Berghofer Blick 2022-2
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HISTORISCHES
1784 August 1: Wilmsmann, Vorsteher, und Wigermann, Kötter zu
Berghofen, geloben, dass die vom Hauptmann von Elverfeld genannt von
der Marck (als Besitzer des adeligen Gutes Berghofen) den Eingesessenen
der dortigen Bauerschaft erteilte Erlaubnis, mit der gemeinen Schweins-
Trifft auf den von der Feldfrucht entblößten Ländereien hüten zu dürfen,
dem Besitzer und seinen Nachfolgern niemals zum Präjudiz ausgelegt
werden soll.
1785 Mai 20: Zur Abtragung der Dorfesschulden und der Kosten
der Gemeinheitsteilungen (siehe 1769) findet ein Verkauf Berghofer
Parzellen statt.
1786: Es wird die Zeche „Vereinigte Himmelfahrt und St. Martin“
erwähnt, die aus älteren Zechen zusammengelegt worden ist. Ein
selbständiger Betrieb ist bis 1836 nachweisbar, vermutlich gehört die
Zeche später zur Zeche Vereinigte Bickefeld Tiefbau. Das Grubenfeld
gelangt 1920 zur Zeche Admiral.
1786 Juni 24: Das Bauernhaus Berghofer Straße 158 wird erbaut, die
Erbauer sind Johan Henrich Gockel und Catharina Elisabet Sträter.
1787-94: Eine Kunststraße (eine Chaussee) von Hagen/Herdecke
nach Unna wird errichtet, die nun in Berghofen den Namen Wittbräucker
Straße trägt. Seither transportieren Berghofer Bauern die Berghofer
Kohlen über diese Straße nach (Unna-)Königsborn zur Saline. Bald
entstehen mehr als ein Dutzend Sandsteinbrüche an der Chaussee.
Zunehmend übernehmen Fuhrleute die Transporte.
Friedrich Wilhelm II.,
preußischer König
(1744-1797)
1788 Juni 7: Der
preußische König Friedrich
Wilhelm II. besucht auf
seiner Reiseroute von
Berlin über Westfalen nach
Apeldoorn die aufblühenden
Wirtschaftsorte der
Grafschaft Mark. Auf
seinem Weg von Hamm nach
Westhofen hat er wohl auch
Berghofen passiert.
1788: Die Gewerken
der Zeche Feldbank gehen
daran, den Bergbau in
den Bereich des Hauses
Berghofen vorzutreiben. Die
Eigentümerin des Hauses,
die Freifrau von Elverfeld, fürchtet, das Haus könne Schaden nehmen
und die Wassergräben könnten trockengelegt werden. So versucht sie,
den Kohleabbau im Bereich des Hauses gerichtlich stoppen zu lassen.
Die Bergleute berufen sich aber auf das Bergrecht, das ihnen den Abbau
gestattet. Leider ist nicht überliefert, wie der Prozess ausgegangen ist.
1789 Juli 14: Auf dem Erbentag in Unna wird Berghofen durch
den Hauptmann Freiherr Friedrich Sigismund Caspar von Elverfeld zu
Berghofen vertreten, der zwar nicht auf dem Hause Berghofen wohnt,
es aber zu eigen besitzt. Die westfälischen Erbentage knüpfen an die
alte volkstümliche Selbstverwaltung in der Grafschaft Mark an, die
auch die Reformpläne des Freiherrn von und zum Stein beeinflusst
haben. Auf den Erbentagen sind die freien Eigentümer vertreten,
auch wenn sie bäuerlicher Herkunft sind. Sie beschließen über die
Kontributionsrechnungen (Gemeindesteuerrechnungen) des Vorjahres,
über den neuen Etat, über Siedlungsangelegenheiten, Feuerlöschwesen,
Steuernachlässe und Unterstützungen.
1790/92: Bau der befestigten Straße von Essen
nach Soest als Teil der Köln-Berliner-Straße, die
Berghofen am Nordrand des Ortes durchquert.
Die Straße wird dann als preußische Poststraße
genutzt. Der Postmeilenstein an der Haltestelle
„Emschertor“ an der Hermannstraße im Bickefeld
„Cöln 12 Meilen“ erinnert an die Postkutschenzeit.
Grenzstein
„Haus Berghofen“
an der Stadtgrenze
Schwerte
1798: Mit einem
Grenzgraben und
Grenzsteinen wird die
Grenze zwischen Haus
Berghofen, zu dem
etwa 500 Morgen Land
gehören, und der Stadt
Schwerte gekennzeichnet.
Der Graben und zwei
Grenzsteine sind heute
noch zu sehen und
markieren nun die Grenze
zwischen Dortmund und Schwerte.
Postmeilenstein
an der Haltestelle
„Emschertor“
um 1800: Etwa in diese Zeit lässt sich die Zeche Charlottes Ruh
datieren, die später zur Zeche Admiral gehört.
1807: Der Maurermeister Adolf Mohrenstecher aus Gummersbach
lässt sich an der Straße von Berghofen nach Schwerte unmittelbar an
der Schwerter Grenze nieder. Er betreibt Maurerhandwerk, Holzhandel
und Gastwirtschaft; bis 1859 wachsen die Ländereien des Unternehmens
auf mehr als 21 Hektar an. Seine Enkelin heiratet 1864 Adolf Nathe aus
Aplerbeck. Neben dem landwirtschaftlichen Großbetrieb wird später die
Brennerei Ernst Nathe betrieben.
1809: Durch die napoleonischen Eroberungen werden – nach der
Auflösung des seit dem Mittelalter bestehenden Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806 – eine Reihe von französischen
Vasallenstaaten neu gebildet. Berghofen gehört nun zur Munizipalität
(Bürgermeisterei, Verwaltungsbehörde) Aplerbeck, Kanton Unna,
Arrondissement (Bezirk) Dortmund des Großherzogtums Berg. Die
Franzosenherrschaft bringt das fortschrittliche französische Recht.
Formal werden die Standesunterschiede beseitigt. Die Lehns- und
Pachtherrschaften werden aufgehoben und eine Bauernbefreiung
durchgeführt. (Berghofens Bauern haben noch zum Haus Berghofen,
zum Stift Clarenberg in Hörde, zum Armenfonds der Stadt Dortmund,
zur Dortmunder Marienkirche, zum katholischen Pfarramt Herbede, zum
katholischen Pfarrfonds Dortmund, zum Dortmunder Gymnasium und zur
Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte in Abhängigkeit gestanden.)
Im neuen Staat sind hohe Steuern und Zölle zu zahlen. Jeder Mann, der
keinen Ersatzmann stellen kann, unterliegt vom 20. bis 25. Lebensjahr
der Wehrpflicht. So sind auch Berghofer an den Eroberungskriegen
Napoleons beteiligt. Vor dem neuen Haus des Giesbert Friedrich Gockel
(an der Kreuzung der Berghofer Straße und Wittbräucker Straße) wird
ein Schlagbaum errichtet, an dem Wegezoll zu zahlen ist. Gockel wird
„Barriereempfänger“ und kassiert Wegezoll. Es ist nicht zu ermitteln, ab
wann er auch als Wirt in diesem Hause tätig ist. Die Gaststätte erhält
später den Namen „Wilhelmshöhe“. An gleicher Stelle steht derzeit das
Restaurant „Pfeffermühle“. Gockel wird auch als Heeresversorger der
napoleonischen Truppen tätig.
um 1809: Mit Michel Meyer, der zuvor in Schwerte und Hörde gelebt hat,
zieht erstmals nachweislich ein Jude nach Berghofen. Die Juden können
nun im Großherzogtum Berg ihren Wohnsitz frei wählen. 1847 leben dann
zehn Juden in Berghofen. Sie gehören zur Synagogengemeinde Hörde.