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gab April 2022

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22 KULTUR<br />

OPER<br />

PLATÉE:<br />

Auf der Suche nach Akzeptanz<br />

FOTO: A.T. SCHAEFER<br />

Es war einmal am Fuße des Olymps:<br />

Um die übertriebene Eifersucht seiner<br />

Gattin Juno zu kurieren, lässt sich<br />

Jupiter auf den perfiden Plan ein, die<br />

selbstgefällige, leider auch einfältigunansehnliche<br />

Sumpfnymphe Platée<br />

(komponiert als Travestierolle für hohen<br />

Tenor) zu heiraten. Der Plan gelingt, die<br />

Götter rauschen erheitert und beglückt<br />

zurück auf ihren Berg – nur Platée bleibt<br />

gedemütigt zurück. Wen kümmert´s?<br />

Die hohe musikalische Qualität der<br />

1745 in Versailles uraufgeführten<br />

Oper „Platée“ eröffnete Jean-Philippe<br />

Rameau bald darauf die Position<br />

des Hofkomponisten. Das moralisch<br />

fragwürdige „komische“ Sujet freilich<br />

stellt heutige Opernschaffende vor<br />

eine Herausforderung. Der expressive<br />

Regisseur Calixto Bieito brachte an<br />

der Staatsoper Stuttgart 2012 eine<br />

Neuproduktion heraus, die in ihrer Konzeption<br />

aktueller nicht sein kann: Der<br />

antike Sumpf wird zum urbanen Club,<br />

die verlachte Nymphe zur missverstandenen<br />

Dragqueen, die ihren Platz in der<br />

Gesellschaft sucht. *mas<br />

16. und 28.4., Staatsoper Stuttgart,<br />

Oberer Schloßgarten 6, Stuttgart,<br />

19 Uhr, www.staatstheaterstuttgart.de<br />

OPER<br />

Brokeback Mountain als Oper<br />

Ang Lees Verfilmung der nur 50-seitigen<br />

Kurzgeschichte „Brokeback<br />

Mountain“ von Annie Proulx gilt unbestritten<br />

als einer der bekanntesten<br />

modernen Queerfilm-Klassiker; aus<br />

Proulxs Feder stammt ebenso das<br />

Libretto zur Vertonung durch den<br />

im März 2020 verstorbenen amerikanischen<br />

Komponisten Charles<br />

Wuorinen, die 2014 in Madrid zur<br />

Uraufführung kam und aktuell am<br />

Stadttheater Gießen gespielt wird.<br />

Intendantin Cathérine Miville inszeniert<br />

das Drama eindringlich-unaufdringlich<br />

und spart nicht an Western-Klischees,<br />

was die Sprengkraft<br />

des Stoffes noch unterstreicht. Das<br />

unglückliche Liebespaar wird von Sebastian<br />

Noack als Ennis und Samuel<br />

Levine als Jack verkörpert, Fabrizio<br />

Ventura und Martin Spahr haben im<br />

Wechsel die musikalische Leitung<br />

über das komplexe Werk inne. *mas<br />

9.4., Stadttheater, Südanlage 1,<br />

Gießen,19:30 Uhr, weitere<br />

Vorstellungen: 29.4. und 12.5.,<br />

www.stadttheater-giessen.de<br />

FOTO: ROLF K. WEGST<br />

FOTOS: IAN WHALEN<br />

TANZ<br />

Alter Ego<br />

„Alter Ego“ – die stark vom Expressionismus der Filme<br />

„Nosferatu“ und „Metropolis“ geprägten Choreografie<br />

von Jacopo Godani, haben viele schon allein wegen der<br />

exzentrischen Kostüme im Gedächtnis behalten: Weite,<br />

fließende Gewänder, ausgestattet mit überdimensionierten<br />

Ellbogen- und Schulter-Konstruktionen, die den<br />

Tänzer*innen bei jeder Bewegung eine grotesk-insektenartige<br />

Körperlichkeit verleihen – „Alter Ego“ ist eine fantasievolle<br />

Neudeutung des eigenen Ichs. Godani verfolgt<br />

mit dieser Choreografie sein bekanntes künstlerisches<br />

Selbstverständnis und treibt die erweiterten Möglichkeiten<br />

des körperlichen Ausdrucks ins Extrem – mit Mitteln<br />

der Verfremdung, Verstärkung, Überzeichnung und Überhöhung.<br />

*bjö<br />

31.3. sowie 1. – 3.4. und 7. – 10.4. Bockenheimer<br />

Depot, Carlo-Schmid-Platz 1, Frankfurt,<br />

www.dresdenfrankfurtdancecompany.de

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