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Im Spätsommer werden es zwölf Jahre. Ein Dutzend Mal habe ich<br />
dann buddelnd, schnippelnd, pflanzend und erntend die Jahreszeiten<br />
erlebt. Bis heute ist kaum ein Gartensommer vergangen,<br />
ohne dass mich jemand über Grillgut und kühlem Drink hinweg halb<br />
begeistert, halb mitleidig angeguckt und gefragt hätte: „Echt schön<br />
habt ihr das hier. Aber macht schon viel Arbeit, so ein Garten, oder?“<br />
Ich sag’s Ihnen: Wenn ich damals gewusst hätte, was da an Arbeit auf<br />
mich zurollt … Ich hätte es sofort wieder getan. Im Ernst. Ich schufte<br />
vor allem <strong>im</strong> zeitigen Frühjahr wie ein Pferd. So viel muss dann<br />
erledigt werden, bevor zum Sommer hin die gemütliche Zeit der lauen<br />
Abende mit Freund:innen, der faulen Lesenachmittage <strong>im</strong> Schatten<br />
des Apfelbaumes sowie der Gemüseausbeute beginnt: Büsche und<br />
Hecken müssen zurückgeschnitten werden, Schnittgut gehäckselt, der<br />
Kompost umgesetzt und gesiebt, die Beete vorbereitet … Ich könnte<br />
die Liste<br />
„<br />
noch lange so weiterführen. Und wissen Sie was? Ich liebe<br />
es. Während ich <strong>im</strong> Brotjob, den ich ebenfalls sehr gerne mache, den<br />
Großteil des Tages vorm Bildschirm sitze, darf ich in unserer grünen<br />
Hölle durchatmen und mich so richtig schön schmutzig machen.<br />
Während mir die Natur Jahr für Jahr aufs Neue Demut und Geduld<br />
beibringt. Denn eines habe ich in den zwölf Jahren gelernt: Am Ende<br />
wächst es sowieso anders als geplant.<br />
Während ich <strong>im</strong> Brotjob, den ich<br />
ebenfalls sehr gerne mache, den<br />
Großteil des Tages vorm Bildschirm<br />
sitze, darf ich in unserer grünen<br />
Hölle durchatmen und mich so<br />
richtig schön schmutzig machen.<br />
“<br />
Schöner scheitern<br />
Es ist nicht so, dass ich auf unserer Parzelle alles allein machen muss.<br />
Der Mann meines Herzens hilft, wo er kann. Und muss. Die Leidenschaft<br />
für den natürlichen Kreislauf, für alles, was gedeiht, blüht und<br />
uns <strong>im</strong> besten Falle auch noch richtig gut schmeckt, teilt er weniger in<br />
der Praxis als vielmehr <strong>im</strong> Geiste. Auf der Gartenliege. Er selbst nennt<br />
sich gerne „der Mann fürs Grobe“, bedient Gartenschere, Säge und<br />
Spaten ebenso willens wie versiert, wenn ich mit meiner Kraft nicht<br />
mehr weiterkomme. Das ist in Ordnung so. Ich versinke derweil gerne<br />
stundenlang in Büchern über Gemüse- und Blumenanbau, plane Beete<br />
und Gemüsekulturen, um am Ende einer Saison wieder einmal zu<br />
wissen: So geht also schöner scheitern! In dem einen Jahr sind es die<br />
Wühlmäuse, die mir das Gärtnerinnenleben schwer machen, indem<br />
die kleinen Untermieter Tulpenzwiebeln <strong>im</strong> gefühlten Gegenwert<br />
eines gebrauchten Kleinwagens wegfuttern. Dann wieder sind es die<br />
Nacktschnecken, die meinen Traum vom selbst gezogenen Kohlrabi in<br />
schmierige Schle<strong>im</strong>spuren verpuffen lassen. Der Garten lehrt: Irgendwas<br />
ist <strong>im</strong>mer.<br />
Frei nach Astrid Lindgren: Hier sitzen wir und haben‘s schön<br />
Idylle: Die Terrasse vor der Laube ist der richtige Ort für laue Sommerabende<br />
05.<strong>2022</strong> Anzeigenspezial lebensart 19