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David | Erne |Krüger |Wabel: Körper und Kirche – Symbolische Verkörperung und protestantische Ekklesiologie (Leseprobe)

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Einleitung<br />

ihren kognitiven Gehalten her zu verstehen sind, sondern<br />

diese stets die Rückbindung an leiblich gespürte Qualitäten<br />

<strong>und</strong> soziale Interaktionserfahrungen beinhalten. Daraus ergibt<br />

sich der stets partikulare Charakter von Religionen <strong>und</strong><br />

eo ipso die Pluralität von Religionen <strong>und</strong> Weltanschauungen.<br />

Die Suche nach Übereinstimmung zwischen unterschiedlichen<br />

Traditionen, so spitzt Jung seine Überlegungen zu, kann<br />

in dem Maße gelingen, in dem diese jeweils für verkörperte Erfahrungen<br />

anderer Lebensdeutungen anschlussfähig werden.<br />

Magnus Schlette sucht mit seinem religionstheoretischen<br />

Beitrag Die <strong>Verkörperung</strong> des Absoluten. Religion als<br />

Medium der Sakralisierung, Ritualisierung <strong>und</strong> Liminalisierung<br />

menschlicher Praxis-Raumzeitlichkeit Elemente der<br />

Rede von der <strong>Kirche</strong> als »Leib Christi« auf verkörperungstheoretische<br />

Diskurse der Gegenwart zu beziehen. Auf anthropologischen<br />

<strong>und</strong> biologischen Gr<strong>und</strong>lagen entwickelt er sein<br />

Modell zum Verständnis von Transzendenz. Stufenlogisch<br />

lassen sich ihm zufolge die Begriffe somatischer, semiotischer<br />

<strong>und</strong> absoluter Transzendenz voneinander unterscheiden.<br />

Während erstere das bezeichnet, was sich jenseits der Merk<strong>und</strong><br />

Wirkwelt eines Organismus befindet <strong>und</strong> damit die Tierwelt<br />

ausdrücklich einschließt, ist semiotische Transzendenz<br />

Kennzeichen des Menschen als eines symbolverwendenden<br />

Lebewesens. Dieser Begriff schließt die Relationalität von<br />

Transzendenz ebenso ein wie ein Bewusstsein von der eigenen<br />

Transzendenzbezogenheit <strong>und</strong> die Ambivalenz von Beschränkungserfahrung<br />

<strong>und</strong> Übersteigung. Absolute Transzendenz<br />

schließlich ist ein Phänomen der Metareflexion. Sie<br />

richtet sich auf ein ganz Anderes <strong>und</strong> provoziert eine philosophisch<br />

beschreibbare oder religiös codierte Haltung des<br />

detachment, des renouncement oder der theoria. Über Prozesse<br />

kultureller <strong>Verkörperung</strong> unter den Aspekten der Sakralisie-<br />

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