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AB Archiv des Badewesens April 2022

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248 | BÄDERBETRIEB | Ertrinkenden-Erkennungssysteme<br />

<strong>AB</strong> 04/<strong>2022</strong><br />

Das „Testteam“ in Lippstadt (von links):<br />

Omer Bar-Ilan, Stefan Schneider, Michael Weilandt,<br />

Florian Grojer, Prof. Dr. Christian Kuhn; Foto: Tobias Göbel<br />

An 96 Positionen in den untersuchten<br />

Becken wurden im Non-Live-Test<br />

innerhalb von 15 Sekunden 41 %, innerhalb<br />

von 30 Sekunden 81 % Erkennungen<br />

registriert. In den Ecken<br />

sank die Erkennungsrate innerhalb<br />

von 30 Sekunden auf 52 %. Die Alarmierungszeit<br />

war ein großer Streitpunkt<br />

in der Normungsarbeit, und<br />

in der DGfdB R 94.15 sind aus gutem<br />

Grund 30 Sekunden festgelegt. Dies<br />

wird durch die Ergebnisse zunächst<br />

bestätigt.<br />

Auch den Machern dieser Studie<br />

waren die Vorgaben der ISO 20380<br />

nicht weitgehend genug, sie versuchten<br />

diese Testverfahren daher<br />

zu verbessern, in Richtung der<br />

deutschen Richtlinie. Es wurde mit<br />

Dummies, etwa in der Größe eines<br />

Kin<strong>des</strong>, gearbeitet, mit dunklem<br />

und hellem Hautton sowie jeweils<br />

mit einer dunklen oder hellen Badehose.<br />

Auch diese Tests wurden als<br />

Non-Live-Tests an 192 Positionen<br />

durchgeführt. Die Erkennungsraten<br />

lagen hier im Schnitt bei 69,5 %<br />

(15 Sekunden) und bei 85 % (30 Sekunden),<br />

wobei der dunkle Hauttyp<br />

mit der dunklen Badehose und<br />

der helle Hauttyp mit der hellen<br />

Badehose die besten Ergebnisse<br />

erzielten.<br />

Abschließend wurden die Tests als<br />

Live Tests an 92 Positionen durchgeführt,<br />

also mit aktiven Schwimmer:innen<br />

im Becken. Hier liegen die<br />

Erkennungsraten nun bei 33 % (15<br />

Sekunden) und bei 66 % (30 Sekunden),<br />

wobei der dunkle Hauttyp mit<br />

der dunklen Badehose mit 92 % das<br />

beste Ergebnis erzielte.<br />

Die Tests der AG Aufsicht wurden unter<br />

realen Betriebsbedingungen mit<br />

„echten“ Menschen durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse lagen bei allen untersuchten<br />

Systemen im Schwimmerbereich<br />

bei etwa 80 %, in der Spitze<br />

bei gut 90 %, also etwas besser als<br />

in der britischen Untersuchung. Das<br />

sind gute Ergebnisse, aber für einen<br />

Ersatz der menschlichen Wasseraufsicht<br />

nicht genug. Die spannende<br />

Frage ist also, ob die Systeme in der<br />

Zwischenzeit verbessert wurden.<br />

Die technische Entwicklung<br />

geht weiter<br />

Mittlerweile sind gut vier Jahre vergangen<br />

und es hat natürlich technische<br />

Weiterentwicklungen gegeben.<br />

Es ist daher an der Zeit, erneut auf<br />

diese Systeme zu schauen. Die Arbeitsgruppe<br />

hatte die Systeme von<br />

SwimEye, Poseidon und AngelEye<br />

betrachtet, sie sind auch jetzt noch<br />

im Fokus.<br />

Künstliche Intelligenz oder Deep<br />

Learning?<br />

Die wesentliche Entwicklung ist, dass<br />

alle Hersteller für sich in Anspruch<br />

nehmen, in ihren Systemen mit<br />

Künstlicher Intelligenz zu arbeiten.<br />

Das ist immer noch ein sehr schwammiger<br />

Begriff, und es wird darauf ankommen,<br />

herauszufinden, was sich<br />

bei jedem System dahinter verbirgt.<br />

Wahrscheinlich sind die gewählten<br />

Lösungen besser mit dem Begriff<br />

„Deep Learning“ umschrieben, denn<br />

es geht darum, dass die Software mit<br />

einer Vielzahl von Bildern gefüttert<br />

wird und daraus Handlungen ableitet.<br />

Im Betrieb kommen nun weitere<br />

Bilder hinzu und die Software kann<br />

sich eigenständig verbessern. Fast<br />

alle Hersteller nutzen eine Kombination<br />

von Überwasser- und Unterwasserkameras<br />

und geben an, die<br />

Bewegungen der Schwimmer:innen<br />

bereits an der Oberfläche analysieren<br />

zu können. Der Schwerpunkt der<br />

Erkennung liegt aber bei den herkömmlichen<br />

Systemen immer noch<br />

in der Unterwassersituation, wenn<br />

ein ertrinkender Mensch auf dem<br />

Beckenboden angekommen ist.<br />

Aus dem Campusbad Sursee in der<br />

Schweiz erreichten uns Testberichte<br />

mit dem System <strong>des</strong> Herstellers<br />

SwimEye, in denen Erkennungsraten<br />

zwischen 95 und 99 % erreicht<br />

werden. Diese Tests wurden<br />

mit menschlichen „Prüfkörpern“ und<br />

unter den Rahmenbedingungen der<br />

Anforderungen der DGfdB R 94.15<br />

durchgeführt. Dieses Beispiel zeigt,<br />

dass erstklassige Erkennungsraten<br />

möglich sind, und diese Systeme<br />

einer verbreiteten Verwendung mit<br />

Einsparpotenzialen im Personaleinsatz<br />

deutlich näher kommen.

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