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2021<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Induktives Sintern von<br />
gedruckten mikro- und<br />
nanoskalierten<br />
Zwischenschichten zum<br />
Fügen mikroelektronischer<br />
Komponenten
Induktives Sintern von<br />
gedruckten mikro- und<br />
nanoskalierten<br />
Zwischenschichten zumFügen<br />
mikroelektronischer<br />
Komponenten<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.120 BR<br />
DVS-Nr.: 10.099<br />
Technische Universität Chemnitz,<br />
Zentrum für Mikrotechnologien ZfM<br />
Professur Smart Systems Integration<br />
Technische Universität Chemnitz,<br />
Institut für Werkzeugmaschinen und<br />
Produktionsprozesse Professur für<br />
Umformendes Formgeben und Fügen<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.120 BR / DVS-Nr.: 10.099 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2021 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 503<br />
Bestell-Nr.: 170503<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-503-3<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 20120 BR<br />
Thema<br />
Induktives Sintern von gedruckten mikro- und nanoskalierten Zwischenschichten zum Fügen<br />
mikroelektronischer Komponenten<br />
Berichtszeitraum<br />
01.06.2018 - 31.05.2021<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Forschungsstelle 1 (IGF-Nr.: 20120 BR / 1)<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Zentrum für Mikrotechnologien (ZfM)<br />
Professur Smart Systems Integration<br />
Forschungsstelle 2 (IGF-Nr.: 20120 BR / 2)<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Institut für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse (IWP)<br />
Professur für Umformendes Formgeben und Fügen (UFF)
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20120 BR<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Theoretische Betrachtungen ................................................................................................. 3<br />
1.1. Auswahl von Fügepartnern ............................................................................................ 3<br />
1.2. Lastenheft für induktive Erwärmungsanlage .................................................................. 3<br />
2. FE-Simulation ........................................................................................................................ 5<br />
2.1. Erstellung des Simulationsmodells: Einzelkomponenten, Vernetzung,<br />
Zusammenführung .................................................................................................................... 5<br />
2.2. Simulation der Erwärmung: Durchführung und Weiterentwicklung ................................ 6<br />
2.3. Simulation der Erwärmung: Untersuchung des Einflusses feldführender Elemente .... 13<br />
2.4. Simulation des Sinterprozesses und des Gesamtaufbaus .......................................... 21<br />
3. Versuchsstand ..................................................................................................................... 26<br />
4. Erwärmung der Silberpartikelpasten ................................................................................... 28<br />
4.1. Entwicklung einer Vorrichtung zur Auslagerung von Silbersinterpasten ...................... 28<br />
4.2. Ermittlung physikalischer Eigenschaften ..................................................................... 29<br />
4.3. Drucklose Erwärmungsversuche ................................................................................. 31<br />
5. Bauteilschutz ....................................................................................................................... 32<br />
5.1. Evaluierung der Bauteilschädigung ............................................................................. 32<br />
5.2. Bauteilschutzkonzept ................................................................................................... 33<br />
6. Sintern ................................................................................................................................. 37<br />
6.1. Sinterversuche ............................................................................................................. 37<br />
6.2. Abgleich mit Simulationsmodell ................................................................................... 40<br />
7. Charakterisierung ................................................................................................................ 42<br />
7.1. Metallographische Analyse der induktiv gebondeten Proben ...................................... 42<br />
7.2. Funktionstest der induktiv gebondeten mikroelektronischen Komponenten ................ 51<br />
8. Technologietransfer ............................................................................................................. 53<br />
9. Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen des<br />
Projektes ............................................................................................................................. 55<br />
10. Verwendung der Zuwendung .............................................................................................. 58<br />
11. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ................................................ 58<br />
12. Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft ....................................................................... 59<br />
13. Förderhinweis ...................................................................................................................... 61
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20120 BR<br />
1. Theoretische Betrachtungen<br />
Es wurde eine umfangreiche Literaturrecherche zum Stand der Technik bzgl. des Die-Attachs,<br />
zum Partikelsintern, Drucktechnologien für Sinter- und Lotpasten, Induktionserwärmung von<br />
Nanopartikeln sowie zu Leiterplatten und PCBs durchgeführt. Als Resultat wurden 96<br />
Literaturelemente in Mendeley zusammengestellt und in einem gemeinsamen Datenaustausch<br />
bereitgestellt.<br />
1.1. Auswahl von Fügepartnern<br />
Die Auswahl von Fügepartnern erfolgte in Absprache mit dem projektbegleitenden Ausschuss<br />
(PA). Als Fügepartner für den induktiven Die-Attach wurden Dioden als Chips und DCBs als<br />
Substrate von dem PA-Mitglied Danfoss Silicon Power verwendet (Abbildung 1). Die Dioden<br />
besitzen eine Rastergröße von A Diode = 9,0 x 9,0 mm² und eine Gesamtdicke von d Diode = 120 µm.<br />
Die Padmetallisierung besteht aus einem Al/Si/Cu-Schichtsystem, die Rückseiten- bzw.<br />
Fügeflächenmetallisierung aus einem Ni/Ag-Schichtsystem. Kern der DCB-Substrate ist eine<br />
d Al2O3 = 400 µm dicke Al 2 O 3 -Keramik, die eine ca. d Cu = 300 µm dicke Cu-Metallisierung auf<br />
Vorder- und Rückseite aufweist.<br />
Abbildung 1: REM-Aufnahmen der Querschliffe von Dioden (links) und DCB-Substraten (rechts)<br />
des PA-Mitglieds Danfoss.<br />
Als Fügezusatzwerkstoff wurde eine silberbasierte Partikelpaste verwendet, welche von dem PA-<br />
Mitglied Heraeus zur Verfügung gestellt wurden. Die Paste mit der Bezeichnung ASP 043-04 ist<br />
laut Hersteller geeignet für das IGBT Die-Attach Bonden in der Leistungselektronik. Sie besitzt<br />
einen Silbergehalt von V Ag = 85 Gew.-% und eine maximale Silberpartikelgröße von d Ag ≤ 20 µm.<br />
Sie ist kompatibel mit Silber- und Goldoberflächen, eine Kompatibilität mit Kupferoberflächen wird<br />
zudem vom Hersteller erwartet. Bzgl. der Anwendung wird der Schablonendruck der Paste mit<br />
nachgelagertem Vortrocknen bei T tr ≤ 110 °C sowie anschließendem Sintern bei T sinter ≥ 230 °C<br />
und einem Fügedruck von p ≥ 10 MPa für t ≥ 2 min empfohlen.<br />
1.2. Lastenheft für induktive Erwärmungsanlage<br />
Mit der Erstellung des Lastenheftes wurden die Anforderungen hinsichtlich des Versuchsstands,<br />
einschließlich der Randbedingungen für die Komponenten Säulenführungsgestell (Tabelle 1),<br />
mechanischer Antrieb (Tabelle 2), Induktionsspule (Tabelle 3) und Hochfrequenzgenerator<br />
(Tabelle 4) aus Anwendersicht definiert. Daraus abgeleitet wurden die Festlegungen und<br />
Rahmenbedingungen für den induktiven Heiz- und Fügeprozess sowie die Eigenschaften der<br />
metallischen Fügezone.
Seite 4 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20120 BR<br />
Tabelle 1: Anforderungen an das Säulenführungsgestell laut Lastenheft.<br />
Säulenführungsgestell<br />
Anforderung<br />
Validierung<br />
Das Säulenführungsgestell soll den Anpressdruck auf die Bauteile übertragen und<br />
ermöglicht die Positionierung und Fixierung der Bauteile auf der Arbeitsfläche. Hierbei<br />
liegt die anlagentechnische Herausforderung in der steuerungs- und regelungstechnischen<br />
Verknüpfung von Linearbewegung des Maschinentisches und Kraftmessung<br />
an der Probe.<br />
Kennwerte:<br />
Material:<br />
Aluminium<br />
Säulenlänge:<br />
80 mm<br />
Arbeitsbereich:<br />
250 mm x 250 mm<br />
Anzahl Säulenführungen: 2<br />
Spezifische Auswahl des Säulenführungsgestell, Normalienhersteller<br />
Tabelle 2: Anforderungen an den Druckzylinder laut Lastenheft.<br />
Mechanischer Antrieb<br />
Anforderung<br />
Validierung<br />
Der mechanische Antrieb soll eine Kraft erzeugen. Diese soll als homogener Druck,<br />
ruckfrei in die Fügepartner eingeleitet werden. Das System muss in das Säulenführungsgestell<br />
integriert werden können.<br />
Kennwerte:<br />
Wirkprinzip: servoelektrische Krafterzeugung<br />
Maximalkraft: 3000 N, homogen über die Chipfläche<br />
Spezifische Auswahl des Druckzylinders, professioneller Anbieter, Druckmessfolien<br />
zur Ermittlung der Maximalkraft und der Druckverteilung<br />
Tabelle 3: Anforderungen an den Induktionsspule laut Lastenheft.<br />
Induktionsspule<br />
Anforderung<br />
Validierung<br />
Die Induktionsspule muss an die zu erwärmenden Bauteile angepasst und möglichst<br />
genau gefertigt werden Ziel: hohe Effizienz und Homogenität<br />
Kennwerte:<br />
Induktionsspule:<br />
Kupfer (Cu-HCP, Cu-ETP)<br />
Magnetfeldkonzentrator: Ferrotron ® 559 mit Kavität für die Spule<br />
Rohrprofil:<br />
Vierkant (2 mm x 2 mm x 0,2 mm)<br />
Induktorgeometrie: einwindige geschlossene Spule<br />
Simulation der Induktionsspule; induktive Erwärmungsversuche<br />
Tabelle 4: Anforderungen an den Hochfrequenzgenerator laut Lastenheft.<br />
Hochfrequenz (HF)-Generator<br />
Anforderung<br />
Validierung<br />
Der HF-Generator wird entsprechend der notwendigen Leistungsparameter sowie der<br />
Kompatibilität zu der Induktionsspule (L-Bereich Spule => C-Bereich Generator)<br />
ausgewählt.<br />
Kennwerte:<br />
Ausgangsleistung: 5 kW bis 25 kW<br />
Ausgangsfrequenz: 1000 kHz bis 2000 kHz<br />
Ausgangsstrom: 50 A bis 2000 A<br />
Berechnung der Leistungsparameter; induktive Erwärmungs- und Fügeversuche
Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20120 BR<br />
2. FE-Simulation<br />
Das FE-Simulationsmodell soll den Erwärmungs- bzw. Fügeprozess beim induktiven Die-Attach<br />
möglichst realitätsnah und detailgetreu abbilden. Damit soll, unter Nutzung der Materialkennwerte<br />
und der Stromparameter, das Erwärmungsverhalten der einzelnen Komponenten (insbesondere<br />
der Sinterschicht) berechnet, potentielle Fehlstellen und Bauteilschädigung prognostiziert sowie<br />
im Folgenden verhindert werden. Ferner ist die Entwicklung einer an die Fügeaufgabe<br />
angepassten Induktorengeometrie essenzieller Bestandteil der Simulationen. Somit sollte<br />
erreicht werden, dass die induktiv erzeugte Wärme primär im Bereich der Fügestelle sowie<br />
innerhalb des Fügezusatzwerkstoffes erzeugt wird und umliegende Bereiche vergleichsweise<br />
kühl verbleiben, sodass die thermische Belastung dieser Gebiete relativ gering ist.<br />
2.1. Erstellung des Simulationsmodells: Einzelkomponenten,<br />
Vernetzung, Zusammenführung<br />
Die einzelnen Komponenten des Fügeaufbaus (DCB, Diode, µAg-Schicht) wurden aus dem CAD-<br />
Modell übernommen, angepasst und zueinander positioniert. Die Abmessungen von Diode und<br />
DCB entsprachen dabei denen der vom PA für die Fügeversuche zur Verfügung gestellten<br />
Komponenten, siehe Abschnitt 1.1. Die Silberschicht wurde zu Beginn der Simulationen als<br />
einfacher dünner Quader (d Ag = 2000 µm) mit den Eigenschaften von Reinsilber angenommen.<br />
Im späteren Verlauf des Projektes wurden die Eigenschaften stärker denen einer<br />
silberpartikelhaltigen Paste mit temperaturtransienten Eigenschaften angenähert (Abschnitt 2.2).<br />
Das so erzeugte CAD-Modell wurde in das Programm COMSOL Multiphysics importiert. Ergänzt<br />
wurden ferner eine Luftbox, die aus simulationstechnischen Gründen notwendig ist, sowie die<br />
Induktorengeometrie. Den einzelnen Bestandteilen des Simulationsmodelles wurden jeweils<br />
materialspezifische Kennwerte aus der Literatur bzw. aus der COMSOL-eigenen<br />
Materialdatenbank zugeordnet. Der Induktor wurde zunächst als stark vereinfachter Ringinduktor<br />
angenommen (Abbildung 2). Im Laufe des Projektes wurde dabei die Geometrie des Induktors<br />
mit jedem Iterationsschritt geändert bzw. optimiert. Je nach Strukturgröße der einzelnen<br />
Komponenten erfolgte danach die Vernetzung zur Erzeugung der finiten Elemente. Ziel des<br />
anfänglichen stark vereinfachten Modelles war es, dessen prinzipielle Funktionsfähigkeit sowie<br />
das weitere prinzipielle Vorgehen für die weiteren Iterationsschritte der Simulation zu erproben.<br />
Abbildung 2: Anfängliches Simulationsmodell für den Fügeaufbau Diode auf DCB-Substrat als<br />
Grundlage für die weiteren Simulationen im Projekt.