2_2017 Leseprobe
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Politik<br />
Biogas Journal | 2_<strong>2017</strong><br />
Die Kohle<br />
bestimmt<br />
weiterhin das<br />
Denken<br />
Foto: Petair_fotolia<br />
Saarpolygon: Ein<br />
Denkmal für die Kohle<br />
und den Bergbau. Es<br />
steht in 150 Metern Höhe<br />
auf der Halde Duhamel<br />
in Ensdorf. Es könnte<br />
auch als Symbol für die<br />
SPD-Politik im Saarland<br />
stehen, die immer<br />
kohlefreundlich war.<br />
„Deutlich länger als anderswo“ ist der Weg zur Energiewende im Saarland.<br />
Von Bernward Janzing<br />
Bei dieser Ausgangslage ist die Energiewende<br />
natürlich eine Herausforderung: Zu fast<br />
zwei Drittel basiert die Stromerzeugung des<br />
Saarlandes heute noch auf der Steinkohle.<br />
Auch wenn das Saarland selbst keine Kohle<br />
mehr fördert, so zeugt doch die Energieinfrastruktur<br />
weiterhin deutlich von einer Historie in diesem Sektor.<br />
Noch laufen in dem kleinen Land an gleich fünf Standorten<br />
Kohlekraftwerke.<br />
Entsprechend schwer tut sich die Politik, der fossilen<br />
Energie den Rücken zu kehren. Erneuerbare Energien<br />
spielen daher im Land nur eine untergeordnete Rolle,<br />
sie decken den landesweiten Strombedarf zu bescheidenen<br />
15 Prozent. Und auch die Ziele sind wenig<br />
ambitioniert: Bis zum Jahr 2020 sollen die Erneuerbaren<br />
Energien 20 Prozent des Stromverbrauchs decken<br />
– während man deutschlandweit dann schon beim<br />
doppelten Wert angelangt sein wird. Entsprechend<br />
schreibt auch die Agentur für Erneuerbare Energien<br />
in ihrem jüngsten Statusreport über den kleinsten der<br />
deutschen Flächenstaaten: „Auch wenn es hier in den<br />
letzten Jahren zu einem Wachstum kam, ist der Weg zur<br />
vollständigen Energiewende im Saarland noch deutlich<br />
länger als anderswo.“<br />
SPD ist Kohlepartei<br />
Auch nach der Landtagswahl am 26. März sind energiepolitisch<br />
kaum Überraschungen zu erwarten. Auch<br />
wenn sich eine Mehrheit ohne die CDU ergäbe – rein<br />
rechnerisch könnte das mit SPD, Grünen und Linkspartei<br />
unter Umständen gelingen –, wäre ein deutlicher<br />
Schwenk gegenüber der Energiepolitik der amtierenden<br />
Großen Koalition wenig wahrscheinlich. SPD-Landeschef<br />
Heiko Maas betont gerne, dass aus Sicht der<br />
SPD „fossil befeuerte Kraftwerke für das Industrieland<br />
Saarland eine besondere Bedeutung besitzen“. Und<br />
deswegen werde die SPD diese „auch in Zukunft aktiv<br />
unterstützen“.<br />
Umweltverbände kritisieren diese Kohlepolitik der<br />
Landesregierung immer wieder. „Der vorläufige Weiterbetrieb<br />
der Kohlekraftwerke Quierschied (Weiher)<br />
und Bexbach wird als Erfolg gefeiert“, monierte jüngst<br />
Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND Saarland.<br />
Speziell das Kraftwerk Bexbach belaste mit einem<br />
jährlichen Ausstoß von über 70 Kilogramm Quecksilber<br />
die Umwelt erheblich.<br />
Die Betreiberfirma Steag hatte im vergangenen Jahr die<br />
Stilllegung der beiden Kraftwerke mit zusammen rund<br />
1.500 Megawatt Leistung beantragt, doch dann entschied<br />
der Netzbetreiber Amprion, dass sie systemrelevant<br />
seien. Bei einer Stilllegung sei eine „nicht unerhebliche<br />
Gefährdung oder Störung der Sicherheit oder<br />
Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems zu<br />
erwarten“. Nun müssen die beiden Blöcke zunächst bis<br />
Ende November 2019 in Betriebsbereitschaft gehalten<br />
werden.<br />
Wirtschafts- und Energieministerin Anke Rehlinger<br />
(SPD) begrüßte die Entscheidung des Übertragungs-<br />
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