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Lebensart im Norden | Mai 2022 | Neumünster

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Im Spätsommer werden es zwölf Jahre. Ein Dutzend Mal habe ich<br />

dann buddelnd, schnippelnd, pflanzend und erntend die Jahreszeiten<br />

erlebt. Bis heute ist kaum ein Gartensommer vergangen,<br />

ohne dass mich jemand über Grillgut und kühlem Drink hinweg halb<br />

begeistert, halb mitleidig angeguckt und gefragt hätte: „Echt schön<br />

habt ihr das hier. Aber macht schon viel Arbeit, so ein Garten, oder?“<br />

Ich sag’s Ihnen: Wenn ich damals gewusst hätte, was da an Arbeit auf<br />

mich zurollt … Ich hätte es sofort wieder getan. Im Ernst. Ich schufte<br />

vor allem <strong>im</strong> zeitigen Frühjahr wie ein Pferd. So viel muss dann<br />

erledigt werden, bevor zum Sommer hin die gemütliche Zeit der lauen<br />

Abende mit Freund:innen, der faulen Lesenachmittage <strong>im</strong> Schatten<br />

des Apfelbaumes sowie der Gemüseausbeute beginnt: Büsche und<br />

Hecken müssen zurückgeschnitten werden, Schnittgut gehäckselt, der<br />

Kompost umgesetzt und gesiebt, die Beete vorbereitet … Ich könnte<br />

die Liste<br />

„<br />

noch lange so weiterführen. Und wissen Sie was? Ich liebe<br />

es. Während ich <strong>im</strong> Brotjob, den ich ebenfalls sehr gerne mache, den<br />

Großteil des Tages vorm Bildschirm sitze, darf ich in unserer grünen<br />

Hölle durchatmen und mich so richtig schön schmutzig machen.<br />

Während mir die Natur Jahr für Jahr aufs Neue Demut und Geduld<br />

beibringt. Denn eines habe ich in den zwölf Jahren gelernt: Am Ende<br />

wächst es sowieso anders als geplant.<br />

Während ich <strong>im</strong> Brotjob, den ich<br />

ebenfalls sehr gerne mache, den<br />

Großteil des Tages vorm Bildschirm<br />

sitze, darf ich in unserer grünen<br />

Hölle durchatmen und mich so<br />

richtig schön schmutzig machen.<br />

“<br />

Schöner scheitern<br />

Es ist nicht so, dass ich auf unserer Parzelle alles allein machen muss.<br />

Der Mann meines Herzens hilft, wo er kann. Und muss. Die Leidenschaft<br />

für den natürlichen Kreislauf, für alles, was gedeiht, blüht und<br />

uns <strong>im</strong> besten Falle auch noch richtig gut schmeckt, teilt er weniger in<br />

der Praxis als vielmehr <strong>im</strong> Geiste. Auf der Gartenliege. Er selbst nennt<br />

sich gerne „der Mann fürs Grobe“, bedient Gartenschere, Säge und<br />

Spaten ebenso willens wie versiert, wenn ich mit meiner Kraft nicht<br />

mehr weiterkomme. Das ist in Ordnung so. Ich versinke derweil gerne<br />

stundenlang in Büchern über Gemüse- und Blumenanbau, plane Beete<br />

und Gemüsekulturen, um am Ende einer Saison wieder einmal zu<br />

wissen: So geht also schöner scheitern! In dem einen Jahr sind es die<br />

Wühlmäuse, die mir das Gärtnerinnenleben schwer machen, indem<br />

die kleinen Untermieter Tulpenzwiebeln <strong>im</strong> gefühlten Gegenwert<br />

eines gebrauchten Kleinwagens wegfuttern. Dann wieder sind es die<br />

Nacktschnecken, die meinen Traum vom selbst gezogenen Kohlrabi in<br />

schmierige Schle<strong>im</strong>spuren verpuffen lassen. Der Garten lehrt: Irgendwas<br />

ist <strong>im</strong>mer.<br />

Frei nach Astrid Lindgren: Hier sitzen wir und haben‘s schön<br />

Idylle: Die Terrasse vor der Laube ist der richtige Ort für laue Sommerabende<br />

05.<strong>2022</strong> Anzeigenspezial lebensart 19

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