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2_2017 Leseprobe

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2017</strong><br />

Dr. Max Peiffer<br />

geht davon aus,<br />

dass die Rolle<br />

konventioneller<br />

Biokraftstoffe aus<br />

Stärke, Pflanzenöl<br />

und Zucker wohl<br />

abnehmen wird.<br />

satzzahlen für Erdgasfahrzeuge als auch die Anzahl<br />

der Tankstellen weisen nach unten. Zu den Ursachen<br />

gehört für Elek das Vermischungsverbot bei tierischen<br />

Fetten. Seit 2012 sind Biokraftstoffe aus tierischen<br />

Ölen und Fetten von der Quote ausgeschlossen. Eine<br />

weitreichende Auslegung führte ab 2013 dazu, dass<br />

Kraftstoff nur noch in „ausschließlich veganen“ Biomethananlagen<br />

erzeugt wird. Bis heute ist eine Verordnung<br />

zur Klärung der Situation nicht umgesetzt,<br />

beklagte Zoltan Elek. Die Folge ist jedoch, dass tierische<br />

Fette und Öle weiterhin gesammelt, zu Biodiesel<br />

verarbeitet und in die Nachbarländer exportiert werden.<br />

Elek fordert hier eine einheitliche, länderübergreifende<br />

Regelung und insbesondere Gleichberechtigung für<br />

alle Biokraftstoffe. Ein großes Problem ist zudem die<br />

Nachweisführung, machte Elek deutlich: Eine klassische<br />

Biomethan-Abfallanlage verarbeitet bis zu 40<br />

unterschiedliche Stoffe. In der Nabisy-Datenbank werden<br />

alleine für Biomethan 105 aktive Stoffschlüssel<br />

geführt. Für jeden Stoffschlüssel muss jeden Monat<br />

eine eigene THG-Berechnung erstellt werden. Dabei<br />

gibt es für Biomethan nur drei Standardwerte. Hinzu<br />

kommt, dass durch die Anhebung der Referenzwerte<br />

weniger Biomethan zur Quotenerfüllung benötigt wird.<br />

Das könnte einen Rückgang der Nachfrage um rund<br />

10 Prozent zur Folge haben, befürchtet Zoltan Elek.<br />

Bei gleichen Kosten für die Beimischung lässt sich mit<br />

Biodiesel mehr Quote generieren. Die Quotenpreise für<br />

Biomethan könnten in der Folge um 30 bis 40 Prozent<br />

zurückgehen.<br />

Kritik übte Elek auch an der Rohstoffbasis für fortschrittliche<br />

Biokraftstoffe, wie sie im Entwurf der 38.<br />

BImSchV festgelegt ist: Hier finden sich zum einen Nebenprodukte<br />

von Kraftstoffen, die ab 2020 abgeschafft<br />

werden sollen, wie Abwässer aus der Palmölproduktion,<br />

leere Palmfruchtbündel und Rohglycerin, sowie Exoten<br />

wie Traubentrester, Nussschalen und entkernte Maiskolben,<br />

aus denen noch kein kommerzieller Kraftstoff<br />

produziert wurde. Ohnehin droht die EU-Kommission<br />

damit, den Anteil der Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse<br />

von 7 Prozent im Jahr 2020 auf 3,8 Prozent im Jahr<br />

2030 abzusenken. Damit würde aber das vom Europäischen<br />

Rat für das Jahr 2030 beschlossene Ziel von 27<br />

Prozent Erneuerbare Energien verfehlt, kritisieren die<br />

Bioenergie- und Biokraftstoffverbände, die den Kongress<br />

am 23. und 24. Januar in Berlin ausrichteten.<br />

Um den Treibhausgasausstoß um 30 Prozent zu reduzieren,<br />

sei eine Energiewende im Verkehr nötig. „Was<br />

nicht im Verkehr an Treibhausgas-Einsparung erreicht<br />

wird, müssen dann andere Sektoren wie die Landwirtschaft<br />

leisten“, machte Dr. Dietrich Klein deutlich,<br />

Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen<br />

Bioethanolwirtschaft. Die aus landwirtschaftlichen<br />

Rohstoffen hergestellten Kraftstoffe wie Biodiesel und<br />

Bioethanol senken die THG-Emissionen bereits heute<br />

um durchschnittlich 70 Prozent. Artur Auernhammer,<br />

Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes Bioenergie<br />

(BBE) kommentierte: „Die von der EU-Kommission<br />

vorgeschlagene Förderung von Biokraftstoffen<br />

aus Reststoffen und Abfällen ist richtig. Sie können<br />

aber Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse nicht ersetzen,<br />

sondern müssen einen zusätzlichen Beitrag zur Reduzierung<br />

fossiler Kraftstoffe leisten.“ Der Anteil dieser<br />

neuen Kraftstoffe soll ab 2021 stufenweise von 1,5<br />

Prozent auf 6,8 Prozent in 2030 erhöht werden. Doch<br />

ob und wie diese Anteile erreicht werden sollen und<br />

können, ist völlig unklar. Entsprechende Anlagen sind<br />

über einen Labormaßstab nicht hinausgekommen.<br />

Weniger Bedeutung für konventionelle<br />

Biokraftstoffe<br />

Der Münchener Rechtsanwalt Dr. Max Peiffer, der sich<br />

mit dem Biokraftstoffrecht befasst, geht davon aus,<br />

dass die Rolle konventioneller Biokraftstoffe aus Stärke,<br />

Pflanzenöl und Zucker wohl abnehmen wird. Der<br />

internationale Biomethanhandel werde an Bedeutung<br />

gewinnen, so Peiffer: „Die Grenzen werden fallen.“<br />

Das ist aber auch nicht immer ganz einfach, wie das<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof anhängige Verfahren<br />

zum Biomethanhandel zwischen Deutschland und<br />

Schweden zeigt. Einen Überblick über den europäischen<br />

Markt lieferte Frank Hofmann vom Fachverband<br />

Biogas e.V. Seinen Ausführungen zufolge gibt es in Europa<br />

495 Biogas-Aufbereitungsanlagen. Während der<br />

Zubau in Deutschland mit nur noch zehn in 2016 in<br />

Betrieb gegangenen Anlagen stagniert, entwickeln sich<br />

die Märkte in Großbritannien und Frankreich besser.<br />

„Der Biomethanmarkt in Europa hat noch Potenzial“,<br />

sagte Hofmann.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

Mobil: 01 72/512 71 71<br />

E-Mail: gaul-gehrden@t-online.de<br />

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