14.04.2022 Aufrufe

Kultursommer Rheinland-Pfalz 2022 "Kompass Europa: Ostwind"

Der Kultursommer lädt dazu ein, die Kunst und Kultur Osteuropas besser kennenzulernen. Nicht nur die EU-Staaten Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn, sondern auch Russland, Belarus, die Ukraine, Moldau, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Georgien und Aserbaidschan stehen dabei im Fokus.

Der Kultursommer lädt dazu ein, die Kunst und Kultur Osteuropas besser kennenzulernen. Nicht nur die EU-Staaten Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn, sondern auch Russland, Belarus, die Ukraine, Moldau, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Georgien und Aserbaidschan stehen dabei im Fokus.

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16<br />

KOMPASS EUROPA<br />

Der Zar wunderte sich über diese Rede und sagte: »Du bist der<br />

Klügste in meinem Reich, und ich will dich zum vornehmsten<br />

Manne machen; wenn du mir aber noch das vollbringst, was<br />

ich dir sagen werde, so sollst du mir wie ein Sohn sein.« Das<br />

Mädchen sprach: »Sage, Zar, was du sagen willst, und wenn es<br />

möglich ist, will ich mich bemühen, es zu vollbringen.« Der Zar<br />

sagte: »Heute in drei Tagen sollst du wieder hierherkommen.<br />

Wenn du kommst, sollst du reiten und nicht reiten, sollst mir ein<br />

Geschenk bringen und nicht bringen; alle, groß und klein, wollen<br />

wir herauskommen und dich empfangen, und du sollst die Leute<br />

dahin bringen, dass sie dich empfangen und nicht empfangen.«<br />

Die Hirtin ging zurück in ihr Dorf und gab den Bauern den Auftrag,<br />

drei, vier Hasen und zwei Tauben lebendig zu fangen. Die<br />

Bauern taten das.<br />

Am dritten Tag, als sie zum Zar gehen sollte, steckte sie<br />

die Hasen je einen in einen Sack, gab sie den Bauern zu tragen<br />

und sagte: »Wenn ich euch sage, ihr sollt sie loslassen, dann lasst<br />

sie los.« Sie selbst nahm die beiden Tauben, setzte sich rittlings<br />

auf eine Ziege und machte sich auf zum Zar. (…) Dann befahl sie<br />

den Bauern, vor den Augen der Leute die Hasen loszulassen. Sobald<br />

die das sahen, rannten sie fort, die Hasen zu fangen. Die<br />

Hirtin, die rittlings auf der Ziege saß, ging bald zu Fuß, die Ziege<br />

zwischen den Beinen, bald hob sie die Füße in die Höhe und ritt<br />

auf der Ziege.<br />

Als sie zum Zar hintrat, zog sie die beiden Tauben aus dem<br />

Busen und reichte sie ihm. In dem Augenblick, wo er die Hand<br />

ausstreckte, die Tauben zu nehmen, ließ sie sie los, und die Tauben<br />

flogen weg. Da sagte die Hirtin: »Du siehst, Zar, die Leute<br />

haben mich empfangen und nicht empfangen; ich bin geritten<br />

und nicht geritten; ich habe dir ein Geschenk gebracht und nicht<br />

gebracht.« Da sagte ihr der Zar: »Von heute an sollst du mir wie<br />

ein Sohn sein.« Sie aber flüsterte ihm ins Ohr: »Ich bin kein Bursche,<br />

ich bin ein Mädchen.« Der Zar, der nicht verheiratet war,<br />

nahm sie zur Frau. Und so wurde die Hirtin durch ihre Klugheit<br />

Zarin.<br />

Aus: Das große Märchenbuch. Gesammelt und mit einem Nachwort<br />

von Christian Strich, 2007, Diogenes Verlag AG Zürich (gekürzt)

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