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28-11-21

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Sonntag, <strong>28</strong>. November 20<strong>21</strong><br />

Gut informiert in die neue Woche<br />

Storys der Woche<br />

3<br />

Grünen-Politikerin Claudia Roth Telefonat mit „Ministerin in spe“<br />

Augsburgerin wird<br />

deutsche „Kultur-Königin“<br />

Ein Beitrag von<br />

Anja Marks-Schilffarth<br />

mit ganz persönlicher Note<br />

Augsburg wird vielleicht<br />

Kulturhauptstadt,“ lachen<br />

wir gemeinsam am<br />

Telefon – eine glückliche Claudia<br />

Roth und eine Augsburger<br />

Journalistin, die stolz ist, eine so<br />

erfolgreiche Politikerin seit vielen<br />

Jahr zu kennen. Claudia Roth<br />

ist eine, die viele Menschen beruflich<br />

kennen, aber auch<br />

menschlich schätzen. Die<br />

66-jährige Grünen-Politikerin,<br />

deren Wahlkreis Augsburg und<br />

Königsbrunn ist und die seit<br />

2013 das Amt der Vizepräsidentin<br />

des deutschen Bundestags<br />

bekleidet, ist bestens vernetzt<br />

und bei vielen beliebt.<br />

Auf die Ankündigung, sie soll<br />

neue Staatsministerin für Kultur<br />

und Medien werden, erreichten<br />

sie Glückwünsche und Botschaften<br />

aus der ganzen Welt. Auch<br />

mein Anruf gilt diesem Zweck.<br />

Ich habe Glück und erreiche<br />

sie in Berlin, wo sie seit Wochen<br />

fester Bestandteil von Sondierungs-<br />

und Koalitionsgesprächen<br />

der neuen Ampel-Regierung aus<br />

SPD, FDP und Grünen ist. Dass<br />

sie in der Nikolaus-Woche offiziell<br />

zur Staatsministerin für<br />

Kultur und Medien ernannt werden<br />

soll, hat sie selbst überrascht,<br />

wie sie erzählt: „Damit habe ich<br />

überhaupt nicht gerechnet, auch<br />

wenn ich bei den Koalitionsverhandlungen<br />

für diesen Bereich<br />

die Verhandlungsführerin der<br />

Grünen war.“<br />

Beschlossen wurden darin<br />

auch Punkte, die sich positiv für<br />

Augsburg auswirken könnten.<br />

Ein wichtiger Fokus liegt nämlich<br />

auf Industrie-<br />

und Erinnerungskultur,<br />

angestrebt<br />

wird eine<br />

stärkere Verknüpfung<br />

etablierter<br />

Kultureinrichtungen mit<br />

der freien Szene, auch Clubs und<br />

andere Kunstrichtungen sollen<br />

künftig finanziell stärker unterstützt<br />

werden. Der Vorschlag,<br />

Claudia Roth solle selbst der<br />

Noch zu früh<br />

zum Jubeln<br />

„Kopf“ dieses Amtes sein, hat<br />

sie nicht nur überrascht, sondern<br />

auch sehr gefreut: „Es war eine<br />

so positive Stimmung, getragen<br />

von viel Zuspruch und großer<br />

Zustimmung. Das erfüllt mich<br />

natürlich mit großer Freude.“<br />

Zum Jubeln sei es aber zu<br />

früh, mahnt sie. „Jetzt müssen<br />

erst noch unsere Parteimitglieder<br />

in einer Urwahl dem gesamten<br />

Koalitionsvertrag<br />

zustimmen.“<br />

Die übergeordnete<br />

Verantwortung<br />

für das<br />

kulturelle wie<br />

auch mediale Leben unseres<br />

Landes zu übernehmen, ist freilich<br />

keine leichte Aufgabe, in<br />

diesen Zeiten. Kulturschaffende<br />

wie auch Medientreibende leiden<br />

besonders stark unter Corona-<br />

Schon lange gute Bekannte: Anja Marks-Schilffarth und Claudia Roth.<br />

Claudia Roth kann ihre politische Karriere aller Voraussicht nach als Kulturministerin krönen.<br />

Nebenwirkungen wie Lockdowns,<br />

Kontaktbeschränkungen<br />

und Veranstaltungsausfällen.<br />

Aber Herausforderungen hat<br />

Claudia Roth noch nie gescheut.<br />

Und die Kultur ist seit jeher ihr<br />

Steckenpferd.<br />

Vor ihrer politischen Karriere<br />

bei den Grünen, für die sie viele<br />

Jahre Pressesprecherin, Europaund<br />

Bundestagsabgeordnete, Parteichefin<br />

und seit 2013 Bundestags-Vizepräsidentin<br />

war,<br />

schnupperte die gebürtige Unterallgäuerin<br />

aus Babenhausen nämlich<br />

schon Theaterluft. Praktika<br />

und Engagements als Dramaturgin<br />

an Theatern in Memmingen<br />

und Dortmund gaben ihr einen<br />

Einblick in die Kulturwelt.<br />

In den 80-ern zog es sie ins<br />

Musikgeschäft, als Managerin<br />

der Rockband „Ton, Steine,<br />

Scherben“ um Rio Reiser, bevor<br />

sie die politische Laufbahn einschlug.<br />

„Trotzdem ist und bleibt<br />

Kultur mein Lebenselixier – und<br />

ich empfinde sie als extrem<br />

wichtigen Teil unserer Demokratie.<br />

Als Wahl-<br />

Augsburgerin gehören<br />

Brecht,<br />

Mozart, aber<br />

auch die Industrie-<br />

und Erinnerungskultur<br />

unserer Stadt schon<br />

immer zu meinem Leben“, sagt<br />

Claudia Roth, die sich schon<br />

immer auch für kulturelle Themen<br />

engagiert hat und z.B. vorgeschlagen<br />

hat, dass Kunstwerke<br />

von Augsburger Künstlern vom<br />

Bundestag angekauft werden.<br />

Eine enge Zusammenarbeit<br />

mit den Kultusministerinnen und<br />

-ministern der einzelnen Länder<br />

würde sich Claudia Roth nach einer<br />

Wahl wünschen, um „Hand in<br />

Hand parteiübergreifend das Beste<br />

für die Kultur und Medien in<br />

Deutschland zu schaffen.“ Die<br />

Menschenfreundin vertritt auch<br />

Der Kitt unsere<br />

Gesellschaft<br />

Neben Augsburgs Kultur hat Claudia<br />

Roth auch Interesse am Sport,<br />

speziell Fußball: Sie ist FCA-Fan<br />

als Bundestagsvizepräsidentin<br />

schon lange das Credo: „Wir müssen<br />

Lösungen und gute Wege<br />

finden, wie wir die Kulturschaffenden<br />

in Deutschland durch die<br />

Krise hindurch<br />

führen.“<br />

Eines beweist<br />

die Corona-Krise,<br />

macht<br />

Claudia Roth am<br />

Ende unseres kurzen Telefonats<br />

deutlich: „Gerade in dieser Krise<br />

zeigt sich: Kunst und Kultur sind<br />

kein Luxusgut, sondern vielmehr<br />

der Kitt unserer Gesellschaft.“<br />

Und auf die Frage, ob das neue<br />

Amt die Krönung ihres politischen<br />

Schaffens wäre, gibt sie<br />

unumwunden zu: „Ja“.<br />

Augsburg hält die Daumen.<br />

Nächste Seite:<br />

Was Augsburger<br />

Abgeordnete zum Ampel-<br />

Koalitionsvertrag sagen.<br />

■ Ansichten der Woche<br />

Ministerin<br />

aus Augsburg<br />

Diese neue C-Variante hat viele<br />

überrascht. Nein es geht hier<br />

(ausnahmsweise) nicht um Corona,<br />

sondern um Claudia – die<br />

grüne Claudia Roth aus Augsburg.<br />

Sie wird Kultur- und Medien-Staatsministerin,<br />

obwohl sie<br />

dafür nicht als Favoritin galt, ja<br />

genau genommen erst nicht mal<br />

im Gespräch war. Schließlich hatte<br />

man sie gerade als Bundestags-Vizepräsidentin<br />

bestätigt.<br />

Auch der Hinweis, die 66-Jährige<br />

werde zum Ende ihrer politischen<br />

Karriere belohnt, greift ins<br />

Leere. Dazu waren die innerparteilichen<br />

Flügelkämpfe um die<br />

grünen Ministerposten in der<br />

neunen Ampel-Bundesregierung<br />

zu heftig. Eher ist Claudia Roth<br />

hier die Kompromiss-Lösung.<br />

Und es spielt eventuell auch eine<br />

Rolle, dass man genügend Frauen<br />

in die Führungsriege bringt.<br />

Fifty-fifty heißt hier die Devise.<br />

Dass Claudia Roth diese neue<br />

Position auf ihre Weise ausfüllen<br />

kann, wird kaum bezweifelt. Und<br />

dass sie es gerne tut, liegt auf der<br />

Hand. Endlich kann sie in ihrer<br />

langen Karriere wirklich gestalten.<br />

Da hilft es wohl, dass sie Theaterwissenschaften<br />

studiert und als<br />

Dramaturgin wie auch als Grünen-<br />

Pressesprecherin gearbeitet hat.<br />

Und auch, dass sie einst die<br />

sozialkritische Rockband „Ton<br />

Steine Scherben“ gemanagt hat,<br />

schadet wohl nicht, wenngleich<br />

so mancher fürchtet, dass die<br />

neue Kulturpolitik zu sehr von<br />

dieser Richtung geprägt wird. So<br />

manche Kursänderung schadet<br />

nicht und wird von Claudia Roth<br />

sicherlich auch angestrebt.<br />

Dass sich die quirlige, mutige<br />

Politikerin auch weiter für die<br />

Von Chefredakteur<br />

Wolfgang Bublies<br />

Rechte von Frauen und Homos,<br />

sowie gegen Hass und Diskriminierung<br />

einsetzt, steht zudem<br />

außer Frage. Aber das ist ja auch<br />

– zum Glück – die Einstellung<br />

vieler Kulturschaffenden.<br />

Andererseits wird sie erst einmal<br />

– nachdem gerade die<br />

nächste Coronawelle explodiert –<br />

nicht anders können, als Begonnenes<br />

weiterzuführen, speziell<br />

die milliardenschwere Corona-<br />

Wiederaufbauhilfe für Kulturschaffende-<br />

und Institutionen,<br />

die zu den am meisten von der<br />

Pandemie betroffenen Sparten<br />

zählen. „Neustart-Programme<br />

führen wir zunächst fort“, steht ja<br />

auch dazu im Koalitionsvertrag.<br />

Auch eine rot-gelb-grüne Regierung<br />

will erst mal der durch Covid<br />

massiv geschädigten Kulturund<br />

Kreativwirtschaft wieder auf<br />

die Beine helfen. Das ist gut so!<br />

Und wie gut ist es, dass eine<br />

Augsburgerin, die im Umland<br />

aufgewachsen ist, in Berlin zur<br />

mächtigsten Kulturpolitikerin<br />

Deutschlands wird? Auch wenn<br />

sich das womöglich nicht gleich<br />

direkt auswirkt, ist es ein Vorteil.<br />

Das gilt auch für die Tatsache,<br />

dass die Fuggerstadt jetzt wieder<br />

durch vier Abgeordnete – neben<br />

Roth auch weiter Volker Ullrich<br />

(CSU) und Ulrike Bahr (SPD) sowie<br />

als Neuling Maximilian Funke-Kaiser<br />

(FDP) vertreten ist.<br />

In Augsburg, das sei noch bemerkt,<br />

ist ja auch ein von den<br />

Grünen favorisierter Referent für<br />

die Kultur zuständig: Jürgen Enninger.<br />

Er muss sich zudem um<br />

den Sport kümmern – eine umstrittene<br />

Kombination, mit der<br />

Claudia Roth offenbar kein Problem<br />

hat. Sie ist FCA-Fan!<br />

12. Dezember von Kö zum Kö<br />

Neue Dreier und<br />

erneuerte Linie 6<br />

Die Linie 3 und Linie 6 verschmelzen:<br />

Künftig fährt die 6er von<br />

Stadtbergen nach Friedberg, die<br />

3er verbindet den Augsburger<br />

Hauptbahnhof und Königsbrunn.<br />

Foto: swa / Thomas Hosemann<br />

Von Kö(nigsbrunn) zum<br />

Kö(nigsplatz): Ab 12. Dezember<br />

verbindet die Linie<br />

3 die beiden Nachbarstädte.<br />

Um den Fahrplan besser einhalten<br />

zu können und für den optimalen<br />

Einsatz der Ressourcen ändern die<br />

Stadtwerke Augsburg (swa) ihre<br />

Linienführung. So gewährleisten<br />

sie eine hohe Anschluss-Sicherheit<br />

und den gewohnten Fahrkomfort,<br />

besagt eine Mitteilung.<br />

Künftig werden die Linie 6 aus<br />

Friedberg-West und die Linie 3<br />

aus Stadtbergen verknüpft und<br />

durchgängig die Bezeichnung Linie<br />

6 erhalten. Die Linie 3 startet<br />

ab 12. Dezember dann am Hauptbahnhof,<br />

Endhaltestelle ist entweder<br />

Inninger Straße P+R oder<br />

Königsbrunn. Die neue Linie 3<br />

nach Königsbrunn bildet mit zusätzlichen<br />

4,6 Kilometern den<br />

jetzt längste Augsburger Streckenast<br />

einer Straßenbahnlinie.<br />

Von der neuen Streckenführung<br />

profitieren übrigens auch Schüler*innen,<br />

die mit der Linie 3 die<br />

weiterführenden Schulen am Alten<br />

Postweg anfahren sowie Studierende<br />

der Hochschule und Universität.<br />

Im morgendlichen Schüler-<br />

und Berufsverkehr ist die Linie<br />

3 Richtung Süden trotz mehrerer<br />

zusätzlicher Verstärkerbahnen oftmals<br />

sehr voll. Wenn die Linie 3<br />

am Hauptbahnhof leer startet, werde<br />

die Situation entschärft.

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