />
mit schönen Flurgehölzen<br />
eingebettet. Diese natürlichen Siedlungsgrenzen<br />
und Besonderheiten gilt es bewahrend<br />
hervorzuheben. Das sollte auch beim<br />
zu erstellenden Gemeindeplan für Raum<br />
und Landschaft entsprechend Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Gebäude und Straßen<br />
Stilfes ist ein Haufendorf, das sich im Laufe<br />
der Jahrhunderte auf dem Kirchhügel organisch<br />
entwickelt hat. Dabei sind Wege, Gassen<br />
und Plätze entstanden, die dem Ort ein<br />
mittelalterliches Flair verleihen und zum Spaziergang<br />
einladen. Die denkmalgeschützten<br />
Gebäude und einige andere Bauten sowie<br />
Bäume und Gärten machen den Charakter<br />
des Dorfes aus und sollten deshalb unbedingt<br />
erhalten werden. Leider ist manches<br />
bereits abgebrochen und teils nicht sensibel<br />
genug neu aufgebaut worden. Auch eine<br />
neu ausgewiesene Wohnbauzone beim alten<br />
Sportplatz entspricht in ihrer rechteckigen<br />
Parzellenform nicht dem Prinzip des organischen<br />
Weiterbauens.<br />
Wie in vielen anderen Orten wurden auch<br />
in Stilfes neuere Straßen eher autogerecht<br />
gebaut. Wünschenswert wären hingegen<br />
Wohnstraßen mit Mischverkehr (Tempo 30)<br />
und Vorrang für Fußgänger oder schmälere<br />
Fahrbahnen und dafür wesentlich breitere<br />
straßenbündige Gehsteige.<br />
Schöne Ensembles und<br />
ein Dorfbachl<br />
In Stilfes gibt es einige schöne Ensembles,<br />
die ausgewiesen werden sollten. Ein lobenswertes<br />
Beispiel ist der Lacknerhof. Gemeinsam<br />
mit dem stattlichen Hofgebäude, dem<br />
Bauerngarten und der Streuobstwiese (Pangert)<br />
bildet es ein wunderbares Ensemble.<br />
Ein ähnlich bedeutsames Ensemble besteht<br />
in Niederried mit dem Maurerhof und zwei<br />
riesigen Kastanienbäumen. Gelungen ist<br />
die Sanierung und Nutzung des Widums,<br />
zudem des Schusterhäusls, des Zollhauses<br />
Öttl, des alten Müllerhauses, des Turmes<br />
vom Wieserwirt und der Höfe Angerer und<br />
Saxl. Die bauliche Gestaltung des Kindergartengebäudes<br />
hingegen entspricht nicht<br />
der örtlichen Bautypologie. Auch die Neugestaltung<br />
des Kirchplatzes mit den vielen<br />
Elementen ist leider misslungen.<br />
Auch in Stilfes gibt es einige Hofaussiedlungen<br />
in die freie Landschaft, die das recht<br />
homogene Bild des Dorfes beeinträchtigen.<br />
Zudem verändert sich bei Aussiedlungen und<br />
der baulichen Umwandlung der alten Hofstelle<br />
meist auch das Ortsbild zum Negativen.<br />
Eine der Besonderheiten von Stilfes ist das<br />
Dorfbachl, das sich ehemals zwischen den<br />
Häusern hindurchschlängelte. Nachdem es<br />
später in Kanäle und Rohre verlegt worden<br />
war, wurde es vor Jahren abschnittsweise<br />
wieder freigelegt, was sehr lobenswert ist.<br />
Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden<br />
Häuser eine schöne räumliche Wirkung.<br />
An seiner Gestaltung allerdings ließe sich<br />
noch einiges verbessern. Besondere Achtsamkeit<br />
ist deshalb bei der künftigen Nutzung<br />
und Gestaltung der leerstehenden Gebäude<br />
geboten.<br />
Landschaftlich sehr reizvoll ist auch die<br />
Tschaugasse, ein Hohlweg, durch den einst<br />
der Römerweg führte.<br />
Insgesamt kann man sagen: Stilfes hat ein<br />
im Großen und Ganzen noch sehr gut erhaltenes<br />
Ortsbild ohne allzu große störende Auswüchse.<br />
Dies gilt es nun weiterhin zu erhalten<br />
und manches noch besser zu gestalten.<br />
Albert Willeit<br />
Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden<br />
Häuser eine schöne räumliche Wirkung.<br />
Stilfes ist ein Haufendorf und hat gar einige<br />
Besonderheiten zu bieten. Foto: spherea 3D<br />
Mit Hofgebäude, Bauerngarten und Streuobstwiese<br />
stellt der Lacknerhof ein schönes<br />
Ensemble dar.<br />
Groß war das Interesse von Bürger*innen<br />
am Rundgang durch Stilfes. Fotos: A. Willeit<br />
KulturFenster<br />
39 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Votivtafel restauriert<br />
Heimatschutzverein Lana hat ein Marterl renovieren lassen<br />
Am alten Kirchsteig von Oberlana in Richtung<br />
Höllental mit der Wegmarkierung <strong>Nr</strong>.<br />
6 steht in Rateis auf Halbweg zwischen<br />
dem Runggögl-Hof und dem Blasbichl-<br />
Hof auf exponierter Stelle ein vom AVS<br />
Lana im „Jahr der Berge“ 2002 errichtetes<br />
sehr schönes Wetterkreuz und gegenüber<br />
ein ebenfalls neues hölzernes Wegkreuz<br />
mit einer Bank.<br />
Dort am Wegkreuz ist auch eine Votivtafel<br />
angebracht. Das Marterl war durch Wettereinflüsse<br />
unleserlich geworden, weshalb es<br />
der Heimatschutzverein Lana heuer renovieren<br />
ließ. Diese Gedenktafel erinnert an<br />
Franz Braun (Rafflerbauer, geb. 1870),<br />
der hier seinerzeit tödlich verunglückte. In<br />
Das restaurierte Marterl Foto: Albert Innerhofer<br />
der nun wieder sehr gut leserlichen Schrift<br />
steht Folgendes: „Hier an dieser Stelle verunglückte<br />
Herr Franz Braun Rafflerbauer<br />
in Rateis, tödlich. + Wanderer gedenke mit<br />
einem Vaterunser des Verstorbenen.“<br />
Diese Gedenktafel zeigt oben zentral eine<br />
Muttergottes mit dem Jesukind auf einer<br />
Wolkenbank, darunter den steilen Bergweg<br />
nach Rateis, umgeben von Wald und mit<br />
einer menschlichen Figur, vermutlich dem<br />
dort Verunglückten. Es ist leider nicht genau<br />
beschrieben und bekannt, in welchem Jahr<br />
dieses Unglück geschah (vermutet wird das<br />
Jahr 1943). Vom Restaurator Karl Christanell<br />
wurde diese Tafel mit neuester Lasertechnik<br />
wieder sichtbarer gemacht.<br />
Albert Innerhofer<br />
Die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund<br />
lud kürzlich zu einem geselligen<br />
Beisammensein nach Mauls ein. Der Grund:<br />
Ein neues Liederbuch wurde<br />
vorgestellt.“<br />
Lieder und<br />
Mundartgedichte<br />
Seniorenvereinigung stellt Buch vor<br />
kommen. Natürlich wurde viel gesungen,<br />
wobei Albert Seppi die Singfreudigen mit<br />
Gitarrenklängen begleitete.<br />
's Keschtn-Eßn<br />
Zerscht di Tschaltsch awek<br />
und nochr die Pfoat<br />
und iatz zelescht<br />
hmm-desieße,hoaßeKescht!<br />
Maria Lamprecht-Vieider<br />
„Weil Singen Freude macht“<br />
ist der Titel des von der Arbeitsgruppe<br />
Liederbuch<br />
herausgegebenen kleinen<br />
Werkes. Darin sind nicht<br />
nur Lieder enthalten, sondern<br />
auch einige Mundartgedichte,<br />
die Klothilde Egger<br />
Oberarzbacher aus Steinhaus,<br />
Anna Steinacher aus<br />
Verdings und von Maria Sulzer aus Lana<br />
zur Verfügung gestellt hatten. Leiterin der<br />
Arbeitsgruppe Liederbuch ist Helene Hilber<br />
Nössing.<br />
Zahlreiche Vertreter von Ortsgruppen der<br />
SBB-Seniorenvereinigung aus dem ganzen<br />
Land waren zur Vorstellung ins Wipptal ge-<br />
Antonia Aschbacher (Seniorenvereinigung<br />
Sand in Taufers), Maria Sulzer, Hilde Hellweger<br />
(Seniorenvereinigung Gais), Anna<br />
Hofbauer (Präsidentin Seniorenvereinigung<br />
Pustertal) und Klothilde Egger Oberarzbacher<br />
(beide vorne)<br />
Foto: Seniorenvereinigung Bauernbund<br />
KulturFenster<br />
40 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Neue Gedenkplatte auf<br />
der Cima d’Oro<br />
Heimatschutzverein Lana ruft zu Erinnerung und zu Frieden auf<br />
Eine Gedenktafel auf einem Gipfel im Ledrotal<br />
soll an das Leid der Soldaten aus Lana<br />
erinnern, die dort gekämpft haben und im<br />
Ersten Weltkrieg gestorben sind.<br />
Als die Männer des k.k. Standschützen-<br />
Bataillons Lana am 19. Mai 1915 gegen<br />
21 Uhr in Burgstall in den Zug stiegen,<br />
um an die südliche Grenze des alten Tirols<br />
zu fahren, ahnten sie nicht, was ihnen<br />
in den nächsten 19 Monaten bevorstehen<br />
würde. Sie wurden im Rayon III, Abschnitt<br />
„Festung Riva“, eingesetzt. Nachdem sie<br />
die ersten drei Monate des Krieges in der<br />
Nähe der Ortschaft Riva (Reif) verbracht<br />
hatten, wurden sie im September 1915 in<br />
den Kampfabschnitt Cima d‘Oro – Bocca<br />
Saval – Nozzolo beordert.<br />
Intensive Recherchen<br />
Obwohl dieser Frontabschnitt von vielen<br />
Offizieren und Soldaten anderer, schwerer<br />
umkämpfter Frontabschnitte als „Salonfront“<br />
bezeichnet wurde, mussten<br />
auch die Lananer Standschützen viele<br />
Entbehrungen und Leid ertragen. Bis<br />
zum Ende des Krieges im November<br />
1918 hatte das k.k. Standschützen-Bataillon<br />
Lana zwölf im Kampf Gefallene<br />
bzw. an Erkrankungen Verstorbene zu<br />
beklagen.<br />
Bereits im August 2009 hatte der Heimatschutzverein<br />
Lana eine Gedenktafel<br />
für die damals erst drei bekannten gefallenen<br />
Standschützen auf dem Vorgipfel<br />
der Cima d‘Oro anbringen lassen. Die<br />
Initiative dazu war von Alexander Schwabl<br />
„<br />
Die Gedenkplatte soll den vorbeikommenden<br />
Wanderern das traurige<br />
Schicksal der Soldaten näher-<br />
„<br />
bringen.<br />
Albert Innerhofer<br />
Die neue Gedenktafel aus Messing am Vorgipfel der Cima d’Oro<br />
vom Kleinen Museum Lana gekommen, der<br />
die Tafel auch anbrachte. Im Laufe seiner<br />
Recherchen für ein neues Buch über die<br />
Standschützen-Bataillone, die im Ledrotal<br />
ihren Kriegsdienst leisteten, stieß Alexander<br />
Schwabl auf weitere fünf Standschützen<br />
und einen Kaiserjäger, die in diesem<br />
Frontabschnitt ihr Leben verloren hatten.<br />
Wiederum fi nanzierte der Heimatschutzverein<br />
Lana eine Gedenkplatte, die Alexander<br />
Schwabl und einige Freunde im<br />
Juni 2012 am Sockel des Gipfelkreuzes<br />
anbrachten.<br />
Haltbares Material<br />
Durch die extremen Wetterverhältnisse<br />
an diesem exponierten Ort verloren die<br />
aus Kunststoff gefertigten Gedenkplatten<br />
schon bald an Qualität und wurden zum<br />
Teil fast unleserlich. So entschied man<br />
sich, eine neue Gedenkplatte anfertigen<br />
zu lassen. Diese besteht nun aus einem<br />
Foto: Heimatschutzverein Lana<br />
Messingblech, in dem der Text mit Laser<br />
eingebrannt wurde. Diese Methode wird<br />
auch auf Grabplatten angewandt und garantiert<br />
eine Haltbarkeit des Textes über<br />
Jahrzehnte. Die Messingplatte ist so groß<br />
wie die beiden alten Platten zusammen<br />
und wurde erneut vom Heimatschutzverein<br />
Lana fi nanziert.<br />
Am Samstag, den 19. Juni <strong>2021</strong> stiegen<br />
Alexander Schwabl und Andreas Gurndin<br />
zum Vorgipfel der Cima d’Oro auf, um die<br />
alten Gedenkplatten abzumontieren und<br />
die neue Messingplatte anzubringen. Sie<br />
soll den vorbeikommenden Wanderern das<br />
traurige Schicksal der Soldaten näherbringen<br />
und damit dazu beitragen, die Vergangenheit<br />
nicht zu vergessen und uns alle<br />
zum Frieden ermahnen. Der Dank des Obmannes<br />
des Heimatschutzvereines Lana,<br />
Albert Innerhofer, geht besonders an Alexander<br />
Schwabl, der regelmäßig zahlreiche<br />
Forschungen und Initiativen betreibt.<br />
Albert Innerhofer<br />
KulturFenster<br />
41 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
gedenken<br />
Großer Einsatz für Gottes Lohn<br />
Im Gedenken an den Vinschger Heimatpfleger Adolf Bernhart<br />
Am 4. Augustt <strong>2021</strong> ist der langjährige<br />
Heimatpflege-Bezirksobmann des Vinschgaus,<br />
Adolf Bernhart, verstorben.<br />
Neben seinem Brotberuf als Lehrer<br />
an verschiedenen Grundschulen hatte<br />
Adolf schon seit jungen Jahren ein offenes<br />
Herz für die Heimatpflege. Der<br />
Erhalt der einzigartigen Südtiroler Natur-<br />
und Kulturlandschaft, besonders<br />
der historischen Bausubstanz, war ihm<br />
ein großes Anliegen. Dank seines Weitblickes<br />
und seines enormen Einsatzes<br />
gelang es ihm, gar einiges für die Nachwelt<br />
zu erhalten – alles für Gottes Lohn,<br />
also ehrenamtlich.<br />
Lichtenberg gerettet<br />
Als Ortsbeauftragter und Mitglied der<br />
Baukommission in der Gemeinde Prad<br />
über einige Verwaltungsperioden hinweg<br />
vertrat Adolf Bernhart dort die Interessen<br />
und Anliegen der Heimatpflege. Auf<br />
seine Initiative hin wurde 1990 der Ortsverein<br />
gegründet, den er als Obmann<br />
bis 2003 führte. Durch seine Bemühungen<br />
konnte die Burgruine Lichtenberg<br />
vor dem Verfall gerettet werden.<br />
Als Gründungsmitglied des „Kuratoriums<br />
Burgruine Lichtenberg“ arbeitete<br />
er lange darin mit. Der Erhalt der Prader<br />
Sand sowie die Einschränkung des<br />
Transitverkehrs durch den Vinschgau<br />
waren ebenfalls wichtige Themen für<br />
Adolf Bernhart.<br />
Als Heimatpflege-Bezirksobmann von<br />
1976 bis 2004 war er Ansprechpartner<br />
für viele Menschen und war im ganzen<br />
Vinschgau unterwegs. Mit viel Einfühlungsvermögen<br />
gelang es ihm, die Einzelkämpfer<br />
im Bezirk für ein gemeinsames<br />
Auftreten zu gewinnen. Als eine<br />
wichtige Aufgabe empfand er die Erhaltung<br />
von bäuerlichen Kleindenkmälern<br />
als prägende Landschaftselemente,<br />
und er war als Sachbearbeiter<br />
über viele Jahre im Tal und am Berg<br />
dafür unterwegs.<br />
Adolf Bernhart in Begleitung beim „Zug gehen“.<br />
„Zug gehen“ zeigt Wirkung<br />
Ein Herzensanliegen war Adolf Bernhart<br />
die Wiederinbetriebnahme der Vinschger<br />
Bahn. Dabei scheute er keine Mühen. So<br />
unternahm er den über 50 Kilometer langen<br />
Fußmarsch – Adolf nannte es „Zug gehen“<br />
– entlang der Bahnstrecke von Mals<br />
nach Meran, schoss dabei viele Fotos über<br />
den Zustand der Bahnstrecke und deren<br />
Gebäude und konnte dank seines beharrlichen<br />
Standpunktes damit gemeinsam mit<br />
einigen Vinschger Mitstreitern die Landesregierung<br />
davon überzeugen, die Wiederinbetriebnahme<br />
der Vinschger Bahn ins<br />
Investitionsprogramm des Landes aufzunehmen.<br />
Am 5. Mai 2005 fuhr die Bahn<br />
das erste Mal wieder durch den Vinschgau<br />
– für Adolf Bernhart eine große Genugtu-<br />
ung. Und dieses Vinschger Bahnmodell<br />
wurde beispielgebend für andere Strecken<br />
im Land (z. B. Pustertal-Bahn).<br />
Adolf Bernhart verfolgte aber auch weitere<br />
Bahn-Ideen und hegte die Vision einer<br />
Bahnverbindung im Dreiländereck.<br />
Wir Heimatpfleger*innen sehen dies<br />
als sein Vermächtnis an und werden<br />
uns für die Realisierung dieses Projektes<br />
im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />
einsetzen.<br />
Für Deinen Einsatz, für all Deine ehrenamtliche<br />
Arbeit im Sinne der Heimatpflege<br />
sind wir Dir, lieber Adolf, zu<br />
großem Dank verpflichtet. Vergelt’s Gott.<br />
Franz Fliri<br />
Bezirksobmann Vinschgau<br />
KulturFenster<br />
42 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
getragen<br />
Klöppelspitzen aus<br />
Meister(innen)hand<br />
Die Handwerkskunst hat Paula Innerbichler aus Prettau seit<br />
ihrer Jugend begleitet<br />
zu Meterware, die man für die Trachtenblusen<br />
verwendet. Ganze drei Meter braucht es<br />
davon, damit der Halsausschnitt (180 cm)<br />
und die Ärmelbündchen (je 60 cm) reich besetzt<br />
werden können. Fledermäuse, Schmetterlinge,<br />
„Schneggn und Muggn“ sind nur<br />
einige der vielen Muster, welche die kostbaren<br />
Prettauer Klöppelspitzen ausmachen.<br />
Klöppel-Botschafterin<br />
Paula Innerbichler aus Prettau<br />
Jedes Mal, wenn ich meine Trachtenbluse<br />
anziehe, denke ich voll Hochachtung an<br />
Paula Innerbichler, die mit ihren geschickten<br />
Fingern mir diese wunderschöne Klöppelspitze<br />
angefertigt hat. So eine kunstvolle<br />
Klöppelspitze ist halt einfach das Tüpfelchen<br />
auf dem i einer jeden Miedertracht.<br />
Lebenslange Leidenschaft<br />
Paulas Mutter hatte bereits geklöppelt, wie<br />
viele andere Frauen in Prettau auch. Es<br />
war dies eine Möglichkeit, zum Lebensunterhalt<br />
der Familie beizutragen. So ist es<br />
nicht verwunderlich, dass sich auch Paula<br />
bereits als kleines Mädchen an das Klöppeln<br />
heranwagte. Sie besuchte die Prettauer<br />
Sommer-Klöppelschule bei Antonia<br />
Rubner und der „Pinter Loise“. Das Klöppelfieber<br />
hatte sie voll erwischt. Von da an<br />
sollte sie das „Binggile“ und die hölzernen<br />
Klöppel mit dem aufgespulten Garn ihr Leben<br />
lang begleiten.<br />
Fledermäuse und „Muggn“<br />
Obwohl im hintersten „Tole dinne dahoam“,<br />
ist Paula immer schon eine weltoffene<br />
Frau gewesen. Aus dem gesamten<br />
süddeutschen Raum, vor allem aber aus<br />
Oberitalien bekam sie viele Einladungen,<br />
bei Messen und anderen Veranstaltungen<br />
einem großen Publikum ihre Klöppelkunst<br />
zu zeigen. Auch in Südtirol sagte Paula<br />
nie Nein, wenn ihr die Gelegenheit geboten<br />
wurde, ihr über die Schulter schauen<br />
zu dürfen.<br />
Beschämender Lohn<br />
Als Laie hat man ja gar keine Ahnung, wie<br />
viele Arbeitsstunden hinter einer Klöppelspitze<br />
stecken. Es braucht dazu auch ein<br />
schönes Garn. Aus Leinen muss es sein<br />
und: je feiner desto kostbarer die Spitze. Vor<br />
Sie ist „mit dem Binggile verheiratet“.<br />
allem das Garn aus dem oberitalienischen<br />
Raum hatte es Paula immer schon angetan.<br />
„Ganz glatt und flüssig muss es sein<br />
und keine Knöpfe machen“, wie sie sagt.<br />
Ich frage Paula noch nach dem Verdienst,<br />
der für eine Klöpplerin herausschaut. „So<br />
1 bis 2 Euro die Stunde, mehr lässt sich<br />
damit nicht verdienen.“ Es muss wohl die<br />
ganz große Leidenschaft sein, welche die<br />
Prettauer Frauen an ihrer Klöppelkunst<br />
festhalten lässt.<br />
Agnes Andergassen<br />
ARGE Lebendige Tracht<br />
Die „Klöppelbriefe“, nach deren Vorlage<br />
man die Klöppel dreht und kreuzt, führen<br />
zu wunderschönen Klöppelspitzen: Deckchen<br />
aller Form und Größe, vor allem aber<br />
Klöppelspitzen in Perfektion<br />
Fotos: Agnes Andergassen<br />
KulturFenster<br />
43 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Bild oben: Die Musikkapelle Wangen bei der Einweihung des Siegesdenkmals in Bozen,<br />
12. Juli 1928. (MK Wangen)<br />
Bild unten: Die Musikkapelle Zwölfmalgreien beim Trachtenfest in Meran 1930.<br />
(SLA, Sammlung Oberleiter, Pos. 1817)<br />
KulturFenster<br />
44 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinterfragt<br />
In Treue fest durch die Systeme<br />
Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948<br />
Notizen zu einem besonderen Projekt<br />
Das Projekt<br />
Als im Herbst 2013 öffentliche Irritationen<br />
im Bundesland Tirol über die Involvierung<br />
maßgeblicher Vertreter der Volks- und Blasmusik<br />
in das NS-Regime auch in Südtirol<br />
medialen Niederschlag fanden, initiierten<br />
der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) und das Südtiroler Landesarchiv<br />
auf Anregung der damaligen Landesrätin<br />
für deutsche Schule, Denkmalpflege,<br />
Bildungsförderung, deutsche Kultur und<br />
Berufsbildung, Sabina Kasslatter Mur, das<br />
Forschungsprojekt „Die Geschichte der<br />
Südtiroler Blasmusik 1918–1948“.<br />
Damit wollten die Projektträger nicht nur<br />
die NS-Zeit, sondern die Entwicklung<br />
des Südtiroler Blasmusikwesens vom<br />
Ersten Weltkrieg bis zur Gründung des<br />
Verbandes aufarbeiten lassen. Der Komplexität<br />
der Fragestellung entsprechend<br />
wurde das Projekt als Kooperation zeithistorischer,<br />
musikhistorischer und ethnologischer<br />
Kompetenzen konzipiert. Den<br />
Auftrag zur operativen Durchführung erhielten<br />
der Historiker Hubert Mock (Bozen),<br />
der Musikwissenschaftler Thomas<br />
Nußbaumer (Innsbruck) und der Volkskundler<br />
Christoph Gasser (Seis/Klausen).<br />
Nachdem sich Gasser im Herbst 2019<br />
aus dem Projekt zurückgezogen hatte,<br />
übernahm im Frühjahr 2020 der Innsbrucker<br />
Ethnologe Reinhard Bodner die<br />
Bearbeitung des Themenbereichs „Blasmusik<br />
und Tracht“. Die drei Hauptbeiträge<br />
werden ergänzt durch eine allgemein-kritische<br />
Einführung in die Geschichte der<br />
Blasmusik von Achim Hofer (Landau/<br />
Pfalz) und durch einen Beitrag über das<br />
Verhältnis von (Blas-)Musik und Politik in<br />
der NS-Zeit am Beispiel des Gaues Tirol-<br />
Vorarlberg von Kurt Drexel (Innsbruck).<br />
Gegenstand des Forschungsprojekts sind<br />
die zivilen, vereinsmäßig konstituierten<br />
Südtiroler Blasmusikformationen, die im<br />
Untersuchungszeitraum existierten. Nicht<br />
thematisiert werden die zahlreichen Kleingruppen,<br />
die vielfach innerhalb der Musikkapellen<br />
entstanden und mitunter ein<br />
Die Musikkapelle Gratsch vor dem Restaurant „Fallgatter“, 1914 (heute Provinzhaus der<br />
Barmherzigen Schwestern; MK Gratsch).<br />
selbständiges Tätigkeitsprofil entwickelten.<br />
Ebenso sind die militärische Blasmusik<br />
und italienische Musikkapellen, die vereinzelt<br />
existierten, nicht Gegenstand des<br />
Projekts. Thematisch im Vordergrund<br />
steht die Entwicklung der Vereine, ihrer<br />
Musik und ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit,<br />
das heißt ihres Outfits, unter<br />
den unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen.<br />
Die Themenstellung<br />
erforderte es, zwar möglichst viele Vereinsgeschichten<br />
zu rezipieren, den Fokus<br />
projektrelevanter Fragestellungen aber von<br />
den einzelnen Musikkapellen weg hin auf<br />
wiederkehrende Elemente in ihrem Tätigkeitsprofil<br />
zu lenken. Methodisch erfolgt<br />
dies durch qualifizierende Analysen<br />
signifikanter Ereignisse sowie durch vergleichende<br />
Quantifizierungen von Daten<br />
aus Vereins- und amtlich-behördlichen<br />
Quellen. Ein besonderes Anliegen war es,<br />
die Geschichte der im Projektzeitraum aktiven<br />
Kapellen als Ausdruck gesellschaftlicher<br />
Verhältnisse, identitätsstiftender Prägungen<br />
und ideologischer Orientierungen<br />
im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft<br />
zu verstehen.<br />
Musikkapellen von<br />
1918 bis 1948<br />
Im Zuge der Projektabwicklung erwies<br />
es sich als schwierig, den Forschungsgegenstand<br />
zu quantifizieren, das heißt<br />
zu beziffern, wie viele Musikkapellen es<br />
in der Zeit von 1918 bis 1948 gab. Anders<br />
als für die meisten Kapellen haben<br />
sich für manche Blasmusikformationen<br />
nämlich keine Quellen überliefert. Gemeint<br />
sind hier vor allem jene Musikka-<br />
KulturFenster<br />
45 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinterfragt<br />
Die Musikkapelle Untermais spielt vor der Arena von Verona, 1924 (BK Untermais).<br />
pellen, die – häufig in peripheren Fraktionen<br />
von Gemeinden – einige Jahre aktiv<br />
waren und dann wieder von der Bildfläche<br />
verschwanden – wie zum Beispiel<br />
die Musikkapelle Glaning (Gemeinde Jenesien),<br />
die Musikkapelle St. Oswald (Gemeinde<br />
Kastelruth) oder die Kapelle von<br />
Tarsch (Gemeinde Latsch). Vermutlich<br />
existierten auch in anderen Gemeinden<br />
des Landes zeitweise Musikformationen,<br />
von denen sich heute – zumindest über<br />
den unmittelbar lokalen Rahmen hinaus<br />
– keine Spuren mehr finden. Aus diesem<br />
Grund ist es nicht möglich, die Zahl jener<br />
Musikkapellen definitiv zu ermitteln, die<br />
im Projektzeitraum bestanden. Ergänzt<br />
man die Daten im Mitgliederverzeichnis<br />
des VSM um die Angaben in den vorhandenen<br />
Vereinsfestschriften und um verfügbare<br />
zusätzliche Informationen über<br />
weitere Kapellen, zeigt sich, dass in der<br />
Zeit zwischen 1918 und 1948 im Gebiet<br />
des heutigen Südtirols über kürzere oder<br />
längere Zeit mindestens 175 Musikkapellen<br />
tätig waren.<br />
Die Quellenbasis<br />
Die Musikkapelle Wiesen und die doppelte Besetzung des öffentlichen Raums: Die Musikanten<br />
in Tracht mit 1809 eroberter Trommel und Hellebarden als Symbolen Tiroler Wehrhaftigkeit<br />
unter dem italienischen Schild „Prati“ (MK Wiesen).<br />
Die Quellenbasis für das Projekt lieferten<br />
zu einem großen Teil die Kapellen<br />
selbst mit ihren Vereinsunterlagen und<br />
den zahlreichen Festschriften. Die allermeisten<br />
Musikkapellen zeigten großes Interesse<br />
für das Forschungsvorhaben und<br />
gewährten bereitwillig Einblick in ihre Dokumentation.<br />
In einem einzigen Fall wurde<br />
die Einsichtnahme in das Vereinsarchiv<br />
verweigert. Weitere projektrelevante Quellenbestände<br />
konnten in kommunalen, regionalen<br />
und staatlichen Archiven sowie<br />
in den Archiven verschiedener Verbände,<br />
Einrichtungen und Organisationen ausfindig<br />
gemacht werden. Als besonders aufwändig,<br />
aber auch sehr ertragreich erwies<br />
sich dabei die Sichtung von über 40 Gemeindearchiven.<br />
Trotz der breit angelegten Quellenakquisition,<br />
blieb das Bild speziell bei den Primärquellen<br />
widersprüchlich und mitunter<br />
unbefriedigend, weil es trotz einer<br />
beträchtlichen Menge vorhandener Unterlagen<br />
bisweilen kaum möglich war,<br />
KulturFenster<br />
46 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Die Algunder Musikkapelle beim Kreisschießen in Meran, 30. April 1944 (MK Algund).<br />
wesentliche Aspekte der Geschichte der<br />
Südtiroler Musikkapellen im Projektzeitraum<br />
adäquat abzudecken. Dieser Befund<br />
wiegt umso schwerer, als es bisher<br />
nur wenige Publikationen gibt, die die gesellschaftliche<br />
und politische Dimension<br />
des Genres „Blasmusik“ thematisieren<br />
und historisch verorten. Sollte sich die<br />
Quellensituation in Zukunft verbessern<br />
– weil zum Beispiel Archivbestände zugänglich<br />
oder überhaupt erst ausfindig<br />
gemacht werden – könnten manche Aspekte<br />
neu thematisiert und viele Fragen<br />
eingehender beantwortet werden.<br />
Die vom VSM und dem Südtiroler Landesarchiv<br />
herausgegebene Geschichte der<br />
Südtiroler Blasmusik von 1918 bis 1948<br />
ist nicht die Summe der Geschichten der<br />
einzelnen in diesem Zeitraum existierenden<br />
Musikkapellen. Ein solcher Ansatz kumulativ-historistischer<br />
Geschichtsschreibung<br />
wäre wissenschaftlich nicht sinnvoll, ein<br />
solcher Anspruch zudem nicht einzulösen.<br />
Die Publikation ist der Versuch, auf der<br />
Basis des verfügbaren und ausgewählten<br />
Quellenmaterials auf zeitgeschichtlicher,<br />
musikgeschichtlicher und ethnologischer<br />
Ebene zentrale Entwicklungslinien<br />
des Südtiroler Blasmusikwesens im Projektzeitraum<br />
aufzuzeigen, das Verhältnis<br />
zwischen den Musikkapellen und den jeweiligen<br />
Regierungen bzw. Regimen darzustellen<br />
und die Rolle der Musikkapellen<br />
für das kollektive Bewusstsein in Südtirol<br />
zu beleuchten. Dabei konnten inhaltlich<br />
zahlreiche neue Facetten thematisiert und<br />
lange Zeit unkritisch Tradiertes hinterfragt<br />
werden. Wer hätte zum Beispiel gedacht,<br />
dass die 1920er Jahre jenes Jahrzehnt in<br />
der Geschichte der Südtiroler Blasmusik<br />
mit den vergleichsweise meisten Gründungen<br />
von Musikkapellen waren? Wer hat<br />
gewusst, dass die Südtiroler Musikkapellen<br />
ihr traditionelles Marschmusikrepertoire<br />
aus der k. u. k. Zeit unter allen politischen<br />
Systemen, die im Projektzeitraum<br />
an der Macht waren, beibehalten haben<br />
und dass die Italianisierung der Südtiroler<br />
Blasmusik durch den Faschismus in<br />
deutlich geringerem Maß stattgefunden<br />
hat als vielfach behauptet? Wie viele im<br />
Land sind sich des Umstandes bewusst,<br />
dass das Tragen von Tracht stets auch<br />
eine politische Dimension aufweist? Und<br />
in welchem Verhältnis stehen Tracht, Uniform,<br />
Mode und Identitätspolitik zueinander?<br />
Diese und zahlreiche weitere Fragen<br />
werden in der Publikation ausführlich behandelt<br />
und in einen theoretisch unterfütterten<br />
Identitätsdiskurs eingebettet.<br />
Bisher stand die jüngere Geschichte der<br />
Südtiroler Blasmusik weder bei der regionalen<br />
Zeitgeschichtsforschung noch bei<br />
den Blasmusikeinrichtungen im Fokus des<br />
Interesses. Der neue Band soll dazu beitragen,<br />
dieses Defizit zu beheben.<br />
Hubert Mock<br />
Zur Person<br />
Hubert Mock<br />
Hubert Mock, geb. 1960 in Bozen, Studium der Geschichte in Wien, 1988/89 Mitarbeit<br />
an der Ausstellung „Option-Heimat-Opzioni“, 1992 Mitbegründer der Arbeitsgruppe<br />
Regionalgeschichte/Gruppo di ricerca per la storia regionale und ihrer<br />
Zeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“.<br />
Seit 1994 Leiter des Stadtarchivs Brixen, daneben Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten,<br />
Mitautor von Publikationen zur regionalen Zeitgeschichte und<br />
zur Geschichte von Brixen.<br />
KulturFenster<br />
47 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
VSM intern<br />
Nach 50 Jahren Übergang<br />
an die Musikschulen<br />
Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen<br />
Die Landesmusikschuldirektion und der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM) haben<br />
den Vertrag zur zukünftigen Abhaltung der Prüfungen zum Leistungsabzeichen unterzeichnet<br />
– v.l. VSM-Obmann Pepi Fauster, Landesmusikschuldirektor Felix Resch und VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Hans Finatzer.<br />
Die Unterzeichnung des Vertrages ist der<br />
letzte und wichtigste Baustein für die Übernahme<br />
der praktischen Leistungsabzeichen<br />
durch die Landesdirektion der deutschen<br />
und ladinischen Musikschulen. Vor<br />
knapp 20 Jahren wurde die erste Zusammenarbeit<br />
zwischen beiden Institutionen<br />
beschlossen, denn bereits seit dem Schuljahr<br />
2008 ist die Ausbildung und Abnahme<br />
der Prüfungen in Theorie den Musikschulen<br />
anvertraut worden.<br />
„Die Übergabe der praktischen Leistungsabzeichen<br />
an die Musikschulen ist das<br />
Ergebnis gewachsenen Vertrauens und<br />
basiert auf einer sehr guten Zusammenarbeit“,<br />
so VSM-Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster. Landesmusikschuldirektor Felix<br />
Resch bekräftigte dies und verwies auf<br />
die institutionellen Aufgaben der Musikschulen,<br />
welche neben der Ausbildung<br />
zukünftig die Prüfungen in allen Fächern<br />
anbieten werden.<br />
„<br />
Ziel ist es, die Dienste zu verbessern,<br />
um die Leistungsabzeichen weiter<br />
aufzuwerten. Wir sprechen zukünftig<br />
von insgesamt 1.500 Wertungen pro<br />
„<br />
Schuljahr, das ist eine enorme logistische<br />
Herausforderung.<br />
Hans Finatzer<br />
Diesen letzten und entscheidenden Schritt<br />
begleitete VSM-Verbandsjugendleiter Hans<br />
Finatzer, welcher mit Ausdauer und Verhandlungsgeschick<br />
diesen Vertrag zwischen<br />
beiden Trägern vorbereitet und<br />
zum Abschluss gebracht hat.<br />
Die Grundlage für die Übergabe ist das<br />
Bekenntnis zum Rahmenprogramm des<br />
Österreichischen Blasmusikverbandes,<br />
der in Zusammenarbeit mit den Musikschulen<br />
Österreichs den inhaltlichen<br />
Rahmen für die Erlangung des Junior-<br />
Abzeichens sowie der Leistungsabzeichen<br />
in Bronze, Silber und Gold vorgibt.<br />
Darin sind sämtliche Details in allen betreffenden<br />
Fächern genau definiert, damit<br />
die Leistungsstufen den hohen Anforderungen<br />
entsprechen.<br />
Die Vorbereitung und Abnahme der Prüfungen<br />
erfolgen somit ab dem Schuljahr<br />
<strong>2021</strong>/2022 ausschließlich durch die Musikschulen<br />
des Landes. Dabei sind auch<br />
Anwärter*innen aus anderen Schulen oder<br />
Privatschüler*innen zugelassen. Die Verleihung<br />
der Abzeichen - und auch das ist<br />
neu - wird in Zukunft den Musikkapellen<br />
übertragen, die dafür sorgen, einen passenden,<br />
feierlichen Rahmen für die Verleihung<br />
an ihre Absolvent*innen zu finden.<br />
Die Musikschulen werden die Leistungsabzeichen<br />
an verschiedenen Standorten<br />
auch vormittags anbieten. Eine entsprechende<br />
Einigung mit dem deutschen<br />
Schulamt wurden bereits getroffen. „Ziel<br />
ist es, die Dienste zu verbessern, um die<br />
Leistungsabzeichen weiter aufzuwerten.<br />
Wir sprechen zukünftig von insgesamt<br />
1500 Wertungen pro Schuljahr, das ist<br />
eine enorme logistische Herausforderung“,<br />
ist sich Hans Finatzer bewusst. Im Mittelpunkt<br />
stehen aber die Kinder und Jugendlichen,<br />
welche die wichtigsten Protagonisten<br />
sind, denn für sie bilden die<br />
Leistungsabzeichen lohnende Ziele und<br />
vor allem eine der Motivationsquellen<br />
schlechthin.<br />
Hans Finatzer<br />
VSM-Verbandsjugendleiter<br />
KulturFenster<br />
48 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
50 Jahre 2. Autonomiestatut<br />
1972-2022<br />
Kompositionswettbewerb ausgeschrieben<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester<br />
wird die<br />
von einer Fachjury prämierte<br />
Komposition<br />
zu „50 Jahre 2. Autonomiestatut<br />
1972<br />
– 2022“ uraufführen.<br />
Foto: Wolfgang Alberty<br />
Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut<br />
in Kraft. Nachdem das 1. Autonomiestatut<br />
1948 die Hauptverwaltung<br />
in die Hände der Region „Trentino-Südtirol“<br />
und damit de facto der italienischen<br />
Mehrheit des Trentino gelegt hatte, wurden<br />
nun direkt dem Land Südtirol wichtige<br />
Zuständigkeiten übertragen. Anlässlich des<br />
50-jährigen Jubiläums dieses für Südtirol so<br />
geschichtsträchtigen Datums hat der Südtiroler<br />
Landtag einen Kompositionswettbewerb<br />
ausgeschrieben.<br />
Der Wettbewerb für eine Komposition für<br />
symphonisches Blasorchester zum Thema<br />
„50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972-2022“<br />
wird in Zusammenarbeit mit der Europaregion<br />
„Tirol, Südtirol und Trentino“ und bei<br />
der künstlerischen Gestaltung mit Unterstützung<br />
des Südtiroler Künstlerbundes,<br />
der Stiftung Haydn von Bozen und Trient,<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) und der Hochschule für Musik<br />
„Claudio Monteverdi“ Bozen ausgeschrieben.<br />
Es handelt sich um die zweite Ausgabe<br />
des Europapreises, den der Südtiroler<br />
Landtag <strong>2021</strong> – zum Thema Literatur<br />
– vergeben hat.<br />
Komponisten, die in Südtirol geboren oder<br />
mindestens drei Jahre in Südtirol ansässig<br />
sind, sind eingeladen, ein sieben- bis zwölfminütiges<br />
Musikstück für symphonisches<br />
Blasorchester einzureichen, das auf das<br />
Thema „50 Jahre 2. Autonomiestatut“ Bezug<br />
nimmt. Dafür haben sie sechs Monate<br />
Zeit: Die Partitur muss bis zum 15. Februar<br />
2022 an den Südtiroler Künstlerbund (info@<br />
kuenstlerbund.org – Telefon 0471 977037)<br />
geschickt werden. Eine Fachjury bewertet<br />
die eingereichten Werke und kürt den Gewinner<br />
nach den Kriterien inhaltliche Kohärenz,<br />
Originalität und Durchführbarkeit<br />
in der Schwierigkeitsstufe „C bis D“ für<br />
Blasorchester. Ausgeschrieben wird ein<br />
Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro. Das Euregio-Jugendblasorchester<br />
aus Bozen, Innsbruck<br />
und Trient wird das Werk anlässlich<br />
des Europatages, voraussichtlich am<br />
7. und 8. Mai 2022, uraufführen.<br />
Stephan Niederegger<br />
Weitere Informationen zur detaillierten<br />
Ausschreibung können auf der Homepage<br />
des Südtiroler Landtags<br />
www.landtag-bz.org<br />
und des Südtiroler Künstlerbundes<br />
www.kuenstlerbund.org<br />
bzw. über die QR-Codes eingesehen<br />
werden.<br />
KulturFenster<br />
49 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
VSM intern<br />
15. Bezirksjungbläsertage<br />
in Bruneck<br />
Ein gut angenommenes Angebot – trotz der schwierigen Umstände<br />
Anstelle des traditionellen Abschlusskonzertes haben die jungen Musikant*innen als „Straßenmusiker“ die Besucher und Gäste der Rienzstadt<br />
unterhalten.<br />
Aufgrund der sehr guten Erfahrungen der<br />
Vorjahre sei es der Wunsch vieler Musikkapellen<br />
gewesen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />
die traditionelle Kurswoche<br />
für die „ganz jungenMusikant*innen“<br />
auf Bezirksebene anzubieten, erklärt VSM-<br />
Bezirksobmann Johann Hilber und er freut<br />
sich, dass nach der Absage im Vorjahr heuer<br />
dieses Kursangebot möglich war.<br />
Zwar in reduzierter Form, aber dennoch<br />
nicht weniger erfolgreich, wurde Mitte Juli<br />
in den Räumen der Mittelschule „Karl<br />
Meusburger“ die 15. Auflage der traditionellen<br />
Jungbläsertage in Bruneck organisiert.<br />
Rund 45 Buben und Mädchen<br />
aus den Musikkapellen des Pustertales<br />
haben daran teilgenommen. Sie wurden<br />
von einem achtköpfigen Lehrerteam (Stefanie<br />
Burchia, Monika Messner, Barbara<br />
Holzer; Michaela Künig, Christof Gröber,<br />
Hannes Pupp, Erhard Gatterer, Simon<br />
Burger) betreut. 5 Tage lang haben die<br />
jungen Musikantinnen und Musikanten<br />
im Kreise von Gleichgesinnten geübt<br />
und musiziert – in kleinen Gruppen und<br />
„<br />
Viele der vorbeikommenden<br />
Passanten, Besucher und Gäste der<br />
„<br />
Stadt, sind stehengeblieben und<br />
haben den Melodien gelauscht.<br />
Johann Hilber<br />
in größeren Registern. Anstelle des traditionellen<br />
Abschlusskonzertes haben sich<br />
verschiedene Bläsergruppen als „Straßenmusiker’“<br />
am Graben und in der Stadtgasse<br />
präsentiert. Viele der vorbeikommenden<br />
Passanten, Besucher und Gäste<br />
der Stadt, sind stehengeblieben und haben<br />
den Melodien gelauscht.<br />
Bezirksobmann Hilber bedankte sich bei<br />
der Verwaltung der Mittelschule für die<br />
Zurverfügungstellung der Räume und die<br />
gute Zusammenarbeit, bei der Raiffeisenkasse<br />
Bruneck für die Unterstützung und<br />
nicht zuletzt bei seinen Mitarbeitern und<br />
dem Lehrerteam, „dass es trotz der nicht<br />
leichten Umstände gelungen ist, die Kurswoche<br />
anzubieten.“<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
50 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
VSM unterstützt musikalische<br />
Jugend Südtirols<br />
32 Projekte von 50 Jugendkapellen gefördert<br />
In einem gewöhnlichen Sommer fi nden in<br />
Südtirol unzählige Jungbläserwochen statt.<br />
Dabei organisiert der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) alljährliche Sommerprojekte<br />
wie Bronzewochen, Jungbläserwochen<br />
für Fortgeschrittene oder das Südtiroler Jugendblasorchester.<br />
Im vergangenen Jahr konnte coronabedingt<br />
keines der für den musikalischen Nachwuchs<br />
wichtigen Angebote in die Tat umgesetzt<br />
werden. Auch im heurigen Jahr war es<br />
aufgrund der unsicheren Lage nicht möglich,<br />
die nötigen Vorbereitungen zu treffen,<br />
um diese Projekte austragen zu können. Um<br />
dennoch den Vereinen und Jugendkapellen<br />
Unterstützung anzubieten, einigte man<br />
sich im Jugendreferat des VSM darauf, ein<br />
Ersatzprogramm auszuarbeiten, welches<br />
insgesamt 31 Projekte mit TeilnehmerInnen<br />
aus über 60 Musikkapellen unterstützte. Die<br />
Jugendkapellen konnten beim Verband für<br />
die Übernahme der Personalkosten der Referenten<br />
und der Anschaffung von Desinfektionsmitteln<br />
ansuchen. „Dabei fi el die<br />
Summe mit rund 70.000 Euro ausgesprochen<br />
hoch aus, welche hunderten von Kindern<br />
und Jugendlichen zugutekam,“ freuen<br />
sich Verbandsgeschäftsführer Andreas Bonell,<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster und<br />
Verbandsjugendleiter Hans Finatzer. Siehe<br />
dazu den detaillierten Bericht auf S.62: "Jugendsommer<br />
trotz Corona"<br />
Hans Finatzer<br />
Trotz unsicherer Rahmenbedingungen<br />
können Verbandsgeschäftsführer Andreas<br />
Bonell, Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster und Verbandsjugendleiter Hans<br />
Finatzer (v. l.) auf ein reichhaltiges Förderprogramm<br />
für Jugendkapellen verweisen.<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag<br />
von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“<br />
Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert“<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
51 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
VSM intern<br />
Obleute-Tagung<br />
Waltherhaus Bozen<br />
https://vsm.bz.it<br />
30.10.<strong>2021</strong> –<br />
9.00 Uhr<br />
Es war einmal …<br />
eine Musikkapelle<br />
Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen<br />
Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musik-<br />
kapellen gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden<br />
sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte<br />
Notizen von deren vormaliger Existenz.<br />
Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes<br />
Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren<br />
und für die Zukunft zu sichern.<br />
Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender<br />
und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger<br />
Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.<br />
Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen<br />
aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren<br />
diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.<br />
Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete<br />
Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den<br />
verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für<br />
deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch<br />
so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!<br />
Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it<br />
GESUCHT!<br />
Erinnerungen, Dokumente,<br />
Fotos, Zeitungsmeldungen etc.<br />
Stephan Niederegger<br />
Konzertwertung in Toblach abgesagt!<br />
Mit Leidenschaft und Zuversicht haben die<br />
Verantwortlichen im Bezirk und Verband<br />
das in Toblach geplante Konzertwertungsspiel<br />
organisiert. Nachdem der ursprüngliche<br />
Termin bereits zwei Mal coronabedingt<br />
verschoben wurde, musste nun wohl oder<br />
übel auch der dritte Termin vom 30. <strong>Oktober</strong><br />
abgesagt werden. Aufgrund der derzeitigen,<br />
immer noch ungewissen Situation,<br />
ist eine längerfristige Planung und eine intensive<br />
und kontinuierliche Probenvorbereitung<br />
immer noch schwierig bis kaum möglich.<br />
Ganz nach dem Motto „Aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben“ freut sich die VSM-<br />
Fachgruppe „Kapellmeister“ bereits auf die<br />
nächsten Wertungsspiele und bedankt sich<br />
vorab sowohl bei den Kapellen, die sich bereits<br />
angemeldet hatten, aber auch bei all<br />
jenen, die sich interessiert gezeigt haben.<br />
Hans Pircher (Tel. +43 664 9191072 –<br />
j.pircher@tsn.at), der sich den Kapellen bereits<br />
für die Vorbereitung auf das Wertungsspiel<br />
zur Verfügung gestellt hatte, kann bis<br />
November weiterhin von allen Interessierten<br />
für einen Probenbesuch oder eine persönliche<br />
Begegnung kontaktiert werden: „Vielleicht<br />
kann dadurch die ruhige Herbstzeit musikalisch<br />
so gut wie möglich genutzt werden.“<br />
Georg Kirchler, Bezirkskapellmeister,<br />
VSM-Bezirk Bruneck<br />
VSM - Konzertwertung<br />
Samstag, 30. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong><br />
Im Kulturzentrum Grand Hotel Toblach<br />
KulturFenster<br />
52 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
ewegt<br />
Marschieren - alles Show?<br />
Musikant*innen zur Musik in Bewegung befragt<br />
Die MK Prad am Stilfser Joch<br />
bei der Marschmusikbewertung<br />
in Latsch 2019<br />
Der Marschauftritt ist nach wie vor das optische und akustische Aushängeschild einer jeden Musikkapelle und erreicht mehr Publikum<br />
als jede konzertante Aufführung. Um zu erfahren, welchen Stellenwert die so genannte „Musik in Bewegung“ einnimmt, hat VSM-<br />
Stabführer Klaus Fischnaller Musikant*innen quer durchs Land dazu befragt. Die Antworten ergeben einen interessanten Einblick und<br />
sollen auch zum Gedankenaustausch anregen.<br />
Gilbert Delueg, MK Feldthurns<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Prozessionen und Einzüge sind Traditionen,<br />
die verankert sind und gepflegt werden<br />
sollen/müssen, da sie auch die Identität<br />
eines Volkes teilweise widerspiegeln.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Wenn eine Musikkapelle schneidig dahermarschiert,<br />
macht das immer ein schönes Bild.<br />
Für das Publikum ist dies manchmal sogar interessanter<br />
ist als ein Konzert.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er) geprobt<br />
als für Konzerte?<br />
Die Hauptprobentätigkeit liegt für die meisten<br />
Kapellen in der Vorbereitung für die Konzerte, bei<br />
denen sich eine Kapelle möglichst gut präsentieren<br />
will. Dadurch bleibt meist leider wenig(er)<br />
Zeit für die Marschierproben und diese werden<br />
dann oft auch als Mehraufwand angesehen.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />
Show“?<br />
Grundsätzlich fi nde ich, dass es keiner<br />
Kapelle schaden würde, einmal ein solches<br />
Vorhaben anzugehen. Ich finde<br />
nicht, dass diese Art von Musik in Bewegung<br />
eine „übertriebene Show“ ist.<br />
Manche Kapellen, die im konzertanten<br />
Bereich vielleicht nicht so die Möglichkeiten<br />
haben, können sich evtl. genau<br />
auf diese Art und Weise ihrem Publikum<br />
erfolgreich präsentieren.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Ein Marschauftritt hat für mich immer einen<br />
gewissen Reiz, egal ob es eine Prozession<br />
oder ein Einzug bei der Erstkommunion<br />
im Dorf ist. Vor allem verspürt auch<br />
die Bevölkerung, dass der Verein gerade<br />
bei diesen Anlässen für sie da ist.<br />
KulturFenster<br />
53 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
ewegt<br />
Martin Egger, MK Prissian<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich haben die Prozessionen und Einzüge<br />
im eigenen Dorf einen großen Stellenwert.<br />
Zum einen wird damit die Tradition<br />
erhalten und zum anderen kann man<br />
sich bei diesen Gelegenheiten von seiner<br />
besten Seite zeigen.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ja, ich bin schon der Meinung, dass Musik<br />
in Bewegung interessant für das Publikum<br />
ist. Musik in Bewegung bietet dem<br />
Publikum die Möglichkeit, die Kapelle auf<br />
eine andere Art und Weise zu erleben. Die<br />
Darbietungen sind für das Publikum abwechslungsreich<br />
und kurzweilig.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Ich denke, die Vorbereitung auf die Konzerte<br />
hat für viele Kapellmeister Priorität.<br />
Meist wird das Jahresprogramm so geplant,<br />
dass es mehr Konzertauftritte als<br />
Marschauftritte gibt.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Mir gefällt es, wenn eine Kapelle eine<br />
interessante Choreografie darbietet. Zudem<br />
kann das Erlernen dieser Choreografien<br />
eine interessante Abwechslung<br />
zur regulären Probentätigkeit für die Musikanten<br />
sein.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Bei einem Marschauftritt, kann ich die Kapelle<br />
musikalisch und optisch dem Publikum<br />
ansprechend präsentieren.<br />
Alexander Janser, BK Latsch<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich haben sie einen hohen Stellenwert,<br />
da dadurch die Feierlichkeiten einen<br />
besonderen Wert bekommen.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Musik in Bewegung ist vor allem dann interessant<br />
für das Publikum, wenn sie sauber<br />
und diszipliniert vorgebracht wird. Der optische<br />
Eindruck beim Marschieren ist sehr<br />
wichtig und um einen guten Eindruck zu<br />
hinterlassen, benötigt es Marschierproben.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Weil es zusätzliche Proben braucht und<br />
das einigen Mitgliedern zu viel wird.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Um Marschierproben interessant zu machen,<br />
braucht es Figuren. Dadurch wird<br />
sowohl das Interesse der Mitglieder als<br />
auch jenes des Publikums gefördert. Mittlerweile<br />
haben wir zahlreiche Shows eingelernt<br />
und unseren Musikantinnen und<br />
Musikanten hat dies immer sehr gut gefallen.<br />
Natürlich muss der Stabführer die volle<br />
Unterstützung der Vereinsführung haben.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Wenn man sauber und präzise marschiert,<br />
dazu noch gut musiziert, ist das eine Herausforderungen<br />
für jeden Musikanten und<br />
für das Publikum und die Musikanten ein<br />
tolles Erlebnis. Durch Choreografien und<br />
Figuren erhalten die Marschauftritte noch<br />
eine besondere Note.<br />
Oliver Leitner, MK Teis<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Diese Auftritte sind für mich genauso wichtig<br />
wie ein gutes Konzert. Das Aufrechterhalten<br />
unserer Traditionen durch das Mitgestalten<br />
der Prozessionen gehört zum Dorfleben.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
MusikinBewegungistfürdieMusikant*innen<br />
gleichermaßen interessant wie für das Publikum.<br />
Dies beweist einmal mehr, dass diese<br />
Veranstaltungen immer gut besucht sind,<br />
wie z.B. auch Marschmusikbewertungen.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Sind die verschiedenen Elemente des Marschierens<br />
einmal gut einstudiert, gelingt es mit wenigen<br />
Proben, das Erlernte wieder aufzufrischen.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Showelemente können für das Publikum,<br />
aber auch für die Musikant*innen<br />
attraktiv sein. Für mich ist es deshalb<br />
wichtig, neue Figuren einzustudieren<br />
und diese bei den verschiedenen Auftritten<br />
vorzuführen.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Es ist immer wieder eine Herausforderung,<br />
sauber und genau zu marschieren und damit<br />
„einen guten Eindruck“ beim Publikum<br />
zu hinterlassen.<br />
KulturFenster<br />
54 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Martin Malfertheiner, MK Völs am Schlern<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Prozessionen haben für mich deshalb einen<br />
hohen Stellenwert, weil ich es wichtig finde,<br />
die Tradition im Dorf aufrecht zu erhalten.<br />
Auch Einzüge bei diversen Festen sind mei-<br />
ner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil<br />
der Veranstaltungen, da sich die Musikkapelle<br />
dabei als solche präsentieren kann.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ja, ich finde, dass die Musik in Bewegung sehenswert<br />
für das Publikum ist. Eine Kapelle<br />
zieht die Blicke immer auf sich, sobald diese<br />
im Gleichschritt durch die Straßen zieht. Zudem<br />
können besonders beim Marschieren die<br />
einzigartigen Trachten präsentiert werden.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Priorität der Musikkapelle ist das musikalische<br />
Auftreten. Die Verteilung der Proben muss an die<br />
Anzahl der jeweiligen Auftritte angepasst werden.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />
Show“?<br />
Arbeitet die Kapelle sporadisch auf eine<br />
Marschiershow hin, sind Choreografie und<br />
Figuren eine tolle Abwechslung für die Musikanten.<br />
Die Herausforderung dabei ist die<br />
Mitarbeit eines jeden einzelnen Mitgliedes,<br />
wobei die Präsenz den wichtigsten Faktor<br />
für eine funktionierende Show bildet.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Beim Marschauftritt sind musikalisches<br />
Können, diszipliniertes Auftreten und Zusammenhalt<br />
innerhalb der Kapelle gefragt.<br />
Diese Kombination macht den Reiz<br />
für mich aus.<br />
Maximilian Messner, MK St. Georgen und<br />
MK Pfalzen<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich haben diese einen hohen Stellenwert,<br />
da bei solchen Auftritten die Anzahl<br />
der Zuschauer normalerweise sehr<br />
hoch ist.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ja, denn eine Figur in der Marschformation<br />
hinterlässt auch für musikalisch weniger<br />
Interessierte sofort einen Eindruck.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Als übertrieben würde ich dies keineswegs<br />
bezeichnen, aber eine Choreografie oder<br />
Figuren erfordern um einiges mehr an Probenaufwand,<br />
verglichen mit dem Standardprogramm<br />
der Marschmusik.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Marschmusik hat den Reiz, dass Grundlagen<br />
relativ schnell geprobt und verbessert<br />
werden können. Schon mit einem sauber<br />
ausgerichteten Block kann ein guter Marschauftritt<br />
einem großen Publikum präsentiert<br />
werden.<br />
Stefan Obexer, MK Schabs<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Die musikalische Umrahmung von Prozessionen<br />
und Einzügen haben für mich einen<br />
wichtigen Stellenwert. Man hat in der Coronazeit<br />
gemerkt, dass etwas fehlt, wenn<br />
die Musikkapelle nicht dabei sein kann.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ich glaube, dass sie für das Publikum sehr<br />
interessant ist. Dabei geht es aber meiner<br />
Meinung nicht um das perfekte Marschieren,<br />
sondern um das Gesamtpaket:<br />
klingendes Spiel, Musik in Bewegung, das<br />
imposante Bild einer Musikkapelle in Formation<br />
und unsere schöne Tracht.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Ich glaube, dass die jährlichen Marschauftritte<br />
wichtig sind, aber dafür nicht sehr<br />
viele Marschierproben notwendig sind, da<br />
man ja nicht ständig was Neues erlernt.<br />
Die Marschierproben sind wichtig, um das<br />
Marschieren zu festigen und zu verbessern.<br />
Für Konzerte werden oft neue Stücke geprobt,<br />
daher ist der Aufwand dafür größer.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Weder noch. Standardfi guren wie die<br />
„Große Wende“ oder das „Abfallen“<br />
sind für das Marschieren oft wichtig,<br />
aber sie sind keine Show. Einstudierte<br />
Showelemente und Choreografien sind<br />
toll,für die normalen Auftritte benötigt<br />
man sie jedoch selten. Übertrieben<br />
würde ich solche „Shows“ aber trotzdem<br />
nicht nennen<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Da ich in der Vergangenheit selbst Stabführer<br />
war, freue ich mich immer wieder,<br />
wenn ich unseren Stabführer manchmal<br />
ersetzen darf. Ich muss sagen, das macht<br />
immer noch Spaß.<br />
KulturFenster<br />
55 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
ewegt<br />
Karl Anton Pegoraro, MK Taufers im Münster<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich gehört die Musik in Bewegung<br />
und die traditionelle Marschmusik zur gelebten<br />
Kultur in unserem Land.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ich empfinde, dass die Musik in Bewegung<br />
eine tolle Ergänzung zur Konzertlandschaft<br />
unserer Blasmusik sein kann und sowohl<br />
beim Publikum als auch bei den Musikanten<br />
für Abwechslung sorgt. Neben der<br />
Konzertlandschaft kann die Musik in Bewegung<br />
zu den passenden Anlässen wie<br />
das Salz in der Suppe wirken. Besonders<br />
kleinere Kapellen, wie die unsere, können<br />
sich mit einer sauberen Darbietung gekonnt<br />
präsentieren und in Szene setzen.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Ich bin ein Freund von kurzweiligen, gezielten<br />
und knackigen Marschierproben.<br />
Wer das Marschieren jährlich pflegt, sollte<br />
eigentlich einen soliden Grundstock an<br />
Musikanten haben, die die jährlich benötigten<br />
Formationen, Befehle und Abläufe<br />
verstanden haben und umsetzen können.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Wir führen zu besonderen Anlässen wie Jubiläen<br />
oder Hochzeiten eigens eingelernte kurze<br />
Showelemente auf. Dies soll eine besondere<br />
Widmung oder Ehre an die Jubilare darstellen<br />
und es hat seine Wirkung bisher nie verfehlt.<br />
Marschauftritte mit minutenlangen Showprogrammen<br />
wie z.B. beim Bundeswettbewerb<br />
sind eine andere Liga und vor diesen Teilnehmern<br />
ziehe ich meinen Hut, denn da steckt<br />
sehr viel Können, Wissen, Fleiß, Motivation<br />
und Opferbereitschaft dahinter.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein Marschauftritt<br />
für dich?<br />
Ein Marschauftritt ist für mich eine Möglichkeit<br />
unser Dorf, unser Tal oder unser Land<br />
bestmöglich zu präsentieren und auch als<br />
kleinere Kapelle Emotionen zu schenken und<br />
nachhaltig Eindruck zu hinterlassen – beim<br />
Publikum und besonders bei den Musikkollegen<br />
der Kapelle, denn solche Auftritte zählen<br />
in meinen Augen zu den schönsten und<br />
kameradschaftlichsten.<br />
Hans-Jürgen Riedl, MK Tschengls<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich ist die Musik in Bewegung nicht<br />
weniger bedeutend als die Konzertmusik.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Ein Einmarsch in gepflegter Tracht mit einem<br />
schneidig und korrekt gespielten Marsch erfreut<br />
jeden Liebhaber der Blasmusik, aber auch<br />
manchen Laien. Wir marschieren meist vor<br />
größerem Publikum als bei manchem Konzert.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Das einfache Antreten und Aufmarschieren<br />
der Kapelle sind bereits Choreografie. Für<br />
eine gute „Show“ fi nde ich ist es wichtig,<br />
dass die Grundelemente des Marschierens<br />
beherrscht werden. Das Musikalische sollte<br />
keineswegs vernachlässigt werden, und das<br />
ist eine zusätzliche Herausforderung.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Für mich als Schlagzeuger ist ein Marschauftritt<br />
immer etwas Besonderes, da<br />
das Schlagzeugregister zusätzlich gefordert<br />
wird.<br />
Ulrich Heiss, MK Pfalzen<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich haben diese Auftritte einen großen<br />
Stellenwert, da genau für solche Anlässe unsere<br />
Dorfkapelle gegründet wurde und diese<br />
Aufgaben auch im Statut verankert sind.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Unbedingt, denn die Besucherzahlen verdeutlichen<br />
dies ja. Viele Gäste und auch Einheimische<br />
fahren nur wegen Aufmärschen<br />
und Umzügen unserer Kapellen zu einem<br />
Fest oder Konzert.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Leider wird Musik in Bewegung als notwendiges<br />
Übel betrachtet. Besonders bei den<br />
älteren Generationen.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Ich würde sie nicht als „wichtig“ einstufen,<br />
aber bei einigen Kapellen können sie notwendig<br />
oder hilfreich sein, um keine Langeweile<br />
aufkommen zu lassen und neue<br />
Anreize zu schaffen.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Jeder Marschauftritt ist eine Herausforderung,<br />
präzise zu marschieren und<br />
gleichzeitig zu musizieren – ein jedes<br />
Mal aufs Neue.<br />
KulturFenster<br />
56 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Katharina Trockner, MK Völs am Schlern<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Der Auftritt in Marschformation ist immer<br />
eine beeindruckende Angelegenheit,<br />
egal ob bei Prozessionen oder bei Einzügen.<br />
Beide sind wichtig für das Dorfleben,<br />
auch wenn ich leider beobachten kann,<br />
dass kirchliche Marschauftritte einen höheren<br />
Stellenwert bei den Musikant*innen<br />
haben als die weltlichen.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Musik in Bewegung ist mit Sicherheit<br />
interessant und beeindruckend für das<br />
Publikum. Das beste Beispiel sind die<br />
vielen neugierigen Gesichter der Zuschauer.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Unabhängig, ob Marschauftritt oder<br />
Konzert, es ist wichtig, dass die Musikkapelle<br />
klare Ziele vor Augen hat. Ohne<br />
Ziele und Auftritte hat eine Vereinstätigkeit<br />
wenig Sinn. Zudem kommt es auf<br />
die Häufigkeit der Auftritte an – wenn<br />
mehr Konzerte anstehen, ist es für mich<br />
auch selbstverständlich, dass auch mehr<br />
konzertant geprobt wird.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren<br />
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder<br />
„übertriebene Show“?<br />
Weder noch, ich finde, dass eine Musikkapelle,<br />
die einen gelungenen Marschauftritt<br />
hinlegt, durchaus beeindrucken<br />
kann. Von mir aus gesehen sind<br />
Choreografien und Figuren jedoch die<br />
„Kirsche auf der Sahnetorte“ und somit<br />
kein Muss. Wenn die Grundkenntnisse<br />
beim Marschieren stimmen, dann habe<br />
ich nichts dagegen, auch mal etwas dazuzulernen.<br />
Genau das fi nde ich so beeindruckend<br />
an Marschiershows – die<br />
Arbeit, die da dahintersteckt – die auch<br />
manche abschreckt.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Ein Marschauftritt reizt mich, da es immer<br />
wieder eine Herausforderung ist, sei<br />
es musikalisch als auch von der Koordination<br />
her. Jeder hat seinen Platz und seine<br />
Aufgaben. Wenn diese gut ausgeführt werden,<br />
dann greift alles in einander, wie bei<br />
einem Zahnrad – und es läuft.<br />
Stefan Rechenmacher, MK Kortsch<br />
Welchen Stellenwert haben für dich die<br />
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?<br />
Für mich als Kapellmeister sind dies sehr<br />
wertvolle Auftritte unserer Musikkapelle. Sie<br />
bringen Festlichkeit und Schönheit in unser<br />
Dorf. Zudem erreicht die Musikkapelle damit<br />
Menschen, welche eventuell zu einem<br />
Konzert als Zuhörer nicht kommen würden.<br />
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung<br />
interessant für das Publikum ist?<br />
Dies hängt sehr von der Kreativität und Motivation<br />
des Stabführers ab. Musik in Bewegung<br />
kann sehr abwechslungsreich präsentiert<br />
werden. Das Publikum erkennt und<br />
honoriert diese Kreativität.<br />
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)<br />
geprobt als für Konzerte?<br />
Die erste Berufung einer Musikkapelle ist<br />
es, gute Blasmusik zu spielen. Dafür schlägt<br />
das Herz eines jeden Kapellmeisters. Sehr<br />
viel Kleinarbeit in Register- und Vollproben<br />
ist dort notwendig. Dieses musikalische Fundament<br />
kommt auch der Musik in Bewegung<br />
zugute. Daher ist jede Probe auch bereits Teil<br />
der Musik in Bewegung. Wieviel letztendlich<br />
für Marschauftritte geprobt wird, hängt aber<br />
vom Stabführer der Musikkapelle ab. Hierfür<br />
ist eine langfristige Planung und Abstimmung<br />
mit dem Kapellmeister sehr wichtig.<br />
Sind für dich Choreografie und Figuren ein<br />
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene<br />
Show“?<br />
Für mich kommt es auf die Dosierung und<br />
die jeweilige Veranstaltung an. Bei den<br />
Marschauftritten im eigenen Dorf, zu kirchlichen<br />
und weltlichen Feierlichkeiten, sollte<br />
die festliche Umrahmung im Vordergrund<br />
stehen. Gerne kann dort ein kleiner Farbtupfer<br />
eingebaut werden. Mehr sollte es<br />
aber nicht sein.<br />
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein<br />
Marschauftritt für dich?<br />
Dies ist ein wesentlicher kultureller Beitrag<br />
unserer Musikkapelle für unser Dorf<br />
und unser Land Südtirol. Natürlich schlägt<br />
mein Herz als Kapellmeister in erster Linie<br />
für die konzertante Blasmusik, aber in einer<br />
guten Zusammenarbeit mit dem Stabführer<br />
ist Marschmusik auch für mich als<br />
Kapellmeister sehr reizvoll.<br />
KulturFenster<br />
57 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
ewegt<br />
„Wir marschieren“<br />
Marschiershow der MK Latzfons<br />
Die Gründung des ASV Latzfons liegt rund<br />
50 Jahre zurück. Am 21. August <strong>2021</strong> fand<br />
– coronabedingt mit einem Jahr Verspätung<br />
– die Jubiläumsfeier statt. Natürlich darf bei<br />
so einer Feier die Musikkapelle nicht fehlen.<br />
Dazu studierte die Kapelle eine choreografische<br />
Darbietung mit dem VSM-Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller ein.<br />
Dass Musik in Bewegung das Publikum<br />
begeistert, steht außer Frage, wobei<br />
ein sicheres Auftreten und die Beherrschung<br />
von Showelementen dem<br />
Auftritt den notwendigen Effekt verleihen.<br />
Außerdem spielen die Synergien<br />
zwischen Kapellmeister und Stabführer<br />
eine zentrale Rolle. Dafür waren vier intensive<br />
Marschierproben notwendig. Die<br />
Musikanten nahmen mit Begeisterung an<br />
den Proben und der Aufführung teil und<br />
gaben ihr Bestes. Mit den Klängen des<br />
Marsches „Wir marschieren“ von Helmut<br />
Zsaitsits wurde die Showparade musikalisch<br />
untermalt.<br />
Der Ablauf:<br />
➤ Aufstellung der Kapelle in Fünferreihen<br />
➤ Einschlagen und Losmarschieren<br />
➤ Verflechtungen der beiden rechten und linken Außenreihen<br />
➤ Rechts schaut - Gruß durch Blick zum Publikum<br />
➤ Schwenkung nach links<br />
➤ 180-Grad-Wendung zum Publikum<br />
➤ Nochmalige 180-Grad-Wendung Richtung Platzmitte<br />
➤ Anhalten bei klingendem Spiel<br />
➤ Breite Formation<br />
➤ Beenden des Marsches<br />
➤ Beginn des Fußmarsches der Schlagzeuger durch die Reihen<br />
➤ Auflösen der Formation nach Pfeifsignal und Konzertaufstellung zum Publikum<br />
➤ Wiederholung des Trios nach kurzem Einschlagen mit Schnapsverkostung<br />
➤ Musikantengruß<br />
➤ Abmarsch in Einzelreihe zum Podium<br />
Detail am Rande: Ursprünglich sollte die MK Latzfons als Vertretung des VSM an der<br />
Marschierparade zum 70-jährigen Jubiläum des Trientner Blasmusikverbandes teilnehmen.<br />
Die im Juni 2020 coronabedingt abgesagten Feiern werden im heurigen Herbst<br />
nachgeholt. Dabei wird der Film des Showauftritts der MK Latzfons gezeigt. Zudem<br />
nimmt die Kapelle am Festumzug – ohne Showelemente – teil.<br />
Franz Fink und Roland Mitterrutzner<br />
KulturFenster<br />
58 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
persönlich<br />
Blasmusik<br />
Herzliche Gratulation<br />
zum 80er, 60er und 50er!<br />
Drei Funktionäre aus dem Fachbereich „Musik“<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen feierten<br />
ihren runden Geburtstag<br />
Walter Cazzanelli beging am 21. Juli dieses<br />
Jahres seinen 80. Geburtstag. Der überaus<br />
rüstige Jubilar kann auf eine sehr umfangreiche<br />
Tätigkeit im Blasmusikbereich<br />
zurückblicken. Er ist seit 64 Jahren Mitglied<br />
der Musikkapelle Leifers und spielt<br />
dort nach wie vor sehr eifrig die Posaune.<br />
In jungen Jahren war er zusätzlich als Instrumentenwart<br />
und Archivar im Vorstand<br />
tätig, bis er von 1964 – 1983 und in den<br />
Jahren 2001-2002 die Kapelle als Kapellmeister<br />
leitete. Von 1985 – 2000 war er Kapellmeister<br />
der MK Auer.<br />
Neben diesen Aufgaben stellte er sich auch<br />
von 1980 – 1998 als Bezirkskapellmeister<br />
im Bezirk Bozen sowie von 1995 – 2007<br />
als stellvertretender Verbandskapellmeister<br />
ehrenamtlich in den Dienst der Musikkapellen<br />
und ihrer Anliegen. Er bemühte<br />
sich stets um ein qualitätsvolles Musizieren<br />
und legte großen Wert auf eine wertvolle<br />
Blasmusikliteratur. Er nimmt nach wie<br />
vor sehr interessiert am Musikgeschehen<br />
teil und freut sich sehr, wenn „alte“ Erinnerungen<br />
wachgerüttelt werden.<br />
Markus Silbernagl feierte am 18. September<br />
seinen 60. Geburtstag. Seit 1977 (44<br />
Jahre) ist er aktiver Musikant und Schlagzeuger.<br />
Nach Kapellmeister-Kursen des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen ergänzte er<br />
seine Dirigentenausbildung mit dem Lehrgang<br />
„Blasorchester-Leitung“ in Trossingen<br />
und am Konservatorium in Innsbruck. In<br />
Trossingen ließ er sich auch zum internationalen<br />
Juror für sinfonische Blasmusik ausbilden<br />
und war darauf als Wertungsrichter<br />
bei Wettbewerben im In- und Ausland tätig.<br />
Seit dem Jahre 1987 bekleidet er das Amt<br />
des Kapellmeisters in den Musikkapellen<br />
Kastelruth, Zwölfmalgreien und Karneid.<br />
Mit der MK Zwölfmalgreien setzte er besondere<br />
Akzente und war mit seinen Musikprogrammen<br />
Vorreiter mit neuer, zeitgenössischer<br />
Blasmusik. So entstand die viel<br />
beachtete CD „Gegenwind".<br />
Darüber hinaus stellte er sich für 9 Jahre<br />
(1998 – 2007) als Bezirkskapellmeister<br />
im Bezirk Bozen zur Verfügung und war<br />
von 2007 – 2019, also 12 Jahre lang, Verbandskapellmeister-Stellvertreter,<br />
wo er besondere<br />
Aufgaben bei der Dirigenten-Ausbildung<br />
übernahm.<br />
Zu seiner Tätigkeit in der Blasmusik nahm<br />
er noch die Chormusik dazu, die ihm ein<br />
großes Anliegen ist. Derzeit leitet er den Kirchenchor<br />
Kastelruth.<br />
Meinhard Windisch vollendete am 3. August<br />
seinen 50. Geburtstag. Auch er kann<br />
bereits eine breite musikalische Tätigkeit<br />
nachweisen. Er ist 1985 der Musikkapelle<br />
Nals beigetreten und spielt dort nach wie<br />
vor die Trompete. Dort war er auch von<br />
1998 bis 2008 Kapellmeister. Er dirigierte<br />
die Musikkapelle Oberbozen von 2008 –<br />
2019 und wechselte im Jahr 2020 zur Musikkapelle<br />
Terlan.<br />
Mit viel Freude und Engagement war auch<br />
er bereit, zusätzliche verantwortungsvolle<br />
Aufgaben im Verband zu übernehmen. Er<br />
bekleidete von 2007 – 2013 das Amt des<br />
Verbandsjugendleiter-Stellvertreters. Die<br />
Landesversammlung wählte ihn 2013 zum<br />
Verbandsjugendleiter. Dieses Amt hatte er<br />
bis 2019 inne. Er legte seine ganze musikalische<br />
und organisatorische Kompetenz<br />
in die Jugendarbeit und konnte wesentliche<br />
Schritte setzen. Im Jahre 2019 trat er die<br />
Stelle des Verbandskapellmeisters an, die<br />
er derzeit mit Weitblick und dem Ziel für ein<br />
niveauvolles Musikmachen leitet.<br />
Der Vorstand des VSM gratuliert den drei<br />
Jubilaren sehr, sehr herzlich und bedankt<br />
sich ganz aufrichtig für die verdienstvollen<br />
Tätigkeiten. Er wünscht im Namen aller Musikkameraden<br />
viel Glück und Segen für die<br />
weiteren Jahre, ganz besonders Gesundheit<br />
und viel Freude an der Musik.<br />
Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />
Walter Cazzanelli<br />
Markus Silbernagl<br />
Meinhard Windisch<br />
KulturFenster<br />
59 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
jung musiziert<br />
Die Bläserklasse Toblach bringt Farbe in<br />
den Schulalltag – Applaus für die Kinder<br />
und den Dirigent Thomas Kiniger.<br />
Mit Musik durch die Schulzeit<br />
Bläserklasse Toblach: Seit acht Jahren erfolgreich<br />
Die Grundidee einer Bläserklasse ist ganz<br />
einfach: Schülerinnen und Schüler erlernen,<br />
üblicherweise im Rahmen des Schulalltags,<br />
in der Gemeinschaft ein Instrument.<br />
Auch hierzulande findet dieses Konzept mehr<br />
und mehr Anklang. Dass die Bläserklasse<br />
ein probates Mittel sein kann, um die Nachwuchsarbeit<br />
in der eigenen Musikkapelle<br />
nachhaltig zu fördern, zeigt das Beispiel der<br />
Musikkapelle Toblach. Thomas Kiniger, Instrumentallehrer<br />
für tiefes Blech und Mitglied<br />
der örtlichen Musikkapelle, spricht<br />
über „seine“ Bläserklasse.<br />
KulturFenster: Die Bläserklasse in Toblach<br />
war die erste ihrer Art in Südtirol, als sie vor<br />
8 Jahren ins Leben gerufen wurde. Welche<br />
Motivation steckte damals dahinter?<br />
Thomas Kiniger: Im Spätsommer 2013 gab<br />
es bei der Musikkapelle Toblach aus verschiedensten<br />
Gründen fast keine Jungmusikanten<br />
mehr. Die Jahre davor fi el es uns<br />
immer schwerer, Kinder für ein Blasinstrument<br />
zu begeistern. Deshalb mussten wir<br />
uns nach einer Alternative umschauen. Kapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner, der<br />
damalige Obmann Hermann Rienzner und<br />
ich stießen dabei auf das Konzept der Yamaha<br />
Bläserklasse, das z. B. in Österreich<br />
und Deutschland schon länger besteht. Der<br />
Grundgedanke der Bläserklasse „Jedem<br />
Kind ein Instrument“ begeisterte uns sofort<br />
und wir beschlossen, uns mit der Bläserklasse<br />
intensiv auseinanderzusetzten. Wir<br />
trafen uns mit Lukas Schallenberg, dem<br />
Vertreter der Yamaha Bläserklasse Österreich.<br />
Dieser stellte uns das Konzept genau<br />
vor und stellte uns verschiedenste Unterlagen<br />
bereit, die uns den Start erleichterten.<br />
Um dieses Projekt auf sichere Beine<br />
zu stellen, war es uns von Anfang an wichtig,<br />
verschiedene Partner mit einzubinden.<br />
Deshalb ist die Bläserklasse Toblach auch<br />
ein Gemeinschaftsprojekt der Musikkapelle,<br />
der Grundschule, der Gemeinde und der<br />
Musikschule Oberes Pustertal.<br />
Jeder dieser 4 Partner unterstützt dieses<br />
Projekt finanziell und/oder organisatorisch.<br />
KF: Wie hat die örtliche Schule auf diese<br />
neue Idee reagiert?<br />
Kiniger: Unser Glück war es, dass der damalige<br />
Direktor des Schulsprengels Toblach,<br />
Stephan Oberrauch, sofort begeistert<br />
vom Konzept der Bläserklasse („Jedem<br />
Kind ein Instrument“) war. In mehreren Gesprächen<br />
konnte er die anfängliche Skepsis<br />
der Lehrpersonen der Grundschule ausräumen<br />
und es entwickelte sich eine sehr<br />
gute Zusammenarbeit.<br />
KF: Welche und wie viele Kinder sind Teil<br />
der Bläserklasse? Wie lange dauert ein solches<br />
Projekt?<br />
Kiniger: Am Projekt Bläserklasse nehmen<br />
jährlich die Schüler/innen der 4. und 5.<br />
Klassen der Grundschule Toblach teil. Die<br />
Anmeldung zum Projekt erfolgt freiwillig.<br />
Umso erfreulicher ist es für uns, dass jedes<br />
Jahr zwischen 40- 60 Kinder teilnehmen.<br />
Die Bläserklasse fi ndet im Rahmen des<br />
Wahlpflichtunterrichts statt. Sie beginnt<br />
KulturFenster<br />
60 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Die Spannung steigt: Die Jungmusikant*innen bereiten sich auf das nächste Stück vor.<br />
suchen, umrahmen die Martinsfeier der<br />
Grundschule oder veranstalten mehrere<br />
Weihnachtskonzerte (z.B. für die Senioren,<br />
für die Schulgemeinschaft und Eltern).<br />
Anfang April findet dann das große<br />
Abschlusskonzert statt, da nehmen auch<br />
die 4. Klassen teil. Bei diesem Konzert<br />
präsentieren sich verschiedene Solisten<br />
mit Klavierbegleitung, es erklingen verschiedene<br />
Ensemblestücke der jeweiligen<br />
Register und als Abschluss spielen<br />
die beiden Bläserklassenkapellen der 4.<br />
und 5. Klassen jeweils mehrere Stücke.<br />
Anfang <strong>Oktober</strong> und endet Anfang April.<br />
Am Dienstagvormittag erhält jeder Schüler/in<br />
eine halbe Stunde Einzelunterricht<br />
mit dem jeweiligen Instrumentallehrer. An<br />
ca. 10-12 Donnerstagnachmittagen wird<br />
dann in der großen Gruppe geprobt.<br />
KF: Wie werden die Instrumente unter den<br />
Kindern verteilt?<br />
Kiniger: Ende Mai / Anfang Juni besuchen<br />
wir mit den Instrumentallehrern die<br />
Thomas Kiniger ist Musiklehrer und Mitglied<br />
der Musikkapelle Toblach. Foto: wisthaler.com<br />
3. Klassen und stellen dabei das Projekt<br />
und die Instrumente vor. Anschließend<br />
kann jedes Kind jedes Instrument ausgiebig<br />
testen. Die Instrumentallehrer bewerten<br />
dabei die Eignung des Schülers,<br />
diese fließt dann auch in die Instrumentenzuteilung<br />
mit ein.<br />
Am Ende der Vorstellung erhält jeder<br />
Schüler einen Wunschzettel, worauf jedes<br />
Instrument abgebildet ist. Jeder Schüler<br />
darf drei Wünsche abgeben und diese<br />
auch werten. Wir teilen dann den Kindern<br />
die Instrumente zu und versuchen dabei<br />
immer den ersten Wunsch zu erfüllen.<br />
KF: Welche Vor- (oder auch Nachteile) erkennst<br />
du im Vergleich zum herkömmlichen<br />
Unterricht an der Musikschule?<br />
Kiniger: Ein großer Vorteil im Vergleich<br />
zum Unterricht an der Musikschule ist,<br />
dass wir nach wenigen Wochen schon<br />
in der großen Gruppe zusammenspielen<br />
können. Dadurch entsteht sofort ein<br />
Gemeinschaftsgefühl. Die Kinder verstehen<br />
auch relativ schnell, dass es auf jeden<br />
Einzelnen ankommt und jeder/jede<br />
seine Stimme gut spielen muss, damit<br />
das Zusammenspiel klappt. Wenn jemand<br />
mal eine Stelle nicht gut kann,<br />
weil er nicht viel geübt hat, muss man<br />
als Dirigent manchmal gar nichts sagen,<br />
denn die Kinder regeln das auf ihre<br />
Art: „Is negschtimo hosche des zi<br />
kenn, voston?“ oder „Iatz geasche<br />
ham zi übm“.<br />
Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass<br />
der Unterricht während der Schulzeit<br />
stattfinden kann.<br />
KF: Finden im Rahmen der Bläserklasse<br />
auch Konzerte statt?<br />
Kiniger: Ja, es finden mehrere Konzerte<br />
im Laufe eines Bläserklassenjahres<br />
statt. Die 5. Klassen, die<br />
schon das 2. Bläserklassenjahr be-<br />
KF: Wie fi elen die Rückmeldungen der<br />
Kinder und ihrer Eltern bis jetzt aus?<br />
Kiniger: Die meisten Eltern loben das Projekt<br />
sehr. Einige Kinder würden gar nie ein<br />
Instrument probieren, da ihre Eltern sie<br />
für unmusikalisch halten. Dass der Unterricht<br />
während des Schulunterrichts stattfinden<br />
kann, erspart einigen Eltern einen<br />
zusätzlichen organisatorischen Stress. Die<br />
Kinder spielen gerne, weil meistens ein<br />
Großteil der Klassengemeinschaft auch<br />
ein Instrument spielt und das Gemeinschaftsgefühl<br />
somit sehr stark ist.<br />
KF: Welches Fazit kannst du und die Musikkapelle<br />
Toblach nach 8 Jahren Bläserklasse<br />
ziehen?<br />
Kiniger: Wir können ein sehr positives Fazit<br />
ziehen. Mittlerweile haben wir wieder sehr<br />
viele Jungmusikanten in Ausbildung. Ca<br />
10-15 Prozent aller teilnehmenden Kinder<br />
spielen mittlerweile in der Musikkapelle<br />
mit. Dies freut uns sehr. Durch das<br />
Projekt Bläserklasse ist auch die Sichtbarkeit<br />
und die Akzeptanz der Kapelle<br />
im Dorf gestiegen. Viele Eltern konnten<br />
bei ihrem Kind sehen, wie viel Zeitaufwand,<br />
Fleiß und Begeisterung notwendig<br />
ist, um ein Instrument zu erlernen.<br />
Interesse<br />
geweckt?<br />
Interview: Hannes Schrötter<br />
Am Montag, dem 27.12.<strong>2021</strong> findet in<br />
Stegen im Rahmen der „NFA” (Neue<br />
Funktionärsausbildung) eine Informationsveranstaltung<br />
zur Bläserklasse statt.<br />
Weitere Infos folgen auf www.vsm.bz.it<br />
KulturFenster<br />
61 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Jugendmusiksommer<br />
trotz Corona<br />
Zahlreiche vom VSM geförderte Projekte hielten<br />
die Blasmusik in Schwung<br />
auf der Sennesalm. Darauf folgten regelmäßige<br />
Proben, zweimal wöchentlich für<br />
ca. eine Stunde, im Musikpavillon und im<br />
Vereinsaal von Wengen. Zusätzlich wurde<br />
eine Marschshow einstudiert, mit der die<br />
zwei Abschlusskonzerte in St. Kassian und<br />
St. Vigil eröffnet wurden.<br />
Positive Rückmeldungen<br />
Förderung von Jugendarbeit<br />
vor Ort - Bedarfserhebung<br />
Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche<br />
Maßnahmen. Sobald im<br />
Frühjahr <strong>2021</strong> klar wurde, dass die Jungbläserwochen<br />
des VSM in diesem Jahr<br />
nicht in ihrer traditionellen Form hätten<br />
stattfi nden können, beriet sich die Fachgruppe<br />
Jugend über ein Alternativkonzept.<br />
Schnell war man sich einig, dass ein angemessenes<br />
Angebot erstellt werden sollte,<br />
um die Jugendkapellen und die Jugendarbeit<br />
vor Ort zu fördern. Gesagt, getan:<br />
Unter der Leitung von Hans Finatzer haben<br />
Hannes Schrötter, Matthias Kirchler<br />
und Daniel Götsch eine Umfrage an alle<br />
JugendleiterInnen der Mitgliedskapellen<br />
erstellt, um zu erfahren, welches Angebot<br />
gebraucht und gut angenommen werden<br />
könnte. Nach Rücksprache mit dem Verbandsvorstand<br />
und der Geschäftsstelle einigte<br />
sich die Fachgruppe Jugend darauf,<br />
die Kosten von Lehrpersonen von Sommerprojekten<br />
zu übernehmen. Es wurden<br />
sämtliche Lehrer*innen vom VSM vergütet,<br />
insofern es sich dabei um Musiklehrer,<br />
Musikstudenten oder um diplomierte<br />
Musiker handelte.<br />
Und so kam es, dass 31 Sommerprojekte<br />
mit Teilnehmer*innen aus 66 Musikkapellen<br />
finanziell unterstützt werden konnten.<br />
800 Jungmusikant*innen<br />
dabei<br />
Mit neun Projekten wurden im Bezirk Bruneck<br />
die meisten Jugendkapellen gefördert,<br />
gefolgt vom Bezirk Bozen mit acht und<br />
vom Bezirk Meran mit sieben Projekten.<br />
Im Bezirk Brixen wurden vier, im Bezirk<br />
Schlanders zwei und im Bezirk Sterzing<br />
wurde ein Projekt unterstützt. Rund 800<br />
Jungmusikant*innen nahmen insgesamt<br />
an diesen Angeboten teil.<br />
Beeindruckend sind die beiden Projekte, die<br />
die ganze Talschaft miteinbezogen haben.<br />
Gerade kleinere Kapellen konnten durch<br />
solche Projekte aktiv gestärkt werden und<br />
ihre Zusammenarbeit mit den Nachbarkapellen<br />
ausbauen. Im Passeiertal wurden die<br />
Jungbläsertage Passeiertal mittlerweile zum<br />
elften Mal abgehalten. Eigentlich für Anfänger<br />
konzipiert, wurde Intensivunterricht<br />
am Instrument angeboten, außerdem wurden<br />
Teil- und Vollproben abgehalten. Zusätzlich<br />
boten die Lehrer*innen verschiedene<br />
Module an (Rhythmus, Singen,<br />
Harmonie, Improvisation), aus denen<br />
am Ende ein Song entstand.<br />
Das Projekt wird fi nanziell auch<br />
von den Gemeinden des Passeiertales<br />
mitgetragen und somit<br />
konnte heuer zusätzlich ein Filmer<br />
beauftragt werden, der das<br />
Projekt dokumentierte. Im Gadertal<br />
hingegen fand ein solches<br />
Gemeinschaftsprojekt aller neun<br />
Musikkapellen des Tales heuer<br />
zum ersten Mal statt. Es erstreckte<br />
sich über mehrere Wochen hinweg.<br />
Um sich persönlich und musikalisch<br />
kennenzulernen, startete es mit einem<br />
zweitätigen Workshop mit Übernachtung<br />
Der Rückmeldungen der Projektleiter*innen<br />
über die heurige Förderung waren durchwegs<br />
positiv. Gar einige waren begeistert<br />
davon, dass der VSM diese Förderung für<br />
die Jugendarbeit angeboten hat - gerade<br />
auch weil die eigenen Einnahmen der Vereine<br />
heuer größtenteils geringer ausfielen.<br />
Anna Vonmetz<br />
„Dorfrog“<br />
… bei den Projektleiter*innen<br />
Das beliebteste Musikstück:<br />
„Happy“ von Pharell Williams (Myriam<br />
Tschenett, Mals), Medley aus „König der Löwen“<br />
(Lukas Erb, Passeier), „Baby Elephant<br />
Walk“ (Angelika Tauber, „Munterland“),<br />
„Brazil“ (Michaela Huber, Nals, Christian<br />
Schwarz/Sandra Kofler, Lana), „Schokolade“<br />
von der Band „Deine Freunde“ bei dem einige<br />
Jungmusikanten gerappt haben (Sabrina<br />
Gasser, Gries), ein Medley von Queen,<br />
bei dem das Publikum mitgeklatscht hat<br />
(Maximilian Messner, St. Georgen), „7 Nation<br />
Army“, „Hulapalu“ und „Uptown Funk“<br />
(Elisabeth Moser, Prags), ein Marschmusikmedley<br />
arrangiert vom eigenen Kapellmeister<br />
für die Marschmusikshow im Juni<br />
2022 (Katharina Weger, Meran)<br />
Das aktivste Publikum:<br />
➤ Bei den „Jenesinger Soundtschäckern“,<br />
als sie die Singstimme des Stückes „Siyahamba“<br />
im Publikum verteilten und<br />
zum Mitsingen animierten (Veronika<br />
Völser, Jenesien).<br />
➤ Die interessierten Truthähne bei den<br />
Proben der Müjiga di jogn Val Badia auf<br />
der Sennesalm, als eine Gruppe wegen<br />
Schlechtwetter im Stall üben musste;<br />
aber auch Schweine und andere neugierige<br />
Tiere auf der Weide freuten sich über<br />
die Musik (Stefanie Burchia, Gadertal).<br />
Der wirksamste Strafdienst:<br />
➤ Handy abnehmen (Kathrin Donà, Girlan)<br />
➤ Eine Runde mehr laufen beim Morgensport<br />
(Carmen Ramoser, Lajen).<br />
KulturFenster<br />
62 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Der strengste Morgensport:<br />
Als ein Lauftrainer engagiert wurde und auf<br />
einmal alle wieder laufen konnten (Utta Mayr,<br />
Zwölfmalgreien).<br />
Die coolste Freizeitbeschäftigung:<br />
➤ Die Poolparty und der Casinoabend bei<br />
den Jungbläsertagen der Juka „Extra<br />
Drei“ (Kathrin Donà, Girlan),<br />
➤ Werwolf, 1, 2 oder 3 und die Stockpizza<br />
(Kathrin Egger, St. Michael)<br />
➤ Nasse Abkühlung an der „Insel“ beim<br />
Fluss in Nals (Michaela Huber, Nals)<br />
➤ Pfeifelespiel und Spieleolympiade mit<br />
Aufführung eines Theaters, bei dem meistens<br />
die Lehrer durch den Kakao gezogen<br />
wurden (Utta Mayr, Zwölfmalgreien),<br />
➤ Als die Kids den Tresor (mit den Eisgutscheinen)<br />
knacken mussten, indem sie<br />
jeden Tag ein Rätsel richtig lösten (Hannes<br />
Schrötter, Algund),<br />
➤ Besuch der Feuerwehr mit Feuerlöschen,<br />
Dorfführung (Myriam Tschenett, Mals),<br />
➤ Kinoabend im Probelokal (Maria Jocher,<br />
Wiesen),<br />
➤ Riesen Mensch-ärgere-dich nicht (Lisa<br />
Mutschlechner, Reischach).<br />
➤ Calcetto und „Großes Fahndlstehlen“<br />
(Katharina Weger, Meran)<br />
Wenn schon Maske, dann wenigstens mit Spaß – die JuKa Lana hat es vorgemacht.<br />
Konzert mit mediterranem<br />
Flair – die JuKa Welsberg-<br />
Taisten spielte im Park auf.<br />
Das Sommerprojekt hat sichtlich<br />
Spaß gemacht; die Michaeler JuKa<br />
liefert den Beweis.<br />
Junge und Junggebliebene musizieren<br />
gemeinsam in der Jugendkapelle<br />
der Pfarrmusik Olang.<br />
Eine tolle Überraschung: Als der Radiosender<br />
Südtirol 1 beim Jugendcamp der MK<br />
Lajen, Waidbruck, Barbian in Nobls vorbeischaute<br />
und sie mit Eis versorgte. Damit wurden<br />
sie für ihr geniales Foto (aufgenommen<br />
mit einer Drohne) für die Aktion „Heiß auf<br />
Eis“ entschädigt (Carmen Ramoser, Lajen)<br />
Das Highlight des Projektes:<br />
Als endlich die Sonne rausgekommen ist<br />
bei den Jungbläsertagen der Pfeffersberger<br />
Piezn auf der Alm (Sabine Reifer, Pfeffersberg);<br />
-Die geniale Marschshow, die Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller gemeinsam<br />
mit allen Beteiligten erarbeitete und einstudierte<br />
(Carolin Profanter, Brigitte Kaneider,<br />
St. Andrä-Lüsen);<br />
➤ Das gelungene Abschlusskonzert bei perfektem<br />
Wetter im Park von Welsberg der<br />
JUKA Welsberg/Taisten (Lena Peintner,<br />
Taisten); wie alle Jungmusikant*innen<br />
mit Begeisterung dabei waren und richtig<br />
gestrahlt haben (Barbara Holzer, Pfalzen);<br />
➤ Die Abschlusskonzerte und die gute Zusammenarbeit<br />
zwei eher kleiner Kapellen<br />
(Elisabeth Moser, Prags),<br />
➤ Besuch des Hochseilgartens „Ötzi<br />
Rope Park“ in Schnals (Charlotte Rainer,<br />
Schnals).<br />
Hier geht's zur detaillierten Übersicht der<br />
geförderten Projekte (von West nach Ost):<br />
https://vsm.bz.it/wp-content/uploads/Jugendmusiksommer-trotz-Corona.pdf<br />
Die JuKa „Unlocked“ präsentiert<br />
sich als richtige Bigband.<br />
KulturFenster<br />
63 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
jung musiziert<br />
Jugend rockt fur den<br />
guten Zweck<br />
:<br />
Ein Rückblick auf ein Festival der besonderen Art<br />
Für den guten Zweck taten sich Blas- und Rockmusik in Sand in Taufers zusammen.<br />
Für einen guten Zweck die Bühne des<br />
„Sondna Soundfestival“ in Sand in Taufers<br />
gerockt haben Mitte August die Formationen<br />
„Young Sound“, die „Millina Jugendkapelle“,<br />
die JuKa Luttach/Weißenbach, die<br />
Ahrna JuKa, „The Rocket Monkeys“, The<br />
Criminal Beasts“ und die „Chill Down“ –<br />
allesamt bekannte Namen aus der jüngsten<br />
Südtiroler Musikszene.<br />
Namen, die nicht allein für junge Bands,<br />
sondern auch für soziales Engagement<br />
stehen, wie man am gelungenen Event<br />
erkennen konnte. Dieses war zur Freude<br />
der Veranstalter „Young Sound“ und „Chill<br />
Down“ ziemlich gut besucht.<br />
Weit über tausend Personen haben sich<br />
das große Repertoire von traditioneller Blasmusik<br />
über Pop bis hin zu fetziger Rockmusik<br />
nicht entgehen lassen und für eine<br />
unvergessliche Festival-Stimmung gesorgt.<br />
„Es war ein ständiges Kommen und Gehen“,<br />
erzählt Roland Kirchler, einer der Organisatoren<br />
des „Sondna Soundfestivals“.<br />
„Die Stimmung war super und jede Formation<br />
wurde mit tosendem Applaus begrüßt.<br />
Gewinner waren auf alle Fälle alle<br />
Kids!“ Dies ist sehr erfreulich, schließlich<br />
haben die jungen Bands alle Hebel in Bewegung<br />
gesetzt, um dieses Festival auf die<br />
Beine zu bringen. Denn in Zeiten von Corona<br />
war es kein Leichtes, ein Event wie<br />
dieses zu organisieren. „Es war eine große<br />
Herausforderung, die geltenden Richtlinien<br />
einzuhalten. Doch wir haben im Vornherein<br />
ein Konzept ausgearbeitet, welches<br />
uns ermöglichte, die Kontrolle darüber zu<br />
haben, wer und wie viele Leute sich auf<br />
dem Areal befinden“, sagt Roland Kirchler.<br />
Die Mühe war es allemal wert, denn<br />
die sieben Musikbands verfolgten mit ihrem<br />
Festival im Musikpavillon von Sand<br />
in Taufers ein wichtiges Ziel: „Wir wollten<br />
mit dieser Veranstaltung daran erinnern,<br />
dass es immer noch Kinder gibt, die tagtäglich<br />
ihren Kampf gegen den Krebs führen,<br />
auch wenn das momentan wegen Corona<br />
bei vielen in den Hintergrund gerückt<br />
ist.“ Und das haben die Veranstalter geschafft<br />
– und noch mehr: Auch der Erlös<br />
dieses Festivals war für jene Kinder gedacht<br />
und so konnten die Organisatoren<br />
„Chill Down“ und „Young Sound“ dem<br />
Kinderkrebsverein REGENBOGEN voller<br />
Stolz einen Scheck im Wert von 1.200<br />
Euro überreichen.<br />
Susanne Huber<br />
Der Flyer der Veranstaltung<br />
KulturFenster<br />
64 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
10 Jahre Jungblasertage St. Johann<br />
:<br />
Die Initiative von Matthias Kirchler lebt weiter<br />
Ein junger Musikantengruß aus dem Ahrntal<br />
Im Jahre 2011 rief Matthias Kirchler die<br />
Jungbläsertage (JBT) von St. Johann ins Leben<br />
und seither werden diese alljährlich von<br />
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn EO veranstaltet.<br />
Nachdem Matthias Kirchler neun<br />
Jahre lang als Kursleiter der Hauptorganisator<br />
war, übernahm heuer Petra Niederkofler,<br />
Jugendleiterin der Musikkapelle, erstmals<br />
die Leitung.<br />
Nachdem die Jungbläsertage aufgrund der<br />
Ereignisse im letzten Jahr eine Pause einlegen<br />
mussten, wurde heuer mit der zehnten<br />
Aufl age ein Jubiläum gefeiert. Vom 3. bis<br />
zum 7. August konnten junge Musiker*innen<br />
aus dem Tauferer Ahrntal teilnehmen. Trotz<br />
gewisser Einschränkungen, die es aufgrund<br />
der aktuellen Lage einzuhalten galt, gab es<br />
42 Teilnehmer*innen zu verzeichnen. All<br />
jene, die an den JBT teilnehmen, müssen<br />
mindestens seit einem Jahr ein Blasinstrument<br />
erlernen – dies gilt neben Spaß und<br />
Freude am gemeinsamen Musizieren als<br />
einzige Anmeldevoraussetzung.<br />
Unterrichtet wurden die Kinder und Jugendlichen<br />
von einem achtköpfigen Lehrerteam<br />
aus ganz Südtirol, sowohl in Teilproben wie<br />
auch in Ensembles, Großregister- und Vollproben.<br />
Neben den Orchesterproben fanden<br />
auch Marschierproben statt, die, wie<br />
jedes Jahr, von Helmuth Gasteiger, Stabführer<br />
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn<br />
EO, geleitet wurden.<br />
Am Ende der Jungbläsertage St. Johann<br />
fand wie immer das Abschlusskonzert mit<br />
eröffnender Marschiershow auf dem Festplatz<br />
bei der Mittelschule St. Johann statt.<br />
Dabei haben die Jungmusikant*innen immer<br />
die Möglichkeit zu zeigen, was sie in<br />
der Woche mit viel Einsatz und Fleiß zusammen<br />
eingelernt haben. Trotz der aktuellen<br />
Auflagen fanden viele interessierte<br />
Zuhörer den Weg zum Abschlusskonzert<br />
und belohnten die Teilnehmer*innen mit<br />
großem Applaus für ihr fleißiges Üben.<br />
Kursleiterin Petra Niederkofler wurde neben<br />
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn<br />
EO in besonderer Weise von vier Musikantinnen<br />
der Musikkapelle unterstützt.<br />
Diese übernahmen anfallende Transkrip-<br />
Abschlusskonzert der Jungbläsertage<br />
St. Johann mit Dirigentin Monika Steger<br />
tionen von Musikstücken, Kopierarbeiten<br />
und andere organisatorische Aufgaben.<br />
Eine weitere Unterstützung kam von Seiten<br />
des ECHO-Projektes des Jugendzentrums<br />
Aggregat Steinhaus. Zwei Jugendliche, die<br />
an diesem Freizeitprojekt für die Sommermonate<br />
teilnahmen, haben in der Mittagspause<br />
ein Mitglied der Musikkapelle bei<br />
der Essensausgabe tatkräftig unterstützt.<br />
Abschließend soll all jenen, die nun schon<br />
seit zehn Jahren die JBT St. Johann ermöglichen,<br />
ein riesengroßer Dank ausgesprochen<br />
werden. Ein besonderer Dank<br />
geht natürlich an Matthias Kirchler, ohne<br />
den dieses Projekt nie zustande gekommen<br />
wäre!<br />
Sophia Auer<br />
KulturFenster<br />
65 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
MK Völs am Schlern vertritt<br />
Südtirol in Niederösterreich<br />
Teilnahme am ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb der Stufe C in Grafenegg<br />
Der Österreichische Blasmusikverband veranstaltet<br />
am 24. <strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> im Auditorium<br />
Grafenegg in Niederösterreich den österreichischen<br />
Blasorchesterwettbewerb der<br />
Stufe C. Die teilnehmenden Musikkapellen<br />
müssen dabei ein Pflichtstück und zwei<br />
Selbstwahlstücke mit einer reinen Spielzeit<br />
von mindestens 12 bis maximal 20 Minuten<br />
zum Besten geben. Die Musikkapelle Völs<br />
am Schlern wird Südtirol beim diesjährigen<br />
Wettbewerb vertreten. Sie wurde von der<br />
Fachgruppe Musik im Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) aufgrund der ausgezeichneten<br />
Leistung, die sie beim Wertungsspiel<br />
2019 in Auer erzielte hatte, nominiert.<br />
Wir wünschen den Musikantinnen und Musikanten<br />
mit ihrem Obmann Martin Rabensteiner<br />
und Kapellmeister Michael Vikoler<br />
viel Erfolg und bedanken uns für die Bereitschaft,<br />
diese Herausforderung in diesen<br />
doch unsicheren Zeiten anzunehmen.<br />
Meinhard Windisch<br />
Verbandskapellmeister<br />
Die ausgezeichnete Leistung der Musikkapelle Völs am Schlern beim Wertungsspiel 2019<br />
in Auer zeigt Früchte; sie vertritt die Südtiroler Musikkapellen beim Blasorchester-Bundeswettbewerb<br />
des ÖBV im niederösterreichischen Grafenegg.<br />
Fundament unserer Erziehung,<br />
Gesellschaft, Kultur und Identität<br />
24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen<br />
Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung<br />
und Förderung der Blasmusik (IGEB)<br />
hält ihren nächsten Kongress in Südtirol ab<br />
und wird vom 13. bis zum 18. Juli 2022<br />
am Musikkonservatorium “Claudio Monteverdi”<br />
in Bozen zu Gast sein. Ab sofort können<br />
dazu Vorschläge für einen Vortrag oder<br />
ein Poster eingereicht werden.<br />
Die Teilnehmer, die für den ursprünglich geplanten<br />
Kongress in Valencia (Spanien) im<br />
Jahr 2020 ausgewählt wurden, sollten ihre<br />
Teilnahme per Mail bestätigen.<br />
Diese 24. Konferenz will die Wichtigkeit der<br />
Militär- und Amateurmusikkapellen für die<br />
Bildung und den Bestand der Musikkultur<br />
sowie der Identität von Gesellschaften in den<br />
Fokus rücken.<br />
Die Vorschläge sollen sich dazu auf eine der<br />
folgenden 6 Kategorien beziehen:<br />
➤ Blasmusikvereine und -verbände, musikalische<br />
Ausbildung;<br />
➤ Blasmusikrepertoire und Aufführungen;<br />
➤ wegweisende Lehrer/innen im Bereich der<br />
Blasmusik, Komponisten und Aufführende;<br />
➤ (Externe) Kulturelle Einflüsse auf die<br />
Blasmusik;<br />
➤ Soziales Umfeld und die damit verbundenen<br />
Entwicklungen;<br />
➤ Blasmusik und urbane Klanglandschaften;<br />
Darüber hinaus sollen auch Vorschläge, die<br />
andere Ansätze im Themenfeld betreffen<br />
– aktuelle Forschungsschwerpunkte inbegriffen<br />
– berücksichtigt werden.<br />
Die Themenentwürfe (250 Wörter) müssen<br />
mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 28.<br />
November <strong>2021</strong> per E-Mail an die Vorsitzende<br />
des wissenschaftlichen Ausschusses<br />
(rodriguezgloria@uniovi.es) mit Kopie<br />
an igeb@uni.lu eingesandt werden. Die Autoren<br />
der angenommenen Beiträge werden<br />
innerhalb 31. Jänner 2022 benachrichtigt.<br />
Zusätzlich sucht die IGEB Leiter*innen der<br />
Konferenzsitzungen. Interessierte können<br />
dazu per Email einen kurzen Lebenslauf<br />
einsenden.<br />
Anmeldeunterlagen und weitere Informationen<br />
sind unter http://www.igeb.net abrufbar.<br />
Gloria A. Rodríguez-Lorenzo, Mitglied im<br />
Wissenschaftlichen Ausschuss der IGEB<br />
KulturFenster<br />
66 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
IGEB Forschungspreis -<br />
Ausschreibung für 2022<br />
Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung<br />
und Förderung der Blasmusik hat<br />
den Forschungspreis 2022 ausgeschrieben,<br />
der im Rahmen des 24. Kongresses 2022<br />
in Bozen überreicht wird. Nominierungen,<br />
einschließlich Selbstnominierungen, sind<br />
für Dissertationen auf dem Gebiet der Blasmusikforschung<br />
(Blas-, Bläser- und Militärmusik<br />
weltweit, instrumentenkundliche Themen)<br />
möglich. Sie müssen zwischen 2019<br />
und März 2022 abgeschlossen und in Englisch,<br />
Deutsch, Französisch, Italienisch oder<br />
Spanisch geschrieben sein.<br />
Die Arbeiten sollen in Form einer digitalen<br />
Datei (einschließlich Zusammenfassung)<br />
im PDF-Format innerhalb 2.<br />
Jänner 2022 per Email an Jon Mitchell<br />
(jon.mitchell@umb.edu) eingereicht werden.<br />
Weitere Informationen sind unter:<br />
www.igeb.net abrufbar.<br />
Damien François Sagrillo<br />
IGEB-Präsident<br />
63. Kongress des<br />
Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
Mit Pauken und Trompeten in die Zukunft<br />
Kürzlich trafen sich im malerischen Heiligenblut<br />
(Kärnten) Vertreter aus ganz Österreich,<br />
Südtirol und Liechtenstein, um beim<br />
63. Kongress des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
(ÖBV) gemeinsam zukunftsträchtige<br />
Projekte zu planen.<br />
Die Erfahrungen aus den letzten Monaten<br />
und Jahren haben auch in der Blasmusik<br />
Spuren hinterlassen und es musste vielfach<br />
auf Online-Alternativen zurückgegriffen<br />
werden. So war es nicht verwunderlich,<br />
dass gerade dieser Bereich zu den<br />
Kernthemen in den Plenarsitzungen und<br />
Arbeitsgruppen diskutiert wurde, um die<br />
Blasmusik zukunftsfit zu machen.<br />
Mit Bundeskapellmeister Walter Rescheneder<br />
(OÖ), Bundesstabführer Gerhard<br />
Imre (Burgenland) und Bundesschriftführer-Stellvertreter<br />
Oskar Bernhart<br />
(Steiermark) gingen drei "Blasmusik-Urgesteine"<br />
in ihren wohlverdienten Funktionärs-<br />
Ruhestand und legten ihre Ämter in jüngere<br />
Hände. Ebenso schied Bundesmedienreferentin<br />
Raphaela Dünser aus dem Präsidium<br />
aus. So wird nun der Tiroler Helmut<br />
Schmid als neuer Bundeskapellmeister die<br />
musikalischen Agenden im ÖBV leiten, Erik<br />
Brugger (Vorarlberg) übernimmt die Funktion<br />
des Bundesstabführers, Rainer Schabereiter<br />
(Steiermark) wurde als neuer Bundesmedienreferent<br />
und Dr. Andreas Blutmager<br />
(Burgenland) als Schriftführer-Stellvertreter<br />
in das Präsidium gewählt.<br />
Der Steirer Erich Riegler steht dem ÖBV<br />
als bewährter Präsident weiter vor - gemeinsam<br />
mit den einzelnen Landesverbänden,<br />
aber vor allem den zigtausenden<br />
Musikerinnen und Musikern in Stadt<br />
und Land wird auch in Zukunft mit Pauken<br />
und Trompeten musiziert.<br />
Neuer Bundesjugendvorstand<br />
Zusätzlich zum Präsidium wurde auch<br />
der Bundesjugendvorstand der Österreichischen<br />
Blasmusikjugend neu gewählt.<br />
Nachdem Helmut Schmid als Bundesjugendreferent<br />
sein Amt niederlegte und neue Aufgaben<br />
als Bundeskapellmeister übertragen<br />
bekommt, übernimmt sein bisheriger Stellvertreter<br />
Andreas Schaffer (Kärnten) diese<br />
Funktion. Ihm zur Seite stehen der bisherige<br />
Stellvertreter Gerhard Forman (Niederösterreich)<br />
und Bundesjugendfinanzreferentin<br />
Karin Vierbauch (Kärnten). Als zweite<br />
Stellvertreterin wurde die Salzburgerin Katrin<br />
Fraiß neu in den Vorstand gewählt.<br />
Christine Daberer, MSc<br />
ÖBV-Bundesgeschäftsstelle<br />
Das Foto zeigt die Stabübergabe vom scheidenden Bundeskapellmeister Walter Rescheneder<br />
(rechts) an seinen Nachfolger Helmut Schmid.<br />
KulturFenster<br />
67 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
komponiert<br />
„Bletterbach Canyon“ von<br />
Rupert Hechensteiner<br />
Eine musikalische Führung durch die Geologie einer besonderen Landschaft<br />
„Bletterbach Canyon“ ist ein Auftragswerk<br />
des GEOPARC Bletterbach anlässlich 10<br />
Jahre Dolomiten UNESCO Welterbe (2009-<br />
2019) - gewidmet der Musikkapelle Aldein.<br />
Der Komponist Rupert Hechensteiner<br />
sagt zu seinem Werk Folgendes:<br />
Die Bletterbach- Schlucht zwischen Aldein<br />
und Radein, entstanden seit der letzten Eiszeit<br />
vor ca. 18.000 Jahren, ist wie ein großer<br />
Querschnitt durch die verschiedenen<br />
Gesteinsschichten, die sich vor Jahrmillionen<br />
geformt haben. Der Bletterbach selbst<br />
ist es, der uns auf diese Reise durch Zeit<br />
und Gestein einlädt. Musikalisch in meiner<br />
Fantasie zuerst als dünnes kleines Bächlein,<br />
das sich Schicht um Schicht in die<br />
Tiefe gräbt und sich selber dabei immer<br />
wieder wandelt, mal auf weiches Material<br />
trifft und dann wieder auf hartes. Im Lauf<br />
der Zeit gewinnt der Fluss an Stärke und<br />
Dynamik, um dann wieder langsam und<br />
träge seine Energie fließen zu lassen, sich<br />
mit dem Gestein verbindet, es bearbeitet<br />
und so diese einzigartige Landschaft nach<br />
und nach formt.<br />
Diese Reise führt uns von der obersten<br />
Contrin-Formation zu den Werfener Schichten,<br />
weiter zur Bellerophon-Formation und<br />
über den Grödner Sandstein zum Quarzporphyr<br />
am Grunde der Bletterbach-Schlucht.<br />
So wie jede Gesteinsschicht ihre Merkmale<br />
hat, unterscheiden sich auch die entsprechenden<br />
musikalischen Ideen. Das Motiv<br />
des Bletterbachs bleibt - wenn auch gewandelt<br />
- erkennbar und zieht sich wie ein<br />
roter Faden durch diese Reise durch Zeit<br />
und Gestein.<br />
Rupert Hechensteiner bezeichnet sich<br />
selbst als „kompositorischen Autodidakt“.<br />
KulturFenster hat ihn zu seiner Tätigkeit als<br />
Komponist und Musiker befragt:<br />
KulturFenster: Rupert Hechensteiner, als<br />
Musiker sind Sie bekannt. Auch als Komponist?<br />
Welches waren Ihre bis dato liebsten<br />
Werke? Kann man sie irgendwo anhören?<br />
Rupert Hechensteiner: Ich komponiere sehr<br />
gerne, aber nur ab und zu, wenn sich die Gelegenheit<br />
ergibt. Zu Beginn waren es Lieder<br />
für die Kinderferien in Eppan oder für die<br />
Theatergruppe KÜB, später die Musik zum<br />
Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört" - ein<br />
Projekt der Musikschule Klausen, dann einige<br />
Lieder für den Jugend- und Pfarrchor<br />
St. Pauls. Es gab sogar einen kurzen Ausflug<br />
in die Welt der „dance music“. Zwei meiner<br />
Zur Person<br />
Geboren 1975 in Bozen, studierte Rupert Hechensteiner Saxophon an der<br />
Hochschule für Musik und darstellenden Kunst in Wien bei Oto Vrhovnik und<br />
am Conservatorio G.B. Martini in Bologna bei Gilberto Monetti sowie Musikwissenschaften/DAMS<br />
in Wien und Bologna.<br />
Neben seiner Unterrichtstätigkeit an den Musikschulen von Überetsch, Ritten<br />
und Sarntal absolvierte er zahlreiche Auftritte mit den verschiedensten<br />
Ensembles, u.a. mit der Zitherspielerin Reinhilde Gamper, dem „Time 4 Sax"<br />
Quartett, Symphonic Winds, der „Pleite Band" und dem Brass Ensemble „Eggental<br />
Brass".<br />
Er schrieb unter anderem Lieder für die „Kühne Überetscher Bühne" und den<br />
Chorverein St. Pauls, die Musik für das Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört",<br />
die Auftragskomposition „Fantasie für Altsaxophon und Orgel" für Pauls Sakral,<br />
„Le sacre du vin" für die Kellerei St. Pauls zu ihrem hundertjährigen Jubiläum<br />
sowie für Eggental Brass „Sobrass", ein Stück für Sopransaxophon und Blechbläserensemble<br />
(von Hans Finatzer 2017 für Sopran Saxophon und die Musikkapelle<br />
St. Pauls arrangiert). Für Symphonic Winds komponierte er 2017<br />
in Zusammenarbeit mit Ivan Marini „Primas", sein erstes größeres Werk für<br />
Blasorchester (erschienen beim Ruh Verlag).<br />
Für die Musikkapelle Aldein entstand das Werk "Bletterbach Canyon", das im<br />
Jahre 2019 uraufgeführt wurde.<br />
Seine Saxophon Quintette „Easy Driving" und „Luna Libre" sind im Schott-advance<br />
music Verlag erschienen, sein Saxophon Septett „Irish Perpetuum" im<br />
Verlag „Deine Blasmusik“.<br />
KulturFenster<br />
68 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Saxophon Quintette sind bei „Schott - advance<br />
music“ erschienen. Das erste größere<br />
Werk „Sobrass" habe ich dann für Eggental<br />
Brass geschrieben, sodann in Zusammenarbeit<br />
mit Ivan Marini das Werk „Primas"<br />
für Symphonic Winds (erschienen<br />
im Ruh Musik AG Verlag) und nun „Bletterbach<br />
Canyon" für die Musikkapelle Aldein.<br />
Mein liebstes Werk ist meist jenes, das<br />
zuletzt entstanden ist. „Bletterbach Canyon"<br />
ist meine bisher größte Komposition.<br />
KF: Als Saxophonist treten Sie im ganzen<br />
Land auf. Welches Genre gefällt Ihnen besonders?<br />
Hechensteiner: Mir gefallen fast alle Genres<br />
und ich mag Abwechslung, im Grunde<br />
alles, was nicht zu sehr in eine extreme<br />
Richtung geht.<br />
KF: Wie haben Sie auf die Anfrage des GE-<br />
OPARC Bletterbach und der Musikkapelle<br />
Aldein zu einem Auftragswerk für Blasmusik<br />
zunächst reagiert?<br />
Hechensteiner: Ich war sehr erfreut über<br />
diese Anfrage und das Vertrauen, das mir<br />
entgegengebracht wurde. Ich habe Saxophon<br />
und Musikwissenschaften studiert, als<br />
Komponist bin ich aber Autodidakt. Deshalb<br />
war es mir auch wichtig und hilfreich, dass<br />
mir Michael Erschbamer mit Rat und Tat zur<br />
Seite gestanden ist und meine Komposition<br />
durchgesehen hat und - wo es nötig war -<br />
mir Verbesserungsvorschläge gegeben hat.<br />
KF: Was waren die besonderen Herausforderungen<br />
bei „Bletterbach Canyon"? Wie<br />
gehen Sie an solche Kompositionen heran?<br />
Hechensteiner: Bei „Bletterbach Canyon"<br />
fand ich die Grundidee passend, die Entstehung<br />
der Schlucht durch den Bach - die<br />
Reise des Baches durch die fünf Gesteinsschichten<br />
- musikalisch darzustellen. Zwischen<br />
jeder Schicht tritt in gewandelter Form<br />
immer wieder das Thema des Baches hervor.<br />
Somit war die Grundstruktur klar. Als<br />
nächstes bedurfte es musikalischer Ideen<br />
der einzelnen Elemente. Musikalische Einfälle<br />
in Form von Melodien, Harmoniefolgen<br />
oder Rhythmen kommen mir oft, wenn<br />
ich mich ans Klavier setze, manchmal aber<br />
auch während ganz anderer Tätigkeiten.<br />
Diese musikalischen Einfälle gilt es nun<br />
zu verarbeiten, auszubauen. Dies ist meist<br />
die sehr viel größere Arbeit, weil ich viele<br />
Möglichkeiten durchgehe und entscheiden<br />
muss, was ich behalte oder verwerfe. Dabei<br />
versuche ich stets, das gesamte Werk<br />
im Auge zu behalten und abwechslungsreich<br />
zu gestalten: also Abwechslung in den<br />
Tempi, der Dynamik, dem Rhythmus, den<br />
Harmonien, der Klangfarbe usw. Ein Ziel<br />
für mich bei diesem Projekt war es, wenn<br />
möglich für jedes Register interessante Momente<br />
einzubauen, sodass die ausführenden<br />
Musikant*innen Spaß am Musik machen<br />
haben.<br />
KF Wie schätzen Sie eine andere Komposition<br />
ein, die zufällig zeitgleich entstand:<br />
„Bletterbach" von Roberto David Rusconi<br />
im Auftrag der Stiftung Haydn?<br />
Hechensteiner: Sehr interessant! Leider<br />
kenne ich diese Komposition noch nicht!<br />
Werde sie mir aber, sobald sich die Möglichkeit<br />
bietet, gerne anhören.<br />
KF: Wird Ihr Werk in einem Verlag erscheinen?<br />
Hechensteiner: Ich hoffe, dass wir einen<br />
Verlag fi nden, der das Werk veröffentlicht.<br />
Auf jeden Fall versuchen wir es!<br />
KF: Was wünschen Sie den Musikanten der<br />
Aldeiner Musikkapelle in Bezug auf Ihr Werk?<br />
Hechensteiner: Ich wünsche den Musikant*innen,<br />
dass sie Freude an der Musik<br />
haben, wann immer sie den „Bletterbach<br />
Canyon" vom Papier in Schall und<br />
Klang umwandeln - und wenn dabei Emotionen<br />
entstehen, bin ich mehr als glücklich!<br />
KulturFenster<br />
69 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Redaktionsschluss für<br />
geehrt<br />
Hohe Auszeichnung für zwei<br />
verdiente Musiker<br />
Verdienstmedaille des Landes Tirol für Elmar Windegger und Johann Prader<br />
Am vergangenen Hochunserfrauentag, dem<br />
15. August, haben Johann Prader aus Afers<br />
und Elmar Windegger aus Prissian zusammen<br />
mit anderen Süd-, Nord- und Osttiroler*innen<br />
die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen<br />
bekommen. Die beiden Musiker und<br />
langjährigen Kapellmeister erhielten die<br />
hohe Auszeichnung für ihre Verdienste um<br />
das Musikwesen sowie ihre vielfältigen Aktivitäten<br />
zum Wohle der Dorfgemeinschaft<br />
und darüber hinaus.<br />
Elmar Windegger, Jahrgang 1950, ist seit<br />
seinem neunten Lebensjahr aktives Mitglied<br />
bei der Musikkapelle Prissian. Ab<br />
1967 bis zum heutigen Tag ist er als Kapellmeister<br />
tätig, also volle 54 Jahre, davon<br />
40 Jahre bei der MK Prissian, und<br />
14 Jahre bei anderen Musikkapellen im<br />
Burggrafenamt (Andrian, Völlan und St.<br />
Walburg/Ulten).<br />
Die Freude am Musizieren, die Liebe zur<br />
Heimat, die tiefe Verbundenheit zur echten<br />
Tiroler Blasmusik und die unerschöpfliche<br />
Energie sind charakteristische Eigenschaften,<br />
die Elmar Windegger seit über 60<br />
Jahren als Musikant, Sänger, Kapellmeister<br />
und Komponist auszeichnen. Zudem<br />
hat er ganze Generationen von Jungmusikanten<br />
ausgebildet und „ihnen die Liebe<br />
zur Blasmusik ins Herz gelegt“, wie es in<br />
einer Laudatio heißt.<br />
Im idyllischen Eingangsbereich am Ansitz<br />
des Jakob Holzner, nahe der Wehrburg,<br />
bereitete die Musikkapelle<br />
Prissian ihrem geehrten<br />
Kapellmeister einen würdigen<br />
Empfang.<br />
Nach den Gruß- und Gratulationsworten<br />
von Obmann<br />
Georg Gamper wurde dieser<br />
besondere Tag in fröhlicher<br />
Runde bis in den Abend hinein<br />
gefeiert.<br />
Auch Johann Prader aus Afers<br />
erhielt am vergangenen 15.<br />
August in Innsbruck die Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol.<br />
Er wurde damit für seine<br />
Verdienste geehrt, u.a. 60<br />
Jahre als Mitglied der Musikkapelle<br />
Afers, 40 davon als<br />
Kapellmeister, sowie als Kapellmeister<br />
der Musikkapellen<br />
Lüsen und St. Andrä, 19 Jahre<br />
als Vorstandsmitglied im VSM-<br />
Bezirk Brixen und als Mitglied<br />
des Kirchenchors von Afers.<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
gratuliert den beiden<br />
verdienten Musikern zur hohen<br />
Auszeichnung und wünscht<br />
weiterhin Gesundheit und viel<br />
Freude beim Musizieren.<br />
Pepi Fauster<br />
Georg Gamper<br />
Seit 54 Jahren steht Elmar Windegger<br />
am Dirigentenpult. Am vergangenen 15.<br />
August wurde er mit der Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol geehrt.<br />
Die Landeshauptleute Günther Platter<br />
und Arno Kompatscher übereichten im<br />
"Congress Innsbruck" die Verdienstmedaille<br />
an Johann Prader.<br />
Aus der Redaktion<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 17. November <strong>2021</strong><br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
KulturFenster<br />
70 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
gedenken<br />
Unermüdlich im<br />
Einsatz für die Musik<br />
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl (1939-<strong>2021</strong>)<br />
Karl Hermann Vigl (†)<br />
Am 26. September ist der weitum bekannte<br />
Musiker Karl Hermann Vigl im Alter<br />
von 82 Jahren verstorben. Er war u.a.<br />
von 1975 bis 1979 Schriftleiter unserer<br />
Verbandszeitschrift. Mit freundlicher Genehmigung<br />
der Kulturredaktion wiederholen<br />
wir den Nachruf aus der Tageszeitung<br />
„Dolomiten“ vom 28.09.<strong>2021</strong> und erinnern<br />
in ehrendem Gedenken an den verdienten<br />
Musiker:<br />
Seine Kritiken füllen in seinem Meraner<br />
Domizil an die 30 große Faszikel. Aber das<br />
Vermächtnis des unermüdlichen Komponisten,<br />
Musiklehrers, Chorleiters und<br />
Musikphilologen ist am Ende ein beachtliches<br />
Oeuvre und verdiente eine eigenständige<br />
Würdigung.<br />
Karl H. Vigl wurde 1939 in Lengmoos am<br />
Ritten geboren. Der Vater war Lehrer und<br />
Musiker und hinterließ eine Reihe von<br />
Kompositionen, der Sohn ergriff dann<br />
auch den Lehrerberuf. Daneben studierte<br />
er von Kind auf Klavier, Orgel und Violine,<br />
später auch das Horn. Die Beherrschung<br />
so verschiedener Instrumente befähigte<br />
ihn bald zu einem ausgedehnten Studium<br />
der Komposition und Tonsatz, etwa bei<br />
Andrea Mascagni und Hugo Herrmann,<br />
von 1961/1962 bei Johann Degen, Oswald<br />
Jaeggi und Hermann Schröder sowie<br />
1971/72 Zwölftontechnik bei Renè<br />
Leibowitz.<br />
Er absolvierte mehrere Kapellmeisterlehrgänge<br />
und war ein geschätzter Chorleiter<br />
in Gries, Meran, Leifers, Bozen, Tramin,<br />
Goldrain und Neumarkt. Als Kapellmeister<br />
dirigierte er die Musikkapellen von<br />
Tiers, Sarnthein und Branzoll. Er unterrichtete<br />
Musik an mehreren Grund- und<br />
Mittelschulen unseres Landes.<br />
Von 1963 bis 1978 war er Bundeschorleiter<br />
im Südtiroler Sängerbund, seit 1968<br />
gestaltete er als freier Mitarbeiter Hörfunksendungen<br />
für RAI Südtirol. Von 1970<br />
bis 1973 vertiefte er seine Studien in der<br />
Musikpaläografie zur frühen europäischen<br />
und Alten Musik in Cremona.<br />
Karl H. Vigl war ob seiner kompetenten<br />
und oft auch spitzen Feder ein Musikschriftsteller<br />
bester Schule, von 1975<br />
bis 1979 leitete er als Schriftleiter die<br />
Zeitschrift „Südtiroler Volkskultur“ und<br />
verfasste von 1981 bis 1995 eine ansehnliche<br />
Anzahl von Musikkritiken<br />
für „Dolomiten“-Kultur.<br />
Als Anreger und Organisator der Musik<br />
im Lande hatte er von 1980 bis<br />
1996 die Musikfachgruppe im Südtiroler<br />
Künstlerbund inne. Von den<br />
1988 Jahren an gehörte Karl H. Vigl<br />
20 Jahre lang dem Präsidium der Internationalen<br />
Gesellschaft zur Erforschung<br />
der Blasmusik (IGEB) an und<br />
fungierte seit 2000 als deren Vizepräsident<br />
und später Ehrenmitglied.<br />
Eines seiner wichtigsten Anliegen<br />
war ihm da die systematische Erforschung<br />
aller Aspekte der Musik für<br />
Bläser. Sein kompositorisches Schaffen<br />
umfasst Werke für Blasorchester,<br />
für Instrumentalensembles und Chor<br />
und eine ganze Reihe sakraler Musik.<br />
In strenger Auswahl wären da<br />
die „Hymnische Intrade für kleine Kapelle“<br />
(1961), eine „Miniatursinfonie“<br />
nach klassischem Muster (1966) und<br />
eine „Sinfonische Intrade“ (1966),<br />
eine „Klangaktion für symphonische<br />
Harmonie“ (1987), ein „Arunda-Triptychon“<br />
und das „Burlesk-Pasticcio<br />
15.02“ für Bläserkammerkapelle<br />
(1990), das „ReReRe-Quodlibet“ für<br />
Euphonium und Blasorchester (2002)<br />
und ein „Myon-Triptychon“ nach romantischen<br />
Skizzen (2004) zu nennen.<br />
In seiner sakralen Musik ragen<br />
ein „Ökumenisches Te Deum“<br />
(1978), mehrere Gesänge für Sonntagskantaten<br />
und „Deutsche Orgelpsalmen“<br />
hervor.<br />
Ferruccio Delle Cave<br />
KulturFenster<br />
71 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
entdeckt<br />
Darum Blasmusik!<br />
„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album<br />
Southbrass – wer kennt sie<br />
noch nicht – mischt schon seit<br />
einigen Jahren die internationale<br />
Blasmusikszene gehörig<br />
auf. Im Jahr 2018 konnten<br />
sie den Grand Prix der Blasmusik<br />
für sich entscheiden und<br />
setzten sich gegen Gruppen aus<br />
Deutschland, der Schweiz, Österreich<br />
und Südtirol durch.<br />
Mit dem Sieg empfahlen sich<br />
die jungen Musiker für andere<br />
namhafte Events wie unter anderem<br />
das Egerländer Open-Air,<br />
das Münchner <strong>Oktober</strong>fest und<br />
das Woodstock der Blasmusik!<br />
Mit „Lucky Life“ erschien 2019<br />
ihre erste CD und vor einigen<br />
Wochen konnten sie mit Freude<br />
ihr neues Album „Darum Blasmusik!"<br />
präsentieren. Dazu wurden<br />
den Musikern einige Fragen<br />
gestellt:<br />
<strong>Kulturfenster</strong>: Euer neues Album<br />
ist vor Kurzem erschienen.<br />
Wie ist dieser Titel entstanden<br />
und welche Message<br />
verbirgt sich dahinter?<br />
Southbrass: Wie viele junge Musiker, die<br />
sich der Blasmusik verschrieben haben,<br />
sind auch wir sehr von der böhmischmährischen<br />
Musikrichtung angetan. Mit<br />
unserer Musik wollen wir Emotionen transportieren<br />
und dem Zuhörer näherbringen.<br />
In den vergangenen Jahren wurde die Blasmusik<br />
jedoch oftmals in eine Schublade<br />
geworfen und immer wieder als veraltet<br />
bezeichnet. Mit unserem neuen Tonträger<br />
wollen wir genau das Gegenteil beweisen<br />
und unser klares Bekenntnis zur Blasmusik<br />
ausdrücken: „Darum Blasmusik!“<br />
KF: Was dürfen sich eure Fans von eurem<br />
neuen Tonträger erwarten?<br />
Southbrass: Auf der CD gibt es nichts zu<br />
hören, was es in irgendeiner Form bereits<br />
irgendwo gibt. Bei zehn von den insgesamt<br />
dreizehn Titeln handelt es sich um Eigenkompositionen,<br />
die übrigen drei Werke<br />
wurden eigens für uns geschrieben. Neben<br />
traditionellen Stücken wie Polkas,<br />
Seit Jahren in der Blasmusikszene erfolgreich<br />
– Southbrass: (v. l.)<br />
Phillipp Cottini (Tenorhorn/Posaune) –<br />
MK Leifers; Alexander Egger (Bariton/<br />
Solo-Posaune) – MK Jenesien; Markus<br />
Oberrauch (Tuba) – MK Frangart; Michael<br />
Prossliner (Schlagzeug) – MK<br />
Kastelruth; Hannes Plieger (Trompete)<br />
– MK Lajen; Matthias Wenter (Flügelhorn)<br />
– Mk Lengmoos; Jonas Wilhalm<br />
(Flügelhorn) – MK St. Michael Eppan<br />
„<br />
Der Hörer der CD darf zu keinem<br />
Zeitpunkt erahnen, ob das Stück<br />
mit nüchternem Magen um 9 Uhr<br />
morgens, oder mit vollem Magen<br />
um 20 Uhr abends gespielt wurde.<br />
„<br />
Man muss zu jeder Zeit zu 100%<br />
authentisch klingen!<br />
Southbrass<br />
Walzern und Märschen sind<br />
auch wieder einige moderne<br />
Nummern dabei. Wir haben<br />
sehr viel Kraft und Zeit investiert<br />
und sind nun sehr froh,<br />
dieses Endprodukt präsentieren<br />
zu dürfen. Wir hoffen, dass<br />
diese Freude auch beim Hören<br />
unserer CD spürbar wird!<br />
KF: Ein Großteil der Stücke<br />
wurde von euch selbst komponiert.<br />
Wie viel Aufwand steckt<br />
hinter einer Eigenkomposition<br />
und wie geht man diese an?<br />
Southbrass: Anfänglich startet<br />
alles mit einer einfachen<br />
kurzen Tonfolge, die einem in<br />
den Sinn kommt. Jeder von<br />
uns hat dabei so seine eigene<br />
Methode der Inspiration. Dem<br />
einen genügt ein ruhiger Moment<br />
beim Fischen oder bei<br />
der Jagd, ein anderer wiederum<br />
nimmt sich bewusst die<br />
Zeit zum Notenschreiben.<br />
Mit den digitalen Medien wie<br />
Handy und Computer lassen<br />
sich diese Ideen schnell aufzeichnen und<br />
später zu einer Melodie verarbeiten. Die<br />
ersten Entwürfe werden dann in der Probe<br />
angespielt. Für uns ist es sehr wichtig, die<br />
Meinungen eines jeden Einzelnen einzuholen,<br />
denn jeder betrachtet das Stück aus<br />
einer anderen Perspektive. Durch die unterschiedlichen<br />
Inputs bekommen unsere<br />
Kompositionen den individuellen Southbrass-Charakter<br />
und sind somit auch ideal<br />
auf uns abgestimmt. Die Kernidee des Musikstückes<br />
bleibt dabei aber immer erhalten<br />
und die Entscheidung dem jeweiligen<br />
Komponisten überlassen.<br />
KF: Mit den frisch komponierten Stücken<br />
geht es dann ab ins Tonstudio! Wie verläuft<br />
so eine Aufnahme und welche Anforderungen<br />
gilt es zu meistern?<br />
Southbrass: Die Aufnahmen entstanden<br />
in Ludwigshafen nahe Stuttgart in den berühmten<br />
Bauer-Studios, in denen bereits<br />
Ernst Mosch und seine Egerländer Musikanten<br />
etliche Tonträger aufgenommen<br />
KulturFenster<br />
72 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
haben. Mit diesem Hintergrundwissen in<br />
diesem fast schon ehrwürdigen Tonstudio<br />
angelangt, gingen uns sieben Jungmusikern<br />
natürlich allerhand Gedanken<br />
durch den Kopf. Selbst unsere Aufnahmeleiter<br />
hatten schon mit den Egerländer<br />
Musikanten zusammengearbeitet<br />
und haben daher eine immense Erfahrung<br />
mitgebracht, die wir sehr zu schätzen<br />
wussten.<br />
Uns war es ein Anliegen, die Stücke als<br />
gesamte Einheit aufzunehmen, und nicht<br />
wie normalerweise üblich, jede Stimme als<br />
separate Tonspur. So konnten wir das nötige<br />
Feeling für diese Musik, ähnlich wie<br />
bei einem Live-Auftritt, aufrechterhalten.<br />
So eine Aufnahme erfordert eine gehörige<br />
Menge an Konzentration. Ein kleiner<br />
Patzer bei einem Live-Event wird einem<br />
in der Regel ja meist schnell verziehen,<br />
denn Fehler sind ja menschlich. Aber bei<br />
einer Aufnahme muss natürlich alles stimmen,<br />
denn später am Tonträger hört man<br />
alles „schwarz auf weiß“. Nach zweieinhalb<br />
Tagen war die Aufnahme im Kasten<br />
und wir sind unendlich dankbar für diese<br />
großartige Erfahrung!<br />
Alexander Mayr<br />
„Southbrass“ ist seit September 2020 offizielles Mitglied des Labels „Hutter Music“.<br />
Die neue Southbrass-CD „Darum Blasmusik!“ ist online unter www.huttermusic.com<br />
oder unter diesem QR-Code bestellbar.<br />
„<br />
„<br />
Weil Blasmusik Körper und Geist befriedigt und eine<br />
Lebenseinstellung ist. Sie wird auf der Bühne gelebt<br />
und im ganzen Körper gespürt!<br />
Southbrass<br />
Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal<br />
Für Blasorchester instrumentiert von Gottfried Veit<br />
Wohl zu keiner anderen Zeit wie zu Weihnachten<br />
wird so viel gesungen und musiziert.<br />
Christen auf der ganzen Welt unterstreichen<br />
damit ihre Freude über die<br />
Geburt Jesu. Dieses weihnachtliche Musizieren<br />
hat vor allem in den Alpenländern<br />
eine besondere Tradition. Noch heute fi n-<br />
det man eine Vielzahl an Hirten- und Krippenliedern.<br />
Meist sind es Volkslieder mit<br />
einem schlichten Text – nicht selten im Dialekt,<br />
einer ebenso schlichten melodischen<br />
Gestalt und einer einfachen Harmonie mit<br />
den Hauptdreiklängen von Tonika, Dominante<br />
und Subdominante.<br />
Auf der Suche nach Bläsersätzen für kleine<br />
Besetzungen wird man schnell(er) fündig.<br />
Wer allerdings nach Bearbeitungen für Blasorchester<br />
stöbert, tut sich schon um einiges<br />
schwerer. Gottfried Veit hat nun zwei<br />
alpenländische Weihnachtslieder aus dem<br />
Pustertal für Blasorchester instrumentiert.<br />
Inhaltlich „staunen“ die Lieder „Ihr Hirten<br />
im Freien“ und „Es blühen die Maien“ über<br />
das Wunder von Weihnachten. Veit stellt<br />
in seiner Instrumentation die weitmensurierten<br />
„Dialekt-Instrumente“ Flügelhorn,<br />
Tenorhorn und Bariton besonders in den<br />
Vordergrund. Aber auch die pastorale<br />
Klangfarbe der Klarinette ist unverzichtbarer<br />
Bestandteil dieser Orchestrierung<br />
von Gottfried Veit, seines Zeichens selbst<br />
Klarinettist und langjähriger Klarinettenlehrer.<br />
Die Doppelrohrblattinstrumente Oboe<br />
und Fagott sowie die Saxophone können<br />
bei Bedarf dazugenommen werden.<br />
Stephan Niederegger<br />
Die Noten zu den von Gottfried Veit arrangierten<br />
Weihnachtsliedern sind im<br />
Musikverlag TATZER erschienen und im<br />
einschlägigen Fachhandel erhältlich.<br />
KulturFenster<br />
73 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
entdeckt<br />
Digitalisierung der Blasmusik<br />
Online-Seminare statt Proberaum<br />
Die Corona-Pandemie hat neben den vielen<br />
Einschränkungen auch wesentlich zur Digitalisierung<br />
beigetragen bzw. die technische<br />
Entwicklung um einige Jahre beschleunigt<br />
und für neue kreative Angebote gesorgt.<br />
Sowohl im privaten wie auch im beruflichen<br />
Umfeld haben sich Onlineplattformen etabliert<br />
als Alternative zu den durch die Corona-Maßnahmen<br />
stark eingeschränkten<br />
Kontakten. Live-Chats, Online-Sitzungen –<br />
aber vor allem auch Webinare sind heute<br />
teils schon Routine. So auch im Bereich<br />
der Blasinstrumente, Blasmusik, Musiker<br />
und deren Weiterbildung.<br />
Es gibt mittlerweile neben Online-Musikunterricht<br />
und vereinzelt Online-Proben<br />
vermehrt auch Kursangebote im Internet.<br />
Die Aus- und Weiterbildungsangebote des<br />
VSM wurden in den letzten eineinhalb Jahren<br />
großteils über gängige Onlineplattformen<br />
abgewickelt. In Ergänzung dazu<br />
sei auf zwei weitere Onlinedienste hingewiesen,<br />
die teils auch kostenlos genutzt<br />
werden können.<br />
BlasmusikONline – der Veranstaltungskalender des ÖBV<br />
www.blasmusik.at/BlasmusikONline<br />
Seit einigen Monaten bietet der Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) gemeinsam mit allen Landesund<br />
Partnerverbänden einen Aus- und Weiterbildungskatalog an. Damit will man den Musikvereinen,<br />
Funktionären und Musikanten Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten. Dieser Veranstaltungskalender<br />
mit den unterschiedlichsten Angeboten in den Bereichen Organisation, Musikalisch, Marschieren und<br />
Jugend befindet sich am Blasmusik-Wiki. Neben den Online-Terminen werden auch Präsenzveranstaltungen<br />
angeboten:<br />
Blasmusik.Digital – Das Weiterbildungsportal<br />
www.blasmusik.digital<br />
Gestartet als Online Konferenz im Juli 2020, ist die Marke „Blasmusik.Digital" nach intensiver Entwicklungsarbeit<br />
und weiteren Lockdownphasen zu einer Weiterbildungsplattform gewachsen, in der Fachdozenten<br />
und Experten zu Themen rund um Musikinstrumente, Musiktheorie, Pädagogik, Methodik, Technik und<br />
Gesundheit in Online-Seminaren ihr Wissen den Teilnehmern zur Verfügung stellen. In der Form von Live<br />
Webcast mit Dozent und Moderator können die Teilnehmer ihre Fähigkeiten auf dem Instrument trainieren,<br />
neue Spieltechniken direkt am Bildschirm mitüben und ihre Fragen im Live Chat an die Dozenten stellen.<br />
Hinter der Plattform und der Ausgestaltung steht ein junges und motiviertes Team rund um Gründer und<br />
Geschäftsführer Michael Schönstein. Dieser ist selbst ausgebildeter Dirigent sinfonischer Blasorchester und<br />
Marketing-Spezialist in der Software-Branche. Er bringt daher viel Insiderwissen rund um die Szene mit<br />
ein. Vielleicht ist nicht zuletzt dies einer der Erfolgsbausteine, die „Blasmusik.Digital" derzeit zum alternativen<br />
Proberaum für viele Musiker macht, die alle unter dem Lockdown der Musik- und Kulturszene leiden.<br />
KulturFenster<br />
74 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
kurz notiert –<br />
das neue „Musikpanorama“<br />
… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />
Nachdem durch diverse Lockerungen<br />
nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />
von Musikkapellen „erlaubt“<br />
sind, laden wir auch wieder ein,<br />
uns Berichte davon zukommen zu lassen.<br />
Im Zuge der Neugestaltung des<br />
„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik<br />
„Musikpanorama“ in „kurz notiert“<br />
unbenannt worden; sie soll aber weiterhin<br />
als Plattform für die Berichterstattung<br />
aus den Musikkapellen und<br />
damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />
genutzt werden.<br />
Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />
können, ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />
Texte nicht mehr als 1.500<br />
Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />
Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />
sind gebeten, diese Vorgabe<br />
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />
vor allem drucktaugliches Foto - in entsprechend<br />
guter Auflösung und mit<br />
Bildtext - ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />
Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />
beachten!<br />
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />
Meldungen!<br />
Die Redaktion<br />
Cyriak Gatterer ist Ehrenpräsident der MK Pfalzen<br />
Cyriak Gatterer, Pramstallerbauer in Pfalzen,<br />
bekleidete Jahrzehnte lang das Amt des<br />
Präsidenten des Aufsichtsrates der Musikkapelle<br />
Pfalzen und ging dieser über viele<br />
Jahre hinweg auch als Fähnrich voran. Im<br />
Jahr 2020 legte Cyriak nach 43 Jahren Präsidentschaft<br />
sein Amt nieder und übergab<br />
die Stafette dem von der Vollversammlung<br />
neugewählten Präsidenten Franz Plangger.<br />
Im Rahmen eines Ständchens im August<br />
wurde Cyriak, aufgrund des einstimmigen<br />
Beschlusses des Ausschusses, die Ehrenpräsidentschaft<br />
der Musikkapelle Pfalzen<br />
verliehen. In seiner Amtszeit als Präsident<br />
stand er jedem Ausschuss stets mit<br />
Rat und Tat zur Seite, knüpfte viele Kontakte<br />
zu verschiedenen Musikkapellen aus<br />
dem In- und Ausland und organisierte unzählige<br />
Austauschkonzerte. Zudem wurden<br />
die Zuhörer der traditionellen Pfalzner<br />
Frühjahrskonzerte von Cyriak alljährlich<br />
gekonnt und mit Charme durch das Konzertprogramm<br />
geführt. Die Musikkapelle<br />
Pfalzen bedankt sich für die langjährige<br />
Vereinstreue und den großen Einsatz zum<br />
Wohle der Musikkapelle.<br />
Georg Seeber<br />
Cyriak Gatterer (mit Urkunde) wurde für seine jahrzehntelange Treue zur Musikkapelle<br />
Pfalzen mit der Ehrenpräsidentschaft ausgezeichnet – im Bild mit Ehefrau Margareth und<br />
Musikobmann Georg Seeber.<br />
KulturFenster<br />
75 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
Musik- und Erlebniswoche, ein voller Erfolg!<br />
Sommerangebot der MK Naturns für den musikalischen Nachwuchs<br />
Hohe und tiefe, laute und leise, schnelle und<br />
langsame, unerfahrene und gekonnte Klänge<br />
erfüllten vom 9. bis 13. August die Musikschule<br />
und das Probelokal in Naturns und<br />
brachten sie im Hochsommer zum Klingen.<br />
Die Musikkapelle Naturns organisierte<br />
zum 2. Mal ein Sommerangebot für<br />
Jungmusikant*innen von Naturns und<br />
Plaus, welches sich an alle richtete, die ein<br />
Instrument lernen wollen oder bereits spielen.<br />
Trotz großer organisatorischer Herausforderungen<br />
kann auf eine gelungene und<br />
vor allem für die Kinder und Jugendlichen<br />
bereichernde Woche zurückgeblickt werden.<br />
Neben diversen Freizeitaktivitäten wurden<br />
verschiedene Gruppenspiele angeboten, die<br />
ganz im Zeichen der Musik standen. Das Musizieren<br />
mit den Instrumenten in verschiedenen<br />
Formationen stellte aber nach wie vor<br />
das Highlight dar. Die Anfänger*innen durften<br />
ein Instrument ihrer Wahl ausprobieren<br />
und das Erlernte am Ende der Woche beim<br />
gemeinsamen Orchesterspiel zum Besten<br />
geben. Dabei wurden sie von den Jugendlichen<br />
unterstützt, die ihr Können auch in<br />
fortgeschrittenen Ensembles unter Beweis<br />
stellen konnten.<br />
Die Woche mündete in ein erfolgreiches Abschlusskonzert<br />
im Innenhof der Musikschule.<br />
Aus Gesprächen mit den Teilnehmer*innen<br />
und Eltern gingen durchwegs positive Rückmeldungen<br />
und der Wunsch nach einer Wiederholung<br />
des Projekts hervor. Somit wird<br />
bei den Verantwortlichen der Musikkapelle<br />
bereits über die Angebote zur Jugendförderung<br />
im Herbst diskutiert.<br />
Philipp Götsch<br />
Eine Woche voller Musik, das war im heurigen Sommer für junge Musikantinnen und Musikanten<br />
in Naturns wieder möglich.<br />
Stilvolle Musik unterm Sternenhimmel<br />
Das Konzert-Comeback der Musikkapelle Naturns am Tag 600<br />
Am Tag 600 erfolgte der Auftakt zum ersten Konzert der Musikkapelle Naturns nach dem langen Konzertlockdown.<br />
Nach 599 Tagen im Konzertlockdown präsentierte<br />
die Musikkapelle Naturns am 21.<br />
Juli <strong>2021</strong> das erste von insgesamt drei Serenadenkonzerten<br />
am Rathausplatz von<br />
Naturns.<br />
Unterm Sternenhimmel stilvoller Musik zu<br />
lauschen, war nicht nur zu Mozarts Zeiten<br />
eine beliebte Freizeitgestaltung, auch an<br />
den drei Abendkonzerten der Musikkapelle<br />
Naturns bewies das zahlreich anwesende<br />
Publikum, dass Musik wohl die einzige<br />
Sprache der Leidenschaft ist. Mit einem<br />
breitgefächerten Musikmenü in mannigfaltigen<br />
Stilrichtungen begeisterte die Musikkapelle<br />
unter der Leitung von Dietmar<br />
Rainer die Konzertbesucher. Den leidenschaftlichen<br />
Auftakt zum Konzert gab die<br />
Kapelle mit festlichen Konzertmarschklängen,<br />
die symbiotisch zu wunderschönen<br />
Themen und ausgedehnten Melodien im<br />
Trio standen. Während es die herzogliche<br />
Tanzmusik aus der Zeit der Renaissance<br />
bis hin zu den zeitgenössischen spanischen<br />
Tanzmusikmelodien charakteristisch zu<br />
ludischen, lyrischen und majestätischen<br />
Höreindrücken brachte, schafften es hin-<br />
gegen die verträumten Solomelodien von<br />
Philipp Götsch am Euphonium dem Universum<br />
sogar eine Sternschnuppe zu entlocken,<br />
die im „Kalterer See“ des gleichnamigen<br />
Konzertwalzers farbenreich erlosch.<br />
Auch Popmusik, von romantisch bis pulsierend,<br />
ja sogar gepaart mit Klassik, gab<br />
die Kapelle zum Besten. Rudolf Mair und<br />
Benedikt Kofler glänzten mit einem beeindruckenden<br />
Paukenduett. Abgeschlossen<br />
wurde der Serenadenreigen mit jubelnden<br />
Marschklängen.<br />
Fabian Fleischmann<br />
KulturFenster<br />
76 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Viele Gründe zum Feiern für die<br />
Musikkapelle St. Pauls<br />
Trachteneinweihung, Kapellmeisterwechsel und Ehrungen<br />
Am 15. August lud die Musikkapelle St.<br />
Pauls zu ihrem traditionellen Musikfest<br />
ein. Heuer gab es gleich mehrere Höhepunkte<br />
in der Geschichte der Musikkapelle<br />
zu feiern.<br />
Zum einen wurde die erneuerte Männertracht,<br />
die im Jahre 1954 angeschafft worden<br />
war, von Dekan Alexander Raich feierlich<br />
eingeweiht. Die Eigenheit dieser neuen<br />
Tracht besteht in der blauen Joppe, die<br />
einzigartig im Überetsch/Unterland ist. Die<br />
schwarze Stoffhose wird durch eine dunkle<br />
Kniebundlederhose, das blau-weiße<br />
Seidentuch durch einen Flor ersetzt. Der<br />
Hut geht in eine zylindrische Form über,<br />
die Trachtenschuhe werden mit Messingschnallen<br />
versehen. Der bereits bestehende<br />
Gürtel wird mit der neuen Tracht<br />
weiterhin getragen.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war der Wechsel an<br />
der Spitze der Kapelle. Seit 2010 dirigierte<br />
Hans Finatzer die Paulsner Musikantinnen<br />
und Musikanten und bereicherte das Kulturprogramm<br />
mit einzigartigen Konzerten.<br />
Er übergab den Dirigierstab an Christoph<br />
Stadler, einem Musikanten aus den eigenen<br />
Reihen, der bereits die Jugendkapelle<br />
leitete und einige Jahre dem Musikverein<br />
Lana vorstand.<br />
Da die Cäciliafeier im Herbst ausfiel, wurde<br />
das Musikfest auch als Anlass genommen,<br />
um die ausständigen Ehrungen nachzuholen.<br />
Heinz Plunger (Klarinette) und Oskar<br />
Schweigkofler (Flügelhorn) sind bereits 60<br />
Jahre lang aktive Musikanten. Ihnen wurde<br />
das Große Verbands-Ehrenzeichen in Gold<br />
am Bande von VSM-Bezirksobmann Stefan<br />
Sinn überreicht. Des Weiteren erhielt<br />
Michael Ohnewein (Tuba) das Ehrenzeichen<br />
in Silber für seine 25jährige Tätigkeit.<br />
Zudem wurden drei langjährige Mitglieder,<br />
die unsere Kapelle in den letzten Jahren<br />
verlassen haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt,<br />
und zwar Fritz Kager, Oswald Menghin<br />
und Thomas Pfeifer.<br />
Karin Winkler<br />
Die beiden Stabführer Erich Haas und Samuel<br />
Ebner präsentieren die neue Paulsner Männertracht.<br />
Ehrungen bei der Musikkapelle St. Pauls: (v. l.) Bezirksobmann Stefan Sinn, Michael Ohnewein (25 Jahre), Oskar Schweigkofler (60<br />
Jahre), Heinz Plunger (60 Jahre), Obmann Franz Schweigkofler, die Ehrenmitglieder Oswald Menghin und Thomas Pfeifer, Gebietsvertreter<br />
Wilfried Bernard. Es fehlt Fritz Kager.<br />
KulturFenster<br />
77 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
200 Jahre Musikkapelle Kiens<br />
Ein würdiges Fest mit Abendkonzerten, Jubiläumspolka und Festakt<br />
Die Musikkapelle Kiens besteht bereits seit 200 Jahren – das Jubiläum am 29. August war ein Fest für das ganze Dorf.<br />
Im August startete die Musikkapelle Kiens<br />
nach einem Jahr Pause und somit mit<br />
einem Jahr Verspätung die Feierlichkeiten<br />
zum 200jährigen Bestehen. Dazu wurden<br />
drei Abendkonzerte in den verschiedenen<br />
Fraktionen der Gemeinde organisiert. Diese<br />
boten nicht nur die Möglichkeit, endlich<br />
wieder vor Publikum spielen zu können,<br />
sie wurden auch dazu genutzt, der Dorfbevölkerung<br />
die Geschichte der Musikkapelle<br />
mit Hilfe einer Fotoshow und Anekdoten<br />
aus der Chronik näherzubringen.<br />
Seit 1820 nämlich gestaltet die Musikkapelle<br />
aktiv das Dorfleben mit.<br />
Im Rahmen der Konzerte wurde jeweils<br />
die von Armin Kofler eigens für diesen<br />
Anlass komponierte „Jubiläums Polka“<br />
uraufgeführt.<br />
Am 29. August <strong>2021</strong> folgte im Beisein vieler<br />
Gäste aus nah und fern der Höhepunkt<br />
der Feierlichkeiten - der offizielle Festakt.<br />
Nach dem festlichen Einzug mit Fahnenabordnungen<br />
der anderen Vereine des<br />
Dorfes und der umliegenden Dörfer wurde<br />
am Pavillon in Kiens mit Pfarrer Michael<br />
Bachmann der Festgottesdienst gefeiert.<br />
Im anschließenden Festakt erklang noch<br />
einmal die „Jubiläums Polka“ sowie verschiedene<br />
Märsche zu Ehren verdienter<br />
Mitglieder der Kapelle. Bürgermeister Andreas<br />
Falkensteiner, Landesrat Philipp Achammer,<br />
der Verbandsobmann des VSM,<br />
Pepi Fauster, und der Bürgermeister der<br />
Partnergemeinde Weiterstadt, Ralf Möller,<br />
überbrachten in ihren Ansprachen<br />
und Grußworten viele Glückwünsche zum<br />
Jubiläum.<br />
Die Wertschätzung seitens der Bürgerinnen<br />
und Bürger ist für die Kapelle ein wichtiger<br />
Antrieb, weiterhin alle Hürden und Herausforderungen<br />
zu bewältigen. Natürlich geht<br />
das nicht ohne die Unterstützung anderer<br />
Vereine, der Gemeinde, von Unternehmen<br />
oder besonderen Musikliebhabern.<br />
So blickt die Musikkapelle Kiens in Dankbarkeit<br />
zurück und hofft gleichzeitig, dass<br />
es nie mehr so ein leises Jahr gibt, wie es<br />
das vergangene war. Die Einladung zum<br />
Jubiläums-Frühjahrskonzert sowie zum<br />
Jubiläums-Kirschta soll jedenfalls im Jahr<br />
2022 nachgeholt werden.<br />
Verena Huber<br />
KulturFenster<br />
78 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Ein festlicher Abend in Ratschings<br />
Musikanten, Sängerinnen und Organist geehrt<br />
Der Abend des Freitags, 6. August, war ein<br />
ganz besonderer für die Dorfgemeinschaft<br />
in Ratschings. Er stand ganz im Zeichen<br />
der Ehrung verdienter Persönlichkeiten,<br />
die zwar bereits im vergangenen Jahr fällig<br />
gewesen wäre, aber aufgrund der Corona-Pandemie<br />
verschoben werden musste.<br />
Für den musikalischen Rahmen sorgte die<br />
Musikkapelle Ratschings im Anschluss an<br />
einen Dankgottesdienst, bei dem sowohl<br />
der langjährige Seelsorger Pater Meinrad<br />
als auch der Pfarrmesner Peter Schölzhorn<br />
verabschiedet wurden, mit einem Konzert<br />
vor dem Vereinshaus. Im Laufe des Konzertes<br />
wurde der Frauen- und Mädchenchor<br />
für dessen 25-jährige Tätigkeit geehrt<br />
sowie auch Franz Seeber, der 60 Jahre<br />
lang als überaus fleißiger Organist tätig war.<br />
Anton Obex wurde für seine 15-jährige<br />
Tätigkeit im Ausschuss der Musikkapelle<br />
Ratschings mit dem Verdienstzeichen in<br />
Silber des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
ausgezeichnet. Für seine nunmehr<br />
40 Jahre währende aktive Mitgliedschaft<br />
wurde Luis Leitner das Verbands-Ehrenzeichen<br />
in Gold überreicht, während Sebastian<br />
Leitner und Johann Haller das Große<br />
Ehrenzeichen in Gold für ihre 50 Jahre als<br />
aktive Musikanten verliehen bekamen.<br />
Bürgermeister Sebastian Helfer, Marga-<br />
reth Oberrauch vom Verband Südtiroler<br />
Kirchenmusik und Klaus Fischnaller vom<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen nahmen<br />
die Ehrungen vor und überbrachten den<br />
Geehrten den Dank und die Glückwünsche<br />
der Gemeinde und der Verbände.<br />
MK Ratschings<br />
Die Musikkapelle Ratschings umrahmte mit ihrem Konzert einen festlichen Abend, der<br />
ganz im Zeichen zahlreicher Ehrungen, aber auch des Abschieds stand.<br />
Ein „60-Jähriger“ und vier Neulinge bei der MK Prissian<br />
Großes Ehrenzeichen in Gold am Bande und Leistungsabzeichen verliehen<br />
Im Rahmen eines ihrer traditionellen<br />
Sommerkonzerte am Musikpavillon von<br />
Prissian wurde an Emil Matscher das<br />
Große Ehrenzeichen in Gold am Bande<br />
des VSM in Anerkennung seiner 60-jährigen<br />
Tätigkeit als Musikant bei der Musikkapelle<br />
Prissian überreicht.<br />
Bürgermeister Christoph Matscher und<br />
der VSM-Verbandskapellmeister Meinhard<br />
Windisch richteten würdigende<br />
Worte an den Geehrten und hoben den<br />
kulturellen Wert seiner langjährigen Vereinstätigkeit<br />
für die Dorfgemeinschaft<br />
hervor.<br />
Im Verlauf des Konzertes wurden auch<br />
an vier Jung-Musikantinnen die Urkunden<br />
zum Leistungsabzeichen übergeben:<br />
Marie Mair (Klarinette), Elisabeth<br />
Margesin (Querflöte) und Eva Windegger<br />
(Querflöte) erhielten das Leistungsabzeichen<br />
in Bronze, und Anna Windegger<br />
(Flügelhorn/Trompete) jenes in Gold<br />
mit ausgezeichnetem Erfolg.<br />
Das Konzert, das unter der musikalischen<br />
Leitung von Kapellmeister Elmar Windegger<br />
stand und von Manfred Holzer moderiert<br />
wurde, erhielt von den vielen Zu-<br />
hörern großen Applaus , ebenso wie der<br />
langgediente Musikant Emil Matscher und<br />
die vier Jungmusikant*innen.<br />
Georg Gamper<br />
Eine besondere Ehrung beim Sommerkonzert der MK Prissian. (v. l.) Bürgermeister Christoph<br />
Matscher, VSM-Verbandskapellmeister Meinhard Windisch, Emil Matscher, Obmann<br />
Georg Gamper, Kapellmeister Elmar Windegger.<br />
KulturFenster<br />
79 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>
www.hpv.bz.it<br />
Termine<br />
Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail:<br />
info@hpv.bz.it<br />
Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />
Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />
https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />
hpv.bz.it<br />
05.-06.11.<strong>2021</strong><br />
Dirigentenwerkstatt<br />
mit Marco Sommadossi im Haus der Vereine in Nals mit der Bürgerkapelle Lana<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it/<br />
13.11.<strong>2021</strong><br />
„Intensivseminar Chorleitung“<br />
Praktische Tipps und Tricks für den Choralltag -<br />
Referent: Roland Büchner<br />
Infos unter:<br />
scv.bz.it/intensivserminarchorleitung/