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2_2017 Leseprobe

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Praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2017</strong><br />

In der „Dunkelflaute“ die<br />

Preisspitzen mitnehmen<br />

Zuckerrübenlager als<br />

eine Art Energiespeicher.<br />

Da die Rüben<br />

schnell Gas liefern,<br />

füttert Friedrich Hake<br />

sie so, dass abends der<br />

Gasspeicher schnell<br />

gefüllt ist.<br />

Anfang des Jahres war es vielerorts windstill und trüb. Bei solchen Wetterlagen zeigt sich,<br />

was Biogasanlagen leisten. Bei angepasster Fahrweise können vom Betreiber die auftretenden<br />

Preisspitzen an der Strombörse mitgenommen werden. Experten gehen davon aus,<br />

dass solche Situationen künftig häufiger auftreten könnten.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Vom Einstieg in die Regelenergie hatte sich<br />

so mancher Biogasanlagenbetreiber mehr<br />

versprochen. Doch nach verheißungsvollem<br />

Start sanken die Preise für diese Systemdienstleistung.<br />

Aber wer den Markt beobachtet<br />

und die Preisspitzen an der Strombörse mitnimmt,<br />

kann seine Erlöse optimieren.<br />

Und das hat gerade in diesem Januar gut funktioniert,<br />

wo das herrschte, was die Strommarktexperten als<br />

„Dunkelflaute“ bezeichnen: An den trüben Wintertagen<br />

speisen die Photovoltaikanlagen kaum Strom ins<br />

Netz, und bei nur schwachen Winden standen auch die<br />

Windräder meist still. Hinzu kam, dass im Nachbarland<br />

Frankreich mehrere Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten<br />

abgeschaltet waren, der Strombedarf aber hoch<br />

war, weil dort viele Heizungen mit Strom betrieben werden.<br />

Mit jedem Grad, um das die Temperatur fällt, steigt<br />

die Stromnachfrage um 2.400 Megawatt. Das entspricht<br />

der Leistung von zwei bis drei Reaktorblöcken.<br />

Friedrich Hake hat die Situation genau im Blick: „Auf<br />

der Internetseite der Strombörse EPEX kann ich die<br />

Preise für den nächsten Tag sehen.“ Zusammen mit vier<br />

anderen Gesellschaftern betreibt Hake eine Biogasanlage<br />

in der Nähe von Hameln mit einer installierten elektrischen<br />

Leistung von 1.630 kW. „Wenn ich sehe, dass<br />

der Strompreis in den Abendstunden hoch ist, nehme<br />

ich diese Preisspitzen mit“, erläutert Hake seine Strategie.<br />

Dazu muss der Gasspeicher gut gefüllt sein, um ihn<br />

am Abend leerzufahren. „Im Moment sind die Strompreise<br />

wieder sehr interessant“, sagt Hake. So wurden<br />

in den Abendstunden im Januar bis zu 15 Cent pro kWh<br />

aufgerufen, während es sonst nur 4 bis 5 Cent sind. „Da<br />

lohnt es sich schon, im Internet nachzuschauen, zumal<br />

man ja als Landwirt ohnehin auch nach dem Wetter<br />

schauen muss“, ergänzt der Biogasproduzent.<br />

Erfahrungen mit der Direktvermarktung<br />

Mit der Direktvermarktung des Stroms begann Hake<br />

im Jahr 2012. Vermarktet wird über das Leipziger<br />

Handelshaus energy-to-market (e2m); zusammen mit<br />

anderen Anlagen erfolgt eine Bündelung durch die<br />

GeLa. Nach erfolgreicher Präqualifikation wird seit<br />

2013 Minutenreserveleistung (MRL) und Sekundärregelleistung<br />

(SRL) angeboten. Zunächst wurden auch<br />

rund 20.000 Euro pro Quartal mehr erlöst: „67 Prozent<br />

gehen zu unseren Gunsten, der Rest bleibt beim Stromhändler“,<br />

erklärt Friedrich Hake. Doch 2016 gingen<br />

die Erlöse dann auf nur noch 2.000 Euro im Quartal<br />

zurück. Bei einer Vertragsverlängerung um weitere drei<br />

Jahre wurde ihm angeboten, dass ihm 70 Prozent der<br />

Erlöse gutgeschrieben werden.<br />

Ende 2005 ging die Anlage ans Netz und fiel damit<br />

unter das EEG 2004. An den Start ging die Anlage mit<br />

einem Jenbacher-Motor, der inzwischen 550 kWel leistet.<br />

Im November 2006 kam ein weiteres Jenbacher-<br />

Aggregat mit einer elektrischen Leistung von 1.080 kW<br />

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