TIERWOHL
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doguniversity.de<br />
Hunde<br />
verstehen lernen<br />
Daniel Joeres ist Hundetrainer. Im Interview<br />
spricht er über „hundgerechte“ Kommunikation<br />
und Mythen in der Hundeerziehung.<br />
Text Paul Howe<br />
Woher kommt deine Leidenschaft<br />
für Hunde?<br />
Schon in meiner Kindheit habe<br />
ich gemerkt, dass ich einen starken<br />
Bezug zu Tieren habe. In der<br />
Familie hatten wir eine Hündin<br />
aus dem Tierschutz, die nicht so<br />
einfach war. Schon da begann<br />
ich, mich dafür zu interessieren,<br />
was dahintersteckt. Im Laufe der<br />
Zeit wurde das Interesse immer<br />
größer. Doch dass ich hauptberuflich<br />
Hundetrainer werde, kam<br />
tatsächlich erst recht spät. Ich<br />
habe Psychologie studiert und<br />
war jahrelang als Psychologe<br />
tätig. Ich liebte meinen Beruf,<br />
Die intuitive soziale<br />
Kommunikation<br />
ist etwas<br />
abhandengekommen.<br />
Alle Menschen sind<br />
nur noch gestresst –<br />
und das merkt man<br />
auch den Hunden an.<br />
doch mein Herz brannte immer mehr für die Arbeit mit Hunden. So kam es, dass<br />
ich den Entschluss fasste, meine ganze Energie in den Job zu stecken. Das Gute<br />
daran: Ich musste meinen Beruf nie ganz aufgeben, denn beim Hundetraining<br />
kann ich mein Wissen aus der Psychologie sehr gut einbringen. Auch die Arbeit<br />
mit den Menschen und ihren Emotionen passt zu mir. So kam es, dass ich den<br />
Beruf seit mittlerweile zehn Jahren hauptberuflich mache.<br />
Du hast dich auf Kommunikation spezialisiert. Warum?<br />
Heutzutage gibt es sehr viele Trainingsmethoden, doch die intuitive soziale<br />
Kommunikation ist etwas abhandengekommen. Alle Menschen sind nur noch<br />
gestresst – und das merkt man auch den Hunden an. Man sieht viele Menschen,<br />
die versuchen, ihre Hunde mit irgendwelchen Hilfsmitteln, zum Beispiel mit<br />
Leckerlis, zu überreden, und soziale Faktoren werden nicht mehr berücksichtigt.<br />
Hunde reagieren sehr stark auf Körpersprache, achten auf jedes Detail. Sie<br />
verstehen ganz viele Dinge intuitiv. Wenn wir das verstehen und dieses Wissen<br />
ins Training integrieren, dann verstehen die Hunde das, was wir von ihnen<br />
möchten, viel schneller. Natürlich nutze ich auch Leckerlis, aber der Schwerpunkt<br />
liegt auf dem Verstehen des eigenen Hundes und auf der sehr natürlichen<br />
Art der Kommunikation.<br />
Wir wollen<br />
kooperieren, wir<br />
wollen mit dem<br />
Hund Spaß haben<br />
und gemeinsam mit<br />
ihm Aufgaben lösen.<br />
Welche Mythen beim Hundetraining<br />
möchtest du aus der<br />
Welt schaffen?<br />
Es ist ein Irrglaube tatsächlich,<br />
dass mein Hund mich mehr mag,<br />
wenn ich Konflikte mit ihm vermeide.<br />
Eine ehrliche Kommunikation<br />
ist wichtig, das ist ja auch<br />
bei uns Menschen so. Wir mögen<br />
Menschen, die authentisch sind.<br />
Nichts anderes ist es bei Hunden,<br />
die sich an authentischen Menschen<br />
orientieren. Und so kommt<br />
auch die Psychologie ins Spiel,<br />
hier gibt es zwei Aspekte: die<br />
Kooperationsbereitschaft und die<br />
Konfliktfähigkeit. Das brauchen wir für die Hundeerziehung. Wir wollen kooperieren,<br />
wir wollen mit dem Hund Spaß haben und gemeinsam mit ihm Aufgaben<br />
lösen. Doch auf der anderen Seite ziehen wir auch eine Grenze und gehen auch<br />
mal in einen Konflikt.<br />
Welchen allgemeinen Rat hast du an Hundebesitzerinnen und<br />
-besitzer ?<br />
Man sollte seinen Hund erst einmal verstehen und seine Bedürfnisse kennen.<br />
Wenn wir das gelernt haben, dann können wir auch mit dem Hund kommunizieren<br />
und einen schönen, gemeinsamen Weg gehen. Je mehr der Halter weiß,<br />
desto besser funktioniert die Hundeerziehung.