Die Techno-Szene Ein jugendkulturelles Phänomen aus ...
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2.3 Das Paradigma der Gegenkultur<br />
2.3 Das Paradigma der Gegenkultur<br />
<strong>Ein</strong>e fundamentale Kritik erfuhr das integrative Paradigma des Übergangs<br />
seit Anfang der 70er Jahre durch Arbeiten <strong>aus</strong> dem Umfeld des britischen<br />
Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS), einem Forschungsinstitut<br />
an der Universität Birmingham. 33 Insbesondere die These von der<br />
Her<strong>aus</strong>bildung einer homogenen Jugendkultur und die dar<strong>aus</strong> resultierende<br />
Charakterisierung davon abweichender <strong>Phänomen</strong>e als Erscheinungen der<br />
Anomie ignoriere die Bedeutung gesellschaftlicher Stratifikation für die<br />
Gestalt jugendlicher Gesellungsformen. Ausgehend von der Annahme der<br />
Existenz einer hierarchisch gegliederten Klassengesellschaft sowie einer<br />
anthropologischen Konzeption von Kultur, die diese als die gesamte<br />
Lebensweise einer sozialen Gruppe begreift 34 , werden Jugendkulturen im<br />
Ansatz des CCCS als generationsspezifische Subkulturen<br />
klassenspezifischer „Stammkulturen“ (parent cultures) verstanden. Vermittelt<br />
durch die jeweilige Klassenlage werden die jugendlichen Subkulturen bspw.<br />
im Bildungssystem mit den Konformitätsansprüchen der dominanten<br />
bürgerlichen Kultur konfrontiert. 35<br />
„Wenn wir also von Subkulturen als Subsysteme schichten-<br />
und klassenspezifischer Kulturen sprechen, dann heißt dies,<br />
daß in ihnen ein doppeltes zum Vorschein kommt: ein wie<br />
auch immer gearteter Dissens (eine ‘Abweichung’) von der<br />
herrschenden Kultur und eine, wenn auch möglicherweise<br />
partielle oder ins spiegelbildlich Negative gewendete<br />
Übereinstimmung mit der Stammkultur, deren Subsysteme<br />
sie sind.“ (Lindner 1981, 187)<br />
33 Grundlegend für den Gegenstandsbereich „Jugendkultur“ ist der Sammelband<br />
„Resistance through Rituals“ (Hall/Jefferson 1976), der 1979 <strong>aus</strong>zugsweise und in<br />
Kombination mit diesem Ansatz verbundener Aufsätze in deutscher Sprache publiziert<br />
wurde (Clarke et al. 1979a) sowie die in deutscher Übersetzung vorliegende<br />
Monographie von Brake (1981).<br />
34 „<strong>Die</strong> ‘Kultur’ einer Gruppe oder Klasse umfaßt die besondere und distinkte Lebensweise<br />
dieser Gruppe oder Klasse, die Bedeutungen, Werte und Ideen, wie sie in den<br />
Institutionen, in den gesellschaftlichen Beziehungen, in den Glaubenssystemen, in Sitten<br />
und Bräuchen, im Gebrauch der Objekte und im materiellen Leben verkörpert sind.“<br />
(Clarke et al. 1979b, 41)<br />
35 In diesem Kontext impliziert die Bezeichnung „Subkultur“ ein vertikales Verhältnis der<br />
Unterordnung unter die hegemoniale Kultur der herrschenden Klasse. Neben der<br />
klassenkulturellen Konfliktlinie wurde in anderen Aufsätzen des Sammelbandes von<br />
Hall/Jefferson (1976) auch die Marginalisierung qua Geschlecht (McRobbie/Garber 1976)<br />
und ethnischer Zugehörigkeit (Hebdige 1976) thematisiert.<br />
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