moneytitel Tief gefallen, hoch gestiegen. Von Aktien, die zeigen, wie es geht, und von Papieren, die das Beste noch vor sich haben sollten. Und das in einer Zeit, in der es nach Ungemach riecht TITEL WO DAS FUNDSACHE: Man muss die Schätze nur suchen 8 Fotos: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>
von B. JOHANN, J. MASUHR, J. SENNINGER, D. REICHMANN Der Spritpreis steigt, Hamstern gehört zum guten Ton und der deutsche Bundespräsident hat in Kiew keinen guten Stand. Zu allem Überfluss fiel die Zinsstrukturkurve der USA Anfang April kurzzeitig in den negativen Bereich (siehe Kasten rechts). Eine inverse Zinsstrukturkurve ist kein Spaß, sondern kündigt nach Meinung von Beobachtern eine Rezession an. In dieser unsicheren Zeit setzt <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> auf gefallene Engel. Die Hypothese: Das Geld wächst in tiefen Regionen. Große Vorbilder. Wir analysierten Aktien, die 40 oder mehr Prozent an Wert verloren haben. In einer ersten Auswertung nahmen wir uns den Zeitraum seit 2017 vor. Starken Verlusten musste ein Aufschwung folgen. Eine deutsche und eine US-Aktie zeigen, wie das aussieht. Beispiel Bayer! Die Aktie (s. S. 10) fiel seit Juni 2017 von 121,93 auf derzeit 65 Euro. Das Papier hat sich nahezu halbiert. Seit Oktober 2020 legte der Aktienkurs 67 Prozent zu. Es fehlt nicht viel und 80 Euro werden INVERSE ZINSSTRUKTURKURVE Nervöse Anleger Die Zinskurve ist invers, wenn Renditen von kurzfristigen Anleihen (hier zwei Jahre) über denen von Anleihen mit längerer Laufzeit (hier zehn Jahre) liegen. Dies ist der Fall, wenn die Anleger nervös sind und einen Rückgang der kurzfristigen Zinssätze erwarten. Bis zu einer Rezession dauerte es einige Monate, der S&P-500-Index schlug sich bis dahin häufig gut (s. Tabelle u.). Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen minus der Rendite zweijähriger Anleihen, in Prozent 3 1 GELD Rezessionen 75 1980 85 90 95 2000 05 10 15 2020 –1 –3 Quelle: Bloomberg WÄCHST überschritten. Dort liegt das Kursziel von Analysten. Gegenüber dem Oktober 2020 würde der Anstieg dann einer Verdopplung entsprechen. Beispiel Schlumberger! Der Öldienstleister (s. S. 11) verlor an der Börse in den vergangenen fünf Jahren zeitweise über 80 Prozent an Wert. Seit März 2020 haussierte das Papier und machte über 200 Prozent Plus. So soll es sein – deftigen Verlusten folgt eine wahre Kursexplosion. Auch hier gilt: Die Reise muss noch nicht zu Ende sein. Bei beiden Aktien wähnen wir die Statistik auf unserer Seite. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> griff zum Beta-Faktor. Die Kennzahl sollte bei diesen Aktien unter eins liegen. Das Ziel: Ein niedriges Beta dämpft die Kursschwankungen. In einer fragilen Börsenphase sollten Schwächephasen nicht so stark wie bei Dax & Co. ausfallen (s. Kasten S. 10). Ein niedriges Beta muss kein Hinderungsgrund für weitere Kurssteigerungen sein. Die aus der Tiefe kommen. Dann gaben wir Stoff (s. S. 12). Wozu die Aktien von Bayer und Schlumberger fünf Jahre brauchten, schafften unsere acht Top-Favoriten in sechs Monaten – sie halbierten sich zum Teil. Anleger bekommen die Papiere damit zur Hälfte des Preises und haben nun die Chance auf 60 bis 100 Prozent Kursgewinn. Das klingt verwegen, allerdings gibt es gute Gründe: Die Unternehmen besitzen ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Zweistellige Steigerungsraten beim Umsatz in den nächsten beiden Jahren sind möglich. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: Mega-Umsätze wie im Jahr 2021 sind für Biontech dieses Jahr wohl nicht drin. Aber das Unternehmen hat noch andere Qualitäten. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong> Geringer Schaden Der Beginn einer inversen Zinsstruktur schadete dem Dow in den drei und zwölf folgenden Monaten meist wenig. In dem Analysezeitraum notierte er ein Jahr später im Schnitt gut zehn Prozent höher. Anzahl der Monate zwischen Umkehrung der Renditekurve und Beginn der Rezes sion 1978–2019 Monatsschlussstand des Dow Jones in Punkten Performance des Dow Jones 3 Monate später 1 Jahr später Aug 78 16 876,82 –8,87% 1,23 % Sep 80 10 932,42 3,38 % –8,84% Dez 88 <strong>18</strong> 2168,60 5,76 % 26,96 % Jun 98 33 8952,02 –12,39% 22,55 % Jan 06 22 10864,86 4,62 % 16,17 % Aug 19 20 26916,83 4,22 % 5,62 % Quellen: Statista, Financial Study Association Groningen, eigene Berechnungen 9