Die Techno-Szene Ein jugendkulturelles Phänomen aus ...
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2.5 Das Paradigma der Normalität<br />
soziales Gebilde“ (Schulze 1989, 557). „Dabei spielt es vielfach keine Rolle,<br />
ob man Mitglied dieser Gruppe ist, also faktisch-interaktiv zum<br />
Gruppenensemble gehört, oder lediglich nominell-virtuell in den<br />
entsprechenden jugendkulturellen Rahmen involviert ist.“ (Vogelgesang<br />
1994, 468). In dieser Perspektive umfaßt der Begriff der <strong>Szene</strong> sowohl lokale<br />
Publika, die durch partielle Identität von Personen, Orten und Inhalten<br />
definiert sind (vgl. Schulze 1992, 463), als auch „Proto-Gemeinschaften“<br />
(Willis), deren Kollektivität nicht durch intensive Kommunikation und<br />
informelle Kontakte, sondern durch die Teilhabe an einem gemeinsamen Stil<br />
geprägt ist (vgl. Willis 1991, 175). Unter diesen strukturellen<br />
Vor<strong>aus</strong>setzungen nimmt jedoch die soziale Verbindlichkeit des Stils ab und<br />
die Möglichkeit multipler Mitgliedschaften in verschiedenen <strong>Szene</strong>n zu. An<br />
die Stelle des durch objektive Faktoren determinierten Stils im Sinne eines<br />
sozialmilieubestimmten Habitus tritt das subjektive Interesse an der<br />
situativen Inszenierung von Andersartigkeit, das durch die Wahl <strong>aus</strong> einem<br />
pluralen Angebot von Stilisierungsoptionen realisiert wird. 46<br />
Der Vorschlag, auf den emphatischen Gebrauch des Präfix „Sub-“ zu<br />
verzichten, bezieht sich darüber hin<strong>aus</strong> auf die im Paradigma der<br />
Gegenkultur implizierte emanzipative Funktion von Jugendkulturen. <strong>Die</strong><br />
sozialstrukturellen und soziokulturellen Prozesse der Individualisierung,<br />
Kommerzialisierung und Mediatisierung begründen in dieser Perspektive<br />
auch eine Entpolitisierung jugendlicher Gesellungsformen, die sich in der<br />
Tendenz manifestiert, „politische Inhalte durch ästhetische Stilisierungen zu<br />
ersetzen“ (Scherer 1988, 275). Deshalb schlägt Schulze zur<br />
Konzeptualisierung der gesellschaftlichen Bedeutung von Gleichaltrigen-<br />
Gruppen ein Paradigma der Normalität vor, „bei welchem altershomogene<br />
Beziehungen von Jugendlichen (...) als <strong>Ein</strong>stiegsphase in eine Existenzform<br />
erscheinen, die nicht gegen andere Existenzformen gerichtet ist, sondern<br />
neben ihnen besteht“ (Schulze 1989, 554). <strong>Die</strong>ses soll jedoch nicht einfach<br />
die bislang dominierenden Paradigmen ablösen:<br />
46 So kommen auch die Autoren der 12. Shell-Studie zu folgendem Ergebnis: „die<br />
Jugendlichen verweigern die Forderung, mit der Entscheidung für einen bestimmten Stil,<br />
gleichzeitig die Absage an andere Stile zu verbinden und praktizieren nicht selten<br />
mehrere Stile parallel oder in rascher Folge“ (Fischer/Münchmeier 1997, 20).<br />
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