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AUGENBLICK, BITTE

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<strong>AUGENBLICK</strong>, <strong>BITTE</strong><br />

Altersbedingte Makuladegeneration<br />

und<br />

diabetisches Makulaödem –<br />

neue Volkskrankheiten<br />

FOTO: AMD-NETZ E. V.<br />

Text Dr. Sandra Jansen<br />

In Deutschland sind fast sieben Millionen Menschen<br />

über 50 Jahre von der altersbedingten Makuladegeneration<br />

(AMD) betroffen. AMD führt zu schweren<br />

Seheinbußen und zur Erblindung im gesetzlichen<br />

Sinne. Unterschieden werden zwei Formen: die trockene und<br />

die feuchte AMD.<br />

Was ist die Makula?<br />

Bei der AMD ist die Stelle des schärfsten Sehens (Makula) in der<br />

Netzhaut betroffen. Über sie erkennen wir Gesichter und können<br />

lesen. Durch die Makula unterscheiden wir feine Details<br />

und sehen in der Ferne scharf.<br />

Trockene AMD – weitverbreitet und riskant<br />

Bei der trockenen AMD lagern sich Abfallprodukte (Drusen)<br />

unter der Netzhaut ab, die im Verlauf der Erkrankung zunehmen.<br />

Die Versorgung der Sehzellen in der Makula wird eingeschränkt<br />

und die Netzhautzellen sterben ab. Liegen die betroffenen Areale<br />

außerhalb der Makula, ist die Beeinträchtigung gering. Ist die<br />

Makula betroffen, kann es zu Seheinschränkungen kommen.<br />

Feuchte AMD – seltener und aggressiv<br />

Die feuchte AMD ist die seltenere Form. Unbehandelt kann<br />

sie schneller zu einer Sehverschlechterung führen. Bei der<br />

feuchten AMD wachsen undichte Blutgefäße in die Netzhaut<br />

und in den Bereich der Makula. Aus diesen undichten<br />

Gefäßen tritt Flüssigkeit unter und in die Netzhaut. Es kann<br />

zu plötzlichen Sehverschlechterungen kommen. Typische<br />

Symptome sind blinde Flecken und verzerrtes Sehen.<br />

Gerade Linien werden von Patienten als gebogene Objekte<br />

wahrgenommen.<br />

Diabetisches Makulaödem<br />

Das diabetische Makulaödem (DMÖ) ist eine Folgeerkrankung<br />

des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Erhöhte<br />

Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße im Auge. Eine<br />

Unterversorgung der Netzhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff<br />

ist die Folge. Wie bei der AMD werden die Blutgefäße<br />

porös und Blut und Flüssigkeit können in die Netzhaut<br />

entweichen. Der Körper versucht, diese „Unterversorgung“<br />

aufzufangen, indem er vermehrt Wachstumsfaktoren produziert,<br />

die für die Neubildung von Blutgefäßen notwendig sind.<br />

Diese gebildeten Blutgefäße sind jedoch schadhaft und entlassen<br />

ebenfalls vermehrt Flüssigkeit in die Netzhaut. Betreffen<br />

diese Veränderungen den Bereich der Makula, spricht<br />

man von einem „Makulaödem“. Wie bei der AMD haben<br />

Betroffene eine Verschlechterung des zentralen Sehens.<br />

Weitere Informationen: pro-retina.de<br />

Therapie der altersabhängigen<br />

Makuladegeneration<br />

und neue Forschungsansätze<br />

Text Prof. Daniel Pauleikhoff<br />

Wenn die Diagnose einer<br />

altersabhängigen Makuladegeneration<br />

gestellt wurde,<br />

ist es wichtig, regelmäßige<br />

Arzttermine wahrzunehmen. Es gibt bislang<br />

keine spezifische Therapie der frühen und<br />

mittleren AMD, die ein Voranschreiten verlangsamt,<br />

aufhält oder zu einer Heilung der<br />

Erkrankung in diesem Stadium führt.<br />

Auch für die trockene Spätform, die geografische<br />

Atrophie, existiert bislang keine zugelassene,<br />

wirksame Therapie zur Verlangsamung<br />

des Fortschreitens der Erkrankung.<br />

Zurzeit werden jedoch zwei prospektive<br />

klinische Studien mit Medikamenten durchgeführt,<br />

die das Komplementsystem limitierend<br />

beeinflussen und so den Verlust der<br />

zentralen Netzhautzellen verlangsamen können.<br />

Die ersten Ergebnisse aus diesen Zulassungsstudien<br />

sind vielversprechend und eine<br />

Zulassung ist beantragt. Für die Behandlung<br />

der trockenen AMD gibt es damit erste Hoffnungsstreifen<br />

am Horizont.<br />

Im Gegensatz zu den trockenen Formen lässt<br />

sich die feuchte Form mit Medikamenten<br />

wirksam behandeln. Seit circa 15 Jahren<br />

wird die Injektions- oder IVOM-Therapie<br />

zur Behandlung der neovaskulären/exsudativen<br />

(feuchten) AMD eingesetzt. Dabei<br />

werden zur Hemmung des sogenannten Vascular<br />

Endothelial Growth Factor (VEGF)<br />

Medikamente schmerzfrei in den Glaskörper<br />

des Auges gespritzt. VEGF-Hemmer sind<br />

Stoffe, die sich gegen Wachstumsfaktoren<br />

richten, die wiederum für die Neubildung<br />

und Durchlässigkeit von Blutgefäßen verantwortlich<br />

sind. Die Therapie ermöglicht durch<br />

Reduktion der Flüssigkeit in der Netzhaut,<br />

die Sehkraft bei der Mehrzahl der Patienten<br />

längerfristig zu erhalten. Für die Mehrzahl<br />

der Patienten mit feuchter AMD ist die intravitreale<br />

VEGF-Hemmung daher eine Langzeit-<br />

oder Dauertherapie, die trotz der<br />

Belastung durch zahlreiche Arztbesuche zu<br />

Injektions- und Kontrollterminen gute Aussichten<br />

auf einen langfristigen Funktionserhalt<br />

bietet. Zukunftsperspektiven bei der<br />

feuchten AMD gehen in die Richtung, Medikamente<br />

mit längerer Wirkungsdauer zu<br />

entwickeln, die größere Abstände der Injektionen<br />

möglich machen. Neue Wirkstoffe wie<br />

Brolucizumab (bereits zugelassen) und<br />

Faricimab sowie operativ eingebrachte Slow-<br />

Release-Systeme (jeweils Zulassung 2022<br />

erwartet) lassen in der nahen Zukunft neue<br />

Therapieoptionen am Horizont erscheinen.<br />

Prof. Daniel<br />

Pauleikhoff<br />

Augenarzt und<br />

Vorstandsmitglied<br />

AMD-Netz e. V.<br />

Weitere<br />

Informationen:<br />

amd-netz.de<br />

QUELLE: AMD-NETZ E. V.<br />

Sehtest mit dem Amslergitter<br />

So nutzen Sie das Amslergitter:<br />

Um Ihr Sehen selbst zu überprüfen, halten Sie die Abbildung im normalen Leseabstand (30 bis 40<br />

Zentimeter). 30 Zentimeter entsprechen der Länge eines Din A4 Blattes. Falls Sie eine Lesebrille<br />

oder Kontaktlinsen benutzen, tragen Sie diese auch bei dem Test. Decken Sie ein Auge ab und<br />

schauen Sie mit dem anderen Auge nur auf den Punkt in der Mitte. Testen Sie auch das andere Auge.<br />

Bemerken Sie eine oder mehrere der folgenden Veränderungen?<br />

• Linien erscheinen wellenförmig, verschwommen oder verzerrt.<br />

• Sie sehen keinen Punkt in der Mitte.<br />

• Bereiche des Gitters sind nicht erkennbar.<br />

• Die Kästchen erscheinen unterschiedlich groß.<br />

• Sie sehen einen grauen Schleier.<br />

• Sie sehen dunkle oder verschwommene Stellen.<br />

Falls eine der Aussagen auf Sie zutrifft, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen. Falls möglich<br />

markieren Sie den entsprechenden Bereich im Amslergitter und geben auch an, mit welchem<br />

Auge Sie getestet haben.<br />

Zur Dokumentation sollten Sie von Ihnen markierte Tests mit Datum und Angabe des Auges<br />

versehen und aufbewahren.<br />

Bitte führen Sie diesen Test einmal pro Woche durch.

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