Vollversion von RESIST - Transparency International
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Szenario 3<br />
Bestechungsforderungen für die Herausgabe vertraulicher<br />
Informationen in der Phase der Vor-Ausschreibung oder der<br />
Ausschreibung.<br />
Fallbeschreibung: Sie leiten eine ausländische<br />
Geschäftsstelle für einen multinationalen<br />
Konzern und benötigen noch einen großen<br />
Geschäftsabschluss, um Ihre Verkaufsziele<br />
für dieses Jahr zu erreichen. Sie bereiten ein<br />
Angebot für einen großen Auftrag vor, den Sie<br />
unbedingt gewinnen wollen. Ein Berater aus<br />
dem Umfeld des potenziellen Kunden kommt<br />
auf Sie zu und bietet Ihnen an, dass er die<br />
Auswahlkriterien der Ausschreibung offenlegt.<br />
Darüber hinaus bietet er Informationen über<br />
bereits eingegangene Angebote <strong>von</strong> Mitbewerbern<br />
an. Das alles will er gegen eine Zahlung<br />
liefern.<br />
1) Prävention <strong>von</strong> Korruption:<br />
Wie kann man vermeiden, dass solche<br />
Forderungen gestellt werden?<br />
Stellen Sie effektive und klar kommunizierte<br />
Verhaltensregeln für alle Mitarbeitenden auf,<br />
die an einem Ausschreibungsverfahren mitwirken:<br />
• Identifizieren Sie mögliche Anreize für<br />
die Zahlung <strong>von</strong> Bestechungen, besonders<br />
am Ende des Jahres und sprechen Sie ganz<br />
offen darüber.<br />
• Schulen Sie die Mitarbeiter in der Vorgehensweise<br />
bei Ausschreibungen und in<br />
Regeln der Zusammenarbeit mit Agenten<br />
und anderen Mittelsmännern.<br />
• Erwägen Sie Anreize für Mitarbeiter, Aufforderungen<br />
zur Bestechung zu melden.<br />
Überprüfen Sie mit der Ausschreibung befasste<br />
Agenten, Berater und andere Mittelsmänner<br />
mit der notwendigen Sorgfalt (Due<br />
Diligence-Prüfung)<br />
• Achten Sie auf Gefahrensignale, da dieser<br />
Personenkreis oft gewohnt ist, Bestechungen<br />
an Erpresser zu zahlen.<br />
• Schalten Sie die für das Ausschreibungsverfahren<br />
unerheblichen/überflüssigen<br />
Mittelsmänner aus. Fordern Sie, dass deren<br />
Nutzen nachgewiesen wird.<br />
Erhöhen Sie die Aufdeckungswahrscheinlichkeit<br />
<strong>von</strong> Bestechungen durch zusätzliche<br />
Kontrollmechanismen:<br />
• Überprüfen Sie erhöhte Risiko-Zahlungen<br />
an Agenten und Berater, mit denen Sie im<br />
Ausschreibungsverfahren/Bieterprozess<br />
arbeiten.<br />
• Richten Sie ein regelmäßiges unabhängiges<br />
internes Monitoring ein, das einen leitenden<br />
Angestellten über erhöhte Risiko-<br />
Zahlungen an Agenten, Berater oder vom<br />
Projektstandort entfernte Finanzinstitute<br />
informiert.<br />
Fügen Sie Preisangaben und Finanzinformationen<br />
erst zum spätestmöglichen Zeitpunkt<br />
in Ihr Angebot ein, damit diese während des<br />
Ausschreibungsverfahrens/Bieterprozesses<br />
nicht in falsche Hände geraten.<br />
2) Umgang mit Bestechungsforderungen:<br />
Wie sollte man auf solche Forderungen<br />
reagieren?<br />
Weigern Sie sich, zu zahlen.<br />
Bitten Sie den Berater, sein Angebot schriftlich<br />
zu formulieren.<br />
Führen Sie Protokoll zum Verlauf des Treffens<br />
und berichten Sie an Ihren Vorgesetzten<br />
bzw. das Management.<br />
Teilen Sie der Vertragspartei mit, dass Ihnen<br />
Informationen angeboten wurden und dass<br />
Sie ein Informationsleck im Verfahren vermuten.<br />
Informieren Sie die Mitbieter/Wettbewerber<br />
darüber, dass Ihnen vertrauliche Informationen<br />
angeboten wurden. Schlagen Sie vor,<br />
dass alle Bieter die Beschaffungsstelle gemeinsam<br />
mit einer NGO auf eine verschärfte<br />
Überprüfung des Ausschreibungsverfahrens/Bieterprozesses<br />
ansprechen. Dies wird<br />
den Wert der vertraulichen Informationen<br />
mindern.<br />
Stoßen Sie Branchen-Initiativen an: Listen<br />
Sie in Erscheinung getretene Erpresser für<br />
künftige Referenzzwecke.<br />
Aufsichtsbehörden: Machen Sie in regulierten<br />
Branchen die zuständigen Stellen auf<br />
Bestechungsforderungen aufmerksam.<br />
13<br />
Die konkreten Empfehlungen<br />
zu diesem Szenario sollten<br />
zusammen mit den allgemeinen<br />
Empfehlungen<br />
im Anhang der <strong>RESIST</strong>-<br />
Broschüre gelesen werden.