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CityGlow Hannover Januar 2022

Erstellt für die, die eine gute und exklusive Mischung aus regionalen Themen aus Hannover und Umgebung schätzen. Hier erfahren Sie nicht nur das Neuste aus der Mode und Luxuswelt sondern auch Freizeit, Kunst, Kultur, Wohnen und kulinarisches findet hier Platz. Genießen Sie jede Seite unseres Januar Magazins.

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Wer im Dezember den Hauptbahnhof<br />

verließ, musst unweigerlich den Blick<br />

auf eine Kunstinstallation der besonderen<br />

Art werfen. Das Wahrzeichen der<br />

Stadt, das Ernst-August Denkmal von<br />

oben bis unten in schwarzer Farbe verhüllt.<br />

Das wirft Fragen auf. Und erhitzte<br />

die Gemüter. Es gab Gesprächsstoff. Wir<br />

sprachen mit dem kreativen Geist hinter<br />

dem SCHWARMKUNSTWERK - Kerstin<br />

Schulz.<br />

Hallo Kerstin, wie kommt man dazu, das<br />

Wahrzeichen einer Stadt einzupacken?<br />

„Im Jahr 2019 wurde ich gefragt, ob ich<br />

für die EU ein Schwarmkunst Projekt<br />

zum Thema Identität konzipieren könnte.<br />

Wo fängt die Identität innerhalb jeden<br />

Ortes an, jeder Stadt, jeden Landes<br />

oder auch die Identität der gesamten<br />

EU? Corona hat diese Aktion dann im<br />

Keim erstickt. So war ich glücklich, dass<br />

ich von Ingrid Wagemann angesprochen<br />

wurde wie ich mir <strong>Hannover</strong> 2030<br />

vorstellen könnte. Was ist für eine Stadt<br />

identitätsstiftend? Die Menschen, Gebäude<br />

oder ein Denkmal? Als Künstlerin<br />

hängen mir besonders Skulpturen am<br />

Herzen und es Schmerzt zu sehen, dass<br />

in anderen Länder zum Beispiel Denkmälern<br />

der Kopf abgeschlagen wird oder<br />

es komplett zerstört wird. Ich denke man<br />

kann dieses Thema auch in einen anderen<br />

Kontext setzten, egal was für ein idiotischer<br />

Typ da dargestellt wurde.<br />

Dann ist die Idee zu dieser Schwarmkunstaktion<br />

am Ernst-August Denkmal<br />

entstanden. Einfache Formel: Man<br />

nimmt das Wahrzeichen einer Stadt und<br />

lässt die Bürger mit Hilfe von Schwarmkunst<br />

daran Intervenieren. Dort entstehen<br />

erfahrungsgemäß wirklich interessante<br />

Diskussionen und Erfahrungen<br />

über das Thema „Denkmal-Denkmäler",<br />

wo sind die Grenzen was darf man mit<br />

dem Kulturgut machen?“<br />

Woher kommt die Inspiration?<br />

„Wie bei jeder Arbeit ergibt eine Projekt-Idee<br />

die nächste. Frei nach dem<br />

Zitat: Kunst ist schön, macht aber verdammt<br />

viel Arbeit. Am Anfang steht<br />

ein Thema, welches mich berührt und<br />

beschäftigt. Aus einem Übermaß an Ideen<br />

werden die wertvollsten Ideen rausgefiltert<br />

und via Skizzen festgehalten.<br />

Bevor ich mich um die künstlerische<br />

Umsetzung kümmere, setzte ich mich<br />

mit der spezifischen Technik auseinander<br />

und feile oft lange mit Spezialisten an<br />

der Möglichkeit der Umsetzung. Dann<br />

kommt in der Regel die meditative Phase<br />

der Transformation von der Idee zum<br />

Kunstwerk, bei der ich unzählige von<br />

Einzelteilen zusammenfüge zu einem<br />

großen Ganzen.“<br />

Welche Verbindungen oder vielleicht<br />

auch Wege muss man dafür beschreiten,<br />

künstlerisch wie auch bürokratisch?<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> hat schon vier<br />

Schwarmkunst-Aktionen unterstützt<br />

und weiß wie gewissenhaft wir arbeiten,<br />

das ist sehr hilfreich. Vielleicht gibt es<br />

beim Denkmalschutz und Bauamt auch<br />

eine kleine Fan-Base?<br />

Was für Erfahrungen und Eindrücke<br />

nehmen Sie mit aus dieser Zeit?<br />

Einen wahren Rausch an Eindrücken:<br />

Positiv waren die 1900 <strong>Hannover</strong>aner*innen,<br />

die begeistert mitgemacht<br />

haben. Aber auch die zahlreichen Diskussionen,<br />

Fragen und Kontroversen in<br />

Zusammenhang mit dem Werk. Viele<br />

<strong>Hannover</strong>aner*innen lieben Ihre Skulptur<br />

- zur Demokratie gehört Diversität<br />

dazu. Einen wunderschönen bunten<br />

Ernst-August, ob man das als impressionistisches<br />

Gemälde sieht oder als bunte<br />

Vogelkacke bleibt dem Betrachter überlassen.<br />

Negativ: Warum definiert man Plastik<br />

als Schutzkonstruktion gleich als Müll?<br />

Was ist Müll eigentlich? Für mich gibt<br />

es Müll nicht: Nur Materie am falschen<br />

Ort! Wir verarbeiten in der Regel alles<br />

weiter. Bei der Auswahl der Materialien<br />

suche ich die Magie der Funktion,<br />

die Magie hinter der Funktion. Was geschieht<br />

beim Perspektivwechsel? Ein Supermarkt<br />

verbraucht pro Tag mehr, als<br />

wir am Ernst August verwendet haben.<br />

Darf man als Künstler nicht mehr frei<br />

seine Materialien wählen? Wann fängt<br />

Zensur in der bildenden Kunst an? Man<br />

nimmt ja auch nicht den Geigenspieler<br />

seine Geige weg, nur, weil die Geige aus<br />

Tropenholz gefertigt wurde. Ja da bin ich<br />

noch angefasst bei dem Thema.<br />

Als Künstlerin habe ich das Privileg (in<br />

meiner Gesellschaft) zwanglos und spielerisch<br />

„ALLES" Fragen zu dürfen. Diese<br />

kulturelle Errungenschaft ist Segen und<br />

damit auch gleich Verpflichtung.“<br />

Kerstin Schulz_schwarmkunst<br />

KUNSTWERK<br />

CITYGLOW 25

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